Ich bringe den Beitrag mal hier, auch wen es eher um die Vermeidung von Störungen geht. Ein russischer Bekannter hat mir dieses Dokument von 1986 geschickt. Leider ist es nicht komplett: - es fehlt etwas vom Inhalt - es ist nicht zu erkennen, wer es verfasst hat.
Hier also das russische Dokument:
Wenn nicht anders bezeichnet, sind die gezeigten Bilder mein Eigentum. Eine nicht komerzielle Nutzung meiner Bilder ist grundsätzlich erlaubt.
Von diesem Vorkommnis in Friedensweiler hatten damals zu viele Magdeburger etwas mitbekommen als das man hätte es unter den Tisch fallen lassen können. Wenn ich mich recht erinnere gab es sogar einen Zweizeiler in der Heimatzeitung. Viele andere Vorkommnisse mit den Freunden wurden seiner Zeit totgeschwiegen. Zwei Geschichten sind mir jedoch erinnerlich leider ohne Details. Anfang der 1980er Jahre hatte ebenfalls ein GSSD-Angehöriger das Weite gesucht. Er wurde auf dem Westfriedhof vermutet. Zur Suche wurden u.a. Einheiten der Bereitschaftspolizei in Prester hinzugezogen. Sie wurden informiert worum es ging und hatten bestimmte Bereiche des Friedhofes zu durchkämmen (unbewaffnet!!!).Ich glaube der Zeitzeuge erzählte mir, daß hier keine Uniform getragen wurde sondern Trainingsanzug. Hierbei bin ich mir nicht mehr sicher. Irgendwann nach erfolgloser Suche wurde die Aktion abgebrochen mit dem Hinweis „die Freunde übernehmen“. Mehr Information gab es auch für die Wehrdienstleistenden später nicht. Ein zweiter Zwischenfall ereignete sich Mitte der 1980er Jahre in der Gegend um Hillersleben. Wieder ging es um einen bewaffneten Fahnenflüchtigen der GSSD. Ein Dolmetscher der hier in der Garnison arbeitete erzählte mir daß die CA den Deserteur verfolgte. Dieser verschanzte sich in einem Strohdiemen. Nach einem kurzen Schusswechsel zogen sich die Verfolger zurück und schossen aus angemessener Entfernung das Stroh in Brand. Der deutschen Feuerwehr wurde der Zugang verwehrt. Der junge Russe verbrannte im Stroh. Leider sind mir zu beiden Vorfällen keine weiteren Details oder Beweise bekannt und ich glaube das es hierzu kaum Zeugen gibt. Was ich mit den Berichten sagen will ist das solche Ereignisse zwar nicht an der Tagesordnung waren dennoch gab es sie häufiger als wir glauben.
Ähnliche Ereignisse hörte ich von Jüterbog und Oranienburg auch. Wenn nicht gerade deutsche Bevölkerung mit involviert war, erfuhr man nichts oder sehr wenig.
Die Ereignisse, vor allen Dingen innerhalb der Kaserne, zu diesem Fall werden im russischen Forum "Nazad v GSWG" von einem Augenzeugen beschrieben. Ich suche das bei Gelegenheit mal raus und ergänze hier.
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Zu dem Thema „Schießerei in der Disco“ gibt es 2 Wortmeldungen ehemaliger Angehöriger der GSWG: Juri von 1980 bis 1982 im 245. Garde Mot-Schützen Regiment, 2. Bataillon, 4. Kompanie Buch 1982 im Transportbataillon der 42.Brigade Materielle Sicherstellung, 1983 bis 1987 im 105. Selbständigen Nachrichtenregiment
Als Angaben zu Person findet man: Fähnrich Krupskij, Chef des Artillerie-Lagers. Auch in den Berichten findet man die Version vom Abschiedsbrief der Liebsten aus der Heimat.
