Für dijenigen, die die Volksstimme nicht haben V.9.3.13
Brauner Sturm auf das rote Rathaus Am 11. März 1933 nahm die SA Magdeburgs Oberbürgermeister gefangen. Von Manfred Zander Der März 1933 zeigte sich als Frühlingsbote, zumindest an seinem zweiten Sonntag. Da kletterte die Quecksilbersäule nach Beobachtungen der Wetterwarte der Magdeburgischen Zeitung auf 17,5 Grad Celsius. „Dieser Sonntag hat gehalten, was die Woche versprach“, schilderte Lokalredakteur Richard Glaser in der Magdeburgischen Zeitung seine Eindrücke, „der Frühling ist da, die Sonne ist da, und die ersten Märzveilchen können traditionsgemäß besungen werden“. „Der Sonntag ohne Politik“ hat Glaser seinen Beitrag überschrieben, wohlwissend, dass dieser 12. März vor allem im Zeichen der Politik gestanden hatte. Zum zweiten Mal in nur einer Woche waren die Magdeburger zur Stimmabgabe aufgerufen, am 5. März zur Wahl des Reichstages, an diesem Sonntag zur Wahl der Stadtverordnetenversammlung. Als am Abend die Wahllokale geschlossen wurden, hatten die Wähler die bis dahin bestehende linke Rathausmehrheit abgewählt. 27 der 67 Rathausmandate entfielen auf Hitlers NSDAP, zehn auf die Kampffront Schwarz-Weiß-Rot. Noch vor vier Jahren erhielt Hitlers Partei nur 9205 Stimmen und drei Sitze im Rathaus. Kaisers Flagge auf Amtsgebäude Auch bei den Reichstagswahlen vom 5. März hatten die Mehrheit der Wähler in Magdeburg – ebenso wie in Halle, in Dessau und in den anderen Städten der preußischen Provinz Sachsen und des Freistaates Anhalt – mehrheitlich zugunsten der NSDAP und des Kampfbundes Schwarz-Weiß-Rot aus DNVP, Landbund und dem Stahlhelm des Magdeburgers Franz Seldte gestimmt. Allerdings war die von Hitler, Hugenberg und Seldte erhoffte absolute Mehrheit ausgeblieben. Sie brauchte der neue Reichskanzler, um die Weimarer Restdemokratie per Ermächtigungsgesetz legal zu beseitigen. Nun bedurfte es zusätzlicher Schritte und wachsenden Terrors. Die erste Provokation kam aus dem Palais des Reichspräsidenten. Zum Volkstrauertag ordnete Paul von Hindenburg an, dass die öffentlichen Gebäude schwarz-weiß-rot, in den Farben des Kaiserreichs zu beflaggen sind. Und er erlaubte, die Hakenkreuzfahne als zweite Nationalflagge zu setzen. Auch in Magdeburg marschierte an diesem Tag die Reichswehr der Republik unter kaiserlichen Farben. „Nicht nur die großen Geschäftshäuser und Gaststätten, auch die Privathäuser flaggten in den alten Farben“, vermerkte die Magdeburgische Zeitung. Und wo der Wille zum Umbeflaggen fehlte, dort half beispielsweise die SA-Standarte 26 nach. Am 7. März zum Beispiel erzwang sie das Aufziehen der alten Flagge in der Schrotekaserne der Schutzpolizei. Magdeburgs NSDAP-Kreisleiter Rudolf Krause betrachtete solche Flaggenhissungen als Ausdruck der legalen Revolution. Kampf um Schlüsselstellungen Krauses Partei machte nach den Reichstagswahlen „mit einer Reihe auch symbolischer Eroberungen lokaler Schlüsselstellungen ihren Machtanspruch deutlich“, bewertet 80 Jahre später der Magdeburger Historiker Maik Hattenhorst diese Ereignisse. Einen Tag nach dem Flaggenkrieg in der Polizeikaserne, stürmte die Magdeburger SA das Rathaus am Alten Markt, um dort die Hakenkreuzfahne zu hissen. Der Führer der SA-Standarte 26, ein gewisser Max Schulze, feierte die Flaggenhissung als einen Gedenkstein in der Geschichte der Stadt Magdeburg. Leidensweg eines Bürgermeisters Am 11. März setzte Schulze seine braununiformierten SA-Männer noch einmal Richtung Rathaus in Marsch. Sie stürmten ins Amtszimmer von Oberbürgermeister Ernst Reuter und zwangen ihn und Bürgermeister Herbert Goldschmidt gewaltsam, das Rathaus zu verlassen. Die Magdeburgische Zeitung berichtete am Wahlsonntag ausführlich über das Geschehen. Dabei berief sie sich auf Auskünfte „von privater Seite“: „Am Sonnabendmorgen ersuchte ein Standartenführer der SA. den Oberbürgermeister Reuter telephonisch um eine Unterredung. Etwa um die Mittagsstunde erschienen fünf SA.-Leute im Vorzimmer des Büros des Oberbürgermeisters und drangen in sein Dienstzimmer ein. Der Wortführer forderte den Oberbürgermeister auf, sich der SA. anzuschließen, da sie ihn in Schutzhaft nehmen müsse. Der Oberbürgermeister machte sie auf das Ungesetzliche ihres Vorgehens aufmerksam, doch ließen die SALeute den Einwand unberücksichtigt. Sie nahmen den Oberbürgermeister in ihre Mitte und führten ihn die Treppe hinunter zum Eingang des Rathauses nach dem Johanniskirchhof.