Es waren keine freiwilligen Umsiedler, sondern Vertriebene! Umsiedler ist ein eingeführter Begriff um die Vertreibung zu kaschieren. We umsiedelt, macht das mit einem Möbelwagen........
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Hallo Magado2, somit ist der Anfang gemacht zur Thematik "Flucht und Vertreibung" welches in der DDR-Zeit totgeschwiegen wurde. Ich würde es begrüßen wenn sich die Forumsmitglieder hier mit einbringen würden. Für den Raum Halberstadt konnte ich jemanden gewinnen, welcher sich bereit erklärte eine Zuarbeit zuerbringen. Also packen wirs an.
Da Frau Just wohl in MD promoviert hat, könnte die Arbeit in der Uni zu finden sein. Ihre Zahlen sollten allerdings kritisch hinterfragt werden. Waren ihr 1985 schon die realistischen Zahlen zugängig? Meines Wissens waren unter den knapp 3 Millionen Menschen, die bis 1961 die SBZ/DDR gen Westen verließen, ca. 1 Million Vertriebene.
Ohne den Inhalt dieser Arbeit zu kennen, gehe ich davon aus, dass sie sich auf Archivdokumente stützt (Listen der Erfassung und Unterbringung). Hieraus wiederum ergeben sich dann unsere neuen Ansatzpunkte. Auch wir werden genaue Zahlen nicht dokumentieren können. Aber gegebenenfalls neue Ansatzpunkte.
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Flucht und Vertreibung: Zeitzeugen erinnern sich V 4.2.13 Wie aus einem Schülerprojekt ein Stück Aufarbeitung eines schwierigen Kapitels deutscher Geschichte wurde Von Peter Ließmann Magdeburg Ute Mühler war sich nicht ganz sicher: Sollte sie Zeitzeugen über die Presse aufrufen, ihre Geschichten zu erzählen? Schon nach dem ersten Aufruf in der Volksstimme stellte sich heraus, dass es der richtige Weg war. „Ich war überwältigt, wie viele Zeitzeugen sich gemeldet haben“, erinnert sich die Geschichtslehrerin. Und alle hatten sie Geschichten zu erzählen, dramatische Geschichten über die letzten Tage des Zweiten Weltkriegs, über Flucht und Vertreibung und ihr Ankommen in Mitteldeutschland. Die Geschichtslehrerin hatte sich mit ihren Schülern der 10. Klasse des Hegelgymnasiums im Sommer 2011 einem schwierigen und immer auch heiklen Thema gewidmet: Flucht und Vertreibung am Ende des Zweiten Weltkriegs. Das Schulprojekt fand im Rahmen der Ausstellung „Magdeburg lebt! Kriegsende und Neubeginn 1945 bis 1949“ im Kulturhistorischen Museum statt. Die Schüler hatten für die Ausstellung einen eigenen Raum gestaltet, der sich mit dem Thema „Flucht und Vertreibung“ auseinandersetzte. Der Ausstellungsraum fand damals große Anerkennung, hatten sich die Schüler doch unter der Anleitung ihrer Lehrerin und der Museumspädagogen nicht nur sehr viel Mühe gegeben, sondern den Besuchern auch eine interessante Sicht auf das Thema eröffnet. So haben die Schüler zum Beispiel anhand von Karten die Fluchtwege von einzelnen Familien von Ost nach West nachgezeichnet. Dabei entstanden Linienbilder, die so chaotisch und verworren waren, wie die Situation der Menschen auf der Flucht. Zu dem Buch von Ute Mühler haben aber die Zeitzeugenberichte geführt. Die Schüler hatten die Betroffenen deren Geschichten auf Tonträger sprechen lassen. Diese Aufnahmen konnte man sich dann in der Ausstellung anhören. Daneben standen auch Lesetische zur Verfügung, an denen die Besucher die handgeschriebe nen Berichte der Flüchtlinge nachlesen konnten. Für das Buch hat Ute Mühler dann aus 60 Zeitzeugenberichten ausgewählt. „Es war mir sehr wichtig dabei, keine politische Wertung einfließen zu lassen. Die Zeitzeugen sollten einfach nur ihre Geschichte erzählen dürfen, und der Leser soll sich sein eigenes Urteil bilden können“, sagt die Geschichtslehrerin. „Viele sind von den Erlebnissen während der Flucht noch immer traumatisiert.