Dr. G.A. Caspar, Marienburger-Straße 10, 30938 Burgwedel, Tel.05139/4413
Sehr geehrter Herr Menzel, nach Besuchen und anderer Vorhaben komme ich endlich dazu, die ihnen zugesagten Details aus meiner Erinnerung zu schreiben. Vorab meine Anerkennung zu Ihren Beitrag in dem von der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung herausgegebenen Band „Soldaten an der Elbe“. Von mir aus folgen nur zwei Ergänzungen: über die Panzersperren und zum Jugendeinsatz bei den Endkämpfen in Magdeburg. Die Luftverteidigung sowie die Monate April-Juli in Magdeburg sind bisher im Vergleich zu anderen Städten noch zu wenig beschrieben, das gilt insbesondere auch für den Sammelband Herausgeber H. Puhle Magdeburg 805-2005. Nun kommt es für Sie und Ihren Mitarbeitern darauf an, belegbare Faktendarstellungen zu haben. Für den Luftkrieg empfehle ich den jetzt erschienenen Beitrag von Horst Boog im Band 10 in der nun abgeschlossenen Reihe des Militärgeschichtlichen Forschungsamts „Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg Deutschland.“ Zu beiden Werken sind wichtige Zahlenangaben, bei Boog besonders die Würdigung der Flakwirkung in Vergleich zur Tag- und Nachtjagd, die letzteren konnten direkte Abschüsse besser nachweisen, die Flak wirkte nachhaltig auch durch Beschädigung der Angriffsflugzeuge, die zu dem in große Höhe und ungenauen Abwurf gezwungen wurden. Die Zahl und Lage der Batterien nannte ich Ihnen bereits, einige Besonderheiten der Batterie 205/IV folgen auf besonderen Blatt. Zudem schrieb ich zum Fortschritts-Nachtrag: Zu Vergangenheit und Gegenwart der Wilhelm-Raabe-Schule in Magdeburg(erschienen 1995 Erziehungswissenschaftliches Institut der Otto von Gericke Universität) einen Beitrag „Zeitgeist-Distanz-Ablehnung. Schulleben und Bewusstseinsprägung der „Flakhelfergeneration an der Wilhelm-Raabe-Schule“, dort sind zitierfähige Details aus der Luftwaffenhelferzeit zu finden. (Sofern das Heft in den Institut nicht mehr auffindbar ist, kann Ihnen Werner Lehmann den Artikel eventuell ausleihen). Weitere „Memoria“ kann und will ich nicht schreiben, dazu bin ich zu unwichtig und will weder mich entlasten und herausheben, noch andere belasten. Zur Geschichte des Werders gibt es in der Stadtbibliothek ein Manuskript des damaligen Studienrats J. Daehring mit Details über die Zeit April-Juli 1945, ein Manuskript-Exemplar mit meinen Bemerkungen besitzt unsere Hauseigentums-Nachfolgerin Elke Zöffzig, Gartenstraße 12, Tel. 54/4020, sie wird vermutlich bereit sein, Ihnen Einblick zu gewähren. Mein wichtigster Einwand zu Ihrer Darstellung der Endkämpfe betreff die vom Bannführer Zwanzig, genannte zahl von 800 jugendlichen Kämpfern, der diese Zahl ungepfrüft übernahm. Gellermanns 1.Auflage „Armee Wenck habe ich 1985 in den Militärgeschichtlichen Mitteilungen(Halbjahreszeitschrift des MGFA) sehr negativ besprochen, stimme aber aus eigener Kenntnis(1972 bei einer Veranstaltung aneinem Tisch mit General Wenck sitzend) der positiven Wertung dieses Generals zu. Viele anderen Angaben Gellermanns halten einer Wertung des militärischen Ablaufs nicht stand. Wenn 800 Jugendliche der Jahrgänge 1928-30 an den Endkämpfen teilgenommen hätten, wären das alle damals in der Stadt wohnenden dieser Jahrgänge gewesen, das kann nach meinem Erleben nicht stimmen: 1. Aus meinen Schuljahrgang waren nur zwei an den Kämpfen beteiligt: R.M.