V13.3.12 Bombenangriff - der Turm schien zu schwanken Erinnerungen an Kriegstage in Salbke Zu den Beiträgen „Gewölbe unter dem Pumpenhaus freigelegt“ (Volksstimme vom 2. März) und „Pumpenhausgewölbe waren Schutzbunker“ (Volksstimme vom 3. März) erhielt die Redaktion einen weiteren Leserbrief: Ich möchte das Thema Salbker Wasserturm und Luftschutzkeller mit einem Bericht aus eigenem Erleben bereichern. Vom Kuhanger (Salbke) in Richtung Sülze befand sich eine gemauerte Kanalröhre in Richtung Wasserturm, wo damals das Wasser aus der Elbe zum Turm gepumpt wurde. Während der Luftangriffe im Zweiten Weltkrieg wurde diese unterirdische Röhre als Bunker genutzt. Frauen und Kinder und Jungen bis zum 15. Lebensjahr durften dort hinein. Es gab sogar einen Luftschutzwart, der die Sache regelte. Wir damaligen Bewohner der Eisenbahn-Privatstraße, jetzt Freundschaftsweg, liefen bei Fliegeralarm stets durch den Turmpark zur besagten Röhre. Dort ging es zunächst eine steile Treppe hinunter, wo sich ein großer Kanaldeckel befand, den der Luft schutzwart öffnete. In gebückter Haltung mussten wir dort auf langen Holzbänken Platz nehmen. Uns wurde gesagt, bei Angriffen den Mund weit zu öffnen, so dass die Lunge nicht platzt. Wenn in der Nähe Bomben fielen, kam ein eisiger Luftzug zu uns hinein. Ich wundere mich bis heute darüber, wie diszipliniert Menschen in völliger Ruhe verharrten, obwohl jeder Angst um sein Leben hatte. Am schlimmsten war es beim Angriff am 16. Januar. Es hörte sich an, als ob alle Bomben über uns abgeworfen werden. Es war ein schrecklicher Anblick, den wir wenig später vom Dachboden unseres Hauses hatten und Magdeburg lichterloh brennen sahen. Ein einziges Mal habe ich auch am Tage im Wasserturm Luftangriffe erlebt, als die Amerikaner schon teilweise in Magdeburg waren, doch noch nicht überall in der Stadt weiße Fahnen wehten. Die Angriffe dauerten von 11 bis 17 Uhr; obwohl es ein schöner, sonniger Tag war, war ringsherum alles schwarz. Im Turm selbst hatte ich das Gefühl, dass er beim Bombenabwurf schwankte. Ilse Hamm, 39116 Magdeburg
[ Editiert von Administrator MAGADO-2 am 22.03.12 16:25 ]
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Video : Annemarie Burchardt: Überleben im Bombenhagel
Am 16. Januar 1945 erlebte die damals 13-jährige Annemarie Burchardt einen der verheerendsten Luftangriffe auf eine deutsche Stadt im Zweiten Weltkrieg. In Magdeburg konnte sie den Flammen entkommen, das Elternhaus jedoch brannte nieder.