Magado, danke für den Tip. Wirbelwind, da würde ich nicht viel drauf geben. Die Erinnerungen verwischen, das ist das Problem. Viele können dir heute nur noch sagen ob sie ein Gewehr oder eine MP hatten, aber nicht mehr Typ und Kaliber etc., obwohl sie das mal sehr genau gelernt haben. Ein weiteres Problem ist die benennung von Einheiten, ich habe ja selbst schon Ausarbeitungen geschrieben, wenn man rumfragt ist überall SS gesehen worden, auf genaueres nachfragen woran man die erkannt hat kommt meist die Tarnuniform. Nun, 1944/45 hatte nicht nur die SS Tarnuniform, sondern auch die Wehrmacht. Sieht man Bilder erkennt man häufig dass es tatsächlich Wehrmachtstarn ist. Auch die US Armee trug in einigen Einheiten in der Normandie Tarnuniform, das wurde dann aber geändert weil viele durch Beschuss der eigenen Truppe ums Leben kamen - die nicht wussten dass es auch amerikanische Einheiten in Tarnuniform gab, sie wurden mit den deutschen Einheiten verwechselt.
Nochmal Harz, Bericht eines Angehörigen der dt. 5. Fallschirmjägerdivision: Endkampf im Harz 1945 Als eine der letzten Truppen verließen die Reste der 2. Kp den Sauerabschnitt bei Heiderscheid, ständig bedrängt von den materiell haushoch überlegenen US-Truppen. Als die abgekämpften Männer am 18.01.45 die Brücke über die Our bei Dasburg überquerten waren sie wieder in den Ausgangsstellungen vom 16.12.44, dem Beginn der Ardennenoffensive. Das Bataillon war auf die Häfte der ursprünglichen Stärke zusammengeschmolzen. Der Rückzug in den Raum Prüm konnte noch mit einigen der erbeuteten US-Fahrzeuge bewältigt werden, und auf dem Weg sprengten die Pioniere alle der zahlreich umherstehenden deutschen Fahrzeuge, die meistens aufgrund Benzinmangels stehengelassen wurden. Auch wurde versucht, dem schnell nachfolgenden Feind durch Sprengen von Baumsperren den Schwung zu nehmen. Das Fallschirmpionierbataillon 5 war jetzt völlig zersprengt, teilweise kämpften sich einzelne Züge ohne Kontakt zum Rest Bataillons zurück. Leider gibt es von dieser Zeit an nur bruchstückhafte Informationen zum Weg des FallschPiBtl 5. Die 2. Kompanie des Pionierbataillons sammelte sich Anfang Februar 1945 bei dem Dorf Lissendorf, eine Ortschaft etwa 8 Kilometer südöstlich von Stadtkyll und am Kyllbach gelegen. Die Reste der Kompanie zogen dort in 4 abgestellten Bahnwaggons unter, die am Bahnhof standen. Nachdem alliierte Jagdbomber die Wagons angriffen und den mit der Schreibstube in Brand schossen zogen die Pioniere weiter in das Dorf Gondenbrett, etwa 10 Kilometer südlich von Lisendorf und 5 Kilometer nördlich von Prüm. Am 07.02.45 stand der Amerikaner aber auch vor Gondenbrett, wo die Pioniere die eine Dorfseite hielten, die Amerikaner die andere. Bei einem Angriff der Amierkaner am 09.02.45 ging dann der gesamte III. Zug der 2. Kompanie in Gefangenschaft, nur wenige Männer der 2. Kp konnten entkommen. Diese werden in Kampfgruppen mit anderen Truppenteilen oder einzeln nach und nach ebenfalls in Gefangenschaft geraten sein. Die 4. Kompanie konnte sich mit etwa 50 % der Ursprungsstärke im Dorf Duppach, zwischen Lissendorf und Prüm gelegen, sammeln. Die Kompanie verminte mit den restlichen Riegelminen die Talsenke bei Gondelsheim. Diese Sperre wurde erst am 04.03.45 von den US-Truppen durchbrochen. Weiter zurück ging es zum Ort Kalenborn, weil man den Oosbach als zusätzliches, natürliches Hindernis nutzen wollte. Ein Trupp Sprengte die hohen Schornsteine des Kalkwerkes in Büdesheim, damit die Amerikaner diese nicht als Beobachtungsplattform nutzen konnten. Der Rückzug ging weiter über die Orte Hillersheim und Nohn, wo der Ortsausgang vermint wurde. In der Ortschaft Adenau wurde eine Steinbrücke mit einer 250 Kg Fliegerbombe gesprengt, die der Kompaniechef