Im Jahre 1935 wurde in der Colbitz-Letzlinger-Heide, unweit von Magdeburg, der zweitgrößte Versuchsplatz der Deutschen Wehrmacht erbaut. Auf dem Schießplatz gab es bereits vor 1939 eine Kommandantur, ein Versorgungs-Kommando, eine Heeres-Standort-Verwaltung, ein Heeres-Verpflegungs-Hauptamt und ein Heeres-Neubauamt.
Vor allem sogenannte Wunderwaffen wie die „Dora“ wurden in der Heeresversuchsstelle Hillersleben getestet. Die bis heute größte Kanone verschoß 7 Tonnen schwere Granaten. Das erste einlagige Seelenrohr wurde im Herbst 1941 auf dem Schießplatz Hillersleben auf einer Behelfslafette eingeschossen. Neben Artellerie-Geschützen wurden hier aber auch Fahrzeuge, Panzer und vor allem die mächtigen Bunkeranlagen des Westwalls entwickelt und erprobt. Dies machte die Anlage zu einem der Hauptspionageziele der Alliierten.
Kommandanten des Übungsplatzes:
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Versuchsschießplatz Hillersleben In der Fachliteratur immer wieder erwähnt wird die auf dem Schießplatz Hillersleben Mitte der 30iger Jahre errichtete Werk-Gruppe "Scharnhorst". Von FÖRSTER wissen wir, dass die Letzlinger Heide ursprünglich Jagdgebiet Görings war, der die Anlage des Versuchsplatzes 1935 nur unter erheblichen Protest gegenüber Hitler zuließ. Auf einer Nord- Süd-Achse orientiert legte man als Kernstück für die neue "Heeresversuchsanstalt Hillersleben" eine fast 30km und 750m breite Schießbahn in die bis dahin land- und forstwirtschaftlich geprägte Letzlinger Heide. Die darauf befindliche Ortschaft Sallchau wurde abgesiedelt und eingeebnet. Im nördlichen Drittel dieser Schießbahn, etwa bei Entfernungspunkt 22000m, wurde bis kurz vor Kriegsbeginn auf dem sogenannten "A-Platz" unter Leitung der "WaPrüf InFest" das bekannte Versuchswerk "Scharnhorst" angelegt. In der Grundkonzeption der Werkgruppe "Scharnhorst" handelte es sich in erster Linie nicht um eine nach taktisch- technischen Entwürfen entwickelte Werkgruppe, sondern vielmehr um einen teilweise drei Stockwerke tief in den Boden reichenden Versuchsbau für Einbauversuche, Funktionstests und die Ausbildung an komplexen Festungspanzerteilen. Eine Aufstellung von BÜREN über die in Hillersleben eingebaute Panzerteile zeigt, dass es sich hierbei vielfach um Panzerelemnte handelte, die beim Ausbau der Landesbefestigung nie zum Einsatz kamen. Die Lage der Werk-Gruppe in einer Grundmoräne inmitten einer weiten Geländemulde erlaubte denn auch ein wirklichkeitsnahes Schießen mit eingebauten Waffen nach allen Seiten. Kurz nach Kriegsende von der C.I.O.S. (Combined Intelligence Objectives Sub-Comitee) der US-Army angefertigte Luftbildaufnahmen zeigen ein weitgehend unbeschädigtes Werk mit den drei nord-süd-orientierten Hauptwerken und vier auf einer Achse nach Osten gelagerten kleinen Werken. Während die Luftbildaufnahmen auf dem Glacis der drei Hauptwerke wenigstens vierzehn Panzerkuppeln geläufiger Bauart erkennen lassen, weisen die vier kleineren ostwärts ausgelagerten Werkteile, sowohl was die Panzerteile als auch die Gebäudekonturen betrifft, teilweise sehr eigenwillige Formen auf. Den C.I.O.S.-Berichten zufolge sollen bei Kriegsende lediglich die Panzerteile Beschußspuren aufgewiesen haben, die Werkgruppe an sich unbeschädigt und voll funktionsfähig gewesen sein.
Der heutige Zustand der Werkgruppe "Scharnhorst" bietet ein trauriges Bild, denn von dem Bunkersystem ist nicht viel mehr als ein weites Trümmerfeld übrig geblieben. Entsprechend örtlicher Berichte sollen bereits 1945 amerikanische Einheiten nach eingehenden Untersuchungen der Werkgruppe damit begonnen haben, mit der vorhandenen Kleinbahn waggonweise Sprengstoff und Munition in das Werk zu fahren, um es zu zerstören. Die nachrückende sowjetische Armee benutzte das Trümmerfeld dann in den vergangenen vierzig Jahren als Sprengplatz für Blindgängermunition.
