Das Kriegsende der Heeresversuchsanstalt Hillersleben
Die letzten Wochen auf dem Schießplatz Hillersleben waren fast gespenstisch. Man hörte wohl hie und da den "Klopfsender" von der britischen Insel, von allen Seiten rückte der Feind heran, das Material wurde knapp, der Eifer der Kriegsgefangenen ließ wohl auch nach, es kam zu Stockungen bei den Anlieferungen aus den Rüstungsbetrieben. Dabei lief in Hillersleben selbst Rüstungsproduktion. Nachweisbar - allerdings ohne Stückzahlen - ist die Musterfertigung und Montage von PAW 600 und in geringerem Umfang PAW 1000. Besonders bezeichnend für die verzweifelten Anstrengungen an der Heimatfront war die im Januar/Februar 1945 in Hillersleben vorgenommene Lafettierung (Sockel) von 5-cm-Bordkanonen der Luftwaffe für den "letzten Festungskampf' So wurden Anfang 1945 438 Stück 5-cm-KWK 39/1 aus Zeughausbeständen nach der Erprobungsstelle geliefert. Bereits am 24. Januar 1945 erfolgte die Belieferung von 200 KWK 39/1 mit LKW-Transport von der Firma Garny/Frankfurt a. M. Laut fernmündlicher Mitteilung waren zu diesem Zeitpunkt weitere 375 Stück bei Rheinmetall-Borsig zugeschnitten, die ebenfalls an WaPrüf4, Hillersleben-Süd. zu liefern waren. Hier wurden die Rohre auf Sockellafetten montiert, was bis Anfang Februar 1945 bereits mit 775 Stück erfolgt war. 103 Rohre standen am 7. Februar in Hillers-leben noch zur Verfügung. Von der Erprobung zur Produktion!"Dass das Ende bevorstand, war wohl für die Beteiligten keine Frage. Und dennoch: man hielt aus. erfüllte seine Pflicht oder das, was man dafür hielt. Am 1. April 1945 erging die Weisung zur Auflösung des Versuchsbetriebes an die Erprobungsstelle und der Befehl zur Einrichtung der Verteidigung. Vier Tage später erfolgte der Widerruf, die Wiederaufnahme des Versuchsbetriebes und die Ankündigung eines Besuches seitens des Heereswaffenamtes. bei dem laut Befehl in der Erprobung 1.F.H.16, 10,5-cm-1.F.H.18 und l(X5-cm-l.F.H.42 mit aufgesetzter Mündungsbremse zur Vorführung kommen sollten. Der Besuch fiel aus, die Delegation wich auf Grund amerikanischer Vorkommandos nach Süd¬deutschland aus. Sie waren dem End¬kampf in der Festung Berlin entkommen - so wie auch das letzte Kommando, das aus der Reichshauptstadt am 6. April mit Marschbefehl Hillersleben und zwei holzvergaserbetriebenen LKW entrinnen konnte, aber nie in Hillersleben ankam. Am 13. April trafen die ersten amerikanischen Vorkommandos in Alt-Haldensleben, wenige Kilometer von der Erprobungsstelle entfernt, ein. Zu diesem Zeitpunkt wurde das Kampfkommando Hillersleben zur Verteidigung der Anlagen aufgestellt. Unter dem Befehl des letzten Rommandanten, Oberst Seither, und seines Adjutanten, Major Rodde, wurden drei 21-cm-Mörser im Bereich zwischen Hundisburg und Reichsautobahn eingemessen. Am 13. April rückten gegen 13.00 Uhr 19 amerikanische Panzer auf den Marktplatz von Haldensleben vor. Die Verhandlungen mit den Amerikanern führte Obersleutnant Trinkhaus, der einer rheinischen Bankiersfamilie entstammte. Arn nächsten Tag 14.00 Uhr erfolgte die Übergabe der Heeresversuchsstelle und des Schießplatzes Hillersleben durch den Kommandanten an die Amerikaner. Oberst Seither, von 1943 bis 1945 in dieser Dienststellung kam in amerikanische Gefangenschaft und verstarb 1963 in Düsseldorf. Kurz nach 14.00 Uhr am 9. April verließ der Obergefreite Bause als letzter deutscher Wehrmachtsangehöriger den Platz. Am darauffolgenden Gründonnerstag fanden 38 nach Hillersleben-Nord verlegte Soldaten bei einem routinemäßigen Luftangriff den Tod - trotz Kapitulation. In der Zeit zwischen dem 13. und 14. April 1945 besetzten Kräfte der amerikanischen 30th Div, der 2d Armd Div und der 102d Div den Hillerslebener Raum nördlich Magdeburg bis zur Elbe. Vom 17. bis 29. April war das Gelände der Versuchsanstalt diesen Kontingenten zugeordnet und ab 