Für Bundes –(Militär) Archiv Freiburg im Breisgau ------------------------------------ z. i. A.: „Kombattanter Kriegseinsatz der HJ ========================== aus wehrgeschichtlichen Befragungen:
Korps Lichel – WkrKdo XI - /Armeeabteilung Blumenritt (FschAOK 1) --------------------------------------------------------------------------------------- Kampfkommandant Braunschweig (7.4. – 10.-.1945) – ELM – Abschnitt Königslutter (10.4. – 12.4.1945). HJ – Akademie – Kampfgruppe (Dozenten und Absolventen der Akademie für Jugendführung) m. I. Btl. (Lehrwerkstätten d. Volkswagen – Vorwerks u. Lehrausbildungsanstalt d. Bernhard – Rust – Hochschule) II. Btl. (HJ – Volkssturmkontingent „Braunschweig“/Bann 92) als Panzerjagdbataillone auf- gestellt in Braunschweig: I. Btl. 3.4., II. Btl. 4.4.1945. Auflösung 12.4.1945 in Riegelstellung ELM – Abschnitt Königslutter.
11. Armee ------------- LXVI. Panzerkorps (AOK 11): Korpsreserve: HJ – Kampfgruppe Rokahr/Gebiet 8, Teile für den Kampfeinsatz abgestellt. Infanteriedivision „Potsdam“ Kampfgruppe „Blankenburg“ m. HJ – Volkssturmkontingent d. Bannes 250 HJ – Volkssturmkontingent „Quedlinburg“/Bann 165
Bericht über den Einsatz der 1. Panzervernichtungsbrigade „HJ“ bei der 12. Armee 1945 ----------------------------------------------------------------------------------------------------------- Am 27. April wird dem AOK 12 die 1. Panzervernichtungsbrigade „Hitlerjugend“ unterstellt. Sie war im Februar in Radebeul als Großverband des Deutschen Volkssturms III. Aufgebot aus Angehörigen von Wehrertüchtigungslagern hauptsächlich aus den inzwischen in Feindeshand fallenden deutschen Ostgebieten und aus Adolf – Hitler – Schülern der für den Wehrdienst gemusterten Jahrgängen 1928/29 aufgestellt worden. Der „Panzernahkampfbrigade“ wurden vier im Raum Dresden versammelten Bataillone zugeführt, außerdem trafen einige Führerinnen des Bundes Deutscher Mädel ein, die freiwillig als Stabsdiensthelferinnen verpflichte waren. Mit ihnen und etwa 200 Jungmannen wurde von Obergefolgschaftsführer Mahr die Stabskompanie aufgestellt. Bis 6. Februar traf auch das Führungspersonal aus freiwilligen hauptamtlichen Führerkorpsangehörigen der Gebiete und Banne ein. Hinzu kamen freiwillige Kriegseinsatzführer der HJ. Kommandeur der Brigade war zunächst Stabsführer Mäckel, zu seinem Stellvertreter wurde Oberbannführer Kern befohlen. Bei einem Verkehrsunfall an der Bergstraße kam Mäckel wenige Tage später ums Leben, posthum wurde der mit dem Ritterkreuz, der Kriegsverdienstkreuz es mit Schwertern für seine Verdienste um die deutsche Jugend ausgezeichnet. Sein größten Verdienste lagen auf dem Gebiet der Wehrertüchtigung und der Erweiterten Kinderlandverschickung aus den besonders Luftkriegsgefährdeten Gebieten des Reiches. An seiner Stelle übernahm Reichsjugendführer Axmann als Befehlshaber des III. Volkssturmaufgebots selbst das Brigadekommando, als Stellvertretender Kommandeur blieb Oberbannführer Kern mit der Führung beauftragt. Anläßlich des vernichtenden Luftangriff auf Dresden wurden Teile der Brigade als Bergungsdienst eingesetzt, andere nach Radeberg verlegt. Tage nach der Vernichtung Dresdens erfolgte die Verlegung der gesamten Brigade im Eisenbahntransport zur Ausbildung ins Truppenübungslager Zossen. Dort fand zunächst eine Besichtigung durch den Jugendführer des Deutschen Reiches statt. Reichjugendführer Axmann nahm dabei Auszeichnungen an Angehörige des schlesischen Bataillons vor, die sich bei Görlitz besonders hervorgetan hatten. Der Großverband wurde in 1. Panzervernichtungsbrigade „Hitlerjugend“ umbenannt. Im Reichsausbildungslager I der HJ – Lager „Seeland“ – bei Klein Köris wurde die Panzervernichtungsbrigade „Hitlerjugend“ aufgestellt, ihr Kommandeur war Oberbannführer Ohlendorf. Nach Beendigung der Ausbildung Mitte März wurde die 1. PzvernBrig. „HJ“ für den Einsatz bzw. der Heeresgruppe Weichsel (Reichsführer – SS Himmler) zum Schutze der Reichshauptstadt in den Raum Berlin und Frankfurt a. d. Oder mit Brigadegefechtsstand in Bad Saarow an den Scharmützelsee verlegt und am 20. März dem AOK 9 (General Busse) als Armeereserve zur Verwendung im Rückwärtigen Armeegebiet unterstellt. Unter der Verantwortung des Armeepionierführers der 9. Armee wurden die Bataillone 30 – 50km hinter der Hauptkampflinie in der Feldsperrzone des tief gestaffelten Verteidigungssystems in der Linie Beeskow – Herzfelde beiderseits der Reichsautobahn BERLIN – FRANKFURT/ODER aufgestellt. Zum Zwecke der schnellen Schwerpunktbildung wurde in Fürstenwalde ein Kampfgruppenstab aufgestellt. Außer der 1. Pzvernbrig. Standen zwischen den Oderhöhen und der Waldsperrzone weitere zwei Panzerjagdbrigaden und Armeereserven. Als sich nach Beginn der sowjetischen Oderoffensive am 16. April die Schwerpunkte an den Oderhöhen bei Seelow und Briezen beim XI. SS – Pzk und OT. AK abzeichneten, die die Reserven aufzehrten, verlagerte sich der Einsatzraum der Brigade mit dem Eingreifen der LVI. PzK (General Weidling), dessen Generalkommando sie im Abschnitt Müncheberg – Harneken unterstellt wurde. Hier wurden die Bataillone anläßlich der Krise bei der 9. Fallschirmjägerdivision eingesetzt und im Kampf gegen durchbrechende feindliche Panzerrudel am 18.4. von Teilen der 18. PzGrenDiv. Und der 11. SS – Freiw. PzGrenDiv. „Nordland“ abgelöst. Gegen die nördlich Müncheberg in der Märkischen Schweiz bei Buckow eingesetzten Teile der Brigade brachen nach einem Trommelfeuer seit den Morgenstunden überlegene sowjetische Panzerverbände mit Begleitinfanterie vor, doch wurden die Stellungen in den brennenden Waldungen im gesamten von der „Hitlerjugend“ verteidigten Abschnitt westlich Hermersdorf gehalten. Am nächsten Tage wurde die Brigade aus dem Kampf herausgezogen, um anschließend noch mal bei Strausberg und im Raum Werneuchen in den Abwehrkampf einzugreifen. Nach dem Kampfeinsatz wurde die Masse der Brigade nach Norden zurückgeführt. Teile über Berlin, und marschierten zu anderer Verwendung im Heeresgebiet der Heeresgruppe Weichsel, das in seiner Tiefe von Panzerbrigaden und Panzerzerstörverbänden unter dem Kdo. der Panzerjagddivision „Weichsel“ gesichert wurde. Die 1. PzVernBrig. „HJ“ bezog um den 24. April eine Panzersperrlinie der Reichsstraße 167 bei Löwenberg i. d. Mark zwischen nördlich Oranienburg und Gransee mit dem Brigadegefechtsstand in Vielitz. Sie sicherte das Rückwärtige Armeegebiet der 3. Panzerarmee (General v. Manteuffel) im Rücken der mit Front nach Süden beiderseits Oranienburg eingesetzten Armeeabteilung Steiner (SS – Obergruppenführer Steiner). In dieser Stellung wurde der 1. PzVernBrig. „HJ“ auf Befehl des Reichsjugendführer Axmann, der im Verteidigungsbereich Berlin blieb, die Panzervernichtungs – Ersatzbrigade „Hitlerjugend“ aus Klein Köris zugeführt. Dieser waren am 18. April als Kommandierte vom Ersatzheer 2 Hauptleute, Träger der Goldene .Nahkampfspange, mit 12 Leutnanten und Oberfähnrichen