Und so war es kurz danach ... Das Heulen und Aufschlagen der Spreng- und Brandbomben nahm während des Angriffs ganz gewiß alle Nerven und Sinne in Anspruch. Auch der rote Feuerschein, der den Himmel magisch durchglühte, der unstet über die Elbe glitt und die unversehrten Häuserfronten kupfern aufleuchten ließ, war ein starker Eindruck [sicherlich hatte sich schon allein wegen diese Eindrucks der Krieg gelohnt!]. Noch eindrucksvoller aber war es zu sehen, wie sich das Leben wieder regte, kaum daß das Brummen des letzten Terrorbombers in der Ferne verklungen war. Nun überwog ein anderes Geräusch: das Klirren des Fensterglases, mit dem manche Straße gepflastert schien. Und darin herum fuhren Besen und Schaufeln, geführt von Menschen, denen das Erlebnis des ersten Angriffs das Vertrauen zu sich selbst gestärkt hatte. Noch hing vielen die Schutzbrille um den Hals, mancher steckte noch in seinen zwei Anzügen und Mänteln übereinander, und auch den praktisch selbst gezimmerten Rucksack trugen noch viele auf dem Rücken. So gingen die Selbstschutzkräfte vielerorts den ihnen erreichbaren Schäden zu Leibe, froh, diesmal noch verhältnismäßig glimpflich davongekommen zu sein [was waren denn das für Töne? Sollten die Magdeburger da vielleicht auf noch mehr solcher Erlebnisse und dann vielleicht nicht so eindrucksvoll vorbereitet werden?]. Vorbei an diesem emsigen Schippen, Fegen und Hämmern liefen viele Volksgenossen, die von dem Angriff nicht betroffen worden waren. Man erblickte unter ihnen manch ernstes Gesicht, von dem die Sorge um Angehörige leicht abzulesen war. Man sah aber auch andere, und zwar eine große Mehrheit, die nur „um mal zu gucken“ losgezogen waren und damit ein Interesse bekundeten, das mit kameradschaftlicher Verbundenheit mit den vom Schicksal härter Betroffenen nur wenig zu tun hatte. Um so erfreulicher, daß an den Schadensstellen nur wenig untätige Gaffer zu sehen waren. Die meisten empfanden das Umherstehen an den Stätten des Unglücks als takt- und herzlos und kehrten um, wenn sie nicht mithalfen, dem Feuer so viel wie möglich bewegliche Habe zu entreißen. Was Menschen leisten können, wenn es hart auf hart geht - hier war es zu erleben. Mit Verbissenheit und viel Mut gingen sie den Brandbomben zu Leibe, und da, wo das Gebäude nicht mehr zu retten war, schleppten sie buchstäblich im Schweiße ihres Angesichts ein Stück nach dem anderen auf die Straße. Nichts konnte sie an ihrem Bergungs- und Rettungswerk behindern. Erfolg: So manches Hab und Gut braucht nun sein Dasein nicht nur auf dem Formular weiterzuführen. Die unermüdliche Aufklärungsarbeit der Partei, vor allem des Gauleiters und Reichsverteidigungskommissars Rudolf Jordan trug reiche Früchte. Jeder wußte, was die Stunde der Gefahr von ihm forderte. Diesem Bereitsein ist es zum guten Teil zu danken, daß die Verluste an Menschenleben glücklicherweise gering sind [weiter vorne in dem Artikel sind sie doch noch gar nicht richtig gezählt]. Aber auch allen anderen Aufgaben war die Partei voll gewachsen. Sie war es, die noch während des Alarms unter der zielsicheren und allgegenwärtigen Führung des Gauleiters und des K.-Kreisleiters Tichy ihren eigenen Reihen, den Politischen Leitern, der SA, dem NSKK und der NSV, den Angehörigen der NS-Frauenschaft, der HJ und des BDM immer neue Impulse gab, ebenso wie sie als treibende Kraft hinter dem erfolgreichen Einsatz der Feuerlöschpolizei, des Werkluftschutzes und des erweiterten Selbstschutzes stand, die manchen Besitz der Volksgemeinschaft vor Vernichtung bewahrten. Gerade in dieser Hinsicht hat auch die Wehrmacht Hervorragendes geleistet [eigentlich hatte man ja von einer Wehrmacht etwas anderes erwartet]. Jedermann gab sein Aeußerstes. Alles war beseelt von einem Geist, der auch härtere Proben bestehen wird [das dicke Ende kommt also erst noch!]. Das Dunkel der Nacht, erhellt vom Feuerschein, ab und an eine Detonation in der Ferne, hier ein sprudelnder Wasserquell, dort ein tückisch aussehender Blindgänger, aufgerissene Pflasterstrecken, dazwischen die durchdringenden Signale der Feuerwehr - all das konnte nicht darüber hinwegtäuschen, daß ordnende Kräfte vom ersten Augenblick an die Ereignisse in der Hand hatten und auch behielten. Gauleiter Rudolf Jordan, der vom Befehlsstand der örtlichen Luftschutzleitung aus die ersten und wichtigsten Maßnahmen in die Wege leitete, verschaffte sich unmittelbar nach dem Angriff an Ort und Stelle zusammen mit dem Kreisleiter einen Überblick über den Umfang der Schäden. Da während des Angriffs die einzelnen Ortsgruppen dem Kreisleiter sofort Meldung über die Auswirkungen erstattet hatten, war es möglich, daß unmittelbar danach in großzügigster Weise mit den Rettungs- und Hilfsmaßnahmen begonnen werden konnte. Es ist der besonderen Initiative des Gauleiters zu danken, daß sowohl der Apparat der Partei als auch die Organe der Luftschutzleitung und die vielen anderen Hilfskräfte schlagartig zum Einsatz gebracht werden konnten. Der Morgen zeigte, daß ganze Arbeit geleistet war. Das gibt uns die Kraft und die Pflicht, mit Ruhe und Zuversicht der Tatsache ins Auge zu sehen, daß auch Magdeburg mit weiteren Prüfungen rechnen muß. Wie die Menschen in den Städten des Westens und Nordens, so werden auch wir hier in der Mitte uns mit aller Kraft dem feindlichen Luftterror entgegenstemmen. Bis jetzt ist über die Bergung von Toten und über die Versorgung der Verwundeten nicht ein Wort gefallen. Doch vielleicht folgt darüber im nächsten Bericht etwas.
