Ein in Magdeburg 1897 neu aufgestelltes Infanterieregiment hat mit Ausnahme einer Erwähnung in der von hadischa zusammengefassten Geschichte des IR Nr. 66 (dort auf Seite #1) an keiner anderen Stelle Erwähnung gefunden. Von ihm sind keine Quartiere bekannt, seine Fahnen wurden in Magdeburg nicht verabschiedet und auch nicht im Dom aufbewahrt. An bekannten Schlachten hat es nicht teilgenommen bzw. ist darüber in Magdeburg nicht berichtet.
Ich bin bei meinen Recherchen über das Ende der deutschen Festungen auf eine A.K.O. gestoßen, in der das IR 152 noch einmal kurz aufleuchtete. Meine Neugier hat mich ein bisschen weitersuchen lassen und da habe ich noch das Folgende gefunden:
Zunächst die A. K. O. vom 30. Juni 1897. Ich lasse Ihnen anliegend Abschrift Meiner heut an den Chef des Ingenieur- und Pionier-Korps und General-Inspekteur der Festungen erlassenen Ordre über den Ausbau unserer Befestigungen zur Kenntnisnahme und weiteren Veranlassung zugehen. Im Anschluss hieran will Ich Ihrem Vortrage entgegensehen, in wie weit dem Vorschlage des Chefs des Generalstabes der Armee bezüglich einer Truppenverstärkung in den Provinzen Ost- und Westpreussen durch eine Verlegung des Inftr.- Regts Nr. 146 von Königsberg i/P mit einem Bataillon nach Sensburg, einem Bataillon nach Bischofsburg und ferner des Infanterie-Regts. Nr. 152 von Magdeburg und Zerbst in den Bezirk des XVII. Armeekorps, etwa nach Deutsch-Eylau, oder die Anlage von Uebungslagern, zunächst für die Sommerperiode, an zu ermittelnden Punkten Rechnung getragen werden kann. Sie haben vor Ihrem Vortrage mit dem Chef des Generalstabes der Armee und den beteiligten Generalkommandos in Verbindung zu treten.
Wer der Empfänger dieser Ordre war habe ich nicht ermitteln können. Aber so viel zum IR Nr. 152:
Der Stiftungstag war der 31. 3. zum 1. 4. 1897. Das Regiment wurde errichtet aus den IV. Bataillonen der Infanterieregimenter Nr. 26 und 66 (I. Bataillon) bzw. der Infanterieregimenter 27 und 93 (II. B.).
Am 27. 1. 1902 (das war Kaisers Geburtstag!) erhielt es die Bezeichnung „Deutsch-Ordens-Infanterie-Regiment Nr. 152“.
Die Regimentskommandeure waren 1897 v. Gerstein-Hohenstein; 1900 Augustin und 1902 Ernst.
Ihre Fahnen erhielten die beiden Bataillone am 17. 10. 1897.
Standorte waren Magdeburg für das I. Bat. bzw. Zerbst für das II. Bat.
1899 lagen dann der Stab und das I. Bat. in Deutsch-Eylau und das II. Bat. in Osterode.
Damit war der in der A.K.O. vom Chef des Generalstabs der Armee erwähnte Vorschlag angenommen und umgesetzt.
Diese Entwicklung ist deshalb von Interesse, da man ja in Friedenszeiten darauf achtete enge landschaftliche Bindungen der Truppenteile zu schaffen (von wegen Ostfriesen und Sachsen in einer Truppe oder so) und dann so mit Links ein ganzes Regiment Sachsen-Anhalter über 750 km nach Ostpreußen verfrachtete.
Vielleicht tauchen bei den weiteren Forschungen noch mal ein paar Hinweise über das Schicksal des Deutsch-Ordens-Infanterie-Regiments Nr. 152 auf? Die Jungs müssen doch auch familiäre Bindungen gehabt haben. Eventuell findet sich da etwas bei der Feldpost.
Das einzige was ich bei den 66ern finden konnte ist nachfolgender Text. In der Regimentsgeschichte der 26er ist nichts zu finden. Bild entfernt (keine Rechte)
Magado-2 Wenn nicht anders ausgewiesen, dann Sammlung/Eigentum Magado Bilder/Beiträge dürfen "Nichtgewerblich" genutzt werden.
Die Unterbringung des IR 152 kann nur in der Kaserne Magdeburg neben den 66ern erfolgt sein. Die 26er waren in der Kaserne Ravensberg. Ein vollständiges Regiment 152 wird in MD 1897 nicht existiert haben, sondern nur der Grundstock.
Bisher konte ich keine geschriebene Regimentsgeschichte ermitteln.
Magado-2 Wenn nicht anders ausgewiesen, dann Sammlung/Eigentum Magado Bilder/Beiträge dürfen "Nichtgewerblich" genutzt werden.
Hier habe ich die Grundlagen für die Bildung der Infanterie-Regimenter 152 und 153 im IV. AK zusammengestellt.
