29. Juni 1944 - Ein weiterer Bomberangriff auf Fliegerhorst Burg
Helmut Menzel
Nach dem Erscheinen des letzten Teiles unserer Serie "Luftangriffe auf den Fliegerhorst Burg" am 4. März 2017, mit sehr vielen neuen Informationen, erhielt der Autor weitere neue Dokumente aus dem Nationalarchiv Washington. Diese konnten nun mit gesammelten Angaben von Frank Illies aus Reesen, dem langjährigen Hobbyforscher der mit dem verstorbenen Werner Dietrich zusammen arbeitete, abgeglichen werden. Es stellte sich heraus, das bereits am 29. Juni 1944 ein Bomberangriff auf den Burger Fliegerhorst von der 8. USAAF geflogen wurde. Während 81 B-24 "Liberator" der 44. und der 458. Bombergruppe von SSW über Magdeburg hinweg das Junkerswerk in Magdeburg-Neue Neustadt angriffen, steuerten am Tage 46 B-24 "Liberator" der 2. und 3. Air-Division unter anderem mit der 445. Bombergruppe, 700., 701., 702. und 703. Bomberstaffel den Fliegerhorst Burg an. Es war deren 447. Angriffsmission. 115 Tonnen Sprengbomben purzelten aus den geöffneten Bombenschächten der Flugzeuge. Allerdings wurde der Flugplatz selbst und die Hallen nicht getroffen. Ein danach gemachtes Luftaufklärungsbild zeigt die Bombenkrater westlich der Rollbahn und östlich des Platzes Richtung Grabow. Beim gleichzeitigen Angriff auf das Magdeburger Junkerswerk wurde eine B-24 durch Flak-Treffer von der Flak-Batterie Weinberg abgeschossen und stürzte bei Gerwisch ab. Zuvor war sie mit einer weitere Maschine kollidiert. Auch diese Maschine stürzte südlich von Burg in Nähe der Autobahn bei Pietzpuhl in den Wald. Von beiden B-24 wurden die 17 geborgenen getöteten Besatzungsmitglieder auf dem Gerwischer Friedhof beigesetzt und 1946 nach der Exhumierung zum amerikanischen Kriegsfriedhof in Lorraine, St. Avold in Frankreich überführt. Der Zeitzeuge Horst Vahldieck aus Burg konnte sich auch noch sehr genau an den Luftangriff am 10. April 1945 auf den Burger Fliegerhorst und an Jagdfliegerangriffe erinnern. Er wohnte damals in unmittelbarer Nähe des Flugplatzes in der Siedlung neben der Fliegersiedlung. "Am 10.4.1945 stand ich 13 Jahre alt mit einem gleichaltrigen Kumpel auf der Straße in der Siedlung und sahen wie die amerikanischen Bomber in größerer Höhe angeflogen kamen. Die waren nur als größere silberne Punkte zu sehen, Staffel für Staffel im Anflug. Das vibierende Brummen war bereits vorher zu hören und wurde zunehmend lauter bis wir sie sahen. Und dann sahen wir, wie die Bomben aus den Flugzeugen herauspurzelten und Richtung Flugplatz herunterkamen. Die Bomber kamen aus Richtung Nordwesten. Über Burg schwenkten sie plötzlich nach Südosten direkt auf den Flugplatz ein. Erst dachten wir, sie würden wie so oft nach Berlin weiterfliegen. Diesmal war es aber anders. Kurz nachdem die ersten Bomben herunter kamen, hörten wir schon die ersten Detonationen und die Erde begann zu beben. Das ganze spielte sich ja nur 1 ½ km entfernt ab. Dann war der Flugplatz in Rauchwolken gehüllt. Jetzt holten unsere Mütter uns von der Straße in die in den Gärten angelegten Bunker aus Holz und Erde (Splitterschutz). Die Siedlungshäuser warn ja nicht unterkellert. Dieser Bomberangriff dauerte nur etwa eine viertel Stunde. Dann sind wir wieder aus den Erdbunkern heraus gekrochen um zu schauen, was los war. Der gesamte Fliegerhorst war in Rauch und Dreckwolken gehüllt. Später gingen wir zum Flugplatz und sahen die ausgebrannten 4 Hangars und Werkhallen. Der Platz selber war auch mit Bombentrichtern übersät. Die Rollbahnen aus Beton waren aber nur wenig beschädigt. Die Unterkünfte/Kasernen wurden nicht getroffen, weil die zwischen den Waldungen standen nach dem Krieg sprengten die Russen die restlichen Rollbahnen und die Betonbrocken wurden auf eine Halde geworfen, von