Magdeburg hält heute den Atem an Landeshauptstadt gedenkt des Bombenangriffs vor 70 Jahren und wehrt sich gegen Missbrauch Magdeburg gedenkt heute einer seiner schwersten Stunden der Stadtgeschichte. Bei einem Bombenangriff am 16. Januar 1945 wurde die Innenstadt nahezu vollständig zerstört. Von Rainer Schweingel Magdeburg l Der Feuersturm war um 21.28 Uhr entzündet worden. Der sogenannte Masterbomber erreichte die Stadtgrenzen und warf drei Leuchtbomben ab. Sie markierten das Zielgebiet für Hunderte Flugzeuge der englischen Royal Airforce. Binnen einer halben Stunde warfen sie Tausende Tonnen Bombenlast ab. Die Innenstadt zwischen Hauptbahnhof, heutigem Uniplatz, Elbe und Hasselbachplatz stand in Flammen, darunter mit dem Breiten Weg eine der schönsten Barockstraßen Europas. Etwa 2500 Menschen verbrannten oder erstickten in den Kellern. Es gab mehr als 11 000 Verletzte. In den Tagen darauf wurde das ganze Ausmaß des Angriffs sichtbar. Etwa 90 Prozent der Innenstadt sowie 60 Prozent der restlichen Stadtteile waren zerstört oder stark beschädigt worden. Der Angriff auf die damalige mitteldeutsche Metropole mit 336 000 Einwohnern, die zugleich wichtiger Rüstungsstandort war, gilt als einer der schwersten Angriffe auf eine deutsche Stadt im Zweiten Weltkrieg. Nach dem Krieg musste Magdeburgs Innenstadt neu aufgebaut werden. Bis auf Rathaus, Dom und einige wenige Häuser in der Innenstadt erinnert nichts mehr an das alte Magdeburg. In den sieben Jahrzehnten entstand ein völlig neues Stadtbild. Der 16. Januar gilt seither als Mahn- und Gedenktag für die Opfer von Krieg und Gewalt. Ab 21.28 Uhr, Zeitpunkt des Beginn des damaligen Luftangriffs, werden alle Kirchenglocken der Stadt läuten. Oberbürgermeister Lutz Trümper (SPD) hat zur Teilnahme an den Gedenkfeiern eingeladen, unter anderem heute um 15 Uhr auf dem Westfriedhof. Dort sind Opfer der Bombennacht bestattet. Trümper mahnte: „Wir wenden uns gegen den Missbrauch dieses traurigen Anliegens für die geschichtsverfälschende und demokratiefeindliche Propaganda rechter Kräfte.“ Der Gedenktag wurde in der Vergangenheit regelmäßig von rechten Gruppierungen für ihre Zwecke genutzt. Magdeburg protestiert dagegen seit Jahren unter anderem mit einer Meile der Demokratie. Sie lädt am Sonnabend ab 12 Uhr auf den Breiten Weg zwischen Dom und Altem Markt ein und wirbt für ein weltoffenes, tolerantes Magdeburg. Erwartet werden mehr als 10 000 Besucher. Der Dom sah aus wie angestrahlt Es gibt Bilder dieser furchtbaren Nacht, die sich furchtbar tief in meinen Kopf gebrannt haben. Als die Bomben fielen – es war mein 10. Geburtstag – wohnten wir in der Helmstedter Straße. Wir suchten im Keller des Hauses Schutz; verbrachten die ganze Nacht dort – gelähmt vor Angst. Hörten die Motoren der Flugzeuge, hörten die Einschläge der Bomben. Wir blieben zum Glück – zumindest körperlich – unverletzt. Als wir am nächsten Morgen meinen Onkel suchen gingen, liefen wir zur Sudenburger Wuhne. Überall weinten Menschen, überall lagen verkohlte Arme und Beine – überall lagen Leichen! Wir standen auf einer Brücke und konnten bis zum Dom blicken. Ringsherum lag alles in Schutt und Asche. Ringsherum brannte es. Der Dom sah aus, als würde er angeleuchtet. Dieses Bild hat sich eingebrannt. Ich habe es noch heute vor Augen, wenn ich am Dom vorbeifahre. Es war ein sehr trauriger (Geburts-)Tag. Auch heute, an meinem 80. Geburtstag, ist die Erinnerung nicht verblasst. Günter Wagner, Magdeburg Ich dachte, hier kommt nie wieder Leben rein Dieser Feuersturm war die reinste Hölle, Menschen verbrannten bis zu einem Baumstumpf, ganz zu schweigen von den vielen Toten, die teils herumlagen oder verschüttet waren. Es gab ja auch viele Schwerverletzte, und erst die vielen plötzlich wohnungslos gewordenen Menschen, wo sollte man in dieser schwer zerstörten Stadt damit hin? Ich war damals 14 Jahre alt und sagte zu meiner älteren Schwester, diese Stadt ist tot, hier kommt nie wieder Leben rein. Nun hat es ja auch einige Zeit gebraucht, bis die Stadt so wurde, wie sie jetzt ist. Ich bin eine Magdeburgerin, durch und durch, und bin stolz auf meine Stadt, dass sie wieder zu neuem Leben erwacht ist! Ilse Hamm, Magdeburg Die Stadt brannte, ich kann das nie vergessen Mein Elternhaus