Der Zeitzeuge Herr Georg Jungmann aus Königsborn berichtet über seine Erlebnisse:
„Der Aufbau dieses Zeugamtes begann 1934/35 mit dem Abholzen der Bäume und dem Beräumen der Flächen. Es war ein umfangreiches Lager für Panzer und gepanzerte Fahrzeuge und deren Ausrüstungen. Alle Hallen waren großzügig unterkellert. Eingebaute Pumpen sorgten für die Trockenheit der tiefen Keller. Jede der vielen Lagerhallen nahm nur ganz bestimmte Ausrüstungsgruppen auf. So gab es u.a. Hallen für:
- Zieleinrichtungen - Funkgeräte und Funkzubehör - Werkzeuge und schwere Abschleppseile - Elektrikausrüstungen - Sanitätsausrüstungen
Ich arbeitete von 1941 bis 1943 im Heerespanzerzeugamt in Königsborn als Schirrmeister und war für die Justage der Geschütze und Zieleinrichtungen verantwortlich. In dieser Zeit liefen zum Beispiel ca. 800 Sturmgeschütze bei uns durch. Im Schnitt waren immer ca. 180 Panzer und gepanzerte Fahrzeuge zur Komplettierung im He.Pa.Za. Königsborn, wie es abgekürzt wurde. In den zwei großen Hallen, die man von der Berliner Chaussee aus sehen konnte, wurden die Panzerkanonen sowie die Zieleinrichtungen zueinander justiert und für den Kriegseinsatz komplettiert. Die vielen großen Tore an den Längsseiten dieser Hallen, dienten zum Ein- und Ausfahren der Panzer (Luft 01). Ab 1943/44 erfolgte im He.Pa.Za. Königsborn auch die Beschichtung der Außenflächen der Panzer mit einer zementähnlichen Masse, um das Haften von Magnetminen zu verhindern. Täglich trafen aus den Fabriken Deutschlands 2 Sonderzüge mit Panzern und gepanzerten Fahrzeugen im He.Pa.Za. Königsborn ein, und 2 Sonderzüge verließen das Zeugamt zu den unterschiedlichen Fronten. Ein solcher Sonderzug bestand aus ca. 15 Spezialwaggons vom Typ SSY, beladen mit Panzern und gepanzerten Fahrzeugen, aus 3-4 Normalwaggons (G-Wagen) für die Aufnahme von Reserveteilen und einem Begleitwaggon für das militärische Begleitpersonal. Um die Zusammenarbeit mit der Reichsbahn reibungslos zu gestalten, gab es auf dem Gelände des He.Pa.Za. Königsborn eine Reichsbahnaußenstelle. Höchste Dringlichkeit hatte immer das schnellstmögliche Ent- und Beladen ein- und ausgehender Sonderzüge. Auf dem Gelände des He.Pa.Za. Königsborn arbeiteten ca. 80 Soldaten und ca. 100 Zivilangestellte. Immer mehr Soldaten wurden im Verlauf des 2. Weltkrieges an die Fronten abkommandiert und durch Kriegsgefangene ersetzt. Bei Fliegeralarm bestand der Befehl, die Panzer und gepanzerten Fahrzeuge aus dem He.Pa.Za. Königsborn heraus in die umliegende Feldmark zu fahren. Ob und wie dies am 28. Mai 1944, dem Tag des großen Luftangriffes erfolgte, weiß ich nicht, da ich zu diesem Zeitpunkt wieder an der Front war. Nach 1945 übernahm den Komplex des He.Pa.Za. die Rote Armee. In den zwei großen Hallen wurden nun Fahrzeuge der Roten Armee gewartet und instandgesetzt. Ich arbeitete mit ca. weiteren 30 Deutschen dort über 3 Jahre. Otto Anger, Schrotthändler aus Biederitz, erhielt die Erlaubnis, aus den zwischenzeitlich mit Drängwasser vollgelaufenen Kellern noch brauchbare Baugruppen und Einzelteile zu bergen. Er holte mit viel Geschick die großen Panzermotoren aus den überfluteten Kellern und zerlegte diese, um die wertvollen Wälzlager danach zu verkaufen.“
Bericht der US Air Force :
Aus Unterlagen der US Air Force ist bekannt: - Am 28. Mai 1944, gegen 12.00 Uhr griff die 3. Bomberdivision mit 105 Flugzeugen Königsborn an. Dabei wurden 240,5 t Bomben abgeworfen. Es gelang der deutschen Luftverteidigung nicht, aus diesem Bomberverband ein Flugzeug abzuschießen. - Zeitgleich griffen weitere 55 Flugzeuge Rothensee an, um die BRABAG zu treffen. Sie warfen 114,3 t Bomben ab und verloren 9 Flugzeuge durch Abschuß.