Lt. Richter mit einem Beutejeep „organisiert“ hat. Diese Restteile wurden geführt von Major Berneike, Träger des Ritterkreuzes und der silbernen Nahkampfspange. Eingesetzt war er als Kampfkommandant von Bad Lauterberg, das er auch mit allen Mitteln zu verteidigen gedachte. Nördlich von Bad Lauterberg waren die Reste des Fallschirmpionierbataillon 5 unter des RK-Trägers Leutnant Friedrich Bausch damit beschäftigt, mehrere Brücken über die kleinen Harzbäche zu sprengen. Die knapp 50 Mann wurden verstärkt durch ca. 100 Mann Ersatz, der über keine Sprungerfahrung, geschweige denn Pionierausbildung verfügte. Aus dem Ruhrkessel waren die Pioniere über den Westerwald und Kassel in den Harz gelangt. Die Stellungen lagen beim Dorf Bernterode. Täglich kam es dabei durch Jabo-Beschuß zu Ausfällen. Am 12.04.45 griff das 413. US-Infanterieregiment Bad Lauterberg an. Die zahlenmäßig weit unterlegenen Fallschirmjäger mußten die Stadt nach heftigem Häuserkampf räumen. Die Bevölkerung lebte während der Kämpfe in den Bergbunkern im Harz. Da es keine sanitätsdienstliche Versorgung oder Wasser gab, gingen einige Zivilisten zu den amerikanischen Linien, um eigenmächtig eine Kapitulation anzubieten. Major Berneike führte diese Verhandlungen weiter, aber ohne Erfolg. Am 14.04.45 war Bad Lauterberg schließlich komplett von den deutschen Truppen gesäubert. Die verteidigenden Fallschirmjäger wurden an diesem Tage von amerik. Aufklärungspanzern umgangen, so daß die Verteidiger auch den Ortsrand aufgeben mußten. Der neue Gegner war die 1. US-Infanteriedivision, die berühmte „Big Red One“. Das 26. US-InfRegt kämpfte bereits in St. Andreasberg, wo 3 Jagdtiger der 3./schweren Panzerjagdabteilung 512 eine Menge Probleme machten. Die Fallschirmjäger zogen sich deshalb 10 Kilometer nach Braunlage zurück. In Bad Lauterberg sind neben 32 dt. Soldaten auch 75 Zivilisten ums Leben gekommen. In Braunlage angekommen fanden die Fallschirmjäger ein Chaos vor. Die Reichsstraßen R4 und R24 waren verstopft mit Fahrzeugen und Pferdefuhrwerken. Die Amerikaner stießen von Süden, Westen und Norden auf die Stadt vor. Verschiedene Einheiten wurden von den Kommandeuren einfach aufgelöst, die Soldaten schlicht „entlassen“ (Was später für die Amerikaner keine Rolle spielte, die Gefangenen kamen zum großen Teil in die großen Gefangenenlager in den Rheinauen bei Remagen). Für das Zurückfließen der deutschen Truppen in den Ostharz gab es eine Erklärung: Gerüchten zufolge würden zu Führers Geburtstag am 20.04.45 Geheimwaffen eingesetzt werden, die die Wende im eigentlich schon verlorenen Krieg bringen sollten. Und viele deutsche Soldaten glaubten diesem Gerücht! Zur Verteidigung von Braunlage standen 1 Königstiger und 1 Tiger zur Verfügung. Zu welcher Einheit diese Panzer gehörten kann nicht mehr festgestellt werden (verm. PzJgAbt 512 oder sPzAbt 508). Die Reste der 5. Fallschirmjägerdivision zerstreuten sich hier in den Wirren des Rückzuges. Unter den Gefangenen, die die 1. US-InfDiv am 16.04.45 am Brocken machte, waren einige, viele werden auch direkt in Braunlage die Waffen niedergelegt haben. Sicher ist nur, daß 35 Fallschirmpioniere unter Lt. Bausch am 19.04.45 bei Thale eine Baumsperre gesprengt haben. Die Pioniere waren vollmotorisiert...mit zwei amerikanischen GMC 2,5to Lkw, die sie irgendwie aus den Ardennen bis in den Harz mitbrachten und auf denen insgesamt 2 Tonnen Sprengstoff und Munition waren. Sie wollten versuchen, nach Berlin durchzubrechen (!), aber in dem kleinen Ort Neinstedt staute sich der Verkehr, wo dann noch amerikanische Panzer in den Stau schossen. Die Fallschirmpioniere wurden nach kurzem Häuserkampf gefangengenommen. Es waren noch 12 Mann. Die 5. Fallschirmjägerdivision hat endgültig aufgehört, zu existieren.