(Sohn eines gefallenem SA-Standartenführers) starb in sowjetischer Gefangenschaft. B.G. musste infolge eines Beckenschusses lebenslang am Stock gehen. Von weiteren Verlusten und Einsätzen habe ich nie gehört. 2. Von meinem Schuljahrgang waren im April 1945 nur noch weniger als zehn in der Stadt, die meisten waren bereits im RAD(Reichsarbeitsdienst) oder zur Wehrmacht einberufen, da ich mich(auf Rat meines Vaters, nicht zur Waffen-SS zu kommen) bereits zum Herr gemeldet hatte und war deshalb eher als die anderen gemustert worden, die späteren Musterungen ergaben eine frühere Tauglichkeit. 3. Auf dem Bahnhof stand der Zug zur Altmark am 11.4.1945 stundenlang ohne Lokomotive(diese war durch US-Tiefangriffe zerstört), ich traf gleichaltrige Schulkameraden(HJ-Führer) mit dem gleichen Ziel des genannten RAD-Lagers. Wir waren uns einig: „Das Leben muss weitergehen, Schluss mit weiteren Zerstörungen.“ Das war auch in der Jugend die vorherrschende Meinung ab Februar/März 1945. Der Zug fuhr nach dem sogenannten Feindalarm gegen 17:00Uhr nicht mehr ab. Zu Hause freute sich meine Mutter und ältere Schwester über meine Rückkehr. 4. Ebenso wie meine Jahrgangskameraden wurde ich nicht zum Volkssturmeinsatz oder vorheriger Ausbildung aufgefordert, dass alles stand nur auf dem Papier. Auf dem Werder traf ich während der Kämpfe zwei Alterskameraden(wie ich zuvor untere Jungvolkführer), die ebenso wie ich nicht am Volkssturm teilnahmen. „Drückeberger“ waren wir nicht, wir trafen uns bei Hilfsmaßnahmen wie Brotverteilung, Feuerlöschung und Wohnungsräumungen. Weitere Details auf folgenden Seiten. Entschuldigen Sie die Schreibschrift. Am Computer vertippe ich mich aus Altersgründen ständig.
Mit freundlichen Grüßen Dr. G.A. Caspar
1. Details zur 8,8cm Heimatflak-Batterie 205/IV(LemsdorfLadenhof) Etwa 800m nördlich der Batterie-Stellung(jetzt Gagarin- und Hermann Hesse-Straße) befand sich ein Barackenlager für Ostarbeiter des Krupp-Gason-Werks. Die Baracken glichen unseren Unterkünfte, vielleicht dichter belegt. Einen unterernährten Eindruck machten die Männer und (zum Teil hübschen) Frauen nicht, allerdings hatten sie ohne Zugang zu Bunkern und Kellern eine panische Angst bei Fliegeralarm, natürlich wollten sie kurz vor dem Ende nicht noch Waffenwirkung der eigenen Seite zum Opfer fallen. Im Herbst 1944 befürchtete die Flakführung einen Aufstand der Ostarbeiter, eventuell mit abgeworfenen Kampfmitteln bewaffnet. Zusammen mit anderen Kameraden wurde ich zu einer sogenannten Flakkampftruppe an der 2cm Flak und an Beutewaffen ausgebildet. Zum Glück kam es nicht zu Zwischenfällen. Wir sprachen später oft darüber, wie wir als 16jährige bei einem Kampf „Auge“ in „Auge“ mit verzweifelten Menschen gehandelt hätten. Anonymes Flakschießen war anders. Eines Nachts gegen 2.00Uhr Ende November/Anfang Dezember1944 wurden wir alarmiert : kein Luftalarm, sondern Befehl, die gesamte Munition(je drei Granaten mit Kartuschen im Korb von ca. 50kg) der Batterie bis auf einen Rest von zehn Schuss pro Geschütz(zur Selbstverteidigung, wie es hieß) zum Abtransport auf bereitgestellte LKWs zu verladen. Warnung nichts davon zu erzählen, wurde damals befolgt. Ob dieser Munitionsantrag für alle Flakbatterien um Magdeburg galt, wissen wir nicht, aber wir erlebten fortan kein schießen der Flakgruppen mehr. Auch bei Zielerfassung gab es keinen Feuerbefehl. Unsere Batterie wurde Ende Dezember zur Verlegung an die Front vorgesehen, ob die Planung auch andere