30. April 1945 dem amerikanischen 265th FA BU unterstellt. Am 10. Mai 1945 wurde von Colonel John W. Care. US-Feldzeugamt, Leiter der Abteilung Waffen und Munition des Rüstungsforschungs- und -entwicklungszentrums bei der Erprobungsstelle Aberdeen Maryland, die Inspektion der Heeresversuchsanstalt angeordnet und die dazu erforderlichen Maßnahmen eingeleitet. Dies geschah auf der Grundlage von schriftlich vorliegenden Befeh¬len des Kriegsministeriums A.G.O. und AGP-A210.31 vom 4. Mai 1945. Die erforderlichen Marschbefehle ergingen am 7. Mai durch das Hauptquartier Com Z ETOUSA. Office of the Chief Ordonance Officer, OS 300.4/270. Zu dieser ersten Inspektionsgruppe stießen mit Major John L. Bergmann und Captain Austin Haley zwei weitere Spezialisten der Abteilungen Munitions- bzw. Mate¬rialerprobung der Dienststelle Aberdeen hinzu. Auch der Leiter des Ballistischen Forschungslabors in Aberdeen, Colonel Leslie Simon stattete Hillersleben einen Inspektionsbesuch ab. Von Anfang Mai bis Anfang Juni 1945 folgten neun weitere dokumentierte Inspektionen von Spezialisten der Panzer-und Fernmeldetruppen, der Technischen Aufklärung, der Feldzeugruppe, der Pioniere und der Feuerleitung der Artillerie. Der Auswertebericht „The proving ground. Hillersleben" stellt zu den Ergebnissen dieser Aktivitäten zusammenfassend fest: „Ein großer Teil des technischen Materials einschließlich Meßgeräte. Waffen und Munition sowie Dokumente wurden nicht nur vom US-Feldzeugamt, sondern auch von anderen Dienststellen abtransportiert. Die Verzögerung der Inspektion um fast einen Monat führte zu einer ernsthaften Beeinträchtigung der Beurteilung. Die hier vorgefundenen Informationen, Geräte, Waffen, Munilionsteile, Dokumente und Instrumente sind von erheblichem Wert im Hinblick auf die Verringerung von Verlusten an Menschenleben und finanziellen Einsparungen im Krieg und bei der nationalen Verteidigung in der Nachkriegszeit, sofern die Aufgabe des Sammelns und Bewertens in unsere gegenwärtigen und zukünftigen Aktivitäten gründlich integriert wird." ...Es wurde festgestellt, „dass nur Gerät in betriebsbereiten oder eine Analyse gestattendem Zustand zur Verfügung stand, das zu schwierig zu zerstören oder zu belanglos für eine Zerstörung war und von nachfolgenden Besatzern übersehen wurde. Schriftliche Unterlagen waren im allgemeinen weit verstreut, und in den Gebäuden, die mit Zwangsarbeitern belegt waren, war die Aussonderung von Material zur Bewertung eine widerliche Aufgabe im engsten Sinne des Wortes. Erhebliche Schäden wurden von unseren eigenen Truppen angerichtet, und ein Großteil dessen, was ansonsten hätte abtransportiert werden können, bleibt als Schrott zurück. Man geht davon aus, dass eine erhebliche Zahl kleiner wertvoller Artikel von örtlichen Bediensteten auf Weisung der deutschen Amtspersonen beiseite geschafft wurde; die zur Bergung dieses Materials erforderliche erschöpfende Suche konnte aus zeitlichen und organisatorischen Gründen nicht durchgeführt werden." Nach dem Abzug der Amerikaner übernahm die Rote Armee das weitläufige Gelände. Im Kalten Krieg zwischen den diammetralen Gesellschaftssystemen, im beinahe 50jährigen Ringen zwischen Ost und West spielte der Truppenübungsplatz eine wichtige Rolle, wurde er systematisch als Übungsgelände von Kompanie- bis Divisionsstärke ausgebaut. Dazu wurde in zwei Abschnitten 1962 und 1982 die westliche Schießbahn erweitert. Eine Maßnahme, der über 1400 ha an bis zu 500 Jahre alten Eichenholzbeständen zum Opfer fielen. Auf dem Platz selbst waren an russischen Truppen l Mot-Schützen-Regi-ment, 2 Panzerregimenter, l Fla-Raketen-Regiment. 2 Fla-Raketen-Brigaden, l Artillerie-Brigade, l Raketenbrigade sowie je l Nachschub-. Pionier-. Instandsetzungs-. Sanitäts- und Fernmeldebataillon und der Stab der 47. Garde-Panzer-Division untergebracht.
