Ist hier im Forum zufällig bekannt, welche Funktion dieser Turm an der A2 zwischen Irxleben und Hohenwarsleben hatte und aus welcher Zeit er stammt? Dem Äußeren nach zu urteilen scheint mir ein militärischer Zweck wahrscheinlich, deswegen frage ich mal hier im Forum. Alternativ könnte es auch eine Art Telegrafenhäuschen gewesen sein, aber die sind bei uns in der Gegend i.d.R. eher aus Backstein.
Also spontan und aus der Ferne würde ich auf Grund des verwendeten Baumaterials auf 30er Jahre tippen. Auf Grund des Standorts und des Alters fällt mir ein das an dieser Stelle das Autobahnkreuz A2/A14 geplant war. Man hatte auch schon begonnen aber dann waren andere Dinge kriegswichtiger. Vielleicht hat das damit was zu tun. Wenn man von Olvenstedt nach Irxleben fährt waren rechts der Straße kurz vor dem Gewerbegebiet auch schon Brückenteile für dieses Kreuz gebaut. Ich glaube diese Teile wurden irgendwann abgetragen. Militärische Nutzung würde ich mal ausschließen. Aber nix genaues weiß man nicht.
Zum besagten Turm weiß ich nichts. Die Brückenteile wurden mit Bau der A 14 bzw. des Abzweiges von der A 2 zur A 14 abgerissen. Für mich waren die Brückenteile zuerst ein Phänomen bis mir jemand mitteilte, dass diese für die A 14 gedacht waren. MfG Wirbelwind
Vielen Dank Spurensucher, sehr interessante Infos! Gibt es hier im Forum oder anderswo noch mehr Informationen zu dem "alten" Autobahnkreuz?
edit: Nach ein wenig Googelei bin ich auf den Turm an der Autobahnbrücke bei Vockerode gestoßen, der ziemliche Ähnlichkeit zu dem Bauwerk in Hohenwarsleben aufweist:
Die Vermutung hat etwas für sich. Der Rasthof Börde war ja immerhin etwas Besonderes - diese Rasthöfe waren im Durchschnitt in Entfernungen von 170-180 km geplant und verfügten über Hotel, Postamt, Einkaufsmöglichkeiten und natürlich Tankgelegenheit. So etwas war allerdings in Vockerode wohl nicht angedacht, aber die Anlage von Rastplätzen spielte ja doch eine Rolle - dort sollten die glücklichen Volksgenossen ein "Picknick" (ich weiß nicht, wie das großdeutsch hieß) machen können und die schöne deutsche Heimat kennen- und genießen lernen. Der brave KdF-Wagen (Käfer) verdiente ja vielleicht auch mal eine Pause. Wie so ein Rastplatz möglicherweise aussehen sollte, kann auf dem Plakat von 1937 erkennbar sein. Dieses Bild zeigt die Autobahnbrücke über die Saale bei Hirschberg. An Stelle eines Turms gab es da eine vom Stil vergleichbare Säule mit dem unverzichtbaren Pleitegeier obenauf. Als Aussichtsturm musste ja das Bauwerk bei Hohenwarsleben, wie auch das bei Vockerode nicht gedacht worden sein (sie sind dafür etwas mickrig), aber als Träger irgendwelcher Symbole konnten sie schon herhalten. Da gab es an den Reichsautobahnen bereits Beispiele.
Das Plakat von der Hirschberger Saalebrücke füge ich mal an.
Weiteres findest du hier: http //www.reichsautobahn.de/html/rasthof_magdeburger_borde.html ! Auf der linken oberen Karte findest du auch die Planung für das AB- Dreieck (nicht Kreuz wie ich vermutet hatte). Das deckt sich genau mit dem Brückenfragment an der B1 kurz vor Irxleben. Für mich neu, und da endet der Ausflug und wir sind wieder thematisch im Forum. Der Rasthof Magdeburger Börde diente im Kriege als Erholungsheim für Frontsoldaten.
