Ich vermute mal, in jeder Armee wurden Überläufer, Fahnenflüchtige, noch dazu, dass sie gegen die ehemals eigene Truppe kämpften, nicht mit Samthandschuhen angefasst. ROA
Das ist wohl wahr, Hadischa. Nur scheint es, dass die Rote Armee in dieser Frage noch weniger zimperlicher war, als andere Armeen. Anghörige der Roten Armee, die in deutscher Kriegsgefangenschaft waren, hatten ja auch nichts zu lachen, wenn sie auf ihre russischen Befreier stießen.
Quelle: Voschti 15.11.17 Zeitzeuge erinnert sich Was sich in den letzten Apriltagen des Jahres an den Brückenköpfen Barby und Zerbst abspielte, soll nachfolgender Erlebnisbericht des Zeitzeugen Dietrich Kienscherf aus Neubrandenburg beschreiben. Der Text wurde 2001 im Turmknopf der Hohenlepter für die Nachwelt eingelötet. Dietrich Kienscherf: „Die Amerikaner hatten am Mittag des 13. April von Barby aus die Elbe überschritten: Richtung Berlin. Am gleichen Tage nachmittags marschierten wir von Zerbst als Sturmregiment Langmaier bis Kämeritz. Die Dämmerung senkt sich während unseres Marsches über Felder und Dörfer, da beginnt schon der Totentanz: Jagdbomber und Granatbeschuss. Vor dem Ort Kämeritz graben wir uns ein. So hatte ich mir den Krieg nicht vorgestellt. Angst und nochmals Angst. Straße nach Güterglück Am nächsten Morgen ziehen wir in den dichten Wald. Ein Aufklärungsflugzeug entdeckt unseren Stellungswechsel westlich des Dorfes, und das Inferno des Vortags beginnt von neuem. Artilleriesalve auf Artilleriesalve prasselt auf unsere Köpfe. Rauchschwaden ziehen durch den Wald. Das Chaos beginnt. Erschreckt fahre ich hoch in meinem Schützenloch. Durch das Gebüsch kommt jemand gekrochen. Ein Melder überbringt den Befehl: „Sofort an der Straße nach Güterglück neue Stellungen gegen Panzer beziehen.” Wieder schleichender Marsch. Wieder Ströme von Schweiß beim Buddeln der Erdlöcher. Wieder Angst ums nackte Leben. Die Panzergeräusche kommen von der Elbe her immer näher. „Wer sechs Panzer abschießt erhält das Ritterkreuz.“ Das stand in einem Feldpostbrief meines Freundes Erhard von der Oderfront, der das Datum vom 25. März 1945 trägt. Mir ist in meinem Einmannloch weder nach Ritterkreuz noch nach Panzern zumute. Ich will leben. Unheimliches Gebrumm Dann Befehl vom Kommandeur: „2. Zug zur Bereitschaft in einen Keller des Dorfes absetzen!” Endlich weg von dem unheimlichen Motorengebrumm, einige hundert Meter zurück, hinter schützende Mauern, den Abend erwarten. Weit ist der Weg dahin. Über Leichen und zerfetzte Leiber, zwischen Trümmern der Häuser, Schritt für Schritt weg vom Tod. Stunden später drücken Sherman-Panzer Meter um Meter unsere Frontlinie in Kämeritz ein. Jagdbomber werfen heulend ihre tödliche Last in das brennende Dorf. Auch die Kirche brennt lichterloh. Liegenbleiben kannst du hier nicht, hämmert es in meinem Schädel. Aber wohin? Die um ihre Häuser und Ställe bangenden Einwohner verwehren uns den Zugang zu den Kellern. In kleinen Gruppen entfernen wir uns dem Kampfeslärm. Irgend jemand kennt den Weg nach Niederlepte. Im Saal der Dorfgaststätte ist Sammelpunkt. Wie viel Tage sind vergangen? Wo sind die anderen? Einer hat diesen, ein anderer hat jenen tot liegen gesehen. Ich aber kann schlafen – schlafen wie ein Toter..... „Alarm! Alarm!” - alle springen auf. Mich fröstelt. Dann marschieren wir im Schein ferner