Das ist mir schon bewußt, Uwe, dass mit Fortschreiten der Zeit vieles verblasst bzw. es zu Verwechslungen kommt, zumal die damals Kämpfenden mittlerweile hochbetagt sind. Nur war es ja gerade eine entscheidende Frage, mit welchem Treibstoff die dt. Panzerwaffe betrieben werden sollte. Die Rüstungsindustrie setzte sich dann ja mit dem Benzinmotor durch. Leider würde ich heute sagen. Mein Einwand war auch mehr für die neuen Forumsmitglieder gedacht, die vielleicht nicht so genau darüber bescheid wissen. MfG Rüdiger
Hallo, das Buch von Pawel ist nun im Buchhandel. Wie ich so munkeln hörte, bringt wohl der Weihnachtsmann dieses Büchlein vorbei.. Na ja, 104 Seiten sind ja nicht viel und die alles entscheidende Frage ist doch, ob die Autoren etwas grundlegend Neues recherchiert haben oder doch nur die weitestgehend bekannten Fakten wiederkäuen. Nach Weihnachten weiß ich mehr. MfG Rüdiger
Also im Kurztext.Die knapp 18 Euro ist das Buch nicht wert. Beginnt schon mit insgesamt 15 Leerseiten bei nur 104 Seiten. Ganz selten kommen Zeitzeugen zu Wort. Inwieweit Fakten oder Fiktion geschildert werden läßt sich für mich schwer unterscheiden. Pawel kommt mir wie ein Wiedergänger von F.Kurowski vor, der mit sehr wenig Fakten großes Interssen wecken will. Da ich momentan nicht daheim bin, kann ich beispielsweise den im Buch geschilderten Vorgang um Petri, wobei dieser bei Pawel schnell mal zum Petrie wird, hier nicht exakt widerlegen, weil meine ganze Literatur dazu verständlicherweise in Bücherform Zuhause steht. Falsch ist auf alle Fälle, dass Oberst Linnemann im April 1945 gefallen ist. Nach dem Krieg gab es lt. Saft noch wegen der Füsilierung von Petri ein Verfahren gegen ihn, bei dem er freigesprochen wurde. Auch soll Linnemann Kampfkommandant der Festung Harz, lt. Pawel, gewesen sein. Mir vollkommen neu. Kenne Oberst Linnemann nur als Stabschef der 11. Armee. Pawel begibt sich nach meiner Meinung auch auf ,,Nebenkriegsschauplätze", wenn er sich bspw. über den Marschallstab von GFM Kesselring ausläßt oder sich zu den V-Waffen äußert. Ich rede nicht von der vornherein fiktiven Geschichte mit den Diamanten. Das war seit der Ankündigung des Buches bekannt und ich war bereit, diese Kröte zu schlucken, wenn der gesamte Inhalt des Buches stimmig gewesen wäre. Ist es aber in meinen Augen nicht. Pawel versucht sozusagen von hoher Ebene, Lucht, Hitzfeldt, Estor, herab die Ereignisse in der Festung Harz nachzuvollziehen und greift sich dabei einzelne Punkte heraus. Unter Umständen kein schlechter Ansatz. Es bleibt aber bei der Komplexität des Themas und der geringen Seitenzahl leider in meinen Augen nur beim Wollen, bestenfalls Stückwerk. Schade! Wieder eine Chance vertan. MfG Rüdiger
Noch einige Richtigstellungen zu meinem gestrigen Beitrag. Es handelt sich um Oberst Linemann und nicht Linnemann. Hab mich da von Pawel anstecken lassen. Außerdem war Oberst Linemann nicht Stabchef der 11. Armee, sondern Quartiermeister. Oberst Estor ist als Stabchef der 11. Armee bekannt. Das kommt davon, wenn Emotionen überschwappen. Übrigens würde mich interessieren, ob es überhaupt fliegende Standgerichte der SS in der Festung Harz gegeben hat oder Pawel dem Leser da wiederum einen Storch brät, genauso, wie bei der behauptung, dass Wernigerode kampflos übergeben worden sei. Das stimmt so nicht. HJ-Angehörige und einige Lazarettinsassen leisteten Widerstand, der allerdings relativ schnell von den Amerikanern gebrochen wurde. MfG Rüdiger
Hier was zu Wernigerode, leider weiß ich nicht mehr wo ich das gefunden habe, vermutlich im Archiv einer Zeitung der Gegend, deshalb ohne Quellenangabe:
