Hallo, was da in den letzten Kriegstagen mit den Häftlingen geschah, ist furchtbar. Was mich allerdings ein wenig erstaunt, dass es zu keiner Verurteilungen kam. Gerade in anderen Fällen wurde da rigeroser vorgegangen. In der Haut der betroffenen Volkssturmmänner möchte ich nicht gesteckt haben. MfG Wirbelwind
Todesmarsch und Massaker im Stadion Neue Welt im April 1945 Veröffentlicht am April 13, 2021 von bgrmagdeburg
Anfang April 1945 standen die amerikanischen und britischen und bald auch die sowjetischen Truppen im Raum Magdeburg-Anhalt. Daraufhin schickte man auch hier die Häftlinge der zahlreichen Außenkommandos, in denen sie zur Arbeit für die Rüstungsindustrie gezwungen worden waren, auf Todesmärsche, v. a. in Richtung der Konzentrationslager Ravensbrück und Sachsenhausen. Das KZ-Außenlager bei der Brabag in Magdeburg-Rothensee war bereits im Februar 1945 geräumt worden, im KZ-Außenlager Polte-Magdeburg, wo v.a. Frauen und Männer aus Ost- und Mitteleuropa inhaftiert waren, begann das Lagerregime auseinander zu brechen. Die Amerikaner hatten am 11. April die Grenze des Stadtgebiets erreicht. Das Polte-Werk an der heutigen Liebknechtstraße stand auf einmal leer, ebenso wie die Kommandantur des Außenlagers. Die Kommandanten hatten die Flucht ergriffen. Ihnen folgten an den nächsten beiden Tagen nach und nach die SS-Wachmänner und Aufseherinnen. Zuvor hatten sie – bereits ohne funktionsfähige Kommandostruktur – versucht, die geschundenen Häftlinge zu einem Evakuierungsmarsch zusammenzutreiben. Aus Angst und vielleicht auch aus Hoffnung auf die baldige Befreiung durch die US-Armee widersetzten sich die Häftlinge den Anordnungen. Die SS schoss um sich, es gab viele Verletzte, doch musste die Lagerbewachung den Versuch zur Räumung schließlich aufgeben. Vor diesem Hintergrund erhielt nun die Volkssturmkompanie Magdeburg-Neustadt am 11. April 1945 den Befehl, die KZ-Häftlinge zusammenzutreiben und abzutransportieren. Am Abend des 12. April erreichten zwei Volkssturmzüge das kleinformatige Konzentrationslager und bereiteten seine Evakuierung vor. In den frühen Morgenstunden des 13. April in der Zeit zwischen vier und sechs Uhr wurden die inhaftierten Männer und Frauen mit wütendem Hundegebell geweckt und gewaltsam aus den Baracken getrieben. Weit mehr als 3.000 Häftlinge – in der Mehrzahl Frauen – setzten sich in Begleitung der schwer bewaffneten Volksturmeinheiten und Angehörigen der Hitlerjugend in Marsch durch das Stadtgebiet Richtung Osten. Die völlig entkräfteten Menschen benötigten unter ständigen Misshandlungen Stunden für den Weg zur Strombrücke über die Elbe. Auf dem Gelände des Stadions „Neue Welt“ sahen sich die Bewacher zu einer Rastpause gezwungen. Auf dem Stadiongelände gerieten die Häftlinge plötzlich unter Artilleriebeschuss amerikanischer Truppen, die im südwestlichen Stadtgebiet standen. Zeitzeugen berichten von mindestens zwei explodierenden Granaten bzw. einer ganzen Salve. Es gab mehrere Tote und Verletzte. Die Häftlinge versuchten voller Panik in den angrenzenden Sträuchern Deckung zu suchen oder zu fliehen. Daraufhin eröffneten die Volkssturmeinheiten das Feuer. Von einem Barackenlager des Volkssturms in unmittelbarer Nähe des Stadions wurde ebenfalls auf die Häftlinge geschossen. Das