stand am Tränsberg Nr. 6. Gleich in der Nachbarschaft war die Autoglaserei Duchrow. Das Foto links entstand vor der Schreckensnacht. Aus dem Fenster (1. Etage, links) schauen meine Mutter und meine Schwester Inge. Doch schon bald erlebten wir den Alptraum. Am 16. Januar 1945 wurden wir dort ausgebombt. Wir mussten durch das brennende Magdeburg laufen. Ich war acht Jahre alt und ich kann das nie vergessen! Brigitte Armhorst, Barleben „Alle zu Fuß! Magdeburg steht in Flammen“ Ich bin am 22.10.1931 in Magdeburg geboren, habe die Luisenschule (später Käthe-Kollwitz-Schule) besucht. Wegen der zu erwartenden Luftangriffe wurde meine Klasse 1942 in den Harz ins Kinderlandverschickungslager gebracht. Als mich meine Mutter zurückholte, weil mein Vater kurz vor Heiligabend gefallen war und das Kriegsende nahte, kam ich am 16. Januar in den Feuersturm der Stadt. Meine Mutter wollte mich am späten Abend in Meitzendorf vom Bahnhof abholen, doch der Zug stoppte schon vor Magdeburg. Einer schrie: „Alle zu Fuß nach Magdeburg - die Stadt steht in Flammen!“ Meine Tante war bei mir. Von Angst und Ungewissheit getrieben laufen wir, ohne auszuruhen, ohne anzuhalten, durch unser geliebtes Magdeburg. Wir müssen nach Wilhelmstadt, Lützowstraße 19, in die Wohnung meiner Großeltern. Uns kommen fliehende Menschen entgegen, angsterfüllt, Kinder auf dem Arm. Flammen, Brandgeruch, zusammenbrechende Häuser. Das Haus der Großeltern steht zum Glück und wir finden dort Unterschlupf. Ich schlief ein in dieser schrecklichen Nacht. Dr. Hannelore Danders, Dresden Unser Haus – ein Trümmerhaufen Es war ein sehr kalter Wintertag, dieser 16. Januar 1945. Meine Mutter und ich hatten uns gegen 21 Uhr dicht an den Kachelofen gesetzt, um dessen letzte Wärme zu genießen. Gerade hatten wir uns entschlossen ins Bett zu gehen, als wir Flugzeugmotoren brummen hörten. Wir liefen in den Luftschutzkeller. Der Himmel war taghell von den „Weihnachtsbäumen“, den Leuchtbomben, die die feindlichen Flieger immer zur besseren Zielsicherheit vorher abwarfen. Wir vernahmen die dumpfen Einschläge der ersten Bomben, noch entfernt von uns. Und erst jetzt heulten die Sirenen. Im Luftschutzkeller war absolute Stille, niemand wagte zu sprechen. Jeder hatte mit seiner Angst zu tun. Die Einschläge kamen immer näher, die Motoren der Flugzeuge brummten immer lauter. Nun war das Krachen der zusammenfallenden Häuser unüberhörbar. Wir saßen wie erstarrt auf unseren Stühlen. Im nächsten Moment fiel das Haus über uns zusammen. Die Kellerdecke brach ein, die Wand zur Straße wurde stark in den Keller hineingedrückt. Der Raum war dunkel und undurchdringlich vom Staub. Wir konnten kaum atmen. Ich war bis zu den Hüften mit Schutt bedeckt, konnte mich nicht bewegen. Wie lange wir so verharrten, kann ich nicht sagen. Jedes Gefühl für Zeit war verloren gegangen. Es schmerzte nichts, es war auch nichts mehr zu hören. Jeder versuchte, sich aus dem Schutt zu befreien. Dann hörten wir im Kellergang Stimmen. Zwei Männer hatten auf der Treppe die „Luftschutzwache“ gehalten. Sie erkundeten, welche Stellen des Kellers noch zugänglich waren. Das Atmen wurde für uns immer schwerer. Wir mussten schnellstens ins Freie, um nicht zu ersticken. Die beiden Männer schoben eine Kiste unter ein freigeräumtes Waschhausfenster. Sie hoben und zogen uns alle auf der Rückseite des Hauses in den Garten. Ich lief mit meiner Mutter auf die gegenüberliegenden Häuser in der Arndtstraße zu und wir verkrochen uns im dortigen Luftschutzkeller, bis es hell wurde. Am Morgen sahen wir das ganze Ausmaß. Die Eckhäuser der Großen Diesdorfer Straße 228-231 und unser Haus Schenkendorfstraße 1 waren nur noch ein Trümmerhaufen. Der Himmel war glutrot. Es regnete Asche. Die körperlichen Verletzungen dieser Nacht sind verheilt. Geblieben ist ein Trauma, das die Ereignisse bis zum Lebensende wachhält. Ursula Guse, Magdeburg Bild entfernt (keine Rechte) Bild entfernt (keine Rechte)
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laut div. geschichtsinteressierter aus Salbke und Westerhüsen wurde das Gebäude der freiwilligen Feuerwehr in Salbke beim Tagesangriff der Amerikaner durch einen Bombenvolltreffer vollständig zerstört.... kann das hier im Forum bestätigt werden von den Fachleuten.....
