Und hier der Nachtrag für die Burger Volksstimmeredaktion
Nachtrag zu den Bombardierungen des Fliegerhorst Burg Helmut Menzel
Eine weitere neue Quelle im NARA-Archiv Washington nennt einen Luftangriff auf den Burger Fliegerhorst bereits für den 24. August 1944. An diesem Tag griff die 8th USAAF u. a. mit großen B-24 Bomberverbänden und starkem Jagdbegleitschutz Hannover und Braunschweig an. Eine aus P-51 “Mustang“ bestehende Staffel des Jagdbegleitschutzes hatte offensichtlich den Auftrag, sich vom Braunschweiger Angriffsverband zu lösen, weiter nach Osten zu fliegen und erstmalig den Burger Flugplatz anzugreifen. Diese Jagdfliegergruppe gehörte zum VIII Fighter Command – ihre Stärke ist dokumentarisch nicht näher bezeichnet. Aus den Aufzeichnungen geht lediglich hervor, dass es ein kleiner Sondierungsangriff war. Die Staffel erhob den Anspruch, dabei sechs Ju 88 zerstört zu haben. Aus einem weiteren Dokument ist zu entnehmen, das am 24. Dezember 1944 ein Fotoaufklärungsflug der 8th USAAF zum Burger Fliegerhorst unternommen wurde, bei dem man eine Rollbahnerweiterung auf etwa 2000 Meter festgestellte. Auch für den Luftangriff vom 16. April 1945 ergaben sich inzwischen weitere Erkenntnisse im Buch "Conquer - the story of Ninth Army 1944-1945" von Col. T. W. Parker jr. und Col. W. J. Thompson, Washington 1947, S. 305 ff, in der Übersetzung von Ulrich Koch in Berlin: "Der 16. und 17. April erwiesen sich als ereignisreiche Tage für XXIX Tactical Air Command. Während dieser zwei Tage wurden einige der in deutschen Händen verbliebenen Flugplätze, die mit Resten der Luftwaffe überfüllt waren, von den Jagdbombern angegriffen. 177 zerstörte und 85 beschädigte deutsche Flugzeuge wurden vom Tactical Air Command für die beiden Tage als Erfolg beansprucht. Darüber hinaus wurden Gebäude, Hangars, Kasernen und Startbahnen durch Feuer und Explosionen eingeebnet oder zerstört".
Zeitzeugen meldeten sich
Herr Mehlhaase aus Rietzel berichtete: "Burg und der Burger Flugplatz waren wie so häufig eingenebelt. Bei einem Luftangriff auf den Burger Flugplatz warfen Vorausmaschinen Zielmarkierungen über dem Flugplatzgebiet ab. Am Tage waren es Rauchzeichen. Diese Markierungen trieben aber in Richtung Rietzel, Ziegelsdorf ab. Die mit Bomben beladenen amerikanischen Flieger kamen zwischen Ziegelsdorf, Rietzel und Stresow an . Das geschah nach Angaben meiner Eltern am späten Nachmittag. Mutter war gerade auf der Wiese auf dem Grünland beschäftigt und sah wie über ihr die Bomben ausgeklinkt wurden und dann 500-600 Meter entfernt explodierten. Später wurden die Bombentrichter wieder zugeschoben. Das war ein kleiner Luftangriff, der aber nicht den Flugplatz traf. Am 10. April 1945 traf es dann den Flugplatz Burg bei einen großen Luftangriff mit viermotorigen Bombern B-17. Nach Angaben meiner Eltern erfolgte dieser missglückte erste Angriff einen Tag vor dem 10.4.1945 (dies wiederum kann so nicht ganz stimmen, denn die Einschläge der abgeworfnen Bomben im Bereich Ziegelsdorf lassen den Schluss zu, das es der erste Luftangriff vom 24.8.1944 war – H. Menzel). Als der Flugplatz Burg im Betrieb der deutschen Luftwaffe war, befand sich zur Landung von Fliegern die Haupteinflugsschneise bei Ziegelsdorf. Dort befanden sich Leuchtfeuerstrecken. Es kam öfters bei Ausbildungsflügen zu Unfällen und Abstürzen".