Brände nach Hohenlepte zum Ortsausgang, Richtung Kämeritz. Der Morgen des dritten Tages dämmert. Sonntag, der 15. April 1945. Sonntags im April gehen die Menschen meistens über die Felder spazieren oder in die Kirche. Heute gehen sie in den Keller. Hinter einer Panzersperre, quer über die Dorfstraße Richtung Kämeritz, hocken hungrige und frierende Gestalten. Die Angst peitscht ihre Sinne. Fernes Geschützfeuer und flüsterndes Sprechen sind die einzigen Geräusche an diesem Sonntagmorgen. Kompanie halbiert „Hohenlepte muss gehalten werden!” Dieser Befehl beschleicht jeden von uns mit einem dumpfen Gefühl. Wir sind nicht mehr die Hälfte unserer Kompanie, und niemand weiß, dass wir bereits eingekesselt sind. Überschwere Panzer-MG beginnen zu bellen. „Panzer kommen!“ Von der Straßensperre weg rennt alles in die nahe Scheune. Sie stand damals als letztes Gebäude links Richtung Kämeritz. Schnell werden Ackerwagen zurechtgerückt, in Augenhöhe Löcher in die bröckelnde Wand geschlagen und die Läufe unserer Karabiner richten sich gegen Westen. Immer wieder dasselbe - nun seit drei Tagen schon. Panzer mit Phosphorgeschossen, detonierende Artilleriegranaten und angreifende amerikanische Infanterie mit Schnellfeuergewehren. Hinter einer dünnen Steinwand mit Fachwerk um ihr Leben kämpfende, als Soldaten verkleidete Jungen. Die Armee Wenck sollte Berlin ‚entsetzen‘ - jetzt treibt uns das Entsetzen. Neben mir auf dem Leiterwagen poltert es - der vor Kraft strotzende Ernst ist lautlos zusammengesackt und über die Wagendeichsel gefallen. Kopfschuss! Tot! Siebzehn, genau wie ich. Ich möchte schreien, die Kehle versagt mir aber die Stimme. Magazine immer leerer Längst habe ich Brotbeutel und Gasmaske weggeworfen. Die Magazine werden immer leerer - das Inferno der Hölle wird immer unmenschlicher. „Feuer!“, gellen Rufe durch die Bauernscheune. Lodernd schlagen die Flammen in den Sonntagnachmittag. Feuer, Rauch, Schreie. Schwitzend renne ich ins Dorfinnere um mein Leben. In einem Hausflur, schräg gegenüber der Kirche, finde ich endlich ein schützendes Etwas. Es war das Haus, das an diesen Tagen eine Ruine wurde und später als LPG-Büro wieder aufgebaut war. Hinten im Hof entdecke ich einen Keller. Man lässt mich rein. Ängstlich kauert die Familie in der äußersten Ecke. „Ihr habt Schuld, dass unsere Häuser zerschossen sind!“ Ein alter Mann sagt mir diese Wahrheit. Ich will sie noch nicht begreifen. Tränen zeichnen mein Kindergesicht. Aus Scham vor dem alten Mann? Aus Verzweiflung über den verpassten Endsieg? Drei, vier Soldaten gesellen sich zu uns. Dann höre ich ein Wort, das ich bis dahin noch nicht einmal zu denken gewagt hatte: Ergeben! Keiner widerspricht. Leben! Leben! Über Hohenlepte scheint die Aprilsonne. Niemand wagt sich auf die Straße, im Kirchturm gegenüber hatte ein Scharfschütze der US-Army Stellung bezogen und schoss auf alles, was sich auf der Straße bewegte. Vor dem Haus lag ein verwundeter Kamerad, als wir ihm helfen wollen, wird wieder vom Kirchturm aus geschossen. Dann werfen wir Waffen und Stahlhelme weg und werden mit erhobenen Hände zu einem anderen Bauernhof geführt - das Gesicht zur Stallwand. Als man uns Taschenmesser und Uhren abnahm, konnte ich gerade noch sehen, dass es 19 Uhr war. Dann vor Wut und Hilflosigkeit nur Tränen in den Augen, dass ich meinen Nebenmann