“ 25 Berichte hat sie am Ende für das Buch ausgewählt. Was nicht ganz einfach war. „Ich habe mit jedem Zeitzeugen gesprochen. Bei manchen, die sehr bewegende Geschichten erzählt hatten, musste ich Überzeugungsarbeit leisten, andere wiederum haben am Ende doch ,nein‘ gesagt“, erzählt Ute Mühler. Die meisten aber haben sich über das Projekt gefreut. „Viele sind von den Erlebnissen während der Flucht lange traumatisiert gewesen oder sind es noch immer“, so Ute Mühler. Gerade in der DDR konnten Flüchtlinge nicht öffentlich über ihr Schicksal sprechen, es fand keine Aufarbeitung statt. „Immer wieder haben mir Zeitzeugen gesagt, dass sie sich freuen, dass das Thema ,Flucht und Vertreibung‘ nicht in Vergessenheit gerät“, berichtet Ute Mühler. Erstaunt war Ute Mühler auch darüber, dass die Zeitzeugen in ihren Berichten noch sehr genau Erinnerungen an die Ereignisse in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs und die ersten Jahre ihres neuen Lebens fernab der Heimat hatten. Und einige der Autoren haben durch das Buch auch ihr eigenes Flüchtlings-Schicksal neu bewerten können. Manche hätten feststellen können, dass ihre Erlebnisse am Ende doch etwas weniger dramatisch waren, als die anderer Flüchtlinge – oder natürlich auch umgekehrt. Bei der redaktionellen Bearbeitung der Berichte hat Ute Mühler auf zwei Dinge ganz genau aufgepasst: Dass die Zeitzeugen in dem Buch auf keinen Fall „entblößt“ werden und dass das ganze Projekt nicht politisch aus irgendeiner Richtung missbraucht werden kann. „Ich habe auch versucht, am Ende jedes Berichtes noch einen kleinen Blick in den späteren Werdegang des jeweiligen Autors zu eröffnen.“ „Immer darauf geachtet, dass die Zeitzeugen in dem Buch nicht ,entblößt‘ werden.“ Dass das Schüler-Projekt und das Buch so, wie es ist, ein guter Weg war, sich dem schwierigen Thema „Flucht und Vertreibung“ zu nähern, hätten zahlreiche Rückmeldungen nach Erscheinen des Bandes gezeigt, so Ute Mühler. „Es gab sehr viel Lob vor allem für die konsequent wissenschaftliche und nicht politische Herangehensweise an das Thema“, freut sich die Geschichtslehrerin des Hegelgymnasiums. Im Buchhandel ist das Buch, das vom Kultusministerium des Landes Sachsen-Anhalt und vom Schulverein des Hegelgymnasiums gefördert wurde, noch nicht erhältlich. Unter der ISB-Nummer 978-3-86912-077-5 kann es aber vom Verlag docupoint, Otto-von-Gericke-Allee 14 in 39179 Barleben, bezogen werden. Am Ende des Zweiten Weltkrieges waren Millionen von Menschen auf der Flucht. Was sie erlebt haben und wie sie in ihrer „neuen“ Heimat angekommen sind, darüber berichten Zeitzeugen in einem neuen Buch, das auf einem Schülerprojekt basiert. Fotos: Archiv Volksstimme Geschichtslehrerin Ute Mühler hat das Zeitzeugen-Buch „Flucht und Vertreibung“ herausgegeben.
