Ich muss wieder mal meinen Senf dazu geben (obwohl ich kein Feldkoch bin) und ein paar Zusammenhänge zur Feldkocherei und der dazugehörigen Ausbildung geben.
Deutsche Wehrmacht 1936 – 1945
Feldköche und Lehrküchen
Bereits der „Alte Fritz“ wusste um die Bedeutung der Soldatenverpflegung. Von ihm stammt die Feststellung: „Wenn man eine Armee bauen will, muss man mit dem Bauche anfangen, denn dieser ist das Fundament davon“, die er seinen Generälen mit auf den Weg gab.
In Zeiten der Massenheere, wie sie seit dem Ersten Weltkrieg bekannt wurden, waren Beschaffung, Heranführung und Zubereitung der Nahrungsmittel eine militärische Verwaltungsaufgabe hohen Ranges. Das Bild wird deutlich, wenn man sich den Ausstattungsgrad der Armeen mit Ausrüstung und Personal für die Nahrungszubereitung ansieht. Ohne Bäckerei- und Fleischereikolonnen, ohne Lager- und Hilfskräfte waren es etwa 60.000 „Gulaschkanonen“ und 150.000 Feldköche, die in der Wehrmacht zu Beginn des Krieges gegen die Sowjetunion eingesetzt waren. Die Erkenntnis dieses hohen Kräftebedarfs gab es bereits in den Jahren der Reichswehr und wurde von den Nationalsozialisten bei der Planung der Wiederwehrhaftmachung Deutschlands berücksichtigt. Schon Ende 1933 wurden beim Feldheer Kochlehrstäbe eingerichtet. Diese bestanden aus einem Verwaltungsbeamten und zwei Soldaten, die von Beruf Koch oder Fleischer waren. Sie wurden mit den Besonderheiten der Truppenverpflegung bekanntgemacht und in einer besonders eingerichteten Heereslehrküche ausgebildet. Im Frühjahr 1937 wurde in Potsdam die erste Musterküche in Betrieb genommen. Neben der Ausbildung von Feldköchen wurden dort Wehrmachtbeamte in der Organisation eines „vorbildlichen und planmäßigen Küchenbetriebes“ ausgebildet. Ab 1938 erfolgten in Potsdam auch spezielle Entwicklungsarbeiten zur Eiweiß- und Fettversorgung, zu Wehrmachtskonserven und zu Eisernen Portionen. Die 1938 eröffnete Heeres-Lehr- und Versuchsküche München (später Heereslehrküche I) war der Heeresverwaltungsschule München angegliedert. Die dort in Ausbildung befindlichen 200 bis 300 Heeresverwaltungsschüler waren die Abnehmer des in dieser Küche zubereiteten Essens. Die am 1. Februar 1940 an die Wehrmacht übergebene Heereslehrküche II befand sich am Standort Frankfurt a. M. Ihre zukünftige Aufgabe bestand darin, Rekonvaleszenten aus den Verpflegungsbereichen des Feldheeres aufzunehmen und für ihren weiteren Einsatz fit zu machen. Aufgabe der Kochlehrstäbe war die Übertragung des benötigten Spezialwissens auf die Truppe. Dabei handelte es sich um eine langfristige Strategie, die unter den Bedingungen des Versailler Vertrages, also verdeckt, eingeleitet wurde. In einem Vortrag wurde 1942 betont: Die in den Heereslehrküchen geschulten „Lehrstäbe für Feldküchenkochen“ haben nachher beim Feldheer „das gesamte Personal der Feldküchen in der zweckmässigsten und einfachsten Form der Kochherstellung weiterzuschulen“. Im Frontnachweis 1944 sind noch 120 Kochlehrstäbe beim Heer ausgewiesen.
