Hier im Thema tauchen ja immer wieder Panzersperren auf. Ich möchte das um einen Aspekt ergänzen.
Viel gefragt ist ja, welchen Sinn diese (vielen) Panzersperren haben sollten, wobei auch oft auf deren primitive Bauart und fragwürdige Wirkung Bezug genommen wurde. Ich meine, dass es zwei Gesichtspunkte gab, die man streng auseinanderhalten sollte.
1. Die propagandistische Wirkung bis hin zur Aufforderung, bei der Panzerbekämpfung so etwas wie eine Mutprobe zu zelebrieren (Geh drauf - und wenn du draufgehst - dann bist du ein Held, wenn auch ein toter). Gleichzeitig sollte damit die nicht militärische Bevölkerung so etwas wie eine moralische Stütze erhalten.
2. Gab es eine militärisch-propagandistische Zielstellung. Auch diese war zunächst aufs Durchhalten orientiert. Natürlich konnte man den fronterfahrenen Soldaten nicht so ganz einfach einen quergestellten Kinderwagen als Panzersperre verkaufen. Da ging man geschickter vor und versuchte gleichzeitig den offensichtlichen Mangel an geeigneter Panzervernichtungstechnik zu marginalisieren. Ich gebe hier nur ein Beispiel aus der im Mai 1944 (in der Wehrmacht) veröffentlichten Broschüre "Der Panzerknacker". Sie ist ein offensichtliches Eingeständnis für die Unfähigkeit Deutschlands, die Herrschaft über das Geschehen an der Front zurückzuerlangen. Die materielle Basis war vernichtet und nicht wieder herstellbar. Sogar einen Hinweis auf die bereits fortgeschrittene Entwicklung neuer Vergeltungswaffen hat man sich verkniffen. Nur noch 14 Tage (wenn möglich!!!) Sonderurlaub für die Verleihung des Panzer-Nahkampfabzeichens konnte man andeutungsweise als Lohn der Tapferkeit anbieten.
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Sollte jemand ensthaft mit diesem Thema weiterarbeiten wollen, stelle ich auch gerne die komplette Broschüre zur Verfügung.
Hallo, danke Opa Bruno für das Verlinken der Broschüre ,,Panzerknacker". Das von Hugo eingestellte Bild befindet sich auf Seite 8. Es sagt schon etwas über den Zustand der Deutschen Wehrmacht aus, wenn ,,Panzerknacker" zuhauf ran müssen, um wenigstens geringfügige Entlastungen vor feindlichen Panzern schaffen zu können. Stelle mir das äußerst schwierig bei Panzerrudeln vor. Gerade auch, wenn zur Panzerabwehr keine schweren Waffen zur Verfügung standen. Sicherlich macht es einen Unterschied, ob das Gefechtsfeld stark strukturiert/bewachsen ist, bzw. Stadtkampf oder weite Steppe. ein Himmelfahrtskommando bleibt es alle Mal. MfG Wirbelwind
Hugo du hast natürlich recht was die Wirkung von Panzersperren im Endkampf in MD angeht. Wenige wurden geschlossen, andere ohne Besatzung. Jedoch glaube ich das es zu einfach ist dieses Thema aus heutiger Sicht zu betrachten. Wir alle wissen heute ja das es bereits 5 vor 12 war. Das die Amerikaner bei ernsthaftem Widerstand sich zurückzogen und das Problem aus der Luft bzw. durch die Ari klärten. Tatsächlich wurde mit diesen Dingern, wenn sie denn aktiv waren nur Minuten gewonnen. Aber diese Erkenntnis hatten unsere Großeltern nicht. Tatsächlich glaubten einige das der Endsieg durch Wunderwaffen und eisernen Willen an halbseidenen Panzersperren noch zu erringen sei. Desshalb glaube ich schon das es wichtig ist, aus historischer Sicht am Thema Panzersperren in MD dran zu bleiben. Ob die Dinger Sinn hatten bleibt aus heutiger Sicht ohne Frage. Damals ist es wie du schreibst sicherlich umstritten und auch propagandistisch ein Strohhalm. Aber aus historischer Sicht finde ich es wichtig zu erfahren wo und wie man die Verteidigung in MD versuchte aufzubauen.
Der Panzersperrgraben auf dem Holunderweg hatte eine Pseudofunktion. Auf verdichtetem Strassenuntergrund nur mit Schippe und Spitzhacke eine richtige Panzersperre zu errichten bedarf keine 15 jährigen und alte Männer so mal eben. Sie wurde darum als Schützengraben benutzt und dann konnte man schnell über die Gärten der Guten Hoffnung flüchten. Es ist kein Witz, aber viele Leute glaubten noch an das Gerücht dass der Führer den Feind tief ins Land marschieren lässt, um dann seine Schreibtischschublade zu öffnen und die Geheimwaffen rausholt. Selbst von meinem Opa noch gehört.
Sperren ja aber keine Panzergräben. Alle blaumarkierten Stellen auf der Leipziger Chaussee stimmen, aber da war Militär mit PAK, Volkssturm mit Panzerfaust usw.
Sperre Hohendodeleber Str. hinter der Beimssiedlung. Solche Sperren konnte bequem umfahren werden.
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Zumindest versperrten sie die Sicht...... Auf dem Bild sind auch zwei Amerikaner zu sehen. Die Amis hatten sich zu dieser Zeit nicht einmal die Mühe gemacht, eine Lücke durch zubrechen.... Das Foto stammt von einem GI der 2nd AD.