Mit einem Rettungstrupp unterwegs Das Entwarnungssignal der Sirenen klang eben aus, da marschierte durch die Straße des Vorortes ein Rettungstrupp. Es waren die Politischen Leiter einer Ortsgruppe aus der Altstadt, Männer aller Berufe, die ein schweres Tagewerk hinter sich hatten und denen nun auch diese Bombennacht keine Ruhe gab. Noch während des Alarms waren sie zusammengerufen worden. Es fehlte keiner. Der Ortsgruppenleiter führte sie und er bestimmte die Geschwindigkeit der Marschordnung. Es war mehr ein Laufen denn Marschieren. Das Ziel gab der flackernde Schein der Brände frei, die wieder einmal die ganze Schändlichkeit feindlicher Kriegsführung offenbarten. Wo immer der Blick hier in die Runde schweifte, er sah nirgends ein kriegswichtiges Ziel. Er sah nur die sauber ausgerichteten Straßenzeilen einer Siedlung, geschaffen von dem Aufbauwillen einer neuen sozialen Ordnung, er sah die Wohnstätten in der Eigenart eines dörflichen Vorortes, der im Laufe der Jahrzehnte in die Stadt hineingewachsen ist. Das Gelände einer Krankenanstalt lag am Ende der Straßenflucht, ein Heim für Sieche und Kranke. Hier hatte der Vernichtungswille unserer Feinde seine Bombenlast abgeladen und das Feuer der Zerstörung hineingeworfen. Es gab keine Panik und kein hilfloses Jammern. Die Menschen auch unserer Stadt ertrugen das Unglück, das ihnen britische Luftpiraten brachten, mit einer Haltung, an der die Attacke auf die Kriegsmoral unseres Volkes zerbrechen wird wie ein hölzerner Rammpfahl an der Betonmauer einer Festung. Querab der Hauptstraße waren drei Siedlungshäuser zusammengebrochen, ein Schuttberg deckte ihren Grundriß. Im Keller aber waren ihre Bewohner eingeschlossen. Um deren Leben kämpfte der Rettungstrupp mit einer verbissenen Entschlossenheit, die keine Müdigkeit und kein Nachlassen im Tempo kennt. Stunde um Stunde wühlte er sich durch Balkengewirr und Steinbrocken hindurch. Und so wie hier war es an vielen Stellen. Es wurde gelöscht, Hausrat geborgen und Gebäudeteile abgestützt. Es stand in dieser Nacht des Unheils keiner allein mit seiner großen, schweren Not. Zu einem politischen Leiter, der in diesem Teil des Vorortes die Hilfsmaßnahmen leitete, kam eine junge Mutter. Sie trug ein in Decken gewickeltes Etwas in ihren Armen. Nichts war in ihrem Wesen von übergroßer Aufregung zu spüren, wennschon sie eben ihr Kind aus dem brennenden Krankenhaus gerettet hatte. Das Kind sei frisch operiert und es müsse sofort eine Ruhestatt haben. Der politische Leiter brachte Mutter und Kind selbst zur Auffangstelle und es dauerte nur Minuten, da waren beide in sicherer Obhut. Nein, Tote und Verwundete gab es noch nicht. Zunächst einmal Verschüttete, deren Rettung einen stundenlangen Kampf erforderte. Ob dieser erfolgreich war, wird allerdings nicht vermerkt. Dann ein verwundetes Kleinkind, allerdings kein Opfer des Krieges, sondern frisch operiert aus dem Krankenhaus. In diesem Fall war kein stundenlanger Einsatz erforderlich - der politische Leiter erledigte das höchstpersönlich in ein paar Minuten. Aber wenn die Zeitung erst einmal angefangen hat, die Ereignisse ausführlich zu schildern, dann macht sie keine halben Sachen - es geht also weiter in der Berichterstattung.