Q: THE R.C.A.F. OVERSEAS, Toronto Oxfort Iniversity press 1949, S. 112ff
Hauptziel der 6th Bomb Group in dieser Nacht (16. Januar [1945]) war Magdeburg, dem Ziel für 330 Maschinen. Über 100 kanadischen Halifax und 7 Vancouver Lancasters der R.C.A.F.nahmen daran teil. Magdeburg an der Elbe war die größte Stadt in Sachsen und die Heimat der wichtigsten Maschinenbauwerke, Flugzeugtriebwerksfabriken, einer Sprengstofffabrik und einer großen Raffinerie für synthetischen Treibstoff. Es war auch einer der wichtigsten Eisenbahnknotenpunkte im Zentrum von Deutschland, in der Bedeutung an zweiter Stelle nach Berlin. In vielen Vororten von Magdeburg waren zahlreiche Industrien wie Junkers, Krupp-Grusonwerk und Polte, sowie große Rangierbahnhöfe. Die Bedingungen für einen guten Angriff waren günstig, ein Strom von Pathfinders und Bombern dröhnte über dem Ziel. Bei klarer Sicht mit einer nur geringen Bodennebel markierten die Pathfinders das Ziel genau und ausgiebig mit Fackeln und Blinkern. Dank dieser ausgezeichneten Kennzeichnung und dadurch in der Lage, präzise geführt von den Master Bombern, konnten die Bombenschützen ihre Eier direkt im Warenkorb zu platzieren .. Verbreitete Brände und Explosionen schleuderten den Rauch über eine Meile hoch in die Luft und verursachten am Himmel ein Glühen, das mehr als 100 Meilen weit sichtbar war. Crews hatte guten Grund zu glauben, dass es ein außergewöhnlich effektiver Angriff war.
Zusätzlich zur üblichen Flakabwehr hatten die Hallifax` und Lancasters mit Nachtjägern zu tun, die den ganzen Weg von der niederländischen Küste nach Magdeburg und zurück sehr aktiv waren. Die Jerry-Piloten waren in der Lage, in den Bomberstrom einzudringen und erhebliche Schäden anzurichten. Siebzehn Bomber kehrten nicht von dieser Nachtoperation zurück; sieben waren kanadische Halifax, vier von den Snowy Owls und je einer aus den Swordfish, Thunderbird und Bison Squadrons. Von den 49 Besatzungsmitgliedern wurde mehr als die Hälfte gefangen genommen. Vier der Flugzeuge stürzten durch Nachtjäger ab, das Rest wurde Opfer des Flak-Sperrwerks. F/L EB McCutcheon, F/A DW Ritchie, JG Welk und TC Jones (RAF) und die P/Os JG Skidmore, GA Haacke und DO MacKey, eine erfahrene Crew von der der Snowy Owls Squadron, wurden von einem Ju 88 nach direkten Treffern von unten abgeschossen. Ritchie, Skidmore, Haacke und MacKey entkamen mit dem Fallschirm. Aus einer anderen Veteranen-Crew, F/L EW Watson, F/A-QJ Louie, die P/Os CW Way (RAF) und WJD Rebhuhn, die F/Ss DJ Jacobi und TE Lynch und Sgt. A. K. Parker (R.A.F.), getroffen vom Flak-Feuer über dem Ziel, wurden Jacobi und Lynch gefangen genommen. Ein Volltreffer durch schwere Flak traf auch die Halifax mit F/A-RA Ireland mit den F/Os WL Dennis und W. Webb, den F/Ss LJ Penny, FW Poole und Sam Camerman und Sgt. R. Hutchinson (R.A.F.) in ihrer Crew. Poole, der mittlere der oberen Schützen, war gerade auf seinem befestigten "Rutsche", als das Flugzeug explodierte; er erlangte das Bewusstsein kurz vor der Erde wieder. Zwei Tage entzog er sich den Nazis und wurde dann gefangen genommen. Camerman geriet ebenfalls in Gefangenschaft. Die vierte Snowy Owls-Crew mit Skipper F/S R. E. Harvey, stand erst am Anfang ihrer operativen Tour. Die Erfahrungen der Nacht waren genug, um selbst kampferprobten Veteranen das Zittern beizubringen. Probleme mit der Navigationsausrüstung