Eine sehr schöne Grafik hast du da erstellt. Sehr gut! Ein paar Anmerkungen zu deinem Bericht. Das liest sich schlüssig und entspricht der Übersetzung des amerikanischen Einsatzberichts. Allerdings würde ich die Abwürfe nicht als "blind" im Zusammenhang mit der Verwendung des H2S oder H2X verwenden. Diese Luft-Boden-Radare waren zwar alles andere als punktgenau, leisteten aber den Navigator sehr gute Dienste. Je nachdem wie gut der war, wurde das Gebiet auch gut eingedeckt. Da die Maschinen versetzt flogen ergab sich eine breite Streuung. Man wollte ja ein Gebiet (Betriebe, Werkhallen, Eisenbahnknoten) eindecken und nicht Gebäude X,Y in dem Gebiet. Das Radargerät hatte seine Schwächen, aber die größte Schwachstelle war der Mensch. Wenn der Captain des Führungsfliegers den Abwurf befahl dauerte es immer etwas, bis das umgesetzt wurde. (Die Amis bombardierten da anders als die Briten). Du kannst dir relativ sicher sein, dass die verzeichneten Einschläge von diesem Angriff stammen (Genaueres würde nur die Trefferkarte mit der Unterscheidung neu und alt bringen). Nach jedem! Angriff wurden von dem betreffenden Flächen Luftbilder gefertigt und dann (wie noch heute) stereo ausgewertet. Das passierte spätestens sobald das Wetter Bodensicht zugelassen hat
Linse
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Danke Sven für deine Anmerkungen. Mit dem Begriff der "blinden" Abwürfe hast du recht, ich hatte das 1:1 aus dem englischen "blind bombing" entlehnt, aber ohne den Kontext ist diese Bezeichnung natürlich irreführend.
Zum Beitrag auf der Heimatseite am 23. Januar über die Widersprüche bei Angaben der Opferzahlen des 16. Januars und der Forschungen im Kulturhistorischen Museum gab es erneut Zuschriften. Die Volksstimme hat Manfred Wille, Professor für Zeitgeschichte an der Otto-von-Guericke- Universität und Mitautor bzw. Autor zweier Bücher zum Thema.um den Versuch, die Diskussion abzuschließen
Von Prof. Manfred Wille ------------------------------ Magdeburg. Der Luftangriff britischer Bomber am Abend des 16.Januar 1945 bewegt nach wie vor die Magdeburger. Zu Recht geht die „Volksstimme“ alljährlich auf das Inferno ein. Unterschiedliche Meinungen gibt es nach wie vor zur Anzahl der damals Umgekommenen. Nun ist in dem Beitrag „Die Suche nach historischen Fakten“ (23.Januar) den Lesern ein weiterer Deutungsversuch vorgestellt worden. Dem Interessierten wurden jedoch keine bisher unbekannten Tatsachen, sondern vertraute Zahlen präsentiert. Nachdem von Lesern erneut die Version von 16 000 Opfer aufgeworfen worden ist, kommt man nach Sichtung der zur Verfügung stehenden Quellen bzw. aufgrund „neuerer Forschungen“ zu dem Schluß es seien seinerzeit 6000 Tote zu beklagen gewesen. Was hat es nun mit beiden Zahlen auf sich? Durch welche Quellen werden sie gestützt? Frühere Vermutungen, das Nennen der 16 000 Bombenopfer sei ein Produkt der NS-Propaganda gewesen, konnte bislang nicht bestätigt werden.
