Da auch dieses Thema "Cochstedt" zur Geschichte des Militärs im Großraum Magdeburg gehört , eröffne ich auch dieses neue Thema.
Als Unterstützung nehme ich die Ausführungen des Vereins " Die CSO-Freunde e.V. " zur Hilfe dessen Vorsitzenden ich sehr gut kenne.
Als erstes ein Foto ohne den Airport / Flugplatz Cochstedt.Dieses wurde von Herrn Paul Siebert / Hakeborn zur Verfügung gestellt. Zu Zeiten der Erstellung ( 1955 ) gab es noch nichts.... außer Felder.
Eine Kurzchronik der Jahre am Flugplatz Cochstedt bis zur Entstehung des Airport Cochstedt ( heute Magdeburg-Cochstedt )
Schon seit den Jahren der politischen Wende und des Beitritts der DDR zum Geltungsgebiet des Grundgesetzes existierten Pläne für eine friedliche ,zivile Nutzung des sowjetischen/ russischen Militärflughafens. 1991 Erste Bemühungen für eine zivile Nachnutzung des Fliegerhorstes 1992 7.Juli verlassen die letzten sowjetischen Kräfte Cochstedt 1993 Der Landkreis Aschersleben beteiligt sich an der Flugplatzgesellschaft in Cochstedt ( März ) 1994 Im Januar wird die Zufahrtstrasse von der heutigen B180 gebaut 1994 Im April hält der Landkreis am Konzept „ Regionalflughafen „ fest 1994 Am 28.5. erhält der Betreiber die Genehmigung der zivilen Nutzung des Flugplatzes 1994 Ministerpräsident des Landes Sachsen-Anhalt , Reinhard Höppner, äußert sich in einem Bürgerforum zum Thema Regio-Flughafen in Cochstedt am 3.9. in Aschersleben das dieser „..eine Spinnerei von ein paar Leuten ! „ sei 1994 Gegen Ende des Jahres drängt der Landrat Leimbach zu einer Konzeptumsetzung für ein Gewerbegebiet mit Landebahn. 1995 Am 5. Juli wird der Kooperationsvertrag mit dem Augsburger Flughafenentwickler Jörg Bartholomäus geschlossen 1997 Der Innenminister des Landes Sachsen-Anhalt kündigt am 14.November den Beginn der Erschließungsarbeiten an.Es sollen mindestens 500 Arbeitsplätze entstehen. 1997 Der amtierende MP des Landes Höppner beginnt am 22.November bei einem Festakt eigenhändig mit der Sanierung der Start-Landebahn.Aus Landesmitteln sollen ca. 83 Mio . DM bereitgestellt werden. 1998 Im April kündigt der Geschäftsführer der FG ein 300 Mio-Dollar-Projekt an .Es sollen mindestens 650 Arbeitsplätze entstehen. In diesem Zusammenhang werden die Namen der amerikanischen Investoren genannt. 1998 Juli- Lt. FG stehen Investitionen von ca. 1 Mrd. DM an 1998 Nach Aussage der FG stehen Investitionen mehrerer Unternehmen an.Genannt werden ein Ultraleichtflugzeug-Hersteller,ein Flugzeugwartungsunternehmen,eine arabische Airline und eine Spedition 1998 Am 18.12. feiern vertretend für 2 Investoren,Inge Petersson und Rolf Johnsson , den Baubeginn für zwei Fabriken. Das Gelände ist seit dem ungenutzt. 1999 Die Betreibergesellschaft HBG gerät im März in Liquiditätsprobleme 1999 Im Juni hebt das Land die Fördermittelsperre wieder auf. Diese wurde wegen Geldschwierigkeiten erlassen. 1999 Am 23.Juli prüft das Land die Verwendung von Fördermitteln,die der Investor Kestrel zur Ausbildung von Ingenieuren erhalten hat. 1999 Im Juli beantragt Kestrel Aircraft Kurzarbeit , welche vom Arbeitsamt am 27.7.abgelehnt wird.
Natürlich paßt das Thema zu uns. Du hast gerade eine kleine Chronik mit eingestellt die beginnt aber erst in den 1990er Jahren. Was war davor? Chochstedt ist irgendwie völlig an mir vorbeigezogen ohne das ich da etwas von bemerkt habe. Aber die Sowjets haben hier ja offensichtlich einen Flugplatz betrieben. Uber Infos würde ich mich freuen. spusu
Jepp...die Geschichte beginnt ab 1957. War erstmal der Anfang. Da ist sie >>
Zwischen April und Dezember 1958 wurde der GSSD-Flugplatz durch deutsche Unternehmen ( damals VEB ) errichtet. Hierbei spielte der VEB ABK ( Autobahnbaukombinat ) aus Magdeburg eine entscheidende Rolle.
Die Baustoffe wurden über die damals funktionierende Kleinbahn aus Rtg. Schneidlingen versorgt. Eine Stichstrecke vom Abzweig Hakelforst wurde errichtet. Weiterhin wurde die F180 ( Straße ) für Materialtransporte genutzt. Die SLB ( Start-und Landebahn ) wurde 2200 m lang gebaut.