Als die Amerikaner sich im April 1945 dem Harz und damit Wernigerode näherten, gab es grosse Aufregung in der Stadt. Was würde aus all den vielen Verwundeten in den Lazaretten werden, wenn die Amis die Stadt einnahmen, was allgemein erwartet wurde, da der deutsche Widerstand immer mehr abbröckelte? Diese Aufregung aber gab es nicht unter den Verwundeten im Lazarett. Sie alle hatten in Russland viel Schlimmeres erlebt als nur von "unbedarften" Yankees gefangengenommen zu werden. Sie sahen den Dingen gefasst und mit stoischer Ruhe entgegen. Was viele von ihnen aber wurmte, war der Umstand, dass sie seit Monaten schon von netten Rotkreuzschwestern versorgt und "gepäppelt" wurden, aber sonst nutzlos im Lazarett "herumlagen" und keinen aktiven Anteil mehr am weitergehenden Kampf ihrer früheren Kameraden nehmen konnten. So kam es dann, dass eines Nachts Mitte April 1945 eine Gruppe von fünf verwundeten ehemaligen Panzermännern, zu der auch Jürgen Laue gehörte, sich heimlich durchs Fenster aus dem Lazarett schlich und einen in der Nähe aus unerfindlichen Gründen von seiner Besatzung verlassenen Panther (die Leute hatten sich wohl schon klugerweise "abgesetzt") bestiegen und mit ihm die Landstrasse hinunterfuhren auf den 5 km entfernten Ort zu, den die Amerikaner bereits eingenommen hatten. Am Ortseingang sichteten sie einen dort zur Sicherung aufgestellten Sherman-Tank (es war Mondschein). Auf diesen feuerten sie mehrere Schüsse mit ihrer 7,5 cm-Kanone ab und setzten ihn in Brand - eine üble Überraschung für die dort eingesetzte amerikanische Einheit - worauf sie sogleich umkehrten und im Eilmarsch nach Wernigerode zurückfuhren. Dort angekommen, stellten sie den Panzer an derselben Stelle wieder ab, stiegen wieder durchs Fenster ins Lazarett, legten sich wieder in ihre Betten und taten so, als ob sie die ganze Nacht durchschnarcht hätten. Dieses Husarenstück wurde aber dann doch im ganzen Lazarett bekannt und löste grosse Begeisterung unter den anderen Verwundeten aus. "Na, den Brüdern haben wir doch mal wieder gezeigt, was deutsche Panzermänner immer noch schaffen können!"
Als die Amerikaner Ende April 1945 Wernigerode besetzten, lagen dort Hunderte von deutschen Verwundeten in den verschiedenen Reservelazaretten der Stadt. Schon seit Wochen waren in diesen die Bestände an Medikamenten, Opiaten, Verbandzeug und anderen medizinischen Hilfsmitteln so stark geschmolzen, dass eine angemessene Fürsorge für die Verwundeten nicht mehr gewährleistet werden konnte. Dieser Sachverhalt wurde dem amerikanischen Kommandeur von den deutschen Lazarettärzten sogleich mitgeteilt unter Hinweis auf die Genfer Konvention, welche eine angemessene medizinische Betreuung von verwundeten Kriegsgefangenen vorschrieb. Dieser Kommandeur verfügte natürlich nicht aus seinen eigenen Beständen über solche umfangreichen Hilfsmittel und war deshalb ziemlich ratlos. Er war bereit zu helfen, aber wie? Da schaltete sich Lt. Laue ein, der mit seinem dürftigen Schulenglisch als Dolmetscher im Lazarett diente. Er bot sich an, eine Gruppe von Amerikanern in Lkws zum 50 km entfernten Magdeburg, seiner Heimatstadt, zu führen, wo sein Vater, ein höherer Beamter in der dortigen Wehrmachtsverwaltung, Zugriff auf die dort gelagerten Wehrmachtsdepots einschliesslich solcher mit medizinischen Vorräten hatte. Dieses Angebot wurde angenommen. Lt. Laue, obwohl selber als Verwundeter ziemlich unsicher auf den Beinen, setzte sich in den von drei mit Maschinenpistolen bewaffneten GIs besetzten Jeep, und die Fahrt ging los. Und hier ist der Knüller: Während dieses ganzen Unternehmens trug Lt. Laue seine schwarze Panzeruniform mit all seinen Auszeichnungen daran (EK I und II, Panzersturmabzeichen, Silbernes Verwundetenabzeichen) und sein schwarzes Panzerkepi - ein höchst merkwürdiger Anblick für die verdutzt am Wege stehenden "befreiten" deutschen Zivilisten. In Magdeburg angekommen, fand Lt. Laue seinen Vater, der die Amerikaner zu dem Depot dirigierte, wo die medizinischen Vorräte eingelagert waren. Die Lkws wurden mit diesen vollgeladen, und zurück ging die Fahrt nach Wernigerode. Die Ärzte dort im Lzarett waren hocherfreut über diese massive Zusendung von dem, was sie so notwendig brauchten. Der amerikanische Kommandeur war ebenfalls beeindruckt. Er sagte zu Lt. Laue: "You did a good job, lieutenant, and a great service for your wounded comrades."