Statistische Erhebungen waren oft ungenau ---------------------------------------------------- Die „Volksstimme“ bringt die Angabe im Jahre 1950 das erste Mal, ohne jedoch einen Quellenverweis anzuführen. Die hohe Opferzahl ist damals politisch motiviert gewesen. Als ein Beispiel „anglo-amerikanischen Terror“ war die Zerstörung Magdeburgs nun für den sich immer mehr entfaltenden „Kalten Krieg“ zwischen Ost und West instrumentalisiert worden. Fortan wurde zu den Jahrestagen der Zerstörung die 16 000 Toten steht’s angeführt. Sie prägten sich bei den älteren Magdeburgern so als eine unumstößliche, ja unantastbare Wahrheit ein. Nicht wenige empfanden und empfinden noch heute das Infragestellen der 16 000 Opfer als den Versuch den schrecklichen Untergang der Elbestadt herabsetzen zu wollen. Jedoch wird ein historischer Fakt nicht dadurch wahr, daß er über Jahrzehnte genannt wurde und dem Menschen daher vertraut ist. Für die 16 000 Toten gibt es keinen beleg, der einer wissenschaftlichen Prüfung standhält. Das trifft auch auf die im Beitrag vom 23.Januar 1999 nun favorisierte Zahl 6000 zu. Erstmalig taucht dieselbe vor Kriegsende in der „Nachweisung über Luftangriffe auf Magdeburg“ der Luftschutzpolizei mit dem Vermerk „etwa 6000 Tote“ auf. Wir finden sie dann in Monatsberichten des Statistischen Amtes und im Statistischen Jahrbuch der Stadt Magdeburg 1945/46 wieder. Sie wurden von den städtischen Behörden in den folgenden Jahren nicht fortgeschrieben und präzisiert, weil es weder vertiefende Untersuchungen zur Zahl der Opfer noch neue Quellenfunde gab. Wie ungenau statistische Erhebungen in der Endphase des Krieges ausfielen, stellt rückwirkend ein Magistratsbericht vom September 1946 fest. Wir lesen: „Die Verluste am Menschenleben infolge der Kriegsereignisse, insbesondere durch Luftangriffe der Jahre 1944 und 1945, sind wie anderwärts so auch in Magdeburg von den damaligen Machthabern steht’s mit dem Schleier tiefsten Geheimnisses umhüllt worden. Kein Wunder, daß auf der anderen Seite solche Zahlen gerüchteweise oft maßlos übertrieben wurden“. Nach dem 16. Januar 1945 brodelte auch in Magdeburg und in der Region die Gerüchteküche. So weiß eine Frau in dem Brief an ihre Verwandten fünf Tage nach dem Angriff schon von 14 000 Toten zu berichten. In einem behördlichen Dokument steht: „An 250 000 Obdachlose irren durch die Flammen, über 10 000 Gefallene sind zu beklagen“. Über 50 Jahre nach der Zerstörung stellt sich die Frage; kann man bei der dürftigen Quellenlage, bei den bisher bekannten „über den Daumen“ geschätzten Zahlen der historischen Wahrheit überhaupt noch nahe kommen? Es gibt zwei verlässliche Ausgangspunkte: die behördlich beurkundeten Toten und Recherchen über die auf Magdeburger Friedhöfen Beigesetzten. Der Monatsbericht des Statistischen Amtes der Stadtverwaltung vom Dezember 1945 stellt fest: es seien „etwa über 3000 durch Luftterror in Magdeburg im Jahre 1945 Gefallene standesamtlich beurkundet wurden“, verweist jedoch zugleich darauf, diese Angaben als äußerste Minimalzahl anzusehen. Zu den aufgeführten 3000 Opfer muß gesagt werden, daß sie alle durch die Luftbombardements 1945 und durch die letzten Kampfhandlungen vor der Eroberung der Stadt durch die US-Truppen Getöteten erfassen sich also nicht nur auf den 16. januar 1945 beziehen.