Batterien der Flak betraf, wissen wir nicht. Jedenfalls trafen wir bei uns sogenannte flakverwendungsfähige Einberufene des Jahrgangs 1927 ein, beginnend nach Weihnachten 1944(oder Neujahr 1945). Das wurde ein jämmerlicher Haufen: Magenkranke, Teilbehinderte, auch Analphabeten. Diese hatten wir in unsere Funktionen einzuweisen, es hieß damals noch, Luftwaffenhelfer sind nicht an der front zu verwenden. Dementsprechend wurden wir am 12.Januar 1945 entlassen(ich konnte einen Koffer voller Kommissbrot, mitnehmen, gut nach schlechter Brotversorgung nach dem 16.Januar 1945 zu gebrauchen). Bei der letzten Entlassung am 14.Januar 1945 kam das Gerücht nach einem Gegenbefehl zu unserer Entlassung auf, der Batteriechef habe aber gemeldet: „Sie sind schon entlassen!“ Die Batterie(mit vermutlich neuer Munition) kam etwa ab 20.Januar 1945 an die Ostfront, in den letzten Januartagen wurden sie von der Roten Armee überrollt(bei Zielenzig, ostwärts Frankfurt/Oder) ohne geschossen zu haben. Der Chef, der Batteriewachtmeister(Spieß) und einige Unteroffiziere entkamen der Gefangennahme. Andere Flakhelfer in Magdeburg wurden später entlassen. Über einen Flakhelfer-Einsatz im Erdkampf ist uns nichts bekannt, gab es wohl auch nicht. 2. Endkämpfe und erste Besatzungsmonate im Miterleben des Stadtteils Werder Panzersperren: zusätzlich zu Ihrer Karte eine Sperre am Ortsrand der Hindenburgbrücke(dort sah ich provozierend langsam arbeitende Ausländer, die Bewachung ließ das durchgehen, mit kam der Gedanke: abbauen müssen wir aber schneller), am Westrand der Langen Brücke und südlich über der Zufahrt Heereszeugamt und Stadtpark, dort war ich tagelang am Abbau mittätig. Der in Wellen mit langen Pausen durchgeführte Luftangriff am 17.April 1945 diente wohl der Sperrung des innerstädtischen Verkehrs. Es wurden unter anderem besonders schwere Bomben eingesetzt, unser Keller wankte wie nie zuvor. Später beobachtete Einschläge dieses Angriffs: Berliner Chaussee nördlich der jetzigen Bördehalle. Westzugang der Langen Brücke, südlich davon und westlich der Zollbrücke. Ulrichstraße: Straßenbahnkreuzung zur Otto von Gericke-Straße. Beispiel von Waffenwirkung auf unseres Grundstücks(3mStreifen westlich und nördliches zusammen 900 Quadratmeter) am 16.Januar 1945 sechs Stabbrandbomben zum Teil Fassade mit Garten, Haus auf der Südseite und übernächste Häuser nördlich ausgebrannt. US-Artilleriebeschuss am 17. und 18.Januar 1945 jeweils nachts: ein Meter tiefer Trichter und Abriss einer Hausecke am Eingang. Südfassade angeschlagen, gemildert durch Wand des ausgebrannten Nachbarhauses. US-Granatwerfer bis Ende April, insgesamt sieben Einschläge Dach und garten. Gewehrfeuer vom Westufer der Elbe zum Beispiel als ich aus einem Fenster des Obergeschosses die gesprengte Brücke betrachten wollte, krachte es sofort mit Einschlägen im Zimmer. Erste Besetzung: US-Infanterie zu Fuß am 3.Mai1945, nach dem wir lange auf den Übergang gewartet hatten, es waren auch Franzosen im Jeep zusehen(so auch Heidelmaier). Überraschend für uns am 5.Mai 1945 erste Russen, ungeübt auf Fahrrad fahrend; dann durch Ausruf oder Anschlag Aufforderung: alle Männer zwischen 17 und 45 Jahren am 7. oder 8.Mai 1945(mit Sicherheit, es war mein 17 Geburtstag) mit Gepäck zum auswärtigen Arbeitseinsatz zu bestimmter Uhrzeit am Heumarkt(damalige Friedrichstadt) melden. Das ignorierte ich, ebenso andere meines Alters, sogar einzelne