Zeitzeuge :
Ein Beobachter aus Magdeburg berichtete später, daß die Bomberpulks Bombenteppiche ostwärts Magdeburgs warfen. Das Niedergehen der Bomben hörte sich wie das Rauschen eines Wasserfalls an. Die Bomberpulks warfen ihre Bomben in ganz kurzer Zeit ab. Bei diesem Angriff wurde auch der Flughafen-Ost getroffen.
Meldung des Londoner Rundfunks :
Die Verwüstungen auf dem Heerespanzerzeugamt waren furchtbar. Am darauffolgenden Tag meldete der Londoner Rundfunk in deutscher Sprache: ”Gestern erfolgte ein schwerer Luftangriff auf das Heerespanzerzeugamt in Königsborn, es wurde vollständig zerstört und brennt noch heute.” Viele Opfer unter den Kriegsgefangenen waren zu beklagen. Mindestens 20 französische kriegsverpflichtete Zivilisten, die dort arbeiten mußten, starben durch Bomben. Sie wurden in Menz auf dem Friedhof beigesetzt. Als Gedenkstein kam eine Skulptur, die einen abgebrochenen Baumstamm darstellt, zum Einsatz. Nach dem Ende des 2. Weltkriegs wurden die Leichen exhumiert und in Zinksärgen in die Heimat der Toten gebracht. Insgesamt 57 Todesopfer waren auch unter den sowjetischen Kriegsgefangenen, die ebenfalls im Heerespanzerzeugamt arbeiteten. Der Keller, in dem sie sich bei Luftangriffen aufzuhalten hatten, erhielt einen Volltreffer.
Opfer in Heyrothsberge :
Ein weiterer Bombenvolltreffer tötete in der Fliegersiedlung in Heyrothsberge eine Frau und einen Mann. Wie ein Wunder ist es, daß bei diesem äußerst massiven Luftangriff nicht noch mehr Opfer unter der Zivilbevölkerung von Heyrothsberge und Königsborn zu beklagen waren.
Der Ringofenschornstein wird gesprengt :
Zeitzeugen berichten, daß nach diesem schweren Luftangriff auf das Heerespanzerzeugamt die Wehrmacht den großen Schornstein des Ringofens der Ziegelei Sporkenbach sprengte. Der nicht mehr wie ein Wegweiser in den Himmel ragende Schornstein sollte den anfliegenden Bomberverbänden die Zielorientierung erschweren. Erstaunlich ist dagegen, daß der hohe Schornstein des Kalksandsteinwerkes, in unmittelbarer Nähe des Heerespanzerzeugamtes, den Krieg fast unbeschadet überstanden hatte.
20. Juni 1944
Wieder ein Mittagsangriff auf das Heerespanzerzeugamt in Königsborn! Viele Bomben verfehlen ihr Ziel und gehen in Heyrothsberge nieder. Getroffen wird ein mit Frauen und Kindern voll besetzter Splittergraben an der Königsborner Straße. Wie durch ein Wunder explodiert die Bombe nicht. Zwei Frauen sterben durch die Bombe und herunterfallende Balken. In der Berliner Straße Nr. 2 wird der Gasthof “Prinz Ludwig von Preußen”, Eigentümerin Hedwig Richter, von einer Bombe getroffen. Rettungskräfte der Feuerwehrschule und des nahen Heerespanzerzeugamts können nur noch die Leichen bergen. Es sterben drei Frauen und acht Männer im Keller des Hauses. Der so traditionelle Rasthof, wo einst August Heyroth aus Magdeburg den Entschluß faßte, auf der anderen Straßenseite ein Wohnhaus zu bauen, ist nur noch ein Trümmerhaufen.
