Ich stehe hier etwas auf dem Schlauch und benötige bitte einmal Eure Hilfe. Gibt es eine Möglichkeit irgendwo Protokolle von Verhören von Kriegsgefangenen der US -Truppen aus dem Jahr 1945 auf zu treiben? Mir geht es in erster Linie um Gefangene, darunter Großvater, der HVA Hillersleben. Großvater wurde am 13. April 1945 nach der Übergabe der HVA auf den Marktplatz in Haldensleben sofort in ein Auto gesetzt und war am 14. April 1945 schon in Hildesheim. Hier wurde er das erste Mal vernommen, auch wurden in diesem Verhör, Angehörige der HVA Hillersleben mit den Kriegsverbrechen in Gardelegen ( Isenschnippe) in Verbindung gebracht. Darunter hatten die Gefangenen sehr zu leiden, sie standen ja in keiner Beziehung zu diesem Verbrechen.
Grüße Versuchsdienst
Hallo Versuchsdienst, kann Dir zwar mit Verhörprotokollen von dt. Kriegsgefangenen durch die Amerikaner nicht weiter helfen aber kurz noch ein paar Worte zum Kriegsverbrechen in der Scheune von Isenschnibbe, um den Zorn der Amerikaner zumindest nachvollziehen zu können. Wenn ich mich richtig erinnere, wurden KZ-Häftlinge bei Androhung ihrer eigenen Erschiessung gezwungen auf ihre eigenen Kameraden zu schiessen, die versuchten, sich dem Tod durch Feuer mittels Flucht zu entziehen. Als oberste Perfiderie wurden die Häftlinge, die dann schossen eigens dafür in Wehrmachtsuniformen gesteckt, so stand es vor langer Zeit in der Volksstimme. MfG Rüdiger
Mag sein das man das vor Jahren in der V so darstellte. Kann ich mir aber nicht vorstellen, denn dann hätten die verkleideten Häftlinge doch einfach mit dem MG auf die wenigen SS-Bewacher schießen können.... Sowas höre ich hier zum ersten Male. Selbst in den US-Berichten der Einheit, die bei Isenschnibbe ankam und alles Untersuchte und dokumentierte, hab ich diese Hinweise nicht finden können. Die Amerikaner widerlegten auch die zu DDR-Zeiten publizierten falschen Angaben, dass in Isenschnibbe nur Juden ermordet wurden... Auch hier bietet sich noch viel Aufklärungsbedarf... Mich würde so ein Artikel aus der V. sehr interessieren... Magado
Na,ja Magado, wenn hinter Dir jemand mit gezogener Pistole oder geladenem Gewehr steht, sieht es vielleicht doch etwas anders aus. Da kannste die Knarre nicht so einfach rumreissen. Zugegeben, es klingt schon etwas nach Räuberpistole. Nur ging es wohl auch in dem Artikel darum, dass der verantwortliche Offizier dafür nicht verurteilt wurde. wird wohl nichts übrig bleiben, als im Stadtarchiv danach zu suchen, da wohl kein VS-Archiv existiert. MfG Rüdiger
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So, die Sache ist geklärt, habe Schulz Salzwedel kontaktiert und er erlaubte mir den Auszug aus seiner Doku 12 Tage im April für Isenschnibbe hier ins Forum zu stellen. Das stimmt mit den KZ-Häftlingen in Wehrmachtsuniform!!! Hier der Auszug:
Gardelegen Bis zur Übergabe Gardelegens am Abend des 14. April lagen Stadt und Umland in einem unbesetzten Gebiet auf der Trennlinie zwischen dem XIII. und XIX. US-Armee-Korps, welches an allen Seiten von amerikanischen Truppen eingeschlossen war. Die Kampfkommandos der 5. US-PD waren am 11. und 12. April im Norden zur Elbe durchgestoßen. Das 117. US-IR der 30. US-ID war am 13. April hart südlich durch die Heide Richtung Dolle - Lüderitz an Gardelegen vorbeigefahren, um dann Richtung Tangerhütte - Rogätz zu schwenken.
