Graf v. Mansfeld benötigte keine eigene Artillerie zur Verteidigung Magdeburgs, da er über ausreichend Geschütz (Beute) in Magdeburg verfügte. Lediglich Munition organisierte er. Hier die Liste noch einmal, der in MD erbeuteten Geschütze.
Verzeichnis der Geschütze, die bei der Eroberung Magdeburgs am 20.Mai 1631, auf dem Wall gestanden haben. (nach Ruepps Schreiben an den Kurfürsten Maximilian v. Bayern vom 27.Mai 1631. München Haupt-staatsarchiv, Dreißigjähriger Krieg, Tom. 169. Fks, München V, s.90 ff.)
Singerinnen und Kartaunen 1 Singerin, darauf eine Fortuna und das Stadtwappen,13,5 Schuh lang (3,45 m), schießt 20 Pfd. 1 Singerin, darauf das Stadtwappen, 14 Schuh lang (3,58 m), schießt 24 Pfd. 1 halbe Kartaune, darauf das Stadtwappen und ein Vogel Strauß, 12 Schuh lang(3,07 m), schießt 25 Pfd. 1 halbe Kartaune, 12 Schuh lang (3,07 m), schießt 24 Pfd. 1 halbe Kartaune, 11 Schuh lang(2,81 m), schießt 24 Pfd. 1 Singerin, darauf ein Greif, 15.5. Schuh lang (3,96 m), schießt 17 Pfd. 1 halbe Kartaune, darauf der Brauer und Bäckerinnung Wappen, 11 Schuh lang (2,81 m), schießt 24 Pfd.
Quartier-, Not-, und Feldschlangen, sowie kleine Schlangen 1 Quartierschlange, 11 Schuh lang (2,31 m), schießt 12 Pfd. 1 Quartierschlange, die "Lerche" genannt, 11,2 Schuh lang (2,86 m), schießt 12 Pfd. 1 Notschlange, 12 Schuh lang (3,07 m), schießt 12 Pfd. 1 Feldschlange, darauf das Stadtwappen, der "Kuckuck"genannt, 16 Schuh lang (4,09 m), gegossen 1547, Inschrift: V.D.M.I.Q. (Verbum domini manet in aeternum), schießt 6 Pfd. 1 Notschlange, die "Eule" genannt, 16 Schuh Iang (4,9m), schießt 20 Pfd. 2 Schlänglein, jedes 11 Schuh lang (2,31 m), schießen 2,5 Pfd. 1 Schlange, 11 Schuh lang (2,81 m), schießt 3 Pfd. 1 Feldschlänglein,der "Drache" genannt, 13 Schuh lang (3,32 m), schießt 3 Pfd. 1 Schlange, der "Landsknecht" genannt, 14 Schuh lang (3,53 m), schießt 4 Pfd. 1 Schlänglein, die "Venus" genannt, 13 Schuh lang (3,32 m), schießt 4 Pfd. 1 Schlange, der "Fink" genannt, 16,5 Schuh lang (4,22 m), schießt 6 Pfd. 1 Schlange, 13 Schuh lang (3,32 m), schießt 3 Pfd. 1 Schlange, 10 Schuh lang (2,65 m), schießt 2,5 Pfd. 1 Schlange, 11,5 Schuh lang (2,94 m), schießt 12 Pfd. 1 Stück, an der Fischerpforte, 6,5 Schuh lang (1,69 m), schießt l Pfd. 2 Bockstückchen, jedes 5,5 Schuh lang (1,40 m), schießen 0,5 Pfd.
Apostelstücke 1 Salvator, 11 Schuh lang (2,31 m), schießt 6 Pfd. 1 St.Paulus, dgl. Länge, schießt 6 Pfd. 1 St.Matthäus, dgl. Länge, schießt 6 Pfd. 1 St.Simon, dgl,Länge, schießt 6 Pfd. 1 St. Andreas, dgl.Länge, schießt 7 Pfd. 1 St.Bartholomäus, dgl. Länge, schießt 6 Pfd. 1 St. Jakob d.Ä., dgl.Länge, schießt 6 Pfd. 1 St.Jakob d.Ä., dgl. Länge, schießt 7 Pfd. 1 St. Petrus, dgl.Länge, stand hinter der Ziegelscheune auf d. Marsch, schießt 6 Pfd. 1 Judas Thaddäus, dgl. Länge, schießt 6 Pfd. 1 St. Johannes, dgl. Länge, schießt 6 Pfd. 1 St.Thomas, dgl.Länge, schießt 6 Pfd. 1 St.Matthias ,dgl.Länge, schießt 6 Pfd. 1 St. Phillipus,dgl.Länge, schießt 6 Pfd.
Falkonettlein 1 doppeltes Falkonett,10,5 Schuh lang (2,69 m), schießt 2 Pfd. 1 doppeltes Falkonett, darauf ein Ast, 10,5 Schuh lang (2,69 m), schießt 2 Pfd. 1 Falkonett, 9 Schuh lang (2,3O m), schießt 1 Pfd. 2 Falkonettlein, je 8 Schuh lang (1,68 m), schießt 1 Pfd. standen am Bollwerk unter der Brücke 1 Falkonettlein, 7 Schuh lang (1,79 m), schießt 1 Pfd. 1 Falkonett, 7,5 Schuh lang (1,92 m), schießt 1 Pfd. 1 Falkonett, 7 Schuh lang) 1,79 m), schießt 1 Pfd. 1 Falkonett (Kammerstück), 7 Schuh lang (1,79 m), schießt 1 Pfd. 1 Falkonett, 7 Schuh lang (1,79 m),schießt 1 Pfd.
Scharffendindl 1 Scharffendindl, 7 Schuh lang (1,79 m), schießt 0,75 Pfd. 3 Scharffendindl, unter dem Wall im Zwinger, jedes 7 Schuh lang (l,79 m) schießen 0,75 Pfd. Auf jeder eine "Nachtigall" 1 Scharfendindl, ? Schuh lang (1,79 m), schießt 0,75 Pfd. 1 Scharffendindl, 7,5 Schuh lang (1,92 m), schießt 1 Pfd. 1 Scharffendindl, 7 Schuh lang (1,79 m) schießt 0,75 Pfd. 1 Scharffendindi, 7,5 Schuh lang (1,92 m) schießt 0,75 Pfd. 1 Scharffendindl, 7 Schuh lang (1,79 m),schießt 0,75 Pfd.
Steinstücke 1 Steinstück, 7,5 Schuh lang (1,92 m),schießt 20 Pfd. Steine 1 Steinstück, bei der Ziegelscheune, der Wappen Seidenkramerinnung darauf, 6,5 Schuh lnag (1,66 m) , schießt 10 Pfd. 1 Steinstück, 7,5 Schuh lang (1,92 m), schießt 20 Pfd. 1 Steinstück, 5,5 Schuh lang (1,40 m), schießt 10 Pfd. 1 Steinstück, darauf des Bischofs Wappen, im Hornwerk, 4 Schuh lang (1,02 m), schießt 1 Pfd. 1 Steinstück, 4 Schuh lang (1,02 m),schießt 3 Pfd. 1 Steinstück, darauf der Seidenkramerinnungswappen, 6,5 Schuh lang (1,66 m), schießt 10 Pfd. 1 Steinstück oder Haubitze, 6,5 Schuh lang(1,66 m), schießt 10 Pfd. 1 Steinstück, 7,5 Schuh lang (1,92 m),schießt 20 Pfd. 1 Steinstück, 7,5 Schuh lang (1,92 m),schießt 20 Pfd. 1 Steinstück, 4 Schuh lang(1,02 m), schießt 3 Pfd.