Auf einer Nord-Süd-Achse sind heute noch die Reste von drei Hauptkomplexen erkennbar, den nördlichsten bildete das in der Fachliteratur oft abgebildete Eingangswerk. Im Bereich des am weitesten nach Süden vorgeschobenen Komplexes liegen die Scherben eines gesprengten Sechs-Scharten-Turmes 40P8 verstreut. Abweichend von dieser Hauptachse ziehen sich nach Osten hin die Reste der vier kleineren Werke, die sich teilweise in ihrer Betonarmierung unterscheiden. Eindrucksvoll sind dabei zwei liegengebliebene Vorpanzerstücke eines Geschützturmes. Ebenfalls in dem weiten Trichterfeld heute noch erkennbar sind Gleistrassen für die Portalkräne. Der Großteil der Panzerteile wurde nach der gänzlichen Zerstörung der Werkgruppe nach Magdeburg in die dortigen Hochöfen verbracht. Zumindest der am weitesten nach Süden vorgeschobene Werkteil mit dem 40P8 Panzerturm scheint noch eine ganze Weile nach dem Krieg intakt gewesen zu sein, da sich fast ausschließlich von ihm Bruchstücke finden. Von den zahlreichen anderen Panzerteilen finden sich, wenn man von den beiden Vorpanzerstücken des Geschützturmes absieht, allenfalls noch kleinkindgroße Fragmente.
Über den knapp 24000 ha großen Truppenübungsplatz verstreut gab es ausser dem A-Platz noch acht weitere Testplätze. Gegenstand der Versuchsreihen waren dabei vorallem immer wieder Tests zur Widerstandskraft von Festungsanlagen. So nahm man auf dem Platz "B" Panzerkuppeln verschiedener Bauarten mit 42cm-Geschützen unter Feuer. Auf dem Platz "I" befanden sich etwas mehr als zwei Dutzend teilweise mit Panzerkuppeln bestückte Bunkerpilotbauten. Sie dienten Vertikalbeschußversuchen mit Kalibern bis 42cm.
Weitreichende Phalanxen von mehreren Dutzend Beschußwänden verschiedener Armierungsmuster zeugen von den umfangreichen Beschußtests. Im Beton dieser Bauwerke stecken bis heute noch Blindgänger verschiedenster Kaliber, auch ausländische Geschosse finden sich darunter. Reste von Höckerlinien, Beschußwänden mit eingelassenen Scharten und andere Bauwerke runden das Bild von Hillersleben als Versuchsplatz der Wehrmacht ab.
Neben den V-Waffen sollen hier auch Waffensysteme wie das 84cm-Dora-Geschütz, Luftdruck-Waffen oder strahlgetriebene Tromsdorff-Projektile erprobt worden sein.
Quelle: fortifikation Fachzeitschrift für Internationale Festungsforschung Wissentschaftliches Fachblatt des Studienkreises INTERFEST e.V.
Falls nicht anders deklariert, stammen hochgeladene Bilder aus meinem Privatarchiv !
ZitatVon FÖRSTER wissen wir, dass die Letzlinger Heide ursprünglich Jagdgebiet Görings war, der die Anlage des Versuchsplatzes 1935 nur unter erheblichen Protest gegenüber Hitler zuließ.
Na ja, hier hat FÖRSTER aber etwas übertrieben. Dieses Waldgebiet war Staatsdomäne, Göring musste also als preuß. Ministerpräsident zustimmen, dass hier ein Schießplatz eingerichtet wird. Nur versagte das zuständige Amt in Berlin seine Zustimmung. Während einer Besprechung bei Hitler, an der auch Göring teilnahm, kann das Thema durch General der Artillerie Becker auf die Tagesordnung. Göring soll sich sehr nachdrücklich geäußert haben und gab sofort seine Zustimmung, es war ihm gegenüber eine Bloßstellung. Göring hat nur 1939 einmal an einer Jagd in der Heide teilgenommen, danach nie wieder.
Die Heide war schon seit langem (mindestens seit dem 17:Jh.) Jagdgebiet. Siehe Jagdschloß "Hirschburg" in Letzlingen.