Ältere(wie ich beim späteren Arbeitseinsatz feststellte). Sicherheitshalber zog ich meine sieben Jahre alte kurze Lederhosen an und schnitt mir meine Haare kürzer. Als ich ein paar Tage später eine Streife von Rotarmisten die Häuser kontrollierten(Wo Mann?), ging ich zu r Erleichterung meiner Mutter als Schuljunge durch. Nach einigen Tagen selbstverordneten Hausarrestes nahm ich(wie meine Schwestern) als arbeitsfähiger an den für alle gültigen Trümmerarbeiten teil. Die Einteilung der Gruppen wurde um 5:00Uhr morgens(Moskauerzeit 7:00Uhr) in der Seestraße organisiert vorgenommen, einige Tage später, nur für den Werder in der Weidenstraße. Zum außergewöhnlich schlechten Ansehens des als Oberbürgermeister Magdeburg-Ost eingesetzten ostpreußischen Kommunisten Trumpa: Bei der Arbeitsgruppen-Einteilung in der Weidenstraße(Werder) erlebte ich wie Tr. mit einem requirierten PKW und seiner Mätresse heranfuhr und aus nicht erkennbaren Anlass den beauftragten Sprecher anbrüllte, es gab allgemeine Empörung dazu. Viele Tage lang hatte ich in einer Arbeitsgruppe an den Bombentrichtern und Panzersperren vor der Langen Brücke zu arbeiten. Währenddessen kamen immer wieder Kolonnen von ehemaligen „Ostarbeitern“, die über eine Pontonbrücke südlich der Sternbrücke und der Gr. Stadtmarch zurückgeführt worden. Wir empfanden mit Verständnis deren höhnische Freude über unsere Arbeiten, waren aber entsetzt über den gezeigte Hass gegen uns: Symbolisches Spruch und Steinwürfe. In den ersten Besatzungstagen war es möglich, am Elbufer durch Rufen mit Angehörigen auf dem Westufer Informationen auszutauschen, so mit unserem Vater, der von der Schulevakuierung zurückgekehrt, durch die Elbe von uns getrennt war. Der Zugang zur Elbe wurde dann von der sowjetischen Besatzung verboten. In Juni versuchte ich, an einer auf Umwegen vereinbarten Stelle und Zeit wieder Kontakt mit meinem Vater herzustellen/aufzunehmen. Als ich mich kurz durch die Schleusenstraße dem Elbufer am Gr. Stadtmarsch näherte, trieb mich ein Rotarmist den Verschluss seiner Kalaschnikow durchladend die Schleusenstraße zurück und entließ mich mit Fußtritten in die Stadtparkstraße(Ein harmloses Beispiel des Wirkens der sowjetischen Besatzung). Die damalige Stimmung in der Bevölkerung, besonders der Jugend, war hoffnungslos schlecht. Wir befürchteten eine endlose Zeit der täglichen Trümmerarbeit mit leeren Magen. Die spätere rasche Trümmerbeseitigung und die wirksame Normalisierung und Wiederaufbauleistungen hätten wir allenfalls erhofft, wenn das Gerüchte zufolge doch noch zur westlichen Besatzung käme. Es gab aber auch ermutigende Stimmen: Unsere Arbeitsgruppe leitete ein fast 60jähriger Rechtsanwalt, der in der Arbeitspause gezielt über seine Erfahrungen mit der schnellen Normalisierung nach der Inflationszeit 1923 berichtete. Als auf einem LKW deutsche Kriegsgefangene unter Bewachung an uns vorbei fuhren, begannen zwei britische Mädchen aus unserer Gruppe an zu weinen. Der Anwalt ermahnte sie: Hört auf, ihr macht es denen nur noch schwerer(Dieses zu den heute kaum nachzuvollziehenden Stimmungen der Umbruchszeit). Am 15.Juni 1945 wurde die sogenannte Friendship-Bridge(Friedensbrücke) für den allgemeinen Verkehr geöffnet, die Verwaltung Trumpa verschwand spurlos, mit der Stadtverwaltung des OB Bär und einer geordneten Besatzungsführung begann eine Normalisierung, die im Rückblick als erste Wiedervereinigung erlebt wurde.