wo sich die Einwohner, auch aus unserer Siedlung, diese wegholten durften um Einfriedungsmauern für die Grundstücke oder Ställe zu bauen. Die Kaserne ist heute die Clauswitz-Kaserne. Nach dem Krieg wurde sie wieder instand gesetzt zu Flüchtlingsunterkünften (Waldfrieden), dann zog die KVP dort ein. Nach diesem Luftangriff standen noch viele Flugzeuge auf Abstellflächen und in den Waldungen herum. Wir Bengels kletterten da in ihnen noch herum. Der Krieg war ja noch nicht zu Ende. So erlebten wir mehrere Jagdfliegerangriffe im Tiefflug. Die beschossen alles was sich im Areal bewegte. Auch unsere Siedlung wurde mehrmals beschossen. Mein Vater wurde beschossen, als er nachmittags auf dem Feldweg von der Arbeit kam. Er konnte sich in den Straßengraben retten. Meistens flogen die mehrmals an, direkt über dem Flugplatz um erneut Zivilisten anzugreifen. Im April 1945 war ich mit meinem Vater auf unserem angrenzenden Acker um Kartoffeln zu setzen. Da kamen sie wieder an und wir retteten uns in den Graben. Als im April 1945, wird der 16.4. gewesen sein, griffen amerikanische Jagdflieger den Flugplatz wieder im Tiefflug an. Die leichte Vierling-Flak schoss auf sie vom Rand des Flugplatzes aus. Das waren Flak-Helfer. Die Flieger beschossen auch die Flakstellungen und dabei starben einige Flakhelfer. Wir hatten das aus allernächster Nähe beobachtet, aus einem Bombentrichter in der Nähe heraus. Dann sind wir abgehauen… Ein viermotoriger Bomber wurde Ende 1944 abgeschossen und kam bei Sperrfelds an der Grabower Chaussee runter, hinter Obergütter. Das war kurz vor der Kurve. Wir hatten öfter von der Siedlung aus Luftkämpfe beobachteten können und sahen hin und wieder, wie die Besatzungsmitglieder heraussprangen und mit Fallschirmen herunter kamen".
Abschließend möchte sich der Autor der Beiträge recht herzlich bei den vielen Zeitzeugen, die ihre Erlebnisse schilderten, bedanken.
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Horst Ranisch, Burg 28.7.08 Bandmitschnitt -Gespräch-
Flugplatz Burg 1944/45
Flugplatz Burg zu Kriegsbeginn mit JU52 und Transportbat.. die auch in Polen von hier aus eingesetzt waren. Später warn auch ca. 10 Mistelflugzeuge in Burg stationiert zur Übung mit JU88 und Me109 sowie Focke Wulf 190. Diese Flieger wurden mit Sprengstoff gefüllt und erhielten eine lange Eisennase. 5 dieser Flugzeuge wurden an das Ziel herangebracht, von Burg aus, im April 45, Richtung Oderbrücken. 10 weitere kamen von Neustrelitz. Alle 15 trafen sich über Berlin um den Angriff auf die Oder gemeinsam zu führen. Dieser Angriff war nicht erfolgreich. Von allen soll nur einer das Ziel getroffen haben, der Rest verfehlte oder fiel schon vorher aus. Von den Mistelfliegern kamen zwar die Jäger zurück, aber ohne große Erfolge. Auf dem Flugplatz Burg war auch die Me262 (Dez.44-10.4.45) die berühmte Maschine, bis der Flugplatz am 10.4.1945 zerstört wurde. Einen ersten Luftangriff auf den Flugplatz 1944 im Herbst haben wir mitgemacht als Kind, da wir in der Nähe wohnten. Der war ein völliger Misserfolg, da alle Bomben vollkommen ihr Ziel verfehlten. Dennoch gab es zwei tote Kinder. Diese waren, als die Bomber erschienen in eine Ihle-Röhre geflüchtet (diese hatten an der Grabower Chaussee Äpfel von den Bäumen holen wollen). Da zwei Bomben vor oder hinter der Röhre runter gingen, wurden diese völlig verschüttet und die Kinder erstickten. Den andern Angriff am 10.4.1945 erlebten wir auch aus entsprechender Entfernung. Zwar waren wir Kinder hinterher ja neugierig und sahen, was passiert war. Die amerikanischen Bomber kamen am Tage aus NW ohne auf irgendwelchen Widerstand zu stoßen. Sie haben ihre 2 Rauchzeichen gesetzt, die bei dem herrlichen Sonnenwetter weithin sichtbar waren. Die Flak hat