Hallo, ebenfalls von meiner Seite aus Gratulation an die Schüler und Frau Petersen zu dem gewonnen Preis. Vor allem finde ich auch gut, wie sie das Preisgeld einsetzen wollen. Der geplanten Stelenaufstellung an den Gleisen stehe ich aus den bereits geäußerten Gründen nach wie vor skeptisch gegenüber. Die Austellung ist ein anderer Weg, das Gedenken offen zu halten. MfG Wirbelwind
Vor 75 Jahren ist in Farsleben ein Zug mit 2500 Juden gestrandet. Zu den Gedenkfeiern im April werden Gäste aus aller Welt erwartet.
Von Gudrun Billowie › Wolmirstedt l Peter Lantos saß in dem Zug, der am 8. April 1945 mit 2500 Juden an Bord von Bergen-Belsen losrollte, am 13. April in Farsleben strandete und nie in Theresienstadt ankam. Er war damals fünf Jahre alt. Inzwischen ist er 80, lebt in London und wird im April erneut nach Farsleben reisen. In der Gedenkveranstaltung am 17. April auf Webers Hof wird er über die Geschichte sprechen. Diese Gedenkveranstaltung wird vom Verein „Gestrandeter Zug“ organisiert. Sie soll an die Geschehnisse erinnern, den Überlebenden eine Stimme geben. Es gibt sie noch, denn in dem Zug saßen etwa 500 junge Menschen und Kinder, wie Peter Lantos. Menschen, die dabei waren Zur Gedenkveranstaltung werden 15 bis 20 ehemalige Zuginsassen erwartet. Sie alle sind inzwischen hochbetagt und reisen trotzdem aus den USA, Israel, Ungarn oder England an, viele bringen ihre Angehörigen mit. Es ist nicht das erste Treffen von Überlebenden. Der amerikanischen Highschool-Lehrer Matthew Rozell organisiert seit 2007 jährliche Treffen von Überlebenden und amerikanischen Soldaten, die diesen Zug befreit haben. Auch er wird in Farsleben sprechen. Der letzte dieser amerikanischen Soldaten ist Walter Gantz. Der Sanitäter hatte die Überlebenden in Hillersleben versorgt, wollte ebenfalls zum 75. Jahrestag nach Farsleben kommen. Im November ist er verstorben, Walter Gantz wurde 95 Jahre alt. Weitere Gäste Das Schicksal der Juden während der Nazizeit bewegt viele Menschen. Ute Lemper, bekannt aus dem Musical „Cats“, wird während der Gedenkveranstaltung singen. Die Künstlerin lebt in New York und widmet sich unter anderem Komponisten der Zwischenkriegszeit und der Kriegsjahre, kennt das Netzwerk der Überlebenden. Zur Gedenveranstaltung auf Webers Hof zu singen, sei ihr ein Herzensbedürfnis, haben die Mitglieder des Vereins „Gestrandeter Zug“ erfahren. Weiterhin hat der israelische Sänger Omri Vitis sein Kommen zugesagt. „Er ist in besonderer Weise mit der Geschichte des Zuges verbunden“, weiß Museumsleiterin und Vereinsmitglied Anette Pilz, „seine Großmutter gehörte zum Transport.“ Ebenso hat der Schauspieler Pierre Rieu, Sohn des Geigers André Rieu, angekündigt, dabei zu sein. Innenminister Holger Stahlknecht ist Schirmherr des Vereins „Gestrandeter Zug“ und wird ebenfalls während der Gedenkveranstaltung reden.
Der Ablauf Die Gedenkveranstaltung beginnt am Freitag, 17. April, um 13 Uhr auf Webers Hof und wird etwa zwei Stunden dauern. Die Überlebenden, ihre Angehörigen sowie Gäste sollen in der Scheune Platz finden. Das Geschehen soll auf eine Leinwand im Hof übertragen werden, sodass auch weitere Besucher, die innen keinen Platz finden, daran teilhaben können. Der Gedenkstein Im Anschluss an die Gedenkveranstaltung wird der Gedenkstein an den Farsleber Gleisen enthüllt. Der wird in einem regionalen Steinmetzbetrieb beschriftet. Die Inschrift wurde mit einigen der Überlebenden abgesprochen. Sie lautet: „Befreiung - 13. April 1945“, und zwar in deutscher, hebräischer und englischer Sprache. Diesem Gedenkstein kommt eine besondere Bedeutung zu, denn noch immer kehren Überlebende und ihre Nachkommen an die Stätte ihrer Befreiung zurück. Sie sollen dort einen Punkt finden, an dem sie innehalten können, wo ihr Schicksal buchstäblich in Stein gemeißelt ist. Die Idee, einen Stein zu setzten, hatte schon vor langer Zeit Ron Chaulet, der in den Niederlanden eine stiftung zur Errichtung eines Gedensteins gegründet hat.