29.9.08 (Telefongespräch) zwischen H. Menzel und Dr. Caspar „kurze Ergänzungsinformation“
Ecke Lingnerstraße(Werder) Volkssturmzentrale Gartenstraße Am 18.4.1945 (Nordbrücke) gesprengt. Hier waren auf dem Werder nur noch wenige deutsche Wehrmachtssoldaten dabei, kein Volkssturm. Volkssturm verteidigte Werder erst, als Wehrmacht nach Osten abrückte, mit Granatwerfer etc. Dr. Caspar(Zeitzeuge) kannte Frau Gutsche von Werder noch ganz genau. Sie war später Studienrätin. Caspar war dabei, als Frau Gutsche mit Eimern von Klein Werder Speiseöl holte. Er war damals 17 Jahre alt.
Reinschrift R. Schulze
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Wie schon an anderer Stelle, hat auch Herr Dr. Capar bestätigt, dass Gellermann mit den 800 HJ-Jungen daneben lag, weil er wahrscheinlich unkritisch die Zahl übernommen hat. Trotzdem finde ich sein Buch in der letzten Auflage bei aller Kritik lesenswert. MfG Rüdiger
Es gibt aber berechtigte Hinweise, dass der Bannführer Zwanzig tatsächlich sehr viele HJler zusammengetrommelt hatte. Allerdings nicht allein aus dem Bann 26 sondern von überall her. Doch dazu später mehr, wenn weitere Dokumente abgetippelt sind.
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Guten Abend Magado2, das mit den Briefen von Voigt an Gelermann(ca.70 Seiten wird noch etwas mehr Zeit in Anspruch nehmen) diese in Reinschrift zu setzen. es sei den, da diese in einem Zustand(Schreibmaschinenschrift leicht verbleicht) ins Forum gesetzt werden? In diesem Sinne Gruß Teddy
Es wurde ja im besagten Buch der Eindruck erweckt, dass die 800 Hitlerjungen aus Magdeburg kamen. Sicherlich bestand die Möglichkeit durch die Auflösung diverser Wehrertüchtigungslager noch eine stattliche Anzahl zusammen zu bekommen. Ob allerdings die Zahl 800 der Realität im April 1945 nahe kommt, bleibt abzuwarten. Vielleicht läßt sich das, Magado, an den Dokumenten festmachen, welche noch nicht abgetippt sind. Wünschenswert ist es auf alle Fälle. Interessant auch der Hinweis, die Aufstellung des Werwolfes sofort zu stoppen, ehe der Befehl von Dönitz am 5.5.45 kam . Daher gibt es ja wahrscheinlich auch keine Nachweise über erfolgte Werwolfaktionen in unserem Beritt, denn wenn keiner aufgestellt wurde, kann es auch keine Aktionen gegeben haben. Anders verhält es sich wohl mit dem Freikorps ,,A. Hitler" MfG Rüdiger
Im Briefwechsel Voigt -Gellermann ist nichts weiter dazu drin. Geht mann davon aus, dass Bannführer Zwanzig von überall her die HJ-Reserve zusammentommelte um si im Volkssturm MD zu integrieren, dann können unmöglich 800 zusammen gekommen sein. Wie Dr. Caspar richtig schrieb, niemals allein aus MD. Wenn mann die Zahl halbiert, dann erscheinen 400 auch noch sehr hoch. Fest steht aber, dass in und um MD doch mehr als gedacht im Einsatz waren. Aber wenn ich alle in Frage kommenden Fakten zusammenfasse, weden auch keine 400 im Einsatz gewesen sein.