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Zur Klarstellung: Ich bin nicht gegen die umfassende Durcharbeitung des Themas Panzersperren. Meine Intention geht nur etwas weiter. Da ist es nicht so wichtig, wer etwas geglaubt oder nicht geglaubt hat (Vergeltungswaffen, Wunderwaffen). Es geht auch nicht ausschließlich um den "Endkampf" mit seinen sinnlosen Opfern. Mich hat die Brutalität erschreckt, mit der bereits im Mai 1944 die Hilflosigkeit der Wehrmacht gegenüber den alliierten Kräfte eingestanden wurde. Wie die fast unvorstellbaren sowjetischen Produktionskapazitäten offen eingestanden wurden. In der Panzerknackerfibel ist ja geschrieben, dass die mit Panzernahkampfabzeichen belohnten Abschüsse lediglich eine halbe Jahresproduktion der "eleganten" T-34 ausgemacht haben - und da waren die Abwehr- und Bekämpfungskapazitäten auf deutscher Seite noch eine ganz andere Nummer. Da traute man sich symbolisch einen erzgebirgischen Holz-Nussknacker aufs Titelblatt zu setzen. Das Ganze war doch wohl offensichtlich speziell für die Ostfront gedacht, wo man bereits zu diesem Zeitpunkt keinem Soldaten mehr ein X für ein U vormachen konnte. - Diese ganze Psychologie ist mir unbegreiflich und ich denke, der Glaube an eine "Wunderwaffe" war mehr der "Russenangst" zuzuschreiben, die man auf ein nicht mehr zu steigerndes Maß hochgeschraubt hatte (merkt man ja wohl heute noch, war aber keine originäre Erfindung der Nazis). Also langer Rede kurzer Sinn: die "Panzersperren" selbst waren nicht die Hauptsache, das waren nur des Kaisers neue Kleider. Aber sie waren das Produkt einer Massenverdummung, einer Massenhetze und zum Schluss einer um sich greifenden Hysterie bei denen, die das Alles angezettelt hatten. Es ging letzten Endes um Hitlers Maxime, dass ein Volk, das einen Krieg nicht gewinnen kann (oder will), auch keine weitere Lebensberechtigung habe.
Über den damaligen Zeitgeist könnte ich ein Buch schreiben. Die Amerikaner galten als feige weil sie nicht mutig mit einem Karabiner bewaffnet auf einen Panzer losgingen sondern Flugzeuge angefordert hätten. Der krasse Unterschied, selbst beim Volkssturm mit Hitlerjugend herrschte Kasernenton und viel " Jawoll " während ein Ami unterster Rangordnung nicht mal die Zigarette aus dem Mund nahm wenn er mit einem Offizier sprach und er auch nicht aufstand wenn ein Offizier vorbeiging. Vor der Gaststätte Planetenklause sassen die amerikanischen Soldaten vorm Eingang und die Offiziere mussten über ihre Beine steigen um reinzukommen. Da waren wir von unserem Militär anderes gewöhnt.
Ja, der Ami galt aus deutscher Sicht als feige.... ???? Aber, er war der clevere! Warum das Leben aufs Spiel setzen, wenns anders besser geht! Nun ja, der Deutsche Michel!!! Da gabs ein Buch was auch mal verfilmt wurde, "Der Untertan". Wird aber leider nicht mehr gezeigt. Das war eine westdeutsche Verfilmung die seinerzeit heftige Diskussionen auslöste.....
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Die Planetenklause war Auskunftbüro wie heute Internet. Die deutschen Soldaten vom Flughafen Süd und Flak Lemsdorf hatten nur einen Wunsch : Bloss nicht in russische Gefangenschaft! Die älteren Männer, wie mein Opa, glaubten oder hofften noch auf die Schublade vom Führer mit den Geheimwaffen. Mein Onkel, Automateneinrichter bei der Munitionsfabrik Polte, hatte die Info von seinen Fremdarbeitern dass die Elbe Grenze wird und wir amerikanische Zone werden. Darum zog eine Tante von mir noch schnell von Cracau nach Sudenburg. Die Frauen wollten Kriegsende und ihre Männer wieder zurück. Und wir Kinder wünschten keine Flugzeugbomben mehr, denn im Bunker oder Keller sitzen bei ständigen Bombenexplosioben macht krank.
Den Film "Der Untertan " nach dem Roman von Heinrich Mann mit Werner Peters habe ich mehrfach gesehen. Die Leitlinie war : Nach oben buckeln und nach unten treten ". Damit kommt man auch heute weiter.
"Diedrich Häßling war ein weiches Kind und litt oft an den Ohren" so beginnt der Film. Wir alle mußten diesen Film sehen in der DDR. 1945 war dieser Geist des Untertanen, des Gehorsams, der bedingungslosen Gefolgschaft im deutschen Volk tief verwurzelt. Jahrelang hatte man nichts anderes gehört. Doch plötzlich stehen diese Fremden vor der Tür, die so ganz anders sind. (auch die Sowjets waren so ganz anders auf eine ganz andere Art) Alles was man bisher beigebracht bekommen hatte war auf einmal so falsch. "Typen" die Kaugummi kauend ihre halbe Kippe wegschnipsten, dunkelheutige GI die jetzt das Sagen hatten. Ein Schock! Vor allem, alles was man bisher gesagt bekommen hatte, und auch geglaubt hatte, war plötzlich offensichtlich falsch. Hier brach eine Welt zusammen und ging in Trümmer. Im Kopf und auf der Strasse. Ob diese Fremden den Krieg gewonnen hatten weil sie so ganz anders waren lasse ich mal im Raum stehen. Viele aber kamen mit der neuen Situation nicht zurecht und bereiteten ihrem Leben freiwillig ein Ende. Eine Zeit die ich nicht erleben möchte. Dennoch ist es wichtig, so finde ich zu erfahren wie es wirklich war. Desshalb werde ich auch nicht nachlassen ZZ danach zu fragen. Henning, für deine Antworten Danke.