aus der Kriegsschulregiment zugeführt worden. Anläßlich des Durchbruchs der sowjetischen 1. Ukrainischen Front aus dem Brückenkopf Forst war die Ersatzbrigade am 19.4. alarmiert und dem Oberst Kaether (OKH) unterstellt worden. Der Gefechtsstand der Gefechtsgruppe Kaether war im Lager „Maibach I“ – Hauptquartier fes OKH – in Zossen. Die Ersatzbrigade hatte den Auftrag, die Reichsautobahn BERLINER RING – COTTBUS in der Seenenge bei Teupitz zu sperren. Mit ihrem Stammpersonal, dem kommandierten militärischem Personal und ca. 50 HJ – Angehörigen des DV III hatte sie eine Alarmanteilung aus zwei Einheiten mit insgesamt 4 Panzerjagdkommandos bzw. 8 Panzervernichtungstrupps aufgestellt und an der RAB – Abzweigung Gr. Köris in Stellung gebracht. Am Westufer des Teupitzsees sollte mit seinem linken Flügel des RAD – Grenadierregiment „Jahn“ 1 (Oberstarbeitsführer Konopka) anschließen. Die Angriffsspitze der 3. Garde – Panzerarmee hatte zum Auftanken in Baruth einen Tedchnischen Halt eingelegt, nördlich von ihr stand nur eine schwache VStuEinh. (DV I/II) mit zwei Sturmflak 8,8cm gegenüber. Von Süden hatte die 21, PzDiv. mit dem Feind auf Teupitz rochiert. Die AlAbt/PzVernErsBrig. „HJ“ war im Verlaufe des 20. April bei Gr. Köris abgelöst worden. Da das Lager „Seeland“ angesichts des sich abzeichnenden Vorstoßes der sowjetischen 1. Weißruthenischen (Bjelorussischen) Front von Nordosten – aus dem Raum Müncheberg – bedroht war und feindwärts der Sicherungen der Gefechtsgruppe Kaerther (ab 20.4. abends unter Oberst Oertel) lag, ist die Ersatzbrigade mitsamt ihrem zivilen Lagerpersonal – nebst Außenstelle der RJF – noch am Abend des 20. zunächst nach Siethen, am 21. nach Potsdam verlegt worden und hatte vorübergehend Unterkunft in der Reichsjugendführerschule I bezogen. Dort hatte Oberbannführer Ohlendorf die Verbindung mit der Reichsjugendführung Berlin – Charlottenburg aufgenommen und den Auftrag Erhalten, alle Teile am 23. April der 1. PzVernbrig. „HJ“ zur Eingliederung zuzuführen, die man bei Fehrbellin vermutete. Bei der Ausfahrt in Richtung Nauen mußte ein unübersehrbarer Flüchtlingsstrom überholt werden und die Ersatzbrigade begegnete einer gepanzerten Kampfgruppe der Waffen – SS auf Hetzern, die in die Reichshauptstadt hinein rollte (europäische Freiwillige). Über 2 Nächte war Ortsunterkunft in Läsikow bezogen und im Raum Frisack das zivile Personal eines Wehrertüchtigungslagers evakuiert worden, als die Lkw – Kolonne am 25. April Banzendorf, westlich Gransee, im Kreis Ruppin erreichte und der Gefechtsstand der 1. PzVernBrig. „HJ“ in Vielitz, südlich Rheinsberg, gefunden wurde. Anläßlich seiner Meldung am 27. April befahl Oberbannführer Kern dem bisherigen Offizier z. b. V. beim Stabe der PzVernErsBrig. „HJ“ Hauptgefolgschaftsführer Voigt, sich ins vormalige Stabsquartier des Generalinspekteurs der Panzertruppen in Neuruppin zu begeben, um sich über die Wehrmacht – Vermittlung des Kampfkommandanten beim Ia der 12. Armee, Oberstleutnant d. G. Frh. V. Humbold – Dachroeden, als Verbindungsoffizier zum AOK 12 zu melden. Dem wegen seiner unausgeheilten Verwundung betreuungsbedürftigen Reserveoffizier des Heeres – Absolvent der Akademie für Jugendführung – gab er als persönliche Ordonnanz einen Adolf – Hitler – Schüler mit. Zu diesem Zeitpunkt weist die 1. PzVernbrig. „HJ“ folgende Stellenbesetzung auf: Führer der Brigade: Oberbannführer Kern (mdFb) Ia: Hauptmann Kunz (v. Heer Kdt.) Stv. Ia (Ib/Ic): Gefolgschaftsführer Tschirke IV a: Verw.- Bannführer Galette Offz. z. b. V. b. Stabe: Oberbannführer Ohlendorf (bish. F. d. PzVern – Ersatzbrigade „HJ“) Hauptmann Wagner (v. Heer kdt.) Verb. Offz. z. AOK 12: Hauptgefolgschaftsführer Voigt (als Res. Offz. v. Heer beurlaubt) Reichsjugendführer Axmann hatte wegen seines Verbleibens in Berlin das nominelle Kommando niedergelegt. Die Bataillone sind nach dem Durchbruch der sowjetischen Kräfte bei der 3. Panzerarmee in der Linie Oranienburg – Gransee im Kampfeinsatz zur Verteidigung der R 167, sie werden in der Nacht 28./19.4. an der Hauptkampflinie herangezogen und marschieren in den Raum Friesack, Einsatzraum des XXXXI. PzK (Generalleutnant Holste). Angesichts des schweren feindlichen Vorgehens über Rheinsberg, im Abschnitt der benachbarten 21. Armee (General v. Tippelskirch). wird auf Veranlassung des VerbOffz. Hauptgefolgschaftsführer Voigt im Einvernehmen mit dem Ia der 12. Armee, Oberstleutnant d. G. Frh. v. Humbold, und dem Ia, Hauptmann Kunz das zugeführte HJ – PzJagdBtl. „Mecklenburg“ mit der RAD – Abteilung 1(81 zur Flankensicherung der Armee bei Alt – Ruppin eingesetzt. der mecklenburgische Oberbannführer mit Dt. Kreuz i. Gold bildete mit diesen und dem nach Katerbow eingewiesenen IV. Btl. die Kampfgruppe „Neuruppin“/1. PzVernBrig. „HJ“ , der zu letzt das verst. SS – Btl Thomalla der III. Germ. SS – Pzkorps nach Storbeck zugewiesen wird. (Die Ereignisse sind separat dargestellt worden) Nach dem ihr nicht bekannten Absetzen des Kampfkommandanten wird die Kampfgruppe am 30.4. von Teilen der 3.MarInfDiv. abgelöst. Das Gros der 1. PzVernBrig. „HJ“ ist Armeereserve nahe dem Hauptquartier des XXXXI PzK in und um Friesack bis 30.4.. Am 1. Mai übernimmt das Brigadekommando von seinem Gefechtsstand im Forsthaus von Schönhauser Damm den Befehl wider über alle Reile, die seit dem 30.4. in den befohlenen Räumen untergezogen sind oder auf dem Marsch dorthin befinden. Das am nördlichsten marschierende ist das dem Brigadekommando unterstellte Lw – Vorschulbataillon (HJ) – Fliegertechn. u. Unteroffizier – Vorschulen d. Luftwaffe – aus der Brigade – Reserve von Kyritz in den vorgesehenen Elbabschnitt Wittenberge – Havelberg (es war inzwischen mit der Brigade v. Wolff unter dem Kdo. der Division z. V. bei Fehrbellin zur Panzerjagd eingesetzt). Der VerbOffz z. AOK 12 begibt sich am 1.5. von Neuruppin über Wildberg, Thinow, Strodehne nach Schollene, wo er diesem Abend erfährt, die Brigade durch die Rede des Großadmirals Dönitz den Tod Adolf Hitlers. Unmittelbar darauf gibt der Reichsverteidigungskommissar Magdeburg/Anhalt, Gauleiter Jordan, an die ihm unterstellten Verbände des Deutschen Volkssturms in Übereinstimmung mit dem Oberbefehlshaber der 12. Armee, General Wenck, den Auflösungsbefehl und untersagt Werwolf – Aktionen. Anläßlich des Befehls an die 12. Armee, nach Norden Anschluß an die Heeresgruppe Weichsel zu nehmen, gibt das AOK 12 Befehl an die Brigade, die angelaufene Absetzbewegung in Richtung Mecklenburg nachzuvollziehen. Oberbannführer Kern begibt sich ins Armeehauptquartier in Klein - Bulkow, um genauere Instruktionen zu erhalten. Angesichts der Lage beim XXXXI. PzK sind Auflösungserscheinungen spürbar – durch selbstständige Kapitulation der Division v. V – und ihm ist klar, daß er selbstständig handeln muß.
Magado-2 Wenn nicht anders ausgewiesen, dann Sammlung/Eigentum Magado Bilder/Beiträge dürfen "Nichtgewerblich" genutzt werden.
