Die große Lücke vom Tod des Kurfürsten 1688 bis zur Fertigstellung des Bauwerkes 1702 existiert hier auch.
Der hauptsächliche Grund ist der Mangel an Archivalien direkt zum Zitadellenbau. Da es aber in diesem Zeitraum kaum Diskrepanzen mit der Stadt Magdeburg kam c- sie erhielt Ersatz für alle Schäden, dazu die erforderlichen Grundstücke, sodass hier es keine Auseinandersetzungen über die in den "Zivil"-Archiven etwas zu finden wäre. Ich wollte mal wissen, wie viele zivile Arbeitskräfte, zumindest aus dem Bereich des Baugewerbes, über die Jahre im Einsatz waren - aber Pustekuchen. Doch soviel Militärarbeiter konnten andererseits auch nicht verfügbar gewesen sein. Wer hat denn dann gewerkelt. Doch je tiefer man eindringt, desto mehr Fragen tauchen auf - und bleiben unbeantwortet.
Vom Militär selbst dürfte wenig nach Außen gedrungen sein - siehe das spätere Schicksal von Walrave, der über die Festung Magdeburg im privaten Kreis geplaudert hat. Die strengen Sitten bei Geheimnisverrat waren ja bekannt.
Es bleibt die Hoffnung auf Zufallsfunde.
Magado-2 Wenn nicht anders ausgewiesen, dann Sammlung/Eigentum Magado Bilder/Beiträge dürfen "Nichtgewerblich" genutzt werden.
....Wer war dieser "Markgraf" und welche Bedeutung hatte er ....
Ob die nachfolgende Möglichkeit infrage kommt können nur die Magdeburgkundigen nach zeitlicher Einordnung entscheiden:
Philipp Wilhelm 03. März 1692 erster Markgraf von Schwedt, geb. 19. Mai 1669, gest. 19.Dezember 1711, nachfolgend seine Söhne Friedrich Wilhelm, geb. 1700 oder Heinrich Friedrich, geb. 1709.
Denkbar wäre die Namensgebung auch, mit Bezug zur Ahnenreihe, hinsichtlich der Markgrafen aus dem Hause Askanien bzw. Anhalt oder der Bezug auf die Verwandtschaft in Bayern als Markgrafen von Brandenburg-Bayreuth, Kulmbach usf.
Danke Spaen. Ich glaube allerdings nicht, dass die von dir ausgegrabenen Markgrafen als Namensgeber einer Magdeburger Bastion und einer (zwar moderneren und bis heute existierenden) Straße in Frage kommen.
Näher liegt die Vermutung, dass es sich um einen Abkömmling aus dem kurbrandenburgischen Haus handelt. Bereits seit 1514 hatten die Prinzen (Brüder des Kurprinzen) wichtige Stellen im Erzbistum Magdeburg inne. Albert, der einzige Bruder des Kurfürsten Joachim I., hatte schon 1513, noch ehe er den geistlichen Kurhut von Mainz erlangte (1514), die Verwaltung des Erzbistums Magdeburg und des Bistums Halberstadt, und hatte alle drei hohen geistlichen Ämter neben der Kardinalswürde (1518) gleichzeitig bis zu seinem Tode verwaltet (24. Sept. 1545). Ihm folgte im Erzbistum Magdeburg sein Vetter Johann Albert Markgraf von Brandenburg, der Bruder des ersten Herzogs von Preußen Markgraf Albrecht; dieser verwaltete das Erzbistum sechs Jahre (1545 - 17. Mai 1551). Darauf erlangten das Erzbistum Magdeburg nacheinander zwei Söhne des Kurfürsten Joachim II. (die nach dem Kurprinzen geborenen Söhne trugen den Titel eines Markgrafen) noch in sehr jungen Jahren, Friedrich 1551 (als er noch nicht 21 Jahre alt war), darauf noch 1552 Bischof von Halberstadt, und in demselben Jahre noch am 5. Oktober verstorben; nächstdem Siegismund, bereits im sechszehnten Jahre 1554 Erzbischof von Magdeburg, dazu 1557 Bischof von Halberstadt, und am 14. Sept. 1566 verstorben. Um den Erwerb dieses wertvollen Besitztums in dem länderreichen geistlichen Amt dem brandenburgischen Kurhause nicht entgehen zu lassen, hatte der Kurfürst Joachim II., da er außer dem Kurprinzen damals keinen Sohn mehr am Leben hatte, sich für seinen Enkel, den damals zwanzigjährigen Erbprinzen Joachim Friedrich, um die Verwaltung des Erzbistums Magdeburg bemüht, der sie auch sofort 1566 erlangte und die zum Antritt seiner Regierung als Kurfürst fortführte. Abgesehen von den frühverstorbenen Markgrafen, die ja kaum Zeit für bemerkenswerte gute Taten hatten, wäre da vielleicht ein Ansatzpunkt.
Eine weitere Möglichkeit näher an die Lösung der Frage heranzukommen wäre Markgraf Christian Ludwig, der um 1730 Dompropst in Magdeburg war. Da er ansonsten nicht genannt wird, ist die Erfolgsaussicht allerdings gering.