Magado-2 Wenn nicht anders ausgewiesen, dann Sammlung/Eigentum Magado Bilder/Beiträge dürfen "Nichtgewerblich" genutzt werden.
Die im After Action Report angegebene Vorausabteilung steht mit Datum 8.4.45 drin. Das heißt, dass die Truppe seit 8.4.45 unterwegs war und Ankunft 13.4.45 Haldensleben, von dort nach Hillersleben. Auch Althaldensleben war erst am 13.4.45 durch die 30.ID US und CCA 2. PzD US besetzt. Magado
Magado-2 Wenn nicht anders ausgewiesen, dann Sammlung/Eigentum Magado Bilder/Beiträge dürfen "Nichtgewerblich" genutzt werden.
Interessant ich habe geade mal alle AfterAction Reports der Regimenter der 30. US ID, den der 30. selbst und die der 2. US Panzerdiv TF A des CCA die am 13.4.45 bei Gr. Ammensleben ankahmen, für die Zeit 12.-14.4.45 durchforstet und keinerlei Hinweise auf Haldensleben-Hillerslebenm gefunden. Die 30. ID ginf über Flechtingen nach Dolle und dann erst Südschwenk auf Wolmirstedt 13.4.45. Das CCA der 2.AD TF A Sicherte um Gr Ammensleben und südwärts.
Da drängen sich Fragen auf. Haldensleben wurde nicht vergessen und schon garnicht Hillersleben. Wenn benannte Enheiten zu dieser Zeit nichts zu berichten wissen, welche Truppen waren dann in dieser Gegend???????????
Magado-2 Wenn nicht anders ausgewiesen, dann Sammlung/Eigentum Magado Bilder/Beiträge dürfen "Nichtgewerblich" genutzt werden.
Auf dieser Webseite der 30.InfDivision, auf der auch die Fotos der abgeschossen JU in Dahlenwarsleben zu sehen sind ist ein Foto, betitelt mit "Heldersheim April 1945". Da bin ich mir 100% das es Hillersleben ist, das kleinere Haus direkt hinter der kleinen Wache gehört nämlich meinen Grosseltern. Wenn man sich an den Ortseingang stellt und rüber blickt sieht man das es 100% passt. Nun wäre nur noch zu klären wer genau, bzw welcher Einheit genau er anhörte.
Danke erst mal. Inzwischen habe ich auch die Berichte der 35. ID durchsucht. Hier stellt sich heraus, Es war die nachrückende Inf Div. die am 13.4 nach der 102. ID in Gardelegen ankam, Fächerförmig quer durch die Heide und HVA bretterte, nach Burstall und Colbitz. Di 30. ID wurde hier am 14.4. abgelöst. Eine Einhei der 35. ID hatte am 14. 4. ebenfalls Letzlingen aus Westen kommend erreicht. So bleibt immer noch eine riesen Lücke zwischen westlich Haldensleben, Wolmirstedt, Bebertal für den 13.4.45. Die Berichte schweigen. Magado
[ Editiert von Administrator MAGADO-2 am 13.04.13 18:57 ]
Magado-2 Wenn nicht anders ausgewiesen, dann Sammlung/Eigentum Magado Bilder/Beiträge dürfen "Nichtgewerblich" genutzt werden.
