Zunächst möchte ich die Ausführungen von Elbroever bestätigen. Um Klarheit in die Geschichte zu bringen, ist vielleicht etwas zur Planung der „neuen“ Strombrücke und der Ost-West-Straße zu sagen. Das Brückenbauprojekt ging schon lange um, ehe es 1935 zu konkreteren Schritten führte. Es war ja, wie immer, auch ein Finanzierungsproblem. So führte z.B. ein Einwand von Ratsherrn Dr. Kuhlmey am 11.3.1935 zur Rücknahme einer Vorlage zum Brückenneubau durch OB Dr. Markmann Das verzögerte das Projekt erheblich. Bei der Beratung über die Kreditaufnahme zur Finanzierung der neuen Strombrücke erteilt Ratsherr Dr. Kuhlmey den Rat, einen möglichen Kreditvertrag nicht abzuschließen, wobei er als Grund unter anderen anführt: ... weil im Aufsichtsrat der Deutschen Centralbodenkredit-Aktiengesellschaft mehrere Juden säßen. (27.6.1935, Stadtarchiv Magdeburg, Rep. 18.4 Bü 76, Bl. 307)
Nach fast zwei weiteren Jahren war man sich dann einig. Die Brücke selbst sollte eine Schifffahrtsöffnung von 120 Metern Breite erhalten und eine lichte Höhe von 6 Metern über dem höchsten schiffbaren Wasserstand haben (bisher: 3 Meter). Die Bahnanlagen und das Fürstenufer an der linken Elbseite sollen ebenfalls überbrückt werden. Am linken Elbufer soll ein Durchbruch der Altstadtbebauung mit 70 Metern Breite die Voraussetzungen zum Bau einer 26 Meter breiten Straße schaffen. Am Eckhaus Alter Markt/Breiter Weg sollen neben dem Kaufhaus Horn Kolonnaden geschaffen werden, um den Durchgang zu verbreitern. Der Durchbruch erfordert die Räumung von ca. 700 Wohnungen und die Umsiedlung von ca. 100 kleinen und mittleren Gewerbebetrieben aus diesem Bereich. Zur Schaffung von Ersatzwohnraum gibt es Vereinbarungen mit den Siedlungsgesellschaften. Die endgültige Brückenform soll erst noch festgelegt werden, da sie für das spätere Stadtbild von Bedeutung ist. (11.3.1937, Stadtarchiv Magdeburg, Rep. 18.4 Bü 78, Bl. 77)
Es wurde also ein Brückenneubau für eine 26 m breite Straße geplant. Nach Angaben im Adressbuch der Stadt Magdeburg 1939 haben die Fundamentierungsarbeiten 1938 begonnen. Dazu gehörten eine entsprechende Rampe auf der Ostseite und der Bau der Widerlager sowie des westlichen Straßenanschlusses. Westlich gehörte ja noch die Landbrücke über die Bahnanlagen und das Fürstenufer zum Brückenneubau. Das östliche Widerlager mit dem Brückenbogen über dem Zugang zum Stadtpark ist auf dem sowjetischen Luftbild gut zu erkennen, ergänzt durch das Biscan-Foto. Westlich sind auf dem LB ebenfalls Widerlager und erster Pfeiler zu sehen.
Die geplante Bauzeit betrug 4-4 ½ Jahre. Da kam dann der Krieg dazwischen.