Ich habe irgendwo noch ein paar Exemplare der "Autobahn" liegen. Waren so Hefte aus den 30ern. Finde sie jetzt aber nicht. Da gab es sogar Planungen von Rastplätzen mit angeschlossenen Freibädern. Was es bis heute nicht gibt..... Man stelle sich das mal in der Theorie vor. Nach vielen Stunden Autobahn mal für eine halbe Stunde ins Kühle Nass springen. Als ich das letzte mal in Kroatien war, dauerte die Rückreise fast 18 Stunden. Fast alles Autobahn und unglücklicherweise war es einer der wärmsten Tage in Österreich... Da wäre es mir auf diese Pause auch nicht mehr angekommen. Zumal ein Teller Nudeln mit Gulasch 12.- DM kosten sollte.....
Es gibt drei Sorten von Menschen: Die Lebenden, die Toten...und die Seefahrer
Ja ein schöner Traum.... Leider hast du keinen KDF-Wagen und bist somit raus. Diese Freibäder wären dann mit zunehmendem Kriegsfortschritt wohl auch zu Löschwasserteichen umgenutzt und benötig worden. Ob das alles in der Planung schon enthalten war?
Na dumm war das NS-Regime in diesen Fragen nicht und für mich durchaus vorstellbar, dass die geplanten Freibäder einmal als spätere Feuerlöschteiche im Kriegsfalle konzipiert waren. MfG Wirbelwind
Freibäder und Feuerlöschbecken Sind ja tolle Vermutungen, die sich hier plötzlich auftun. Aber ganz so einfach ist es dann doch nicht. Dass man denen, die im „Dritten Reich“ das Sagen hatten alles zutraut, ist an der einen oder anderen Stelle noch nachzuvollziehen. Aber dass jene wahlweise linksrum und rechtsrum dachten und planten, wird ihrem Wahn, ihrem Intellekt und ihrer Praxis doch nicht gerecht. Selbstverständlich war als politisches Ziel der direkte Weg zum Krieg nicht zu verkennen – A B E R – dieser Krieg sollte ja kurz (Blitzkrieg) und erfolgreich ablaufen. Auf deutschem Boden war er überhaupt, und gar nicht, und niemals gedacht. Autobahn-Rastplätze waren zudem in landschaftlich reizvollen Gegenden mit tollem Ausblick (schwingende Straßen) und keinesfalls im Bereich konzentrierter Siedlung oder gar von Industriegebieten geplant. Wozu brauchte man da Feuerlöscheinrichtungen? Eine Betrachtung über die Verhältnisse in Magdeburg kann da schnell die Vorstellungen geraderücken. Zunächst war die Vorbereitung auf kriegerische Auseinandersetzungen allgemein im Deutschen Reich zur Aufgabe gemacht. Da man seit dem Ersten Weltkrieg zwei besondere Arten der Kriegführung kennengelernt hatte, wurden diese auch besonders betrachtet und befördert: das waren der Gaskrieg und der Luftkrieg. Dementsprechend wurden insbesondere die passiven Verteidigungsmaßnahmen gegen diese Kriegführung befördert. Die Förderung und Vorbereitung eines aktiven Angriffskrieges hatte ganz andere Dimensionen und soll hier nicht thematisiert werden. Nach den gesetzten Prämissen gab es z. B. ein Bunkerprogramm. Danach sollte zum Schutz von Industrieanlagen und der Bevölkerung der Bau von Bunkeranlagen erfolgen. Dieses zunächst allgemeine Programm hatte aber mit erheblichen Problemen zu kämpfen. Vor dem verstärkten Aufbau der Wehrmacht waren Arbeitskräfte nicht als Problem zu erkennen. Im Gegenteil konnte man neben dem Arbeitsdienst, dem Autobahn- und Westwallbau durchaus noch Arbeitsplätze gebrauchen, um der Arbeitslosigkeit endgültig Herr zu werden. Schwierigkeiten, die zunehmend eine größere Rolle spielten und dann