waren die Ursache, dass die Hallifax zu spät über dem Ziel ankam, aber die Crew ließ ihre Bomben fallen und wandte sich heimwärts. Dann erst begann die Tortur. Zwischen Magdeburg nach Hannover erschienen Ju 88 Nachtjäger - es schienen vier zu sein - und beschatteten den Bomber und griffen häufig an. Sieben mal konnte der Halifax ausweichen. Hinter Hannover wurde der achte Angriff gemacht und der Bomber wurde getroffen. Eine Granate explodierte im hinteren Turm, zersprengte das Plexiglas; andere Granaten beschädigten den Schwanz und entzündeten backbord den inneren Motor. Wegen der raschen Ausbreitung der Flammen gab Harvey den Befehl zum Absprung. Der Jerry ging offenbar sich mit seinen Opfern nach unten, sowohl dem hinteren (F/S AJR Little) und mittleren Schützen (F/S KD Reid), die auf die Junkers geschossen hatten. Die anderen Besatzungen sah ein Flugzeug in Flammen aufgehen und etwa 1000 Meter tiefer explodieren. Neben Little und Reid, F/A-CF Bryce fielen die Sgts. PEO Morissette und RJ Wilson in die Hände des Feindes. Harvey und Sgt. J. F. McCormick waren verloren. Nachtjäger schossen die E-Easy der Bisons in der Nähe von Hannover auf ihrem Heimflug ab. Fast am Ende der Tour wurde die gesamte Crew gefangen genommen - F/A-FH Biddell und CE Chapman, P/O RHS Bourne, die F/Ss R. A. Deck, F. G. Peters und J. R. Phillips und Sgt. R. H. V. Streatfield (R.A.F.). Sie berichteten später, dass das gesamte Magdeburg zu brennen schien, als sie gingen und ein schöne Ziel ausmachte.
Feindliche Piloten hatten im Raum Hannover einen erneuten Treffer erzielt, als sie F/L RH Galbraith und seine Thunderbird Crew abschossen. Galbraith, F/O J. W. Shirey und Sgt. J. Davidson gingen verloren; F/A-R. R. Broadfoot und die F/Ss J. M. MacDonald, A. M. Lacchia und B. W. McNicol wurden P.OWs. Eine Geschossserie kam durch den Boden des Bombers und so nah an Broadfoot`s Gesicht vorbei, dass er die Wärme spürte. McNicol, der Heckschütze, musste mit seinem Revolver die Tür aufhacken, bevor er springen konnte.
Die siebte Crew einer Swordfish Halifax wurde von unten von der Flak abgeschossen. F/A DM Sloan und TK Daniel, die F/Ss R. A. Collins und W. K. Bradley und Sgt. G. V. A. Binne gerieten in Gefangenenschaft. F/L W. F. Borrett, der Pilot, und F/S P. R. Mogridge wurden getötet.
Von der No. 6 Group wurden zwei feindliche Flugzeuge zerstört (zusätzlich zu der einen, die von der Besatzung, die nicht zurückkehrte, getroffen wurde). FS W. H. Magill, Richtschütze für F/L H. W. MacDonald der Bison Squadron, eröffnete auf einen einmotorigen Jerry aus 600 Yards Entfernung das Feuer und setzte es fort, bis der Kämpfer auseinanderbrach. Zwei Explosionen wurden dann gesehen, als der Gegner weg tauchte und abstürzte. Magill`s ausgezeichnete Hinweise an seinen Captain und sein genaues Feuer brachten ihm die D.F.M. [Distinguished Flying Medal]. Auf dem Weg zum Ziel, nordöstlich von Braunschweig, pflückte F/S RL Siewert, hinterer Schütze in der Goose Halifax von Skipper F/A-RM Wallis, eine Messerschmitt aus 410 bis 400 Yards mit direkten Salven, die beide Motoren in Brand setzten, vom Himmel. Die Bomberbesatzung sah, wie der Jerry Pilot mit seinem Fallschirm absprang, während die Maschine außer Kontrolle geriet, auf dem Boden aufschlug und explodierte. Wallis und seine Crew kehrten von ihren nächsten Operation zwölf Nächte später nicht zurück.