Das Gesetz vom 3. August 1893, durch welches die aktive Dienstzeit bei den Fußtruppen bis zum 31. März 1899 auf zwei Jahre festgesetzt wurde, gewährte in Anerkennung der Notwendigkeit, die Ausbildung intensiver zu gestalten als früher, hierfür einen Ausgleich durch Erhöhung der Etatsstärken, Festsetzung einer Durchschnittsziffer für die Präsenzstärke an Gemeinen und Errichtung von vierten Infanterie-Bataillonen. Während die beiden ersten Maßnahmen bezweckten, die Truppenteile auf die zu ihrer kriegstüchtigen Ausbildung und sofortigen Verwendung nötige Kopfstärke zu bringen, sowie durch gleichzeitige Einstellung des Gesamtbedarfs an Rekruten deren einheitliche Ausbildung zu sichern, sollten die vierten Bataillone im Frieden den drei ersten Bataillonen die erforderliche Entlastung durch Übernahme verschiedener Dienstzweige und des größten Teils der außerhalb der Front Kommandierten gewähren, zugleich aber im Mobilmachungsfall die Aufstellung der Neu- und Reserveformationen erleichtern und beschleunigen. Der Etat der vierten Bataillone wurde auf nur 193 Unteroffiziere und Mannschaften bemessen und vorausgesetzt, dass die militärische Ausbildung derselben nicht hinter derjenigen bei den übrigen Bataillonen zurückstehen würde. Die Erhöhung der Etatsstärken und die Festsetzung der Durchschnittsziffer haben zu guten Ergebnissen geführt, welche die Friedensausbildung der Fußtruppen lieferte. Dagegen sind bei den vierten Bataillonen, obwohl ihnen ein gewisser Wert für die Entlastung der Vollbataillone zuerkannt werden musste, desto empfindlicher die Nachteile ihres schwachen Etats hervorgetreten, da es als unmöglich erkannt wurde, mit den wenigen, nach Abgabe der Kommandierten zum Dienst verbleibenden Mannschaften kriegsgemäße Übungen abzuhalten; man hätte auf eine gründliche, planmäßige Ausbildung der Kompagnie und damit auf eine wesentliche Bedingung für die Leistungsfähigkeit der Truppe verzichten müssen und dem Beurlaubtenstand wären jährlich etwa 13 000 nicht vollwertige Reservisten zugeführt worden. Nachdem diese Übelstände erkannt waren, war ihre baldige Beseitigung geboten; es handelte sich darum, die vierten Bataillone in Truppenteile umzuwandeln, welche unter möglichster Aufrechterhaltung ihres ursprünglichen Zwecks im Frieden wie im Kriege den übrigen Bataillonen ebenbürtig zur Seite gestellt werden können. Es sollten deshalb nach dem Gesetz vom 28. Juni 1896 zum 1. April 1897 ohne Erhöhung der Friedenspräsenzstärke je zwei vierte Bataillone zu einem Vollbataillon vereinigt und dieses durch geringe Abgaben der drei ersten Bataillone auf eine Stärke von rund 500 Köpfen gebracht werden. Je zwei dieser Bataillone sollten zu einem Infanterie-Regiment, die beiden Regimenter eines Armeekorps zu einer Infanterie-Brigade vereinigt werden, so dass zum 1. April 1897 neu zu errichten waren: 19 Infanterie-Brigadestäbe (16 Preußische, 2 Bayrische, 1 Sächsischer), 42 Infanterie-Regimentsstäbe (33 Preußische, 4 Bayrische, 3 Sächsische, 2 Württembergische), 86 Infanterie-Bataillone (66 Preußische, 10 Bayrische, 6 Sächsische und 4 Württembergische). Nach Durchführung dieser Reorganisation sollte das Deutsche Heer folgende Bestandsziffern ausweisen: die Infanterie 624 Bataillone die Kavallerie 465 Eskadrons die Feldartillerie 494 Batterien die Fußartillerie 37 Bataillone die Pioniere 23 Bataillone die Eisenbahntruppen 7 Bataillone der Train 21 Bataillone.
Im Zusammenhang mit der Neubildung von Infanterie-Regimentern usw. wurden zur Dislokation unter anderem folgende Festlegungen getroffen:
Übersicht der definitiven Unterbringung der am 1. April 1897 neu formierten Truppen. a. Preußen. ... 76. Infanterie-Brigade Stab und I. Bataillon Infanterie-Regiment Nr. 152 in Magdeburg, II. Bataillon Zerbst, Nr. 153 in Altenburg. ...
Verlegung bereits bestehender Truppenteile aus Anlass der Umformung der vierten Bataillone. ... Stab der 14. Infanterie-Brigade von Magdeburg nach Halberstadt. ... IV. Bat. Inf. Regt. Nr. 93 von Zerbst nach Dessau. II. Bat. Inf. Regt. Nr. 36 von Naumburg a. S. nach Halle a. S.
Der Bezeichnung "Deutsch Ordens- Infanterie -Infanterie- Regiment" hat ihren Ursprung im Standort des Regiments. Der Stab, I., II. Bataillon in Marienburg, III. Bataillon Stuhm. Bekanntlich war die Marienburg der Sitz des Hochmeisters des Deutschen Ordens. Dieser Orden wurde auf dem III. Kreuzzug bei der Belagerung von Akkon als Bruderschaft für die Krankenpflege gegründet und 1225/26 vom polnischen Herzog Konrad von Masowien nach Preußen gerufen und 1410 in der Schlacht bei Tannenberg besiegt. Dies ist aber ein anderes Kapitel. In der Fahne führte das Regiment daher das goldene Hochmeisterkreuz. Regimentsgeschichte: Friedrich Wilhelm Liel: Das Deutsch-Ordens-Infanterie-Regiment Nr. 152, 160 Seiten, in Marienburg/ Westpreußen 1911 erschienen, (Fahnenabbildung in Farbe, 1 Bild)