Eine Mutter rettet ihr Kind Als wir wenig später zur Auffangstelle kamen, hörten wir die Geschichte der Rettungstat der jungen Mutter. Sie klingt wie der Heldengesang aus einem großen Epos. Die Mutter wohnt weitab von diesem Krankenhaus in einem anderen Vorort der Stadt. Als der Alarm kam und die ersten Bomben auf die Stadt stürzten, da riß jenes große Menschengefühl, das wir Mutterliebe nennen, die Frau aus der Sicherheit ihres Luftschutzraumes. Sie stürzte in die Nacht hinaus und hetzte durch die Straßen, in die der Feind Tod und Zerstörung warf. Ihr Instinkt hatte die Mutter recht geleitet. Ihr Kind war in größter Gefahr. Das Krankenhaus, in dem es Heilung finden sollte, stand in Flammen. Die Mutter jammerte nicht und rang nicht hilflos die Hände. Sie handelte so, wie wohl eine Mutter handeln muß, die ihr Kind in Todesnot weiß und darum nicht nach der Gefahr des eigenen Lebens fragt. Sie stürzte in die Flammen des Gebäudes, stolperte über Trümmer und kämpfte ihren Kampf mit Rauch und Feuer, bis sie das Bettchen ihres Kindes fand. Es lag noch in seinem Bett, davor aber war die Krankenschwester zusammengebrochen. Beim selbstlosen Rettungswerk hatte sie der Tod erreicht. Was die Schwester nicht mehr vermochte, vollendete nun die Mutter. Die bettete selbst ihr Kind und entriß in letzter Stunde britischen Kindermördern ihr Opfer. Mutter und Kind haben sofort selbstlose Hilfe in der Auffangstelle gefunden und viele andere in dieser Nacht dazu. Aus der Kunst des Improvisierens heraus war diese Stelle entstanden. Schon im ersten Teil des Angriffs war das für die Auffangstelle vorgesehene Lokal ausgefallen. Sofort hatte man einen anderen Raum provisorisch hergerichtet und die Betreuung hatten Männer und Frauen übernommen, ungeachtet der eigenen Not. Denn die Menschen, die hier geschädigten Volksgenossen Rat und Hilfe gaben, waren selbst bombengeschädigt. Aus dem verpflichtenden Gefühl der Gemeinschaft heraus haben sie ihre persönlichen Wünsche hintangestellt und gaben von ihrer moralischen Kraft ab an alle, die ihre aus dem Nichts geschaffene Hilfsstelle passierten. Auch hier waren wie an vielen anderen Stellen jene Impulse zu spüren, die auch das Schwerste überwinden lassen. Es stand in dieser Nacht keiner allein. Die Stunden der Bewährung hat auch Magdeburg wie viele Städte vor ihm in würdiger Haltung durchgestanden. In Würde. Und in Dankbarkeit?
Am 27. 1. 1944 folgt die offizielle Traueranzeige für die Todesopfer des 22. Januar. Überschrieben ist die Liste mit Einem feindlichen Terrorangriff fielen zum Opfer: … Die von Gauleiter Jordan unterzeichnete Anzeige zählt 112 Opfer auf: 70 weibliche und 42 männliche. Das älteste Opfer war der am 13. 10. 1859 geborene Johann Loskowski, das jüngste die am 4. 3. 1942 geborene Erika Menzel. Am 28. 1. 1944 berichtet die Magdeburgische Zeitung über die Trauerfeier für die Opfer des Luftangriffs vom 22. 1. in der Stadthalle. Erstmals werden in diesem Zusammenhang in der Zeitung Bilder der Zerstörung gezeigt: • das Samariterhaus der Pfeifferschen Anstalten und • die gerade 62 Jahre alt gewordene Lutherkirche.
Nach dem Motto „Nun erst recht“ gibt es am 6. 2. 1944 in der Stadthalle eine zweistündige Unterhaltungsveranstaltung, über deren Erfolg unter der Überschrift Allerlei ab drei nach drei am Folgetag in der Presse berichtet wurde.
Der 22. Februar 1944 ist ein Tag, an dem Magdeburg und die Magdeburger eine neue Erfahrung machen sollen. Feindliche Bomber kommen nicht nur in der Nacht! [nach schweren Verlusten, welche die britische Luftwaffe bei Tagesflügen 1940 erlitten hat, flog die RAF bis Ende März 1945 ausschließlich Nachteinsätze über Deutschland]. Nach dem ersten amerikanischen Tagangriff am 11. 1. 1944 folgt nun der zweite und fordert 41 Tote und 194 Verletzte. Viele weitere werden folgen.
Der Schlager Heimat, deine Sterne, sie strahlen mir auch am fernen Ort wurde umgedichtet in: Heimat, deine Trümmer, die Sonne scheint in den ersten Stock!