Diese Frage wird sich wohl über 70 Jahre danach nicht wirklich aufklären lassen. Die überlieferten Aussagen sprechen dennoch für sich, und es läßt sich daraus auch ein Bild rekonstruieren....
PS: Über das Freikorps A.H. gibt es Angaben!
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Was die Feststellung betrifft, dass 70 Jahre nach Kriegsende kaum noch Licht ins Dunkel zu bringen ist, was die genaue Anzahl der besagten Hitlerjungen anbelangt, stimme ich Dir zu, Magado. Außer, es gibt mal wieder eine Sternstunde. Aufschlussreicher wäre eben für mich, ob es im besagten Briefwechsel Hinweise über Aktionen des Freikorps ,,A. Hitler" gibt. MfG Rüdiger
Ja, die gibt es sogar in 2 dicken Ordnern, aber nicht zusammenhängend, eher verstreut in Einzelangaben. Die werde ich zu gegebener Zeit herausfiltern.....
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18. April 1945, Interview, Maj. Chris NMI McCullough, Bataillons-Kommandeur, 3. Bataillion, 120. Infanterie bei Magdeburg, Deutschland, mit Lt. Henderson. Wir begannen unseren Angriff auf Magdeburg (100980) um 1515B, 17.April nach einem ungeheuren Luft und Artillerie-Schlag, ein gigantischer Angriff. Unsere Vorstoßtruppen auf der Ablauflinie (die Autobahn bei 660059) konnten die letzten Aktivitäten der Flugzeuge beobachten, als diese die Stadt verließen. Die Kampfbomber flogen nordwärts über unsere Vorstoßzone und stiegen an unserem ersten Ziel Harold (663048) auf. Kompanie K sendete einen Zug zum Ziel Harold, das 2. Zug, kommandiert von Lt. Sheen. Der Vorstoß wurde von unseren eigenen 81mm Mörsern begleitet, abgefeuert von der anderen Seite der Autobahn. Wir sicherten da Ziel um 1540B, ohne auf Widerstand zu stoßen. Dies war die eigentliche Startposition für den Angriff auf die Stadt. Der Plan für das Bataillon war es, dass Regiment beim Angriff auf Magdeburg anzuführen und dafür die Hauptstraße von 660059 bis 673005 als Vorstoßachse zu nutzen. Unser Regimentssektor war sehr breit, viel zu breit um von einem Bataillon abgedeckt zu werden. Wir stürzten durch die Mitte, mehr oder weniger unsere Flanken ignorierend. Unser eigenes Bataillon deckte eine Front von 800 Yards ab, was eindeutig zu groß zwischen den Schutt gefüllten Straßen und hohen Gebäuden war. Wir griffen mit 2 Kompanien nebeneinander an, l auf der Linken und l auf der rechten Seite. Jede Kompanie hatte l Zug Panzer und l Zug Panzerzerstörer zur Unterstützung. Sobald der Zug von Kompanie K bei Harold in Position war, begaben sich die 2 Züge Panzerzerstörer dahinter und bereiteten sich vor auf das Ziel zu feuern. Wir hatten einen M-8 mit einem Lautsprecher, welchen der Gegner sofort mit einer Anti-Panzer-Waffe angriff, sobald wie wir es nutzen wollten. Während des gesamten Angriffs half es uns nur sehr wenig, da es zu leise war. Trotzdessen gelang es uns die Zivilbevölkerung damit zu kontrollieren und zu überzeugen in den Kellern zu bleiben. Wir kamen sehr gut voran bis wir 665035 erreichten, wo wir anfingen stark bebautes Gebiet zu betreten, ab dort begannen wir Artilleriefeuer auf uns zu lenken. Außerdem waren Gebäude in unserem Weg, durch die unsere Panzer nicht hindurch fahren konnten. Sie mussten um sie herum manövrieren. Entlang der Hauptstraße, welcher wir folgten, lagen überall alte Schutthaufen. In einigen dieser Haufen