Feuer der Wachmannschaften hielt etwa eine halbe Stunde an. Wie viele Häftlinge das Massaker nicht überlebten, lässt sich heute nicht mehr feststellen. Ermittlungen der Staatsanwaltschaft in den fünfziger Jahren bestätigen eine Zahl von 42 Toten, wovon etwa ein Drittel durch den Artilleriebeschuss der Amerikaner ums Leben gekommen sei. Diese Zahl bezieht sich allerdings nur auf die Ermordeten, deren verscharrte Leichen nach Kriegsende in unmittelbarer Nähe des Stadions gefunden wurden. Die Schilderungen ehemaliger Häftlinge enthalten zwar überwiegend keine Zahlen, lassen aber den Schluss zu, dass wahrscheinlich deutlich mehr Menschen zu Tode kamen. Nach dem Massaker wurden die Überlebenden erneut zusammengetrieben und in Marsch Richtung Osten geschickt. Als die weiblichen Häftlinge schließlich das KZ Ravensbrück erreichten, waren von den knapp 3.000 Frauen, die aus dem Außenkommando Polte-Magdeburg auf den Todesmarsch getrieben wurden, nur noch etwa 600 am Leben. Die männlichen KZ-Häftlinge aus Magdeburg marschierten weiter Richtung Sachsenhausen. Von dort ging es in mehreren Kolonnen in Richtung Rostock. Im Zusammenhang mit dem Massaker im Stadion „Neue Welt“ fand 1951 in Magdeburg ein Gerichtsverfahren gegen drei damalige Volkssturmangehörige statt. Sie wurden wegen der Ermordung von KZ-Häftlingen angeklagt und zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt. Allerdings sprach das Landgericht Magdeburg im August 1952 die Angeklagten im Revisionsverfahren aus Mangel an eindeutigen Beweisen für ihre Tatbeteiligung frei. (Dieser Text beruht auf Arbeiten der AG Gedenkjahr Magdeburg.)
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Hallo, da hatten aber die angeklagten Volkssturmmänner verdammt viel Glück, dass sie durch einen Revisionsprozess im August 1952 frei kamen. Hätte ich so nicht vermutet. Also gab es damals doch noch Richter, die sich an den Spruch hielten: ,,In dubio pro reo"-Im Zweifelsfalle für den Angeklagten. In anderen politischen Verfahren waren da die Richter nicht so zimperlich. MfG Wirbelwind
Also erstmal muß ich sagen das ich lange nicht solch einen schlechten Artikel gelesen habe! Der Autor macht offensichtlich aus seiner Überzeugung kein Geheimnis und überlagert damit historische Wahrheiten. Ich dachte das wir das hinter uns hatten. Zu Wirbelwinds Beitrag: Nein hier geht es nicht um "im Zweifel für den Angeklagten", hier geht es darum das nach DDR Rechtsverständnis alle Kriegsverbrecher im Westen sind! Also kann das gar nicht sein. Verhandelt wurde außerdem vor einem deutschen Gericht und nicht vor einem russischen das hat den beteiligten wohl den Kopf gerettet. Für ein russisches Gericht hätten die Beweise ausgereicht.
Einen Fehler hatte ich im Text korrigiert. Der Schreiber hatte geschrieben das die Amerikaner im Südosten standen. Offensichtlich hatt er überhaupt keine Ahnung von der allgemeinen militärischen Situation am 13.4.45. Das, obwohl so viel darüber berichtet und publiziert wurde. Außerdem stand amerikanische Artillerie auch westlich und nordwestlich und schoss nach Magdeburg. Wo her will der Schreiber des Beitrags wissen, von wo aus das Stadion beschossen wurde? Zu dem Zeitpunkt standen die Amerikaner nicht im Südosten (Ostelbisch) mit schwerer Artillerie!!!!