„Zu diesem Zeitpunkt“ so schreibt er später Konrad Kern am Major d. R. Voigt (1980), war die Hauptaufgabe, unsere Jungs nicht in russische Hände fallen zu lassen. Unsere Melder gingen an die uns bekannten Einheitsstandorte (-----------), um ein selbstständiges Absetzen zu befehlen.“ Die Angehörigen des Führerkorps der HJ erhalten die Anweisung, sich im Raum Schleswig zu sammeln, die Jungen sollen bei sich bietender Gelegenheit entlassen werden, was sich insofern als schwierig erweist, als das die Heimat vieler der Jungen von sowjetischen Truppen besetzt ist. Um sicher zu gehen, erhalten die Stabsdiensthelferinnen der Brigade Marschbefehl nach Dänemark und werden auf Lkw Transportiert. Die Marschbewegung soll in der Morgenfrühe des 2.5. beginnen. Als Hauptgefolgschaftsführer Voigt von Schollene aus am Morgen des 2.5. in Schönhauser Damm eintrifft. Ist das Forsthaus gerade verlassen worden. Er begibt sich mit seiner Ordonnanz auf einem Lösch-Fz mit der Familie eines aus Schlesien geflohenen Feuerwehrhauptmanns auf den Weg nach Sandau, wo er außer unbewaffneten GIs, mit denen sich einige deutsche Soldaten zu verbrüdern suchen in der Annahme, nunmehr gemeinsam gegen die Bolschewisten zu kämpfen, chaotische Zustände antrifft. Ein Pionierbataillon lagert neben einem fast friedensmäßig ausgerichteten Gewehrpyramide. Als Voigt an eine Offiziersgruppe mit dem Kommandeur dieses Bataillons herantritt, um zu fragen, was das alles zu bedeute, wird ihm mit dem Hinweis, daß der Russe in Havelberg sei – was nicht stimmte - , von einem Leutnant erklärt, dies sei in dieser Lage nicht schwer zu erraten. Der VerbOffz. begibt sich mit dem ihm als persönliche Ordonnanz zugeteilten Adolf – Hitler – Schüler spähermäßig zu Fuß nach Havelberg, um sich selbst einen Eindruck über die Lage zu verschaffen. Was sich dort ereignet hat, ist separat dargestellt worden und wird hier nicht wiederholt. Dort befindet sich das IV. Btl (Stammführer Zoch) nach Unterstellung unter den Befehl des Kampfkommandanten Havelberg nördlich der Havel im Einsatz. Der OrdOffz Obergefolgschaftsführer Mahr schreibt später an Major d. r. Voigt (1979) u, a,: „Eine Kompanie unseres Bataillons wird an den Nordrand der Stadt verlegt, um die Straße nach Perleberg zu sichern. In Nitzow sollen die Amerikaner sein. Ich fahre mit einpaar Mann hin. Amerikaner waren da – sozusagen auf Besuch gewesen und haben auf der anderen Seite der Havel Pakete mit Lebensmitteln gestapelt. Es ist dennoch kein Soldat zu sehen. Die anderen Kompanien werden am Abend (1.5.) an die Ausfallstraßen nach Pritzwalk und Neustadt an der Losse geschickt …. Am späten Abend werden unsere Jungen in ihre Quartiere zunächst gerufen. Nur kleine Trupps bleiben an den Rändern der Landstraße. 2.5.: Früh morgens immer noch keine Verbindung zur Brigade, ich fahre mit dem Rad auf Umwegen um Sandau herum nach Schönhaueser Damm …. Erfahre …., daß der Stab unterwegs nach Havelberg …. s. i. Rückfahrt. Um den Stab zu erreichen, fahre ich trotz des „amerikanischen Brückenkopfs“ die Straße über Sandau. Keine Amis da, jedoch jede Menge Wehrmacht, z. T. schon mit weißen Tüchern an den Fahrzeugen. Etwa um die Mittagszeit bin ich da. Oberbannführer Zorn ist auch gerade mit einigen Führern eingetroffen. Soe wollen versuchen, nach Schleswig zu kommen …“ Der VerbOffz trifft beim Bataillon Zoch ein, bald nachdem Kern mit Stab weitergefahren ist. Während des Gesprächs mit dem Bataillonsführern meldete ein Offiziersspähtrupp, daß die rechts des Bataillons eingesetzte Luftwaffenkampfgruppe ihre Stellung verlasen haben. Noch während sie die neue Lage besprochen wird, sehen die Offiziere im linken Nachbarabschnitt fluchtartige Rückwärtsbewegungen eines Regiments Infanterie …. Die weiteren Einzelheiten der sich abspielenden Ereignisse des 2. Mai sind in Detailinformationen enthalten und vorgelegt. Es handelt sich um den Vorgang und die Folgeerscheinungen der eigenmächtigen Übergabe der Division z. v. an die US – amerikanische 29. InfDiv. Durch Oberst v. Gaudecker. Trotz der gefähredeten Reichsstraße 107 und 5 in der Brigade gelangt Oberbannführer Kern mit seinem Stab und Teilen der Brigade (mit Bestimmtheit II. u. III. Btl) bis zum nordmärkischen Lauenburg, ob das Btl. „Mecklenburg“ seine Heimat erreicht, ist nicht bekannt. Das Lw.- Vorschul – Btl. (HJ) hat sich am 1.5. auf dem Marsch von Myritz mit sowjetischen Pantern herumgeschlagen und die an der Elbe anlangenden Teile mit dem Troß des Btl. sind am Abend am Elbufer nördlich Havelberg von Streifenkommandos der US – amerikanischen 9. Armee mit dem Versprechen entwaffnet worden, ------ Gefangenschaft. Ein Lkw mit Stabsdiensthelferinnen der Brigade kommt auf der R 107 nicht mehr durch und fahrt zum IV. Btl. zurück, In Lauenburg ist es möglich, die Verwundeten auf amerikanische Armee – Lkw zu laden und unter betreuerischer Leitung des Gefolgschaftsführer Tschirke nach Süddeutschland abzuschieben, alle anderen gelangen in Gefangenschaft der US – amerikanischen 9. Armee. Trotz scharfer Bewachung gelingt er Oberbannführer Kern mit seinem Ia aus der Marschkolonne auszubrechen und über die Elbe zu entkommen … Das Absetzen des Gros der Brigade ist im buchstäblich letzten Augenblick unter weitgehender Verbindung --------- (Kern) gelungen, -----in Folge des mit Panzerverstärkter Kavallerieunterstützung geführten sowjetischen Vorstoßes auf Toppel an der Havel ins IV. und I. Bataillon abgeschnitten. Das sächsiche IV. Btl. steht nördlich Havelberg allein, nachdem das rechte Nachbarregiment (Luftwaffe) und das linke (Heer) ihre Stellungen verlassen haben. Im schnellen Einvernehmen mit Stammführer Zoch eilt der VerbOffz in die Stadt zurück und verhindert die gerade von Pionieren vorbereitete Sprengung einer Brücke, er erwirkt den Befehl des Kampfkommandanten (Major und Ritterkreuzträger), das Bataillon Zoch an die Brücke zurückzunehmen und einen Brückenkopf zu bilden. Währenddessen wird in der Stadt noch geschossen, in die eine sowjetische Kavallerieschwadron (ca. 50 Reiter) eingedrungen ist, deren drei begleitende Panzer durch HJ – Panzern- Trupps vernichtet sind. Durch den Aufstau von in Doppelreihe aufgefahrenen Flüchtlingstrecks, deren Pferde noch im Geschirr stehen, während die Menschen in Häusern und kellern Deckung nahmen, ist die Lage in der Stadt chaotisch , da zum Teil panikartig Soldaten rückwärtiger Dienste durcheinander laufen und schießen. Nach den befehlsgemäß und diszipliniert beendeten Absetzbewegungen der Einheiten des IV. Btls. auf die Brückenkopfstellung stellt Stammführer Zoch mit Bestürzung fest, daß die nach Toppel vorgeschobene Kompanie verloren ist. Alle Offiziere sind sich einig, angesichts „der Stiften gehenden Wehrmacht“ – was eine außerordentlich negative psychologische Wirkung auf die Jungen hat – „keinen Jungen mehr“ einzusetzen. Der VerbOffz. wird gebeten, für Ablösung zu sorgen. Das gelingt einvernehmlich mit dem Kampfkommandanten in der Nacht zum 3.5. auch den Einsatz der letzten Reserve jenes Regiments Infanterie, daß am Nachmittag des 2.5. zurückgewichen ist, durch die energische Vorstellung im Beisein des Ordoffz. Beim Regimentskommandeur (Oberst) durch den VerbOffz. Während nach Ablösung das IV. Btl am 3.5. in Sandau ruht, reitet der Verboffz, elbaufwärts und wird von zwei höheren RAD – Führern (Oberstarbeitsführer) auf das Übersetzen von Verwundeten über die Elbe bei Schönfeld aufmerksam gemacht, an der die beiden RAD – Führer tagszuvor ihre jungen Arbeitsmänner den Amerikanern übergeben hatten. Im Weiterreiten trifft er die von Wulkau heranmarschierende preußische/I. Btl dessen Führer er über die Lage orientiert. Beide Bataillone werden zusammengeführt und bilden unter den Befehl von Stammführer Zoch eine Kampfgruppe. Diese folgt dem VerbOffz. und lagert in Schönfeld, während Hauptgefolgschaftsführer Voigt mit Zustimmung des für das Übersetzen seines Truppenverbandplatzes zuständigen Sanitätsoffizier (Stabsarzt) vorschriftsmäßig als Parlamentär auftretend, sich von amerikanischen Feldposten zu einem Stabe in einem Rittergut bei Altenzaun führen läßt. Er bittet die Übernahme von „400 HJ – Boys“. Die Entscheidung des amerikanischen Stabes, der das Mittagessen einnimmt, läßt auf sich warten und die Bitte abgelehnt mit dem Hinweis auf Fehlen von Übersetzmitteln. Der VerbOffz. wird zur Elbe zurückgeleitet und von einem Sanitäts – Obergetreiten auf einem Kahn zurückgebracht.