Flughäfen und Verkehrslandeplätze 1930 in Deutschland
1930 existierten in Deutschland 94 offizielle zivile Flugplätze (militärische waren durch den Friedensvertrag untersagt). Man kann davon ausgehen, dass es noch eine Unzahl privater Flugplätze gab, die von den verschiedensten Vereinen betrieben und genutzt wurden. Solche Vereine mit ausschließlich im Privatbesitz befindlichen Flugzeugen erreichten beachtliche Größenordnungen und führten z. B. auch Geschwaderflüge aus.
Hugo
hat folgende Bilder an diesen Beitrag angehängt
Der erste Magdeburger „Flugplatz“ war eine relativ ebene Fläche mit fester Grasnarbe und hochwassersicher auf dem Großen Cracauer Anger. Auf ihm führte Hans Grade seine ersten Flugversuche durch. Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges wurde von der Reichswehr bzw. von ehemaligen Offizieren der Kaiserliche Luftwaffe (alle Piloten waren Offiziere) unter den Bedingungen des Versailler Vertrages der Versuch unternommen, die Luftfahrt in Deutschland am Leben zu erhalten Dazu wurden zivile Luftverkehrsunternehmen und Luftsportvereine sowie Luft-Werbe-Unternehmen (Himmels-Schreiber gegründet. Viele ehemaligen Flieger traten mit Kunstflug-Akrobatik bei Volksfesten auf. Der Bedarf an Flugplätzen, an die alle wenig Anforderungen gestellt wurden, war beachtlich. Dadurch kam auch der Cracauer Anger zu Ehren, der als magistratseigene Immobilie zum „Verkehrslandeplatz Magdeburg“ für den Luftverkehr zur Verfügung gestellt wurde. Der Magistrat der Stadt Magdeburg war als Unternehmer dieser Einrichtung offiziell eingetragen.
Als Verwalter wurde die Luftreederei G.m.b.H. Magdeburg gegründet, die auch als Luftverkehrsgesellschaft aktiv war. Angeflogen wurde er von der Deutschen Luft Hansa AG (nach 1933 Deutsche Lufthansa AG), die eine eigene Flugleitung in Magdeburg hatte.
Landezeichen auf dem Platz lagen ständig aus. Im auf dem Platz gekennzeichneten weißen Kreis befand sich ein Rauchofen, der den anfliegenden Piloten ausreichende Informationen über die Windrichtung und mit einem rot-weißen Windsack auf dem Hallendach auch über die Windstärke gab. Die Rollfeldgrenze war durch rot-weiße Böcke kenntlich gemacht.
Eine ständige Nachtbefeuerung war nicht vorhanden, jedoch wurden auf Anforderung vom Verwalter Landefeuer aus grünen, weißen und roten Feuern in Reihe parallel zur Windrichtung angelegt. Es war von grün über weiß auf rot hin, rechts der Reihe zu landen. Die kleinste Rolllänge in Nord-Süd-Richtung hat 725 Meter betragen.
Als technische Einrichtung stand eine Flugzeughalle von 30x22 m und eine weitere Halle von 40x15 m zur Verfügung.
Die Werkstätten waren mit Autogen-Schweißanlage, Drehbank, Schlosserei und Tischlerei für Reparatur- und Wartungsarbeiten ausreichend. Sie waren an das städtische Stromnetz (220 V Drehstrom) angeschlossen. Die Deutsche Luft Hansa verfügte über ein örtliches Ersatzteillager für die gängigen Flugzeugmuster
Für Betriebsstoffe standen Tankkapazitäten für je 8000 Liter Benzin und Benzol zur Verfügung. Ein Mindestvorrat von je 1000 Litern wurde ständig garantiert.
Unterbringungsmöglichkeiten für Fluggäste haben am Verkehrslandeplatz nicht existiert.
Für Notfälle stand ein Sanitätskasten mit Verbandsmaterial zur Verfügung. Das Personal der Luftreederei Magdeburg war in Erster Hilfe ausgebildet.
Die Passkontrolle wurde von der Polizeiflugwache durchgeführt. Für die Zollabfertigung existierte eine Bedarfszollstelle.
Für die Verbindung zur Stadt standen ständig zwei Pkw der Luftreederei bereit. Kraftdroschken konnten telefonisch angefordert werden.
In der zweiten Hälfte der 20er Jahre des 20. Jahrhunderts stabilisierte sich die Wirtschaft in Deutschland und erreichte wieder das Niveau von 1913. Damit verstärkte sich auch der Bedarf an Luftverkehrsleistungen und der Verkehrslandeplatz Magdeburg genügte den gestellten Anforderungen nicht mehr im vollen Umfang. Der Neubau einer entsprechenden Einrichtung wurde beschlossen und zu diesem Zweck eine Magdeburger Flughafengesellschaft m.b.H gegründet, die selbst keine Verkehrsaufgaben mehr übernahm und sich voll auf den Flughafenbetrieb konzentrierte.