“ Zur gleichen Zeit schleppte ein anderer SA-Trupp Bürgermeister Goldschmidt auf die Straße. Während Reuter inzwischen von einer Polizeieinheit befreit worden war, musste Goldschmidt mit einer Hakenkreuzfahne in der Hand an der Spitze des SA-Zuges durch die Straßen der Altstadt marschieren, wie die Magdeburgische Zeitung schrieb, „ohne Mantel und Hut“. Goldschmidts Leidensweg endete erst in der Nähe des Klosters Unser Lieben Frauen, am Bundessitz der SPD-Wehrorganisation Reichsbanner. Vor dem Gebäude, dem seine Karriere als Braunes Haus und Dienstsitz der Magdeburger Gestapo noch bevorstand, soll er zum Hitlergruß gezwungen worden sein. Endlich schritt auch in diesem Fall die Polizei ein. Reuter und Goldschmidt kamen in Schutzhaft, „solange“, wie die Magdeburgische Zeitung bemerkte, „bis sich die Erregung in der Bevölkerung gelegt hat.“ Magdeburgs OB wehrt sich Keine Einzelschicksale, wie der Magdeburgischen Zeitung am 14. März zu entnehmen war: Adenauer (Köln), Landmann (Frankfurt, Main), Bauer (Altona) und Lueten (Kiel) wurden dort neben Reuter als prominenteste abgelöste Oberbürgermeister aufgezählt. Anders als manch seiner Amtsbrüder wehrte sich der Magdeburger OB. Schriftlich protestierte er beim Reichspräsidenten gegen die SA-Willkür. Und, wenige Wochen später, stimmte Reuter im Reichstag gegen das Ermächtigungsgesetz. Im Sommer 1933 wurde er erneut verhaftet und ins KZ Lichtenburg eingeliefert. Nach der Entlassung verließ die Familie Magdeburg und flüchtete ins Ausland. Bürgermeister Goldschmidt wurde ebenfalls verhaftet und 1943 im KZ Riga umgebracht. Magdeburg ehrte ihn 2007 als ersten ermordeten jüdischen Mitbürger mit einem Stolperstein. Seit 1919 gab es im Magdeburger Rathaus eine von der SPD geführte Mehrheit. Diesem Umstand verdankte die Stadt ihren Ruf als SPD-Hochburg. Zu ihrem Parteitag 1929 ließ die SPD eine Broschüre drucken, in der sie Magdeburg als rote Stadt im roten Land feierte. Geburtsstunde einer Legende. Tatsächlich war das politische Magdeburg differenzierter. Nicht von ungefähr, ist gerade in dieser Stadt neben dem Reichsbanner auch der Stahlhelm als Frontkämpferbund gegründet worden, der sich immer stärker zur Weimar-feindlichen Organisation entwickelte. Die Wirtschaft in der bedeutendsten und größten Stadt der Provinz war finanzkräftig und breit gefächert. Aber die Banker und Industriellen hatten in der Kommunalpolitik wenig Mitspracherechte. Das sorgte für tiefe Gräben. Diesen Kreisen sprach die Magdeburgische Zeitung am Tag nach den Rathauswahlen aus dem Herzen. „Das Wort von der ,roten Stadt im roten Land‘ gehört der Vergangenheit an“, schreibt Politik-Chef Heinrich Baron. „Endlich ist es möglich, einen Strich unter diese Nachkriegsjahre zu machen, in den an leitenden Stellen des Magistrats hauptsächlich Sozialdemokraten standen. ... Wer sich all das, was in diesen Jahren an Beschlüssen von der sozialdemokratischen Mehrheit durchgesetzt wurde, vergegenwärtigt, wer an die schwere Belastung des Bürgertums denkt zugunsten marxistischer Theorien, die man in die Praxis umzusetzen versuchte, den wird ein Gefühl der Befreiung, des Aufatmens überkommen, daß dieser Albdruck von uns genommen ist.“ Aufräumen im Rathaus Mit dem Wahlsieg im Rücken konnte das große Aufräumen beginnen. Nicht nur Reuter und Goldschmidt mussten gehen. Etwa 600 Beschäftigte kommunaler Ämter und Unternehmen wurden abgesetzt oder rausgeworfen, häufig zugunsten eines alten Kämpfers der NSDAP. In keiner anderen Stadt war diese Zahl so hoch. Das erklärt sich auch durch die Zusammensetzung der kommunalen Mitarbeiterschaft in anderen Städten. Zum Beispiel in der um ein Drittel kleineren Saalestadt Halle. Dort wurde zum Beispiel stets konservativ regiert. Oberbürgermeister Richard Robert Rive, der am 31. März planmäßig in den Ruhestand ging, erhielt sogar ein anerkennendes Abschiedsschreiben vom preußischen Innenminister Hermann Göring. In Halle war die KPD die Nummer eins unter den Linken. Kommunisten aber hatten kaum Zugang zu städtischen Posten. Sie mussten 1933 nicht erst entfernt werden. Fritzt Markmann wird neuer OB In Magdeburg verzögerte sich die Suche nach einem Oberbürgermeister, sodass vorerst der DVP-Stadtverordnete Siegfried Klewitz die Geschäfte führte. Das Warten nervte die Männer der SA-Standarte 26 so sehr, dass sie das Rathaus ein drittes Mal besetzten. Und kurzerhand ihrem Max Schulze auf dem Balkon des Rathauses als OB zujubelten, um der Partei Druck machen. Das brachte, in der Summe mit anderen Vorwürfen, Schulze im Juli 1934 auf die Todesliste zur Abrechnung Hitlers mit aufmüpfigen Getreuen. Die OB-Wahl schließlich bringt eine Überraschung. Mit Fritz Markmann nimmt am 23. März ein Wirtschaftssyndikus auf Reuters Stuhl im Rathaus Platz, von dessen heimlicher NSDAP-Mitgliedschaft selbst viele Parteimitglieder nichts ahnen. Jetzt ist das Rathaus braun.