“ Währenddessen haben Zochs Einheiten begonnen , aus Scheunentoren Flöße zu bauen. Die mit ihren Lkw heranfindenden Stabsdiensthelferinnen und Teile der KGr. Zoch/1. Pzvernbrig. „HJ“ in Kompaniestärke unter Führung des Adjutanten des IV. Btl. Hauptgefolgschaftsführer Nötling, kehren nach Sandau zurück, um sich dem Elbübergang der Division z. V., dabei der Kampfkommandant Havelberg, anzuschließen; zusammen mit den Jungen des Jahrgangs 1930 zurückgeführt werden. Die KGr. Zoch erhält in Schönberg den Auftrag für ein Aufklärungsunternehmen, bei dem Obergefolgschaftsführer Mahr von Truppen der polnischen 1. Armee gefangen genommen wird. Zoch läßt dem Marsch fortsetzen. Anläßlich einer rast in Klietz, in der der VerbOffz. wieder heranfindet, überbringt ein älterer Kavallerie – Stabsoffizier den Befehl eines vorbeifahrenden Generals, nach Osten, Richtung Schäferberg, aufzuklären. Es melden sich Freiwillige, die der Oberstleutnant selbst führt. Durch Einbringen eines Gefangenen wird festgestellt, daß es sich beim Feind, der im Raum Schollene die Havel überschritt, um die polnische 1. Armee handelt. Beim Weitermarsch der Kampfgruppe durch die Elbwiesen wird bei Lübars das Ansinnen eines Generalstabsoffiziers, einen Kampfauftrag zu übernehmen abgelehnt und in Hohengöhren am Abend des 3. Mai Ortsunterkunft bezogen. Hier erfolgt die Auflösung der Kampfgruppe und ihrer Bataillone zwecks Bildung des aus vier Kompanien bestehenden Bannmannschaftlich gemischten HJ – Panzerjagdbataillon Zoch. Die Details der Ereignisse des 2./3. Mai liegen als Spezialinformation vor. Das HJ – Pzjagdbatl. Zoch unterstellt sich Bannführer Kiesgen, Ritterkreuzträger und Führer des HJ – (Volkssturm) Regiments „Frankfurt/Oder“, das mit den Festungstruppen des GenMaj. Biehler am Ausbruch der 9. Armee aus dem Kessel von Halbe teilgenommen hat. Dem Regiment, das in der Verteidigung von Frankfurt a. d. Oder Ruhm erwarb, gehören Führerinnen des Bundes deutscher Mädel (BDM) an, dem sie sich freiwillig anschlossen, um nicht der bolschewistischen Soldateska in die Hände zu fallen. Sie beteiligten sich als Kombattante im Kampf. Wie Jungmannen dieses tapferen Regiments wurden auch diese weiblichen Kämpfer vom OB der 9. Armee zahlreich – mit dem Orden des Eisernen Kreuzes ausgezeichnet. Das verstärkte HJ (Vstu) Regt. Kiesgen ist Korpsreserve und untersteht dem KG des XXXIX PzK, Generalleutnant Arndt. Anläßlich einer Besprechung über die weitere Verwendung der verstärkten HJ – Kampfgruppe Kiesgen verweigern der als „ein großartiger Handerer“ (Kern) bekannte Bannführer Kiesgen und Stammführer Zoch einen erneuten Einsatz der „Hitlerjugend“ in der HKL. Der OB dieser entschiedenen vorgetragenen Verweigerung stutzende Kommandierende General hat Verständnis und eröffnet den beiden Offizieren und Jugendführer, daß auf Anweisung des Oberbefehlshabers, General Wenck, die Waffenstillstandsverhandlungen mit den US – amerikanischen Armeen in Stendal aufgenommen worden ist und läßt zu gegebener Zeit den Befehl zukommen, daß die HJ zusammen mit Truppenteilen -------------- am 6. Mai bei Fischbeck zum Übergang über die Elbe bei Tangermünde zu stehen habe. In Hohengöhren wird Verbindung mit dem Gefechtsstand der (?. RAD) Infanteriedivision „Theodor Körner“ z. b. V aufgenommen. Die Einzelheiten über die Tage 3. – 6. Mai dieser als -------------- vor. Während das verstärkte HJ – (Vstu) Regiment Kiesgen in der Frühe des 6.5. am Bismarckschen Gut Schönhausen – wo Otto Fürst v. Bismarck vor 130 Jahren geboren wurde – vorbei nach Fischbeck marschiert, orientiert sich Hauptgefolgschaftsführer Voigt bei Fronterkundungsfahrt über die Feindlage und findet sich n den Elbwiesen bei Fischbeck ein. Dort sind außer der HJ und „Feldherrnhalle“ – Teile einer (SA) – Volkssturmdivision) in olivfarbenen Uniformen der SA – Wehrmannschaft – auch andere Truppen der 9. und der 12. Armee angetreten. Nach dem Übergang auf dem Elbsteg bei Tangermünde (die Brücke liegt im Strom) legen sie auf dem Westufer die Waffen in Ehren nieder und marschieren als „Entwaffnete Deutsche“ nach Stendal, von wo sie am 7. 5. in Eisenbahntransporten über Bismarck ins große Kriegsgefangenenlager des US – amerikanischen XIII. Corps in Kalbe a. d. Milde gefahren werden. Ungeachtet der Warnungen vor umhertreibenden bewaffneten ehemaligen Fremdarbeitern und Kriegsgefangenen, springt Peter Kiesgen vom fahrenden Zuge ab und verschwindet in den Wäldern der Altmark. Der HJ – Verband bleibt, da die Offiziere von den Mannschaften nicht getrennt werden, zusammen, bis die Jungen entlassen werden. Bei gleichzeitiger freiwilliger Überführung der in ihrem Gewahrsam befindlichen Deutschen über Salzwedel usw. nach Niedersachsen übergeben die Briten die Altmark am 1. 7. an die sowjetische Militäradministration.
Magado-2 Wenn nicht anders ausgewiesen, dann Sammlung/Eigentum Magado Bilder/Beiträge dürfen "Nichtgewerblich" genutzt werden.
Anmerkungen zum Bericht über 1. Panzervernichtungsbrigade „HJ“ bei 12. Armee -------------------------------------------------------------------------------------------------------- Offizier - /Führerkorps ---------------------------- Bei den Angehörigen des Führungskorps der HJ, die in der Brigade Verwendung fanden, handelt es sich um Jugendführer mit Fronterfahrung, die aufgrund von Verwundungen für Aufgaben der Hitler – Jugend u. k. gestellt waren, zum großen Teil hoch ausgezeichnet: EK I. Klasse bis Ritter-kreuz, Sturm – und Verwundetenabzeichen, Nahkampfspangen u. a. m. Die Offiziere trugen ihre Offizieruniformen mit Schulterstücken (schwarz) und Dienstgradabzeichen des HJ – Führerkorps, sie gehörten durchweg verschiedenen Waffengattungen des Heeres oder der Waffen – SS an. Ausnahme: Oberbannführer Kern als ResOffz. Der Luftwaffe. Ein Dienstgradvergleich kann nur als Anhalt dienen, eine Automatik ergab sich daraus nicht. Auch zur Brigade kommandierten Offizieren des Ersatzheeres (u. a. Träger der Goldenen Nahkampfspange) konnten HJ – Führerränge verliehen werden (wie z. B. dem Ia). Dienstgradvergleiche HJ, Heer, Waffen – SS, RAD: (unterhalb der Generals - /Gebietsführerebene)
HJ Heer Waffen – SS RAD Hauptbann- Oberst Oberführer/ Oberstarbeitsführer führer Standartenführer
Zugrunde liegt der Vergleich der Besoldungsgruppen hauptamtlicher HJ – Führer mit Beamten und Offiziere, hier: Bannführer entspricht Regierungsrat = Major.
Unterführer
Magado-2 Wenn nicht anders ausgewiesen, dann Sammlung/Eigentum Magado Bilder/Beiträge dürfen "Nichtgewerblich" genutzt werden.
Vom Ersatzheer kommandierte Unteroffiziere stellten die militärischen Unterführer, sie trugen ihre Heeresuniform mit Rangabzeichen (Heer). Ein Vergleich mit Dienstgraden der HJ – Unter-führerschaft ist wegen des militärischen Ausbildungsstandes nicht zulässig. Dennoch wurden z.B. Oberschr – und Scharführer (z. B. Adolf – Hitler – Schüler) mit Unterführeraufgaben betraut.
Zur Dienstleistung beim JFdDtR beurlaubt ---------------------------------------------------- Als Rekonvaleszent im Luftwaffenlazarett 1/XI Braunschweig war es nur der Berichterstatter, der zur Teilnahme am 6. Lehrgang der Akademie für Jugendführung beurlaubt, anlässlich Aufstellung der HJ – Akademie – Kampfgruppe (Oberbannführer Stünke) - DW III – und Einsatz unter Kampfkommandant BRAUNSCHWEIG bzw. im Elm – Abschnitt des Korps Lichel – WkrKdo XI - bis 12.4.1945 als BtlAdj. Nach Meldung bei Wehrmacht – Kommandantur – Berlin zum Jungführer des Deutschen Reiches für Dienstleistungen im Deutschen Volkssturm (DV) beurlaubt: Verwendung als Offz. z. b. V. beim Stabe der PzVern.ErsBtig. „HJ“ und als VerbOffz. der 1. PzVernBrig. „HJ“ zum AOK 12 usw. Militärischer Statue: Oberleutnant d. R. im Heer (InfErsBtl. 500. Brünn). Fronteinsätze: Südlich Berlin, Großkampfraum Fehrbellin (Neuruppin, Havelberg).
HJ – Fla – Miliz bei der 12. Armee ------------------------------------------- Bei dem im Armeegebiet eingesetzten Flakgruppen der Reichsluftverteidigung ist die Teilnahme der Luftwaffenhelfer (HJ) vorausgesetzt und im Rahmen dieses Berichtes nicht eigens erwähnt. Dasselbe gilt für Kdt. Lwh (HJ) bei Heeres – Batterien in der Korpsgruppe Reymann, Potsdam.
III. (HJ) Aufgebot des DV bei 12. Armee ------------------------------------------------- 1. Panzervernichtungsbrigade „Hitlerjugend“ ----------------------------------------------------- Nach Eingliederung der PzVernErsBrig. „HJ“ am 27.4.1945. I. – IV. Btl. zugeführt: HJ – Panzerjagdbataillon „Mecklenburg“ und Luftwaffen – Vorschulbataillon (HJ). Letztere bestand aus Jungen der Jahrgänge 1928/29 aus Fliegertechnischen und Unteroffizier – Vorschulen der Luftwaffe als Verband des DV III (HJ). Das LwVschBtl. (HJ) wurde durch Eingliederung eines Restes eines Bataillons der HJ – PzvernErsBrig. „HJ“ verstärkt, das südlich Berlin aufgerieben worden war. Unterstellung der 1. PzvernBrig. „HJ“ unter AOK 12: 27.4. – 2.5. (Übergabe der Masse an US – amerikanische 9. Armee). Sondereinsätze von Teilen der Brigade: LwVorschulbataillon (HJ) ------------------------------- bei Brigade v. Wolff unter Kdo der Division z. V. XXXXI PzK Raum Fehrbellin, dann Brigadereserve (1.PzvernBrig. „HJ“) in Kyritz. Kampfgruppe „Neuruppin“/1.PzvernBrig „HJ“ -------------------------------------------------------- aus HJ – PzJagdBtl. „Mecklenburg“ mit RAD – Abteilung 1/91 ind IV. Btl. – später verstärkt durch SS – Btl. Thomalla/III. Germ. SS – PzK – bei KKdt NEURUPPIN unter Kdo. der Division z. V. XXXXI. PzK. Kampfgruppe Zoch/1.PzVernbrig. „HJ“ ------------------------------------------------ aus Teilen der Brigade (I. und IV. Btl) als Reserve des XXXIX PzK (3.5.).