Wilfried Bresch erinnert sich:--- In Gardelegen breitete sich am Morgen des 11. April 1945 Unruhe aus. Von Westen her sind schwere Explosionen zu hören, man sieht Rauchsäulen aufsteigen. Später wird man erfahren, dass bei Solpke ein Zug mit Munition von Jagdbombern angegriffen wurde. Gleichzeitig geht das Gerücht um, dass sich Panzer der Stadt nähern. ----
In diesem unbesetzten Gebiet ereignete sich einen Tag vor Übergabe der Stadt eines der vielen abscheulichen Verbrechen der NS-Zeit. Ende März, Anfang April 1945 begannen die Nazis mit der Räumung bedrohter KZ im noch verbliebenen Machtbereich. Bereits im März 1944 hatte Heinrich Himmler, Reichsführer der SS, dem SS-Wirtschaftsverwaltungs-Hauptamt, dem auch die Inspektion der KZ-Lager unterstand, den Befehl erteilt im Falle der Feindannäherung die Räumung der KZ-Lager zu veranlassen. Verantwortlich waren die regionalen SS- und Polizeiführer. Der Abtransport der Häftlinge erfolgte in Güterwagons, mitunter offen, oder in Marschkolonnen. Die Häftlinge sollten keinesfalls lebend in die Hände des Gegners fallen. Tatsächlich war die Zahl der Opfer solcher Räumungsunternehmungen so groß, dass sie nach dem Krieg als Todesmärsche bezeichnet wurden. Im Kreis Gardelegen endeten fünf Transporte mit KZ-Häftlingen. Sie kamen aus den Nebenlagern Rottleberode, Weida und Ilfeld des KZ „Mittelbau-Dora“ bei Nordhausen, sowie aus Hannover-Stöcken und Neuengamme. Insgesamt befanden sich im Raum Gardelegen kurz vor dem Einmarsch der Amerikaner über 4 000 Häftlinge. Am 8. April traf auf dem Bahnhof der Gemeinde Mieste ein Zug aus Niedersachswerfen im Harz ein, die Fracht der etwa 20 Güterwagen, 2 000 Häftlinge aus dem KZ „Mittelbau-Dora“. Am 9. April endet in den frühen Morgenstunden ein Transport aus Hannover-Stöcken, aus dem dortigen Nebenlager des KZ Neuengamme in Mieste. In der Nacht vom 10. zum 11. April erreichte nach langer Irrfahrt ein Transport aus Neuengamme Mieste, die Häftlinge waren überwiegend krank und nicht marschfähig. Am 11. April wurden die Überlebenden in drei Kolonnen auf verschiedenen Wegen Richtung Gardelegen in Marsch gesetzt. Teilweise mussten sie mit Pferdewagen gefahren werden. Die Marschstrecken sind gesäumt von den Gräbern (Steine mit einem roten Dreieck) der Erschossenen und Erschlagenen. Estedt 112. Tote, Mieste 83, Wernitz 33, Solpke 23, Zichtau 10, Berge 8, Letzlingen 25, Wannefeld 10, Roxförde 22, Jävenitz 28, Hottendorf 10, Dolle 66, Uchtspringe 66, Gardelegen-Zienau 2, Gardelegen-Friedhof 2. In Estedt wurden 112 KZ-Häftlinge in der alten Sandgrube verscharrt. 30 davon wurden durch die dort lagernden Fallschirmjäger, unter dem Kommando eines Oberleutnant Helmut Hockhauf erschossen. Ein polnischer Zwangsarbeiter hat am 9. Mai dem Kommandeur, Leutnant Kenneth L. Russ, des in Estedt liegenden 2. Zugs des 548. Luftabwehr-Bataillons den Ort der verscharrten Leichen gemeldet. Rust meldete den Tatbestand seinem Vorgesetzten, Oberstleutnant William A. Calannan in Gardelegen. Von dort wurde die Exhumierung der Leichen und ordnungsgemäße Beisetzung durch die Bewohner angeordnet. Die Leichen mussten von der männlichen Bevölkerung unter Bewachung am 10. und 11. Mai exhumiert, in Leinentücher gelegt und auf dem Friedhof beigesetzt werden. Am 12. Mai wurde der Ehrenfriedhof mit einer militärischen Zeremonie durch den Zug des Leutnant Kennet L. Russ eingeweiht. In Bergfriede wurde am 8. April ein Transport aus Ilfeld durch einen Fliegerangriff gestoppt. Die Häftlinge mussten von Bergfriede über Peckfitz, Siechau bis nach Estedt marschieren. Unterwegs wurden etliche von der SS erschossen. Die wenigen Überlebenden des Ilfeld-Transports wurden am 13. April von Estedt mit Pferdewagen nach Gardelegen gebracht. Am späten Nachmittag des 11. April endete auf dem Kleinbahnhof in Letzlingen ein Häftlingstransport aus dem Nebenlager Weida und vier weiteren kleinen Lagern. Der Zug wurde auf dem Bahnhof von amerikanischen Jagdfliegern angegriffen. Viele Häftlinge versuchten während des Angriffs zu fliehen. Die Wachmannschaften eröffneten daraufhin das Feuer auf die Fliehenden. Nachdem man die Häftlinge wieder zusammengetrieben hatte, wurden Kolonnen zusammengestellt und nach Gardelegen in Marsch gesetzt. Eine etwa 600 Häftlinge umfassende Kolonne schleppte sich am 12. April von Letzlingen über Dolle, wo 66 Häftlinge von der dort einquartierten SS-Einheit erschossen wurden, nach Burgstall, wo sie von der SS ermordet werden sollten. Durch energisches Einschreiten vom Bürger und sich dort aufhaltende Soldaten, konnte der Mord verhindert werden. Genannt seien Maurermeister Möhring und der Notar Herrmann Pett. Belgische Kriegsgefangene, zwei Luftwaffensoldaten und der Bürgermeister sorgten für Verpflegung und Unterkunft. Die noch lebenden, etwa 500 Häftlinge wurden am späten Nachmittag das 13. April von amerikanischen Soldaten befreit.