Erich Rohde aus Burg berichtete: "Anfang der 40er Jahre ist bei der Staffelübung einer Vierergruppe ein Flieger in der Wiesenstraße abgestürzt, zwischen Grundstück 2 oder 3. Beide Häuser blieben unbeschädigt. Der Pilot und wir hatten Glück gehabt".
Gerhard Schwarz aus Burg erinnerte sich an einen Luftangriff zwischen Grabow und Theeßen, wo einige Bomben herunter kamen. Er kann aber nicht genau sagen, ob das dem Flugplatz galt. Bei einem anderen Angriff fielen Bomben zwischen Flugplatz und Grabow, Polzuhn/Wolfshagen. Dabei wurde der Flugplatz kaum getroffen. Wolfhagen befindet sich ja am östlichen Zipfel des Flugplatzes. Der Angriff vom 10. April 1945 hatte den Flugplatz dann richtig erwischt. Es herrschte strahlender Sonnenschein. Burg liegt geographisch wie in einer Senke und ist dadurch oft in Dunst gehüllt, deshalb von oben oft schlecht zu sehen. Das soll auch der Grund gewesen sein, weshalb ein Luftangriff im Herbst 1944 relativ glimpflich abging. Bei dem zweiten Angriff vom 10. April 1945 war ich dabei. "Mit dem Nachbarsjungen bin ich bei uns, Breiter Weg 9 - Hinterhof, aufs Pappdach gestiegen, um den Luftangriff zu beobachten. Allerdings nahm uns die Möbelfabrik “Stolberg“ die komplette Sicht. Wir sahen die amerikanischen Maschinen am Himmel und wie die Bomber ihre Ladungen ausklinkten. Dann bebte die ganze Erde. Ein Luftschutzwart entdeckte uns auf dem Dach und holte uns herunter, weil wir nicht im Luftschutzbunker waren. Bei dem letzten Angriff im April 1945 waren es amerikanische Jagdflugzeuge, die auch Bomben auf den Flugplatz warfen und dann ihre tiefen Runden drehten und auf alles schossen, was sich bewegte".
Auch Horst Ranisch aus Burg erinnerte sich bereits 2008: "Auf dem Flugplatz Burg waren bei Kriegsbeginn Transportmaschinen JU 52 stationiert, die von hier aus auch in Polen eingesetzt wurden. Später waren auch Mistelflugzeuge in Burg zur Übung mit Ju 88 und Me 109 sowie Fw 190 anwesend. Diese Flieger wurden mit Sprengstoff beladen. Fünf dieser Flugzeuge wurden im April 1945 von Burg aus an das Ziel herangebracht. Zehn weitere kamen von Neustrelitz. Alle 15 trafen sich über Berlin, um gemeinsam den Angriff auf die Oderbrücken zu führen. Dieser Angriff war nicht erfolgreich. Von allen soll nur einer das Ziel getroffen haben, der Rest verfehlte das Ziel oder fiel schon vorher aus. Auf dem Burger Flugplatz waren von Dezember 1944 – 10. April 1945 auch die Me 262 stationiert, am 10. April 1945 wurde der Flugplatz zerstört. Als sich später die Truppen der Roten Armee näherten, wurden der Flugplatz und auch die Flugplatzflak zur Verteidigung von Bodenzielen eingesetzt. Lange vor dem Anrücken der Roten Armee waren die letzten einsatzfähigen Flieger noch gestartet und nach Norden geflogen. Das noch anwsende Personal vom Kampfgeschwader 200 sollte die Verteidigungslinie von der Siedlung Grabower Chaussee bis Zerbster Chaussee errichten, mit Schützenlöchern, Schützengräben, MG-Nestern und leichter 2 cm Flak im Halbkreis vom Flugplatz. Die Verteidigungslinie führte entlang der Siedlung bis fast zur Berliner Chaussee. Fliegeroffiziere hatten bis dahin in der Scharnhorsterstraße gewohnt. Hier in der Straße haben Kinderreiche keine Einquartierung