HJ – (Volkssturm) Regiment Kiesgen --------------------------------------------- (vormals HJ (VStu) Rgt. „Frankfurt/Oder“ verstärkt durch HJ – PzJagdbataillon Zoch -------------------------------- (Btl entstand durch Auflösung der KGr. Zoch), Reserve des XXXIX. PzK (4. – 6.5.) (Übergabe an US- amerik. ). Armee). HJ – Panzervernichtungsbrigade „Feldherrnhalle“ ----------------------------------------------------------- kriegsgliederungsmäßig Teil des (SA -) Volkssturmdivision „Feldherrnhalle“. Mit Teilen dieses Großverbandes war die Brigade bei der Korpsgruppe Reymann eingesetzt (die Teile der (SA -) VStuDiv, „FHH“ gehörten zur Volkssturmdivision „Potsdam“. Die HJ – PzvernBrig. „FHH“ operierte mit Teilen südlich Berlin u. a. mit dem Panzerjagdverband „Döberitz“ (Gauschwarm „Berlin“)/Freikorps „Adolf Hitler“ im Raum Belzig (daselbst 1 Btl. aufgerieben und in LwVschBtl (HJ) bei Fehrbellin eingegliedert), Einsatzschwerpunkte nördlich Potsdam bei Ketzin – Döberitz usw. Masse mit Korpshruppe Reymann 29./30.4. zum XX. AK/12. Armee ausgebrochen. Panzerjagdbataillon „Halle“ --------------------------------- aus WE – Lager von KKdt HALLE/AOK 11 zum Einsatz im Saale – Abschnitt Weißenfels – Camberg untter KdoStab v. Poncez beim XXXXVIII. PzK mit Teilen der 14. Flakdivision, aufgerieben. HJ – Volkssturmkontingentte ------------------------------------ des Bannes 26 Einheitsweise in Festungstruppe Verteidigungsbereich MAGDEBURG/Korpsgruppe Raegener, und des Bannes 107 unter KKdt. LEIPZIG beim XXXXVIII. PzK eingesetzt. Mit Befehlsübernahme über Restteile der 11. (HARZ -) Armee durch AOK 12: HJ – Kampfgruppen im Ost – und Westharz. Örtliche Heranziehungen Freiwilliger der HJ nach Lage für Sicherungsaufträge. Entlassung bzw. Aufklärung bei Feindannäherung (Beispiel Bann 24, Ruppin). Weibliche Kämpfer ---------------------- (m. Kombattantenstatus) und Stabsdiensthelferinnen (m. Noz – Einsatzverpflichtung) = Freiwillige Führerinnen des BDM.
Stellungsnahme des Führers der 1. PzVernBrigade „HJ“ (mdFb)
Bild entfernt (keine Rechte)
Magado-2 Wenn nicht anders ausgewiesen, dann Sammlung/Eigentum Magado Bilder/Beiträge dürfen "Nichtgewerblich" genutzt werden.
(Vorbemerkungen( Die Hilfsorganisation der HJ habe nur Sinn, wenn sie nicht selbst eine Belastung für die Wehrmacht darstelle, sondern in der Lage sei, sich selbst zu versorgen und die Voraussetzung technischer Art habe, um geführt zu werden. Es kam insbesondere auf Nachrichtenmittel an, diese waren angefordert, standen aber zu keinem Zeitpunkt zur Verfügung. An Großeinsätze im Rahmen kämpferischer Aktionen war nicht gedacht, es wurde versucht einen Weg zu finden, „der jugendgemäß und praktikabel sich als Einsatzdienst auf bestimmten Gebieten wirkungsvoll erweisen konnte.“ Da die Entwicklung anders verlief, erfolgte die Einbeziehung der Hitler – Jugend als III. Aufgebot in den Deutschen Volkssturm. Es fehlte (für militärische Verwendung) an Ausbildung, Bewaffnung und an im Kampf erprobten Unterführern, von Ausnahme abgesehen. Transportmittel waren nicht ausreichend vorhanden, vor allem fehlten Nachrichtenmittel. Jedoch waren andere Voraussetzungen gegeben: 1. Verpflegung, 2. Bekleidung und Witterungsschutz. Der Gesundheitsdienst „war schnell und erstaunlich gut organisiert“ (HJ –spezifisch). Voraussetzung „postalische Regelung“ – Verbindung mit den Eltern – war als ein wichtigeres Problem („denn immerhin waren wir eine Jugendorganisation“) „recht gut gelöst“ gemessen an den Umständen, den aufgrund freiwilliger Meldung zur Brigade herangezogenen BDM – Führerinnen“ kam eine sehr wichtige Funktion zu“. „Ich kann nicht genug verdeutlichen, welchen Respekt und welche Dankbarkeit ich insbesondere dem General Busse und General Wenck entgegenbringen, die trotz mancher Eiferen, die der Einsatz der HJ mit der ------ forderten, außerordentlich verantwortungsbewusst versucht haben, der Jugendorganisation „Panzernahkampfbrigade“ Einsätze zuzuweisen, die Jugendgemäß und akzeptabel waren, die vor allem energisch versuchten, sämtlichen Offizieren klar zu machen, daß das junge Blut nicht vergossen werden dürfe. Im Gespräch mit General Busse ergab sich schon zu frühem Zeitpunkt, daß die HJ im Bereich der 9. Armee dem Pionierführer unterstellt werden würde. Dieser großartige Mann … hat viele Stunden mit mir zusammen beraten, wie ein vertretbarer jugendgemäßer Einsatz möglich werden könnte, es stellte sich heraus, daß die … Brigade etwa 30km hinter der Hauptkampflinie zum Einsatz gebracht werden müsse. Als Aufgabe wurde von der Armee gesehen: 1. Verhinderung von überraschenden Panzervorstößen des Russen hinter der Hauptkampflinie. 2. Blockierung der Autobahn und Panzergeeigneten Straßen. Die Art und Weise, wie dieser Einsatz erfolgte, rang vielen Militärs aber auch Reichsjugendführer Axmann und seinem militärischen Adjutanten … Respekt ab. Wir haben eine besondere Form von Panzerabwehrnestern mit hervorragender Tarnung, überrollbar, entwickelt. Fast immer wurde dann das jeweilige Schutzobjekt durch Fernzündung verteidigt. Der Direktbeschuss von Panzern wurde geübt, sollte aber nicht primär Aufgabe der Brigade sein. Zu diesem System gehörte aber auch als ganz besonderes Anliegen, eine Möglichkeit zu schaffen, daß unsere Jungs auf Schleichwegen, Feldwegen usw. Absetzmöglichkeiten erhielten. Für mich war die Beschaffung von Fahrrädern ein ganz großes Anliegen, und ich bin heute noch froh, daß es mir gelungen ist, große Fahrradbestände für unsere Brigade zugewiesen zu erhalten. Der Ausbau der geschilderten Stellungen durfte von allen Jungs betrieben werden … Ich war mir … mit dem Kommandierenden General klar darüber, daß die Besetzung ausschließlich von ausgebildeten Jungs zu erfolgen haben. Mit dem Pionierführer haben wir lange diskutiert, ob den Abwehrnestern Unteroffiziere und Gefreite der Wehrmacht zugeteilt werden sollten. Wir kamen zu dem Schluß, daß dies zu unterbleiben habe, weil wir alles daransetzten, die jugendliche Reaktion nicht durch die Mentalitäten von Soldaten beeinflussen zu lassen. Diese Einstellung entspricht auch der Verhandlungstaktik des Reichsjugendführers, der ja immerhin erreicht hat, daß nicht nach Tiroler … Standschützenart Greis und Bub zusammen die Verteidigung vornehmen.“ „Aufgrund der fehlenden Nachrichtenmittel (für Meldegänger waren zum Teil die Entfernung zu groß) trat zwangsläufig das ein, was ich ursprünglich verhindern wollte, nämlich die Unterstützung von Bataillonen und Kompanien unter ärztliche militärische Führung. Diese war zum Teil sehr verständnisvoll. Aber andere sehen diese HJ – Einheiten als (militärische) Organisation an, die zur Entlastung eigener gefährlicher Positionen dienen sollte.“ „Auch hier waren wiederum das Fehlen von Nachrichten äußerst (nachträglich?) nachdenklich, weil mir Vorkommnisse dieser Art zu spät bekannt wurden. Die … Bewegungen des Heeres waren sehr mobil, leider im negativen Sinne. Munitionsmangel, Spritmangel und Erschöpfung der Einheiten war sehr groß, die Übermacht des Russen unverkennbar. Meine Bitte an die Armee war nahezu täglich, den HJ – Einheiten noch von den regulären Truppen entsprechende Anweisungen zu geben, falls Zurückverlegungen geplant waren. Es hat mir viele schlaflose Nächte bereitet zu wissen, daß die Vollmotorisierten Heereseinheiten beweglicher waren als die Einheiten der HJ – Brigade. Immerhin muß im großen und ganzen festgestellt werden, daß die Wehrmacht unseren Jungs gegenüber fürsorglich war und, daß die Gesamtsituation der … Brigade verlustloser verlief, als ich es befürchtet hatte …“ „Mir wurde klar, daß die Brigade nur aufgelöst in kleine, selbstständige Einheiten funktionell gehalten werden konnte. Die Kriegsereignisse haben diesen Plan nahezu erzwungen, und aus den Nachrichten … wird … deutlich, daß diese Flexibilität nicht nur den mutigen, kämpferischen Einsatz ermöglichte, sondern auch ein sehr wichtiges, Verluste sparendes Element darstellte. Wie ich immer wieder hörte, war auch die Ausstattung mit Fahrrädern von großer Bedeutung. Die Nachrichtenübermittlung blieb das große Problem. Es ist wohl der vernunft der mittleren und unteren Heeres (truppenteile) zu verdanken, daß die Verpflegung klappte, denn wir konnten für die Brigade nahezu nichts tun. Die Einigkeit unserer Jungs entdeckte auch die erheblichen Vorratslager. Die Pioniere der Wehrmacht hatten unseren Einheiten gegenüber ein gutes Herz. Auch die HJ – Brigade benötigte Geld … Von der Reichsjugendführung wurden wir mit ausreichend Geld versorgt. Unser Problem war es, die Gliederungen der Brigade mit Geld zu versorgen und das vorgeschriebene Rechnungswesen einzuführen. Nur wer Phantasie genug hat, sich in die damalige Situation zu versetzen, wird sich ausmahlen können, welche Schwierigkeiten allein auf diesem Sektor zu überwinden waren. Auch in den härtesten Kampftagen mußte jede Geldausgabe auf Mark und Pfennig quittiert werden.“ ….