Nun etwas zu den Magdeburger kommunalen Luftschutzbunkern. In der Vorkriegszeit und mit Beginn des Westkrieges war Magdeburg in kein Bunkerbauprogramm eingeordnet. Magdeburg galt als außerhalb der Reichweite feindlicher Flugzeuge und damit als nicht bombengefährdet (anders: Braunschweig). Daraus resultierte wohl auch die Standortfestlegung für die BRABAG. Doch die Zeiten änderten sich und nun sollte doch etwas geschehen. Nach der Dokumentenlage der oberen Entscheidungsebene in der Stadt sah das dann so aus:
12. 7. 1941 Nach Weisung des Cb. Bau ist die 2. Welle der bombensicheren Bauten in Magdeburg in Angriff zu nehmen. Dabei ist der Bau von Zisternen mit etwa 300 cbm Inhalt und der Bau von Feuerlöschteichen einzubeziehen. Die Stadtverwaltung erwartet in Kürze wesentliche technische Änderungen zum Bunkerbau. Neu zu errichtende Bunker sollen über mindestens 1 000 Liegeplätze verfügen. Das würde jeweils mehretagige Ausführung bedeuten. Stadtarchiv Magdeburg, Rep. 18.4 Bü 313, Bl. 8 31. 7. 1941 Als II. Bauabschnitt im Rahmen des Luftschutzbauprogramms waren für Magdeburg geplant: 1. Bombensicherer Operationsbunker Krankenhaus Su-denburg 2. dto. Landesfrauenklinik, Kaiser-Friedrich-Straße 35 3. dto. Krankenhaus Altstadt 4. Bombensicherer öffentlicher Luftschutzhochbunker Melanchthonstraße 5. dto. Feldstraße 48 6. dto. Rötgerstraße/Ecke Hohepfortestraße 7. dto. am Dräsecke-Platz westlich der Martinskirche. Weiterhin waren der Ausbau trümmersicherer Luftschutzräume und ein verstärkter Splitterschutz vorgesehen. Zur Sicherstellung der Löschwasserversorgung sollten über das Stadtgebiet verteilt 15 unterirdische Zisternen und 10 Löschwasserteiche mit je 300 cbm Fassungsvermögen errichtet werden. Die Kosten wollte das Reich übernehmen, von der Stadt waren die benötigten Grundstücke unentgeltlich bereitzustellen.
Noch ehe es richtig losgehen konnte, kam aber schon das Kommando: „Zurück!“
Stadtbaurat Götsch informierte, dass das Bunkerbauprogramm auf Anordnung des Generalbevollmächtigten für die Regelung der Bauwirtschaft -Bunkerbauten- gestoppt wurde. Die übrigen Planungen waren auszuführen. Vor dem Baustopp waren in Magdeburg noch folgende Bunkerbauten zur Ausführung gekommen: ● bombensicherer Luftschutzbunker im Gelände des Handelshafens mit 72 Liege- und 78 Sitzplätzen, ● bombensicherer Luftschutzbunker Hauptbahnhof mit 200 Liege- und 1 800 Sitzplätzen, ● bombensicherer Luftschutzbunker Güterbahnhof mit 30 Liege- und 270 Sitzplätzen. Stadtarchiv Magdeburg, Rep. 18.4 Bü 81, Bl. 46; Stadtarchiv Magdeburg, Rep. 18.4 Bü 144, Drucks. 48, 18. 7. 1941
In Magdeburg wurden lediglich 40 % des Bunkerbauprogrammes realisiert, bevor Arbeitskräfte und Material nach West- und Norddeutschland abgezogen wurden. So eine Analyse des OB am 7.11.1941 (Stadtarchiv Magdeburg, Rep. 18.4 Bü 315, Bl. 14)
Es war nicht verwunderlich, dass krampfhafte Bemühungen zur Schaffung von Schutzplätzen eingeleitet wurden. Da hatten sich die Brückenfundamente der neuen Strombrücke angeboten. Ihr Ausbau erfolgte z. T. mit jüdischen Zwangsarbeitern (aus sogenannten Mischehen waren noch jüdische Männer in der Stadt).
Ich habe keine detaillierten Informationen in welchen Bauteilen solche Schutzräume geschaffen wurden oder geschaffen werden sollten. Dass sich der Begriff „Bunker“ damit jedoch auf alle möglichen Brückenelemente bezogen hat, auch wenn sie nicht nutzbar fertiggestellt wurden, ist zum Zeitpunkt der Erstellung des CIA-Berichtes sehr stark anzunehmen. Militärische Bunker waren es aber keinesfalls – ihr Bau wäre öffentlich bemerkt worden.
Dass zu Übungszwecken mal eine Flakbatterie auf der östlichen Brückenrampe aufgestellt wurde (da war noch mehr bauvorbereitetes Gelände: der Lagerplatz für die noch im Krieg angelieferte Stahlkonstruktion der Brücke, die dann für die Behelfsbrücke mit verwendet wurde, oder die Fläche, auf der das geplante neue Rathaus entstehen sollte) ist denkbar. Der Zaun und die Straßensperre wären bei einer Dauereinrichtung auch ins Bewusstsein einiger Magdeburger gedrungen und einigen Zeitzeugen sicher erinnerlich.
Ich gehe von einer temporären Sache aus, die möglicherweise auch mit der bis Mai 1949 andauernden Berlinblockade und der Luftbrücke im Zusammenhang stehen konnte.