Juri berichtet zur Endphase des Vorfalls: … wir kamen gerade mit unseren BMP’s vom Truppenübungsplatz zurück, als wir vom Kommandantendienst (GAS-66) angehalten wurden. Man warnte uns vor einer Schießerei auf der Müllkippe und bei Vorbeifahrt an der Müllkippe sollten wir zur Sicherheit Gefechtsposition im BMP einnehmen. Das war 1982. Der Fähnrich lag im Krankenhaus und wurde dort von unseren Leuten bewacht. Mich würde interessieren, zu was er verurteilt wurde. Weiter kann man bei Juri noch lesen, welche Legenden dazu sehr schnell entstanden: … als seine Munition aufgebraucht war, ging er mit einer Handgranate in eine Gaststätte, dort verlangte er nach Getränken. Beim Verlassen warf er die Handgranate in den Saal, zum Glück war es eine Übungsgranate (Konservenbüchse) …
Buch war deutlich dichter an den Ereignissen: … ich diente zu der Zeit im Transportbataillon (der 42. Brigade). Wir hatten gerade auf dem Exerzierplatz aufmunitioniert und wollten auf Wache aufziehen, da hörten wir Schüsse aus Richtung des Nachrichtenregiments. Der Aufführende, ein Sergant, machte die übliche Bemerkung: „Seht ihr, das passiert, wenn die Jungs beim Aufmunitionieren schlafen.“ Es folgte noch ein Feuerstoß, alles Leuchtspur. Dann detonierte eine Granate. Aus dem Heizhaus kommen 3 Soldaten gelaufen, Sportler vom Nachrichtenregiment. Ein Feuerstoß in Bauchhöhe in ihre Richtung, sie gehen zu Boden. Zwei kriechen weg, einer bleibt liegen – er stirbt später im Krankenhaus. Im Gebäude neben dem Heizhaus ist das Lebensmittellager, dort stehen immer die Frauen rum – wie vom Wind getrieben stieben sie auseinander.
Ich denke, wenn wir und unsere Kommandeure mehr Kampferfahrung gehabt hätten, Krupskij hätte es niemals bis auf die Müllkippe geschafft. Wir haben das alles gesehen und sind trotzdem einfach auf Wache gezogen (17 Automaten mit 2 Magazinen und ein Wachhabender Offizier). Das ist so mein Gefühl.
Hier der Ablauf: Krupskij hatte sich Bewaffnet und das Lager vermint, dann ging er zum Wachlokal des Nachrichtenregiments. Bei uns im Transportbataillon gab es damals 5 Posten und unser Wachlokal war eingezäunt. Das Nachrichtenregiment hatte wohl 2 Posten und das Wachlokal hatte nur eine einfache Tür. Dort ging Krupskij ein und aus, war ein „Eigener“. Der Soldat öffnete ihm wie immer – das war der erste Tote, der zweite war der Sportler (er stand kurz vor der Entlassung). Weiter Glück im Unglück. Krupskij ging in das Wachlokal, es gab nur diesen einen Zugang, und weiter in den Ruheraum. Dort waren die Fenster verdunkelt und wenn man nur kurz reingeht können sich die Augen nicht gewöhnen und man sieht wenig. Wenn man rein kommt gleich rechts sind die Pritschen für die abgelösten Posten – er feuerte in diese Richtung. Alle Jungs saßen aber hinter der Tür links. Beim Rausgehen warf Krupskij noch eine Granate in das Wachlokal. Ich weiß nicht, in welche Ritzen sie sich verkrümelten, aber außer dem toten Soldaten hatte niemand auch nur einen Kratzer. Draußen schickte noch einige Feuerstöße in Richtung der Gebäude (die, welche ich gesehen habe) und verschwand in Richtung Müllkippe. Der Aufführende, so sagt man hätte ihn mit einer AK verfolgt, aber dann Ladehemmung gehabt. Unsere 1. Kompanie war zu der Zeit auf wache, der Kerl vom Posten Nr.5 erzählte später: „Stehe ich da auf meinem Turm und sehe, wie ein Fähnrich mit Automat und Wäschesack auf mich zu kommt. Er schaut zu mir und beginnt zu schießen. Wie ich dann im Graben gelandet bin weiß ich nicht.“ Das war im März, die Gräben warn halb voll mit Wasser – ihm war es egal. Wenn ich heute daran zurück denke, stehen mir die Haare zu Berge.
Über das weitere Schicksal Krupskijs ist dort nichts geschrieben. „Standrechtlich erschossen“ wie in der Volksstimme geschrieben ist aber eher unwahrscheinlich.