erhalten. Ansonsten wohnten Piloten des Kampfgeschwaders 200 bei den Leuten in der Straße. Zum Bau der Verteidigungsanlagen mussten die Piloten und das Bodenpersonal antreten. Eines Tages wurde vom Kommandeur mit blumigen Worten bekannt gegeben, dass in Berlin Hitler kämpfend gefallen sei. Danach herrschte an der Verteidigungslinie merkwürdige Ruhe und Ratlosigkeit. Am nächsten Tag wollten die Kinder aus der Umgebung wieder zuschauen, was die Soldaten taten, mußten aber feststellen, das zwar die Geschütze noch da standen, aber kein einziger Soldat mehr zu sehen war. Alles war verlassen. Die Alten hatten ja schon Tage vorher immer wieder gesagt, das die Soldaten sich endlich fortscheren sollten, denn wenn der Russe kommt, dann wird hier alles kaputt gehen. Die Geschütze hatten die Soldaten vorher noch unbrauchbar gemacht. Einen ersten Luftangriff auf den Flugplatz im Herbst 1944 haben wir als Kinder miterlebt, da wir in der Nähe wohnten. Der war ein völliger Misserfolg, da viele Bomben ihre Ziele vollkommen verfehlten. Dennoch gab es zwei tote Kinder. Diese waren in eine Grabenröhre geflüchtet, als die Bomber erschienen. An der Grabower Chaussee hatten sie von den Bäumen Äpfel pflücken wollen. Da vor und hinter der Röhre zwei Bomben einschlugen und die Zugänge völlig verschütteten, erstickten die Kinder. Den andern Angriff am 10. April 1945 erlebten wir auch aus entsprechender Entfernung. Wir Kinder waren hinterher ja neugierig und sahen dann auch was passiert war. Die amerikanischen Bomber kamen am Tage aus NW, ohne auf irgendwelchen Widerstand zu stoßen. Sie haben ihre zwei Rauchzeichen gesetzt, die bei dem herrlichen Sonnenwetter weithin sichtbar waren. Die Flak hatte emsig dazwischen geschossen, aber ohne Erfolg, denn es waren alles leichte 2 cm Flakgeschütze. Die Bomber sind bei diesem Wetter viel zu hoch geflogen um getroffen zu werden. Der Flugplatz hatte zwei Flakbatterien zum Schutz an der Grabower Landstraße und an der westlichen Peripherie des Platzes. Der Angriff dauerte etwa 12 – 15 Minuten. Abstürze durch Flakfeuer wurden jedenfalls nicht beobachtet. Die Bomber haben die beiden Rollbahnen aus 20 mm dicken Beton völlig zerstört und 4 Flugzeughallen. Die Gebäude der Flugzeugwerft hatten höchstens zwei Treffer erhalten. Als Kinder waren wir einige Tage danach auf dem Flugplatz und hatten uns die getroffene Werft angeschaut, in der noch intakte Flugzeuge standen, Me 262 und Arado 234. Die Unterkünfte jedoch waren nicht getroffen worden. Sie lagen gedeckt im Wald. Die Betonlandebahnen des Flugplatzes waren mit Bitumen beschichtet, der nach dem Krieg geborgen wurde, um die Chaussee damit wieder in Ordnung zu bringen. Die geborstenen Betonrollbahnen wurde nochmals gesprengt und nach dem Krieg verwendete man die Betonbrocken in der Siedlung zum Schuppen- und Garagenbau".
Mit den Zeitzeugenberichten bestätigen sich aus ziviler Sicht nun auch die Angaben der USAAF für alle drei Luftangriffe gegen den Burger Fliegerhorst.
Weitere Berichte durch Zeitzeugen werden dankend entgegengenommen, unter der Tel: 03921-729830.
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zunächst einmal auch von mir eine Gratulation zu diesem besonderen Beitrag. Ganz toll!