Das Massaker an der Isenschnibber Feldscheune Die in Gardelegen eintreffenden Häftlingsgruppen hat man in die Remonteschule, der Wehrmachtsreit- und Fahrschule in der Bismarker Straße gebracht. Die weitläufige Kaserne mit Stallanlagen, Reitplätzen und Reithalle war 1936 zur Reit- und Fahrschule, Remonteschule des Wehrkreises XI geworden. Der Kommandeur der Remonteschule, Oberstleutnant Friedrich Hilmar Freiherr von Scherer-Thoss hatte am 10. April die noch vorhandenen 300 Pferde nach Seethen bringen lassen. Von Scherer-Thoss hatte sich selbst mit verlegt und das Kommando an seinen Stellvertreter, Rittmeister Josef Rudolf Kuhn übergeben. Der 37 Jährige war mit der auf ihn zukommenden Situation völlig überfordert. Kuhn war Landwirt und hatte sich um das Wohl der Tiere gekümmert. Ein Kommando, bei dem er Soldaten zu führen hatte, war ihm bisher nicht übertragen worden. Kuhn wurde in den frühen Morgenstunden des 12. April über die bevorstehende Unterbringung der Häftlinge unterrichtet. Allerdings rechneten weder er, noch Fliegerhorst-Kommandant, Oberst Milz, Bürgermeister Lepa und Polizeioffizier Rudolf Ringstmeyer mit einer so großen Anzahl. Die Behandlung war überraschend gut, es gab sogar ausreichend zu Essen. Die Häftlinge wurden in den Stallanlage und der Reithalle untergebracht. Die noch verbliebenen 50 Soldaten der Remonteschule kümmerten sich um die Häftlinge. Der diensthabende Offizier, Rittmeister Rudolf Kuhn, erhielt am späten Nachmittag des 13. April einen Anruf vom Kreisleiter Gerhard Thiele, der den SS-Kommandoführer, SS-Hauptscharführer Eberhard Breuning verlangte und diesem den Befehl zur Liquidierung der Häftlinge erteilte.
Frau Elisabeth Restel wohnte im gleichen Haus in der Stendaler Str. 89, in dem auch Thiele im Mai 1944 eingezogen war. Sie hat ein Telefongespräch mitgehört: --- Es muss am 12. April gewesen sein, als ich zusammen mit Frau Holzapfel und Frau Schulz – beide sind Töchter des Hauseigentümers Willi Bornkamp – im Hausflur auf der Treppe stand und ein Telefongespräch des Kreisleiters Thiele mithörte. Thiele stand im Korridor, der vom Hausflur nur durch eine Glastür abgetrennt ist. Thiele wurde angerufen, er meldete sich und gab zu verstehen, dass alle zu erschießen sind. Dabei trat er mit dem Fuß auf und widerholte nochmals, dass alle zu erschießen sind. Mit wem Thiele gesprochen hat, wusste ich nicht. Und auch die Töchter des Herrn Bornkamp hatten den Eindruck, dass es Thiele ärgerte, dass sein Gesprächspartner mit seiner Meinung offenbar nicht einverstanden schien. ---- Nach diesem Anruf begann die SS mit der Vorbereitung des Verbrechens. Da sich der größte Teil der Wachmannschaft bereits abgesetzt hatte (von den etwa 100 Mann waren noch ca. 30 verblieben), unter ihnen auch der Kommandoführer, SS-Untersturmführer Erhard Brauny, wurden aus dem Häftlingskontingent vor allem deutsche Häftlinge als Hilfswachen rekrutiert (die Häftlinge haben sich „freiwillig“ gemeldet). Sie bekamen in der Küche ein zusätzliches Essen und wurden in der Kleiderkammer in grüne Uniformen gesteckt, ihre Häftlingskleidung legten sie ab. Sie sind ab diesem Zeitpunkt Teil der Wachmannschaft und können sich auf dem Kasernengelände relativ frei bewegen. Diese etwa 25 KZ-Häftlinge in Wehrmachtsuniform, etwa 30 Soldaten von Luftwaffe, Fallschirmjäger und 30 Angehörige der Wachmannschaft, sowie Volksturmmänner (in anderen Berichten werden auch Arbeitsdienstmänner genannt) begleiteten die Häftlinge zur Feldscheune. Wann die Hilfswachen von der Mordabsicht und ihrer aktiven Mithilfe dabei erfahren haben, kann nicht genau festgestellt werden. Feststeht, dass sich einige Häftling aktiv an der Ermordung ihrer Kameraden beteiligt haben.