Noch kurz zu MAGADOS Zweifel am Zusammenhang mit der Berlinblockade:
Es ist ja an keiner Stelle des Berichtes zu erkennen, auf welchen Zeitpunkt sich dieser bezieht. Solche Dossiers werden ja oft erst im Zusammenhang mit der Auswertung anderer Dokumente erstellt. Das könnte auch z.B. im Rahmen eines Jahresberichts erfolgen. Also 1950 für 1949.
ZitatDass zu Übungszwecken mal eine Flakbatterie auf der östlichen Brückenrampe aufgestellt wurde (da war noch mehr bauvorbereitetes Gelände: der Lagerplatz für die noch im Krieg angelieferte Stahlkonstruktion der Brücke, die dann für die Behelfsbrücke mit verwendet wurde, oder die Fläche, auf der das geplante neue Rathaus entstehen sollte) ist denkbar.
ZitatIch gehe von einer temporären Sache aus, die möglicherweise auch mit der bis Mai 1949 andauernden Berlinblockade und der Luftbrücke im Zusammenhang stehen konnte.
Waren auch meine Gedanken. Feste Stellungen gab es da vermutlich nicht. Danke für den Beitrag (#91), der trifft es.
Ja da handelt es sich doch wohl um sehr ungenaue Angaben, wenn am Ende als Kommentar steht: Der Standort der Geschütze bei der Magdeburger "Strombrücke" wurde erstmals berichtet. Wie lange die Geschütze in Stellung waren, ist nicht bekannt. Der Bericht klärt nicht die Art dieser Geschütze. Aus ihrer Position wird gefolgert, dass sie Panzerabwehrkanonen und nicht Flakgeschütze sind.
Der Text lautet exakt: "Sie waren von etwa 75 mm Kaliber." Das ist schon eine "etwa"-Angabe Dennoch: die 76 mm-Kanone war die Standard-Pak der Roten Armee. Sie wurde noch lange im Warschauer Pakt als Standard verwendet, war recht effektiv und gut beherrschbar im Stellungswechsel usw. Verwendung auch im indirekten Schuss. Die leistungsfähigere Pak war später die tschechische 85 mm-Kanone. Mobiler als die Ach-Acht.
Zitat von MAGADO-2 im Beitrag #96Gibt aber Auskunft das da was war mit Cal 75mm
Ja, mehr aber auch nicht. Unter Pkt. 2 spricht man von "antiairkraft" und im Kommentar von "antitank". Die Deutung lässt alles zu, so wie es @Hugo in seinen Beiträgen schon sagte. Es muss nicht mal was mit der Berlin-Blockade im Zusammenhang stehen. Eine temporäre Stellung, warum auch immer, ist hier möglich. Der Melder hatte echt Probleme zu präzisieren um welche Waffen es sich hier handelt.
Wie auch immer, zumindest stand do oben auf dem Widerlager kurze Zeit eine Kanone, zu welchem Zweck??? bleibt offen und auch wie lange die Stellung da bestand....
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Zitat von MAGADO-2 im Beitrag #99Wie auch immer, zumindest stand do oben auf dem Widerlager kurze Zeit eine Kanone, zu welchem Zweck??? bleibt offen und auch wie lange die Stellung da bestand....
Ja Helmut, da stand mal was. Aber deine Skizzen zeigen angeblich auch 6 Kanonen, Flakgeschütze oder sonst was. Militärpolitisch gesehen ist diese Sache aber Nonsens. Ich kann nur betonen:Eins sollte man dabei beachten, nicht in Euphorie verfallen, jetzt haben wir das Material, jetzt haben wir Klarheit. Das kann durchaus auch mal in die Hose gehen. Es sollte schon verifiziert werden, ob die Angaben, Aussagen, Skizzen etc. stimmen.