Nachdem Kreisleiter Krause ca. 2 Jahre nicht mehr an Ratsherrensitzungen teilgenommen hatte, ist diesmal, am 23. 3. 1944, im Anwesenheitsnachweis zu lesen: durchgestrichen ist der vorgedruckte Kreisleiter Krause, M.d.R. und ersetzt durch m.d.L.b. Tichy, Beauftragter der NSDAP für die Stadt Magdeburg Tichy nimmt an allen drei noch folgenden Ratsherrensitzungen teil. Vom 11. bis 15. 5. 1944 findet im Gau Magdeburg eine Luftschutzwoche statt. Gerade noch rechtzeitig, um die Magdeburger richtig auf den 28. 5. vorzubereiten. Das ist der Pfingstsonntag und er wird wesentlich gestaltet von den Bombern der amerikanischen Luftflotte, die gegen 13.00 Uhr Magdeburg angreifen. Neben 24 Toten werden 4 Schwer- und 35 Leichtverletzte gemeldet. (Die Zahl der Verletzten wird in der Zeitung möglichst gering angegeben, so werden z. B. nur die stationär aufgenommenen Verwundeten gezählt; andere Zahlen sprechen von 72 Verwundeten. Bereits 1942 hatte die SS festgestellt, dass die Bevölkerung des damals bereits stark bombardierten Rheinlands den bekannt gegebenen Verlustmeldungen keinen Glauben schenkte, da angeblich nur die in den Luftschutzräumen getöteten Opfer gezählt, die Verschütteten und Vermissten jedoch unterschlagen würden. ) Die Trauerfeier soll am 31. 5. 1944 auf dem Alten Markt stattfinden.
Als am 18. 6. 1944 in Rothensee für die Brabag ein KZ-Außenlager - Lager Magda - eingerichtet wird, folgt am 20. 6. bereits wieder ein amerikanischer Tagesangriff, der insbesondere auch das Gelände der Brabag trifft. Es gibt in Magdeburg 48 Tote und 148 Verletzte. Wieder folgt ein Tagesbombardement der Amerikaner. Am 29. 6. 1944. Am Donnerstagvormittag werfen amerikanische Bomberverbände Spreng- und Brandbomben über Magdeburg ab. Es wurden bisher 70 Gefallene festgestellt, schreibt die Magdeburgische Zeitung am Freitag. Über 200 Verletzte befinden sich in den Krankenhäusern. Die Trauerfeier wird am 1. 7. 1944 wieder auf dem Alten Markt stattfinden. Hauptziele dieses Angriffs waren die Junkerswerke, das Industriegebiet Rothensee und das Sudenburger Krankenhaus. Die Altstadt blieb auch diesmal verschont. Eine andere Meldung besagt, dass die Bismarckschule von Phosphor- und Brandbomben getroffen und schwer beschädigt wurde. Insgesamt verloren 92 Menschen ihr Leben und 291 wurden verletzt. Die Lebenden werden am 30. 6. 1944 durch die Zeitung aufgefordert, die Wasserbehälter auf den Straßen neu zu füllen. Die offiziell zugestandene Zahl der Todesopfer wird als Wochenendlektüre bereitgestellt. In der Magdeburgischen Zeitung vom 1./2. 7. 1944. Die Anzeige der Todesopfer des Angriffs vom 29. 6. 1944 umfasst 54 Namen. Dabei zeigt sich wieder die Tendenz zum Herabspielen der Opferzahlen. Nach den zunächst festgestellten 70 Gefallenen wurden jetzt die Toten, die nicht für ihr Vaterland starben, nämlich Häftlinge des KZ Magda und Fremdarbeiter nicht mehr mitgezählt. Bei den über 200 Verletzten handelte es sich schließlich um 291, ohne dass dabei geklärt werden kann, ob es sich um rein deutsche Opfer oder um die Gesamtzahl handelt.