Insgesamt : 8 Kartaunen und Singerinnen 18 Quratier-, Not- und Feldschlangen 14 Apostelstücke 10 Falkonettlein 9 Scharffendindl 11 Steinstücke 7 Mörser u. Böller 20 Doppelhaken
An Munition wurde aufgefunden : 5 Tonnen Pulver, auf dem Neuen Werk vergraben 20 Zentner Pulver, lagen noch nicht ganz zugerichtet im Pulvermagazin 150 Zentner Salpeter 12 Zentner Schwefel 90 Zentner Blei
Zitiert nach : Generalstfben "Sveriegs Krig 1611-1532" Bilagsband II, Stockhom 1938
Nun drängt sich die Frage auf, wo seine 4 Regimenter im zerstörten MD denn untergebracht waren. In Zelten auf den nicht zerstörten Wällen und dahinter, was später die Kasernenstraße wurde.
Das trifft auch für die Besatzungstruppen bis 1646 zu. Die hohen offiziere kampierten allerdings in den 1631 nicht zerstörten Gebäuden am Domplatz.
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Für mich steht nicht immer im Vordergrund, welche Feldherren, Heere, Strategien, Schlachten usw. für irgendein Ereignis wichtig sind, sondern es geht mir insbesondere auch um die Betroffenen, welche die Lasten dieser Auseinandersetzungen zu tragen hatten, die von Herrschern, Koalitionen oder Politikern als "(über-)lebenswichtig" charakterisiert wurden. Zum Schluss wussten ja die Unterlegenen von "Nichts" und die Sieger hatten wieder einmal "Recht". Die nicht zu ersetzenden Toten nicht gerechnet, hatten ja die Lebenden Vorbereitungen und Folgen zu tragen. Dabei gab es zwischen Siegern und Besiegten sicherlich keine großen Unterschiede. Für den 30jährigen Krieg habe ich einmal ein paar Fakten gegenübergestellt. Es ist schon interessant, dass zwei Schüsse aus dem 12-pfünder-Geschütz genausoviel kosteten, wie eine Köchin im Jahr verdiente.
In den Geschichtsblättern für Stadt und Land Magdeburg lesen wir im 5. Jahrgang 1870 unter Vermischtes :
3. Militäretat der Stadt Magdeburg im 30jährigen Krieg. Unter den gegenwärtigen Kriegsverhältnissen wird es nicht uninteressant sein zu erfahren, welcher Etat hier in Magdeburg im 30jährigen Kriege für das zu haltende Heer aufgestellt war. Wir entnehmen nachstehende Notiz einem gleich nach Beendigung jenes langwierigen Kampfes erschienenen Sammelwerke städtischer Berichte, das leider kein Titelblatt mehr hat. Es heißt dort sub Nr. XXL: Ueberschlag, was auf einen Monat, auf die zur Trippelhülfe geworbenen Reuter und Soldaten an Soldt, Kraut und Loth, sowohl auf das große Stück Geschütz und andere Zubehörung geht: Als auf die Reuterei monatlichen: 3010 fl. Jeden zu 21 Gr. Soldt und Vortheil. Auf die Soldaten. 2723 fl. Auf Capitain Treschkauen und 2705 fl. Auf Capitain Müllenbecks Fändlein Knechte. Summa 8438 fl. jeden zu 21 Gr. Monatlichen Soldts an bahrem Gelde. An Thalern 7383 Thlr. 6 Gr. Hierzu monatlichen auf zwey Fendlein Knechte, darunter 409 Mußquetierer, acht Zentner Lunten, den Centner zu 15 Thaler gerechnet, thut 120 Thaler. An Pulver muß monatlichen ein Soldat seine Pandelier mit vier Pfund Kraut voll haben, und weil das Pulver von Tage steigt, alß ist der Centner zu 42 Rthln. allhier angeschlagen, thut 16 Centner, an Gelde 672 Thaler. An Bley. Uff jedes Pfund Pulver muß zwei Pfund Bley zum Loth gerechnet werden, so monatlichen, den Centner zu fünf Thalern angeschlagen, außträget 32 Centner, thut am Gelde 160 Thaler. Uff das große Stück Geschütz, so 12 pfund Eisen schießt wird auf eine iede Kugel, eine der anderen zu hülffe, zweene Thaler gerechnet, und auff eine iede Ladung acht Pfund Pulver kombt ein ieder Schuß 5 Thaler 8 Gr. an Kraut und Loth zu stehen, und werden täglichen zehen Schüsse angerechnet, da doch, wann es zum ernst kömbt, manchen Tag mehr als zwantzig mahl auß einem Stück geschossen wird. Weil aber nicht täglichen mit den Stücken gespielet, so wird allhier, wie gesatzt, ein Tag dem andern zu hülffe, nur ungefehr täglichen zehn Schüsse gerechnet, thut monatlichen 1600 Thaler. Hierzu ferner monatlichen gerechnet, was auf Pech, Hartz, Hanff, Flachs, Werck, Oehl und anderes, unumbgänglich gewendet, Ingleichen da etwas wandelbahr, solches wieder restaurieret werden muß, ungefehr auf 700 Thaler. Summa Summarum aller Außgaben, so einen Monath ungefehr zur Trippelhülffe auffzuwenden, 10,635 Thlr. 6 Gr.
Trüppelhilfe: das ist die Hilfe, die eine Körperschaft, z. B. die Stadt Magdeburg in Anspruch nimmt, wenn ihre eigenen Kräfte nicht ausreichen. Im militärischen Sinne sind es Söldnertruppen. Adelungs Wörterbuch von 1793 – 1801 definiert es folgendermaßen:
Oberd[eutsch]. Trüpplein, im gemeinen Leben Trüppel, ein Haufe bey einander befindlicher lebendiger Geschöpfe. Es stehet ein Haufe Manschen auf einem Trupp, nahe bey einander; wenn der Haufe klein ist, im gemeinen Leben auch auf einem Trüppel. Ein Trupp Reiter, von unbestimmter Anzahl. Ehedem war es so viel als eine Schwadrone, so wie man von den Fußvölkern das Wort Trupp auch wohl für das heutige Bataillon gebrauchte. [Adelung: Grammatisch-kritisches Wörterbuch: Der Trupp. Adelung: Wörterbuch, S. 54677 (vgl. Adelung-GKW Bd. 4, S. 711) http://www.digitale-bibliothek.de/band40.htm ]
Die Kosten sagen wenig, wenn wir nicht wissen, was ein „normaler“ Mensch damals verdiente bzw. was sein Leben kostete. In Wikipedia habe ich folgende Beispiele gefunden: (28 Schillinge waren 1 Thaler)
Einkommen (allgemein): Schneiderknecht: 3½ Schillinge Landarbeiter: 4 Schillinge Schweinehirt: 4 Schillinge Zimmermannsknecht: 6¼ bis 7 Schillinge (In Kriegsjaren 5½ Schillinge) Schneidermeister(13 Stunden): 7 Schillinge Bauarbeiter und Maurer: 7 Schillinge Schäfer: 7 Schillinge Dachdecker: 8 Schillinge Schreinemeister: 9 Schillinge Baumeister PICTORIUS: ca. 27 Schillinge Pfennigmeister = oberster bischöflicher Finanzbeamter: ca. 27 Schillinge WILHELM VON FÜRSTENBERG, Geheimer Rat= Oberster Diplomat: ca. 45 Schillinge Einkommen Militär: Kopfprämie für einen Werbeoffizier variierte, je nach Angebot und Nachfrage eines Soldaten, von 3 bis 12 Taler Monatssold für einen Gemeinen (=einfachen Soldaten) 14 Schilling (=1/2 Taler, Jahressold 6 Taler) Monatssold für einen Korporal 21 Schilling (=3/4 Taler, Jahressold 9 Taler) Monatssold für einen Feldwebel 5 Taler (Jahressold 60 Taler) Monatssold für einen Fähnrich 10 Taler (Jahressold 120 Taler) Monatssold für einen Leutnant 13 Taler (Jahressold 156 Taler) Monatssold für einen Hauptmann (gleiche Ränge = Rittmeister & Kapitän) 25 Taler(Jahressold 300 Taler) Monatssold für einen Obristen 50 Taler (Jahressold 600 Taler) Und natürlich ist es auch wichtig zu wissen, was man für sein Geld bekam. 1 Pfund Käse: 1 Schilling 1 Kanne Wein: 7 Schillinge 1 Schinken: 14 Schillinge 1 Huhn: 1½ bis 2 Schillinge 1 Kalb: 28 Schillinge 1 Ferkel: 14 Schillinge 1 fettes Schwein: 140 Schillinge 1 Ochse: 84 Schillinge 1 milchgebende Kuh: 280 Schillinge 1 Mutterpferd: 280 Schillinge 1 Holzeimer: 4 Schillinge 1 Paar neue Leinenhosen: 3 Schillinge