Für die Richtigkeit:
Hans Voigt Hannover, im August 1980
Magado-2 Wenn nicht anders ausgewiesen, dann Sammlung/Eigentum Magado Bilder/Beiträge dürfen "Nichtgewerblich" genutzt werden.
11.09.1979 Notizen zum Entwurf (unveröffentlicht) betreffe 1. PzVernBrig. „HJ“ ------------------------- Ergänzung durch den gewesenen Obergefolgschaftsführer Gustav Mahr, Führer der Stabskompanie 1. PzVernbrig. „HJ“, ab 27.4,1945 Adjutant des IV. PzjagdBtls,:
6.2.45 -------- Beginn der Aufstellung in Radebeul mit freiwillig gemeldeten Führerkorpsangehörigen, BDM – Führerinnen zwischen 18 und 20 Jahren als Stabshelferinnen, Jungen der Jahrgänge 1928 und 1929. Kommandeur ist Stabsführer Helmut Möckel, dem am 11.2.45 das Ritterkreuz des Kriegsverdienstkreuzes mit Schwertern verliehen wurde, Stellvertretender Kommandeur ist Oberbannführer Kern. Nach dem Tode Möckels übernimmt Reichsjugendführer Arthur Axmann nominell das Kommando über die Brigade (daher auch die Bezeichnung: Brigade Axmann), jedoch als sein Stellvertreter ist Oberbannführen Kern m. d. F. b.
13./14.2.45 -------------- stärkster bisheriger Westalliierter Luftangriff auf Dresden. Einsatz von Brigadeeinheiten, teilweise Verlegung nach Radeberg.
18. – 19. 2.45 Verlegung der Brigade – alle 4 Bataillone – im Eisenbahntransport nach Zossen (Truppenübungsplatz, Kasernenunterkunft). Besichtigung der Brigade durch Reichsjugendführer Axmann und Verleihung von Auszeichnungen (EK) an Jungen einer Einheit, die sich bei Görlitz bewährt hatten und jetzt eingegliedert ist. Beginn der Ausbildung besonders an Panzerfaust, Panzerschreck, Haftmine, Handgranate, Eingaben, Einzelkampf gegen Panzer. Beendigung der Ausbildung Mitte März (ca. 4 Wochen).
Mitte März ------------- Verlegung der Brigade zur 9. Armee. Brigadestab zunächst nach Bad Saarow (Villa Ley). Zuteilung von Feldpostnummern, Unterstellung Wehrmacht (AOK 9) etwa 20. März. Bataillone zunächst in Beeskow und Herzfelde, etwa 10. April Umgliederung (u. a. Fürstenwalde), siehe Notiz zum Entwurd v. 06.09.1979.
18.4.45 --------- Vorkommando zur Verlegung des Brigadegefechtsstandes nach Grünheide (Barackenlager).
22.3.45 -------- Feindangriff auf Grünheide. Vorkommando (OGeff Mahr mit etwa 10 Jungmännern und 4 – 5 Stabshelferinnen )BDM) hat keine Verbindung zur Brigade, erreicht telefonisch Reichsjugendführer und erhält Befehl, sich dorthin durchzuschlagen, Stabshelferinnen werden von Wehrmacht – Lkw mitgenommen. Mahr und Jungen schlagen sich durch Wald nach Köpenick durch und erreichen dort noch einen S – Bahnzug, mit dem sie nach Charlottenburg gelangen. Im Kaiserdamm 45 nur noch ein Nachkommando, von dem Mahr erfährt, daß 1. PzVernBrig „HJ“ Gefechtsstand in Vielitz bezieht. Alle bataillone beziehen Sperrlinie Oranienburg – Gransee (siehe Friedrich Husemann: Die guten Glaubens waren – Geschichte der SS – Polizei – Division, s. 552, 3. Absatz, noch Zitat Standartenführer H., Kdr. 4. SS – Pol. PzGrenDiv, betreffe PzJagdbrigaden), sinngemäß auch für Bann nördlich Oranienburg zutreffend. Unterstellung wahrscheinlich bei PzAOk 3 (?).
27.4.45 --------- Unterstellung unter AOK 12 für den Einsatz beim XXXXI. PzK.
28./29.4.45 ------------- Zitat Mahr: „Unsere Jungen werden aus der HKL gezogen. Fahrzeuge stehen überall herum. Wir motorisieren uns voll. Kradmelder überbringt Befehl, uns an die Westfront in Marsch zu setzen. Brigadegefechtstand lieg in oder bei Friesack. Unser Marschziel ist Neuruppin.“ Andere ?
29.4.45 --------- Zitat Mahr: „In Alt – Ruppin werden wir umdirigiert und landen in Katerboe.“ Das bedeutet – siehe Notiz zum Entwurf v. 06.09.1979, Seite 5, letzte Absatz: Der Flankensicherungsbogen des HJ – PzjagdBtls. „Mecklenburg ist von Alt – Ruppin über Stoebeck auf Katerbow verlängert worden.
30.4.45 --------- Weiterfahrt mit Ziel Havelberg (gilt nur für IV. Btl!) Mahr: „Auf der Landstraßen und Feldwegen fahren wir bis Stüdenitz. Weiterfahrt unmöglich. Truppenbewegungen sowohl Richtung Osten als auch Richtung Westen. der örtliche Kampfkommandant will uns vereinnahmen und droht mit Standgericht. Wir ihm auch. Als die Lkw mit unseren Jungen ankommen, zieht er sich kleinlaut zurück. Wir schlafen in Scheunen. Keine Verbindung zur Brigade.“
1.5.45 ------- Mahr: „Im Morgengrauen Aufbruch. Weiterfahrt nach Havelberg.“ Nur (IV.) Hj – PzjagdBtl./1. PzVernBrig. „HJ“ ! „Man erwartet uns bereits. Quartier ist vorbereitet. Brigadestab soll in Schönhauser Damm liegen. Fernsprechverbindung unmöglich. In Sandau haben die Amerikaner einen Brückenkopf gebildet. Besprechung im Rathaus, wo auch der Kampfkommandant sitzt. Ratlosigkeit: Hitler ist tot, was nun? Widersprüchliche Befehle. Eine Kompanie wird an den Nordrand der Stadt verlegt um die Straße nach Perleberg (R 107) zu schützen. In Nitzow sollen Amerikaner sein. Ich fahre mit ein paar Mann hin. Amerikaner waren da - sozusagen auf Besuch gewesen und haben auf der anderen Seite der Havel Pakete mit Lebensmitteln gestappelt. Es ist jedoch kein Soldat mehr zu sehen. Die anderen Kompanien werden am Abend an die Ausfallstraßen nach Pritzwalk und Neustadt a. d. Dosse geschickt. Immer noch keine Verbindung zur Brigade. Am späten Abend werden unsere Jungen in ihre Quartiere zurückgerufen. Nur kleine (PzVern) Trupps bleiben an den Rändern der Landstraßen.“
2.5.45 ------- Mahr: „Früh morgens immer noch keine Verbindung zur Brigade. Ich fahre mit dem Krad auf Umwegen um Sandau herum nach Schönauer Damm, werde unterwegs mit Handfeuerwaffen beschossen. In Schönauer Damm erfahre ich, daß der Stab unterwegs nach Havelberg mit Endziel Norddeutschland sei. Rückfahrt. Um den Stab zu erreichen, fahre ich trotz des „amerikanischen Brückenkopfs“ die Straße (R 107) über Sandau. Keine Amis da, jedoch jede Menge Wehrmacht, z. T. mot weißen Tüchern an den Fahrzeugen. Etwa um die Mittagszeit bin ich da. Oberbannführer Kern ist auch gerade mit einigen Führern eingetroffen … Wie wollen versuchen, nach Schleswig zu kommen … Die Mädchen seien mit einem Lkw mit Marschbefehl Dänemark unterwegs. Wir unterstellen uns dem Kampfkommandanten. Wieder Besprechung im Rathaus. Angeblich soll die Havelbrücke unweit des Rathauses besetzt sein von Russen. Ich fahre mit dem Krad zur Havelbrücke. Kein Feind in Sicht, alles verstopft von zurückflutenden Wehrmachtseinheiten. Panter wollen angeblich über Havelberg zu rollen. Gegen Abend wieder Lagebesprechung im Rathaus (ich glaube, wir waren zusammen dort“ … Anmerkung Voigt: gemeint bin ich). „Bei Toppel sind Russen durchgebrochen. Die Wehrmachtsverbände haben ihre Stellungen dort verlassen“ (Anmerkung Voigt: gemeint ist das Grenadierregiment, siehe m. Notiz vom 06.09.1979). „Im Osten der Stadt sind Panzer eingedrungen“ (Anmerkung Voigt: es waren 3, alle mit Panzerfäusten abgeschossen, davon 2 von einem besoffenen LwOberst). „Ein Luftwaffenverband hat seine Stellung verlassen. Wir befehlen unseren Kompanien Rückzug“ (Anmerkung Voigt: der von mir beim KKdt erwirkte Rückzug des Btls. zur Bildung des Brückenkopfes) . „Die Kompanie die bei Toppel stand“ (eine HJ –PzjagdKp des (IV.) Btls, ist aufgerieben oder hat sich der allgemeinen Flucht „ (der Grenadiere, H. V.)“ angeschlossen“ (Voigt: letzteres trifft nicht zu, da wir die Grenadiere, aber keine Hitlerjungen gesehen haben. „Ich soll die Havelbrücke nach Richtung Sandau sichern. Mit einem kleinen Trupp erreiche ich die Brücke, die ist von Russen (oder Polen) besetzt. Wir zwingen mit vorgehaltener Pistole einen Mann, uns mit seinem Boot über die Havel zu bringen. An vielen Häusern weiße Tücher.“ Anmerkungen Voigt: Hier weicht mein Lagebild ab. 1.) der Verlust einer Kp ist also auf den Durchbruch bei Toppel zurückzuführen, wo die Hitlerjungen offenbar von den Grenadieren in Stich gelassen worden sind. 2.) Es ist nöglich das Stammführer Z o c h den Brückenkopf entlang des Stadtgabens (als HKL) gebildet hat und Mahr eine der beiden Stadtgrabennrücken meint. Die Havelbrücke nach Sandau – das würde bedeuten, daß die Stadt Havelberg geräumt worden wäre, was ich aber hätte wissen müssen.
