Eine Abschrift von Reimund unseren Oberstadtschreiber
Ein warhafftiger Bericht dero von Magdeburg des ihennen was Montags nach Matthei nechst verschienen inn Diesem fünffczigsten gegenwertigen Jahre der minnerzal diss orts Landes ergangen
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Psalmo. 106. Wir haben gesündiger sampt unsern Vetern Wir haben Misshandele unnd sind Gottlos gewesen. Unser Veter in Egipten wollten deine wunder nicht verstehen Sie gedachten nicht deiner grossen güte und waren ungehorsam Am Meer, nemlich am Schilffmeer. Er halff ihnen aber umb seins Namen willen das er seine macht beweisete.
Gottes gnade und friede durch IHEsum Christum sampt unsern willigen diensten stets zuvor Allen unsern geliebten Brüdern inn CHRISTO unnd auch sunst menniglichem thun wir der Radt der Alten Stadt Magdeburgk diesen unsern waren bericht des ihennen so sich inn der nechsten vergangen Wochen nach willen Gottes allhier diss orts landes zugetragen. Unnd erhelt sich also das Herzog Georg von Mechelnborch sampt Reutern unnd Knechten so vor und auch von Knechten inn Brunschweig gelegen ganz unnerschulter sachen unnd unbedacht das sie durch unns nie beleidigt worden hierher gegen unns feindtlicher weise gezogen. Von weme aber dasselbe kriegsvolck hierher an uns unnd die unsern gewiesen unnd was list und practiken das unterbawet wird unser Gott alles wol ferner an tag komen lassen. Dasselbige kriegsvolck hat allhie erstlichen das Stedtlein Wanzlebe ane alle furgehende verwarnunge unnd verursachunge unchristlichen oberfallen geplundert unnd darnach ausgebrent. Ond ob sie wol das anliggent haus auch angefallen so haben sie doch das dazumal nicht erlanget sondern verlassen müssen Unnd haben volgents auff dem Lande unser armen Bawrleute hin unnd her hart angriffen gebrandtschazt unnd zum höchsten beschediget und noch die unns denn solchen ihren iammer unnd verterb erbarmlichen fürgehalten desgleichen auch unser Nachbarn der Rat zu newen Haldensleue uns umb rettunge hülffen und beystandt angelanget und gebeten. So ist unns unser armen Bawrsleute ihrer Weiber und Kinder flehen klagen und weinen auch unserer Nachbarn ansuchen zu herzen gangen das sie vor unsern augen so iemmerlichen sollten verterben verheret und verlassen werden. Derhalben ist unser kriegsvolck von Reutern Burgern und Landsknechten zu hülffe und rettunge der armen Leute als unser Mitchristen am Montage nach Matthei nechstuerschienen aufs Wolmerstedt an die Feinde gezogen. Und ob sie wol Schaden erlitten so haben sie sich doch ehrlich gehalten unnd weile denn solchs aufs Christlicher bewegung des Onchristlichen verterbens der armen Bawrsleute und das die andern Nachbarn dem verterb der armen Leute zugesehen also ergangen so wirdt unns niemandts verdenken noch bereden muegen das wir den beleidigten armen leuten so von allen ihren Nachbarn verlassen gerne geholffen hetten unnd unser Blut unnd Gut zu ihnen zugesazt haben. Und ob man wol darff fürgeben unnd inn die Leute bilden als sollten wir etliche Richtschwerter und Thonnen mit Stricken den unsern mitgethan haben ect. So sagen wir erstlichen vor Gott das es nicht war auch kein ehrlicher mit grundt und wahrhei immer wirdt darthun Wol ist war weil man viel Wagen unnd such klein Feldschutz mit gehabt das man Stricke zu der notturfft unnd keiner andern meinung mit genommen Unnd ist nicht newe die Christen mit lügen doch zu unschulden zuverunglimpffen