Falls nicht anders deklariert, stammen hochgeladene Bilder aus meinem Privatarchiv !
Die Eisenbahnflak am „Chemischen“ erzielte im Sommer 1944 mehrere Abschüsse. Ein Bomber explodierte in der Luft und zerlegte sich vollständig. Über Biederitz und der umliegenden Feldmark gingen die Flugzeugteile nieder. Von Briefmarkengröße bis zu zwei Quadratmetern maßen die Flugzeugteile. Aus einem anderen getroffenen Bomber konnte die Besatzung noch aussteigen. In Höhe des Mühlenbergs in Biederitz blieb ein Besatzungsmitglied mit seinem Fallschirm in einem Baum hängen. Eine verbitterte Biederitzerin wollte mit einem Knüppel den am Baum Hängenden verprügeln. Zum Glück kamen der Biederitzer Unteroffiziersanwärter Helmut Müller, der seine Bekannte besuchte, und ein Offizier von der auf dem Mühlenberg stationierten 3,7 cm- Flakbatterie ihr zuvor und holten den am ganzen Körper schrecklich zitternden Abgesprungenen aus dem Baum heraus.
16. Januar 1945 :
Die Sirenen heulten, und fast zur gleichen Zeit brannten schon die über Magdeburg abgeworfenen, an Fallschirmen hängenden Leuchtbomben (Weihnachtsbäume genannt). Für die Biederitzer blieb kaum Zeit, die Keller und Bunker aufzusuchen, als das Bombardement 255 schon begann, das von 21.32 bis 21.46 Uhr dauerte. In dieser kurzen Zeit warfen 348 Bomber 1066,3 t Bomben ab, wovon 60 % Brandbomben waren. Ein Flugzeug löste, eventuell im Notwurf, eine Luftmine aus, die in dem Gebiet Heyrothsberger -, Stählfeldstraße explodierte. Durch den gewaltigen Luftdruck wurden die Dachsteine von den Dächern gerissen. Die Fenster, die in Richtung Explosionszentrum zeigten, riß der Luftdruck aus dem Mauerwerk heraus und drückte sie in die Wohnungen. Der der Druckwelle folgende Sog riß die noch im Mauerwerk verbliebenen Fenster endgültig heraus und warf sie in die Vorgärten und Gärten. Der Feuersturm in Magdeburg hatte sich so entfacht, daß aus den Büros die Papiere aufgewirbelt wurden und bis nach Biederitz flogen, wo sie in großen Mengen auf den Äckern lagen. Glück im Unglück hatte das Gebiet südlich des Biederitzer Bahnhofs, denn am folgenden Tag fand man Hunderte und Aberhunderte Stabbrandbomben im frischgepflügten Acker am östlichen Umflutdeich stecken. Der weiche Boden hatte verhindert, daß die Zünder ansprachen. Nicht vorstellbar, wenn diese Brandbomben 400 Meter weiter östlich die Wohngebiete getroffen hätten. Am Tag nach dem furchtbaren Angriff auf Magdeburg zogen Tausende Magdeburger, nur mit ihrer wenigen Habe in der Hand und mit völlig vom Rauch geschwärzten Gesichtern, durch Biederitz, um bei Bekannten und Verwandten in Biederitz und Umgebung um eine Unterkunft zu bitten.
9. Februar 1945 :
Bei diesem schweren Angriff auf Gerwisch, der der Munitionsfabrik galt, wurden Wohnhäuser und ein Luftschutzbunker getroffen. Unter den 87 Toten waren auch eine Frau und ein Mann aus Biederitz.
15. Februar 1945 :
Um 12 Uhr mittags erfolgt der schwerste Fliegerangriff des 2. Weltkriegs auf Biederitz. Holzhändler Heinrich hastet mit seiner Familie aus dem Haus Ruthenstraße 2 zum eigenen Bunker im Garten. Beim Schließen der eisernen Bunkertür sieht er gerade noch, wie aus Südwest ein Bomber mit geöffneten Bombenklappen auf sein Grundstück zufliegt. Bruchteile von Sekunden später fallen die ersten Bomben.
Falls nicht anders deklariert, stammen hochgeladene Bilder aus meinem Privatarchiv !