Zweite Gedenkveranstaltung Genaugenommen wird es zwei Gedenkveranstaltungen geben, der Verein „Gestrandeter Zug“ musste bei der Organisation einige Besonderheiten beachten. Der 13. April, der Tag, an dem der Zug 1945 strandete, ist Ostermontag, ungeeignet für eine Gedenkfeier. Am 15. April 1945 wurde das Konzentrationslager Bergen-Belsen befreit. Dorthin reisen Überlebende und wollen diesen Besuch mit dem Besuch in Farsleben verbinden. Doch nicht alle können zum 17. April anreisen. Das jüdische Pessach-Fest dauert bis zum 16. April, orthodoxe Juden reisen erst danach und werden bis zum 17. April um 13 Uhr nicht ankommen. Deshalb wird es am Dienstag, 21. April, um 13 Uhr eine weitere Gedenkveranstaltung auf Webers Hof geben.
Die Ausstellung Im Museum wird am Donnerstag, 16. April, um 17 Uhr die Ausstellung „13. April 1945 - Farsleben - Der gestrandete Zug“ eröffnet. Dort spricht unter anderem Micha Tomkiewicz aus New York, der mit seiner Mutter im Zug war.
Die Gedenkveranstaltung im April musste ja wegen Corona ausfallen. Das Museum in Wolmirstedt und der Förderverein nutzten nun die Zeit um eine gelungene Ausstellung zum Thema zu gestalten. Sie befindet sich im Museum an der Schlossdomäne. Hier die Bilder von der Leiterin Frau Pilz. Bild entfernt (keine Rechte)
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Peter Lantos sollte mit dem "Gestrandeten Zug" ins Konzentrationslager Theresienstadt deportiert werden. In Farsleben wurde er gerettet.
Von Gudrun Billowie › Farsleben l Peter Lantos war fünf Jahre alt, als er mit seiner Mutter und etwa 2500 weiteren Juden ins Konzentrationslager Theresienstadt deportiert werden sollte. Er wäre im April gern zur Gedenkfeier nach Farsleben gekommen. Von London aus berichtet er Volksstimme-Reporterin Gudrun Billowie, wie es ihm geht. Sie leben in London, wie geht es Ihnen? Peter Lantos: Ich lebe seit 1968 in London und diese Stadt war für mich seitdem immer ein gutes Zuhause. Wie erleben Sie die Corona-Pandemie? Die Coronavirus-Pandemie hat uns böse überrascht. Ich versuche, den Empfehlungen der Regierung zu folgen und nur rauszugehen um einmal in der Woche das Nötigste einzukaufen, wie Lebensmittel und Medizin. Ich habe Glück, da ich sehr nah an einem Park wohne: Ich muss nur die Straße überqueren und bin im Regent‘s Park, der mit Abstand der schönste Park Londons ist. Eigentlich wollten Sie im April nach Farsleben kommen. Worauf hatten Sie sich besonders gefreut? Ich wollte an der Gedenkfeier am 17. April 2020 in Farsleben teilnehmen; ich habe sogar schon das Flugticket gekauft. Karin Petersen, bat mich, eine zehnminütige Rede zu halten, die habe ich vor langer Zeit geschrieben. Wie haben Sie sich gefühlt, als diese Gedenkfeier abgesagt wurde? Es tut mir unglaublich leid. Nicht wegen mir selbst, obwohl ich mich mit großer Erwartung darauf vorbereitet habe, sondern für die Organisatoren, Karin Petersen, Johanna Mücke, Anette Pilz und die anderen, die diese Veranstaltung mehrere Jahre mit großem Enthusiasmus vorbereitet haben. Ich erinnere mich auch an Ron Cholet und die amerikanischen Veteranen. Es ist herzzerreißend, daran zu denken, dass all ihre Zeit und Energie umsonst war. Als ich noch gearbeitet habe, habe ich viele nationale und internationale Meetings und Konferenzen organisiert, deshalb weiß ich aus eigener Erfahrung, dass eine unglaubliche Menge an Überlegung und wirklicher Arbeit in die Planung und Organisation fließt. Lasst uns hoffen, dass dieselbe Gedenkfeier im nächsten April stattfinden wird. Sie