Dem HERREN unserm Gott unnd seinem heiligen Namen sey Ehre Lob unnd dank ewiglichen das wir an unsern Bürgern unnd Kriegsleuten keinen grossen Schaden gelitten wissen auch vorwar das uber zweyhundert Bürger und Landtsknechte nicht todt blieben Und gleichwol haben die Feinde ihre Blutgirig gemüthe an den armen Bawrsleuten iemmerlich bewiesen. Wollen aber damit ann unserm lieben GOOT und seiner Vetterlichen hülffe nicht verzagen sind des aufs der Göttlichen Schrift wol berichtet das es dem willen GOTTES also hergangen. Wir oerinnern uns auch des Göttlichen Worts im Buch der Richter das die eilff Stemme des Jüdischen Volcks so mit viermahl Hundert tausend wehrhafftiger Man versehen unnd die Beniamiter die nur sech unnd zwenzig tausent Starck gewesen umb guter Sachen willen unnd auch auff GOTTES befehl oberzogen das sie zum ersten ia auch zum andern mahl hart geschlagen unnd das zumdrittenmal der Herr bey ihnen gewesen unnd die Beniamiter mit allen ehren oberheubt erlecht haben das denn inn mehrern trostlichen Exempeln inn der Gottlichen Schrift wirdt angezeigt. Wir zweiffeln auch gar nicht wenn diese widderige Kriegsleute des recht betrachtet mit was list und betrugk sie widder unns unnd alle Christen weren verhezrt so wurden sie sich widder unns unnd die Christen so nicht gebrauchen lassen unnd viel mehr bedencken das diss fürnemen im grunde nicht alleine widder Gott unnd sein Wort sonder auch widder ihre unnd der ihrer Freihet und eigen Vaterlandt gehen wirdt. Wir bekennen auch frey das der Herr uns von unser Sünde wegen gezüchtiget versucht und probiret ob wir auch bey ihm unnd seinem heiligen Wort bestendig bleiben wollen. Wir wissen aber aufs dem Göttlichen wort das dem Teuffel seinen gliedern und allen unsern und der Christen Feinden vom HERRN ein ziel gesteckt darüber sie ane seinen willen nicht schreiten werden. Ist es aber auch Gottes Veterlicher wille das wir ob unser Christliches bekenntnis unnd gehorsam gegen Gott darüber wir denn alle diese Verfogunge leiden noch höher beschwert werden oder gleich alle sterben sollten so ist unns doch dasselb besser wollens auch durch Gottes gnaden alles lieber erdulden denn mit Sünden zeitlichem und ewigem Schaden von Gott unnd seinem heiligem Wort zum Römischen Antichrist inn vielem oder wenigem weichen und abfallen. Wir gleuben auch und hoffen unzweifflich aus Gottes gnaden das der Herr der denn grösser unnd stecker ist denn die ganze Welt umb unnd bey unns unnd allen Christen sein auch unser anruffen in Christo Jhesu erhören unnd uns eretten und der ganzen Welt sein Göttliche krafft und macht sehen lassen wirdt. Es konnen aber alle die ihennen was Standes die sein das immer mit gutem Gewissen vor Gott verantworten sondern müssen wo sie sich nicht widder zu Gott bekeren ewig und auch zeitlich darumb gestrafft werden so von Gott seinem heiligem Wort unnd der Göttlichen erkanten Warheit umb zeitlicher menschlicher furcht eher gutes unnd diese kürzen lebens willen Schendtlichen abfallen Gott dem Herrn trewlos werden unnd die armen Christen ergern auch die sunst gern bestendig blieben mit gewalt zwingen das sie sich dem Antichristischen Pebstlichen Tridentischen Concilio dem Gottlosen Interim unnd also dem ganzen Abgöttlichen Pabsthumb unterwerffen unnd darzu der armen Christen Feinde unnd Verfolger werden wie denn solches auffs newe auff izt gehaltenem Reichstage zu Augspurgk fürgebracht und bewilliget worden.
