Das genannte Youtube-Video ist schon wieder so eine Sache. Die verletzten US Soldaten gehören z. B. der amerikanischen 8. Infanteriedivision an, die waren nicht bei Barby. Ebenso ist der gezeigte Alligator (Landing Track Vehicle) fehl am Platz. Der Film ist - wie so oft - aus anderen Sequenzen zusammen geschnitten worden, man verwendet X-beliebiges Filmmaterial, deshalb sind Originalaufnahmen so teuer, wenn man sie in den Archiven kauft. Die Einheiten bei Barby gingen mit Sturmbooten über die Elbe. Ich werde das mal schreiben und noch einstellen. Tony Vaccaro begleitete die 83. Division als Fotograf, er war später noch nach dem Krieg in Vilshofen/Bayern deren Fotograf. Der After Action Report der 83. Divison für April 45 enthält bei der Auflistung der "Feindtruppen" - wohlgemerkt für April, ist nicht gesondert nach Tagen benannt, da müsste man woanders suchen - folgende Schulen (Angaben jeweils mit der Zahl der Gefangenen aus diesen Einheiten): -OC School Detmold 190 (OC = Officers Candidate, Offiziersanwärter) -OC Res. School Wehr VI 79 -Res. Off. School Zerbst 12 -NCO School Zerbst 210 (NCO = Non Commissioned Officer, Unteroffizier) -NCO School Rosslau 8 -Inf. Tng. School Mosenbeck 4 (der Ortsname ist im Bericht schlecht lesbar, Inf. Tng. bedeutet Infanterietraining) -Repl. & Tng School IX 13 (dürfte ebenso wie VI den Wehrkreis meinen) -Detmold Close Combat School 75 (Close Combat - Nahkampfschule)
Daten zum Übergang nach meinen Unterlagen: 13.04.45, ab 13.30 Uhr: 1. Bat. 329. Reg. Übergang in Sturmbooten 13.04.45, ab 14.45 Uhr: 295. Pionierbat. beginnt mit Brückenbau 13.04.45, ab 15.00 Uhr: 2. Bat. 329. Reg. Übergang in Sturmbooten Gleicher Zeitraum: Übersetzen der Anti-Tank Komp. mit Panzerabwehrgeschützen 13.04./14.04.45 während der Nacht: Übergang des 3. Bat. 329. Reg.
14.04.45: 329. Reg. der amerikanischen 83. Division ist vollständig übergesetzt 14.04.45: gegen 05.00 Uhr ist die Brücke über die Elbe fertig 14.04.45: gegen 09.40 Uhr setzen die ersten Panzer über 14.04.45: 643th Tank Destroyer Bat. setzt während der Nacht über, ebenso 322. Art. Bat.
Vom 331. Reg. sind das 1. und 2. Bat. in Teilen ebenfalls übergesetzt
Hier einige Bilder der als Truman-Bridge bekannten Brücke über die Elbe, Bilder Joseph St.Onge, Datum nicht bekannt - aber sicherlich nach dem 18.04., da das 330. Regiment erst in Teilen am 17.04. ankommt, war vorher noch im Harzkessel eingesetzt, der Großteil folgt erst am 21.04.
Deutsche Wehrmacht versuchte mit allen noch verfügbaren Mittel die Spurbahnbrücke Barby (Brückenkopf) zu zerstören. Ua. mit Treibminen die von Kampfschimmern bis an die Brücke gebracht wurden. Sperrnetze verhinderten die Zerstörung. Hier einer der deutschen Kampfschwimmer der von GIs der 83. ID aus der Elbe gefischt wurde. Q: US-Internetseite Magado
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Schönes Bild!! Gelesen hatte ich von dieser Operation auch schon aber nun von den handelnden Personen ein Bild zu sehen ist schon was anderes. Spezialeinheiten in Barby. Klasse. Ich frag mich bei solchen Bildern immer wie war das im Chaos des bevorstehenden Kriegsendes , logistisch überhaupt möglich diese Truppen heranzuführen. Wo kamen die überhaupt her. In der allgemeinen "Rette sich wer kann" Stimmung müssen die ja irgendwo auf ihren Einsatzbefehl gewartet haben. Es muß also doch noch einiges zum Kriegsende planbar abgelaufen sein wenn man über solche Verbände noch verfügen konnte. spusu
Es wurden nicht nur Kampfschwimmer eingesetzt, sondern man versuchte auch mit Treibminen die Brücke zu zerstören. Bild aus dem After Action Report der 83. Division.