Anmerkung: Dass auch Häftlinge zu den Wachmannschaften der Evakuierungstransporte gehörten und in dieser Funktion am Massaker in der Feldscheune beteiligt waren, ist seit vielen Jahren bekannt. Die SS hatte in ihren Konzentrationslagern im Rahmen der „Häftlingsselbstverwaltung“ bestimmte Aufgaben an die Häftlinge übertragen. Diese „Funktionshäftlinge“ (von der SS als Kapos bezeichnet) standen zwischen der SS-Lagerverwaltung und den KZ-Häftlingen. Sie hatten die Anweisungen der SS durchzusetzen, auch wenn sie mit Ausführung der Befehle Mithäftlinge in den sicheren Tod schicken mussten. Sie wurden so zu Gehilfen bei der Organisation des Lagerbetriebes. Lager-, Block- und Stubenälteste sorgten für den reibungslosen Ablauf des Lagerlebens, für die Arbeitskommandos gab es Kapos und Vorarbeiter. Die Funktionshäftlinge haben im Spannungsfeld zwischen der SS und den Häftlingen gelebt, auf der einen Seite mussten sie mit der SS kollaborieren, andererseits versuchten sie, im Rahmen ihrer Möglichkeiten solidarisch zu den Mithäftlingen zu sein. Als „Lohn“ bekamen sie bessere Verpflegung, leichtere Arbeit und ihre Überlebenschance war größer. Dabei war es abhängig, welcher Häftlingsgruppe die Funktionshäftlinge angehörten. Von Kriminellen hatte die Mithäftlinge keine Schonung zu erwarten.
Brauny war froh, dass er die Häftlinge in eine andere Verantwortung geben konnte. Brauny hatte am Morgen des 12. April bei Thiele angerufen und ihm die Verpflegung der Häftlinge übertragen, was Thiele natürlich ablehnte. Nach diesem Telefonat begriff Brauny, dass die Ermordung der Häftlinge längst beschlossen war. Damit wollte er nicht in Verbindung gebracht werden. Am Freitag den 13. April besorgte er sich ein Fahrrad und verschwand gegen 8 Uhr aus der Remonteschule Richtung Kloster Neuendorf, wo er seine SS-Uniform mit der der Fallschirmjäger tauschte und sich einer solchen Einheit anschloss. Zwei Tage später geriet er in amerikanische Gefangenschaft.
Erhard Brauny sagt darüber am 20. Mai 1947: --- Ich brach mit meinem Fahrrad auf Der Rittmeister, der verantwortlich für die Einheit in der Kaserne war, fragte mich: „Wohin wollen Sie gehen?“ Ich sagte: „Ich möchte mit meinen Kameraden weg von hier. Ich werde wiederkommen.“ Dann fuhr ich nach Neuendorf, da lag eine Einheit von Fallschirmjägern aus Gardelegen. Es wurde uns gesagt, wir sollten entweder unsere Waffen abliefern oder zusammen mit ihnen kämpfen. Ich habe meine Waffe nicht abgegeben und bin bei der Einheit geblieben. ---
Gegen 16 Uhr des 13. April wurden die ersten Häftlinge von der Remonteschule zur etwa zwei Kilometer außerhalb der Stadt liegenden Isenschnibber Feldscheune geführt und dort eingesperrt. Insgesamt marschierten die Häftlinge in drei Marschblocks zu je etwa 300 Mann zur Feldscheune. 100 Kranke und nicht gehfähige Häftlinge wurden mit Pferdefuhrwerken und Traktoranhängern zur Scheune gefahren. Um sie zu beruhigen, wurde ihnen erzählt, man wolle sie vor den zu erwartenden Kampfhandlungen bewahren. Das etwa 60 cm hochliegende Stroh in der Feldscheune hatte die SS zuvor mit Öl und Benzin übergossen. Nachdem die Schiebetüren geschlossen waren, wurde die Scheune, wahrscheinlich vom zweiten Kommandoführer, SS-Scharführer Braun, angezündet. Dieses erste Feuer konnten die Häftlinge löschen. Danach wurden Handgranaten in die Scheune geworfen und Panzerfäuste hineingeschossen, wodurch das Feuer erneut entfacht wurde. Die Häftlinge drängten nun zu den beiden halboffenen Toren und versuchten ins Freie zu gelangen. Die Wachen schossen auf die Häftlinge mit MGs und Maschinenpistolen. Es wurden weitere Handgranaten in die Tore geworfen, vor denen sich die toten und verletzten Häftlinge zu Meter hohen Bergen türmten. 1016 Häftlinge starben einen qualvollen Tod. Die Scheune war von einer Postenkette umstellt und an den Toren waren MGs aufgestellt. Wer nicht lebendig verbrannte, wurde erschossen oder von Handgranaten und Panzerfäusten zerfetzt. Aus der Scheuen fliehende Häftlinge wurden sofort, oder nach ihrer Ergreifung durch die Posten erschossen. Die über 100 Mann starke Tätertruppe setzte sich aus SS-Männer, Kapos, Hilfswachen (Häftlinge, die von der SS als Gehilfen rekrutiert wurden), wahrscheinlich Luftwaffensoldaten, Fallschirmjäger und Volksturmmänner zusammen. Wahrscheinlich wurde noch in der Nacht damit begonnen einen Graben auszuheben, in dem die toten Häftlinge verscharrt werden sollten. Maßgeblich verantwortlich am Massaker waren der Kreisleiter der NSDAP in Gardelegen, Gerhard Joachim Richard Thiele, der Transport- und