zwar emsig dazwischen geschossen, aber ohne Erfolg, denn es waren alles leichte Flakgeschütze. (Vierlings) Die Amis sind bei diesem Wetter viel zu hoch geflogen um getroffen zu werden. Der Flugplatz hatte zwei Flakbat. zum Schutz an der Grabower Landstraße und an der westlichen Peripherie. Der Angriff dauerte ca. 12-15 Minuten. Abstürze durch Flakfeuer wurden jedenfalls nicht beobachtet. Die Bomber haben die beiden Rollbahnen aus 20mm Beton völlig zerstört und 4 Flugzeughallen. Die Flugzeugwerft (Gebäude) hatten höchstens zwei Treffer erhalten. Als Kinder waren wir einige Tage danach auf dem Flugplatz und hatten uns die getroffene Werft angeschaut, in der noch intakte Flugzeuge standen, Me262, Arado 234. Einer der berühmtesten Komordore war hier Kurt Welter. Er flog von hier aus Nachtjagd. Die Maschinen wurden immer erst sehr spät angelassen - höllischer Lärm – sie brauchten viel Zeit, bis sie Startfähig waren. Nach dem Start flogen diese Maschinen auch noch verhältnismäßig langsam. Welter kam erst im Dezember 1944, hatte hier 6 Maschinen zur Verfügung und 5 weitere Flugzeugführer. Ein gewisser Lang, Schubert usw. Bis zum 10.4.1945 wurden von hier aus auch Aufklärungsflüge gemacht, um die Operationen der Amerikaner aufzuklären. Sie flogen Nord - NW und hatten Kameras an Bord. Vom Flugplatz Burg aus flogen auch deutsche Bomberverbände (Staffeln) mit He 111. Später waren hier auch JU88 -Stuka. Die JU88 mit Radar war hier auch zur Nachtjagd stationiert. Auf dem Flugplatz standen auch die modernsten Radargeräte (außerhalb des Flugplatzes) und wurden beim Angriff 10.4.1945 nicht getroffen. Die Jägerstaffeln des Flugplatzes Burg waren besonders im Einsatz, wenn Feindverbände nach Berlin flogen. Die Zivilbevölkerung durfte Nachts kein Licht machen, besonders beiVoralarm/Fliegeralarm, aber der Flugplatz war hell erleuchtet, weil der Start der JU88 ect. hier schwierig war. Dadurch war es den amerikanischen Flugaufklärern auch später, am 10.4.1945 möglich den Flugplatz gut zu finden und zu treffen. Am 10.4.1945 warn die Rollbahnen und etliche Hallen zerstört, die Unterkünfte jedoch wurden nicht getroffen, sie lagen gedeckt im Wald. Später waren Einheiten der Roten Armee in den Gebäuden untergebracht. Die Landebahnen des Flugplatzes waren aus Beton 20cm und mit Betumen beschichtet, was für Strahlentriebwerkflieger ungünstig erschienen, wegen der großen Erschütterung. Der Teer/Betum wurden nach dem Krieg geborgen, um die Chaussee davon i.O. zu bringen. Von den zerstörten Betonrollbahnen wurde der Beton nochmals gesprengt und nach dem Krieg in der Siedlung Garagen und Schuppen gebaut, die heute noch stehen. Viele 2motorige Flugzeuge auf denen Ausgebildet wurde standen nach dm Krieg noch in Wald – Abstellschneisen des Flugplatzes auf dem Weg von der Chaussee vom Flugplatz bis zur Zerbster Chaussee links und rechts des Weges.
Die Flak-Baracke an der westlichen Peripherie befand sich in der Sandgrube des Bauern Haberland? Oder Havelland? der auch beim Bau des Flugplatzes den Sand zum Bau lieferte und dadurch gut verdiente. Zur Luftverteidigung Burgs/Betriebe war eine leichte Flak auf dem Bismarck – Turm und eine auf dem Schulturm der Pestalozzischule, aber nur kurze Zeit. Möglicherweise (unsicher) auch auf dem Dach der Feldschlösschen-Brauerei. Bei Karstadt im bombensicheren Keller, lagen ausgelagerte Akten von Schäffer &Budenberg aus Magdeburg eingelagert. Luftschutzwachen mussten hier regelmäßig nachschauen ob auch alles in Ordnung war.
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#292-294 könnte es sich vermutlich um Lastensegler handeln, #296 hat man eine kleine Innenansicht vom Cockpit eines Lastensegler. Typenbezeichnung kenne ich nicht. Wie gesagt ist nur eine Vermutung.