Na dafür diskutieren wir ja hier darüber, genau deshalb, um Klarheit über eine solche Sache zu erlangen. Ist doch gut gelaufen, so sollte es viel öfter gehen....nicht bloß "schön" und "oh", sondern kritisch. Wenns nicht diskusionswürdig gewesen währe, hätte ich es nicht hier reingestellt. Prima
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Hier noch der Kopfteil des Dossiers, in den ich mal die entsprechenden deutschen Namen eingesetzt habe, um den Überblick zu erleichtern, was denn da eigentlich abgedeckt wurde. Dass der Informant auch heute noch im Dunkeln bleibt, ist verständlich. Das der Übergabeort nicht genannt wird, ist auch noch verständlich, schließlich gibt es auch heute noch Orte, an denen mit Vorliebe Informationen getauscht werden. In Berlin war es beispielsweise auch Kanopkes Würstchenbude am S-Bahnhof Schönhauser Allee (Hochbahn). Man darf ja nicht vergessen, dass 1949 die Reise von Magdeburg für 15,40 (Ost-)Mark nach Berlin kein Problem war. Nicht sehr komfortabel, aber für jeden möglich. In Berlin konnte man mit der S-Bahn für Ostgeld auch überall hin, oder eben zu Fuß. Egal, ich will kein Drehbuch für einen Agentenfilm schreiben. Ebenso ist verständlich, dass das Beobachtungsdatum und das "Ermittlungs"datum (Datum der Erfassung beim CIA) nicht genannt werden, das ließe auf Übertragungswege und Frequenz der Quellenbenutzung schließen. Offensichtlich sind die freigegebenen Berichte auf grundsätzliche, langfristig wirkende Maßnahmen und Trends hin angelegt gewesen. Das wichtigere für uns sind wahrscheinlich die Ergänzungen zu den Trppenstandorten und den Kommandeuren, die in der geschichtlichen Aufbereitung noch fehlen. Andere, spektakuläre, Überraschungen erwarte ich nicht.
Ein Versuch zur Erklärung von Textlücken im CIA-Dossier ist gescheitert. Ich kann mir keinen Reim auf die fehlenden kleinen Textstücke machen. Vielleicht will es noch mal jemand probieren - ich stelle mal englischen und deutschen Text hier ein.
1. Six guns were observed on the eastern abutment of the not yet completed new "Strombruecke" in MAGDEBURG (W 53/Y 60) (see annex 1) on These guns ware surrounded by a ??vetment and covered by a camouflage net. They were of about 75 mm caliber. A seritry equipped wtith fiteld glasses was seen. [ ] 2. The Elbe River is crossed in MAGDEBURG by the "Strombruecke" north of the southern railtrack bridge. In the extension of the ”Strombruecke" an Elbe River branch is crosced by the socalled ‘'Zollbruecke". Near the eastern abutment of the "Strom- bruecke", a dam scheduled in connection with the construction of a new bridge has been built. Antitank or antiaircraft gun positions reinforcad by round timber and boards ware observed on this dam near the "Zollbruecke" on [ ] Five guns covered with tarpaulins and camouflage nets ware identfied there. [ ------ ]Comment The Location of guns near the MAGDEBURG "Strombruecke" was reported for the first time. How long the guns have stoed there is not known. The report does not clarify the type of these guns. From their location it is inferred that they are antitank and not antiaircraft guns. 2)Annexes: (1) Gun Emplacements at the MAGDEBURG "Strom- bruecke"Across the Elbe River, (2) Gun Emplacements at the MAGDEBURG "Strombruecke Across the Elbe River.
1. Sechs Kanonen wurden am östlichen Widerlager der noch nicht fertiggestellten neuen "Strombrücke" in MAGDEBURG (W 53 / Y 60) (siehe Anhang 1) ein [ --------- ] Diese Kanonen wurden von einem ?? vetment und mit einem Tarnnetz bedeckt. Sie waren etwa von Kaliber 75 mm. Es wurde ein mit einem Feldstecher ausgestatteter Wachtposten gesehen. [---------------] 2. Die Elbe wird in MAGDEBURG durch die "Strombrücke" nördlich der südlichen Eisenbahnbrücke überquert. In der Verlängerung der "Strombrücke" wird von der sogenannten „Zollbrücke“ ein Elbarm gequert. In der Nähe des östlichen Widerlagers der "Strombrücke" wurde ein Damm errichtet, der im Zusammenhang mit dem Bau einer neuen Brücke steht. Die Panzerabwehr- oder Flak-Kanonen-Positionen ist durch Rundholz und Bretter verstärkt, wie es beobachtet wurde auf diesem Damm in der Nähe der „Zollbrücke“ auf [-----------] Fünf mit Planen und Tarnnetzen bedeckte Kanone wurden dort erkannt. [----------] Kommentar: Der Standort der Waffen in der Nähe der MAGDEBURGer "Strombrücke" wurde zum ersten Mal gemeldet. Wie lange die Waffen dort stehen geblieben sind, ist nicht bekannt. Der Bericht klärt nicht die Art dieser Kanonen. Von ihrer Position wird gefolgert, dass sie Pak- und nicht Flakgeschütze sind. 2) Anhänge: (1) Kanonen-Standort an der MAGDEBURGer "Strom- brücke "über die Elbe, (2) Kanonen-Standort an der MAGDEBURGer "Strombrücke über die Elbe.
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Hugo
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