Kommandoleiter, SS-Hauptscharführer Eberhard Breuning, der SS-Oberscharführer und stellvertretende Kommandoleiter Braun. Weiter involviert waren als Angehörige des Volksturm, der Fleischermeister Erich Gotthard aus Gardelegen und der Trichinenbeschauer Richard Bischoff aus Lüffingen. Beide haben sich bei der Erschießung der überlebenden Häftlinge hervorgetan. Die Amerikaner erstellten eine Liste mit 27 Namen, denen eine vermutliche Beteiligung am Massaker angelastet werden konnte. Darunter Hans Debrodt (Kommandeur des Volksturmbataillons mit vier Volksturmkompanien), Paul Marx (Leiter der DAF), Bernsdorf (Chef der Gestapo), Hermann Holz (Kommandeur der 1. Volksturmkompanie), Helmut Stumpf (19 Jahre und Mitglied der HJ), Max Albert Stumpf (Lehrer und Angehöriger der SS), Hans Heiser (Landwirt), Alfred Schmidt (Werkzeugmacher), Rudolf Wilhelm Kampe (Viehhändler), Otto Anton Beckelmann (Leiter der Mühle). Die drei letztgenannten waren Mitglieder des Volkssturms. Das Massaker dauerte bis in die tiefe Nacht hinein. Bis gegen 22 Uhr wurde geschossen. Kurz nach Mitternacht erschien der Verantwortliche, der Gardeleger NSDAP-Kreisleiter Gerhard Thiele an der Feldscheune und schickte mehrere Leute nach Gardelegen zurück, um weiteres Benzin zu holen. Er selbst kehrte in die Kreisleitung zurück und mobilisierte noch in der Nacht Volksturmleute, Feuerwehr und technische Nothilfe, etwa 170 Personen, die die Spuren der grausamen Tat verwischen sollten. Zum Verscharren der Leichen hoben sie einen 55 m langen und 90 cm tiefen Graben aus, in dem bis zum Nachmittag etwa die Hälfte der Opfer verscharrt wurde. Dann mussten die Arbeiten eingestellt werden, weil die Amerikaner vor der Stadt standen.
Schulz
Ich hätte das nicht für möglich gehalten... aber doch wahr! Magado
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Also diese Geschichte um Isenschnibbe und das man KZ- Kapos (Funktionshäftlinge) in deutsche Uniformen gesteckt hat bzw. das man Häftlinge für Vergünstigungen "angeworben" hat kenne ich auch. Meines Wissens gab es bei der Umgestaltung der Gedenkstätte genau zu diesem Thema einen Riesenkrach mit dem Leiter der Gedenkstätte. Ich suche mal aber das kann dauern. spusu
Ja der riesen Krach deshalb, weil der Gedenkstättenchef anzeige gegen diese Überlebenden (Kapos) gestellt hatte. Seitens der Politik wurde der Direktor kaltgestellt und die Sache vom Tisch gewischt---"Kann doch nicht sein, dass man so viele Jahre was falsches propagierte"! Der letze diese Kapos soll nun auch schon tod sein und su soll der Mantel des Schweigens darüber gelegt werden.
Magado
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Gardelegen, die Amerikaner finden den Ort des Massakers Soldaten des 405. US-IR der 102. US-ID haben am 14. April Gardelegen kampflos besetzt. Die Stadt hatte gegen 19 Uhr kapituliert. Wie überall durchkämmten die amerikanischen Soldaten die Häuser und suchen nach Waffen und deutsche Soldaten. Am 15. April entdeckte eine Streife die Isenschnibber Feldscheune und stößt auf die Überreste des Massakers. Die Soldaten sind entsetzt und informieren sofort die vorgesetzte Dienststelle. Vom Regiment wurde der Divisionsstab in Bismark informiert und die ersten Berichterstatter fanden sich ein.
Einer der ersten US-Frontberichterstatter ist Hugh Schuck. Er schreibt: --- Gerade außerhalb der Stadt ist ein ziegelnes Lagerhaus, in dem die verkohlten Körper Hunderter Heftlinge heute noch immer schwelten. Sie waren eingeschlossen und lebendig verbrannt worden. Haufen von geschwärztem Fleisch, hautlose Schädel und Stümpfe, die einst Arme und Beine waren, liegen aufgeschichtet vor den Toren, wo diese menschlichen Fackeln dachten herauszukommen. Außerhalb des Gebäudes sind einige zerrissene Körper von denjenigen, die sich unter den Toren durchgegraben hatten, um von den Wachen mit Maschinengewehren durchsiebt zu werden. Hinter dem Gebäude sind zwei lange Gräber – halb voll --, in denen 700 Opfer gerade beerdigt wurden, als die amerikanischen Truppen in die Stadt einrückten. Möglicherweise wurden einige lebend begraben. ----
Der Kommandeur der 102. US-ID, Frank A. Keating ist entsetzt und ordnete an, dass jeder männliche Einwohner Gardelegens zur Stätte des Grauens getrieben werden soll, um den entsetzlichen Anblick wahrzunehmen. Alle männlichen Einwohner und die Bürgermeister der umliegenden Orte wurden unter militärischer Bewachung zur Scheune geführt, wo sie die noch qualmenden Opfer des Massakers betrachten mussten. Ihnen wurde aufgetragen, allen Bewohnern ihrer Dörfer darüber zu berichten.
