Ein Sonntagsnachmittagsspaziergang mit dem Hund brachte mich nach Bernburg Strenzfeld. Hier war ein Fliegerhorst der Luftwaffe und die Gebäude sind so gut wie alle noch toll erhalten als Campus der Hochschule Anhalt. Auf gleicher Flur war auch ein Teil des Junwerkswerks wo die Endmontage erfolgte. Mein streunender Begleiter brachte mich dann auf eine Ecke des Geländes wo, fast zugewachsen, 2 Schießanlagen für Flugzeuge waren, mit eine Art gewaltigen Kugelfang aus Stahlbeton mit Personalräumen. Ein älterer Spaziergänger erzählte als Kind sich oft eingeschlichen zu haben um das Einschießen zu beobachten. Hierbei wurden die Flieger an Ketten festgemacht und haben unter Volllast durch den Propellkranz geschossen. Per Funk wurden dann die Einschuss Ergebnisse mitgeteilt und Korrekturen an der Zielvorrichtung gemacht. Vorher wurde der Bordkompass auf einer drehbaren Scheibe eingerichtet. Teile dieser Drehscheibe sind noch zu sehen, zumindest die Schienen. Auch Sprengteile des Werks und Teile der Rollbahn und des Rollfelds sind noch zu sehen. Ein spannender Spaziergang.
@Ascanier
Tolle Fotos, vielen Dank. Da gab es auch ein Museum auf dem Gelände, das war recht gut und wurde von einem Verein unterhalten.
Dort traf sich vor etlichen Jahren öfter der "Jägerkreis Sachsen-Anhalt" der Gemeinschaft der Jagdflieger e.V..
Gibt es das Museum noch?
Noch ein Wort zum Zeitzeugen:
Beim Einschießen werden leichte Flugzeuge (z.B. Bf 109) mittels Matra-Heber (o.ä. Hebegerät) am Spornrad in Waage gebracht, die Laufräder werden verkeilt. Ketten sind nicht notwendig.
Beim Einschießen der Bordwaffen schwerer Flz (z.B. Ju 87) wird das Flz komplett an den Heisspunkten aufgebockt, mit Ketten gesichert. So sah das dann aus: http://www.fliegerhorst-eschborn.de/planung-und-ausbau/schie%C3%9Fstand/
Foto KÖNNTE in Strenzfeld entstanden sein.
Da in Bernburg die "Bernburger Jagdgruppe" (ab 1939 ZG2) zuvor lag und ab 1940 der Platz komplett von Junkers Flz Werke gepachtet wurde, müssten "alterstechnisch" für deinen Zeitzeugen die Bf 109 der "Bernburger" rausfallen.
Die anderen, in Strenzfeld gebauten, Junkers-Typen Ju 52, Ju 88 (Hauptprodukt), Ju 188 oder Heinkel He 111 haben zwar Bordwaffen müssen aber nicht als "Ganzes" in den Schießstand.
Lediglich die letzten Heinkel He 162 "Salamander" (also der sog. "Volksjäger") hätte wieder im Einschießsstand beobachtet werden können- aber der hatte ja keinen Propeller...
Kann er also eigentlich nur die Ju 87 beim Einschießen beobachtet haben.
Nun steht noch die Frage, warum unter Volllast eingeschossen wurde. Das ist mir nicht klar, denn bei vollsynchronisierten MG macht das wenig Sinn. Der schießt sich nicht selbst in den Propeller.
Und es wäre auch für die Waffenwarte, die an den Flächen sitzen und die Seelenachsen der Läufe kallibrieren (nicht die Zieloptik) äußerst unangenehm. Also fraglich.
Die "Drehscheibe" ist der "Kompensierplatz" und dient dazu, Missweisungen des Mutterkompass im Flz zu bestimmen und das auf einer im Flz befindlichen "Abweichungstafel" zu vermerken.
Dabei wird das Flz in 30° - Schritten auf der Drehscheibe gedreht, am Außenkranz des "Rahmens" der Drehfläche sind die festen geeichten Gradangaben, die dann bei jedem Schritt mit den abgelesenen am Kompass im Flz verglichen werden und der Berichtigungswert wird dann notiert.
Der Flugzeugführer kennt dann die korrekten Gradzahlen zur Kursberechnung.