Die Belagerung Magdeburgs 1630/31 und die damit zusammenhängenden militärischen Ereignisse im mitteldeutschen Raum
(Quellen: „Sveriges Krig 1611-1632“! Bd. IV. Stockholm 1938 Documenta Bohemica… Bd. IV u. V. Prha 1975 ff und diverse Veröffentlichungen in Magdeburg zur Belagerung und eroberung, Geschichte der Stadt MD Hoffmann, 1885, Bd 2)
Bei den Datenangaben wurde nach dem Julianischen (alten) Kalender gerechnet, so daß nach dem von den Katholiken damals schon benutztem Gregorianischen (neuen) Kalender jeweils zehn Tage zugerechnet werden müssten. Die Darstellung beschränkt sich auf eine chronologische Zusammenstellung der Ereignisse und ihrer Abfolge, um dadurch eine überschauliche Zuordnung der Geschehnisse in und um Magdeburg zu dem geschichtlichen Desamtablauf zu ermöglichen; denn die lokalen Vorgänge in unserer Heimat sind nur vot dem Hintergrund der Geschichte in Mitteleuropa 1630/31 zu verstehen. Februar 1630 Der ehemalige Administrator des Erzstiftes Magdeburg, Christian Wilhelm, reiste gemeinsam mir dem schwedischen Gesandten Rasche von Schweden nach Norddeutschland, um nach Absprache mit Gustav Adolf eine Erhebung in den Stiftern Magdeburg und Halberstadt. Die militärischen Gesamtsituation war zu diesem Zeitpunkt für eine solche Aktion sehr günstig; denn die Masse der kaiserlichen Armee befand sich bereits in oder auf dem Marsch nach Oberitalien. Durch ihre Teilnahme am Mantuaschen Erbfolgekrieg als Verbündete Spaniens hoffte der Kaiser, seine alten Machtansprüche in diesem strategisch wie wirtschaftlich wichtigem Gebiet wiederherzustellen. Neben dieser Truppenkonzentration im süddeutschen-oberitalienischen Raum verfügte Wallenstein nur über eine zweite im mecklenburgisch-pommerschen Gebiet, entlang der Ostseeküste. Sie sollte eine erwartete schwedische Landung abwehren. Das restliche Deutschland war fast völlig von kaiserlichen Truppen entblößt. Das Heer der Liga operierte im westfälisch-niederländischen Grenzgebiet und stand dem Kaiser nicht zur Verfügung, da es gemeinsam mit den Spaniern kämpfte gegen die Niederländer. 8.April Der kaiserliche Bevollmächtigte Walmerode berichtete Wallenstein über die ersten geheimen Verhandlungen zwischen dem neuen Rat von Magdeburg und dem sächsischen Kurfürsten. (Walmerode spielte bei der „Rettung“ der am Tage der Erstürmung Magdeburgs im Hause des kaiserlichen Parteigängers Johann Alemann sich versteckenden Angehörigen der gestürzten Oligarchie, u.a. auch Otto v. Guericke mit Familie die Rolle des „rettenden Engels“). Zu seinen Plänen äußerte sich Gustav Adolf in einem Brief vom 17.August1630 an seinen Kanzler Oxenstierna dahingehend, daß er durch die Magdeburger Operation beabsichtigte, seine in Pommern und Mecklenburg kämpfenden kaiserlichen Gegner von ihrem Getreidenachschub aus dem mitteldeutschen Raum abzuschneiden. Aus anderen Quellen ist hinreichend bekannt, daß Wallenstein seine in Norddeutschland stehenden Truppen via Elbe aus dem Böhmischen mit Getreide versorgte. Als Nebenabsicht verfolgte Gustav Adolf mit Magdeburg den Zweck, daß die Stadt „die Rakete sein sollte“, die in ganz Deutschland das Feuer anzünden sollte, wie er sich im gleichen Schreiben Oxenstierna gegenüber äußerte. April Der Administrator Christian Wilhelm hielt sich in Hamburg auf und instruierte seinen Agenten Meyer uns seinen ehemaligen Kammerschreiber Wollenweber unter dem 29.Mai üb er einen Plan, in Magdeburg wieder Fußzufassen. 31.Juni Stallmann, der später schwedischer Kanzler des Erzstiftes und einer der führenden Köpfe der schwedischen Partei in Magdeburg, erhielt vom Schwedenkönig eine Vollmacht, die ihn berechtigte, bis zu 10.000Taler durch Wechsel aufzunehmen. 6.Juli Gustav Adolf landete in Pommern. 9.Juli Der Administrator teilte dem König schriftlich aus Hamburg seine militärischen Pläne im Detail mit: Er wollte sich zuerst der Dessauer Brücken und Halles bemächtigen, um dadurch dem in einem kleinen Brückenkopf in Pommern vorerst noch schwer ringendem Schweden Luft zu verschaffen; denn die Kaiserlichen mussten auf die Unterbrechung ihrer Nachschubwege reagieren (s:o.).Der König erhob gegen diese sehr gewagte Operation keinen Einspruch, auch nicht gegen den Zeitpunkt, entsprach sie doch vollkommen seinen Plänen (s.o.). Die Magdeburger Operation trug für ihn zuerst einmal den Charakter einer vorübergehenden, aber willkommenen Ablenkung von Teilen seiner Gegner, bzw. der sicher aus den anderen, ruhigen Gebieten zu erwartenden Reserven. Außerdem behinderte sie den geregelten Nachschub von Getreide für die Kaiserlichen in Pommern (s.o.). Die weiteren Ereignisse sollten ihm Recht geben! Ein Vorstoß von Magdeburg aus entlang der Elbe nach Norden wäre militärstrategisch gesehen viel günstiger für Magdeburg gewesen; denn so hätte die für das gesamte Unternehmen lebenswichtige Verbindung zum schwedischen Hauptheer hergestellt werden können. Jeder Schritt nach Süden war somit für Magdeburg falsch! 10.Juli Gustav Adolf besetzte im Einvernehmen mit dem pommerschen Herzog das wichtige Stettin. 1.August Der sich seit einigen Tagen heimlich in Magdeburg aufhaltende Administrator bot dem Rat ein Bündnis im Namen des Königs an. Dieser wollte der Stadt mit 3.500 Mann beistehen, während Herzog Bernhard von Sachsen-Weimar mit weiteren 3.000 Mann aus dem Thüringischen zu Hilfe kommen wollte. Diese Armee hatte nur einen Nachteil, sie existierte nur in der Phantasie des Administrators! Doch dies erkannte von den politisch in Magdeburg damals führenden Leuten niemand. Sie waren erst kurz zuvor an die Macht gelangt und kannten sich auf dem politisch-militärischen Parket noch nicht recht aus. Um die kaiserliche Partei in der Stadt endgültig aus dem Felde zuschlagen, zögerten sie nicht lange und griffen zu. Außerdem mag die glückliche Verteidigung der Stadt im Jahre 1629 gegen eine wallensteinische Blockade, keine regelrechte Belagerung, den falschen Eindruck erweckt haben, daß man im schlimmsten Falle auch einer neuen Belagerung widerstehen könne. Das heroische beispiel Stralsunds aus dem Jahre 1628 wird auch nicht ohne Wirkung auf den