hatten sich Maschinen-Gewehr-Stellungen eingegraben. Es war nahezu unmöglich zu erkennen in welchen Haufen sie steckten. Die Straße verläuft gerade und eben für gute 4000 Yards. Es war fast Selbstmord die Straße entlangzulaufen, während der Feind seine Maschinengewehre auf uns abfeuerte. Scharfschützen gab es reichlich, vor allem in einem Sektor. Sie positionierten sich immer im 2.Stock oder höher, von wo aus sie mit geringer Chance auf Entdeckung schießen konnten. Kompanie L traf auf den meisten Widerstand und musste so mehr kämpfen und gegen den Feind aufwenden, es gab 2 Straßenblockaden, die uns entlang unseres Weges entgegensetzten. Die erste bei 668039 war eine körperliche Barriere, gut gedeckt durch automatisches Feuer und Panzerfäusten. Die 2. Bestand aus zwei 75mm AT-Gewehren bei 669026, welche das Feuer eröffneten kurz nachdem ich sie entdeckt hatte und General Harrison gerade durch das Fernglas zu ihnen schaute. Es waren 2-!äufige Gewehre, eines auf jeder Seite der Straße. Keines war getarnt. Die erste Straßenblockade war die Hölle, l Maschinengewehr setzte uns ganz besonders zu und unsere Truppen mussten ganz schön einstecken. Der Vormarsch auf die Stellung wurde durch Sperrfeuer begleitet. Unser Vordringen war auch ein Signal für die gegnerische Artillerie um auf uns das Feuer zu eröffnen. Ich dachte die Probleme würden vom Fluss kommen, zu welchem unsere Flanke frei lag. Stattdessen kam es aus dem Zentrum unserer Zone. Das unser Vormarschgebiet eine Hauptversorgungsroute war erschwerte unsere Aufgabe um das Doppelte. Der Feind verteidigte sie mit allen Mitteln. Um 2000B war kein Weiterkommen abzusehen und Oberst Purdue befahl dem I.Bataillon rechts an unsere Seite zu kommen. Das l Bataillon schloss zu uns auf und wurde dann aber auch ausgebremst. Um 2100B stellten wir alle Bemühungen für den Tag ein. Wir sicherten eine Linie von 665029 bis 672031 und nordwärts bis 671036. Wir hatten 143 Gefangene gemacht und 23 Männer verloren. Das war der höchste Verlust seit unserem Kampf in den Ardennen. Wir haben eine bunte Mischung an Feinden angetroffen und festgenommen, von Kindern bis hin zu alten Männern. Da waren Soldaten, Feuerwehrleute, Polizisten. Wir nahmen auch 2 bewaffnete Sanitätsoffiziere gefangen. Um 2300B erhielten wir den Befehl den Angriff am folgenden Morgen fortzuführen mit 3 Bataillonen Seite an Seite. Das eine zu unserer Rechten und das andere zu unserer Linken. Die Nacht war ziemlich ruhig. Um 0015 versuchte eine 10-Mann Patrouille der Deutschen bei der Stellung von Kompanie L durchzubrechen. Ihre Versuche wurden aufgehalten und die Gruppe zerstreute sich. Während der Nacht strukturierten wir die Truppen um und reichten Männer von Kompanie K durch zu Kompanie L. Am Morgen des I8.April liefen die Dinge erst langsam an. Die traf vor allem auf der rechten Flanke zu. Der linke Sektor wurde weniger herausgefordert als der Rechte und Kompanie L konnte in 31 Minuten um 3 Blöcke vorstoßen, während Kompanie K nur einen Block weiter kam. Um 0910 erreichten unsere Truppen die AT-Stellung bei 669026, die feindlichen Verteidigungsstellungen kollabierten schnell. Von dort zogen wir in Richtung Fluss, langsam natürlich, da es viele Gebäude zu durchsuchen gab, allerdings trafen wir auf keine Gegenwehr. Kompanie L erreichte den