Hier kann man es nachlesen.
[ Editiert von Administrator hadischa am 13.03.13 18:20 ]
[ Editiert von Moderator MilitariaMD am 22.05.13 22:57 ]
ZitatGepostet von MilitariaMD Das Buche habe ich Hadischa...auch das von Kummersdorf ...dann sind die Bilder in dem Buch auch von den after Action reports...
Der Autor bedankt sich auch bei den amerikanischen Freunden für die konstruktive Unterstützung. Bin mir nicht sicher, was der amerikanische Report so viel Neues bringen soll. Bestimmte Hintergründe konnten sie damals noch nicht wissen. Einige Bilder werden wohl schon sein, einige aber auch nicht. Na, auch egal, bin kein Erbsenzähler und wenn es hilft Licht in die Dunkelheit zu bringen, gerne.
[ Editiert von Administrator hadischa am 22.03.13 16:42 ]
Die bekannten und nachvollziehbaren Fakten sind das eine. Das andere ist, dass es eine ganze Menge Gerüchte gibt. Und die hört man teilweise auch von den langjährig Beschäftigten; es gibt ja einige Berufsgruppen (wie Forst usw), die die Wende unbeschadet überstanden.
Dann wollen wir mal die Welt verschwören ...
Zu Kriegsende soll ein Zug (oder einige Waggons) mit wertvollem Schmuck und Gold angekommen sein. Und diese Waggons seien vergraben worden ... Was wir allerdings verblüffenderweise fanden, das waren mehrere Dampfdome im Sand. Es sah so aus als ob Kessel von alten Dampfloks vergraben wurden. Zu welchem Zweck auch immer.
Im Nordbereich des Platzes befindet sich eine Liegenschaft MunBergung. Also nicht die Liegenschaft Mun bei der heutigen Verwaltung sondern wirklich im Norden. Nicht betretbar. Von außen sieht es so aus als ob dort ein alter Bahntunnel sei - kann das sein?
Es hat auf dem Platz einen ordentlichen Haufen Gleise gegeben. Leider ist mir trotz aller Mühen noch nie ein vernünftiger Gleisplan in die Hände gefallen - hat jemand sowas schon mal gesehen?
Nun ja, dieses Thema ist gerade im entstehen. Die Experten für Hillersleben sind nach ganz jung in unserem Forum und werden sich hier einbringen. Gestern hatte unsere Fachruppe dort im Verein ein dreistündigen Besuch. Das Material was wir sahen sprengt jegliche bisherige Veröffentlichung. Was allerdings davon hier im Forom platziert wird entscheiden die Kewelohs. Magado
[ Editiert von Administrator MAGADO-2 am 11.04.13 16:39 ]
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Entstehung der Heeresversuchsstelle Hillersleben Am 15. Mai 1935 wurde die bisherige Domäne an die Reichsumsiedlungsgesellschaft übereignet. Eine begreifliche Aufregung bemächtigte sich der Bevölkerung, als gewiss wurde, dass der Bedarf an Land für den Schießplatz mit dem Acker der 1600 Morgen großen Domäne nicht gedeckt war. So war bald gewiss, dass auch die 1000 große Feldmark der Gemeinde durch den großen Hammer (Wohn- und technisches Munitionsgebiet) in Anspruch genommen werden musste. Damit war aber klar, dass einige bäuerliche Wirtschaften aufgelöst werden mussten. In zahlreichen Versammlungen wurde die Bevölkerung von amtlicher Stelle aus über die beabsichtigten Maßnahmen unterrichtet, um wilden Gerüchten nicht allzu großen Spielraum zu lassen. Die Stimmung der Einwohner war mehr als bedrückt.
Als dann im Spätsommer die Grenzen des beanspruchten und für den Schießplatz benötigten Landes genau bezeichnet waren, begannen Beauftragte der Reichsumsiedlungsgesellschaft, den Wert jedes einzelnen Ackerstücks abzuschätzen. Langwierige Verhandlungen mit jeden einzelnen Besitzer über Verkauf, Tausch, Entschädigungen usw. wurden in großzügiger Weise von den Beauftragten durchgeführt und am Ende des Jahres war fast alles erledigt. Es ergab sich folgendes Bild: Die zu Hillersleben gehörende, am Rande der Staatsforst gelegene Kolonie Paxförde musste vollständig verschwinden, da sie inmitten der Schießbahn lag. Auch Planken wurde vollständig geräumt. Die forstfiskalischen Dienstgebäude sind in Neu-Planken (etwa 1 km weiter westlich) in neuer Weise erbaut worden. Etliche private Landwirtschaften wurden ebenfalls aufgelöst. Der nicht gebrauchte Acker der früheren Domäne wurde an die zurückgebliebenen Bauern als Ersatz für das abgetretene Land verteilt. Was an dem früheren Besitz fehlte, ist durch Abtretung von der Domäne Groß Ammensleben ergänzt worden.