Von amerikanischen Berichterstattern wurde umfangreiches Bild- und Filmmaterial angefertigt. Von weitem sah man nur die Scheune mit den geöffneten Toren und die rauchgeschwärzten Torumrandungen, die Toten konnte man erst beim Näherkommen entdecken. Bis zum 21. April ließen die Amerikaner die Toten in der Scheune unberührt und unbeerdigt. Oberst Lynch, bzw. General Keating wollten, dass diese Stätte des Grauens von möglichst vielen amerikanischen Soldaten gesehen wurde. Dazu wurden Soldaten aus allen in der näheren Umgebung liegenden Einheiten zur Feldscheune gebracht. (5. US-PD, 102., 84. und 29. US-ID). Den Soldaten wurde erzählt, dort seien alliierte Kriegsgefangene durch die SS ermordet worden, so steht es fälschlicherweise auch auf der aufgestellten Tafel „Hier liegen 1016 alliierte Kriegsgefangene, die von ihrer Wache ermordet worden sind.“ Die Besichtigung erzeugte einen ausgeprägten Hass, insbesondere auf SS-Angehörige. Es ist also nicht verwunderlich, dass die Soldaten der in der Altmark stationierten Einheiten besonders scharf nach Angehörigen der SS unter den Gefangenen gesucht haben. Die Kriegsberichter bekamen genügend Zeit ihre Fotos zu schießen und ihre Berichte für die Presse zu erstellen. Bemerkenswert ist, dass keine Kommission des Roten-Kreuz zur Untersuchung von Kriegsverbrechen benachrichtigt wurde, um den Ort des Geschehens selbst in Augenschein zu nehmen. Die Toten lagen bis zum 21. April unberührt in der Frühjahrshitze, über dem gesamten Areal lag ein unerträglicher Verwesungsgestank. General Keating erließ am 21. April den Befehl, wonach die männliche Bevölkerung Gardelegens die Exhumierung und Bestattung der Opfer unter Militäraufsicht durchzuführen hat. Mit bloßen Händen mussten die Männer die Leichen aus den Gräben und der Scheune bergen und in 1016 Einzelgräber beisetzen. Jedes Grab wurde mit einem weißen Holzkreuz versehen. Am Nachmittag des 25. April erfolgte die offizielle Beisetzung im Rahmen einer religiösen und militärischen Feierstunde und die Einweihung des Ehrenfriedhofs. Der Stabschef der Division, Oberst Lynch, beendete eine Ansprache an die Bürger von Gardelegen mit den Worten: Sie haben die Achtung der zivilisierten Welt verloren. Auf einer Holztafel in Englisch und Deutsch, lies General Keating an das Verbrechen erinnern.
Das 327. US-Pionier-Bataillon berichtet: 18. April, Das gesamte Bataillon trifft gegen 12.45 Uhr in Gardelegen ein. Kontrollaufgaben, Wachen werden aufgestellt am deutschen Militärlazarett, am Ort des Grauens (wo politische Gefangene verbrannt wurden), und am Flugplatz. 19. April, 12.30 Uhr Nachricht über feindliche Kolonne bei Wenze, ca 15 Meilen von Gardelegen. Stadt wurde zur Verteidigung vorbereitet. (Bei der Kolonne handelt es sich um Teile der Kampfgruppe I der PD „Clausewitz“, die in den Klötzer Forst abgedrängt wurde.) 20. April, Überwachung der Vorbereitung für die Bestattung der verbrannten politischen Gefangenen. Etwa 250 Zivilisten mussten die Leichen exhumieren. ---
Bis in unsere Tage hält sich das Gerücht, dass General Keating wegen des Massakers an der Isenschnibber Feldscheune so erbost war, dass er Gardelegen zur Sühne und Abschreckung in Schutt und Asche legen lassen wollte. Die Zerstörung sollte durch ein Flächenbombardement erfolgen. Um dieses abzuwenden, soll es der Überlieferung nach zu einem Gespräch zwischen dem Pfarrer der Kirche St. Nikolai, Dr. Friedrich Franz, den vier Häftlingen, die bei Pfarrer Franz Unterschlupf gefunden hatten, unter ihnen Lambert van Geen, späterer Bürgermeister der niederländischen Stadt Putten und dem Kommandeur der 102. US-ID, Generalmajor Keating gekommen sein. Der Pfarrer und die Häftlinge baten um die Schonung der Stadt. Ob es dieses Gespräch je gegeben hat, ist nicht belegt, Pfarrer Franz hat sich diesbezüglich nie öffentlich geäußert. Fest steht, dass er vier holländischen KZ-Häftlingen das Leben gerettet hat. Am frühen Morgen des 14. April klopfte es an die Tür des Pfarrhauses, vier Männer in Sträflingskleidung, unter ihnen Lambert van Geen, standen davor. Pfarrer Franz und seine Frau versteckten die Häftlinge im Stall und versorgten sie bis zum Eintreffen der Amerikaner. Das Auftauchen der Häftlinge war nicht unbemerkt geblieben und es erschienen alsbald Männer, die nach dem Verbleib der Häftlinge fragten. Pfarrer Franz und die anderen Hausbewohner (Flüchtlinge aus Berlin), bestätigten zwar das Erscheinen der Flüchtigen, sagten aber: „Die sind weiter gegangen, die Männer, das haben wir gesehen.“ Die Häscher ließen sich täuschen und zogen weiter.