1./3.5.45 ---------- Mahr: „Wir schlafen kurz in einer Scheune südlich von Havelberg.“ Anmerlung Voigt: Das deutet darauf hin, daß Havelberg noch – wenigstens zum Teil – in deutscher Hand war.
3.5.45 -------- Mahr: „Weiter nach Sandau. Eine Pontonbrücke ist errichtet. Aber es stehen Schlangen von Fahrzeugen und Landser davor. Kein Hinüberkommen. Weiter nach Schönfeld. Du gingst zu den Amerikanern als Unterhändler. Wir begannen, aus Scheuenentoren Flöße zu bauen. Mit den ersten Floß ging ich zum Strom. Ein Amerikaner kam mit einem Boot herüber und wollte mich auf die andere Seite bringen, wenn ich ihm meine Pistole gäbe. Ich weigerte mich und sagte, daß ich erst auf die andere Seite gehen würde, wenn alle meine Jungen drüben seien. Ich lief zur Hauptstraße, Gerade da waren auch die Mädchen vom Brigadestab auf einem Lkw eingertoffen. Sie fuhren weiter in Richtung Süden. In diesem Augenblick kam aus Richtung Norden ein Major mit zwei oder drei Offizieren im Wagen ein. Er befahl, die Straße zu sichern um den flüchtenden Truppen den Weg freizuhalten …“ Anmerkungen Voigt: 1.) Bei den Wehrmachtsfahrzeugen mit den weißen Tüchern, die Mahr auf seiner Rückfahrt von Schönhauser Damm in Sansau sah, kann es sich nur um einen kapitulierenden Truppenteil (v Gaudecker) handeln, denn zu dem Zeitpunkt war von Kapitulation oder Übergabe noch gar keine Rede, außerdem herrschte noch immer Standrecht. Ich selbst mit meinem rechten arm in der Schlinge lief am 2. Mai morgens nördlich von Schönauer Damm – ehe ich in einen Feuerwehrwagen stieg, der mich nach sabdau mitnahm – und der Pistole in der linken Hand hinter dem Bürgermeister (zugleich Ortsgruppenleiter der NSDAP) her in schäumender Wut, daß er im Rücken der fechtenden Truppe – noch war Kriegszustand auch mit den Amerikaner – am Kirchturm weiße Tücher gesetzt hatte. Der Kerl hatte Glück, von mir gefunden worden zu sein. ich wollte ihn umlegen bzw. vor ein Standgericht stellen. 2.) Mahr spricht von einer Pontonbrücke. Eine solche ist in mein Bewusstsein nicht eingedrungen. Ich erinnere mich nur, daß die Amis Fährbetrieb machten und sich an ihren Feierabend – und Teezeiten hielten, während dessen alle stiften gehenden Landser sich geduldeten. 3.) Der Eindruck eines amerikanischen Brückenkopfes Sandau entstand dadurch, daß di GIs unbewaffnet auf unsere Seite herumliefen und bereits große Verbrüderungszenen mit deutschen Panzermännern stattfanden, die nun hofften gemeinsam würde es gen Osten gehen. Seitens der Wehrmacht blieben die Amis unbehelligt, obwohl man sie hätte gefangen nehmen müssen. Dazu auch die Schilderung Mahr über amerikanischen „Besuch“ in Nitzow! 4.) Was mir nicht bekannt war: während ich als Parlamentär bei Schönfeld über die Elbe gesetzt hatte, um die Amis die Übernahme von ca. 400 „Hitler – Boys“ zu bitten (was mangels Übersetzmittel – Angeblich ! – abgelehnt wurde) ließ Zoch anfangen, Flöße zu zimmern, wohl – es dauerte bei mir lange, den die Amis speisten zu Mittag – in der Annahme, daß ich gleich drüben bleiben würde, freiwillig oder gezwungen. 5.) Der Aufbau eines „Schleiers aus Resten des XXXXI. PzK“ (Engel) sah zunächst so aus, daß die abgekämpfte HJ die Straße für die rückweichende Wehrmacht freihalten sollte und ein Aufklärungsunternehmen bei Schönfeld, später bei Klietz (wobei ein Pole als Gefangener eingebracht wurde) durchgeführt werden mußte. Während das zweite glücklich verlief, scheiterte das erste mangels Unterstützung den das Unternehmen führenden Hauptmann des Heeres mit älteren Landsern, die an einem Waldrand liegen nlieben um der HJ Feuerschutz zu geben. Hier fährt Mahr fort: „Wir gingen weiter vor, bis wir Gewehrfeuer bekamen und wollten an den Platz, an dem der „Feuerschütze“ zurückgeblieben war, zurückzukehren. Aber beim Heranpirschen bemerkten wir dort schon polnische Soldaten. Wir verzogen uns in den Wald, schwammen über einen Fluß – ein junge ertrank dabei. Er war einfach weg, ohne zu schreien, zwei andere blieben am anderen Ufer. Ich hatte jedem freigestellt, entweder über den Strom zu schwimmen oder sich zu ergeben. Wir schlichen durch den wald in Richtung Landstraße Havelberg – Schönfeld. Zwischen Wald und Landstraße fuhren Fahrzeuge. Als die Straße frei war, robbten wir bis zum Straßenrand vor, nahmen die Straße im geschlossenen Sprung und robbten drüben weiter. Da bekamen wir Feuer von vorne. Auf der Landstraße hatte inzwischen ein Pkw mit polnischen Soldaten gehalten. Einer kam mit Maschinenpistole auf uns zu und wir ergaben uns. Der Soldat war fast freundlich zu uns. Er gab jedem eine Zigarette, durchsuchte uns, nahm außer den Soldbüchern kein persönliches Eigentum (außer Uhren hatten wir ja auch nichts( ab, .. und brachte uns nach Schönfeld. Schlotternd vor Kälte wurden wir dort in ein Bauernhaus gebracht, das von polnischen Soldaten bewacht wurde und unser vorläufiges Gefangenenlager war. Daraus, daß keine Hitlerjungen unserer Brigade dort gefangen waren, nahm ich an, daß das IV. Btl. weiter nach Süden durcgekommen ist …“ 6.) Die Tatsache, das der Lkw mit den Stabshelferinnen der Brigade in Schönfeld auf das Brl. Zoch stieß – was, da gerade anwesend, aber nicht bekannt war – läßt den Schluß zu, daß die BDM – Führerinnen mit dem Marschbefehl nach Dänemark nördlich Havelberg nicht mehr durchgekommen, aber auch nicht in Feindeshand gefallen waren. Was aus ihnen weiter wurde, ist mir nicht bekannt, auch Mahr nicht, der in Gefangenschaft kam. 7.) Daß das I. Btl. der Brigade noch südlich Sandau zum IV. Btl. gestoßen war (daraus: HJ – Kampfgruppe Zoch), ist in der Erinnerung Mahrs offenbar nicht haften geblieben, hatte auch keine Folgen für ihn.
Magado-2 Wenn nicht anders ausgewiesen, dann Sammlung/Eigentum Magado Bilder/Beiträge dürfen "Nichtgewerblich" genutzt werden.