Entschluß zum Bündnis gewesen sein. Man vergaß dabei leider, daß hier die Bürgerschaft geschlossen hinter ihrem Rat gestanden hatte und ständig Nachschub über die durch die dänische und schwedische Flotte offengehaltene See möglich war. Außerdem glaubte damals Wallenstein auch mehr aus politischen gründen als aus militärischen handeln, d.h. verhandeln, zu müssen. Somit war auch er nicht an einer mit letztem Einsatz geführten Belagerung interessiert, weil er verhindern wollte, daß sich schon damals der Schwede aktiv am Krieg in Deutschland engagierte. All diese Voraussetzungen waren jetzt und hier aber nicht mehr vorhanden. Wallenstein wurde gerade auf dem Reichstag von Regensburg durch das Zusammenspiel der deutschen Fürsten mit Frankreich abgesetzt. An seine Stelle trat der politisch keine eigenen Ziele vertretende Tilly. Der Schwede stand zwar auf deutschem Boden, doch der Kaiser glaubte immer noch, auf dem oberitalienischen Kriegsschauplatz den Hauptschlag führen zu müssen. Er unterschätzte den Schweden, zumal sich dieser auch einer recht zögerlichen Kriegsführung befleißigte. Wallenstein unterschätzte dagegen die Gefahr der Magdeburger Aktion keinesfalls. Bei den ersten eintreffenden Nachrichten über den neuen Kriegsschauplatz, setzte er Reserven in Marsch oder lenkte solche, die sich eigentlich nach Pommern begeben sollten, hierher um. Die recht phantastisch anmutenden Pläne des Administrators über die Aufstellung einer eigenen Armee hätten sich vielleicht verwirklichen lassen, wenn er über das für Truppenwerbungen notwendige Geld und Organisationstalent verfügte. Doch besaß er weder das eine noch das andere. Man konnte damals durchaus innerhalb kürzester Fristen große Armeen aufstellen. Wallenstein ist dafür der beste beweis. Doch der verfügte über beide Voraussetzungen in reichlichem Maße! So blieb dem Administrator nur die Erfüllung der Pläne des Schweden. Der König hatte selbst genug zu tun, um seine französischen Subsidien durch Wechselgeschäfte auch in die Hand zu bekommen. Da ihm zu diesem Zeitpunkt dafür noch der Kredit wie auch die Bankorganisation fehlten. 1.August Der wallensteinische Oberst Holk marschierte mit einigen Truppen nach Staßfurt. 2.August Befindet sich in Wanzleben. Eigentlich sollte er nach Pommern weitermarschieren, wurde nun aber durch die Ereignisse im Erzstift aufgehalten. In ihm sollte der Administrator von Beginn an einen Gegenspieler bekommen, der ihm taktisch und strategisch haushoch überlegen war. Der Administrator begann mit seinen ersten militärischen Aktionen. Da er noch nicht über eigene Truppen verfügte, überfiel er mit zwei städtischen Kompanien Wolmirstedt und besetzte die Stadt und das Schloß. Er erbeutete hier Lebensmittel und Munition. Mit seinen ca. 200 Mann war er der schwachen kaiserlichen Besatzung so überlegen, daß sein Erfolg leicht errungen werden konnte. Die Kaiserlichen räumten Staßfurt. 4.August In Calbe/S. wurden die Kaiserlichen samt ihrem Oberstleutnant gefangengenommen. (Sie gehörten zum Rgt. Mansfeld). Im rechtselbischen Erzstift wurden Burg, Loburg und Jerichow bei einem Streifzug ebenfalls eingenommen. In Burg fiel den administratorischen Soldaten ebenfalls ein kaiserlicher Oberstleutnant in die Hände, der sich ohne ausreichenden Schutz in der Stadt aufhielt. Die Burger setzten ihn fest und lieferten ihn nach Magdeburg ab. Diese Aktionen bewiesen allerdings schlagend, wie überraschend diese plötzlichen Überfälle die ahnungslosen kaiserlichen Garnisonen trafen. Der Administrator wollte nunmehr zwei Infanterieregimenter aufstellen. Die eine mit 12 Kompanien sollte unter dem befehl des ehemaligen Magdeburger Stadtkommandanten Schneidewind stehen (s.u.), die andere mit 10 Kompanien unter Oberstleutnant Lange (Lengius). Ein Kavallerieregiment sollte gleichfalls aufgestellt werden. Dessen Kommandeur sollte der ehemalige Kotmeister Boye aus Gr. Salze werden, mit fünf Kompanien einschließlich der administratorischen Leibkompanie von 250 Mann. Die Zahlen stammen aus einem bericht des Administrators an den König vom 18.November1630, d.h. zu diesem Zeitpunkt war ihre Aufstellung noch nicht abgeschlossen, so daß sie für den Sommerfeldzug noch gar nicht komplett sein konnte. 6.August Der Administrator erließ ein Manifest als Landesherr des Erzstiftes Magdeburg und Stiftes Halberstadt an alle Untertanen, obwohl er seit 1628/29 als vom Domkapitel abgesetzt galt! (Seit 1624 war er auch Administrator des Bistums Halberstadt, allerdings erfolgte seine Absetzung auch hier 1628). In diesem Manifest forderte er alle Untertanen auf, ihm im Kampf gegen die Kaiserlichen pflichtgemäß beizustehen. Außerdem erließ er das Lehnaufgebot. Diesem Manifest muß ein nicht unbeträchtlicher Erfolg beschieden gewesen sein. Zumindest besagen die Quellen aus dem Lager seiner Gegner, daß ihm vornehmlich der Adel in großem Umfang gefolgt sei. Aber wir wissen auch aus einigen wenigen Quellen aus den Magdeburge unmittelbar benachbarten Dörfern, daß der Administrator hier Kavalleriepferde, Transportmittel, sowie Lebensmittel erhielt. Letzteres wohl mehr oder weniger freiwillig. Damit kamen seine Truppenbewegungen anfangs gut voran. Allerdings konnten sich seine Söldner nicht mit denen Wallensteins vergleichen, die weit kriegserfahrener und auch besser geführt waren. Eine Reihe von Beispielen deuten auch darauf hin, daß der Administrator besonders bei den städtischen Mittel- und Unterschichten der Salzstädte (Halle, Gr. Dalze und Staßfurt) einen starken Rückhalt gefunden haben muß. Zwei seiner besten Kommandeure, der Hallenser Oberst Bock und der aus Gr. Salze stammende Oberst Boye, waren ehemalige Salzarbeiter. Außerdem unterstützten die Hallenser Salzarbeiter aktiv seine militärischen Unternehmungen (s.u.). 6.August Der Administrator brach mit seinen Truppen von Magdeburg nach Halle auf. 6.August Wallenstein, von den Ereignissen im Erzstift sichtlich beunruhigt, teilte in einem Brief seinem Stadthalter in Mecklenburg mit (Oberst Wengerski), daß das Rgt. Hydou mit fünf Kompanien Arkebusieren im Jülichischen, das Rgt. Bönninghausen mit zehn Kompanien Kürassieren in Sächsischen(?) und 30 Kompanien anderer Kavallerieregimenter aus der Unterpfalz, dem Elsaß und Metz nebst 2.000 Kroaten nach Pommern in Marsch gesetzt seien. Von ihnen fanden im Verlaufe der nachfolgenden Operationen mehrere Kontingente im Erzstift ihre Verwendung, nachdem sie hier zeitweilig ihren Weitermarsch unterbrochen hatten.