bis zum Untergang des Reiches nicht mehr beherrschbar waren, zeigten sich in der Sicherung der materiellen Basis, insbesondere bei der Bereitstellung der erforderlichen Baustoffe und ganz besonders des Eisen- und Stahlbedarfes. Magdeburg plante also, systemkonform, den Bau von Luftschutzbunkern ohne dabei in hektische Betriebsamkeit zu verfallen. Allerdings wird aus Geld- und Ressourcenmangel zentral das Bauprogramm gestoppt. Man hatte nämlich festgestellt, dass ein mit dem Zirkel geschlagener Kreisbogen um die südenglischen Flugplätze, der den Aktionsradius der damaligen Flugzeuge kenntlich machte, nur bis zum Harz reichte. Damit wurde der Bunkerbau in Braunschweig weiter betrieben, in Magdeburg war aber erst einmal Schluss. Magdeburg wurde in die „zweite Welle“ des Bunkerbauprogramms zurückgestuft. Der Krieg sollte also zu Ende sein, bevor leistungsstärkere Flugzeuge auf der Feindseite zur Verfügung stehen. Unter diesen Bedingungen war natürlich zunächst nicht mit dem Bau von Freibädern zu spekulieren, schon gar nicht an Ausflugszielen und Feuerlöschteiche erschienen ebenfalls nicht auf der Dringlichkeitsliste. Nach dem Luftangriff am 18. 4. 1941 hat es Schäden in der Stadt gegeben. Gegen 0.30 Uhr fielen Bomben in der Altstadt. Knapp neben dem Altstädtischen Krankenhaus in der Beaumontstraße, der Braunehirschstraße und jenseits des Breiten Weges in der Venedischen Straße. Das bedauerlichste waren die 12 Todesopfer und die 37 offiziell angegebenen Verletzten. Das Leid der betroffenen Familien war nicht Thema einer zentralen Auseinandersetzung, lediglich die noch einmal Davongekommenen und der ihnen zugefügte materielle Schaden spielte eine gewisse Rolle in der Ratsherrensitzung am 7. 6.1941 von der das Protokoll vermerkt: Nach dem Fliegerangriff vom 18. 4. 1941 hat es zu lange gedauert, bis die geschädigten Vg in den Genuss der Unterstützung gekommen sind. An einer Verbesserung der Arbeitsweise soll dringend gearbeitet werden. Von weiteren Schäden war also auszugehen. Aber auch die Schutzmaßnahmen sollen weiterentwickelt werden. Offenbar gibt es aus anderen Gegenden des Reiches Erkenntnisse über die Schwierigkeiten der (Lösch-)Wasserversorgung nach Bombenschäden. Als sich die Ratsherren am 12. 7. 1941 mit dem Thema befassen müssen, geht es um eine Weisung des Cb. Bau (wer das auch sein mag). Danach ist die 2. Welle der bombensicheren Bauten in Magdeburg in Angriff zu nehmen. Und erst jetzt ist in die Pläne auch der Bau von 15 unterirdischen Zisternen mit etwa 300 cbm Inhalt und von 10 Feuerlöschteichen einbezogen. In der Drucksache des Rates vom 15. 10. 1942 wird über folgende fertiggestellte Anlagen berichtet: Löschwasserbehälter (Zisternen je 300 cbm) 1. Olvenstedter Platz 2. Hof der 13. Volksschule, Braunschweiger Straße 27/28 3. Hof der 2. Mittel- (Editha-)schule, Bismarckstraße 1 4. Hof des Domgymnasiums 5. Hof der 3. Volks- (Stern-)schule, Augustastraße 22/23 6. Bahnhof Buckau, Bahnhofsvorplatz 7. Hof der 21. Volks- (Horst-Wessel-)Schule, Feldstraße 24 8. Wiener, Ecke Leipziger Straße 9. Johanniskirchhof 10. Ratswaageplatz 11. Hof der Friesenturnhalle, Brandenburger Straße 12. Skagerrakplatz 13. Agnetenplatz 14. Nikolaiplatz (nur 200 cbm) 15. Hof der 15. Volksschule, Umfassungsstraße 76a 16. hinter dem Volksbad Hamburger Straße 17. Heinrichsplatz