und dann noch das hier: Bericht über die letzten Kriegstage im Mühlental von Wernigerode Mittwoch, der 11. April 1945 Es ist die Nacht vom Dienstag, dem 10. April 1945 zu Mittwoch, den 11. April. Vom Friederikental, diesem idyllischen Seitental im oberen Nöschenrode aus sieht man gegen 22°° Uhr, wenn man in nordwestlicher Richtung in den Nachthimmel blickt, Feuerfontänen mit nachfolgenden starken Explosionen. Vor den heranrückenden Kampftruppen der Amerikaner werden Munitionslager der Produktionsstätten hinter dem Huy (Wilhelmshall) und im Schimmer Wald gesprengt. Ein schauerliches und gespenstisches Bild wie ich mich erinnere.Zur gleichen Zeit, so der Geschichtsschreibung nach, gab es Gespräche des Bürgermeisters von Wernigerode, Herrn v. Fresenius mit dem Obersten Gustav Petri, der am 9. April mit seinen, ihm verbliebenen, Leuten "rückwärtiger Dienste" in Wernigerode eingerückt war. Sein Quartier hatte Petri im "Haus Sonneck" im Mühlental (wenige hundert Meter von der Storchmühle in Richtung Stadt entfernt, genommen. Seine Soldaten quartierte er im "Stadtgarten" ein. Petris Auftrag bestand zunächst darin, zurückgehende deutsche Einheiten, auch Einzelpersonen und Gruppen über Hasserode und Nöschenrode der 11. deutschen Armee zur Verteidigung der "Festung Harz" zuzuführen. Bürgermeister v. Fresenius hat nachweislich versucht, in den Gesprächen, Petri davon zu überzeugen, die Stadt Wernigerode nicht in die Hauptkampflinie einzubeziehen. Petri war, nach einem telefonischen Lagebericht an seinen Dienstvorgesetzten Oberst Linemann, der sich in Andreasberg aufhielt, als ranghöchster Offizier in Wernigerode zu der Zeit telefonisch zum "Kampfkommandanten" ernannt worden und sollte nun auch diese Stadt "verteidigen" was er ablehnte. Diese Ablehnung führte schließlich dazu dass Petri am 11. April verhaftet und bei Elend im Harz noch am gleichen Tage vom Wachzug der 11. Armee erschossen wurde. Am Marktbrunnen erinnert eine Plakette an diesen "Retter" der Stadt und auch eine Strasse trägt seinen Namen. Am 11. April dann wurde am frühen Nachmittag gegen 14°° Uhr 30 Min. auf dem Theobaldifriedhof in Nöschenrode, dem Teil der Schlossgemeinde (das ist der am Wald liegende Teil des Friedhofes), Frau Auguste Weber, die Großmutter des Autors und verstorbenen Ehefrau des Holzhauermeisters Wilhelm Weber, beigesetzt. Sie war im 66. Lebensjahr verstorben und hatte im Voigststieg gelebt. Pfarrer Kroneberg sprach gerade, an die Tote und die relativ große Trauergesellschaft gewandt, die letzten Worte des Trostes, als plötzlich Granatbeschuss alle aufschreckte und die "Veranstaltung" sprengte. Der eilig herabgelassene Sarg wurde erst Tage später mit Erde bedeckt. Eben zu dieser Zeit rückten die amerikanischen Kampftruppen an und man erzählte später in der Bevölkerung, dass Rudolf Kindermann und der Chefarzt der Chirurgie des Krankenhauses Dr. Moldenschardt, diesen Truppen mit weißer Fahne entgegen gegangen seien um einen Panzerbeschuss zu verhindern und die Stadt kampflos zu übergeben. Ich kann die Wahrhaftigkeit dieser Aussage nicht belegen, aber vieles deutet wohl darauf hin dass es so gewesen sein könnte. Der Beschuss war auch nur durch zwei oder drei Detonationen wahrnehmbar und hat auf die Stadt selbst nicht mehr stattgefunden. Es wurde dann im Verlaufe des Nachmittags und den weiteren Tagen auf die Zugänge in den Harz (Nöschenrode und Hasserode) geschossen.Wenn es aber mit der Handlung von R. Kindermann und Dr. Moldenschardt sich so verhalten hat, dann hätten diese einen größer Würdigung um die mutige Aktion schon geschichtlich verdient! Jedenfalls zerstob die Trauergemeinde, die Auguste Weber das letzte Geleit gegeben hatten. Etwa 50-60 Leute, liefen in aller Eile vom Theobaldifriedhof davon. Meistens nach Hause in die Stadt, nach Hasserode