Fortsetzung folgt
Reinschrift von Meister Teddy
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6.August 1630 Berichtet der wallensteinische Statthalter im Bistum Halberstadt, Oberst Becker, an Wallenstein. Der Administrator unternehme Streifzüge von Magdeburg aus auf allen wichtigen Straßen. Er werbe intensiv, vor allem in Sachsen und habe mit fünf Kompanien einen Ausfall aus Magdeburg unternommen. Dabei kann es sich nur um den Zug nach Halle gehandelt haben. 7.August Aus seinem Hauptquartier in Memmingen befahl Wallenstein seinem Statthalter in Halberstadt Oberst Becker, sich auf die Ankunft des General Holk mit vier Kompanien (Kavallerie) vorzubereiten. (Hierbei kann es sich nur um die am 1./2.August durch Staßfurt ziehenden Truppen gehandelt haben). Außerdem sollte Becker noch drei Kompanien Kroaten aus der Dessauer Elbschanze heranziehen. Aus diesen wenigen Details wird die Überraschung der Kaiserlichen durch die Aktion des Administrators deutlich erkennbar. Man kratzte an Truppen zusammen, was irgendwie verfügbar war uns improvisierte den Widerstand. Das militärische Kräfteverhältnis lag zu diesem Zeitpunkt eindeutig auf Seiten der administratorisch-magdeburgischen Partei. Wallenstein befand sich währenddem mit dem Hauptteil seiner verfügbaren Armee entgegen seinen Plänen auf kaiserlichem Befehl in Oberschwaben auf dem Marsch nach Oberitalien, wo bekanntlich durch den Mantuaschen Erbfolgestreit (s.o.) ein neuer Kriegsherd entstanden war. So traf der schwedische Einfall in Pommern, wie gleichermaßen die Nebenaktion im Erzstift Magdeburg nur auf schwache, zudem unvorbereitete und teilweise auch schlecht geführte kaiserliche Truppen. Der große Stratege Wallenstein übersah allerdings sofort die Zusammenhänge und zog von den Nebenkriegsschauplätzen schnellstens Verstärkung heran. Für das Erzstift konnte es deshalb nur eine Frage der Zeit sein ehe sich hier das Blatt wendete und sie übereilten Aktionen das Administrators in die Krise gerieten. 8.August Der Administrator überrumpelte die schwache Kaiserliche Besatzung in Halle, die noch kurz zuvor durch 50 Mann aus der Dessauer Elbschanze verstärkt worden war. Der Kaiserliche Hauptmann Hacke zog sich in die Moritzburg zurück. Eine Kapitulation lehnte er ab. Staßfurt erhielt eine administratorische Besatzung, dgl. Auch Bernburg mit zwei Kompanien, die aber kurz darauf wieder von Holk vertrieben wurden. Wallenstein teilte dem Obersten Becker in Halberstadt mit, daß Virmond im Anmarsch begriffen sei und den militärischen Oberbefehl übernehmen sollte (dessen Ernennung datierte vom 7.August). 9.August Holk (s.o.) traf in Aschersleben ein. Unter diesem Datum teilte er Wallenstein mit, daß der Administrator das eroberte Wolmirstedt verlassen, Staßfurt und Bernburg besetzt habe und auf Halle marschierte. Er (Holk) habe in Aschersleben nur eine Kompanie zur Verfügung, die er aber zur „Ruhighaltung“ der Bürgerschaft benötigte. Mit den restlichen drei Kompanien wollte er entweder Haldensleben oder Wolmirstedt angreifen. Aus diesem Lagebericht ersehen wir folgendes: Die Nachricht von den Aktionen des Administrators muß auch die Bewohner der angrenzenden Territorien zur offenen Feindschaft gegenüber den verhassten Wallensteinern bewogen haben (s.u.). Den Plan Holks kennzeichnete eine gute Einsicht in die strategische Situation. Während die anderen wallensteinischen Truppenführern, die hier kommandierten (Becker) mehr schlecht als recht reagierten. Eine Rückeroberung der nördlich Magdeburgs gelegenen, genannten Orte Haldensleben und Wolmirstedt hätte eine Verringerung der Gefahr bedeutet, daß sich dort eine Gelegenheit für eine eventuelle Vereinigung der schwedischen Hauptheere mit dem aufständischen Magdeburg hätte anbahnen können. Im kaiserlichen Lage rechnete man zwar nicht mit einem schnellen Vorstoß des gerade gelandeten Königs über Pommern und Mecklenburg nach Süden, aber man wollte auch kein Risiko eingehen, zumal die militärische Lage im Erzstift und den angrenzenden territorien keinesfalls rosig für die Kaiserlichen aussah. Bekanntlich befanden sich ihre Hauptkräfte entweder auf dem Marsch nach Italien oder standen gegen den Schweden in Vorpommern im Kampf, andere Kontingente fochten auf dem westlichen Kriegsschauplatz gegen die Niederländer, wieder andere hielten die verschiedensten Garnisonen in Deutschland besetzt. Wallenstein rechnete zwar nicht wie gesagt mit einer schnellen Offensive des Schwedenkönigs, da er richtig annahm, daß dieser zuerst einmal die Sicherung seines Nachschubs aus der Heimat und den baltischen Provinzen denken musste. Aber auf die leichte Schulter konnte man den neuen Kriegsschauplatz tief im Rücken der, in Pommern stehenden Kräfte auf gar keinen Fall nehmen! Analog dem bekannten Frühjahrsfeldzug von 1626 gegen den Mansfelder und den dänischen General Fuchs wählte Wallenstein auch diesmal wieder die Linie zwischen Dessauer Elbschanze und dem Raum Aschersleben-Halberstadt zur weiteren Operationsbasis für seine nach und nach im mitteldeutschen Gebiet eintreffenden Verstärkungen. Dabei hielt man im Durchmarsch nach Pommern begriffenen Truppen zeitweilig an und setzte sie hier gegen den Administrator ein. Nachdem sie ihre Aufgaben erfüllt hatten, marschieren sie wieder weiter. Inwieweit man dadurch den Plänen des Schwedenkönigs entgegenkam (s.o.), sollte die Zukunft erweisen. Auf jeden Fall improvisierte man so eine Sperre gegen ein weiteres Vordringen des Administrators, ja man konnte ihn sogar sehr bald auf seine Ausgangsbasis zurückwerfen! So rochierten die kaiserlichen Truppen zwischen Dessauer Elbschanze und Aschersleben-Halberstadt. Zur Verteilung der kleinen Garnisonen der Wallensteiner in diesem Gebiet kann festgestellt werden, daß sich neben den eben genannten Orten nur noch schwache Garnisonen unter den Kommando des Hauptmanns Föckler in Staßfurt und den gleichrangigen Offizier Rathmüller im rechtselbischen Jerichowschen befanden, hinzu kamen noch einige kleinere Garnisonen in anderen erzstiftischen Städten. Ihre eigentliche Aufgabe standen in der rigorosen Eintreibung der Kontributionen im Rahmen des durchorganisierten wallensteinischen Systems, das mit kurz und mittelfristigen Wechselkrediten arbeitete, die dann durch die eingetriebenen Kontributionen verzinst und bezahlt wurden. Allerdings musste dieses aufgeteilte und waghalsige System bei den kleinen Störungen außer Kontrolle geraten und die Gefahr der Wechselproteste nach sich ziehen. Deshalb waren die magdeburgischen Unruhen nicht allein in militärischer Hinsicht für Wallenstein so gefährlich; denn die Stifter Magdeburg und Halberstadt gehörten zu den wichtigsten Kontributionsgebieten Wallensteins. Bis auf die kleine Hallenser Garnison auf der Moritzburg konnte der Administrator zuerst alle anderen Kaiserlichen vertreiben oder überrumpeln. Der wallensteinische Oberkommandierende in den beiden Sriftern, Oberst Becker in Halberstadt, war eigentlich nicht mehr als einer der wichtigsten „Buchhalter“ innerhalb des erwähnten wallensteinischen Systems und kein hervorragender Offizier. Deshalb schickte Wallenstein sehr schnell erfahrene Kommandeure hierher (Virmond und Holk). 13.August Oberst Becker berichtete Wallenstein über die schnellen Anfangserfolge des Administrators, der inzwischen mit Unterstützung der Halloren Halle (6.8.30) eingenommen hatte. In Köthen fiel ihm sogar angeblich die Kasse des wallensteinischen Obersten von Stammer mit 30.000 Talern in die Hände. Becker schlug deshalb vor, seine restlichen Truppen in der Dessauer Elbschanze zu konzentrieren, damit er dann von beiden Flanken her, von Aschersleben-Halberstadt und Dessau, den Vormarsch des Administrators nach Süden hätte bedrohen können. Weiter berichtete er, daß diesem viel Volk zuliefe. Diese rein passive Taktik war zwar den militärischen Möglichkeiten Beckers angepasst, zeigte aber auch wie verzagt dieser den Ereignissen gegenüberstand und wie schlecht er über die wahre Situation im Lager seines gegners informiert war.