Und noch einmal sind im Juli 1944 Schachtarbeiten für Feuerlöschteiche zu organisieren. Neun Stück sind es diesmal, die verteilt in der Stadt noch gebaut werden sollen: 1. Fermersleber Platz, 2. Helmholtzstraße, Ecke Freie Straße, 3. Amsdorfer Straße zwischen Helmstedter- und Westend¬straße, 4. Freiherr-vom-Stein-Straße, Ecke Motzstraße, 5. Nikolaiplatz, 6. Kaiser-Wilhelm-Platz (rings um den Denkmalsockel), 7. Hauptbahnhofsvorplatz Südseite, 8. Parkplatz auf dem Bahnhofsvorplatz (2 Becken). Als sich die Ratsherren am 20. 7. 1944 mit dem Thema beschäftigen, war der Bau bereits begonnen. Es war auch höchste Zeit, denn die britischen und amerikanischen Angriffe auf Magdeburg entwickeln sich zur tödlichen Routine für die Stadt und ihre Menschen. Und immer noch bleibt die Altstadt verschont. Wie schon so oft ist dann am 5. 8. 1944 die Neustadt Ziel amerikanischer Bomber, wo die Junkers- und die Silvawerke ins Visier der Bombenschützen genommen werden. Aber auch Buckau soll diesmal eine größere Ladung abbekommen. Neben Schäffer & Budenberg ist es ganz besonders Krupp, auf das es die Flieger abgesehen haben. 850 Bomben bringen Zerstörung und Tod. Die Wucht des Angriffs ist so groß, dass der LS-Befehlsstand im zweiten Hof des Verwaltungsbaus Marienstraße schwer beschädigt wird. Eine damalige Luftschutzhelferin des Werkluftschutzes schildert noch heute bewegt, wie die starke Betondecke heruntersackte, wie die Verbindung nach Außen abgeschnitten wurde, die Ausgänge blockiert und verschüttet waren und wie erst nach Stunden durch ein Labyrinth unterirdischer Verbindungsgänge Hilfe und Rettung kamen: es war für die Eingeschlossenen eine zweite Geburt. Für die Insassen des Bunkers des ersten Hofes (in Richtung Dodendorfer Straße), der einen Volltreffer erhalten hatte, brachte dieser Angriff hingegen den Tod. Doch so sicher auch die Bunker unter dem Aschenberg oder die Bunkertürme im Werksgelände sein mochten, nicht jeder fand nach Beginn des Bombenhagels schnell genug den Weg dahin und so waren unter den 683 Toten dieses Angriffs in Magdeburg auch viele Kruppianer. Noch zweimal in diesem Krieg soll das Grusonwerk Angriffsziel sein. Am 7. 10. 1944 und am 2. 3. 1945. 263 Tote hat das Grusonwerk dann zu beklagen. Davon sind 81 zu Zwangs- oder Kriegsgefangenenarbeit gepresste Opfer, die den Tod fern ihrer Heimat gefunden haben.
Begleiterscheinung der verstärkten Angriffe auf deutsche Ziele ist es, dass das normale Leben immer weiteren Einschränkungen unterworfen wird. Mit Wirkung vom 1. 9. 1944 werden für das ganze Deutsche Reich einschneidende Maßnahmen angeordnet, von normalem Leben kann keine Rede mehr sein: Schließung sämtlicher Theater, Varietés und Schauspielschulen, Schließung alle Zirkusunternehmen, Schließung aller Orchester, Musikschulen und Konservatorien (mit nur wenigen Ausnahmen), Schließung von Kunstausstellungen, Wettbewerben, Akademien, Kunsthochschulen (auch private Kunst- und Malschulen werden stillgelegt), Schließung von Bibliotheksabteilungen mit schöngeistigem Unterhaltungs- und verwandtem Schrifttum, Schließung einer ganzen Reihe von Berufsschulen, Einschränkung der Tagespresse, Einstellung der wöchentlich erscheinenden illustrierten Zeitschriften mit Ausnahme des „Illustrierten Beobachter“ und der „Berliner Illustrierten“, Einstellung der Truppenbetreuung durch KdF, Einführung einer neuen Sammelkarte für Lebensmittel, Erhöhung der Arbeitszeit in den öffentlichen Verwaltungen und Büros auf mindestens 60 Stunden pro Woche, allgemeine vorläufige Urlaubssperre, Verbot der Beschäftigung von Garderobefrauen in Kinos und von Platzanweiserinnen in Kinos mit weniger als 400 Plätzen.
Die Androhung der Todesstrafe für Verstöße gegen die vorgeschriebenen Maßnahmen konnte schon nicht mehr als etwas Besonderes empfunden werden. Der Tod war, auch in der Stadt, zu etwas Alltäglichem geworden. Da die Angriffe auf die Stadt jetzt immer am Tage stattfinden, sieht sich der Gauleiter gezwungen, die strenge Einhaltung der Verdunklungsvorschriften anzumahnen - ein gewisser Fatalismus breitete sich offensichtlich aus, denn die vorschriftswidrigen Verhaltensweisen bezeichnet er als vorsätzlich.