Ich bin neu hier im Forum und beim Thema „Barby 45“. Der Hintergrund meiner Beschäftigung damit ist zunächst ein ganz persönlich-familienhistorischer: mein Vater Gerhard Ernst Odlozinski, geboren 1927 in dem kleinen ostpreußischen Dorf Wawrochen und 1976 verstorben, war einer der vielen jungen Männer, die sich am 13. und 14. April 1945 zwischen Güterglück und Walternienburg den US-Amerikanern im frisch eroberten ostelbischen Brückenkopf letztlich sinnloserweise entgegenwarfen. Bei meinen Recherchen bin ich auf dieses Forum gestoßen und danke für die zahlreichen erhellenden Informationen (insbesondere die Karten).
Im Gegenzug will ich hier anhand der mir bekannten Stationen der Kriegsbiografie meines Vaters exemplarisch den Weg eines Soldaten in diese Kämpfe schildern.
Mein Vater durchlief in seiner masurisch-ostpreußischen Heimat zunächst die damals in Deutschland für einen männlichen Jugendlichen nahezu unausweichlichen Stationen Jungvolk, HJ und RAD.
Beim RAD erfolgten zunächst „Ausbildung am Spaten“ und „an den Waffen“ [Gerhard Odlozinski = GO].
Seine RAD-Einheit wird am 20. Juli 1944, nach dem Durchbruch der Russen an der „Mittelfont“, „der Wehrmacht eingegliedert“. Ihre Mitglieder „bekommen eine Feldpostnummer“. Auftrag: „Wache am Narew“ in Polen und Bewachung sowjetischer Kriegsgefangener [GO].
Da der heimatliche Hof nur 10 km hinter der ehemaligen deutsch-polnischen Grenze in der Nähe liegt, bekommt er trotz allgemeiner Urlaubssperre noch dreimal Heimat-Kurzurlaub bewilligt.
Im September wird mein Vater versetzt „als OB. zum Stab nach Cziechanow“ [GO]. Von dort aus meldet er sich freiwillig zur Offiziersausbildung und wird offensichtlich angenommen.
In Meldungen vom 7.1.1945 und vom 14.4.1945 (Gefangennahme) wird er dann als Mitglied des Füsilier-Ersatz- und Ausbildungs-Bataillons 230 mit Standort Brandenburg gemeldet [Schreiben zur Person der Deutschen Dienststelle]. Der Dienstgrad war „Soldat“ in der Dienststellung als „Offz. Bewerber“ [GO in einem Schreiben zur Kriegsgefangenenentschädigung].
Dieser Verband wird im März nach Norddeutschland verlegt. Besonders eindrücklich: die Nachtmärsche von Buxtehude nach Westerstede.
Schließlich kommt Anfang April die bevorstehende Eingliederung seiner Einheit in die „Division Scharnhorst“. Mit der Bahn geht es nach Zerbst und dann weiter nach Dessau-Roßlau. Zwischen den beiden Städten werden sie von Me 262-Düsenjägern überflogen, „Wunderwaffen“, die noch einmal die Hoffnung auf Bewahrheitung der diesbezüglichen (in Wahrheit verlogenen) Führerversprechungen keimen lassen. Auch andere aus Norddeutschland zugeführte Zeitzeugen berichten von dieser Begegnung.
In Dessau-Roßlau wird mein Vater endgültig in die Division Scharnhorst eingegliedert. Es folgt eine (letzte) Parade.
Schließlich werden die jungen Männer (keine 18!) am 12. oder 13. April 1945 nach Güterglück abkommandiert, wo ein amerikanischer Brückenkopf eingedrückt und beseitigt werden soll.
