Lieber Henning, da kann ich Magado vollkommen zustimmen. Es ist schlicht und einfach eine traumatische Situation, die du und tausende andere erleben musstest. Während der Luftangriffe sind zig Menschen umgekommen. Das ist bittere Realität. Natürlich ist es ein himmelweiter Unterschied, ob man diese Ereignisse nur vom Hören und der Aktenlage kennt, oder ob man selbst dabei war. Ich glaube, das schützt mich ein wenig, nicht emotional zu reagieren. Meine Familie hatte selbst keine Todesopfer zu betrauern, aber hat in dieser Nacht zum einen fast alles verloren, was sie besaß und zum anderen mehrere Opfer selbst mit ausgebuddelt. Ob Das " area bombing" der R A.F. Kriegsverbrechen waren, diese Meinung werde ich weder annehmen, noch negieren. Fest steht allerdings eines: Die R.A.F. hat nur jene Taktik, die die Luftwaffe entwickelt und gegen Ziele in Polen, Holland und England eingesetzt hat, weiterentwickelt. Es fiel auf Deutschland das zurück, was von dort ausgegangen war. Ich bin froh, dass ich diese dunklen Zeiten nicht miterleben musste, was mich aber nicht daran hindert, die Ereignisse weiter zu erforschen, auch wenn ich mehr als 20 Jahre nach Kriegsende geboren wurde. Allerdings kann ich aus eigenem Erleben nachvollziehen, was Krieg bedeutet, da auch ich habe Menschen sterben sehen. Allerdings mehrere Tausend Kilometer von Deutschland entfernt. Mehr mag ich dazu nicht weiter schreiben.
Linse
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Genau, ich, Jg 1950 hab das zum Glück auch nicht erleben müssen. Aber den Alten, die es erleben mussten, bleiben die schrecklichen Erinnerungen.... Aber diesen Jahrgängen fehlen meist die Möglichkeiten tiefgründig in das Gesamtgeschehen einzutachen und oft wollen sie das auch garnicht. Die Junge Generation hat es mit ihren Möglichkeiten in der Hand, aus den Militärarchiven in den USA und in England exakte Dokumente zum Hergang zu studieren. Es genügt nicht nur Literatur zu lesen, die, wie sich oft herausstellt, einseitig das Geschehen darstellt. Ich kann auch eine gewisse Wut über die Alliierten verstehen. Dabei darf aber die Wut über die eigene Luftwaffe nicht zu kurz kommen. Als Eigentümer und Admin des Forums bin ich höchst erfreut auch junge Mitglieder gefunden zu haben, die nachwievor ernsthaft am Thema forschen und bisher Unbekanntes ausgraben.
Sven weiter so!!!
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Da beginnt und endet für mich die Aufgabe des hiesigen Forums, jenseits vom herrschenden Zeitgeist. Die dabei erforderliche Objektivität ist für mich der entscheidende Maßstab, um nicht in irgendeine Ecke gestellt zu werden. Schließlich stehen nicht alle solchen Foren positiv gegenüber bzw. kann so etwas schnell abdriften. MfG Wirbelwind
Wenn ich einem anderen die Frau und das Kind töte bin ich ein Mörder. Wenn der dann aus Rache auch meine Frau und mein Kind tötet ist er auch ein Mörder, so die Rechtssprechung. Da wird nicht zwischen bösen und gutem Mörder unterschieden. Gleiches mit Gleichem zu vergelten geht nicht, man will ja besser sein.
Wir werden später noch drauf kommen über das Verhalten der Amerikaner, Engländer und Russen gegenüber der Zivilbevölkerung in Magdeburg so wie ich es gesehen habe. Die Unterschiede waren sehr deutlich.
Dazu zähle ich auch Angriff auf Dresden und Hiroshima mit ca. 300 000 Toten. Da juckt der Finger der Politiker und Militärs mal das langentwickelte zu testen unter dem Vorwand des dadurch früheren Kriegsendes was meistens nicht beweisbar ist. Übrigens sterben Politiker und Generäle und deren Angehörige überwiegend im Bett.