Von 1936 bis 1939 entstand so das sogenannte “Beamtenviertel“, in dem Zivilbeschäftigte des Versuchskomplexes für neue Waffen untergebracht waren. Die faschistische Militärführung hatte das Heereswaffenamt beauftragt, in Hillersleben Geschütze, Handfeuerwaffen und Munition zu testen. Mit der zunehmenden Zerstörung von Versuchsplätzen der Luftwaffe, übernahm Hillersleben auch diese Aufgabe. So den Test von Raketentreibstoffen und zum Ende des Krieges den Bau der „Luftpumpe“, einem Druckluftgeschütz zum Beschuss von Flugzeugen.
Ein weiteres Monstrum war der Mörser „Karl“. Kaliber 60 cm, auf einer eigens konstruierten Selbstfahrlafette. Allein das Geschoss wog 2,2 t. Von Juni 1938 bis 1940 wurden die ersten Versuche durchgeführt. Der Mörser schoss bis 48 km und wog insgesamt 124 t. Um ihn transportieren zu können, wurde er zerlegt. Bis Januar 1945 wurde er weiter entwickelt. Die Waffe kam in Polen und in der Sowjetunion zum Einsatz. Die ersten Geschütze kosteten 153600 RM pro Stück. Am Bau beteiligt waren u.a. die Firmen Rheinmetall, Mercedes, Skoda und Krupp. 1943/44 verringerte man das Kaliber des Mörsers auf 54 cm. Rüstungsminister Speer weilte mehrer Male in Hillersleben, denn aus „Karl“ sollte eine Wunderwaffe werden. Auch die Wunderwaffe „Dora“ wurde in der Heeresversuchsstelle Hillersleben getestet. Die bis heute größte Kanone verschoss sieben Tonnen schwere Granaten. Neben Artillerie-Geschützen wurden hier aber auch Fahrzeuge, Panzer und vor allem die mächtigen Bunkeranlagen des Westwalls entwickelt und erprobt. Dies machte die Anlage zu einem der Hauptspionageziele der Alliierten.
Nach dem Krieg übernahm die Sowjetarmee das Gelände am Südrand der Colbitz - Letzlinger Heide und breitete sich aus. So kam es, dass die Bewohner von Hillersleben einen großen Bogen entlang der Kasernenmauer laufen oder fahren mussten, um von einem Teil des Dorfes in den anderen zu gelangen. Durch die Hillersleber Garnison wurde die Gemeinde in zwei Ortsteile gespalten. Hillersleben 1 ist über die Vorwahl von Groß Ammensleben und Hillersleben 2 über die Vorwahl von Haldensleben zu erreichen. Nach dem Abzug der Sowjetarmee hofft die Gemeinde Hillersleben auf eine weitere Nutzung des ehemaligen Geländes, da die Gebäude sonst immer desolater werden.
ZitatVon FÖRSTER wissen wir, dass die Letzlinger Heide ursprünglich Jagdgebiet Görings war, der die Anlage des Versuchsplatzes 1935 nur unter erheblichen Protest gegenüber Hitler zuließ.
Na ja, nicht ganz. Der Dicke wurde bloßgestellt und musste bei einer Beratung bei Hitler kleinlaut sei "Ja" geben. Göring war preuß. Ministerpräsident, dieses Gebiet gehörte zu Preußen. Also musste die entsprechende preuß. Behörde ihr "ja" geben. Aus welchen Gründen auch immer, sie tat es nicht. Während einer Beratung bei Hitler sprach er Becker zum neuen Platz an. Becker nannte das Dilemma, Göring war dabei, wurde Bloßgestellt und soll sofort seine Zustimmung gegeben haben. Göring war nur einmal, 1939, in der Heide zur Jagd, danach nie wieder, d.h., er wurde nie wieder eingeladen. Nachzulesen im Buch "Heeresversuchsstelle"
[ Editiert von Administrator hadischa am 10.04.13 21:18 ]