Die hier öfter erwähnte Flakstellung "Lindenhof" und auch die "Planetenklause" wird übrigens im Buch "Der zweite Mann: Rückblick auf Leben und Schreiben" von Wolfgang Schreyer beschrieben. Neben viel Landserprosa sind auch einige durchaus interessante Details enthalten.
Hier mal ein ZZ-Bericht mit einem Detail das mir neu war: " Am 11.April verkündeten die Sirenen mit viertelstündigem Dauergeheul den Panzeralarm in der Stadt, danach gab es keine akustische Warnsignale mehr, so das wir in einer achttägigen Belagerung schweren Bombenangriffen, Artilleriebeschuß und Brückensprengungen ohne Vorwarnung ausgeliefert waren" Q: Wiebke Kock Klar, irgendwann hören die Sirenen auf zu warnen weil niemand sie mehr betätigt. Wer betätigte die Sierenen eigentlich? Löst der Drahtfunk die Sirenen ab oder lief das paralel? Wen konnte man mit Drahtfunk alles erreichen? Wer informierte auf Drahtfunk?
Luftschutzbereit bleiben! Kein Nachlassen der Sorgfalt
Wenn in diesen Tagen nicht mehr Sirenen heulen und alarmieren oder entwarnen, dann darf niemand dadurch sich bewegen lassen, in der bisher geübten Sorgfalt irgendwie nachzulassen. Es muß jeder vielmehr daran denken, dass durch den Vorstoß einiger feindlicher Panzer Magdeburg in eine besondere Lage gekommen ist insofern, als die Stadt jetzt ständig von einem kriegerischen Ereignis irgendwelcher Art bedroht werden kann. Das gilt auch für die Luftlage. Jeder muß sich bewusst sein, dass dauernde akute Luftgefahr besteht. Wenn daher seit zwei Tagen die akustischen Warnzeichen nicht mehr gegeben werden, dann bedeutet das nicht, dass irgendwie lässiger gehandelt werden kann. Vielmehr ist ein s t ä n d i g e s l u f t s c h u t z m ä ß i g e s V e r h a l t e n n o t w e d i g. Weiter ist wichtig für alle, zu wissen, dass der S t r e i f e n d i e n s t der Schutzpolizei jetzt v e r s t ä r k t durchgeführt wird, um Ordnung und Sicherheit in der alten Weise zu gewährleisten. Die R e t t u n g s s t e l l e n d e s L u f t s c h u t z e s bleiben wie bisher bestehen.
Jede Stadt wird verteidigt!
Lagemeldung der Kreisleitung
Von der Kreisleitung Magdeburg wird uns mitgeteilt, dass die Kreisleitung der Magdeburger Bevölkerung allstündlich durch Drahtfunk Nachricht über dir jeweilige Lage gibt.
Das Empfangsgerät war das normale Radio. Der Drahtfunk wurde über die Antennenbuchse eingespeist. Ab ca. 1942 wurden die Reichssender im Anflug- und Zielgebiet abgeschaltet, da die Sendesignale von den Alliierten zur Funkpeilung benutzt wurden. Die Luftwarnmeldungen sollten aber trotzdem ankommen - das geschah dann über den "peilresistenten" Drahtfunk. Um die allgemeine Benutzung sicherzustellen, wurden die Sendesignale in alle Telefonnetze eingespeist und mit Hilfe einer Bastelanleitung konnten alle Telefonanschlussinhaber (also auch die Bunker!) den Drahtfunk nutzen. Hier die Anleitung (funktioniert heute wohl nicht mehr ganz)
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Einiges beantworte ich mir grade schon selber: Die Warnzentralen waren...... im allgemeinen in den Kellerräumen der Fernsprechämter der Deutschen Reichspost splitter- und trümmersicher untergebracht. Die Räume bestanden aus einem Befehlsraum und Weitergaberaum. Im Befehls raum befanden sich die erforderlichen Karten: Eine Warndienstkarte1: 300 000 mit Einzeichnung des zugehörigen Warngebietes und der Nachbarflukos, der Nachbarwarn zentralen und der Alarmringe sowie der Grenzen des zu verdunkelnden Gebietes, fer ner die wichtige Arbeitskarte1: 300 000, auf der die jeweilige Lage eingezeichnet wurde. Außerdem gab es einen Lageplan 1 : 25 000 mit Einzeichnung der Warnstellen und der Alarmstellen (Sirenen) sowie eine Karte der Fernmeldeverbindungen. Zur Ausrüstung gehörten ferner weiter 2 Geschwindigkeitslineale zum schnellen Ablesen der Flugzeit, Flugstrecken und Fluggeschwindigkeiten. Im Befehlsraum war auch die "Aufnahme", die Aufnahmestelle für die ankommenden Meldungen untergebracht und schließlich befand sich darin der Auslöseknopf für die zentrale Auslösung der Sirenen. Bei räumlicher Zusammenfassung mit dem Fluko befand sich im Befehlsraum eine durchsichtige Projektionswand. Sie war so eingerichtet, daß die vom Fluko kommenden Meldungen mittels Leuchtschreiber auf der Wand erschienen und durch Spiegelvorrich tung unmittelbar vom Führer der Warnzentrale mitgelesen werden konnten. Neben dem Befehlsraum lag die "Weitergabe", d. h. der Raum für die Weitergabe der Warn meldungen und Warnbefehle. In diesem waren die Rundsprechschränke aufgebaut, vor denen die Helferinnen zwecks Herstellung der Verbindungen und Durchgabe der Mel dungen saßen. Die Durchgabe der Warnmeldungen an die Warnstellen erfolgte im Spredlchor.