Der Hauptverantwortliche, Gerhard Thiele verschwand noch am 14. April aus Gardelegen und tauchte, aus gestattet mit Wehrmachtspapieren unter. Letztmalig wurde er gegen Mittag, ganz gegen seine Gewohnheit in Zivilsachen gesehen. Seine Spur verliert sich in den Wirren der Nachkriegszeit. Weder der CIC, noch die westdeutschen Ermittlungsbehörden und das MfS gelang es ihn aufzuspüren. Erst zwei Ermittler vom Landeskriminalamt Sachsen Anhalt ermittelten seinen Verbleib nach monatelangen Ermittlungen 1996, zu spät, denn Thiele war bereits zwei Jahre zuvor verstorben. Thiele soll am 30. April 1945 als Oberleutnant der Wehrmacht bei Stendal in amerikanische Gefangenschaft geraten sein, aus der er im Januar 1946 entlassen wurde. Er lebte unter anderem Namen in Bochum und Düsseldorf, wo er am 30. Juni 1994 gestorben ist. Gerhard Thiele wurde am 29. April 1909 in Stettin geboren, er trat 1931 in die NSDAP ein, wurde 1937 Leiter der NS-Führerschule für den Bereich Mittelelbe, von 1939 bis zu seiner Versetzung an die Heimatfront, nahm er als Oberleutnant am Krieg teil. Bis zum Mai 1944 war er für die Partei in München tätig, danach kommissarischer Kreisleiter in Gardelegen. Innerhalb der SS bekleidete Thiele den Rang eines Obersturmbannführers. Thiele war im Zivilberuf Lehrer, intelligent und kultiviert. Seine Frau war ausgesprochen attraktiv. Gewohnt hat die Familie in der Musikschule in der Stendaler Straße. Thiele selbst trat in der Öffentlichkeit kaum in Erscheinung, es gab nur wenige Gardeleger, die sich an sein Äußeres erinnern konnten. Vielleicht mit ein Grund, warum man ihn immer mit einem falschen , bzw. verfälschten Foto gesucht hat.
Der CIC begann sofort nach dem Bekanntwerden der Tat mit der Suche nach den Schuldigen. Bis in den Mai tauchen in den G2 berichten der 102. US-ID unter der Rubrik CIC-Aktivitäten Meldungen zu Gerhard Thiele oder anderen Verdächtigen auf. Anmerkung: Beim Conter Intelligence Corps (CIC) handelt es sich um den amerikanischen Militärnachrichtendienst. Er hatte die amerikanischen Truppen vor Spionage, Sabotage und Subversion zu schützen. Nach einer Anweisung des britisch- amerikanischen Oberkommandos aus dem Jahre 1944, sollte er nach der Besetzung alle NS-Funktionäre, Führer und Unterführer der SS, Mitarbeiter der Gestapo und des SD, wo wie alle Leiter von Militär- und Zivilverwaltungen aufspüren und verhaften. Sie hatten Kriegsverbrecher zu ermitteln und zu verhaften. Jede Division, Korps und Armeegruppe verfügte über CIC Einheiten, die den Kampftruppen folgten und unmittelbar nach der Einnahme deutscher Ortschaften tätig wurden.
Einige CIC Berichte aus dem G2 Berichten der 102. US-ID, die Thiele betreffen
02. Mai: Die Ehefrau von Kreisleiter Gerhard Thiele wurde inhaftiert. Der gesuchte Landrat Dr. Max Laue konnte noch nicht festgenommen werden. Er wird weiter gesucht, soll sich in der Nähe verstecken
04. Mai: Rudolf Kampe, Hauptsturmführer der SA in Groß Engersen durch CIC festgenommen und inhaftiert. 4. In der Fahndungsliste nach Günther Thiele. Angeklagt wegen der Tötung von KZ-Häftlinge
05. Mai: Ende einer zweiwöchigen Suche, Agenten vom 102 D CIC haben festgenommen. Hans Debrodt, Kreisleiter und Führer vom Volksturm und Fritz Panwitz, Kreisamtsleiter, beide von Gardelegen. Diese Männer sind Nummer zwei und drei auf der Liste von Gardelegens Grausamkeiten.
07. Mai: Die Fahndung nach Kreisleiter Gerhard Thiele ergab, dass er am 15. April 1945 im Sanatorium Wilhelmshof in Uchtspringe auftauchte. Dienstag 17. April in Zivilkleidung mit einem Fahrrad mit dem Ziel Thale im Harz verschwand.
13. Mai: Beim Enttarnen von vier neuen Führern im Thiele-Fall erwachte neues Interesse bei der Suche nach dem vermissten Kreisleiter. Verlässlichen Informationen zufolge hat Thiele mit dem Ortsgruppenleiter von Weferlingen und Rätzlingen wegen Verpflegung und Unterkunft gesprochen. Er hat auch gesagt, dass er Wannefeld und Wilhelmshof Nahe Uchtspringe im Verlauf seiner Flucht in den Harz aufgesucht hat. Die in Gardelegen operierenden CIC-Agenten übernahmen die Führung zur weiteren Suche, wenn notwendig bis in den Harz.