Die logistischen Leistungen der Verpflegungstruppen werden abschätzbar, wenn man den „Blitzkrieg“ im Westen zum Maßstab nimmt (10. Mai bis 21. Juni 1940). Es waren 482.000 Tonnen Verpflegungs-, Genuss- und Futtermittel heranzuschaffen. Dazu wurden 955 Verpflegungszüge (je 30 Waggons; Gesamtlänge 577 km) eingesetzt. Im Tagesdurchschnitt also 22 Verpflegungszüge. Im Operationsgebiet war ein Kraftfuhrpark mit 5000 Lastwagen im Einsatz. Neben der theoretischen Ausbildung versuchte die Wehrmacht auch praktische Erfahrungen zu sammeln. Weniger bekannt als die Legion Condor sind die bereits 1937 (bis 1939) im spanischen Bürgerkrieg eingesetzten Heeresverbände mit dem Decknamen „Imkerverbände“. Bei ihnen wurden zugleich Erfahrungen im Hinblick auf geografische und klimatische Anpassungen der Soldatenverpflegung gesammelt. Da der Afrikafeldzug von den deutschen Militärs nicht vorausgeplant war, wurde die Herausgabe eines „Afrika“-Feldkochbuches nicht mehr realisierbar, sodass man auf das Kolonial-Feldkochbuch aus dem Ersten Weltkrieg zurückgriff und dem Soldaten im Falle eines Falles das Kochen selbst überließ. Bei der Legion Condor lag der Erprobungsschwerpunkt bei der Organisation der verbandsbezogenen Eigenversorgung. Damit sollte der Umfang des Nachschubbedarfes reduziert werden (Grundsatz der „Versorgung aus dem Land“), was in den weiten Räumen des Ostfeldzuges von besonderer Bedeutung wurde und in den Kesselschlachten der Roten Armee (Stalingrad) nicht mehr funktionierte – Luftversorgung ging nicht.
Zunächst hatte die Wehrmacht (als einzige in der Welt) ein Feldkochbuch herausgegeben. In ihm waren unter anderem 295 Eintopfgerichte enthalten. Dazu kamen Einzelgerichte, wie Suppen, Fleisch, Fisch, Tunken, Gemüse, Salate, Süßspeisen, Mehrtopfgerichte in der Feldküche, auch unter Zuhilfenahme von Behelfsgerät, sowie in der Feldküche mit Brateinrichtung, schließlich fleischarme, fleischlose Gerichte und warme Abendkost. Die von Spusu entdeckte Rezeptsammlung war wohl ein Vorläufer – auf der letzten Seite wird ja auf die Bezugsmöglichkeit des inzwischen erhältlichen Feldkochbuchs hingewiesen. Mit dem Feldkoch(Lehr-)buch wurden die Wehrkreise ausgestattet und verpflichtet, eine Wehrkreislehrküche einzurichten. Die Heeresversuchsküchen konnten den Bedarf an Feldköchen nicht befriedigen (München und Frankfurt hatten es bis Mitte 1940 auf insgesamt 720 ausgebildete Feldköche gebracht). Zur Befriedigung des seit September 1939 anlaufenden Bedarfs waren schon zwei weitere Heereslehrküchen (III und IV) eigerichtet, aber auch gemeinsam mit den Kochlehrstäben reichte die Ausbildungskapazität nicht. Eine Einschätzung aus dem Jahr 1941 formuliert das Problem weichgespült: „Die mannigfaltigsten Wege sind beschritten, um den zukünftigen Feldköchen die unbedingt notwendigen Kenntnisse beizubringen. Nachdem in jedem Wehrkreis eine Wehrkreislehrküche mit dem Zweck der Ausbildung von Feldküchen eingerichtet war, sind jetzt zwei Lehrküchen je Wehrkreis im Aufbau begriffen. 4 Heereslehrküchen fördern die Kenntnisse des Lehrpersonals der Wehrkreislehrküche. Beim Feldheer be¬findet sich bei jedem Korps ein Kochlehrstab, bestehend aus einem Zahlmeister und zwei Berufsköchen, die die Feldköche der unterstellten Einheiten abwechselnd unterweisen. Auch diese Kochlehrstäbe werden wieder etwa halbjährlich bei den Heereslehrküchen zur Fortbildung zusammengezogen. Die Kochlehrstäbe haben sich ausgezeichnet bewährt und zur Ausbildung des Feldkochpersonals sehr beigetragen.“
Die Heereslehrküchen I – IV wurden durch Verfügung des OKH (ChHRüst u. BdE) vom 26.3.1942 in Heereslehrküche München, Heereslehrküche Frankfurt (Main), Heereslehrküche Hamburg und Heereslehrküche Wien umbenannt.
Übrigens, wer es noch nicht wusste: Der Einsatz von Feldküchen (Gulaschkanonen) geht auf Goethe zurück. Dieser hatte seinem Chef, dem Großherzog von Sachsen-Weimar, die Ausstattung seines Truppenkontingents 1814 mit den neuen Geräten empfohlen. Der Einsatz war insbesondere für Verwundete gedacht, die sich Essen nicht mehr selbst beschaffen und zubereiten konnten. Das klappte auch zur allgemeinen Zufriedenheit. Im größeren Maßstab wurden Feldküchen erstmals im Russisch-japanischen Krieg 1905 eingesetzt.