Fortsetzung folgt
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passt evtl. nicht zu den obigen Beiträgen, aber trotzdem: Welche Rolle spielte Herzog Wilhelm v. Weimar als Stadthalter Gustav Adolfs und schwedischer Generalleutnant. Da soll es eine Schrift von Dr. W. Huschke aus dem Jahre 1936 geben??
13.August 1630 Der Administrator ließ durch eine Kompanie Dragoner Stadt und Schloß Wanzleben besetzen. Nun konnte er sogar Halberstadt selbst bedrohen. Er selbst begann mit der Belagerung der in Moritzburg (Halle) eingeschlossenen Kaiserlichen. Da auch Querfurt in diesen Tagen in seine Hände fiel, erfuhr zu diesem Zeitpunkt seine militärische Macht ihre größte Ausdehnung. Der Hallorenoberst Bock, ein ehemaliger wallensteinischer Offizier, stellte ein neues Regiment auf. Die administratorische Kavallerie kommandierten Oberst Georg von Uslar, Oberstleutnanten Thilo von Uslar und Wiprecht von Treskow, letzterer war Angehöriger des erzstiftischen Landadels. 14.August Ein erster kaiserlicher Gegenangriff auf Wanzleben schlug fehl. 16.August Unter der Zurücklassung von fünf Geschützen, sechs Doppelhaken und 300 Musketen brach der Administrator die Belagerung der Moritzburg ab und zog sich fluchtartig auf Magdeburg zurück. Dadurch gingen die Verbindungen zu seinen südlich und westlich von halle operierenden Truppen verloren. Der kaiserliche Angriff auf Wanzleben war doch abgeschlagen. 16.August Wallenstein teilte Virmond mit, daß er dem Obersten Breuner befohlen habe, aus den spanischen Niederlanden mit seinem Infrgt. (10 Kompanien) ins Erzstift abzumarschieren, Ihm schiene der bisherige Oberbefehlshaber Becker zu verzagt, um gegen den Administrator energisch vorzugehen. Inzwischen bereitete Wallenstein weiter den oberitalienischen Feldzug vor. Der neue Kriegsschauplatz im Norden besaß somit für ihn nur nebensächliche Bedeutung. 19.August Oberst Becker berichtete Wallenstein aus dem soeben wiedereroberten Halle über die eilige Flucht des Administrators, nachdem das Gerücht auftaucht sei, Collorado befände sich mit 12 Kompanien in der Nähe der Stadt. In Wirklichkeit war man ein so schnelles Vorrücken der Wallensteiner überhaupt nicht zu denken. Dieser voreilige Rückzug beweist aber auch, wie schlecht es um den Nachrichtendienst des Administrators bestellt gewesen sein muß und wie schwach er seine Position selbst einschätzte. 21.August Es bestand folgende militärische Lage: Die Wallensteiner hielten die Bodenlinie und besetzten wieder Bernburg und Halle. Im Norden gewannen sie Helmstedt zurück und unterbrachen damit die Verbindungslinien des Administrators nach Süden ins Thüringische und Sächsische und nach Nordwesten in die welfischen Lande, beides wichtige Truppenrekrutierungsgebiete. Aschersleben und Halberstadt bildeten dabei ihre Organisationsbasis. Holk hielt mit drei Kavalleriekompanien den wichtigen Paß bei Hadmersleben, durch den Halberstadt deckte. Die lebenswichtige Querverbindung zwischen dieser Operationsbasis und der Dessauer Elbschanze war somit wiederhergestellt. Den Oberbefehl führte noch Oberst Becker. Er verfügte über sieben Kavalleriekompanien (zwei vom Rgt. Terzky und fünf des Rgt. Holk), damit lag die Überlegenheit für den augenblicklich stattfindenden Bewegungskrieg augenscheinlich auf kaiserlicher Seite. 23.August Die administratorische Besatzung von Staßfurt erhielt Verstärkung durch eine kleine Kavallerietruppe. 24.August Virmond traf in Aschersleben ein, damit gelangte der Oberbefehl (s.o.) in die Hände eines erfahrenen Kommandanten. Halle erreichte das Kavallerieregiment Hydou. Ein Vorstoß des administratorischen Obersten Boye von Staßfurt aus auf Halberstadt schlug bei Hadmersleben fehl. Er wurde von Holk bei Gr. Germersleben völlig geschlagen und verlor 150 Tote und 40 Gefangene mit einem Offizier. 25.August Virmond gab Wallenstein schriftlich seinen ersten Lagebericht. So erwartete er das Rgt. Montecuccoli (Kav.). Er glaubte, mit diesem und den vorhandenen Kräften alle bisher zurückeroberten Positionen behaupten zu können. Dadurch schuf er gleichzeitig gute Ansatzpunkte für die endgültige Rückeroberung des Erzstiftes. Weiterhin sicherte er die äußerst wichtigen Nachschubwege nach Norden und durchkreuzte somit die Pläne Gustav Adolf (s.o.). 26.August Die kaiserlichen Kavalleriergt. Bönninghausen und Hydou eroberten die Stadt Wanzleben zurück und blockierten im dortigen Schloß eine Dragonerkompanie des Administrators unter dem Kommando des Staßfurter Pfännersohn v. Hakeborn. In seinem Lagebericht (s.o.) ging Virmond auch auf das Verhalten des erzstiftischen Landadels in diesem Kampf ein, der den alten Landesherren tatkräftig unterstützte, indem er eine Reihe von tüchtigen Offizieren stellte. Dazu sind einige Erklärungen notwendig. Durch das bekannte Restitutionsedikt von 1629 wurde der erzstiftische Landadel in besonderer Form betroffen; denn von nun an waren ihm die einträglichen und vor allem politisch einflußreichen Domherrenstellen und Prälaturen als Lutheranern versperrt. Seine Rittergüter litten unter den Plünderungen und Erpressungen mehr als die Städte. Die wallensteinischen Kontributionsoffiziere handhabten ihr Getreidemonopol do rücksichtslos, daß dem Landadel jeglichen Handel versagt blieb. Die steigenden Getreidepreise zwischen 1628 und 1630, als in Westeuropa wieder einmal die Ernten schlecht ausfielen, machte ihnen das nur noch augenscheinlicher. Die wallensteinischen Offiziere erzielten mit dem erpressten Kontributionsgetreide dagegen riesige Gewinne. Obendrein hatte Wallenstein mit kaiserlicher Billigungen einigen besonders politisch exponierten Landadligen ihre Lehen genommen und ähnlich wie zuvor in Böhmen an kaiserliche Hofbeamte und Parteigänger vergeben. Als nun noch im Zuge des Restitutionsediktes die meisten der im vorigen Jahrhundert säkularisierten oder reformierten Stiftern und Frauenklöster wieder mit katholischen Geistlichen und Nonnen besetzt wurden, war ein weiterer tiefer Einschnitt in die adligen Rechte der Besetzung dieser wichtigen Versorgungsstellen vollzogen. Zudem drohte ihnen der Entzug des Berufungsrechtes der Dorfgeistlichen und Eingriffe in ihre durch die Reformation errungenen Grundbesitzrechte an ehemaligem Kirchengut. Durch den Stillstand des wichtigen Salzhandels erlitten besonders die städtischen Unterschichten Einbußen an ihrem Einkommen. Da sie aber gleichgültig die Hauptlasten der Kontribution trugen, die auf Bier und Lebensmitteln lagen, erklärt sich auch die Stellungsnahme (s. Halle und Staßfurt) für den Administrator. Sie stellten zwei seiner besten Offiziere (Bock, Boye) und vieler seiner Soldaten. Fortsetzung folgt