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Manchmal ist die heutige Jugend doch nicht so verdorben, wie sie dargestellt wird. Siehe die Aktion an der Berliner Chaussee, um die dort vorhandene Gedenktafel wieder ein würdevolleres Umfeld angedeihen zu lassen. Auch da wäre es nicht schlecht gewesen, wenn sich ein Landtagsabgeordneter der CDU hätte mal blicken lassen. Sei es drum. Jedenfalls tolle Aktion von den Streetworkern samt den Jugendlichen. Vor allem auch, dass geplant ist, dort von ihnen regelmäßig nach den ,,rechten" zu schauen. Noch eine Anmerkung zu #65. Spusu, ich gehe nicht davon aus, dass 1952 die Oberen in der DDR glaubten, alle Kriegsverbrecher würden sich nur im Westen befinden, sonst hätte es vorher und später keine entsprechenden Prozesse in der DDR gegeben, wo es bspw. zu Verurteilungen von Angehörigen der SA, der SS, der KZ-Wachmannschaften bzw, Aufseherpersonal gekommen wäre. Gerade der DDR-Staat war doch in seinem Selbstverständnis antifaschistisch-demokratisch und musste dies auch durch Verfolgung entsprechender Taten unter Beweis stellen. Die 6 Todesurteile bspw.am 20.02.1951 gegen Angehörige des SA-Sturmes in Köpenick wegen Beteiligung an der Köpenicker Blutwoche zeigen dies ein Stück weit für mich auf. Gewiss gab es eine ganze Reihe, die gleicher waren als gleich. Gerade, wenn sie gebraucht wurden. Da konnte die Weste ruhig etwas brauner sein. MfG Wirbelwind
Klar gab es in der DDR solche Prozesse. Sowjetische Militärtribunale taten ihr übriges. Damit wurde offiziell gezeigt das man so etwas in der DDR nicht dulde!! Wir sind die Guten nur im Westen leben Kriegsverbrecher unbehelligt. Aber die Realität sah eben anders aus! Dr. Heißmeier, Arzt aus MD, praktizierte in MD unbehelligt unter seinem richtigen Namen bis in die 1960er Jahre, obwohl bekannt war das er Experimente an Kinder im KZ machte (Film: Die Kinder vom Bullenhuser Damm) Um nur ein Beispiel zu nennen. Selbst W. Stoph war Offizier der deutschen Wehrmacht. Es war hald die offizielle Lesart wir haben sie alle bestraft und aus dem Land gejagt aber da drüben.....
Ganz falsch ist das mit dem Westen auch gar nicht. Nur bedeutende Nazis wurden verfolgt, die vielen Mitläufer aber eben nicht. Im Westen waren viele kleine ex-Braune mehr oder weniger unerkannt weiter in Amt und Würden, z.B. in Bundeswehr, Polizei und Justiz. Erst mit der 1968er-Bewegung begann eine ernsthafte öffentliche Aufarbeitung, als die nachwachsende Generation unter den Staub der Geschichte zu blicken begann, den die Kriegsgeneration nicht mehr aufwirbeln wollte.
Vicenz Müller war General bei der Wehrmacht und in der NVA. Es kommt immer drauf an ob man gebraucht wird. In amerikanischen Unterlagen war Werner von Braun zuerst Großnazi, dann nur noch Nazi und zuletzt kein Nazi mehr, weil er gebraucht wurde.
Wie hatte Herrmann Göring doch gesagt : Wer Jude ist bestimme ich !
W. Stoph war nur Unteroffizier, nicht Offizier der Wehrmacht
ZitatStoph gehörte von 1935 bis 1945 fast durchweg der deutschen Wehrmacht an. Im Oktober 1935 wurde er zum brandenburgischen Artillerieregiment einberufen und 1937 zum Oberkanonier befördert. Im Zweiten Weltkrieg wurde Stoph am 17. Februar 1940 als Kraftfahrer zum Artillerieregiment 93 eingezogen. Im selben Jahr wurde er zum Gefreiten befördert. 1941 versetzte man ihn von der Bretagne an die Ostfront. 1942 erkrankte er als Obergefreiter an Ruhr und Gelbsucht. 1943 wurde er Stabsgefreiter und wurde erneut gelbsüchtig, weshalb man ihn als frontuntauglich zum Ersatztruppenteil nach Frankfurt (Oder) abkommandierte, wo er wegen einer attestierten Herzmuskelschwäche bis 1944 blieb. 1944/45 absolvierte er einen mehrwöchigen Unteroffizierslehrgang. Im Februar 1945 wurde er Unteroffizier. Er wurde mit dem Eisernen Kreuz II. Klasse ausgezeichnet. Am 21. April 1945 desertierte er und ließ sich von Rotarmisten verhaften, die ihn nach kurzer Kriegsgefangenschaft in den Lagern Wriezen und Küstrin Mitte Juli wieder entließen. 14 Tage später wurde er KPD-Mitglied. 1960 wurde ein von Stoph 20 Jahre zuvor in einer Architektur-Fachzeitschrift veröffentlichter Artikel bekannt, in dem er von Adolf Hitlers Geburtstagsparade schwärmte und den volksgemeinschaftlichen Geist militärischer Manöver lobte.