Alte Bauwerksakten belegen einen enormen Nachbesserungswert, da die Bauausführung sehr mangelhaft war bzw. ausgeführt wurde.
Schon knapp 7 Jahre später( Juli - September 1965 ) wurde die SLB bedarfsgerecht um 300 m verlängert. Grund war der Ausbau zum Cargo-und Logistikzentrum der GSSD. In den 50er Jahren waren u.a. Jak-11,Jak-18,Li-2 und IL-12 stationiert Das Tanklager hatte zum damaligen Zeitpunkt eine Kapazität von knapp 2 Mio. Litern Kerosin.
Der bis zum Ende geführte Funkname „ Sadowy „ ( Sadowy – Garten ) kennzeichnete einen der wichtigsten Hubschrauberstationierungsorte in Mitteldeutschland. Die 292 OVE mit Mi-8 waren bis zuletzt in Cochstedt stationiert. Diese kamen erst in den 80ern aus Allstedt.
Das Areal umfasste damals eine Fläche von ca. 163 ha.
In den ersten Jahren nutzen einzelne Flugzeuge bis zur Staffelgröße den Platz. Später zählten MiG – 17 , 19 und auch 21 ( 1961 und 1970 / Juli )dazu. Suchoj – Jagdbomber sollen auch vertreten gewesen sein.
Truppenverlegungen heben die Bedeutsamkeit des Platzes hervor. So landeten neu einberufene Soldaten in Cochstedt . Diese Aktionen liefen meist im April und November. ( Dauer 14 Tage / mit jeweils 5- 6 Maschinen täglich ) Mit zivil anmutenden Flugzeugen der Aeroflot ( AN 12 , Il-18 und TU-134 ) wurden neue Rekruten eingeflogen . In den letzten Jahren wurden auch IL-62 und Tu-154 für diese Zwecke benutzt. Militärangehörige , die ihren Dienst abgeleistet hatten ,verließen so die DDR.
Ab 1975 galt Cochstedt als Verteilknoten für diese Militärangehörigen.
Recht unspektakulär ist die Geschichte bis auf wenige Zwischenfälle gewesen.
Ende der fünfziger Jahre sollen in Cochstedt stationierte Flugzeuge im Einsatz gegen westliche Störballons gewesen sein.
Am 28.9.1972 war der bislang größte Zwischenfall.
Hier die Meldung > 28.09.1972 Grenzverletzung durch BRD‐Motorflugzeug. Gegen14.02Uhr erfolgt die Landung auf dem GSSD-Flugplatz Cochstedt durch D‐ECWU, CessnaF172H, Flugzeugführer war Albert Meyer
Als Hubschrauberlandeplatz gehörte Cochstedt nicht zu den größten,wohl aber zu den modernsten.
Die 292. Selbstständige Hubschrauberstaffel war direkt dem Stab der 16.Luftarmee unterstellt. Sie gehörte zu den Verbänden für den funkelektronischen Kampf. Hierbei sollen seltene Konfigurationen an den Mi-8 und Mi-9 in die Luft gegangen sein. Schon deswegen lag Cochstedt unter strengster Geheimhaltung.
Eine Militärkarte der NVA von 1985 zeigt keinerlei Hinweise auf einen Flugplatz. Bis heute existieren nur spärliche technische Informationen der stationierten Hubschrauber .
Der Flugplatz war zu Zeiten des Kalten Krieges immer wieder im Visier der westlichen Geheimdienste und der westlichen Militärverbindungsmissionen.
In der MfS KD Aschersleben wurden unter 4 Aktennummern Berichte zum Schutz und der Geheimhaltung von Cochstedt geführt. Die Kreisdienststelle ( KD ) kooperierte vonseiten der DDR mit weiteren Schutz-und Sichheitsorganen um Amerikaner, Briten und Franzosen fernzuhalten. KD Aschersleben des MfS
Spezielle Dokumente aus den Jahren 1977 – 1986 > Überprüfung von Anwohnern und des Umfeldes des Flugplatzes der sowjetischen Streitkräfte in Cochstedt.- Überprüfung ausländischer Arbeitskräfte.- Überwachung von Betrieben
In den 80 er Jahren wurde der Flugplatz ( Ära Gorbatschow ) sogar noch massiv ausgebaut.
Noch 1987 wurden 4 fünfgeschossige Neubaublöcke / Typ WBS 70 durch den VEB WBK Magdeburg auf dem Areal errichtet. Weiterhin entstand ein Ledigenwohnheim und die Schule Nr. 141 für Offizierskinder.
Der Abschluss der militärisch genutzten Ära fand am 7.7.1992 statt. An diesem Tage verlegte die Westgruppe der russischen Streitkräfte ihr Kampfgerät nach Monino ( 25 Km östlich von Moskau ).