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28.August 1630 Virmond berichtete Wallenstein über die letzten Erfolge. 30.August Ein erneutes Unternehmen der administratischen Besatzung in Staßfirt nach Süden auf Bernburg zu, schlug bei Neugattersleben fehl. Bei Löbnitz kam es zu einem weiteren Gefecht mit fünf Kompanien des Kavalleriergts. Scherffenberg. Anfang September Aus der Unterpfalz trafen fünf Kroatenkompanien ein. Für die Führung des kleinen Krieges eine wichtige Spezialtruppe! Colloredos Kavalleriergt. (s.o.) wurde von Garz aus mit seinen 10 Arkebusierkompanien hierher in Marsch gesetzt. Hinzu kam noch das Kavalleriergt. Montecuccoli mit neun Kompanien Kürassieren. Es folgten dann noch das Kavalleriergt. Harreaucourt mit fünf Kürassierkompanien, das Kavalleriergt. Piccolomini mit drei Arkebusierkompanien aus Hagenau/Elsaß und schließlich das Infanteriergt. Holstein mit 10 Kompanien. Alle diese Truppenkörper trafen nach und nach bis zum 16.September hier ein. In dieser Zeit überfiel der auf dem rechten Elbufer kommandierende wallensteinische Hauptmann Rathmüller von Brandenburg/H. aus Loburg, um sich danach in die Dessauer Elbschanzen zurückzuziehen. 3.September Virmond berichtete aus Halberstadt an Wallenstein über die weiteren Fortschritte der Operationen. Außerdem habe er die Rgt. Bönninghausen und Hydou (s.o.) auf ihrem Weitermarsch nach Pommern angehalten und hier in Quartier gelegt. Im Braunschweigischen hätte Pappengeim gerade einen Aufstand niedergeworfen. Ein kaiserlicher Überfall auf Staßfurt durch Montecuccoli und Holk konnte durch die administratorische Garnison abgeschlagen werden. 7.September Von Querfurt aus, dem letzten administratorischen Stützpunkt im Süden nach dem Verlust von Halle, überrumpelte der Oberst Bock das Schloß Mansfeld. Wahrscheinlich wollte er versuchen, um das den Wallensteinern besetzte Halle herum einen neuen Verbindungsweg nach Norden zu schaffen und sich im Thüringischen Rekrutierungsquellen zu erschließen. Dadurch bedrohte er die kaiserlichen Nachschubslinien aus dem Thüringischen nach Aschersleben-Halberstadt. Mitte September verfügten die Kaiserlichen auf dem mitteldeutschen Kriegsschauplatz über: 20 Kompanien Infanterie und 47 Kompanien Kavallerie! Dadurch musste ganz zwangsläufig die militärische Initiative wieder in ihre Hände zurückkehren. Ganz abgesehen davon, daß die administratorischen Truppen schlecht geführt und noch schlechter ausgerüstet waren, fehlten ihnen meist auch die militärischen Erfahrungen völlig. Die Kaiserlichen besaßen nunmehr die Überlegenheit bei der Offensivwaffe. Kavallerie. 13.September Es kam zu einem Aufruhr der Hallknechte in Halle gegen das dort stationierte Kavalleriergt. Hydou. 13./14.September Virmond eröffnet mit den soeben eingetroffenen Kavalleriergtn. Bönninghausen und Hydou eine neue Offensive. Jetzt fiel das Schloß Wanzleben. Auch die dem Administrator noch verbliebenen Positionen südlich und westlich von Magdeburg gingen verloren. Glöthe, Ullnitz und Förderstedt wurden von den Kaiserlichen geplündert. 16.September Virmond hielt sich in Dessau auf. September Der auf dem pommerschen Kriegsschauplatz kommandierende General Conti beklagte sich bei Wallenstein über die aus den Stiftern Magdeburg und Halberstadt ausbleibenden Getreidelieferungen. Seine Armee begann zu hungern. 18.September Virmond gab Wallenstein einen weiteren Lagebericht aus seinem Quartier in Blekendorf. Er schilderte die Erstürmung Egelns durch die Infanteriergtr. Wangeler und Holstein am gleichen Tag. Sie machten 150 Gefangene samt ihrem irischen (!) Hauptmann. 19.September Die kaiserlichen Rgtr. Wangeler (Inf.) und Bönninghausen (Kav.) besetzten kampflos das von seiner Einwohnerschaft verlassene Frohse und Gr. Salze. Hier hatte die Bürgerschaft es abgelehnt, die administratorische Besatzung zu unterstützen 20.September Die administratorischen Truppen unternahmen aus Magdeburg den einzigen Entlastungsangriff, allerdings erfolglos, auf Schönebeck. 22.September Die administratorische Besatzung in Staßfurt räumte kampflos die Stadt und zog sich auf Calbe/S. zurück, weil die Straße nach Magdeburg bereits gesperrt war (s.o.). Staßfurt wurde vom Rgt. Montecuccoli besetzt. Calbe/S. fiel nach hartnäckiger Verteidigung durch die administratorische Besatzung und die Bürgerschaft. Hier und in Gr. Salze verlor der Administrator fünf Kompanien des Rgts. Lange. Außerdem geriet auch die aus Staßfurt abgezogene Besatzung vor Calbe/S. in Gefangenschaft. Damit hatten die kaiserlichen alle wichtigen Positionen des Administrators im südlichen Holzkreis erobert und ihn dadurch von seinen noch im Saale- und Querfurtischen Kreis stehenden Kräfte abgeschnitten. Die Kaiserlichen standen im Süden damit unmittelbar vor den Toren Magdeburgs. Weil zu diesem Zeitpunkt der Kaiser auf Druck der Reichsfürsten (s.o.) Wallenstein hatte entlassen müssen, stockten erst einmal vorübergehend ihre Operationen im Erzstift. Der neue Oberbefehlshaber Tilly beabsichtigte zunächst, die Schweden in Pommern zu schlagen. Der Administrator nutzte diese Pause allerdings wenig. 26.September In Halle löste das Rgt. Holk (Kav.) das Rgt. Harreaucourt ab (Kav.). 19.September Das kaiserliche Infanteriergt. Wangeler lag in Drakenstedt. 1.Oktober Virmond hatte jetzt sein Hauptquartier in Wanzleben. Damit rückte auch im Westen die Front näher an Magdeburg heran. In Querfurt zersprengte Holk (s.o.) fünf Kompanien des Rgts. Schneidewind und eroberte diese wichtige Festung zurück. Andere Teile dieses Regiments müssen in Magdeburg gelegen haben (s.u.). 5.Oktober Das Rgt. Holk räumte Halle und wurde durch zwei Kompanien des Rgts. Bernstein ersetzt. Als letzter administratorischer Stützpunkt im Saalkreis wurde Wettin nach hartnäckiger Verteidigung gestürmt. 8.Oktober Von Mansfeld aus (s.o.) eroberte der administratorische Oberst Bock mit heimlicher Unterstützung der Halloren (Salzarbeiter) wieder Halle im Handstreich! Angeblich soll es ihm gelungen sein, im Thüringischen 2.000 Mann zu sammeln. Diese Störaktion blieb allerdings ohne nachhaltige Wirkung; denn die administratorischen Truppen handelten unkoordiniert und verzettelten sich in solchen Einzelaktionen. Ihre anfängliche Überlegenheit war nun verlorengegangen! 