16. Januar 1945 Ganz Magdeburg schien zu brennen Am 16. Januar 2021 jährt sich zum 76. Mal der Jahrestag der Zerstörung der Magdeburger Innenstadt im Jahr 1945. Von Sven Holste 15.01.2021, 23:01 Magdeburg l Während die Magdeburger sich an die Aufräumarbeiten der Schäden eines Angriffs der 8. US-Luftflotte am späten Vormittag machten, der verschiedene Industrieobjekte in den Vormittagsstunden gegolten hatte, ahnte wohl niemand, dass die Innenstadt in den Abendstunden des 16. Januar 1945 quasi aufhören würde zu existieren. Was genau den Chef der britischen Bomber bewog, wiederholt den Einsatz auf Magdeburg zu befehlen, ist nicht bekannt. Fakt ist, dass bereits während des amerikanischen Angriffs die Vorbereitungen für den Einsatz der Royal Air Force auf die Elbestadt anliefen. Auf den Flugplätzen im Osten Englands begannen am Abend die Vorbereitungen. Über 370 Bomber wurden für ihren nächtlichen Einsatz präpariert, die Besatzungen für die bevorstehende Mission gebrieft. Neben den Maschinen der Pathfinder Force*, bestehend aus 51 Lancaster- und Mosquitobombern*, wurden 322 Halifax Bomber*, die den Hauptverband bildeten, mit der „üblichen“ Beladung bestückt, also je einer 2000-Pfund-Luftmine sowie Containern mit insgesamt über 1000 Stabbrandbomben bzw. Brandkanistern. Weiterhin sollten noch 14 Luftminen mit 4000 Pfund sowie Spreng- und Brandbomben unterschiedlicher Größe durch die Squadrons der Pathfinder Force abgeworfen werden. Als in Magdeburg das Abendessen zubereitet wurde, herrschte auf den Flugplätzen in Großbritannien Hochbetrieb - die Maschinen wurden startklar gemacht. Die ersten Bomber starteten um 18.11 Uhr. Bis 19.22 Uhr waren alle Maschinen in der Luft. Die britischen Maschinen sammelten sich über der Nordsee zu einem Bomberstrom und flogen hinter einem Pulk von Störflugzeugen die deutsche Küste an. Während dieser Bomberverband dem direkten Weg auf Route Bremerhaven, östlich Hannover und Braunschweig nach Magdeburg folgte, flogen jene Angriffsverbände, die in dieser Nacht Tröglitz/Zeitz, Brüx (heute Tschechische Republik) und Wanne-Eickel angriffen, über die Niederlande und das Ruhrgebiet in den deutschen Luftraum. Durch die von den britischen Bombern zwischenzeitlich immer wieder abgeworfenen Stanniolstreifen war es der deutschen Luftverteidigung lange Zeit unklar, welches Ziel die Bomberverbände wirklich hatten. Man vermutete einen starken Angriff auf das Ruhrgebiet und beorderte dementsprechend die Nachtjägerverbände in diesen Bereich. Mehr zufällig trafen die deutschen Maschinen im Raum Hannover-Braunschweig auf den Magdeburger Verband und schossen dort zehn Maschinen ab. Spätestens ab diesem Zeitpunkt war der deutschen Luftabwehr klar, dass es ein weiteres Ziel geben musste. Die Vorwarnzeit für die Magdeburger Bevölkerung reduzierte sich allerdings gegen null. Der Luftalarm wurde um 21.28 Uhr ausgelöst. Dem britischen Hauptverband voran flogen sieben Mosquito-Bomber und deckten den Luftraum über Magdeburg zum Zeitpunkt der Auslösung des Luftalarms mit Stanniolstreifen ein. Damit waren die Flakbatterien in und um Magdeburg quasi blind. Um 21.31 Uhr fielen die ersten vier 4000-Pfund-Luftminen, abgeworfen von den Mosquito-Bombern auf die Innenstadt. Die ersten Christbäume erhellten den klaren Nachthimmel über der Elbestadt um 21.32 Uhr. Als Christbäume bezeichnete die deutsche