bzw. in unserem Fall ins Friederikental durch Bohlweg und den Wildmeisterweg. Zu Hause angekommen wurde so schnell es ging noch versucht, die Kellerfenster zu schützen und der Keller aufgesucht. Mit uns, meinen Eltern und mir, waren noch unsere "Evakuierte", Frau Lina Wohning aus Moers am Rhein und eine Verkäufern der Bäckerei Blumeier in der damaligen Kaiserstrasse von Nöschenrode. Wegen Granatbeschusses, der doch ziemlich dicht ans Haus reichte - nur etwa 200m entfernt schlugen Granaten ein, ohne allerdings bemerkenswerten Schaden anzurichten -, ging es doch noch in den nahe gelegenen Wald bis ins "Siebenbörner Tal". Von dort kehrten wir erst bei Einbruch der Dunkelheit zurück. Donnerstag der 12. April 1945 Die Nacht war unruhig ob der Dinge die sich noch ereignen würden. In der Tat drangen in dieser Nacht, von den Anwohnern unbemerkt, Teile der 11. Armee, es waren Militärschüler der Offiziersnachwuchsschule Potsdam, von Elbingerode kommend ins Mühlental ein und gingen an der Westseite entlang des Mühlgrabens, Vogelsang ... bis zum "Holfelder Platz" vor, zogen sich aber bis zum Morgen wieder zurück auf die Höhe "Hartmanns Mühle". Ihre Ausrüstung und Bewaffnung bestand aus Fahrrädern und Panzerfäusten sowie Sturmgewehren. Sie waren verblendete und dadurch fanatische junge Männer die noch an "den Endsieg" in dieser aussichtslosen Situation glaubten und bereit waren für dieses aussichtslose Ziel zu kämpfen und zu sterben. Jedenfalls war dies der Eindruck den mein Vater hatte, als er diese Männer bei Hartmanns Mühle so gegen 10°° Uhr am 12. April aufsuchte. Im Interesse der Sicherheit unseres Hauses im Falle bewaffneter Vorgänge, wollte er mit ihnen darüber zu diskutieren, nicht zu kämpfen bzw. die Bevölkerung in jedem Fall zu verschonen. Von diesem Gespräch kam der Vater ganz entsetzt ob der Uneinsichtigkeit der Leute nach Hause zurück. Ich wirkte in der Zeit im Garten unseres Hauses und war dabei zu graben. So verging der Vormittag bis dann so gegen 13°° Uhr etwa, lautes Motorengeräusch von Panzern (Typ Sherman) uns vor das Haus holte. Was da zu sehen war sah nicht hoffnungsvoll aus. Drei solcher Panzer als Konvoi mit aufgesessener Infanterie befuhr die Strasse des Mühlentals (heute B 242) vorsichtig. In Höhe der Hälfte zwischen Hartmanns Mühle und Hotel Waldmühle (heute steht dort auf der Westseite des Baches ein Tennishotel "Waldmühle") wurde gehalten und die Infanteristen begaben sich in Angriffsstellung hinter die schützenden Panzer. Dann begann die Fortsetzung der Fahrt und schon nach wenigen Metern begann eine wilde Schießerei. Das veranlasste uns natürlich wieder Schutz zu suchen im Keller. Bis es draußen wieder ruhig wurde und die Amerikaner ganz offensichtlich sich zurückgezogen hatten was am leiser werdenden Motorengeräusch deutlich vernehmen konnte. Es war aber ein Trugschluss zu glauben, nun sei erst einmal alles überstanden. Kurze Zeit später wurden wir gewahr, dass 6 solcher gepanzerten "Ungetüme", behängt mit Baumstämmen und Sandsäcken - dies wurde zum Schutz gegen sogenannte "Haftladungen", Sprengladungen gegen die Panzerung getan -, über die Wiesen fuhren und zurück kamen. Diesmal einer davon direkt in Richtung unseres Hauses was ich deutlich aus dem Badfenster schauend sehen konnte und weswegen wieder alle in den Keller flüchteten. In der Tat hielt der Panzer etwa ½ Meter neben unserem Haus. Die Stimmen der Besatzung waren deutlich zu hören und wir da im Keller zitterten alle vor Angst am ganzen Körper, doch nicht wissend was denn da auf uns wohl zukommen könnte. Eine Drehung des Turmes hätte dem Haus schon arge Zerstörungen zufügen können. In kürzester Zeit wurde aus der Panzerkanone geschossen. Die Fensterscheiben barsten sofort. Wir waren also, sonst in als sicher gedachter territorialer Lage was Bombenangriffe