Ich würde aber gerne etwas, das mir aufgefallen ist, klarstellen bzw. korrigieren wollen:
1. In post Nr.260 lautet die Bildunterschrift "Der Angriffsplan...". Das ist insofern nicht ganz richtig, als daß das Bild eine Ziel- oder Trefferauswertung zeigt, das aber erst nach einem Angriff erstellt wird. Vielleicht ist der Eindruck, dies sei ein Plan, durch das Datum (09.04.1945) entstanden. Ein Angriffsplan sieht aber etwas anders aus: Auf einem Foto oder einer Zeichnung wird ein Zielgebiet definiert, indem man die Masse der Bomben(-einschläge) erwartet. Weiter wird im Zielgebiet ein Zielpunkt festgelegt, der dem/ den Bombenschützen als Anhalt zur Auslösung der Bomben dient. Wie das (Festlegung eines Ziels für Bombenschützen) etwa aussieht, kann man in diesem Video -bei etwa 32 Minuten ff- sehen: Target of the day, part 1
2. Du hast zwar alle wichtigen Details erwähnt, aber vielleicht findest du hier auch etwas. Ich weiß nicht, ob dir die Site "www.kommando-welter.de" bekannt ist. Diese Site beinhaltet die Chronik des Kommando Welter's bzw. der 10./NJG11. Zwei Unterseiten beschreiben a. die amerikanische "Großwetterlage" in Mitteldeutschland am 10.04.1945http://www.kommando-welter.de/?p=990 b. die Nachwirkungen des Angriffs vom Vortag auf das 10./NJG11 am 11.04.1945http://www.kommando-welter.de/?p=994
24. August 1944 Ju-88 zerstört (Boden) Burg A / F Diensteinsatz aus Houston, Texas. Von Oklahoma ASN-O-726275 06. Juni 1944 - Eintritt in das 38. Kämpfergeschwader August 1944 - Auszeichnung des Eichenlaub-Clusters an die Luftwaffe September 1944 - Posthum gefördert vom Oberleutnant zum Kapitän September 1944 - Posthum ausgezeichnet mit einem Eichenlaub-Cluster der Luft-Medaille MACR Nr. 09190
Major John D. Landers berichtete: "Ich führte die Hellcat Squadron auf einer Straf-Mission über Burg, Deutschland um 12.30 Uhr, am 24. August 1944. Mein Flügelmann und ich machten einen Pass auf den Flugplatz Burg und Lt. Luckett war neben mir bereits wieder auf der Flucht. Nachdem ich über das Feld gegangen war, bemerkte ich, dass das Flugzeug von Luckett von leichter Flak getroffen worden war, da ich sehen konnte, wie das Kühlmittel aus seinem Flugzeug strömte. Nachdem er bis zu ungefähr 100 Fuß geflogen war, schien sein Flugzeug allmählich abzutauchen und drehte sich plötzlich auf den Rücken und rammte geradewegs in den Boden. Das Flugzeug explodierte und ich bin sicher, dass der Pilot nicht überlebt hat. "
Seltsamerweise ist Lucketts Name an der Mauer des niederländischen Militärfriedhofs, Margraten, Niederlande nicht aufgeführt, aber die Deutschen hatten ihn am 25. August 1944 auf dem Burger Friedhof in der Nähe von Magdeburg beerdugt. Nach dem Krieg erhielten amerikanische Behörden die Informationen von offiziellen deutschen Quellen, dass Lt. Luckett nicht auf dem Burger Friedhof begraben wurde.
(Anmerkung Menzel: Flugzeug wird noch gesucht)
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Heute war nun der Teil 4 im Burger Tageblatt und schwups, der nächste ZZ der beim Bombenangriff dabei war, meldete sich. Am 27. mache ich das Interview.
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Magado-2, Wieder mal ein gelungener Beitrag zur Heimatgeschichte. Da kann die Burger Heimatgruppe noch von unserem Forum was lernen, wenn Sie es überhaupt vorhaben!
Gestern noch mit einem Herrn Illies telefoniert, der das Dietrichmuseum weiterpflegt und die Sammlungen... In der kommenden Woche erhalte ich auch noch wichtige Dokumente zum Fliegerhorst Burg und Bericht eines Sturmartilleisten Burgs der an den Kämpfen Gommern--Westerhüsen bis Walternienburg teilnahm.... Weiteres ist da noch abzugreifen....
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