Bevölkerung die Beleuchtungsbomben zur Erhellung des Zielgebietes, die kaskadenförmig mit gelblich-weißem Licht an Fallschirmen am Himmel Richtung Erde schwebten und so den Bomberbesatzungen eine gute Sicht auf die Details des Zielgebietes boten. Die Piloten hatten in der klaren Nacht keine Schwierigkeiten bei der Orientierung. Um 21.35 Uhr setzte der Master Bomber, den Zielpunkt nahe der Johanniskirche und übernahm dann aus einer Höhe von etwa 23.000 Fuß (ca. 7000 Meter) die Koordination des Angriffs. Dabei gab er während des gesamten Angriffs per Funk Anweisungen an die eintreffenden Bomber des Hauptverbandes. Die Beleuchter und Zielmarkierer der Pfadfinder signalisierten den anfliegenden Maschinen während des gesamten Angriffs mit grünen und roten Markierungsbomben ihre Zielbereiche. Die Maschinen des Hauptverbandes flogen zielgerichtet auf Magdeburg zu und griffen die Stadt aus nordwestlicher Richtung an. Immer wieder korrigierte der Masterbomber die angreifenden Staffeln und wies ihnen die Zielmarkierungen zu. Die Deutsche Luftabwehr versuchte den Angriff wenigstens zu behindern. Suchscheinwerfer erhellten den Himmel und die Flakbatterien rund um Magdeburg schossen aus allen Rohren. Weiterhin war zumindest ein deutscher Nachtjäger im Luftraum über der Stadt unterwegs. Diesem gelang es, einen Halifax-Bomber abzuschießen, der in der Folge am Ortsrand von Olvenstedt abstürzte. Nördlich der Stadt versuchte die deutsche Luftwaffe die angreifenden Maschinen mit falschen Bodenzielmarkierungen in die Irre zu führen. Ein Versuch, der vom Masterbomber erkannt wurde. Der Master Bomber wies die angreifenden Maschinen ausdrücklich auf diese falschen Markierungen hin. Gegen 22.05 Uhr verließ der letzte Halifax-Bomber den Luftraum über der brennenden Elbestadt und folgte den anderen Maschinen in Richtung Großbritannien. „Die komplette Stadt scheint von Bränden bedeckt zu sein.“.Diese Einschätzung wurde in fast allen Berichten der einzelnen Maschinen festgehalten, die im Nationalarchiv London eingesehen wurden. Das Glühen der Feuer wurde von den abfliegenden Bombern bis in eine Entfernung von 200 Kilometern beobachtet. Das Ausmaß der Zerstörungen wurde erst in den Morgenstunden des 17. Januar 1945 sichtbar. Die Schadensbilanz erstellte der Polizeipräsident als örtlicher Luftschutzleiter am 5. März 1945. In seinem Bericht, der im Nationalarchiv in Washington zu finden ist, gibt er Folgendes an: Rund 2000 Tote, mehr als 6000 Schwer- und Leichtverletzte, 190.000 Obdachlose und fast 4000 Vermisste. 55.000 Wohnungen waren zerstört oder unbewohnbar. Beschädigt oder zerstört wurden auch 22 militärische Anlagen und Unterkünfte, 58 Industriebetriebe, 19 Verkehrsanlagen (darunter der Hauptbahnhof mit Totalschaden), 65 öffentliche Gebäude, 17 Kirchen, 11 Krankenhäuser und Lazarette und 32 Schulen. *Erklärungen: Pathfinder Force: Sie markierten die An- und Abflugstrecken sowie Ziel- und Wendepunkte der Bomberverbände. Lancaster-Bomber: Der meistgebaute Bomber Englands. Mosquito-Bomber: Die zweimotorigen Maschinen wurden aufgrund ihrer Spitzengeschwindigkeit von über 630 km/h als schneller Bomber bezeichnet. Halifax-Bomber: Sie zählten ebenso zu den schweren Bombern.
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Hier mal ein Artikel aus der Volksstimme vom letzten Jahr in dem eines der Opfer einen Namen bekommt.