Feuerlöschteiche (Standardgröße 300 cbm) 1. König-, Ecke Gustav-Adolf-Straße 2. Rogätzer, Ecke Schifferstraße 3. Junkerssiedlung östlich der verl. Plauthstraße 4. neben dem Wilhelmsbad (400 cbm, auch Badeteich) 5. westlich der Enckestraße 6. westlich des Sedanrings an der Schule (600 cbm, auch Badeteich) 7. Schneiders Park an der Brunnerstraße 8. Sportplatz neben der 14. Volksschule, Königsweg 9. Krankenhaus Sudenburg (Größe nicht genannt) 10. Fort II Leipziger Chaussee (1 000 cbm, auch Badeteich)
Die Nummern 4, 6 und 10 wurden auch als Badeteiche eingerichtet und existierten z. T. als Freibäder bis nach der Wende bzw. bis heute. Um das Kapitel für Magdeburg abzuschließen und auch um der Thematik des Forums gerecht zu werden, noch abschließend folgende Bemerkungen: Am Donnerstag, dem 14. Oktober 1943 wird in der Ratsherrensitzung von Stadtrat Lehwald berichtet: Infolge der Terrorangriffe feindlicher Flieger ist der Ausbau von 3 weiteren Feuerlöschteichen mit je 2 000 cbm Fassungsvermögen auf dem Roonplatz, dem Scharnhorstplatz und an der Bakestraße (Ecke Kaiser-Friedrich-Straße) vorgesehen. Die Füllung der Teiche und Zisternen erfolgt durch Hydranten des städtischen Wasserleitungsnetzes. Da im Katastrophenfall damit gerechnet werden muß, daß das städtische Wasserleitungsnetz zerstört ist, soll das Kriegswasserwerk auf dem ehemaligen Festungsgelände des Kavalier Scharnhorst wieder in Betrieb gesetzt werden. Die Anlage ist wieder betriebsfähig hergestellt worden. Für die Wiederinbetriebnahme ist die Aufstellung eines Dieselmotors und die Verlegung von Rohren vom Fürstenufer über den Roonplatz bis zur Carl-Miller-Straße notwendig. Von diesem Wasserwerk sollen die Zisterne Roonplatz und die Feuerlöschteiche Carl-Miller-Straße und Roonplatz mit Löschwasser versorgt werden. Zum Zeitpunkt der Beratung ist die Arbeit bereits begonnen. Für den Dieselmotor einschließlich Fundament und Splitterschutz sind 80 000 RM und für die Löschwasserteiche 120 000 RM vorgesehen. Der Luftgau III hat die Finanzierung zugesagt, zunächst soll aber die Stadt die Kosten verauslagen. Auch der Feuerlöschteich in der Carl-Miller-Straße existiert bis heute als Freibad. Im heißen Juli 2018 die wenigstens als erfreulich anzusehende Hinterlassenschaft eines wahnwitzigen Regimes.
Hugo, setzen ,,1" für Deinen letzten Beitrag zum Thread. Damit sind meine Vermutungen, was der eigentliche Grund für den Bau der Freibäder an den Autobahnen bzw. überhaupt die Errichtung von Freibädern in Städten in der NS-Zeit waren, für mich vom Tisch. MfG Wirbelwind
Ach ja, die Raststätten. Hugo, Hirschberg -A9- ist ja quasi ums Eck von mir, die Säule gibt es nicht mehr, aber die Grundplanung ist noch erkennbar. Auch unweit davon an der A72 bei Töpen findet sich ein solcher Rastplatz an der Saalebrücke, dort sollte der Rastplatz in die Türme, die von der Fahrbahn zur Saale runter führen, gebaut werden. Muss mal nach Bildern suchen. Diese Parkplätze, die an seitliche Bastionen erinnern, sollten dem Besucher einen Blick seitlich auf das Bauwerk ermöglichen.
Sehr interessant, was hier alles an Infos zum Rasthof Börde ausgegraben werden konnte. Vielen Dank für den Link, Spurensucher! Ich verstehe gar nicht, warum mir der beim googeln nicht über den Weg gelaufen ist...