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Dem allem nach und dieweile Gott unnd der Welt unnerborgen ist das wir alleine umb Göttlicher Warheit und ewiger gerechtihkeit willen leiden. Bitten wir dienstlichen unnd freundlichen es wollen die lieben Christen an allen orten unserer und der gemeinen Christlichen anliggenden Sachen mit ihrem getrewen Gebet gegen Gott nicht vergessen unnd mit leidlichen wol erwegen was hieraus weiter entstehen unnd erfolgen wirdt Und sich widder unns als ihre Brüder unnd Mitglieder Ihesu Christi nicht gebrauchen noch durch unser Feind listige lügen nicht uberreden noch bewegen lassen. Unnd hiermit bedenken das sie bisher mit unser mercklichen gefahr und nachteil gleich als unter dem Schatten dieses armen Bethulien friedlich gesessen Gottes wort und zeitliche wolfart zimlichen erhalten haben Derhalben sie auch fur Gott dieser und anderer ursachen halben Schüldich uns als die wir izt gleich von wegen der ganzen Kirchen am Creuze stehen Christlichen beistandt zu leisten und wo solchs nicht geschehen wirdt ist es nicht alleine an ihm selbst grosse Sünde sonder so wir nach dem willen Gottes inn diesem bekenntnis und gehorsam mit anderern Merterern Christi leiblichen solten unterliggen wurde gleicher unfall dennoch zum nechsten an ihnen sein unnd fast uber ganz Deudtschlandt uber fromme unnd böse allerley tyranney oberhandt nehmen. Unser lieber Gott behütte unns unnd alle seine lieben Christen vor des Pabsts unnd Antichrists und seiner glieder und anhenger betrugk greweln und Abgötterein darumb wir unnd alle Christen izo im grunde verfolget werden. Der Herre gebe unns unnd alle seinen lieben Christen unnd auserwehlten inn diesen geschwinden letzten zeiten seinen heiligen Geist unnd gnade bey seinem heiligen Göttlichen Wort ane alle Menschlichen zusatz bestendiglichen biss ans ende zuuerharren Und sindt euch allen von herzen zu dienen ganz willig. Datum Mitwoch nach Michaelis Archangeli Anno. 1 5 5 0
Psalmo rhiis Gott wir haben mit unsern ohren gehörtUnser Veter habens uns erzelet Was du gethan hast zu iren zeiten vor Alters. Du hast mit deiner Handt die Heiden vertriebenAber sie hastu eingesetz Du hast die Völker verderbet Aber sie hastu ausgebreitet. Denn sie haben das Landt nicht eingenommen durch ir Schwerdt und ir Arm halff inen nichts Sondern deine Rechte dein Arm unnd das Liecht deines Angesichts Denn du hattest wolgefallen an inen . Gott du bist derselbe mei König Der du Jacob hülffe verheissest. Durch dich wölln wir unser Feinde zerstossen In deinem Namen wöllen wir untertretten die sich wider uns setzen . Denn ich verlasse mich nicht auff meinen Bogen Unnd mein Schwerdt kann mir nicht helffen. Sondern du hilffest unns von unsern Feinden Und machest zu Schanden die uns hassen. Wir wöllen teglich rhümen vo Gott Unnd deinem Namen dancken ewiglich Gela. Warumb verstössestu und denn nu und llessest uns zu Schanden werden Und zeuchst nicht aus unter unserm Heer? Du lessest uns fliehen fur unserm Feind Das uns berauben die uns hassen. Du lessest unns auffressen wie Schafe Und zurstrewst und unter die heiden. Du verteuffelst die Volck umb sonst Und nimpst darumb. Du machest unns zur Schmach unsern Nachbarn Zum Spot und hohn dewen die umb uns her sind. Du machest unns zum Beyspiel unter den Heiden Unnd das die Völcker das Heubt uber uns Schütten. Teglich ist mein Schmach fur mir und mein Andlitz ist voller Schande. Das ich die Schender und Lesterer hören Unnd die Feinde rachgyrigen sehen mus. Dis alles ist uber uns komen Und haben doch dein nicht vergessen Noch untrewlich in deinem Bund gehandelt. Unser Hertz ist nicht abgefallen Noch unser gang gewichen von deinem Wege. Das du unns so zurschlehest unter den Drachen On bedeckest und mit Finsternis. Wenn wir des Namens unsers Gottes vergessen hetten Und unser Hende auffgehaben zum frembden Gott. Das möchte Gott wol finden Nu kennet er ja unsers Hertzen grund. Denn wir werden ja umb deinen willen teglich erwürgt Unnd sind geachtet wie Schlachtschafe. Erwecke dich HERR warumb schleffestu? Wache auff und verstosse uns nicht sogar. Warumb verbirgstu dein Andlitz Vergissest unser Elends und drangs? Denn unser Seele ist gebeuget zur ErdenUnser bauch klebt am Erdboden. Mache dich auff hilff und Und erlöse uns umb deiner Güte willen.
