Im Rathaus wurde kein Bunker oder ähnliches eingebaut. Der Ratskeller wurde im Zuge des Umbaus zum Luftschutzraum für den OB und die im Rathaus Beschäftigten qualifiziert. Kann man im erscheinenden Buch "Magdeburg im Nationalsozialismus" mit Quellenangaben nachlesen. Hier schon mal der entsprechende Auszug:
Eine besondere Rolle spielt in Magdeburg, wie in anderen Städten, der Ratskeller. Ist er doch gewöhnlich die älteste Schankstätte und erfüllt darüber hinaus auch repräsentative Aufgaben für die Stadt. Bereits am 18. 6. 1934 muss sich der Oberbürgermeister mit einem Problem auseinandersetzen. Der Pächter des Ratskellers ist wegen Verstoßes gegen das Lebensmittelgesetz und wegen Weinpanscherei rechtskräftig verurteilt. Überlegungen zur vorzeitigen Kündigung des Pachtvertrages verlaufen letztendlich im Sande, insbesondere, weil ein geeigneter Nachfolger nicht gefunden werden kann. Seit Juni 1936 ist der Magdeburger Ratskeller nun außer Betrieb. Vor einer Neuverpachtung soll er gründlich saniert und modernisiert werden. Nach der Planung müssen dafür 161 000 RM aufgebracht werden. Eine Verteuerung ist durch die Stahlknappheit in Deutschland verursacht. Die geplante Stahlkonstruktion zur Verstärkung der Gewölbe ist nicht genehmigt worden. Eine traditionelle Lösung mit lediglich 400 kg Stahl kostet 15 000 RM zusätzlich. Nach der aktuellen Lage müssen die Räume gleichzeitig als Luftschutzräume (für die Stadtverwaltung) geeignet sein, was nochmals 24 000 RM zusätzliche Aufwendungen erfordert. Schließlich will die Stadt 22 000 RM aufwenden, um eine dem besonderen Charakter des Ratskellers entsprechende Innenausstattung zu schaffen. Am 1. 8. 1938 genehmigt der Oberbürgermeister für den Schmuck des sanierten Ratskellers die Anschaffung von 13 figürlichen und ornamentalen Reliefs sowie einer Vollplastik aus Keramik. Im Bischofskeller ist für die beiden Stirnseiten die Ausführung von 34 Wappen des ehemaligen Herzogtums Magdeburg und eine Darstellung der Zerstörung Magdeburgs 1631, beides in Marmorputzmosaiktechnik, in Auftrag gegeben. 1938 wird der Ratskeller als attraktive Gaststätte nach völligem Umbau neu eröffnet. Dass er als Luftschutzraum für die Stadtverwaltung besonders ausgerüstet ist und genutzt werden kann, wird nicht erwähnt.
Ich kann mir gut vorstellen, dass es im Keller des Rathauses noch weitere Räumlichkeiten gibt, die nichts mit dem Ratskeller zu tun haben. Gerüchteweise habe ich davon gehört. Vielleicht kann man sich den Rsum mal angucken. Angeblich existiert er ja noch.
Linse
Wenn nicht explizit anders ausgewiesen, dann Sammlung/Eigentum Linse Bilder/Beiträge dürfen "Nichtgewerblich" genutzt werden.
Möglich ist alles - aber nicht jeder Raum, der eine Gasschutztür etc. hatte war ein LSR (Luftschutzraum). Welches Indiz soll den Beweis erbringen? Natürlich konnten beim Umbau noch ein (oder mehrere) Sonderräume eingerichtet werden - diese mussten jedoch auch für externe Rettungskräfte identifizierbar und auffindbar sein. Bei den vielen Eigeninteressen der im Rathaus anwesenden Personen hat sich da schwerlich etwas verheimlichen lassen und letzten Endes war der gemeinsame Schutzraum wohl das Beste für Alle. Und dann gab es ja auch noch das neue Rathaus - da waren bestimmt auch Räumlichkeiten als LSR eingerichtet. Als das Stadtarchiv noch dort untergebracht war, konnte man zum Tag der Archive dort mal an Führungen teilnehmen. Erkennbare Überreste von "Nazi"-Einbauten waren allerdings nicht identifizierbar. Während der Kampfhandlungen um Magdeburg und z. T. auch während der Luftangriffe war der Oberbürgermeister übrigens verpflichtet im Führungsbunker im Nordpark seinen Dienst zu verrichten. Das war allerdings zur Umbauzeit des Ratskellers noch nicht abzusehen. Andererseits lag Magdeburg nicht im luftgefährdeten Bereich Deutschlands (dachte man) und da war eine so weitreichende Prophylaxe auch noch kein Bedürfnis. Aber wer weiß - vielleicht gibt es ja noch einen Zeitzeugen - wenn auch nicht vom Baugeschehen 1935 ff., so aber von den Wiederaufbaumaßnahmen des Rathauses. Da mussten ja eventuell Reste von Luftschutzeinrichtungen entsorgt oder wieder instandgesetzt werden.
Vor Jahren meldete sich mal eine ZZ zum Hochbunker in der Voschti: Zunächst war der Magdeburger Reiter bis Kriegsende und länger im Hochbunker an der Berliner Strasse. Dieser Bunker diente nach 1945 als Lazarett. 1946 wurden in die vier Meter dicken Wände Fenster gesprengt. Da das zu schwierig war, wurde der ganze Bunker gesprengt, vorher aber kam unter der Treppe der Reiter zum Vorschein, Ich arbeitete damals dort.
Ich vermute mal das es sich hierbei um einen Schutzraum eines Betriebes handelt um seine Mitarbeiter, Nachbarn, Volksgenossen bei Luftalarm zu schützen. Aber welche Firma war das?? Vor dem Krieg hieß die Strasse wohl Karl-Schmidt-Strasse.
Die Straße heißt jetzt Hettstedter Str., früher hieß sie Feldstraße. Auch die Verlängerung, die heute Karl-Schmidt-Str. heißt, war früher die Feldstraße. In der Ecke hatte SKET seine Konsumgüterproduktion (Gasherde).