und so etwas anging, jetzt und zu guter Letzt noch mitten in die Kampfhandlungen des Krieges geraten. Das alles war das schlimmste Gefühl dass mich jemals in meinem Leben erfasst hat, auch wegen der offensichtlichen Hilflosigkeit der Lage und Situation. Diese Angst, die wir durchmachten, kann man nicht beschreiben. Es erwies sich wohl nun als Glück, dass die deutsche Armee an dieser Stelle so schwach ausgerüstet und bewaffnet war. Mit MGs konnte man von der Waldmühle aus den Panzern nichts anhaben und die Panzerfäuste hatten eine zu geringe Reichweite. Ich weiß es nicht mehr wie lange die Schießerei andauerte. Man glaubt ja in solchen Momenten es sei ewig lang aber, wenn ich drüber nachdenke, so war es bestimmt nicht mehr als eine Stunde. Die Amerikaner zogen sich wieder zurück. Ob bei ihnen Verluste waren weiß ich nicht. Bei den Deutschen, wie wir später feststellten, war ein junger Leutnant gefallen. Er wurde zeitweilig am Eingang des Hotels Waldmühle begraben und erst Wochen später nach dem Krieg umgebettet. Unser Haus wies erhebliche Schäden auf. Der Eingangsbereich (Vorbau als Windfang) war um ca. 20 cm aus der richtigen Position verschoben, etliche Fensterscheiben waren zu Bruch gegangen und der Garten durch die Fahrspuren stark verwüstet. Mittlerweile war es vielleicht so gegen 17°° Uhr geworden. Vater und ich, wir beseitigten die am Haus entstandenen Schäden so gut es eben ging, bzw. vernagelten die kaputten Fenster. Freitag der 13. (!) April 1945 Die Nacht war wieder sehr unruhig, wusste man doch nicht was uns denn noch bevorstand. Am Morgen des Freitags, auch noch der 13.(!), sahen wir auf der "Schnurrbartwiese" vor unserem Haus Erkennungszeichen für Flugzeuge ausgelegt. Das hatten offensichtlich die Amerikaner gemacht in der Absicht Flugzeuge zum Einsatz zu bringen. Gegen 9°° Uhr schon, wurden wir dann von einer deutschen Krankenschwester, die ganz in der Nähe mit ihren Eltern wohnte (die Tochter des Maklers Hartwig) und einem amerikanischen GI aufgefordert, in den nächsten zwei Stunden das Haus zu verlassen. Wir waren 4 Personen, hatten 1 Schwein, 3 Ziegen, ca. 20 Hühner, Enten und Gänse usw. Es war ja Krieg und unser Vater hat uns versorgungsmäßig kaum etwas von dem spüren lassen, darum allerdings auch dieses Stück "Selbstversorgung". Wohin mit alledem ohne es verlustig gehen zu müssen? Das war nun die Frage. Mit uns wurden gleichermaßen evakuiert: Das Nachbarhaus der Fam. Schökel (4 Personen), Die Mühle von Hartmanns (4 Personen). Die sogenannte "Hahnsche Villa" (ca. 20 Personen) und die "Städtischen Häuser im Mühlental (ca. 40 Personen). So mussten also etwa 70 Leute ihre Wohnung verlassen. Es entstand spontan eine bemerkenswerte Solidarität. Wir konnten unser Hab und Gut, vor allem die Tiere, bei Leuten unterbringen mit denen wir trotz der territorialen Nähe kaum sonst Kontakte hatten. An den Häusern am sogenannten "Floßplatz", hatten die Amis eine Kontrolle eingerichtet durch die wir mussten. Man wies uns ein in die Storchmühle, wenn wir nicht privat anders eine Unterkunft für uns organisieren könnten. Wie sich dann herausstellte hatte Rudolf Kindermann, ob freiwillig oder unter Zwang weiß ich nicht, den Saal der Storchmühle zur Verfügung gestellt, in dem die Menschen nun erst einmal Unterkunft fanden. Wir gingen zu Freunden meiner Eltern, d. h. zu Frau Ratjen, er war Meister bei Thiel und Loeffler aber nun auch wie die meisten der Männer Soldat. Sie wohnte im Haus der Freifrau von Langermann in der Tiergartenstrasse. Dort wohnten wir nun. Hier gab es einen Plattenspieler den ich dann mit Beschlag belegte und unentwegt Platten der damaligen Zeit mit den Stars von damals, wie Zarah Leander, Herbert Ernst Groh usw. hörte. Die Frauen durften am Samstag noch einmal mit amerikanischer Bewachung oder auch