Bei vier amerikanischen Tagesangriffen im September 1944 müssen mehr als 500 Menschen ihr Leben lassen. Diesmal sind auch die Altstadt und die Wilhelmstadt in Mitleidenschaft gezogen. Am 24. 9. 1944 erhielt die Katharinenkirche im nördliche Breiten Weg schwere Bombentreffer und brannte aus. Nach fünf weiteren Bombentreffern am 28. 9. war sie schwer beschädigt; das Zirkusgebäude wurde an diesem Tag zerstört. Am 7. 10. 1944 flog die amerikanische Luftwaffe einen Großangriff mit mehr als 3 000 Flugzeugen auf verschiedene Ziele im gesamten Reichsgebiet. Diesmal war Magdeburg nur gering betroffen. Hier richtet sich der Angriff gegen das Grusonwerk und es werden Treffer im Sudenburger Krankenhaus verzeichnet. Die Zahl der Toten bleibt mit 50 „gering“. Trotz einer folgenden Ruhephase gehen die luftschutzbezogenen Aktivitäten in der Stadt weiter und am 2. 11. 1944 können die Ratsherren zur Kenntnis nehmen, dass nochmals 7 Löschwasserteiche in der Stadt eingerichtet werden. Die Bevölkerung ist allerdings mit dem, was in der Stadt getan wurde, nicht zufrieden. Es gibt Gerüchte über Versäumnisse und darüber, dass die Gefahr nicht ernst genommen würde. Bei der Besprechung von Punkt 1 des Arbeitsplans nimmt Oberbürgermeister Dr. Markmann zu Gerüchten über nicht genügenden Bau von LS-Bunkern, Feuerlöschteichen usw. in Magdeburg Stellung. Magdeburg habe leider das Bunker-Bauprogramm nur zu 40 % erfüllen können, weil dann Arbeitskräfte und Material zu Gunsten von Westdeutschland und Norddeutschland abgezogen worden seien. Er bittet die Ratsherren, die Bevölkerung bei Auftreten solcher Gerüchte über die Sachlage aufzuklären. Stadtbaurat Götsch empfiehlt, die Entwicklung bei den Bunkerbauten in einer schriftlichen Darstellung niederzulegen und diese dem Kreisleiter mit der Bitte zu übermitteln, die Ortsgruppenleiter darüber zu unterrichten. Kreisleiter Tichy erklärt, daß er den vertretenen Ansichten durchaus zustimme. Er bitte aber um Aufschluß, aus welchen Gründen Braunschweig verhältnismäßig mehr Bunker gebaut habe. Stadtbaurat Götsch teilt dazu mit, daß Braunschweig szt. in die Luftgefahrenzone 1 eingereiht worden sei. Alle Bemühungen der Stadt Magdeburg, in die gleiche Zone eingereiht zu werden, seien damals gescheitert. Ratsherr Hübner bittet um eine Auskunft über die Sicherheit in den Bunkern. Stadtbaurat Götsch erklärt, daß Bunker zwar angeschlagen worden, Durchschläge von Bunkern aber noch nicht vorgekommen seien. Allerdings spiele die Bauzeit der Bunker eine Rolle. Die Bunker in Magdeburg hätten Decken in einer Stärke von 1,40 - 2,00 m. Stadtrat Lehwald weist darauf hin, daß der Polizeipräsident von der Stadtverwaltung gebeten worden sei, eine Höchstbelegung der Bunker zuzulassen (Entfernung der Betten). Weiter teilt er mit, daß die Magdeburger Bevölkerung sich kürzlich über die Benutzung der Bunker durch geschlossene Trupps von Kriegsgefangenen erregt habe. Kreisleiter Tichy hebt hervor, daß vor allem die Benutzung der Bunker durch die in Magdeburg verbliebenen Werktätigen sichergestellt werden müsse. Es dürfe nicht vorkommen, daß die arbeitende Bevölkerung, die bis zum Alarm arbeite, in die Bunker nicht mehr hineinkommen könne. Stadtbaurat Götsch regt an, nur den Frauen und Kindern, die in Magdeburg bleiben müßten, Ausweise für die Bunker zu geben, im übrigen aber die Bunker soweit als möglich zu besetzen. Oberbürgermeister Dr. Markmann und Stadtmedizinalrat Dr. Jeske weisen darauf hin, daß bei längerer Dauer der Angriffe die Zahl der Ohnmachten infolge der Luftverschlechterung bei stärkerer Bunkerbelegung sehr zunehmen werde. Kreisleiter Tichy betont, daß eine gerechte Verteilung des Platzes in den Bunkern bei der verhältnismäßig geringen Zahl von Plätzen nicht möglich sei. Eine gewisse Steuerung zu Gunsten der arbeitenden Menschen, die bis zum Alarm an ihrer Arbeitsstätte bleiben müssen, sei aber nach wie vor erforderlich. Kriegsmüdigkeit gibt es also nicht, nur Rangelei am Bunker. Der von den Westalliierten erhoffte Erfolg, dass sich die Deutschen gegen ihre Regierung stellen würden, ist nicht eingetreten - im Gegenteil. Der von der Goebbelspropaganda gepredigte Hass richtete sich gegen die Soldaten, die als persönliche Feinde betrachtet wurden. Das zeigt sich nicht nur am geschilderten Beispiel des Unmuts über die Benutzung eines deutschen Bunkers durch Kriegsgefangene. Am 2. 11. 1944 hatten amerikanische Bomber Ziele östlich oder südlich von Magdeburg angegriffen (die 8. US-Luftflotte war gegen Leuna eingesetzt). Von der deutschen Luftabwehr waren dabei amerikanische Flugzeuge getroffen, aus denen zwei Piloten über Magdeburg mit dem Fallschirm abgesprungen sind. Gegen sie richtete sich der Zorn verzweifelter Frauen und fanatisierter Jugendlicher. Fast wäre es zur Lynchjustiz gekommen. Da die Ratsherren gerade in einer gemeinsamen Sitzung waren, wurde dem anwesenden Kreisleiter Tichy eine schriftliche Information zu dem Vorfall in den Beratungsraum gereicht. Das Protokoll vermerkt kühl: Kreisleiter Tichy verliest einen ihm zugegangenen Bericht über das Verhalten von Angehörigen der Wehrmacht und der Polizei sowie von Teilen der Bevölkerung beim Absprung von 2 abgeschossenen amerikanischen Fliegern in der Nähe des Domplatzes und im Stadtteil Südost.