Am Freitag, dem 13. April ist es soweit: „Nachmittag – 16.00 / Der Angriff rollt! Unterstützt von Sturmgeschützen. Der Ami weicht.“ [GO]
Diese Erwähnung von Sturmgeschützen lässt nur den Schluss zu, dass mein Vater zu der auf der zweiten unter diesem Thema abgelegten Menzel-Karte mit „6.“ bezeichneten Einheit gehörte, da die Berichte aus der nördlich der Bahnstrecke Güterglück-Barby angetretenen, ebenfalls von Sturmgeschützen unterstützten Einheit erheblich differieren.
Nach einer „unruhigen Nacht“ kauern die Soldaten der Einheit meines Vaters in ihren Schützenlöchern. Vom 14. April um 7.00 Uhr heißt es dann „Angriff!“ und „Nur noch wenige Minuten. Was erwartet uns dort im Wald“ (zwischen Güterglück und Walternienburg)?
„Auf halber Angriffsstrecke empfängt uns wütendes Abwehrfeuer. Unser Angriff bleibt im massierten Abwehrfeuer der Amis stecken.“ Schließlich gegen 13 Uhr: „Das Ende! Amerikanische Panzer und Kanadier greifen an. Der Gegenangriff der Amis.“ [GO]
(Woher mein Vater in seiner Rückschau die „Kanadier“ nimmt, ist mir nicht ganz klar, da sonst nirgendwo von ihrer Beteiligung an dieser Stelle die Rede ist.)
Das bittere Fazit des Tages: "Vom Zug sind 53 Mann gefallen. Auch Hans-Joachim Broszat“, ein Freund meines Vaters. „Ein Mann und ich überlebten das Inferno. Der Krieg ist für uns zu Ende! Der Kampf ist vorbei.“ Es folgt der „Abtransport vom Schlachtfeld im Jeep“. Damit begann die Kriegsgefangenschaft als Wehrmachtsangehöriger. In der Zeit vom 14.4.45 bis zum 20.4.1945 befand sich Gerhard Odlozinski auf dem Transport.
Arten und Orte des Gewahrsams waren laut einer Aufstellung meines Vaters zur Anerkennung seiner Kriegsdienstzeiten:
„a) Rheinberg am Rhein 20.04.1945 - Juni 1945 >>> „Rheinwiesenlager“ b) Lazarett Gelsenkirchen-Buer Juni 45 - Anf. Juli >>> Auskurieren im Rheinwiesenlager erworbener Atemwegserkrankungen c) Sennelager Anfang Juli - Sept. d) Waterloo Nr. 2228 Sept. - Okt. 45 e) KG Lager Winterslag (Belg.) Okt. 45 - 17.11.47“ >>> Arbeit als Bergarbeiter unter Tage“ [GO].
Wieder auf (west)deutschem Gebiet befand sich mein Vater am 15.11.1947. Die Entlassung aus der Gefangenschaft erfolgte am 17.11.1947. Aufgrund der Verschiebung der deutschen Ostgrenze an die „Oder-Neiße-Linie“ und der damit verbundenen polnischen Verwaltungsübernahme im südlichen Ostpreußen mit Ortelsburg und Deutschheide ab 1945 galt ernun nach seiner Entlassung als „Vertriebener“.
Über die Zeit an der Elbe hat mein Vater, als Werbegrafiker entsprechend geschult, aus der Erinnerung Bilder angefertigt und später zum Teil (kurz vor seinem Tod) mit Filzstiften coloriert. Ich werde sie gescannt nachliefern.
Hallo, wahnsinns guter Beitrag!!! Die Grafiken währen hier nicht schlecht. Kannst Du auch die Seiten des Originalberichtes ab April45 gescannt rein stellen? Mich interessieren natürlich auch die feinen Details im Text. Wenn Du möchtest, dann würde ich daraus einen Beitrag für eines unserer nächsten Magazine H-D-4 MD machen, unter Deinem Namen.
Magado
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