Für ihren Einsatz beim Magdeburg Raid wurden S/L WJ Smith von der Goose Squadron, F/O JE Rowe von den Bisons, F/O PC Green von der Moose Squadron und F/S JEG, Marcil und P/O J. EB Pare von den Alouettes mit Gongs [Service Medals] ausgezeichnet. Green war Air Bomber [Bombenoffizier] in einem Kite [Drachen], der nach Verlassen des Ziels bei einer Kollision stark beschädigt wurde und der dem Navigator wertvolle Hilfe leistete, um den Bomber gut nach Hause zu bringen. Marcil und Pare waren Schützen für P/O G. E. S. Chabot bei einem mit Nervenkitzel verpackten Einsatz. Zunächst war der Drachen viele Minuten in die Kegel von Scheinwerfern geraten und lag unter schwerer Flak. Obwohl durchlöchert, setzte die Halifax weiter ihren Weg fort. Ein Nachtjäger näherte sich und die beiden Schützen eröffneten das Feuer als erste und schossen ihn wahrscheinlich ab. Nach diesem Nachtangriff auf Magdeburg durch die R.A.F. und R.C.A.F. führten die amerikanische 8th Air Force zwei Tagesangriffe und in der nächsten Nacht das Bomber Command einen vierten Angriff durch. Zerstörte Grundstücke in der Stadt belegten die Ergebnisse aller vier Bombenangriffe. Sie zeigten, dass der größte Teil der Altstadt durch einen Brand und viele wichtige Gebäude, darunter das Rathaus, das Stadt- und das Zentraltheater, das Stadtkrankenhaus und Naturhistorische Museum schwer beschädigt wurden. Über vierzig wichtige Industriebetriebe hatten sehr stark gelitten, darunter zwei Ziele mit hoher Priorität, die Friedrich Krupp Rüstungswerke in Buckau und das Triebwerksanlagenwerk Junkers in der Neustadt. Ferner beide Güterbahnhöfe, der Personenbahnhof, die südliche Lokomotiven-Werkstatt und viele andere Eisenbahnanlagen, die entkernt wurden, wie auch die Ravensberg-Kaserne. Von der bebauten Fläche Magdeburgs waren 60 Prozent völlig zerstört.
Übersetzung Ulrich Koch Berlin
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Frau Siegrid Svatek aus Magdeburg, Jg. 1933, geb. 16.1.33 Tel- Interview durch H. Menzel Juni 2013
In unserem Restaurant war vor seiner Zerstörung der Offiziersstab von den Nationalfestsälen aus einquartiert. Danach verlegte er in die Gaststätte Papenburg Privatstraße „Gaststätte Papenburg“. Auch wir hatten da eine neue Notwohnung. Am 16.1.45 war ja schon die Nordfront schwer getroffen worden. Aber am frühen Abend fragen wir die Offiziere im Quartier, wie die Liftlage sei. Sie antworteten, dass feindliche Bomberverbände nach Berlin abgebogen seien. Ihr könnt euch beruhigt hinlegen. Da auf einmal heulten die Sirenen und die Weihnachtsbäume standen am Himmel. Unter Bombenhagel und Phosphorlachen eilten wir in den Nordbunker. Der war bereits zu. Da aber der Gauleiter Jordan angefahren kam mit aufgeblendeten Scheinwerfern. So wurde der Bunker noch einmal geöffnet und wir konnten auch noch rein. Im Nordbunker war ja auch die Führung des Luftschutzes untergebracht. Er hatte drei Etagen. Wir hatten nur noch Platz auf der Treppe gefunden. Die Räumlichkeiten im Bunker waren relativ kleine Zellen mit Pritschen. Der Führungsstab hatte im Bunker seine Räume.