So dann will ich das mal versuchen zusammen zu fassen: Es ist wohl richtig das am 11.4.45 die Sirenen in Magdeburg letztmalig zu hören waren. Jedoch wurden die Magdeburger über die Lage an den Fronten über Drahtfunk weiterhin informiert. Bedingung war allerdings ein Telefonanschluß. Die in das Telefonnetz eingespeisten Reichssender konnten dann über einen Empfänger gehört werden. Gleichzeitig muß es jedoch auch möglich gewesen sein reionale Lagemeldungen z.B. für den Raum Magdeburg in den Drahtfunk einzuspeisen.
Zitat von Henning im Beitrag #1in Panzerspähwagen der Amis (Halbkettenfahrzeug) wurde vom Volkssturm / HJ auf der Leipziger Chaussee nähe Gaststätte Lindenhof angeschossen.
An anderer Stelle hier im Forum wird das durch einen weiteren ZZ quasi bestätigt: Die Amis kamen über Ottersleben bis zum Flugplatz Süd wo sie Halt machten... Von dort kam ein Stoßtrupp mit Panzerspeewagen die Leipziger Chaussee runter wo Hitlerjungs mit Panzerfat den abgeschossen haben. Die waren dort in Schützenlöchern. Peter Wittich gibt uns dazu die Aufklärung: "Das 82. Panzeraufklärungsbataillion erreichte mit seiner C-Komp den Südteil von Magdeburg, was dort zu erheblicher Konfusion unter der Zivilbevölkerung führte. Am Flugplatz-Süd kam es zum Schusswechsel, wobei sich die Amerikaner unter Verlust eines Spähwagens zurückziehen mußten." (Leider ist dem Autor ein kleiner Schreibfehler unterlaufen: er schrieb vom 83. Panzeraufklärungsbataillion) Hier schließt sich ein Kreis ZZ-Aussagen decken sich mit Archivrecherche, was will man mehr. Toll
Leider war diese Truppe in keiner der Marschsäulen die laut P. Wittich auf die Elbe zu rannten zu finden. Kein Wunder oblag ihr doch die Flankendeckung der Kolonnen und bei Bedarf wurde diese schnelle Spezialtruppe vorgezogen. So geschehen am Flugplatz.
Stimmt, diese Truppe tauchte nicht nur am Flugplatz auf auch in Ottersleben in der Schule wo es diese Geschichte mit dem Volkssturm im Keller gab.(wenn mein greises Hirn mich nicht verlassen hat.)
Ich hab noch mal ne Frage an Henning. Am 11. April 1945 erreichten die Amerikaner MD. Das kam nicht ganz überraschend, denn sicher wußte man aus dem Radio das das der Feind in BS lag. Überraschend war sicher das es schon am 11.4.45 war das der Amerikaner MD erreichte. Immerwieder wird erwähnt das gegen 17.00 Uhr Feindalarm gegeben wurde. Also war die Bevölkerung informiert. Auch an einem Tag wie diesem mußte das Tagesgeschäft laufen denn man wollte ja auch am nächsten Tag noch was zu essen haben. Das verstehe ich alles. Was ich jedoch nicht so richtig verstehe ist die Tatsache und es wird in zahlreichen ZZ-Berichten immer wieder erwähnt, das die Kinder anscheinend angstfrei, wie jeden Tag, raus zum spielen gingen. Sicherlich waren viele der Kinder allein zu Haus weil der Vater im Krieg und die Mutter beim "organisiern"fürs Überleben war. Aber dennoch ein Phänomen! Gabs da keine Ansagen von den Erwachsenen? Klar ist das Verbotene immer reizvoll aber jetzt steht der immer so vertäufelte Feind vor der Tür. Wie war das bei dir Henning?
Hallo Spusu, wir hätten eine Woche Zeit gehabt ausführlich darüber in MD zu sprechen. Leider ist Wilfried K. der an diesem Tag Geburtstag ( 11.4.)hatte und noch sehr viel wusste 3 Wochen vor meinem Besuch gestorben. Ich bin bei meinen MD Besuch nochmal die Strecke gefahren wo die Amis aus Ottersleben in Richtung Salbke mit hoher Geschwindigkeit rasten. Und wo die Pontons lagen. Bin auch die Einfahrstrecke der Panzer IV vom Krupp Werk abgefahren, hab den Schlackenberg von Krupp besucht und den ganzen Schulweg von der Planetensiedlung nach Ottersleben abgelaufen wo wir ständig von Tieffliegern beschossen wurden. Und natürlich auch den Raum besichtigt wo die Flak Mannschaft am 13.4.von den Amis festgenommen wurde . Das war alles so wie gerade eben. Leider habe ich ein gutes Gedächtnis was nicht nur Vorteile hat. Ich habe auch einige Enkel und finde den Unterschied zwischen damals und heute extrem. Demnächst konkreter zu Deinen Fragen. Gruß Henning
Wir Kinder, ich 7, wurden von den älteren geführt, wobei einige in der Hitlerjugend waren. Unsere Eigenschaften waren: selbständig, kreativ , nicht feige und schreckten auch vor Diebstahl nicht zurück, in der Gruppe waren wir stark, kannten alle Waffen , Kaliber, Fahrzeuge, Fluggeräusche usw. Unser Keller glich einem Waffenlager mit Pistolen ,Gewehren , Handgranate, Panzerfäusten, Stabbrandbomben, die auf der Straße lagen und meistens vom Volkssturm weggeworfen wurden. Wer kein Feigling sein wollte musste die Eisenbahnbrücke vor der Sternbrücke überklettern, siehe Bild von meinem MD Besuch
Henning
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