Von Spekulationen verabschieden ----------------------------------------- Ein vor wenigen Jahren im National-Archiv Washington gefundener, dem städtischen Behörden der nachkriegszeit nicht bekannten Bericht des örtlichen Luftschutzleiters der Stadt Magdeburg vom 5. März 1945 über den Januar-Angriff nennt 193ß Tote, davon 67 Ausländer. Diese Angabe wird im wesentlichen durch den verstorbenen Heimatforscher Wolfgang Böttger bestätigt, der in gründlicher Kleinarbeit für die in Gemeinschaftsgräbern Magdeburger Friedhöfe (mit Ausnahme des Neustädter Friedhofes und der kirchlichen Friedhöfe in Cracau und Sudenburg) bestatteten Opfer des Großangriffs 1631 Eintragungen gefunden hat. Verfechter höherer Opferzahlen verweisen darauf, daß in den Zentren des Feuersturmes (über 1000 Celsius) Menschen zu nicht auffindbarer Asche verbrannt sein müssen. Traf dieses Schicksal am besagten Abend Tausende Magdeburger? Zur Antwort auf diese Frage können die im Stadtarchiv gesammelten Zeitzeugenberichte beitragen. Viele derjenigen, die unmittelbar nach dem Bombardement den Mut hatten. die Keller zu verlassen sind, da die Häuser zunächst nur oben brannten, dem Tode entkommen. Andere, die vor dem Wagnis zurückschreckten in den kellern blieben, sind soweit sie nicht durch die Kellerverbindungen der Straßenzüge in Sicherheit gelangten, später erstickt oder verkohl gefunden und registriert worden. Sicherlich wurden mehrere Hundert bei der Flucht in den brennenden Straßen durch herabstürzende Balken und Steine erschlagen und völlig verbrannt oder durch den Sog der Feuerbrunst in die Flammen gezogen. Diese Opfer fehlen in den Statistiken. Über ein halbes Jahrhundert nach der Zerstörung Magdeburgs ist es nun an der Zeit sich endgültig von Vermutungen und Spekulationen über die Zahl der damals ums Leben gekommenen zu verabschieden. Wenn auch die vorhandene sehr spärliche Quellenlage keine genauen Angaben zulässt, so bilden die behördliche beurkundeten Toten und die auf den Friedhöfen Beigesetzten die halbwegs verlässliche Grundlage für eine Aussage. Einschließlich derjenigen, von denen keine sterblichen Überreste gefunden wurden, ist daher eine Gesamtzahl von 2000 bis höchsten 2500 Toten wahrscheinlich. Auch damit gehört das Bombardement vom 16. Januar 1945 zu den zwanzig schwersten und verlustreichsten, die britisch und amerikanische Flugzeuge während des Zweiten Weltkrieges gegen deutsche Städte geflogen sind.
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Vor einiger Zeit habe ich eine Reportage gesehen, ich glaube vom MDR, wo es um den Bombekrieg in Mitteldeutschland ging. Hier wurde eine interessante Behauptung aufgestellt: Auf Grund der Bombenlast wäre es am 21.01.44 zu einem weitaus verherenderen Luftangriff auf MD gekommen als am 16.1.45, wenn nicht der Wind die Zielmarkierungen auf unbewohntes Gebiet geweht hätte. Was könnte dran sein an dieser Behauptung? Frage an unsere Spezialisten.
In selbigem Beitrag gibt es ein Zitat von Göbbels welches er bei einer Unterredung mit Hitler nach dem 16.01.45 von sich gegeben haben soll. Josef Göbels: Eine Stadt wie Magdeburg passt in die heutige Zeit nicht mehr hinein…es kann desshalb in Hinblick auf die Gegenward bedauert werden das der Feind uns hier eine Vorarbeit leistet. Für die Zukunft wird daraus nur Segen entspringen. Frei nach dem Motto:Hat ja gar nicht wehgetan, mir blieb die Spucke weg!!
Zu #324: @Spurensucher MD, diese Aussage ist vollkommen korrekt! Wäre die Ladung komplett über Magdeburg runter gegangen, wäre vom Buckauer Tor bis zum Zoo und vom Olvenstedter Platz bis auf den Werder kaum noch etwas nicht beschädigt/zerstört worden. Die kompletten Unterlagen zu diesem Angriff und einige neue und sehr interessante Aspekte in diesem Zusammenhang habe ich gerade in der Mache. Spätestens in der Fortsetzung werde ich auf dieses Ereignis ausführlich und wieder detailliert eingehen.
Linse
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Zu #325:Eine derartige Aussage zu Berlin im Zusammenhang mit den größenwahnsinnigen Bebauungsplänen kannte ich. Das Zitat im Hinblick auf Magdeburg ist mir neu und ruft nur Kopfschütteln hervor. Es zeigt aber auch, dass nicht nur der Schnurrbart ein Ding an der Waffel hatte, sondern der Klumpfuß auch.
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