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Dr. Dirk Hagemann Jg. 29 wohnhaft heute Beethovenstraße 1 wohnte bis Kriegsende im Lenneviertel MD
Während der Luftangriffe MD: Ich gehörte zu dem Jahrgang, der einerseits nicht mehr in die Kinderlandverschickung kam, andererseits auch noch nicht die Uniform zum Luftwaffenhelfer zu wechseln hatte, sondern in MD bleiben durfte. Das hatte zur Folge, dass der Unterricht mit Ende der Sommerferien 44 nicht mehr regelmäßig stattfand. Man ging nur noch einmal in der Woche zum Aufgaben holen und singen in die Schule. Wir waren trotzdem beschäftigt mit den geringen Schulaufgaben und mit der Luftschutzwache in der Schule. So mussten wir mindestens zwei Mal in der Woche abends in der Schule erscheinen. Dann wurde die ganze Nacht mit 2-3 anderen Kameraden in einem Kellerraum Luftschutzwache gehalten. Das war unser Domgymnasium in der heutigen Hegelstraße. Vier HJler bildeten steht’s eine Luftschutz-Wachgruppe. Die Gruppe blieb bis zuletzt personell unverändert, also ein eige-spieltes Team. Wir hatten einen Oberwächter, der etwas älter und von anderen Diensten freigestellt war, weil er als Luftwaffenhelfer oder Arbeitsdienst aus gesundheitlichen Gründen nicht in Frage kam usw. Einer der Oberwächter war der Sohn vom damaligen Domprediger Martin. Wie hatten gelernt mit Sand und Wasser und Löschwerkzeug umzugehen, um kleinere Brände zu löschen, Stabbrandbomben unschädlich zu machen usw. Glücklicherweise ist in all den Nächten, in denen wir Brandwache hatten, nichts passiert. Das erlebte ich erst später, am 16.1.45. den 16.1.45 habe ich auch in der HJ-roter Ziegel, in der Schule am Westring erlebt. In der Nacht mussten wir dort löschen, in der Straße in der Nähe (heute Hans-Löscher-Str.). Da standen moderne Wohnhäuser in die mehrere Brandbomben eingeschlagen waren. Erst gegen 2:30Uhr hatten wir dort die Brände gelöscht. Luftangriffe: Der 16.1.45 war bereits schon durch einen Tagesangriff geprägt. Wie waren ja in der alten Schule am Westring als Luftschutzhelfer eingeteilt und von dort aus absolvierten wir seit Tagen unsere vormilitärische Ausbildung in der Kiesgrube Diesdorf. Am 15.1.45 hatten wir noch einen lustigen Abend in der Schuleaula. Wie hatten, obwohl es Januar war unsere schwarzen kurzen Korthosen an, weil die Schule sehr gut beheizt wurde. Die hatten wir mitgenommen. Wintersachen brauchten wir ja nur draußen. Das zeigte sich auch zu Nachteil, denn beim löschen wurde man ja auch nass. Da nach Luftangriffen oft ein Licht aus fiel musste man sich nach Löschmaßnahmen anschließend mit nassen Sachen im dunklen Keller in eine Ecke niederhocken, um zu schlafen, auszuruhen. Die kurzen Hosen waren dann, um trockne Sachen anzuhaben fehl am Platz. Die Stube, in der wir die Nächte verbracht hatten, in der Schule war beim Nachtangriff durch eine seitwärts durch das Fenster eingeschlagene Brandbombe total ausgebrannt. Somit blieben uns nur noch die Keller. Das hatte man uns während unseres Löscheinsatzes in der späteren H.-Löscher-Straße, nicht erzählt, denn dann hätten wir dort lieber gelöscht. Im Zimmer waren nur noch die ausgeglühten Metallgerippe der Doppelstockbetten für 12 Mann übrig. Alle meine Sachen waren vernichtet. Von den verheerenden Bränden in der Innenstadt haben wir während unseres Einsatzes eigentlich nichts mitbekommen, standen wir doch selbst in Stadtfeld vor großen Brandherden bis ca. 2:30Uhr. Danach waren wir alle so erschöpft und versuchten, wie gesagt dann in den Keller der Schule, Schlaf zu finden. Während der Löscharbeiten hatten wir die Kälte von etwa 0 Grad durch die enorme Hitze der Brände nicht empfunden. An die Zeit nach dem 16.1.45 kann ich mich kaum noch erinnern, da alles von der Brandnacht überschattet gewesen war. Als ich nach dem 17.1.45 einmal Lebensmittelkarten abholen sollte, vom Ernährungsamt in Sudenburg, nähe Ambrosiuskirche die in einem Schulgebäude untergebracht war, erlebte ich einem Fliegeralarm am Tage (Vormittag’s). Da sah ich die vielen amerikanischen Bomber am Himmel, die Möglicherweise zur Brabag oder zum Kruppwerk flogen. Gott sei dank nahmen sie nicht die innenstadt oder gar die Sudenburg ins Visier. Als wir schnell auf LKW’s sprangen, flogen meine Lebensmittelkarten durch den Wind weg. Das war besonders schlimm, denn wir bekamen für den Monat nur Ersatz, für die Leute, die bei uns zu hause wohnten, die nichts dafür konnten. Meine Mutter mit drei Kindern musste nun sehen, mit den verbleibenden Karten klar kam. Vormilitärische Ausbildung bis 16.1.45 –nach 16.1.45 Der 16. Januar 45 war aber bereits durch einen Tagesangriff geprägt gewesen. Wir waren bereits einige Tage vor dem 16.1.45 in der alten Schule am Westring einquartiert, das wir von dort aus unsere vormilitärische Ausbil-dung absolviert hatten. Da wurde jeden Morgen auf dem Schulhof ein Appell durchgeführt und anschließend marschierten wir in mehreren Zügen nach Diesdorf in eine Kies-bzw. Sandgeube um am MG oder Karabiner 98 ausgebildet zu werden. Dort versuchte man uns auch bereits die Panzerfaust zu erklären. Die Einweisung und Unterweisung an den Waffen nahmen auch ältere Männer vom Volkssturm vor, dies geschah auch nach dem 17.1.45 bis vor Kriegsende. Glücklicherweise brauchte ich nie die Waffen zum Kriegsende benutzen. Dafür sorgte auch schon meine Mutter.