Als am 11. April 1945 das Sirenensignal “Feindalarm” ertönte, brach für die Bevölkerung von Biederitz und dem Ortsteil Heyrothsberge der vorletzte Schritt bis zum ersehnten Kriegsende an.
Panzersperren und Panzergräben
Bereits in den Wochen davor wurde begonnen, Biederitz und den Ortsteil Heyrothsberge zur “Verteidigung” vorzubereiten. Dazu mußten die Biederitzerinnen und Biederitzer, verstärkt durch Bautrupps der Wehrmacht, Panzersperren und -gräben anlegen. Panzersperren bestanden aus in die Erde eingegrabenen Baumstämmen rechts und links der Straße, meist zweireihig. Im Alarmfall sollten mit Baumstämmen beladene Kleinbahnloren in die Lücken geschoben werden. Derartige Sperren gab es: - westlich der Schweinebrücke - Ortsausgang Biederitz auf der Magdeburger Straße - Lostauer Straße, Ecke neue Schule - in der Woltersdorfer Straße - südlich der Eisenbahnunterführung - auf der Berliner Straße in Heyrothsberge
Panzergräben waren große Gräben, in denen ein Panzer steckenbleiben sollte, diese befanden sich:
- entlang der Straße Am Bahndamm von der Deich- bis zur Heyrothsberger Straße - von der Magdeburger Straße schräg zum letzten Haus auf der linken Seite - von der Panzersperre auf der Lostauer Straße/Ecke ehemals neue Schule runter zum Biederitzer See. Als dieser Graben nach dem Krieg zugeschüttet wurde, hat man gleich zwei verendete Pferde mit eingegraben. Warum? Tage nach dem Feindalarm durchströmten deutsche Wehrmachtseinheiten, aus Magdeburg kommend, Biederitz in östlicher Richtung. Es mag schon Ende April 1945 gewesen sein, als zwei an ihren blau-weiß gestreiften Hosen und Jacken erkennbare KZ-Häftlinge von einem deutschen Unteroffizier in der Woltersdorfer Straße Nr. 30 bis 31 mit der Pistole erschossen wurden. An dieser Stelle war damals eine Senke von ca. zwei Metern Tiefe. Biederitzer von dem Bunkerbautrupp im „Chemischen“ brachten die Erschossenen in der Nacht zum Friedhof und begruben sie dort.
Artillerieduelle
Die zwölf Geschütze der Flakbatterie bei Woltersdorf griffen Ende April 1945 in den Kampf um Magdeburg ein und beschossen die Gebiete westlich der Elbe. Die Folge war, daß nach kurzer Zeit ein doppelrümpfiges Flugzeug (Leigtning) als fliegender Artilleriebeobachter am Himmel erschien und den Beschuß der Flakstellungen durch die Amerikaner leitete. Für einige Zeit verstummte nach diesem Duell das Geschützfeuer, bis die Flak wieder zu schießen begann. Dieses “Spiel” wiederholte sich über mehrere Tage. Sporadisch beschoß die amerikanische Artillerie Biederitz und den Ortsteil Heyrothsberge. Eine Artilleriegranate traf das Haus von Herrn Pfeifer in der Deichstraße und kippte es regelrecht um. Opfer waren zum Glück nicht zu beklagen. Auf dem Bahnüberweg der Gerwischer Straße schlug am 13.4.1945 eine Granate ein. Von Splittern getroffen, bricht der 12-jährige Rolf Johannmeier auf der Straße zusammen. Obwohl der Beschuß anhielt, verließ Siegfried Sanftenberg, damals auch erst 15 Jahre, den schützenden Keller des elterlichen Hauses und barg den schwer verwundeten Jungen. Im Keller angekommen, konnte nur noch der Tod festgestellt werden. Am Nachmittag des 17. April 1945 explodierte eine Artilleriegranate auf dem Hof des Bauern Gotzel in der Breiten Straße. Die Granatsplitter töteten Herrn Otto Giese, der auf dem Hof tätig war. Die Splitter durchschlugen auch das dicke Holz des Tores zur Straße und verletzten dort zwei auf der Straße stehende zwangsverpflichtete Zivilisten, einen am Arm, den anderen an der Schulter. Durch den Artilleriebeschuß kamen insgesamt fünf Biederitzer ums Leben.