Die Magdeburger Bombennacht vom 16. Januar 1945 Wie die Menschen eines kleinen Dorfes am Rand der Börde sie erlebten. Von Bodo Müller27.4.2021, 16:03
Wenn im Januar eines jeden Jahres die Volksstimme an die Zerstörung Magdeburgs in der Bombennacht vom 16. Januar 1945 erinnert, fallen mir die Erzählungen meiner Großmutter ein. Wie sie, immer tief bewegt, davon gesprochen hat, dass der Himmel im Südosten in den Bombennächten hell vom Schein des Flammenmeeres war; dass die Bomber an vielen Tagen und in vielen Nächten über unser Dorf zum Angriff auf die Stadt geflogen sind. Ältere Nachbarn erinnern sich noch heute, wie einmal ein getroffener, brennender Bomber so dicht über die Dächer von Klein Bartensleben geflogen ist, dass sie meinten, er würde die Schornsteine streifen. Abgestürzt ist er auf der Hochfläche Richtung Ostingersleben und der kleine Martin W., der mit der Dorfjugend unbedingt zur Absturzstelle wollte, konnte nach dem Anblick der verbrannten Besatzungsmitglieder Nächte lang nicht schlafen. Enge Freundschaft mit Margot Müller Ein deutsches Jagdfleugzeug stürzte im Sommer 1944 in ein Wäldchen am Jakobsbusch. Meine Großmutter musste nicht um Angehörige in Magdeburg bangen, aber sie war immer in Sorge wegen einer jungen Frau, die ihr sehr ans Herz gewachsen war. Sie hieß Margot Müller und wohnte mit ihrer Familie in der Rotekrebsstraße 25 in der Altstadt von Magdeburg. Die Namensgleichheit war rein zufällig.
Margot war um das Jahr 1939 als junges Mädchen zu uns auf den Hof nach Klein Bartensleben gekommen um ihr sogenanntes „Pflichtjahr“ in der Landwirtschaft abzuleisten. Trotz des Altersunterschiedes war eine enge Freundschaft zwischen ihr und meiner Großmutter gewachsen. Nachdem sie nach Magdeburg zurückgekehrt war und eine Büroarbeit in einer Magdeburger Firma aufgenommen hatte, gingen viele Briefe zwischen Klein Bartensleben und Magdeburg hin und her. Einige Male war Margot auch noch zu Besuch bei meinen Großeltern. Zwei ihrer Briefe sind erhalten geblieben. In dem Brief vom 29. September 1944 beschreibt sie einen Bombenangriff vom Vortag. Auch wenn es nur wenige Worte sind, lassen sie die ganze Angst der Menschen in den Kellern ahnen. Bei diesem Bombardement wurden in ihrer Wohnung nur Fensterscheiben zerstört und sie selbst hatte in ihrer Firma im Luftschutzkeller überlebt.
Das Schicksal von Margot Müller Im zweiten Brief vom 15. Dezember 1944 tröstet sie meine Großmutter, die um ihren zu dieser Zeit vermissten Sohn bangt. Dann berichtet sie von ihrem Vater, dem im Lazarett in Westfalen ein Bein wegen an der Front erlittener Erfrierungen amputiert werden sollte. Aber aus ihrem Brief spricht auch Hoffnung, Lebensmut und vorweihnachtliche Freude. Genau einen Monat und einen Tag später ist Margot Müller im Feuersturm der Bombennacht vom 16. Januar 1945 im Keller ihrer Wohnung gestorben. Ihre Mutter überlebte und hat meine Großmutter in einem leider nicht erhaltenen Brief vom Tod ihrer Tochter informiert. Die Rotekrebsstraße war so stark zerstört, dass sie nicht wieder aufgebaut wurde. Da auch mein Vater, der aus der Gefangenschaft zurückkehrte, oft von Margot gesprochen hat, habe ich diese Trauer übernommen und in der Vergangenheit bei Gottesdiensten am Volkstrauertag an diese junge Frau und ihr Schicksal erinnert. Und ich will nicht, dass rechte Brandstifter diese furchtbare Tragödie einer Stadt und ihrer Einwohner für ihre Ziele missbrauchen.