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Aus gegebenem Anlass hier ein Artikel aus "Die Welt" von heute online :
Wie der Feuersturm 1945 Magdeburg zerstörte Rechtsextremisten behaupten wie einst die SED, in Magdeburg seien am 16. Januar 1945 bis zu 16.000 Menschen durch Bomben ums Leben gekommen. Dabei ist die Realität schlimm genug. Von Sven Felix Kellerhoff Sven Felix
Mythen sind oft stärker als die Wirklichkeit. Vor allem Mythen, mit denen sich provozieren lässt. Seit Jahrzehnten schon verbreiten Alt- und Neonazis aus verschiedenen Ländern weit übertriebene Angaben über die Zahl der Opfer der alliierten Luftangriffe und des folgenden Feuersturms in Dresden Mitte Februar 1945; manchmal ist von bis zu 480.000 Toten die Rede. Die Wirklichkeit, schlimm genug, ist: etwa 20.000 bis maximal 25.000 Menschen kamen bei dem Luftangriff ums Leben. In deutlich kleineren Dimensionen, aber ansonsten im Prinzip identisch findet man eine solche Diskussion über Opferzahlen auch in Magdeburg. Auch hier gibt es die informelle Allianz zwischen Rot und Braun, zwischen ewig gestrigen SED-Kadern und Neonazis. Beide Seiten haben dasselbe Interesse: Sie wollen die westlichen Alliierten möglichst negativ darstellen. Deshalb behaupten Anhänger beispielsweise der NPD und anderer rechtsextremer Gruppen ebenso wie bis 1989 die offiziellen DDR-Dienststellen und heute noch Altkader unverdrossen: Beim Feuersturm in Magdeburg, ausgelöst durch ein schweres Bombardement britischer Flugzeuge am 16. Januar 1945, seien 16.000 Menschen ums Leben gekommen.
Jetzt setzt die Landeszentrale für politische Bildung Sachsen-Anhalts dagegen Aufklärung. Mit einer in Magdeburg vorgestellten Broschüre will Direktor Maik Reichel die Instrumentalisierung des 16. Januar 1945 von verschiedenen Seiten bekämpfen. Bereits kurz nach der verheerenden Bombardierung kamen in der Stadt Gerüchte auf, in denen über weit mehr als 10.000 Opfer spekuliert wurde. "Die letzten Tages- und Nachtangriffe auf Magdeburg sind schwer gewesen", diktierte Propagandaminister Joseph Goebbels am folgenden Tag seinem Sekretär, nannte aber keine Opferzahl. Vor allem während der Nachrüstungsdebatte in Westdeutschland Anfang der 80er-Jahre stellte dann die DDR-Führung Magdeburg als "Märtyrerstadt" dar – mit angeblich 16.000 Toten allein an einem Tag. Die Stadtverwaltung inszenierte Magdeburg als das "Nagasaki der DDR". Von den SED-Funktionären übernahmen 1990 vermeintlich "nationale" Propagandisten diese Zahl und nutzen sie seither jedes Jahr für einen (zuletzt allerdings verschwindend kleinen) "Gedenkmarsch" für die Opfer. 2014 kreiste sogar ein Flugzeug mit einem Transparent und der Aufschrift "16.000 Tote – Unvergessen" über Magdeburg, was die rechtsextreme Szene als Erfolg feierte.