Zum Bundesgebäude des Reichsbanners schleppte die SA Magdeburgs Bürgermeister Goldschmidt. Magdeburgische Zeitung vom 14. März 1933. Fotos: Archiv regio.press
Das erwähnte KZ Lichtenburg befindet sich übrigens in Sachsen-Anhalt. Es befand sich im Schloss Lichtenburg des Städtchens Prettin (heute eingemeindet nach Annaburg) ganz im Osten des Landkreises Wittenberg. Zur DDR-Zeit (damals Kreis Jessen, Bezirk Cottbus) war dort eine Gedenkstätte, die bis vor wenigen Jahren eine der DDR typische, etwas eingeengte Sicht darstellte.
An dieser Stelle Mal ein Beitrag zum Ehrenmal der SA auf dem Domplatz.....
hier Bilder von der Weihe
Nach Ende des Krieges und nachdem die Stadt von den Amerikanern an die Sowjetarmee übergeben wurde, kan die Weisung des sowjetischen Kommandanten, das dieses "Monstrum" von nachweislichen Nationalsozialisten beseitigt werden sollte (Es hatte die Luftangriffe überstanden). Da diesen Magdeburgern das Gerät hierzu fehlte und die Sowjets keinen geeigneten Sprengstoff hatten verzögerte sich diese Unternehmung. Es mußte aus den westlichen Bezatzungszonen erst der Sprengstoff organisiert werden.
So etwa stimmt das schon, aber du schreibst, die Sowjetadministration hätte kein Sprengstoff gehabt. Die hatten den schon, aber der sollte nicht in Arbeiterhand . Die junge Stadtverwaltung und der Antifa wollten das Monstrum weg haben. Die Beseitigung sollte durch ehemalige SA Mitglieder erfolden für die es mal 1936 errichtet wurde. Den Sprengstoff organisierte man dann aus der Amerikanischen Besatzungszone 1946. So lange stand es da noch. Quelle Aktenreste im Stadtarchiv MD zur Sowjetbesatzungszeit. Die Hauptverwaltungsakten wurden in den 70er J gesäubert (Altstoffsammelaktion der Sowjetarmee). Magado
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Auf der Suche nach dem wahren Germanentum: 1940 versammelten sich zur Eröffnung der Ausstellung "Deutsche Größe" im Deutschen Museum in München (v. r.): die Reichsleiter Franz Xaver Schwarz und Alfred Rosenberg, Reichsminister Rudolf Hess, Oberbürgermeister Karl Fiehler und Korpsführer Adolf Hühnlein. Im Vordergrund die Nachbildung des Reiterstandbildes Kaiser Ottos I. in Magdeburg
Ich habe gerade gelesen das es eine SA Feldjäger-Abteilung IV in Magdeburg gab, diese war 65 Mann stark...vielleicht findet man darüber ja noch Material ?!
Falls nicht anders deklariert, stammen hochgeladene Bilder aus meinem Privatarchiv !
SA Ringkragen für Angehörige des SA-Feldjägerkorps ab Oktober 1933 formte Göring als preußischer Ministerpräsident eine neue SA Polizei-Truppe, das "SA-Feldjägerkorps". Es gab insgesamt 8 Feldjäger-Abteilungen, jede mit 3 Feldjäger-Breitschaften von je 65 Mann. Der Ringkragen hat die Auflage "A IV" für die Feldjäger-Abteilung IV in Magdeburg, 1. Bereitschaft, Feldjäger Nr. 62.
Falls nicht anders deklariert, stammen hochgeladene Bilder aus meinem Privatarchiv !