Größere Erfolgsaussichten hätte möglicherweise Markgraf Gero, Gefolgsmann Ottos I. und Kolonisator der Ostmark mit der Hauptstadt Brandenburg. Erbauer des Klosters Gernrode, in dem er begraben liegt.
Ebenso gibt es einen Markrafen Friedrich v. Meißen, der mit einem Lehenbrief König Sigmunds „mit der burggraffschafft u. graffengedinge zu Magdeburg und Hall" von 1425 belehnt wurde.
Dann hätte ich noch einen Markgrafen anzubieten: Als ein entscheidendes historisches Faktum verdient noch noch der Sieg Erwähnung, welchen Markgraf Ludwig der Ältere 1343 auf der Gardelegenschen Heide gegen den Herzog Otto v. Braunschweig (2ten Gemahl der Markgräfin Agnes) erfocht, in Folge dessen der zwischen ihnen wegen der Altmark herrschende Streit beendet und Ludwig vom Erzbischof Otto v. Magdeburg (gegen Verzicht auf Wolmirstedt, Alvensleben und Angern) mit der Altmark und 7 Städten belehnt wurde.
Ich lasse noch eine Geschichte folgen, die für die Bastion eine Namensgebung erklären könnte, aber für die bis heute unveränderte Straßenbezeichnung wenig Ansatzpunkte bietet:
"Günther I. (1276 - 1278) bekommt gleich zu Anfang seiner Regierung Krieg, weil Erich, Markgraf von Brandenburg und Dompropst zu Magdeburg, bei der Erzbischofwahl übergangen ist. Sein Bruder Otto, Markgraf von Brandenburg, und sein Vater Albert, Herzog von Braunschweig, kommen ihm zu Hilfe. Otto fängt damit an, dass er den Magdeburgern sieben Wagen voll Tuch wegnimmt, mit Märkern, Pommern, Böhmen und Polen in's Erzstift fällt und bei Frohse sich lagert. Von hier aus droht er, den Dom zum Pferdestall zu machen. Jetzt tut dem Erzbischof die Fahne des heil. Mauritius das gewünschte Wunder, indem sie die Bürger zum Kampfe willig macht und zum Siege stärkt. Otto wird gefangen und vorläufig in Eisen geschmiedet, dann in einen für ihn erbaueten Käfig aus dicken Bohlen gesperrt. Er weiß aber durch List und Lösegeld zu entkommen, und nun geht der Krieg von Neuem los. Der Erzbischof rückt zum Entsatz vor die Festung Staßfurt, Otto wird mit einem Pfeil in den Kopf geschossen (Otto mit dem Pfeil), bis Aken a. d. Elbe verfolgt und zum Frieden gezwungen." (nach: Magdeburg, die wieder emporgerichtete Stadt)
Ich könnte noch weitere Markgrafen aufzählen, aber ich finde nicht den rechten Ansatzpunkt für die Rolle als Namensgeber.
Vielleicht hilft ein wenig weitersuchen und optimistisch bleiben.
Hallo Hugo, meine Intension war zuvorderst in der näheren Verwandtschaft des großen Kurfürsten den Bezug zu suchen und da kam der genannte Philipp Wilhelm als 7. Kind des Kurfürsten für mich als erstes infrage. Alle anderen von dir aufgeführten Markgrafen des Brandenburgisch-Hohenzollernschen Hauses wären natürlich möglich.
Allerdings glaube ich nicht, dass neben einigen Genannten, z. B. Markgraf Gero als Namensgeber hergehalten hat, der 955 Brandenburg wieder an die Wenden verloren hatte und seiner Macht überdrüssig, schließlich ins Kloster Gernrode ging und hier sein Leben beschloss.
Friedrich v. Meißen kommt aus diversen Gründen, deren Begründung hier den Rahmen überziehen würde, für mich ebenfalls nicht in Betracht.
Auch Ludwig der Ältere scheidet m.E. nach aus, einmal weil er der Bayerischen Linie angehörte und zweitens die Mark seinen Brüdern Ludwig und Otto abgetreten hatte.
Die Askanier habe ich insbesondere wegen Albrecht erwähnt, der durch den sogenannten "Frankfurter Vergleich" 1143 wieder seine Länder zurückerhielt und sich fortan als erster "Markgraf von Brandenburg" nannte. In diesem Zusammenhang erhielt die alte Nordmark ihre noch heute bekannte Bezeichnung als Alte Mark oder Altmark.