8.Oktober Die kaiserlichen Rgtr. Holstein und Wangeler (Inf.) zogen durch Staßfurt. 9.Oktober Holk erobert mit nur vier Kompanien Halle wieder zurück. Oberst Bock zog sich in das neutrale (kursächsische) Stift Merseburg zurück. Mitte Oktober Der energische, zupackende Holk hatte alle administratorischen Stützpunkte im Süden, neben Halle auch Querfurt und Mansfeld, wiedererobert. 12.Oktober Im Norden hatte der ligistische General Pappenheim inzwischen die im Hochsommer (August) von den Administratorischen besetzten wichtigen Paßorte, Wolfsburg, Oebisfelde und Calvörde gleichfalls zurückgewonnen. Damit waren dem Administrator die lebenswichtigen Verbindungen nach Sachsen-Thüringen im Süden und Braunschweig im Norden abgeschnitten. Alle Außenpositionen gingen damit verloren und der Administrator war allein auf Magdeburg angewiesen. Er logierte deshalb seine Truppentrümmer in die Neustadt und der Sudenburg, sowie dem Kloster Berge ein; denn noch zögerte der Rat, ihn in die Stadt selbst einzulassen. Man erinnerte sich dort wohl an die alten Streitigkeiten aus der Zeit vor dem Krieg. Außerdem schienen sie anfänglichen Sympathien merklich abgeflaut zu sein, nachdem sich gezeigt hatte, auf welch schwachen Füßen sein ganzes Unternehmen stand. Strategisch gesehen hatte der Administrator bereits die gleichen Fehler gemacht, denen auch sein Nachfolger Oberst Falkenberg unterliegen sollte, indem er seine Kräfte über ein weites Gebiet aufsplitterte, wo sie dann leicht von dem konzentrisch angreifenden Feind aufgerieben wurden. So verlor er nach und nach einen Punkt nach dem anderen. Anstatt sich die Straßen nach Norden und Osten offenzuhalten, von wo aus am ehesten schwedische Truppen zu erwarten waren, spannte er seine militärischen und politischen Zielen weit über seine Möglichkeiten. Er verlegte seinen Hauptangriff in Richtung Süden auf den Saalkreis. Wobei er politisch wohl mit einem Anschluß seiner thüringisch-wettinischen Vettern rechnete, eventuell sogar auf die Unterstützung durch den sächsischen Kurfürsten. Durch seine leichten Anfangserfolge über einen unterlegenen Gegner getäuscht, glaubte er schließlich, das gesamte Gebiet zwischen Magdeburg-Halle-Halberstadt in einem Anlauf überrennen zu können, was ihm auch tatsächlich für wenige Wochen gelang. Als dann aber die kaiserlichen Verstärkungen zuerst tropfenweise, schließlich immer massiver eintrafen, wendete sich das Blatt sehr schnell. So befand er sich im Oktober bereits in einer ausweglosen Lage auf Magdeburg beschränkt und nur noch über Trümmer seiner Truppen verfügend. Er hatte nicht begriffen, bzw. war vielleicht vom Schwedenkönig sogar bewusst im Unklaren darüber gelassen worden, daß vor dem Eintreffen der Kavallerie aus Ostpreußen in Pommern nicht mit einem Generalangriff der Schweden zu rechnen war! Ganz im Gegenteil. Er selbst verschaffte dem König auch seine Operationen die in der Anfangszeit nach der Landung in Pommern so dringlich benötigte Zeit und Luft! Da die kaiserlichen Regimenter, die gegen den Administrator kämpften, nicht gegen Gustav Adolf kämpfen konnten. Hier begann die eigentliche Tragödie Magdeburgs! Mitte September erreichte der Rat von Magdeburg ein Brief Gustav Adolfs, in dem er ihnen mitteilte, daß er ihnen einen erfahrenen Offizier, seinen Hofmarschall Dietrich von Falkenberg, als neuen Oberkommandierenden seiner Truppe schicken würde. Die königliche Vollmacht für Falkenberg datierte vom 16.August. Dieser verhandelte zu diesem Zeitpunkt bereits mit einigen deutschen Fürsten, wie dem Herzog Franz Carl von Sachsen-Lauenburg, dem Herzog Georg von Braunschweig-Lüneburg, dem Erzbischof von Bremen, Johann Friedrich, sowie dem Landgrafen Wilhelm von Hessen-Kassel über ein Bündnis mit dem Schwedenkönig. Bei Lübecker Kaufleuten hatte Falkenberg auf Wechsel 25.000 Taler für Truppenwerbungen aufgenommen. Gustav Adolf mußte inzwischen auch erkannt haben, daß der Administrator keinesfalls der geeignete Mann war, um die immer komplizierter werdende militärische Lage im Erzstift zu meistern. Nachdem dieser eine militärische und politische Basis für den Schweden im Erzstift gewonnen hatte, glaubte der König nunmehr die Leitung einem Manne seines unbedingten Vertrauens übertragen zu müssen. Allerdings lagen die Stärken Falkenbergs auch mehr auf diplomatischem als auf militärischem Gebiet, was dem König im Zusammenhangmit den anlaufenden Bündnisverhandlungen wohl auch wichtiger erschien. Im Augenblick hinderte das Fehlen einer starken, einsatzfähigen Kavallerie den König sowieso an der Fortsetzung seiner Offensive. Die Masse der schwedischen Kavallerie befand sich zu diesem Zeitpunkt noch immer in Ostpreußen. So verfügte Gustav Adolf nur über ca. 5.000 Mann Kavallerie, die zudem noch nicht voll einsatzfähig war, weil er nicht die dafür notwendigen Geldmittel besaß, um Neuwerbungen durchzuführen und die Rgt. Zu komplettieren. So konnte z.B. die Stettiner Kasse nur 35% der ihm zugesagten 300.000 Taler realisieren. Inzwischen quartierte der Administrator nach seiner überstürzten Fluch aus Halle seine zusammengeschmolzenen Truppen in Sudenburg, Neustadt und im Kloster berge ein. Vach dem Erfolg bei Halle ließ Virmond einen Teil seiner Truppen entsprechend den ursprünglichen befehlen nach Pommern und Mecklenburg abziehen, da ihm im Erzstift die unmittelbare Gefahr durch den Administrator gebannt schien. Gegen den Schwedenkönig wurden die dringender benötigt als hier. Im Erzstift befanden sich höchstens noch 20 Infanteriekompanien und 21 Kompanien Kavallerie. Die Kaiserlichen hielten Garnisonen in Halle, Querfurt, Mansfeld, Egeln, Aschersleben und Halberstadt. Damit besetzten sie weiterhin die wichtige Bode-Saalelinie bis zur Saalemündung. In Gr. Salze und Schönebeck begann Virmond mit Schanzarbeiten. Dadurch wurde klar, daß vorläufig nur an eine Blockade Magdeburgs und nicht an eine Belagerung gedacht war. Außerdem sperrte man dadurch die wichtige Verbindungslinie des Administrators auf der Elbe ins neutrale Sachsen (z.B. Amt Gommern), von wo dieser Nachschub an Waffen und neue Söldner erhoffte. Die im Vorfeld Magdeburgs mit ihrer überlegenen Kavallerie operierenden Kaiserlichen verhinderten jegliche weitere Tätigkeit der administratorisch-magdeburgische Truppen.
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