Die Spur Gerhard Thieles führte tatsächlich in den Harz, seine Frau wohnte nach dem Krieg im Ostharz und wurde von ihm bis 1956 durch Wertgegenstände und Gold durch einen Kurier unterstütz. Dann bekam die Stasi davon Wind und ermittelte, ohne Thiele aufspüren zu können.
Schulz
Magado-2 Wenn nicht anders ausgewiesen, dann Sammlung/Eigentum Magado Bilder/Beiträge dürfen "Nichtgewerblich" genutzt werden.
Ist das toll, einerseits hat mich mein Resthirn noch nicht verlassen und anderer seits haben WIR die Frage beantwortet. So macht Forum Spaß spusu
Hallo Magado2, das mit dem Mantel des Schweigens werden wir und ich bestimmt nicht zulassen. Dafür sind meine eigenen Erinnerungen zu was die Faschisten und Gestapo fähig waren und meinem Vater angetan haben noch nicht vergessen (siehe Gedenkbuch Landkreis Börde Kapitel 3). Gruß Teddy
Teddy
Ich kann mich erinnern als Thälmannpionier auch Blumen in Isenschnibbe niedergelegt zu haben. Im Anschluß ging es, so glaube ich nach Gardelegen in ein Museum wo ein Überlebender berichtete oder von ihm berichtet wurde. Beindruckend für mich war ein Zigarettenetui welches dem Besitzer offensichtlich das Leben rettete. Was mich in diesem Zusammenhang interessiert ist, ob es dieses Museum in der Stadt noch gibt. Im WWW hab ich noch nichts gefunden. spusu
Ich habe vor einiger Zeit bei einem Besuch in Mittelbau-Dora ein Magazin erworben in dem die Geschichte und Geschichten um das "Massaker von Gardelegen" behandelt wurde. "After the Battle" Nr.111 erschienen im Battle of Britain International Ltd. 2001 beschreibt das Geschehen sehr Ausführlich.
Dort fand ich auch folgenden Bericht der im weitesten auch die Familie meiner Großeltern aus Hillersleben ( später Jävenitz ) betraf. Ich habe diesen Text frei übersetzt. Es wird dort von Erich Matthies berichtet, einem Onkel meiner Großmutter. Er hat in seiner Scheune in Jävenitz 96 entlaufene KZ- Häftlinge versteckt und erhielt gegen 19.30 Uhr des 13. April 45 unter Androhung von Gewalt den Auftrag diese Häftlinge zum Flugplatz Gardelegen zu bringen. Er spannte hinter seinen Traktor zwei Anhänger und machte sich auf den Weg. Gegen 20.00 Uhr traf er am Flugplatz ein und hier konnte man aber schon den Feuerschein der Isenschnibben-Scheune sehen. Man befahl ihm die Gefangenen jetzt zur Remonte-Schule zu bringen. Gegen 00.00 Uhr fuhr er mit seinem Gespann dort vor. Niemand war mehr da der sich mit den Gefangenen abgeben wollte. So fuhr er zurück nach Jävenitz und gab, in zusammen Arbeit mit seinem Bruder, dem Bürgermeister von Jävenitz, den Gefangenen Unterschlupf und Verpflegung. Am 15. April 1945 wurden die KZ-Häftlinge dann von US-Truppen befreit.
Was nicht im Magazin steht ist, dass Erich Matthies nach 1945 wegen dieser Tat dem Russischen Besatzer, äh Befreier oder wie auch immer.... verraten wurde. Er ist dann von den Russen nach Sibirien deportiert und dort verschwunden. Ja, die Geschichte hat viele Seiten.
Grüße Versuchsdienst
Dank an alle, vor allem auch an Herrn Schulz, dass diese grausame Geschichte von Isenschnibbe sauber recherchiert und hier dargestellt wurde. Bin froh, dass sich mein Gedächtnis doch nicht geirrt hatte. Jetzt ist für mich auch das Rätsel gelöst, wieso die mitmachenden Häftlinge in Wehrmachtsuniformen gesteckt wurden, obwohl doch die SS das Begleitkommando stellte. Bin ebenfalls dafür, dass der vorgeschlagene Tread aufgemacht wird. MfG Rüdiger
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Die hier im Forum veröffentlichten Berichte zu den Vorgängen/Geschehnissen - Gardelegen-Isenschnibbe 1945 sind vom Inhalt der Wiedergabe besser als wie im Band II Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus (S. 531 unten rechts bis S. 533 rechts oben). Es werden zwar auch Aussagen wieder gegeben (Kapohäftlinge an Ermordung mit beteiligt), jedoch keinerlei Zeugenaussagen, wie in dem hier im Forum veröffentlichten Berichten. Es ist begrüßenswert, das wir uns dieser Thematik annehmen und weiter versuchen werden den Mantel des Schweigens brechen. Gruß Teddy