Das der Ami Hillersleben kannte davon gehe ich zu 100% aus. Bei solchen bedeutenden Objekten wie der Heeresversuchsanstalt schickt er auf keinen Fall den Pförtner. So wie z.B. bei den Salzschächten in Stassfurt, um mal in der Nähe zu bleiben, kamen auch in Hillersleben Spezialisten die genau wußten worauf es ankam und was sie suchen sollten.
Deshalb ist es ja gerade kurios weshab in den damals geheimen Kriegstagebüchern zur Zeit 13.4 45 nichts von Hillersleben und Haldensleben steht. Zahlreiche zivile ZZ wissen dass die am 15.4. in Haldensleben u. Hillersleben waren. Aber welche Einheit???? Da kommen wir auch noch dahinter!!! Magado
[ Editiert von Administrator MAGADO-2 am 13.04.13 18:58 ]
Magado-2 Wenn nicht anders ausgewiesen, dann Sammlung/Eigentum Magado Bilder/Beiträge dürfen "Nichtgewerblich" genutzt werden.
Das hier habe ich vor kurzem von Herrn Strugg aus Westfalen bekommen. Es sind seine Erlebnisse beim Kriegsende. Es hat ihn nach "Hillersleben Nord" also da wo Staats liegt verschlagen und er berichtet über dortige Vorkommnisse. Besonders interessant finde ich die Anekdote vom Treffen der Russen und Amerikaner. Er sucht auch nach Bilder von dieser Anlage,also "Nord" aber ausser einem Luftaufnahme aus dem Action-Report habe ich da auch nichts für ihn. Vielleicht hat ja hier jemand noch was passendes. Seine Beschreibung deckt sich aber genau mit dem Bild das ich habe.
Wie ist denn eigentlich der Ort Hillersleben eingenommen worden? Wie sollte die HVA gegen die Amerikaner verteidigt werden? Vater Keweloh hatte einige Andeutungen beim Vortrag gemacht. Dazu gehört wohl auch die Übergabe des Objektes durch Trinkhaus. Kann das hier auch dargestellt werden? Magado
[ Editiert von Administrator MAGADO-2 am 12.04.13 22:34 ]
Magado-2 Wenn nicht anders ausgewiesen, dann Sammlung/Eigentum Magado Bilder/Beiträge dürfen "Nichtgewerblich" genutzt werden.
Ich habe die Karten zur erneuten Überarbeitung rausgenommen. En winziger Fehler in dem Bericht der 35. ID führte zur Annahme das diese mit Einheit nach Haldensleber rückte. Das ist falsch. Von süder her rückte das TF "A" CCA 2nd AD über Nordgermersleben am 12.4.45 bis Gr. Ammensleben. Von dort Sicherungen bis Althaldensleben. Am 13./14.4. Ennahme Haldensleben durch Co des TF "A". Von Gr. Ammensleben Teile des TF "A" nach Samswegen und Wolmirstedt 13.4.45 und zurück. Sicherung der Nordwestzone vor MD. In dieser Zeit auch Teile dieser Panzereinheiten Hillersleben. Das TF "B" CCA 2nd AD war über Ummendorf bis vor Olvenstedt gerückt und sicherte Westzone um MD. Die 30. ID ist bis auf das 119. IR nördlich über Flechtingen bis Rogätz ect und Wolmirstedt am 13.4.45 gerückt und das Areal östlich HVA gesäubert. 35. ID rückte über Gardelegen nach Flechtingen 14.4.45 und drückte über das Gelände HVA in den Raum Tangerhütte--Rogätz 14./15.4., so dass 30. ID sich auf MD konzentrieren konnte. Jedes TF des CCA 2nd AD (66. AR) vervügte mindestens über 70 Panzer + Fahrzeuge und entsprechend auch Panzergrenadiere. Magado
Magado-2 Wenn nicht anders ausgewiesen, dann Sammlung/Eigentum Magado Bilder/Beiträge dürfen "Nichtgewerblich" genutzt werden.
Hier nun die exakte Rekonstruktion der in diesem Raum opperierenden US-Einheiten mit den offiziellen Marschwegen nach After Action Reports Karte Magado
[ Editiert von Administrator MAGADO-2 am 14.04.13 13:29 ]
Magado-2 Wenn nicht anders ausgewiesen, dann Sammlung/Eigentum Magado Bilder/Beiträge dürfen "Nichtgewerblich" genutzt werden.