Hallo Spaen, vielen Dank für deine ergänzenden Hinweise. Da im Moment die Chancen für eine geschichtlich haltbare Identifikation des "Markgrafen" eher schwach sind, habe ich mir eine "Lösung" ausgedacht. Da an der Zitadelle nur Titel als Namenbezeichnung angegeben sind d.h., dass sich diese Titel nicht auf ganz spezielle Träger dieser Titel beziehen, gehe ich davon aus, dass das beim Markgrafen ebenso ist. Da der kurbrandenburgische Herrscher von Geburt aus immer auch den Markgrafentitel führte, könnte dieser Titel auch auf diesen gemünzt sein. Meine Vermutung erhält, zugegebenermaßen eine schwache Bestätigung hinsichtlich der Straßenbezeichnung, da dort die "Markgrafen" (also im Plural) enthalten sind. Schließlich war Brandenburg die Keimzelle des späteren Preußen und hat sich schon deshalb vom Rest der Welt abgehoben. Für alle, die es interessiert folgt hier einmal die Aufzählung der wichtigsten Herrschertitel des preußischen Königs. Sie zeigt auch auf, aus welchem Flickenteppich nach und nach der preußische Staat zur Einheit verschmolzen ist.
Wir Friedrich Wilhelm, von Gottes Gnaden, König von Preußen, Markgraf zu Brandenburg, souverainer und oberster Herzog von Schlesien, wie auch der Grafschaft Glatt, Grossherzog vom Niederrhein und von Posen, Herzog zu Sachsen, Engem und Westfalen, in Geldern, zu Magdeburg, Cleve, Jülich, Berg, Stettin, Pommern, der Cassuben und Wenden, zu Mecklenburg und Crossen, Burggraf zu Nürnberg, Landgraf zu Thüringen, Markgraf der Ober- und Niederlausitz, Prinz von Oranien, Neufchatel und Valengin, Fürst zu Rügen, Paderborn, Halberstadt, Münster, Minden, Camin, Wenden, Schwerin, Ratzeburg, Mörs, Eichsfeld und Erfurt, Graf zu Hohenzollern, gefürsteter Graf zu Henneberg, Graf zu Ruppin, der Mark, Ravensberg, Hohenstein,Tecklenburg, Schwerin, Herr der Lande Rostock, Stargard, Lüneburg und Bütow.
Zitat von Spaen im Beitrag #125Hallo Hugo, meine Intension war zuvorderst in der näheren Verwandtschaft des großen Kurfürsten den Bezug zu suchen und da kam der genannte Philipp Wilhelm als 7. Kind des Kurfürsten für mich als erstes infrage.
Hallo Spaen, ich habe mich mal in Expertenkreisen umgehört. Du bist mit deiner Vermutung einer von denen, die diese Annahme auch vertreten. Allerdings wurde bei der Namensauswahl kein direkter Markgraf genannt, aber vaterlandaffine Forscher (Lokalpatrioten) hätten natürlich gerne etwas Fleisch an der Person und da wurde in der Mehrzahl Philipp Wilhelm gewählt, weil er als Administrator später den direktesten Bezug zu Magdeburg hatte. Bestätigt ist das nicht. Ob es in anderen Festungen, in denen es auch Werke gab, die den Namen Markgraf erhielten, einen bevorzugten "Markgrafen gab, der die Namenswahl verkörperte, ist nicht bekannt - auf jeden Fall gab es diesen Namen für einzelne Festungswerke in Preußen häufiger.
Ich denke, dass meine letzte Schlussfolgerung (siehe oben #126) akzektabel bleibt, bis eine Bestätigung über eine konkrete Person als Namensgeber gefunden wird. An was man d a c h t e, als der Bastionsname an der Mauer angebracht wurde, lässt sich ohne d o k u m e nt a r i s c h e n Nachweis leider nicht mehr feststellen.
Hallo Hugo, daran habe ich auch schon gedacht. Wenn es sich auf eine Person bezogen hätte, würde wohl der Name Markgraf xy heißen. Ich glaube das ist wohl die zutreffende Lösung!
Hallo MAGADO, zu deiner Frage über weitere Informationen zum Bau der Zitadelle
1. Ich bleibe immer so ein bisschen am Ball.
2. Die Fertigstellung der Zitadelle umfasste zunächst die Bastionen und Kurtinen. Begonnen waren zu diesem Zeitpunkt der Kurtinen- und Mehlmagazinbau. Beides wurde 1706 beendet und damit eine Nutzung der Zitadelle möglich.
3. als eins der ersten großen Bauwerke folgte danach das große Gewehrhaus. Genaueres dazu weiß ich noch nicht.
4. Von der Militärbäckerei weiß ich bisher nur, dass sie wegen Platzmangel (dringender Wohnungsbedarf des Militärs) zu Beginn des 19. Jh. aus der Zitadelle verschwinden musste. Dazu sollte ab 1820 ein Neubau am Brücktor errichtet und bis 1822 an anderer Stelle betriebsbereit gemacht werden. Erstmals in einem Stadtplan von Robolski aus dem Jahr 1829 erscheint die Militärbäckerei am Brücktor. Im Stadtplan von v. Witzleben 1830 erscheint diese neue Standort ebenfalls, allerdings mit der Adresse Kleine Schulstraße. Wann genau der Umzug erfolgte, kann ich noch nicht sagen.
5. In den Stadtplänen von Schmilinski (1841) und Pöhlmann (1842) sind noch keine Veränderungen enthalten.