Verminung der Brücken
Die errichteten Sperren erschienen den für die “Verteidigung” von Biederitz Verantwortlichen noch nicht wirksam genug, denn es wurden nun auch noch die Eisenbahn- und Schweinebrücke vermint. An den Pfeilern der Eisenbahnbrücke, östlich der Ehle, wurden je zwei Bombenblindgänger und weiteres Sprengmittel aufgehäuft. In der Mitte der Schweinebrücke hatte man quer zur Fahrtrichtung zwei Reihen Pflastersteine herausgenommen und dafür Sprengladungen eingegraben. Der Gedanke war, daß ein Mann des Biederitzer Volkssturms bei der Annäherung von Panzern die Panzersperre schließen, die Zündschnur zünden und sich dann mit dem Fahrrad retten sollte. Ein Glück für Biederitz, daß sich für diesen Wahnwitz keiner mehr fand.
Wo gibt es noch etwas?
Mit dem Näherrücken der Roten Armee öffneten sich die Tore zu mancher Köstlichkeit. Eine Tages im April 1945 wurde bekannt: ”In Gommern verteilt die Zuckerfabrik den Zucker aus Gommern.” Trotz Artilleriebeschusses aus Magdeburg machten sich viele mit Fahrrad, Handwagen, aber auch Pferd und Wagen auf nach Gommern. Tatsächlich gab es pro Person einen Doppelzentnersack Zucker. An einem anderen Tag hieß es: “In der Speiseölfabrik „Hubbe und Farenholz” in der Friedrichstadt gibt es Speiseöl.” Wieder setzten sich Biederitzer, mit Töpfen, Kannen und Flaschen bewaffnet, in Marsch. Durch Beschuß, vielleicht hatten auch einige deutsche Soldaten in die Tanks geschossen, lief das begehrte Öl im Bogen aus den Tanks. Man brauchte nur die mitgebrachten Gefäße hinzuhalten. Auch von dem Flughafen-Ost holten sich die Biederitzer, was noch zu gebrauchen war, nach den sechs Kriegsjahren konnte man eigentlich alles gebrauchen.
Räumung der Lager
Erlebnisbericht von Herrn Gustav Golze, Ladenbesitzer, überlassen von Frau Erdmann geb. Golze Einige Tage vor dem Russeneinzug mußten die Fabriken und Warenlager schnellstens geräumt werden, und die Waren kamen in Massen zur Verteilung. Durch die Gemeindeverwaltung wurden uns aus der Zuckerfabrik in Gommern 200 Säcke mit je 2 Ztr. Zucker in den Laden gebracht. Von der Ölfabrik “Hubbe und Fahrenholz”, an der Berliner Chaussee kamen große Fässer mit Speiseöl und Rapsfett, und aus einem Elbkahn wurden uns noch 9.000 Pakete Maizena geliefert. Diese Waren mußten wir außer den üblichen Zuteilungswaren auch noch verteilen. Hinzu kamen noch unsere Magdeburger Lieferfirmen, die uns viele unbestellte Waren brachten, wodurch der Laden und das Lager überfüllt waren. Der Biederitzer Volkssturm tritt an Frau Anna Borns geb. Bethge hat nachfolgenden schriftlichen Bericht hinterlassen, der unverändert wiedergegeben wird: Es war ganz kurze Zeit vor dem Einzug der Roten Armee, da kam frühmorgens ein Mann vom Biederitzer Volkssturm mit dem Befehl: “Alle Männer haben sich auf dem Denkmalsplatz mit Spaten einzufinden!” Mein Mann und der Nachbar Busch gingen zusammen hin. Nach ca. einer Stunde kam Frau Busch zu mir und teilte mir mit: ”Mein Mann ist soeben gekommen und sitzt drüben auf dem Stuhl und weint, die Männer sollen Richtung Hohenwarthe dem Feind entgegenmarschieren.” Ich hatte keinen Gedanken zum Überlegen, holte mein Fahrrad aus dem Keller und fuhr zum Denkmalsplatz. Unterwegs machte ich bei den großen Parteigenossen halt. Zuerst klingelte ich gegenüber, und auf dem Balkon erschien Herr E.: “Warum sind Sie hier und nicht auf dem Denkmalsplatz?” Antwort: ” Ich bin zu