Der Bombenkrieg und seine Opfer Magdeburgs parteiloser Oberbürgermeister Lutz Trümper sagte vor dem 71. Jahrestag des Bombardements, die Zahl der Toten sei mit Sicherheit deutlich kleiner als heute von Rechtsextremisten behauptet. Tatsächlich lassen alle überlieferten Quellen keinen Zweifel daran, dass trotz der schlechten Versorgung der Bevölkerung mit Luftschutzplätzen (es gab nur gut ein Dutzend Bunker in der Stadt) und der verheerenden Zerstörungen zwischen 2000 und 2500 Menschen in der Schreckensnacht ums Leben kamen. Ein in den National Archives in College Park (US-Bundesstaat Maryland) überlieferter Bericht des Luftschutzleiters Magdeburg vom 5. März 1945 sprach von 1930 Toten, darunter 67 Ausländern. Dazu passen die Ergebnisse des Heimatforschers Wolfgang Böttcher, der in gründlicher Kleinarbeit insgesamt 1631 Beisetzungen von Opfern des Luftangriffs in den Gemeinschaftsgräbern der Magdeburger kommunalen Friedhöfe dokumentiert hat. Zusammen mit den Bestattungen auf kirchlichen Friedhöfen und im Umland dürfte die Zahl der nachgewiesenen Opfer bei etwa 2000 liegen. Diese Zahl erschien übrigens schon Goebbels als zu niedrig. Am 21. Januar 1945 hielt er fest: "Man rechnet mit etwa 3000 bis 4000 Toten." Ob diese unzutreffende Information auf eine falsche Mitteilung des NSDAP-Gauleiters von Magdeburg-Anhalt, Rudolf Jordan, zurückging oder ob Goebbels selbst die Zahl "aufstockte", ist unklar.
Vielen Dank für die vielen Informationen zum Thema. Kann gar nicht aufhören, auf der Seite zu stöbern. Im Rahmen meiner Abschlussarbeit habe ich mich genauer mit dem Thema der Krisenbewältigung zum 16. Januar auseinandergesetzt (Soforthilfemaßnahmen, Versorgung der Bevölkerung, Reorganisation der Stadtverwaltung und Enttrümmerung). Sehr spannend! Meine Frage: gibt es Ihrer Kenntnis nach Bildmaterial zu diesen Themenschwerpunkten? Fliegergeschädigtenausweis, Einheiten bei der Enttrümmerung, Einsatz von Kriegsgefangenen? (abgesehen von Bilder, die Bergungsarbeiten zeigen - siehe StAM) Hatte da verschiedene Recherchen gestartet, aber werde nicht oder nur ansatzweise fündig. Das Thema der Krisenbewältigung ist ja bisher wenig untersucht worden.
Interessant ist, dass in Folge des 16. Jan. große Spannungen herrschten bspw. zwischen der Stadtverwaltung und Wehrmachtseinheiten, die z.T. einfach Holz beschlagnahmten bei der Entrümmerung. Da gabs viel hin und her mit der NSDAP Kreisleitung, Markmann und der Wehrmacht. Hier ein Einblick der zeigt, dass Markmann das ungeordnete Eingreifen der Wehrmacht verurteilte und sogar seinen Posten in Funktion als Leiter der Sofortmaßnahmen hinzuwerfen drohte: „Die Methode, mit der das Militär vorgeht, ist z.T. so unglaublich und unhaltbar, daß ich beabsichtige, all diese Arbeiten einzustellen, da sie ja nur der Wehrmacht zugute kommen und nicht der Zivilbevölkerung.“ Weiterhin macht Markmann darauf aufmerksam, dass es nicht Aufgabe des „Leiters der Sofortmaßnahmen“ sei, „für die Wehrmacht zu sorgen“ da jene „Manns genug [sei], auf anderem Wege ihre Rechte zu wahren." (Vgl. StAM, Rep. 44, Nr. 63, Bl. 58) Solche Sachen sind (leider nur spärlich) überliefert und machen aber, neben vielen anderen Dingen, auf ein interessantes Thema aufmerksam: nämlich das Kompetenzengerangel im Bezug auf die Krisenbewältigung im Luftkrieg. Da gibt es noch einiges zu entdecken, wasdas Thema um weitere Mosaiksteinchen bereichern könnte.
Klasse, freue mich und Dank dir für die Werbung :) War kürzlich im Gespräch mit Heiko Schmietendorf. Er wird mir ein paar Eindrücke zur Verfügung stellen. Allerdings konnte er bzgl. der unmittelbaren Zeit nach dem 16. Jan. schwer aushelfen - zumal mir ja gerade solche Dinge wichtig sind, wie eben Trümmerbeseitigung etc. aber da es ja offiziell Direktiven gab, dass keine privaten Fotos gemacht werden sollten von den Zerstörungen, ist das schwierig. Andererseits hatte die Menschen weiß Gott Wichtigeres zu tun...