Der letzte noch zur Verteilung und Umsetzung gelangte Erlass zur Regelung des Einsatzes von Polizeikräften im Rahmen der Wehrmacht trägt die Nr. 399/45 geh. WFSt/Org (III) und stammt vom 25. Januar 1945. Damit wurden bei Bedarf Polizeikräfte im Kampf an der Front, im Bandenkampf im rückwärtigen Gebiet und zur Schadenbekämpfung im Heimatgebiet durch die Wehrmacht eingesetzt. Der Einsatz galt als aktiver Wehrdienst und wurde nicht mehr von der Polizei selbst vorbereitet oder organisiert. Im Erlass war festgelegt: "Einzelheiten über das Verfahren der künftigen Wehrüberwachung, Führung der Karteimittel befiehlt das Oberkommando der Wehrmacht/Wehrersatzamt im Einvernehmen mit dem Reichsführer SS/SS Hauptamt." Ausführungsbestimmungen oder weitere einschlägige Unterlagen ließen sich bis 1995 nicht ermitteln. Neuere Forschungsergebnisse sind nicht bekannt. Die Entscheidung über den Einsatz örtlich verfügbarer Truppen entschied in der letzten Kriegsphase der örtlich zuständige Kampfkommandant - im Fall Magdeburg also Generalleutnant Raegener, der nunmehr (ab 11. April) unabhängig zu entscheiden hatte. Nach dem Erlass vom 25.1.1945 waren die Polizeieinheiten im Heimatkriegsgebiet nicht als Kampfeinheiten, sondern zur Schadensbekämpfung vorgesehen. Das macht in Bezug auf den technischen Aspekt von z.B. Feuerlöschpolizei und Technische Nothilfe auch Sinn.
Vom zeitlichen Ablauf in Magdeburg war für die Organisation von Kampfeinheiten der Polizei auch kaum Gelegenheit: - Ende März wurde die Unterstellung der Polizeitruppen unter Generalleutnant Raegener festgelegt (der Dienstgrad SS-Brigadeführer von Bolek entsprach dem Dienstgrad eines Generalleutnants der Wehrmacht), - am 7.4.1945 unterstellte sich der Polizeipräsident der Kampfgruppe Raegener, - am 11.4.1945 wurde von Raegener der Absetzbefehl der deutschen Verbänd auf das östliche Elbufer erteilt (am gleichen Tag verhandelte er mit einen amerikanischen Beauftragten wegen einer angebotenen Kapitulation, die er ablehnte), - nach Erfüllung des Absetzbefehls (es wurde z.B. die gesamte Feuerlöschtechnik aus dem westlichen Stadtbereich entfernt) am 12.4.1945 wurden die letzten Brückensprengungen durch die Wehrmacht ausgeführt.
Da Kampfhandlungen für die ehemaligen Polizeikräfte nicht befohlen wurden, konnte sich Bolek am Abend des 12.4.1945 von seinen "Getreuen" per Handschlag verabschieden und sich das Leben nehmen. Die Situation wurde von ihm offensichtlich richtig beurteilt. Sein (angeblicher) Ausspruch, "Magdeburg bis zum letzten Blutstropfen verteidigen zu wollen", ist wahrscheinlich ähnlich zu werten, wie der Ausspruch des Generals von Kleist, der Magdeburg 1806 verteidigen wollte "bis ihm das Schnupftuch in der Hosentasche brannte".
Weiss man denn wo genau in Westerhüsen die Pontonbrücke gelegt wurde? Die Pontonbrückenteile lagen auf dem Feld bei Ottersleben ab 12.4.45 und wurden ständig Richtung Westerhüsen transportiert. Auf dem Rest spielten wir Kinder und wurden mit Schokolade und Kaugummi von den Amis verwöhnt bis uns schlecht wurde. Gruß Henning
Zitat von Henning im Beitrag #18Weiss man denn wo genau in Westerhüsen die Pontonbrücke gelegt wurde? Die Pontonbrückenteile lagen auf dem Feld bei Ottersleben ab 12.4.45 und wurden ständig Richtung Westerhüsen transportiert. Auf dem Rest spielten wir Kinder und wurden mit Schokolade und Kaugummi von den Amis verwöhnt bis uns schlecht wurde. Gruß Henning
Ja Henning, wo die Brücke war, das wissen wir auf Grund toller Luftbilder ganz genau. Ganz viel zu dieser Brücke findest du auch noch hier im Forum.
