Ein Wort zur Landespolizei. Eine reine Polizeikaserne gab es in MD nicht. Polizei war in der ehem. Train-Kaserne am Hasselbachplatz. Aber in Burg gab es die Polizeikaserne der Landespolizei auch Polizeischule. Das war die Alte Kaserne in Burg.
Die Polizeischule 1920 - 1935
1.) Kommando der Schutzpolizei Burg
Da Deutschland auf Grund des Versailles Diktates nur 100.000 Mann Reichswehr haben durfte, war daneben noch die Aufstellung von Polizeitruppen vorgesehen. Als die Artillerie nach Halberstadt verlegt wurde, wurde Burg als Polizeistandort vorgesehen. Anfang November 1920 kam von Ohrdruf i./Thüringen, eine dort zusammengestellte Polizeitruppe in Stärke von 4 bis 6 Hundertschaften nach Burg. Untergebracht wurde diese Truppe in die nun leer gewordene Artillerie-Kaserne (heutige Clausewitz-Kaserne).
2.) Polizeischule der Provinz Sachsen in Burg
Aus dieser Truppe wurden nun zum 1. April 1921 eine Polizeischule zur Ausbildung des Nachwuchses gebildet. Es war gewissermaßen der Ersatztruppenteil für die in den größeren Städten befindlichen Polizeitruppen. Die älteren Mannschaften wurden allmählich in die Großstadt versetz und dafür sog. Polizeianwärter eingestellt. Die Stärke wechselte zwischen 6 bis 8 Hundertschaften, auch Inspektionen genannt. Die Höchstbelegung betrug 718 Mann. Die Anforderungen an Körper und Geist der Anwärter waren sehr hoch, es wurde nur bestes Menschenmaterial eingestellt. Bei den häufig stattfindenden Prüfungen wurde stark gesiebt. Wer den Anforderungen nicht genügte, wurde entlassen. Ein Lehrgang wurde in einem Jahr abgewickelt, mit Ausbildung und Ordnungsdienst, Felddienst, Schießen und viel Unterricht. Auch der Sport wurde sehr gepflegt. Die Uniform war anfangs grün, ähnlich der Uniformfarbe der Jägerbataillone 1914. Auf Einspruch der Sieger von Versailles wurde dieselbe in blau (mit blaugrauer Schattierung) umgewandelt. Der Waffenrock mit weißen Knöpfen, blauem Klappkragen mit grünem Spiegel, hatte grüne Paspeln, ca. 15cm breite Ärmelaufschläge mit grünen Abschlusspaspel, zwei Tailienknöpfe, Achselstücke von geflochtener grüner Wollschnur (je nach Rang mit Silber durchzogen, Schwarze Tuchhose mit grüner Biese. Schnürschuhe schwarz mit hohen schwarzen Ledergamaschen. Schwarzes Koppel mit Schulterriemen, kurzes Seitengewehr, Pistolentaschen, Rucksack, Brotbeutel und Feldflasche, Schwarzen Ledertschako mit achteckigem Polizeistern als Hoheitsabzeichen. Blaue Schirmmütze mit grünem Rand. Außer Dienst durfte Zivil getragen werden. An Waffen waren vorhanden: Jeder Mann 1 Pistole Jeder dritte Mann 1 Karabiner Je 20 Mann 1 Maschinenpistole Je 1.000 Mann 1 schweres Maschinengewehr
Versailles Diktat!“
Als besondere Einsätze sind zu verzeichnen: 1923 Deutscher Tag in Halle (1 Toter und mehrere Verletzte) 1923 Landarbeiterstreik im Kreis Jerichow II, in Genthin kein Verluste. 1930? Brandbekämpfung in der Letzlinger Heide. 1933 Gegen die Röhm-Revolte. Beschlagnahme von Waffen in den Kreisen Jerichow I und II und in der Altmark. Die Polizeischule erbaute einen neuen Schießstand im Walde bei der Roten Mühle, jenseits der Bahn. Ferner ist zu erwähnen ein früher stattgefundenes großes Schwimmfest im Kanal mit bis zu 3.000 Zuschauern und leider verregnetes Sangesfest mir 1.500 Zuhörern in der Kaserne.
3.) Die Landespolizei
Am 1.4.1934 erhielt die Schule den Namen „Landespolizeischule“ und trat in gewisse Beziehung zur Wehrmacht, deren Wiederaufbau in diesen Jahren vorbereitet wurde. Es wurde eine Hakenkreuzfahne beschafft und gefärbt. Auch ein Spielmannszug und eine Kapelle wurden gegründet. Die jetzt eingeführte Uniform war wieder wie im Jahre 1920 feldgrün, ähnlich der der Jägerbataillone 191? Die bisherigen Abzeichen wurden beibehalten. Aber die Ausbildung änderte sich jetzt unter allmählicher Angleichung an die militärische Ausbildung. Auch mehr und neue, andere Waffen kamen hinzu. Minenwerfer usw. Die älteren Jahrgänge der Schule wurden an die Polizeistandorte abgegebn. Die jüngern Leute gingen zur, bis jetzt noch geheim gehaltenen Luftwaffe und in das später den Namen „General Göring“ tragende Regiment; auch an viele andere Neuformationen wurden Leute abgegeben. Nach der am 1. März 1935 verkündeten Wiedererrichtung der deutschen Wehrmacht wurden aus dem Rest des Mannschaftsbestandes 4 Hundertschaften gebildet, die dann als 4 Kompagnien in die neue Wehrmacht übernommen wurden. Eine Kompagnie fing nach Zerbst, eine nach Dessau, beide zum neu errichteten Inf. Rgt. 33 und die beiden restlichen bildeten mit 2 Reichswehrkompagnien das II. Bataillon des neuerstehenden Inf. Rgt. 66 hier in Burg. Die Formierung trat am 15. Oktober unter gleichzeitiger Einkleidung in Feldgrau ins Leben.
Kommandeure: 1920 Major der Schutzpolizei W i n k e l ma n n 1921 Oberst der Schutzpolizei H a r d t 1928 Oberst der Schutzpolizei S c h o l z 1928 Oberst der Schutzpolizei N e e s e 1932 Oberstleutnant der Schutzpolizei E g g e r t 1933 Major der Schutzpolizei W e i s s e n b u r g
Alle Angaben erfragt von ehemaligen Angehörigen der Polizeischule z. B. jetzigen Leutnant der hiesigen Ordnungspolizei Dennewitz. Die Akten der Polizeischule liegen in Magdeburg beim Regierungspräsidenten. Quelle: Burg, die wehrhafte Stadt, Willi Müller
Zur Struktur in MD fehlen die Angaben
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Ja richtig, mein Großvater war bei der Polizeischule in Burg. Wann die Übernahme zum IR 93 nach Stendal erfolgte weiß ich leider nicht (wahrscheinlich mit der Aufstellung am 12.10.1937). Ebenso scheint er vorher irgendwann beim IR 12 gewesen zu sein.
Beim ersten Brief vom 14.11.1934 war seine Adresse die Hallesche Straße 3 in MD. Ist das die heutige Polizeiinspektion, weiß jemand wie das Gebäude 1934 genutzt wurde?
Ritterle75
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