gar nicht erkennen kann. Kaum einer von uns ist dem Ortskampf in Hohenlepte entkommen. Mit 123 Mann waren wir drei Tage zuvor aus dem Zerbster Kasernentor marschiert. Wir Sechs auf dem Dungberg haben gesund die Hölle überstanden, Sechs, die dann auf einen Lkw verfrachtet werden. Sieben weitere liegen auf Tragen oder kauern mit durchbluteten Verbänden im Blickfeld der Wachposten am Boden. Viele fanden den Tod in Kämeritz, in Walternienburg und Hohenlepte. Ihre Gräber befinden sich in Biere, Walternienburg, Förderstedt und Moritz. Brennendes Dorf Bis in die tiefe Nacht stehen wir auf dem Lkw mit erhobenen Händen im Schein des brennenden Dorfes. Keiner redet, aber auch keiner denkt daran, dass es Sonntag ist und auf den Feldern die Saat grünt. Es ist Frühling an der Elbe - Frühling 1945. Der Krieg war erst am 8. Mai zu Ende. Da war ich schon in amerikanischer und später französischer Gefangenschaft, die erst am 20. Dezember 1948 für mich endete mit der Heimkehr nach Schlagenthin. Als ich 1972 Hohenlepte erstmals besuchte, war über die Soldatengräber nichts zu erfahren. Erst nach der Wende, 1993, kann ich nun jährlich meiner toten Kameraden gedenken, 1999, 2000 und 2001 auch in Anwesenheit amerikanischer Veteranen, die in Hohenlepte gekämpft hatten.“
Super Bild!! Ist das Barby? Auf Grund des Schattenwurfes und der Marschrichtung Ost der 2nd AD müßte es in den späten Nachmittagsstunden aufgenommen sein. Ist da an der Brücke Beschuß zu erkennen oder sind das Motorenabgase? Der Erbsenzähler will es wieder genau wissen.
Aus der Geschichte des 329. Infanterieregiments, 83. Division. Die Überquerung der Elbe Einen Brückenkopf über einen breiten Fluss wie die Elbe zu bilden ist eines der schwierigsten militärischen Manöver. Es benötigt eine gründliche Planung und Vorbereitungen, unter anderem Artillerieunterstützung und Vernebelung. Die Überquerung der Elbe durch das 329. Regiment missachtete all diese Regeln. Ihr einziger Vorteil war: es war erfolgreich. Lieutenant-Colonel Tim O. Cook Commanding Officer 1. Bat., Major Dodge, Division Engineer (Führer der Pioniere), und der RCO (Regimental Commanding Officer) Colonel Edwin B. Crabill, fuhren zusammen ans Elbeufer bei Barby und es entwickelte sich das folgende Gespräch: (Im After Action Report des 329. Regiments wird als Zeit der Überquerung 13.30 Uhr genannt, also dürfte dieses Gespräch gegen oder kurz nach Mittag stattgefunden haben - Anmerkung des Verfassers) RCO zu Cook: Ich sehe nichts dort drüben, sehen sie etwas?" Cook: "Nein." RCO: "Wie denken sie über eine Überquerung?" Cook: "Ich mag es nicht, aber wenn sie es sagen setze ich über" RCO zu Major Dodge: "Wo sind die Sturmboote?" Dodge zum RCO: "Auf der Straße, zwei Meilen entfernt, auf Lkw." RCO zu Dodge: "Wie lang wird es dauern sie hierher zu bringen?" Dodge zum RCO: "Etwa 20 Minuten." RCO: "Okay. Bringt sie her, und Cook -- sie setzen über so schnell sie können. Sie werden schnell aufwachen und es hart für uns machen. Sobald sie drüben sind werden wir die Panzerabwehrkanonen auf Flößen übersetzen um ihre Einheiten vor der deutschen selbstfahrenden Artillerie zu schützen. (gemeint sind hier die Sturmgeschütze, die gegen die Brücke der 2. Armored eingesetzt wurden - Anmerkung des Verfassers) Ich habe gehört dass dies zum Verlust der Brücke der 2. Panzerdivision führte."