besonderem Einsatz vorgesehen.” Auf der Ecke Goethestraße, Herr Sch.: “Und Sie?” Genau wie Herr E., Dr. K. war abwesend. Herr K. war mit Frau auf dem Fahrrad verschwunden. Herr H. und Frau auch mit den Rädern weg. Und Herr ? aus der Schillerstraße saß auf der Straße und verbrannte Papiere. Das hatte mich so richtig angefeuert. Am Denkmalsplatz standen ein große Anzahl Männer. Meine Frage: “Wo sind die Führer und großen Parteigenossen?” Da rief einer: “Die Frau paßt auf!” Mit einem Male standen mir ein jüngerer deutscher Offizier und der Volkssturmführer von Biederitz mit einer Panzerfaust in den Händen gegenüber. “Wenn Sie gegen die Russen marschieren wollen, tun Sie das, aber mein Mann bleibt hier!” Er kam auf mich zu, ich hatte im Augenblick keine Angst, und der jüngere Offizier sah mich erschreckt an und nahm den Volkssturmführer beim Arm: “Kommen Sie, Herr, wir haben heute noch viel zu tun.” Sie zogen beide in Richtung Oberförsterei ab. Ohne einen Befehl zu geben und ohne Führer, löste sich der Haufen auf. Es marschierten auch keine Männer gegen die Russen. Ein kleiner Trupp grub Schützenlöcher, und dafür wurden die Angsthasen von denen, die sich gleich hervortun wollten, mit Lebensmitteln und Schnaps versorgt. Die Frau von dem Volkssturmführer war kurz vorher bei einem Angriff auf unser Dorf ums Leben gekommen, darum war er wohl so verrückt und wollte kämpfen bis zum letzten Mann. Ich habe ihn nicht wieder gesehen, er ist nach dem Westen und dort gestorben
[ Editiert von MilitariaMD am 21.04.12 13:30 ]
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Bau vmtl. um 1915 Fläche ca. 35 ha mehrere Lagerbunker vmtl. kein Anschlussgleis
Nutzungsgeschichte :
bis Oktober 1920 Heeresartilleriedepot 1921 Munitions- und Kampfstoffdelaborierung der Berlin-Burger Eisenwerke A.G. Heeresnebenmunitionsanstalt Magdeburg nach 1945 Munitionslager der GSSD Abriss aller Gebäude
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Die ehemalige Muna Gerwisch bei Magdeburg wurde 2005 komplett abgerissen. Zuletzt diente das Objekt als Munilager der GSSD. Ein verschweißter Lagerbunker soll noch existieren, konnte aber nicht gefunden werden.
Das Gelände ist teilweise mit Kampfstoffresten des Typs "Gelbkreuz" belastet. Hier wurde früher u. a. mit dem hautschädigenden Kampfstoff Clark-I gearbeitet. Er wurde delaboriert und anschliessend verbrannt. Das kontaminierte Areal wurde mit Betonplatten abgedeckt (52°11'12.56"N/11°44'10.28"E), siehe helle Bereiche in der Satellitenaufnahme. Die freiwilligen Feuerwehren der Umgebung wurden in 2009 darüber belehrt das dieses Gelände auf keinen Fall betreten werden darf, auch nicht dann, falls es dort zu einem Brand kommt. Hier noch der Link zu einem Dokument, dass eine Beräumung des Geländes beschreibt:
ZitatGepostet von MAGADO-2 Hallo Militaria, ich kann in meinem Google E. keine Koordinaten einstellen. Zeig doch bitte auch den Ausschnitt im Satelitenbild
Ich bin mal so frei, die Koordinaten zeigen mir dieses Bild.
Gemeint ist hier sicherlich das Heereszeugamt auf dem Kommandantenwerder in MD. Das ist das Gelände hinter dem Winterhafen. Diese Dienststelle war wohl die übergeordnete Dienststelle der der Zeugämter in Buckau und Heyrothsberge. Ich weiß das es auf dem Kommandantenwerder ein Zeugamt gegeben hat aber ob da so eine Halle gestanden hat ist mir nicht bekannt. Ich tauche mal in Luftbildern. spusu