amerikanischem Schutz in die Häuser um weitere Gegenstände zu holen. Da lagen in den Wäldern auch der Ostseite des Mühlentals, am Fenstermacherberg deutsche Soldaten die sogar diese Frauen, meine Mutter und Lina Wohning, beschossen haben. Der Amerikaner hat sich zu deren Schutz noch eingesetzt, indem er ihnen half sich in den Straßengraben zu werfen. Kein Ruhmesblatt für die deutsche Armee so kurz vor dem Untergang. Ich hielt mich auch sehr viel in der Storchmühle auf denn dort waren ja auch Freunde untergebracht. Hier habe ich auch Rudolf Kindermann an einem der Tage zwischen dem 14. April und dem 16. April gesehen. Er war verwundet. Es muss wohl am Samstag, dem 14. April gewesen sein, dass ein Mitglied der Wehrwolforganisation Rudolf Kindermann mit einer Pistole in den Arm angeschossen hat. Ich habe den Verletzten mit Arm in der Binde selbst gesehen. Offenbar war dies ein "Racheakt" der mit der Stadtübergabe im Zusammenhang zu sehen ist. Die Wehrwolforganisation war nämlich eine Verbindung von meist Hitlerjugendangehörigen oder auch der Waffen-SS. In den Anfängen der Besatzungszeit oder danach verübten diese Leute Überfälle oder sonstige die Besatzer schädigende Taten. Auch gegen Deutsche vergingen sie sich, wenn sie nach ihrem Verständnis glaubten, dass sie sich mit dem "Feind" verbündet hätten. Das lag nun hier im Fall von R. Kindermann vor.
Hallo US 330 Reg. Dein Bericht stammt vermutlich aus Wikipedia Online Museum (Zeitzeugenberichte). Schau doch dort noch einmal nach. Petri war zuletzt Oberst. Er wurde ab 9. April 1945 zum letzten Kampfkommandanten von Wernigerode ernannt und erhielt den Befehl, die Verteidigung der Stadt zu organisieren. Als Petri entschied, die Stadt nicht verteidigen zu lassen, wurde er verhaftet und am 12. April 1945 standrechtlich erschossen. Die Stadt selbst wurde bereits am 11. April an amerikanische Truppen übergeben. In Wernigerode wurde die Gustav-Petri-Straße nach ihm benannt. Ein Gedenkstein nahe dem Bahnhof Drei Annen Hohne erinnert außerdem an ihn. Gruß Teddy
Hallo US330Reg. Unter "Die letzten Kriegstage in Wernigerode" - werner-weber-bericht-über-die-letzten-kriegstage-im-mühlental wird man fündig (zahlreiche Zeugenberichte und mehr). Gruß Teddy
Hallo Uwe, habe Deinen Bericht über die dt. Panzermänner gelesen. Wow, war mein erster Gedanke, denn die Betroffenen riskierten doch einiges mit ihrer Fahrt, zumal ja der amerikan. Tank brannte. Gehe aber davon aus, dass die Besatzung sich außerhalb des Panzers befand. Schließlich hatten die Amerikaner meines Wissens nach, keine Nachtsichtgeräte, mit denen sie schießen konnten. Sich dann mit dem Panther wieder verdrücken und anschließend so zu tun. als wäre nichts gewesen, immerhin. Dazu war bei der bevorstehender Besetzung von Wernigerode sicherlich nicht jeder bereit und setzte schon Mut/Tollkühnheit bei den dt. Panzermännern voraus. Nachdem ich die Geschichte jedoch etwas sacken ließ, beschlichen mich doch Zweifel, ob das so gelaufen sein könnte. Das beginnt damit, dass ein Panzer P V am Straßenrand fahrbereit mit Munition versehen, steht. Üblich war doch, dass, wenn dt. Panzerbesatzungen ihr Fahrzeug aufgaben, den Panzer unbrauchbar machten für den Feind. Das musste ja nicht zwangsläufig bedeuten, diesen zu sprengen. Gerade, wenn die Besatzung lautlos stiften gehen wollte. Weiterhin ist eine anrollender Panzer in der Nacht weithin zu hören. Sollten die Amerikaner so gepennt haben? Gerade bei ihrer großen Angst vor Wehrwolfaktionen. Außerdem war der Krieg noch nicht zu Ende. Der Verlust des Sherman-Tanks müsste doch in AAR der Amerikaner stehen und so viele Orte im Umkreis von 5 km ab Wernigerode kann es doch auch nicht geben. Trotzdem, eine interessante Geschichte und vielleicht tauchen noch Fakten auf, die die Geschichte erhärten. MfG Rüdiger