Buch-Auszüge Margarete Bode, Pommern: „Am 4. April 1945 mussten wir unseren Hof endgültig verlassen. Der Krieg war noch nicht beendet. Meine Mutter, meine Schwestern und ich wurden zu um 12 Uhr zum Bürgermeister von Gornitz bestellt. Es sollte das letzte Mal gewesen sein, dass wir unser Zuhause sahen.“ Hans-Jürgen Bröder, Pommern: „Die Front hatte uns überrollt. Die Russen interessierten sich wiederholt für unseren Treck. Uns wurden die Pferde genommen, und wir erhielten zwei klapprige Exemplare dafür. Einmal interessierte sich ein Russe für den Ledermantel meines Vaters mit einem Etikett, dass er in Riga hergestellt worden war. Darüber geriet der Russe so in Zorn, dass er uns erschießen wollte. Meine Mutter hatte meine Schwester und mich schon auf den Arm genommen. Der russische Soldat hatte schon sein Gewehr angelegt, als plötzlich ein russischer Offi zier auftauchte und die Vollendung des Vorhabens verhinderte. Uns hat das Erlebte noch lange beschäftigt.“ Lieselotte Buchholz, Pommern: „Damals war ich gerade 18 Jahre alt geworden. Ich war Mitglied im BDM und zum Reichsarbeitsdienst eingezogen worden. Am 14. Januar meldete die Lagerleiterin unserer Mädchengruppe, dass wir umgehend in ein anderes Lager umquartiert würden. Wir mussten ein Bündel mit den notwendigen Sachen schnüren und mit dem Zug Richtung Königsberg nach Schnakenburg an der Elbe fahren. Bei dem Zug handelte es sich um einfache Viehwaggons, in denen es trotz der Kälte nicht einmal Decken zum Wärmen oder Stroh gab. Wir waren 95 Mädchen in einem Waggon. Es gab keine Toiletten und kein Wasser zum Trinken oder Waschen. Man kann sich also vorstellen, wie es nach 24 Stunden ununterbrochener Fahrt bei uns roch. Wir sahen, wie man Leichen von verstorbenen Verwundeten, Kranken oder Erfrorenen einfach aus dem fahrenden Zug schmiss … Nach der Heirat 1950 wurden wir in Magdeburg sesshaft und haben hier viele schöne, aber auch schwere Jahre durchlebt.“ Buch-Auszüge Margarete Delater (damals 6 Jahre alt), Wartegau: „Irgendwann gab es einen Zug, in dem wir mit unserem Kinderwagen hineinpassten. Während dieser Fahrt passierten zwei der schlimmsten Ereignisse dieser Flucht. Ich erinnere mich an laute Stimmen und polternde Schritte. Soldaten liefen mit ihren Stiefeln durch den Gang, der vollgestellt war mit Kinderwagen. Eine Frau schrie, dass sie doch über die Kinderwagen liefen, worauf ein anderer sagte: ,Na und, die Kinder sind doch sowieso schon tot.‘ In keinem anderen Moment verspürte ich so viel Angst wie in diesem.“ Therese G., Posen: „Endlich kamen wir in die Nähe von Brandenburg und wurden hier in Schmergow bei Groß Kreuz eingewiesen. Die Leute aus dem Ort standen am Straßenrand und beschimpften uns, was wir denn hier wollten. Es war für uns alles sehr schreck lich. Ich habe meine Heimat nie wiedersehen können. In Erinnerung blieb aber das Heimatlied, das meine Gefühle widerspiegelt.“ Klaus Ludßuweit, Ostpreußen: „Mit Tränen in den Augen verließen wir dann unseren schönen Bauernhof. Es war sehr hart und traurig, aber nicht zu ändern. Es war Krieg.“ Doris Merten, Westpreußen: „Meine Familie kam schließlich nach Crock in Thüringen … Allgemein waren Flüchtlinge nicht gern gesehen, und auch im Dorf sah man uns als Eindringlinge an, doch unsere Familie hatte Glück und traf hauptsächlich auf freundliche Leute, an die ich noch gern zurückdenke. Meine Mutter und mein Bruder Heinz bekamen Typhus und mussten ins Krankenhaus. Deswegen kamen mein Bruder Lothar und ich bei weiteren fremden Leuten unter.“ Marie-Luise Möbius, Ostpreußen: „Alle, die den Krieg miterlebt haben, haben ein Trauma davon behalten. Es war nur wichtig, zu überleben, vieles wurde deshalb verdrängt. Für mich folgt aus dieser Flucht: Nie wieder Krieg! Und: Wehret den Anfängen! Und: Gewährt Flüchtlingen Asyl!“
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