Am 14. 1. 1945 ist es vorbei mit der Verschnaufpause, die Magdeburg von einem gnädigen Schicksal gewährt worden war. Am Tag kamen wieder amerikanische Bomber, deren Angriff sich gegen die Stadt richtete. Köln und Fallersleben waren an diesem Tag die anderen Angriffsgebiete. Und auch am 16. 1. 1945 bekam Magdeburg seine Tagesration ab, wobei 40 Todesopfer zu beklagen waren. Neben Magdeburg waren es Dessau und Bitterfeld. Ein ebenfalls geplanter Angriff auf die Brabag Schwarzheide schlug fehl. Magdeburg kehrte nach dem Angriff auch an diesem Tag, wie in den vergangenen Monaten, zum gewohnten Leben zurück. Doch dann kommt alles ganz anders. Der LS-Warndienst informiert in den Abendstunden, dass britische Bomberverbände in den deutschen Luftraum eindringen. Ein Verband näherte sich aus Richtung Helgoland-Hamburg Magdeburg. Solche Routen waren jedoch üblich und die Verbände änderten ihren Kurs in der Vergangenheit regelmäßig im Raum Gardelegen, von wo aus sie nach Osten in Richtung Berlin flogen. Doch nicht an diesem Abend. Mit Ausnahme der Feuerwehr, die in ihre Bereitstellungsräume außerhalb des Stadtzentrums fuhr, gab es nach der Luftwarnung niemanden, der besondere Vorkehrungen traf. Mit einer Ausnahme vielleicht: der Polizeipräsident, Generalleutnant der Polizei Andreas Bolek, ließ drei Löschzüge vor seinem Wohnhaus in der Augustastraße 36 aufstellen. Für alle anderen kam, als die Gefahr plötzlich erkannt wurde, jeder Alarm zu spät. Von der Nordfront aus fielen die Luftminen-, Spreng- und Brandbomben in einer unvorstellbaren Zahl von mehr als 7 500 in jeder Minute, insgesamt 220 000 Stück, auf die Altstadt bis fast zum Hasselbachplatz. Auf die Stadt, die bereits am 10. 5. 1631 durch die kaiserlichen Truppen Tillys und des Reitergenerals Graf Oppenheim schwer zerstört wurde. Es bleiben nur der 1209 begonnene und 1520 vollendete erste große gotische Dom Deutschlands mit dem 1929 dort aufgestellten und 1933 wieder entfernten Anti-Kriegs-Mahnmal Barlachs und das romanische Kloster Unser lieben Frauen weitgehend erhalten. Doch im ganzen wird Magdeburg, ein weithin bekanntes urbanes Kunstwerk, so zerstört, wie in Mitteldeutschland nur noch Dresden. Die Opferzahl geht in die Tausende, genau hat sie sich nie feststellen lassen. Die amtlichen Zählungen enden bei ca. 6 000 Toten und mehr als 11 000 Verletzten. Und keine Ruhe gibt es. In den beiden folgenden Nächten gibt es noch einmal britischen Luftangriffe. Weit mehr als 1000 Tonnen Bomben vollenden das Zerstörungswerk. Die Zahl der Opfer festzustellen wird unmöglich, da noch nicht einmal die vorhergegangenen erfasst worden waren. 11 Luftangriffe muss die leidgeprüfte Bevölkerung, nochmals mit Hunderten Toten, überstehen, ehe es zum letzten großen Schlag gegen die Stadt kommt. Einen glücklichen Umstand gibt es, alle Magdeburger, nach ungeprüften Angaben 500, welche in der Schreckensnacht des 16. Januar 1945 in der Ruine der Katharinenkirche Schutz gesucht hatten, überlebten das Inferno dieses Bombardements. Gleichermaßen Glück hatten diejenigen, welche sich in die Türme des Domes gerettet hatten, während im Vorschiff der Ulrichskirche viele der dorthin Geflüchteten ihr Leben lassen mussten. Am 2. 3. 1945 wird der Dom schwer getroffen, er wird von Domprediger a. D. Martin kurz vor Kriegsende gerettet, als dieser im Zusammenhang mit einem amerikanischen Ultimatum eine Hakenkreuzfahne vom Dom abnehmen ließ. Ebenfalls am 2. 