Kanal bei 687015. Die Männer fanden ein Ruderboot und begannen die Truppen über den Kanal zu setzen, aber Direktbeschuss durch den Feind entmutigte weitere Versuche. Beide Kompanien trafen auf den Fluss kurz vor 1300. Wir hatten den Befehl, die Brücke im Gebiet des I.Bataillon abzuschneiden und sicherzustellen, dass keine Truppen in die Nähe kamen um sie zu sprengen. Ich entsandte meinen S-3 persönlich um die Durchführung sicherzustellen. Gerade als sie in Position gingen, ging die Brücke in die Luft, direkt vor ihren Augen. Sie wurde genau um 1300 gesprengt. 375 Gefangene wurden am 2.Tag gemacht. Von ihnen waren mindestens 300 Stadtpolizisten. Wir brachten 134 von Ihnen, einschließlich des Bürgermeisters, um 1134B in einer Gruppe zu 676011. Der Bürgermeister war als Sanitäter gekleidet. Ich nutzte keine Artillerie bei dieser Operation, da ich dachte es würde uns nicht viel nützen zwischen den hohen und massiven Gebäuden. Die Mörser waren wertvoller für uns, da wir die Schüsse genauer kontrollieren konnten.
Magado-2 Wenn nicht anders ausgewiesen, dann Sammlung/Eigentum Magado Bilder/Beiträge dürfen "Nichtgewerblich" genutzt werden.
In Ergänzung des übersetzten Textes zur amerikanischen 2. Panzerdivision hier aus der Geschichte des 82. Armored Reconnaissance Bn. (Panzeraufklärungseinheit), leider ohne Datum des Geschehens: Auf dem Weg nach Magdeburg rückte das Platoon in der Mitte betrüblich langsam vor. Auf die Anordnung hin schneller vorzurücken teilte der Platoonführer mit dass er keine Karte habe. Der Bataillonsadjutant, mit einer nutzbaren Karte, wurde in einem gepanzerten Fahrzeug nach vorn geschickt um eine Weiterfahrt des Platoons zu ermöglichen. Er tat dies in einer schneidigen Art, indem er sich einfach an die Spitze der Kolonne setzte und das Platoon zum folgen aufforderte. Sie stürmten durch die Straßen vorbei an einigen vollbesetzten Luftabwehrkanonen, die jedoch durch die schnelle Fahrt die Rohre nicht schnell genug und weit genug herunterdrehen konnten um gezielt auf die rasenden Fahrzeuge zu schießen. Ein entgegenkommender Bus fuhr in den Straßengraben, während die Insassen um ihr Leben flohen. Das erreichen der südlichen Vororte Magdeburgs glich dem Pandämonium. Frauen schrien und rannten durch die Straßen, jeder versuchte Deckung zu finden, das Platoon raste durch die Straßen ohne das Chaos zu beachten das sie ausgelöst hatten. Das Platoon fuhr zum Magdeburger Flughafen, wo die gepanzerten Fahrzeuge die Rollbahn entlang rollten und auf die abgestellten Maschinen schossen. Zwei Maschinen landeten und wurden zusammengeschossen sobald ihre Räder den Boden berührten. Aber nun reagierten die deutschen Artilleristen und das Feuer wurde heftiger. Die Scout Abteilung verschanzte sich in den Gräben am Eck des Rollfeldes während die gepanzerten Fahrzeuge das Feuer erwiederten so gut sie konnten. Der Adjutant funkte um Hilfe. Eine Task Force des 67. Armored Regiments setzte sich beschleunigt in Bewegung um die Aufklärer zu erreichen, wurde aber in den Außenbezirken von Magdeburg gestoppt. Als die Nacht hereinbrach und es klar war dass die Aufklärer diesen Tag nicht überstehen würden wurden sie zurück beordert. Obwohl 2 Fahrzeuge zerstört wurden und zahlreiche Verwundete mitgeführt werden mussten konnte die Einheit dem Kessel entrinnen.