Habe heute eine Anfrage an das Magdeburger Landeshauptarchiv gesendet. Eine weitere Anfrage geht noch heute an ITS- Bad Arolsen. Mal sehen was ob wir irgendwelche Informationen bekommen werden
Hallo Henning, du beschreibst sehr anschaulich die Eroberung des Flugplatzes durch die US Army. Wenn ich mich recht erinnere habe ich wiederholt von einer 8,8 in Erdkampfstellung auf dem Mittelstreifen der Leipziger Chaussee gelesen. Bilder gab es offensichtlich davon nicht so das wir uns auf ZZ verlassen müssen. Kannst du dich an dieses Geschütz in deinem "Spielgebiet" erinnern? Und wenn du dich erinnerst wo genau stand das Ding?
Die Flak 8,8 stand auf dem Ende des Grünstreifens der Leipziger Chaussee, da wo der Neptunweg und auf der anderen Seite der Klosterbergegraben in die Chaussee mündet. Bis dahin war die Chaussee 2 spurig und ab da einspurig mit einem Sommerweg rechts. Da am Beginn des Sommerwegs war auch der Haltepunkt der Panzer IV vom Kruppwerk für Pause und Inspektion noch bis Anfang April 1945. Die Panzer machten ihre Probefahrt noch unlackiert in rot ( Bleimennige ) Genau auf diesem Streifen hielten auch später die amerikanischen Fahrzeugkolonnen und verteilten Schokolade und Kaugummi an die Kinder. Für die alten Männer und Raucher warfen sie die Kippen von den Fahrzeugen und freuten sich wie man sich um jede Kippe schlug. Da waren bis ca. 1950 noch Schlagbäume für Fahrzeugkontrollen. Die Flak hatte keinen Sichtkontakt zum Flugplatz, da beideitrig mit Bäumen bewachsen, nicht gerade und leicht ansteigend. Wir Alten haben uns gerade nochmal ausgetauscht. Die Amerikaner hatten nur ein Ziel und das war der Brückenbau über die Elbe. Nachdem der Flughafen unbrauchbar gemacht wurde ging der ganze Fahrzeugverkehr nur in Richtung Westerhüsen, Salbke. Wir trauten unseren Augen nicht weil am 2. oder 3. Tag schon LKWs mit Brückenteilen in Richtung Salbke unterwegs war. Kein einziges Fahrzeug fuhr in den ersten Tagen vom Flugplatz über die Leipziger Chaussee in die Stadt. Damit war die Flak arbeitslos und wurde abgezogen. Unsere Siedlung ergab sich am 12. oder 13. April mit weissen Bettlaken was die Amerikaner nicht besonders interessierte, denn sie wollten über die Elbe. Erst später, ca. eine Woche war vergangen, richteten sie eine kleine Kommandantur im Kometenweg ein, in der Nähe zum Flugplatz.
Nochmal zum Lager Kirschweg/Ilsestrasse. Der Chronist Christoph Kretschmann des Buches " Vom Grusonwerk zum SKET " schreibt : Die Besetzung Magdeburgs und auch von Krupp Gruson durch die Amerikaner erfolgte am 18.4.1945. Zum Zeitpunkt der Besetzung des Werkes durch die Amerikaner sind 2831 ausländische Zwangsarbeiter aus 10 europäischen Ländern und 527 Kriegsgefangene ( Russen, Belgier und Franzosen ) in der Rüstungsproduktion tätig. Untergebracht sind sie in den Ostarbeiterlagern in Werksnähe u.a. in den Barackenanlagen Kirschweg und Ilsestrasse.
Mein Freund Manfred K. wohnte in einer Bäckerei auf dem Venusweg. Er sagt : Wir sind nach Kriegsende mehrfach von Kriegsgefangenen in Uniform ohne Schulterstücke aus dem Lager Kirschweg überfallen worden. Wilfried K. wohnte im Saturnweg, ganz nah an der Flak Lemsdorf. Er sagt : Die Scheinwerfer der Flak waren jede Nacht mehrfach auf das Kriegsgefangenenlager am Kirschweg gerichtet was ich vom Dachgeschoss sehr gut beobachten konnte. An die Kriegsgefangenen im Kristallpalast kann ich mich noch gut erinnern, sie trugen auch noch ihre Uniformen ohne Schulterstücke und waren bewacht.