3. wird die Brabag letztmalig von Flugzeugen angegriffen und total zerstört. Weitere Luftangriffe treffen die zerstörte Stadt. Es geht nicht mehr um militärische Notwendigkeiten, als Ostern die südliche Front des Hasselbachplatzes zerstört wird und dabei die 1932 gegründete Werkstatt des Schuhmachermeisters Diederichs untergeht. Doch mit dem gleichen Mut, wie die Gründung in Zeiten wirtschaftlicher Not, begann er bald mit der Neueinrichtung dieses inzwischen in dritter Generation geführten Familienbetriebes, der fast als Institution am gleichen Platz ungebrochen Magdeburger Handels- und Handwerkstradition fortführt. Oberbürgermeister Dr. Markmann, dem ein Einsatz an der Front verwehrt wurde, verhandelt mit dem Reichskriegskommissar Jordan über die Kapitulation der Stadt in einer ausweglosen Lage. Es soll wenigstens das gerettet werden, was bis jetzt überdauert hat. Jeder weitere Tag kann das große Leid nur noch vermehren und die Zahl der Opfer und der Schäden vergrößern. Jordan droht damit, dass in diesem Fall der Oberbürgermeister als vogelfrei erklärt würde und von jedem „anständigen“ Deutschen ohne förmliches Verfahren erschossen werden könnte. Polizeipräsident Bolek fasst am 7. 4. 1945 seine Polizeitruppen zusammen, um die „Festung“ Magdeburg bis „zum letzten Blutstropfen“ zu verteidigen. Am 12. 4. weist der letzten Kampfkommandant von Magdeburg, Generalleutnant Raegener, ein Übergabeangebot der Amerikaner zurück und am gleichen Tag unterstellt sich diesem noch der Oberbefehlshaber der 12. Armee [Armee Wenck]. Die Adolf-Hitler-Brücke wird von der Wehrmacht gesprengt. Wenn es noch eines Beweises falsch verstandener Ehre und Treue bedurft hätte - hier war er. Es ist inzwischen bekannt, dass das Kriegsende dadurch kein anderes Bild bekommen hat, aber es war der letzte Rest dessen, was es noch bedurft hatte, damit auch der letzte Stein in der Stadt nicht auf einem anderen blieb. Verbände der 9. US-Armee traten am 17. 4. 1945 zum Großangriff auf die Stadt an. Gemäß ihrer Strategie starteten die Amerikaner diesen Angriff mit einem Luftschlag. Magdeburg musste diesen während fünf langer Stunden an diesem Dienstag, von 11 bis 16 Uhr hinnehmen, denn es war nicht mehr Krieg, sondern Hetzjagd auf alles erkennbare Leben, sinnloses Zerstörungswerk. Nochmals 1 500 Todesopfer und mehr als 3 000 bisher noch nutzbare Wohnungen wurden der letzte Blutzoll Magdeburgs für die ersten zwölf Jahre eines 1000-jährigen Reiches. Für den Westen der Stadt war am 18. 4. 1945 der Krieg zu Ende. Amerikaner übernahmen die Verwaltung und Kontrolle, während auf der anderen Seite der Elbe, im Osten, Wehrmachtsverbände die Stellung halten. Hielten bis zum 5. Mai, um sie dann kampflos den einrückenden Verbänden der Roten Armee zu überlassen. Unsinnigen Schießereien, Kampfhandlungen genannt, fällt am 19. 4. 1945 noch die Stadthalle zum Opfer.
Ich habe zur #24 eine kleine Ergänzung. Es geht um den Tagangriff vom 11. Januar 1944. Die Alliierten wussten von den Bemühungen der deutschen Luftwaffenführung um den rasanten Ausbau der deutschen Jägerfertigung. Erste Ergebnisse mit z. T. verheerenden und demoralisierenden Folgen vor allem bei der USAF hatten verstärkte Jägereinsätze bereits bewirkt und dank einer neuen Angriffstaktik (durch Major Herrmann und Oberst von Lossberg entwickelt) schien die Erfolgsserie sich fortzusetzen. Um zu verhindern, dass die Jägerplanung forciert wird, nahmen die Amerikaner ihre strategischen Angriffe auf die deutsche Flugzeugindustrie Anfang 1944 wieder auf. Der erste Angriff sollte mit allen drei Divisionen (663 Bomber) am 11. Januar gegen Halberstadt, Braunschweig, Magdeburg und Oschersleben gestartet werden. Wegen schlechter Wetterbedingungen sind jedoch zwei Divisionen zurückgerufen und deutsche Jäger konnten die entstandenen Lücken im Begleitschutz nutzen, um wirksam anzugreifen. Sie schossen 59 Bomber und 5 Begleitjäger ab, erlitten allerdings auch 40 eigene Verluste. Aus der Situation heraus kam es nicht zu einem planvollen Angriff. Das ist vielleicht auch der Grund, dass über diesen missglückten Angriff nicht viel berichtet wurde. Im Droste Geschichtskalender sind der Angriff und die Verlustzahlen richtig angegeben, der Rückruf von zwei Bomberdivisionen jedoch nicht erwähnt.
Bei der Durchsicht meiner Unterlagen habe ich noch gefunden, dass der Angriff am 11. 1. 1944 für 50 Menschen in Magdeburg den Verlust des Lebens bedeutet hat. Die Namen wurden durch den Kreisleiter der NSDAP in der Magdeburgischen Zeitung vom 18. 1. 1944 unter der Überschrift "Einem feindlichen Terrorangriff fielen zum Opfer:" bekanntgegeben.