[ Editiert von 1jg-2 am 21.09.12 12:02 ]
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Obwohl nahezu zeitgleich mit dem Krupskij Zwischenfall, dürfte dieser hier zu den nicht öffentlich bekannten zählen. Juri berichtet aus dem 254. Garde Mot-Schützen Regiment: … unser Starschina, betrunken, nötige einen Fahrer, seinen BMP herbei zu schaffen und mit ihm auf Hasenjagd zu fahren. Er setzte sich auf den Turm, die Kanone zwischen den Beinen, und schoss auf Hasen, die vor dem BMP her liefen. Eine Kugel ging in den Wellenabweiser, die zweite auf die Panzerung, die dritte Traf Serjoga (möge ihm die Erde leicht sein) in den Hinterkopf und trat durch das linke Auge wieder aus. Ich musste die Maschine zur weiteren Untersuchung fahren, Armaturenbrett und Boden – alles voll mit Blut und Hirn. Ein Scheißgefühl, kann ich euch sagen. Die Deutschen brachten uns einen Sarg in die Kompanie und wir stellten ihn in die Wäschekammer (der Zinksarg war mit Holz verkleidet und hatte Füße). Abends stand eine Traube vor der Wäschekammer, alle drängten zum Sarg. Kam ein Offizier vorbei, er hatte irgendwelche Dokumente abgeholt, und fragte, was es dort interessantes zu sehen gäbe. Er kam näher, schaute es sich an und sagte: „Ein schönes Häuschen.“ Am nächsten Tag war er tot, erschossen bei dem Zwischenfall mit Krupskij. Unser Starschina bekam 3 Jahre – das ganze Regiment war erbost darüber.
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ZitatGepostet von 1jg-2 ... Über das weitere Schicksal Krupskijs ist dort nichts geschrieben. „Standrechtlich erschossen“ wie in der Volksstimme geschrieben ist aber eher unwahrscheinlich.
[ Editiert von 1jg-2 am 21.09.12 12:02 ]
Finde da gerade einen Hinweis: Krupskij soll bei der Verhandlung in der SU zum Tode verurteilt worden sein. Ob das Urteil vollstreckt wurde ist nicht sicher - ist aber, in Anbetracht der Gesamtsituation, sehr wahrscheinlich.
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Hier geht es um das 200.GaMSP in Burg - das ist zwar nicht direkt Magdeburg, aber dicht bei, und vieleicht war ja auch das eine oder andere Auto aus Magdeburg betroffen
Leider habe ich den Befehl nicht in seiner vollen Länge.
BEFEHL OBERKOMMANDIERENDER Gruppe der sowjetischen Streitkräfte in Deutschland Nr.17
14. März 1982, Wünsdorf
Über die Verurteilung von Militärangehörigen des Truppenteils PSF 61139 (200.GaMSP, Burg) durch ein Militärgericht Sedow A.M., Schumskij K.A., Bojko A.F. Wetscherko N.I. und den Angestellten der Sowjetarmee Winnik W.Z.
Schumskij, Sedow, Bojko und Wetscherko entfernten sich mehrfach unerlaubt von der Truppe mit dem Ziel, aus Autos Radios und andere persönliche Gegenstände zu stehlen, die Bürgern der DDR gehören, was für diese zu erheblichen materiellen Verlusten führte. Das Diebesgut kaufte, nach gegenseitiger Übereinkunft, der Angestellte der Sowjetarmee Winnik. Für diese Verbrechen, verbunden mit Missachtung im Verhältnis zur örtlichen Bevölkerung, werden zu Freiheitsstrafen verurteilt: Schumskij, als Initiator, zu 4 Jahren, Sedow, als aktive Beteiligter, zu 3 Jahren und 6 Monaten, Bojko zu 3 Jahren. Der Käufer des Diebesgutes Winnik wird ebenfalls zu 3 Jahren Freiheitsentzug verurteilt, verbunden mit der Verbringung auf eine Baustelle der Volkswirtschaft, deren genauer Ort durch die Organe des MWD (Innenministerium) bestimmt wird. Der Soldat Wetscherko, unter Berücksichtigung seiner weniger aktiven Rolle bei den Verbrechen und einer positiven Charakteristik bezüglich seines Dienstes, wird für die Frist von einem Jahr in ein Disziplinar Bataillon versetzt.
ICH BEFEHLE:
1. Dieses Urteil ist dem gesamten Personalbestand der Streitkräfte der Gruppe bekannt zu machen. 2. Alle Kommandeure von Truppenteilen und Einheiten …/hier endet leider der mir vorliegende Teil des Befehls/
[ Editiert von 1jg-2 am 24.09.12 19:41 ]
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