Hier nochmal ein anderer ZZ der im Forum zu Wort kam: Details zur 8,8cm Heimatflak-Batterie 205/IV(Lemsdorf Lindenhof) Etwa 800m nördlich der Batterie-Stellung(jetzt Gagarin- und Hermann Hesse-Straße) befand sich ein Barackenlager für Ostarbeiter des Krupp-Gason-Werks. Die Baracken glichen unseren Unterkünfte, vielleicht dichter belegt. Einen unterernährten Eindruck machten die Männer und (zum Teil hübschen) Frauen nicht, allerdings hatten sie ohne Zugang zu Bunkern und Kellern eine panische Angst bei Fliegeralarm, natürlich wollten sie kurz vor dem Ende nicht noch Waffenwirkung der eigenen Seite zum Opfer fallen. Im Herbst 1944 befürchtete die Flakführung einen Aufstand der Ostarbeiter, eventuell mit abgeworfenen Kampfmitteln bewaffnet. Zusammen mit anderen Kameraden wurde ich zu einer sogenannten Flakkampftruppe an der 2cm Flak und an Beutewaffen ausgebildet. Zum Glück kam es nicht zu Zwischenfällen. Wir sprachen später oft darüber, wie wir als 16jährige bei einem Kampf „Auge“ in „Auge“ mit verzweifelten Menschen gehandelt hätten. Anonymes Flakschießen war anders.
Ja Spurensucher, Du bist richtig dran. Da wo das Endstück ohne Grün ist stand die 8,8 Flak, aber nicht lange. Zwei PKWs auf rechter Spur beim Überholen. Ich vermute das die Amerikaner einen Zangenangriff machen wollten und möglich schnell nach Berlin. Es hielt sich das Gerücht die Elbe wird die Grenze und viele aus Ostmagdeburg wollten rüber auf den Westteil. Im Juni 1945 kam dann die Ernüchterung als die russischen Panjewagen voll mit Diebesgut bei uns einzogen. Später dann Russen mit amerikanischen Allrad LKWs Studebaker. Allrad Fahrzeuge aus eigener Produktion hatten die Russen erst ab 1950. Der Sommerweg ist auch richtig. Hier standen damals viele Chausseebäume links und rechts der Chaussee, so dass die dort abgestellten Fahrzeuge aus der Luft nicht zu sehen waren. Die Siedlung links gab es noch nicht, da war Acker.
Die Verhältnisse in und um das Fremdarbeiter-Kriegsgefangenenlager verdichten sich ja jetzt und so wird das wohl der Wahrheit am nächsten sein. Der Wirt von der Planetenklause Kurt Höhne : Boh sind das hübsche Frauen !!!
Bild entfernt (keine Rechte) In dem Bereicht von Dieter Becker : Brandbekämpfung einer Bäckerei auf dem Planetenhügel... Das war die Bäckerei Kiep Venusweg 36. Bild liefere ich noch nach.
Gruß Henning Garcke hier her kopiert
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Rot ist unser Haus Venusweg 4. Blau neben Neptunweg links bzw. Planetenweg sind zwei Splitterschutzbunker. Gelb Gaststätte Planetenklause.
Braun unten ist die Flak Lemsdorf. Lila daneben links ist das Lager Ilsestr. Blauer Ring ganz rechts ist der Bunker Flughafen den wir noch suchen.
Beachtlich die vielen Bombentrichter zwischen Reform und Lindenhofsiedlung bzw. rechts vor und nach Salbker Chaussee. Keine einzige Bombe auf GAFA Siedlung links über Lindenhofsiedlung. Das Krupp Gruson werk liegt ca. 3-4 km nordöstlich.