waren als Redner eingeplant. Was wollten Sie den Menschen sagen? Ja, ich wurde gefragt, auf der Gedenkfeier eine Rede zu halten. Ich wollte über meine persönliche Erfahrung sprechen: Als fünfjähriges Kind mit meiner Mutter in dem Zug zu sein, die Freude über unsere Befreiung durch die Amerikaner, über das Leben danach in Hillersleben und dann die Rückkehr nach Ungarn. Warum ist es so wichtig, von den Ereignissen während des Zweiten Weltkrieges und danach zu erzählen? Wir sollten uns daran erinnern, was in der Vergangenheit passiert ist, da dies der einzige Weg ist zu verhindern, dass solche Ereignisse wieder geschehen. Als Jude bin ich besonders besorgt über das momentane Wiederaufleben des Antisemitismus in ganz Europa. Sie haben zusammen mit Ihrer Mutter Ilona im gestrandeten Zug gesessen, damals waren Sie fünf Jahre alt. Können Sie sich an die Ereignisse erinnern? Welche Bilder gibt es in Ihrem Kopf? Was ich von der Reise von Hillersleben nach Ungarn über Prag in Erinnerung habe, ist eine Mischung meiner eigenen Erinnerung und der Geschichte, die meine Mutter mir erzählte. Ich erinnere mich jedoch an die Aufregung der Reise mit dem Zug und in Prag anzukommen und für Brot und Milch am Bahnhof in der Schlange zu stehen. Das dramatischste Bild, an das ich mich erinnere, war im Haus unserer Familie anzukommen und es komplett leer vorzufinden, mit Ausnahme der Ölportraits meiner Großmutter und meines Großvaters. Alles ist gestohlen worden. Eine meiner Cousinen hat dieselben Portraits restauriert noch immer in ihrer Budapester Wohnung. Glauben Sie, dass diese Ereignisse Ihr Leben geprägt haben? Wenn ja, wie? Bergen-Belsen war und ist ein Teil meines Lebens und als ich älter wurde, ist mir dies viel klarer geworden. Als Kind habe ich dessen Wichtigkeit nicht geschätzt und mich auf den sofortigen Verlust meines Vaters, Bruders und 19 anderer Mitglieder meiner Familie konzentriert. Als ich erwachsen wurde, habe ich das Böse verstanden und die Wichtigkeit, dagegen zu kämpfen. Was ist Ihnen dadurch besonders wichtig geworden? Ich spüre, dass meine Zeit in Bergen-Belsen mir Stärke und Entschlossenheit gegeben hat zu versuchen, die Menschheit zu verstehen. Das ist der Grund, warum ich Arzt geworden bin. Die Gedenkveranstaltung musste abgesagt werden, hoffen Sie, dass so eine Feier nachgeholt wird? Ja, ich hoffe sehr, dass die Gedenkfeier nächstes Jahr stattfinden wird. Das wäre eine Wiedergutmachung für die Organisatoren. Herr Lantos, sind Sie verheiratet, haben Sie Kinder und Enkel? Haben Sie Ihren 80. Geburtstag schon gefeiert? Nein, ich bin nicht verheiratet und habe keine nahe Verwandtschaft. Ich feiere meinen Geburtstag nie als Fest, aber der Sohn eines engen Freundes hat einen großartigen Abend organisiert an meinem 80. Geburtstag. Was wünschen Sie sich? Noch ein bisschen länger zu leben...
Der Gedenkstein für die Befreiung von 2.500 jüdischen Häftlingen aus dem KZ-Zug am April 1945 wurde gestern anlässlich des 76. Gedenktages in einem kleinen Kreis offiziell eingeweiht. Dank Ihrer Unterstützung konnte das Projekt nun verwirklicht werden. Auch viele kleine und große Spenden haben dazu beigetragen, dass dieses Ereignis nicht vergessen wird. Mit dem Denkmal ist es unserem Verein gelungen, eine bleibende Erinnerungskultur zu schaffen. Für Ihren Beitrag nochmals unseren herzlichen Dank.
Mit freundlichen Grüßen Im Namen des Vorstandes „Gestrandeter Zug“ Bild entfernt (keine Rechte) Bild entfernt (keine Rechte)
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