Sehr gutes Material. Es war eh schon schwer zu Cochstedt was ordentliches zu finden. So wurde mir erst spät bekannt, dass dieser Platz der GSSD gehörte. Endlich bringt mal einer Licht ins Dunkle der Geschichte.
Der GSSD Flugplatz Cochstedt befindet sich 2 Kilometer südlich gleichnamiger Ortschaft oder ca. 40 Kilometer südwestl. von Magdeburg. Dieser Militärflugplatz wurde 1957 von Einheiten der GSSD gebaut. Aus meinen Unterlagen können 1990 folgende Einheiten zugeordnet werden:
Dem Stab der WGT Wünsdorf unterstellt - 254. selbst. Funkaufklärungs Regiment FPN 57286 792. selbst. Spezialeinsatz Kompanie FPN 51953 Rufzeichen Sadovij 3. OA 292. selbst. Hubschrauberstaffel für Elektronische Kriegsführung (20 Mi6 / Mi8 ) FPN 22632 Rufzeichen Aeroplan - 16. Luftarmee Die Staffel wurde auch zeitweise mit Kräften vom Bereich Oranienburg bzw. Sperenberg verstärkt. 1780 selbst. Kompanie flugtechnische Sicherstellung FPN 22639
614. selbst. Funkaufklärungs Bataillon FPN 18765 Rufzeichen Pasad (OSNAZ) 2. Panzerarmee 670. SFL Artillerie Regiment zur 7. Panzer Division Rosslau FPN 35148 3. OA 181. Raketenbrigade (SS-1c) FPN 6604
Der Flugplatz wurde ab 1975 für Austausch von Militärangehörigen genutzt Maschinen vom Typ AN-12, IL-18 und Tu-134 kamen dazu zum Einsatz. 1963 haben Maschine aus Zerbst ( MIG-21 ) den Flugplatz zeitweise angeflogen. Der Flugplatz wurde auch für Versorgungsflüge Nachschub etc. genutzt.
Die Hubschrauber wurden 1990 über den Flugplatz Zerbst in die SU zurückverlegt. Es gab dort auch eine alte AN-2 - deren Zustand mangelhaft war. Ob diese wieder auf dem Luftweg nach Hause kam wage ich zu bezweifeln.
Die ursprüngliche Start und Landebahn war 2200 Meter und wurde später auf 2600 verlängert. Nach dem Abzug der WGT wurde mit dem Neubau begonnen.
Es wurde eine neue Start- und Landebahn mit 2500 Meter Länge und 45 Meter Breite gefertigt. Sie wurde ca. 4 Meter in nördliche Richtung gegenüber der alten Bahn verlegt, und ist ein Meter höher über NN als die Alte.
2010 wurde der Flugbetrieb aufgenommen. Heute können alle gängigen Maschinen landen. Sogar die A 380 - aber die technische Versorgung für den A 380 ist nicht möglich.
Quelle: Archiv Bundeswehr, MGFA, Diverse russische Foren, Telefonat mit Flugplatzbetreiber und nicht zuletzt mir dem CSO Freunde e.V. Magdeburg - Cochstedt.
PS: Fehlerberichtigung bzw. Ergänzungen sind erwünscht.
Ich kenne nicht die Zeit der Stationierung der genannten Einheiten in Cochstedt. Sie werden aber alle für Cochstedt genannt. Welche Einheiten die Landebahn und dazugehörige Bauten errichtet haben kann ich heute nicht sagen. Zu den offenen Fragen habe ich per @mail eine Anfrage gestartet. Man muß warten.
Soeben habe ich Antwort erhalten. Welche Einheiten haben den Flugplatz Cochstedt errichtet.
Hier war die 57. Militärbau-Brigade im Einsatz. Der Stab der Brigade war in Forst-Zinna FPN 72760 Unterstellte Einheiten waren in Beeskow, Altengrabow, Tutow, Teltow, Lutherstadt-Wittenberg, Neues Lager Jüterbog und Frankfurt/Oder. Ich erhielt leider keine Aussage ob die 57. nur für die Start- und Landebahn zuständig war, oder ob auch erste Funktionsgebäude in deren Verantwortungsbereich erbaut wurden.
Die Start- und Landebahn wurde durch das ABK ( Autobahnbaukombinat ) NL Magdeburg gebaut. Die WBS 70 Bauten, welche heute noch teilweise stehen, durch das WBK Magdeburg ( 1988 )
"Jepp...die Geschichte beginnt ab 1957. War erstmal der Anfang. Da ist sie >>
Zwischen April und Dezember 1958 wurde der GSSD-Flugplatz durch deutsche Unternehmen ( damals VEB ) errichtet. Hierbei spielte der VEB ABK ( Autobahnbaukombinat ) aus Magdeburg eine entscheidende Rolle."
Liegt möglicherweise hier die Lösung? Könnte es sein das es beim Bau einen zeitlichen Versatz in der Form gab das russische Einheten 1957 "Vorarbeiten" leisteten und ABK und WBK ab 1958 die Großprojekte realisierten? spusu