Gedruckt zu Magdeburgk durch Michel Lotther 1 5 5 0.
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Die Magdeburger erbeuten eine Pickelhaube und einen Gaul
Sie haben während der Belagerung 1550/51 natürlich viel, viel mehr erbeutet, aber bei einem Ausfall am 15. August 1551 erbeuteten sie eben auch eine Pickelhaube. Sogar eine, die mit Samt überzogen war. Ihr vorherhergehender Eigentümer konnte mit ihr nichts mehr anfangen, da er durch den Kopf geschossen und tot war. Das Ereignis war immerhin so wichtig, dass darüber sowohl Pomarius in seiner Magdeburger Chronik berichtete, wie auch die Schöppen des Magdeburger Schöppenstuhls in ihren Briefen darüber berichteten. Dazu folgen die Texte:
Bei der Belagerung Magdeburgs 1550/51 verließ man sich noch auf die Schutzwirkung der Pickelhauben. Pomarius berichtet in seiner Chronik:
Bild entfernt (keine Rechte)
Text in moderner Schrift: Dem 13. Augusti / Ließ sich der Feind nahend biß an die Stadt heran sehen / vor S[ankt] Ulrichs Thor / derhalb zogen die unsern aus / die Feinde hatten die gärten im Frisen voller Knechte gestackt und alles zu ihrem vortheil eingenommen. Das erste der Reuter treffen geschach bey dem Steinebrucklein uber die Schrot / hinter den Gerten / unsere Knechte druckten mit gewalt zu den jhren in die Gerten / und jagten sie aus jhrem vortheil / und solches nicht ohne beyderseits schaden.
Die Reutter haben dreymal an einander gesatzet / und werete drey grosser stunden / von sieben uhr biß umb zehen / der Feind Ritmeister Asmus von Winderfelt ist erschossen / welches Pickelhauben mit Sammit uberzogen sampt seinen Gaul in die Stadt bracht ward / 36.Geule sein im Felde liegent blieben auff der Walstadt / darunter sein der unsern 5.gewesen / auch sein vier stadliche ansehentliche Personen / von den jhren im Feld blieben / und von den unsern geplündert. Die Gefangene so hernachmals uber 8. tage herein bracht worden / bekandten wie das jhnen viel fürnemliche von Adel beschedigt und todt blieben weren.
Die Pickelhaube hat dem Erasmus von Winterfeld leider nichts genützt, denn der tödliche Schuss ging nach den Familiennachrichten des Joachim von Winterfeld „durch den Kopf“. Die Magdeburger konnten die Trophäe wohl auch nicht mehr verwenden - oder wollten das auch nicht.
Fast wörtlich übereinstimmend ist in der Schöffenchronik enthalten (Band 2, Seite 65):
Aus einem Reiseführer von 1842 noch eine ergänzende Darstellung zum Einsatz von Kanonen auf Kirchtürmen (Kirchtürme waren von vornherein für die Aufstellung von Kanonen eingerichtet, die von diesem erhöhten Standort eine wesentlich höhere Wirkung erzielten, als vom Erdboden aus). Neu in dieser Beschreibung ist der Hinweis, dass die Kirchtürme durch vorgehängte "Wollsäcke" einen gewissen Schutz vor gegnerischem Beschuss erhielten.
"St. Jacobikirche ... Während der Belagerung der Stadt unter dem Churfürsten Moritz von Sachsen (vom 16. Sept. 1530 bis 9. November 1551) hatte man, wie auf andere Thürme, so auch auf den Thurm dieser Kirche Geschütz gebracht, mit welchem man dem Feinde, der sich in der Neustadt festgesetzt hatte, großen Schaden zufügte. Der Büchsenmeister Andreas Kritzmann allein soll, wie der Stadtsecretair Merkel in seiner Beschreibung dieser Belagerung (Mag¬deburg 1587, 4to.) erzählt, über 400 Personen von hier aus er¬schossen haben. Die Feinde thaten daher aus ihrem groben Geschütze über 1500 Schüsse auf den Thurm, wodurch derselbe, obwohl er mit Wollsäcken behängt war, so beschädigt ward, daß er einstürzte."