Bild entfernt (keine Rechte)
Die Amis haben für ihre Brücke einfach die Rampen der Gierfähre genutzt und somit wissen wir das. Eine Sache an die du dich vielleicht erinnerst ist wo genau die Ammis in Ottersleben die Teile gelagert und zusammen gebaut haben. Vielleicht kannst du das mal in eine Karte eintragen.
Zitat von wirbelwind im Beitrag #14Hallo, möchte Hauptmann Karl Rieger nicht unerwähnt lassen. Ihm wurde am 28.April 1945 für die Beseitigung des Brückenkopfes Westerhüsen am 13. u. 14.04.45 als einer der letzten das Ritterkreuz verliehen. Zusammen mit der Sturmgeschützbrigade 1170 aus Burg und dem 1. Grenadierbataillon Langmaier des IR 2 der ID ,,Scharnhorst" wurde der versuchte amerikan. Brückenschlag bei Westerhüsen verhindert. Wesentl. Anteil daran hatte auch ein dt. Artilleriebeobachter, der das Feuer dt. Geschütze aus Magdeburg und Raum Gommern sehr gut leitete. Diesen Fakt wurde im Forum bereits behandelt. MfG Wirbelwind
Ja genau Hauptmann Karl Rieger. Von diesem damals 29 jährigen Kommandeur des 1. Bataillons des Regiments Langmaier aus der Division Scharnhorst wissen wir spätestens seit dem gleichnamigen Büchlein von H. Ulrich ne ganze Menge was seinen Einsatz im Frühjahr angeht. Er operierte recht erfolgreich im ostelbischen Raum gegen den amerikanischen Brückenkopf in Westerhüsen.
Helmut, in diesem Zusammenhang habe ich noch ein bißchen beim Ullrich geblättert und im Zusammenhang mit dem amerikanischen Brückenkopfes fand ich folgendes: Wenck erteilt der Div. Scharnhorst den Befehl zur Beseitigung des Brückenkopfes. Gleichzeitig alarmiert Reagener die Sturmgeschützschule Burg. Hier wurde der einsatzfähige Teil der Schule unter dem Namen "Kampfgruppe Burg" zusammengefaßt. Kommandeur war Major Müller. Interessant hier das Reagener auch auf die Sturmgeschützschule in Burg Zugriff hatte und das die Elbüberquärung der Amis Wenck nervös machte.
Hallo, noch ein Wort zu Hauptmann Karl Rieger. Ob er nun aus der Führerreserve stammte oder früher zur 167. ID gehörte bzw. Ausbilder an einer Heeresschule war, bevor er das Kommando über das 1. Grenadierbataillon erhielt, konnte ich bisher nicht eruieren. Er wird sich seine Meriten im Vorfeld als aktiver Kämpfer erworben haben. Wie wäre es ihm sonst möglich gewesen, mit seinen Soldaten, die meist ungenügend ausgebildet waren, den ,,Hell of Wheels", einem Kampfkommando der 2. US Panzerdivision, gemeinsam mit der Sturmartilleriebrigade 1170 eine entscheidende Niederlage beizubringen. Lt. H. Ulrich die erste nach deren Landung in der Normandie. Vielleicht kann ja das Forum die Hintergründe um die Person Karl Rieger noch etwas erhellen. Riegers Bataillon kämpfte auch gemeinsam mit der Kampfgruppe des Kampfkommandanten von Schönebeck, Oberstleutnant Ringelband, bei der Zurückeroberung von Grünwalde. MfG Wirbelwind