Als Standort war eine etwa 4 km östlich der Stadt vorhandene Fläche am Westufer der Ehle, südlich der Bahnlinie Magdeburg-Biederitz ausgewählt.
Mit der Deutschen Luft Hansa AG war die Umverlegung von deren Flugleitung Magdeburg abgestimmt.
Auf dem Rollfeld wurde wieder ein weißer Landekreis von 50 Metern Durchmesser mit einem Rauchofen installiert. Landezeichen lagen ständig aus. Der Windsack war an einem Mast auf der Flugzeughalle installiert.
Die Dächer des Verwaltungsgebäudes und der Werft zeigten in weißer Schrift „Magdeburg“ als Ortsbezeichnung. Die Rollfeldgrenzen waren durch rot-weiße Kästen definiert.
Eine ständige Nachtbefeuerung wurde nicht hergestellt. Auf Anforderung wurde von der Magdeburger Flughafengesellschaft weißes Blinkfeuer (Morsebuchstabe M – zweimal lang) auf dem Polizei-Beobachtungsturm auf der Flugzeughalle gesetzt; außerdem wurden grüne, weiße und rote Landefeuer in Windrichtung gesetzt. Es war wieder von grün über weiß nach rot rechts neben der Reihe zu landen. Die Ecken des Rollfeldes wurden durch je eine rote Pinschlampe gekennzeichnet, die Flugzeughalle, Werft und das Verwaltungsgebäude durch rote Feuer in Dachhöhe.
Der Boden bestand aus fester lehmhaltiger Erde mit fester kurzer Grasnarbe.
Die kleinste Rollänge betrug in Ost-West-Richtung 800 Meter.
An technischen Einrichtungen standen eine Flugzeughalle 30x22 Meter mit 9 Meter Höhe und einer Torweite von 30x6 Meter zur Verfügung. In der Halle war ein Kran mit Laufkatze und einer Tragfähigkeit von 1 Tonne installiert.
Die Werkstätten waren für die Reparatur von Holz- und Metallflugzeugen eingerichtet. Die Elektroausrüstung arbeitete mit 220 V Wechselstrom.
Für Betriebsstoffe gab es eine Tankanlage mit 3 Behältern zu je 10 000 Liter Inhalt. Jeweils 5000 Liter Benzin und Benzol wurden ständig vorgehalten.
Im Verwaltungsgebäude waren in geringer Zahl Unterbringungsmöglichkeiten für Fluggäste vorhanden. Sie war für das damalige Passagieraufkommen wohl ausreichend.
Für Notfälle war ständig ein Sanitäter verfügbar. Ihm stand ein Sanitätsraum zur Verfügung.
An Infrastruktur existierte eine Post-Hilfsstelle mit Münzfernsprecher. Die Passkontrolle wurde wie vorher von der Polizeiflugwache wahrgenommen.
Zur Stadt verkehrte eine Kraftpostlinie.
Ab Januar 1932 wurde ausschließlich der Flughafen I. Ordnung Magdeburg von den offiziellen Linien angeflogen.
Das zivile Ende des Flughafens I. Ordnung Magdeburg ist auf den 1. 11. 1934 datiert. An diesem Tag muss er an die Deutsche Luftfahrt- und Handels-AG Berlin übergeben werden. Die Stadt stellt sogleich Pläne zum Bau eines neuen Magdeburger Flugplatzes auf.
Später heißt es: Im Jahre 1934 wurde der frühere städtische Flughafen Ost an der Berliner Chaussee in einen Militärflugplatz umgewandelt. Die Stadt verpachtete zunächst ... an die Deutsche Luftfahrt- und Handels-A.-G. (Delhag), an deren Stelle später der Reichs-(Luftfahrt-) Fiskus getreten ist. Es ging also bereits 1934 um Luftrüstung und Luftwaffe und ist für Magdeburg ein früher Beleg für die Richtung, die das Dritte Reich eingeschlagen hat.
Im Frühjahr 1938 will der Fiskus das ehemalige Flughafengelände kaufen.
Für den neuen Magdeburger Flugplatz-Süd wird am 4. 9. 1935 Richtfest gefeiert. Er wird am 4. 1. 1936 eröffnet. Zum Schutz der empfindlichen jungen Grasnarbe (Betonpisten sind noch nicht üblich) erfolgt eine Freigabe für Großflugzeuge zu einem späteren Termin.