06.09.1979 zum Entwurf (unveröffentlicht) Sperrvermerk für Teil 1bis Prüfung durch den damaligen Führer Stabskp/1. PzVernbrig „HJ“ Odeff G. Mahr
„Brigade Axmann“ bei der 9. Armee --------------------------------------------- 1) Die Panzervernichtungsbrigade „HJ“ – nach dem Reichsjugendführer als Oberkommandierender des III (HJ+) Aufgebots des Deutschen Volkssturms (DV) vereinfachend auch „Brigade Axmann“ genannt – ist nach Zuweisung aus der Reserve des OKW an die Heeresgruppe Weichsel ohne Wissen und gegen den Willen dem AOK 9. Armee unterstellt. Um sie zu schonen, stellt der Oberbefehlshaber der 9. Armee, General Busse, sie mit ihren vier Panzerjagdbataillonen im großen Waldgebiet westlich der Panzersperrlinie Heinersdorf – Müncheberg – Neu – Hardenberg auf, an der die dem Kdo. der 541. Sicherungsdivision unterstellten Heeres – Panzerjagdbrigade (Dore?) und Pirat angelehnt sind. In der Waldsperrzone sind die HJ – Pantervernichtungstrupps auf Zusammenarbeit mit den dort zuständigen erfahrenen Pionieren angewiesen. Der mit der Führung der 1. PzVernBrig „HJ“ beauftragte Oberbannführer Kern und sein Ia vom Heer kommandierter Generalstabsoffizier tichten den Brigadegefechtsstand auf dem Gut der märkischen Grafen v. Haeseler bei Karnekop, 9km südwestlich Wriezen im Oberbarnim, ein. Mit Beginn der Shukow – Offensive wir am 16. April das von der Ostpreußenarmee zugeführte Generalkommando des LVI. Panzerkorps (General Weidling) dem AOK 9 unterstellt und ist damit dem unmittelbaren Schutz der Reichshauptstadt, zu dem es vorgesehen war, zunächst entzogen. Dem GenKdo LVI. PzK. unterstehen vorläufig die 25. PzGernDiv. und die als ein „GD“ – Grissverband neu entstandene PzGrenDiv. „Kurmark“. Auch die in der Waldsperrzone eingesetzte 1. PzVernBrig. „HJ“ wird General Weidling unterstellt. Als Reserve des OKH steht bei Joachimstal die 18. PzGrenDiv., während als Heeresgruppenreserve hinter dem Südflügel der 3. Panzerarmee die 11. SS – Freiw. PzGrenDiv. „Nordland“ und die 23. SS – Freiw. PzGrenDiv „Nederland“ in Auffrischung bzw. Neuaufstellung sind und gegenwärtig ihre fechtenden Teile in je einer Panzergrenadierbrigade zusammengefasst haben. Am ersten Tag des Großangriffs der 1. Weißruthenischen („Belorussischen“) Front (mit deren stellvertretenden Führung Armeegeneral Sokolowski beauftragt ist) entsteht am linken Flügel des XI SS – AK südlich Seelow bis Wriezen infolge geringer Widerstandskraft der 9. FschJgDiv. eine gefährliche Krise, durch die das am Nordflügel der 9. Armee stehende CI. AK bedroht ist. Auf Führerbefehl wird die 25. PzGrenDiv. zum Gegenangriff bei Wriezen angesetzt. Im Schwerpunkt der Abwehrschlacht beiderseits Seelow setzte der Oberbefehlshaber der 9.Armee in den Abendstunden das LVI. Panzerkorps ein, dessen Kommandierender General dazu die 20. PzGrenDiv. Und die PzDiv „Müncheberg“ sowie die in Front befindliche 9. FschJgDiv. Unterstellt werden. Die ebenfalls unterstellte 18. PzGernDiv. Ist im Anrollen auf Müncheberg. Die Angriffe werden an der ganzen Armeefront am 17. April abgewiesen, lediglich auf der Höhenstufe am Oderbruch südlich Seelow bis Wriezen bleibt unübersichtlich, wo der Feind an mehreren Stellen Fuß gefasst hat. Mit den starken Panzerkräften treten erstmalig die Angriffsspitzen der vorgezogenen 1. und 2. Garde – Panzerarmeen in Erscheinung. Die 25. PzGrendiv. Kann den Gegenangriff nicht führen, weil bei Wriezen in die Abwehr gedrängt ist. Durch erneute schwere Panzerangriffe am Vormittag des 18. April ist die Widerstandskraft der Stellungsdivisionen zwischen Seelow und Neu – Hardenberg gebrochen. Es kommt zum feindlichen Panzerdurchbruch, bei dem durch Umfassung von Norden bei und nördlich Lebus die bisher feste Front ins Wanken gerät. Das ist die Stunde der Panzerjagdbataillone und ihrer Panzervernichtungstrupps. Als die verspätet eintreffende 18. PzGrenDiv. In den Mittagsstunden bei Müncheberg ins Gefecht tritt, gelingt es gemeinsam mit ihnen die feindlichen Panzerspitzen zunächst nördlich Müncheberg zum Stehen zu bringen. Während die Front in Anlehnung an den Verteidigungsbereich Frankfurt a. d. Oder – zu dessen Festungsbesatzung das in den bisherigen Kämpfen wegen seiner Standfestigkeit hervorragende HJ – VstuRgt. „Frankfurt/Oder“ (Bannführer Kiegen) gehört – mit dem linken Flügel des XI. SS – AK in Richtung Heinersdorf zurückklappt und das CI. AK um seinen feststehenden linken Flügel nach Nordwesten auf beiderseits Eberwalde abgedrängt ist, ist das LVI. PzK auf Müncheberg geworfen. Zwecks Wiederherstellung des Zusammenhange zwischen XI. SS – AK und LVI. PzK –unter Festhalten der Stellungen beiderseits Müncheberg – sollen die aus der Reserve der Heeresgruppe Weichsel zugeführten SS – Panzergrenadierbrigade „Nordland“ und „Nederland“ die Lücke zum CI. AK durch Angriff schließen. Als General Busse geglaubt hat, die HJ – Brigade in einem Raum aufzustellen, in dem sie am wenigsten gefährdet ist, hat in den deutschen Hauptquartieren niemand wissen können, daß sich gerade hier der Schwerpunkt der Schicksalsschlacht um Berlin in seiner nördlichen Umfassung abzeichnen wird. Die HJ – Kampfgruppen der Brigade Axmann werfen sich am 18. April im Raum Hermersdorf feindlichen Panzern entgegen, wobei sie sich wie Wilhelm Tieke schreibt, tapfer mit den russischen Rudeln herumschlagen. Am 19. April kämpfen sie mit dem mit der „Nordland“ Brigade zugeführten 4. PzGrenRgt 24 „Dänemark“ im Schwerpunkt in dem Waldgebiet ostwärts Buckow, wie Tieke schreibt: „Überall brennt der Wald. Niemand weiß mehr den Frontverlauf anzugeben.“ Tieke weiß aber auch aus einem Bericht des Arko 456, Oberst Köhlermann, daß der Kommandierende General des LVI. PzK. bereits am 18. April vor allem versucht hat, Reichsjugendführer Axmann zu bewegen, angesichts der sich hier abzeichnenden Entwicklung seine Brigade nicht in den Kampf zu werfen. Da die 1. PzVernBrig. „HJ“ für einen infanteristischen Einsatz weder vorgesehen noch ausgebildet geschweige denn ausgerüstet ist, war es für Weidling nicht schwer, bei Axmann Verständnis zu finden. So wurde „HJ“ am 19. April von „Nordland“ in der HKL abgelöst; wie Tieke hinweist, weiß dre 11. SS - Freiw. PzGrenDiv. Über den Einsatz der Hitlerjugend zu berichten. Reichsjugendführer Axmann zieht die Brigade von der Oderfront ab und läßt sie ins Ruppin (?) zurückführen.
2) – ohne Sperrklausel – Anläßlich des Durchbruchs der sowjet. 1. Ukrainischen Front (Marschall Konew) (auch Konjew ist entsp. Russ. Schreibweise richtig !) bei der 4. Panzerarmee (General Graeser) der Heeresgruppe Mitte (Generalfeldmarschall Schörner) aus dem Neißebrückenköpfen am 19. April, besonders bei Bad Muskau – Forst südlich Cottbus, von der die 3. Garde – Panzerarmee nach Norden eindreht, fasst die 9. Armee alle Kräfte auch der im Rückwärtigen Armeegebiet stehenden zusammen. So wird am Abend auch der Stab der Panzervernichtungs – Ersatzbrigade „Hitlerjugend“ im Lager „Seeland“ (Reichsausbildungslager I der HJ) bei Klein – Köris im Kreis Teltow, am Schmöldersee, alarmiert. Die Ersatzbrigade erhält den Auftrag, mit Alarmeinheiten mit Schwerpunkt Reichsautobahn Berlin- Breslau am Teupitzsee die Seenengen vor allem bei Groß – Köris zu sperren, um die tiefe Flanke und den Rücken der 9. Armee vor einem Überraschungsstoß zu sichern. Außer schwachen Volkssturmsicherungen, die allüberall in den märkischen Dörfern alarmiert sind, stehen mehr Kräfte kaum zur Verfügung. So stellt Oberbannführer Ohlendorf mit dem am Vortage eingetroffenen zwei Hauptleuten und etwa 12 Leutnanten und Oberfähnrichen, vom Ersatzheer zugewiesenen Offizieren, und etwa 50 genesenen Hitlerjungen der Ersatzbrigade zwei Alarmeinheiten mit entsprechenden Panzervernichtungstrupps zusammen und rückt bei Dunkelwerden aus. Zurück bleibt im Lager „Seeland“ der ebenfalls am Vortage von der Akademie für Jugendführung, Braunschweig, eingetroffene, wegen einer unausgeheilten Verwundung nur bedingt einsatzfähigen Offizier z. b. V. beim Stabe, Hauptgefolgschaftsführer Voigt. In den benachbarten Lagern „Maibach“ I und Ii mit dem Wehrmachtsführungsstab und dem Oberkommando des Heeres bei Zossen nimmt man die bellenden Abschüsse von Panzerkanonen aus dem Süden wahr. Als einzige greifbare Kampfreserve schickt der Kommandant des HQ eine verstärkte gepanzerte Schwardron unter Führung von Oberleutnant Kränkel dem Feind nach Lucklau entgegen – eine Schwardron gegen eine Armee. Die Schwardron Kränkel greift 40 vorbeirollende Panzer der feindlichen Angriffsspitze an, wird dabei, weil zu schwach, blutig abgeschlagen. Die sowjetischen Panzer rollen auf Baruth vor und bleiben dort, 18km südlich Zossen, am 20. April stehen. Nördlich Baruth sichern zwei Sturmflak mit etwa 20 Flakartilleristen und etlichen Volkssturmmännern. Nachdem gegen Abend des 20. April die Lage konsolidiert erscheint, kehren die Alarmeinheiten der PzVernErsBrig. „HJ“ ins Lager „Seeland“ zurück. Auf Vorschlag der Offiziere z. b. V. beim Stabe entschließt sich Oberbannführer Ohlendorf zur Verlegung der Alarmeinheiten und des gesamten Personals der Ersatzbrigade in die derzeit nicht belegte Reichsführerschule I der HJ in Potsdam. Der Motmarsch wird noch am Abend des selben Tages angetreten und führt durch die Mittelmark im Süden um die Reichshauptstadt herum. Während der letzten angloamerikanischen vie Luftangriffe vom 20. zum 21. April auf Berlin ist der Nachthimmel zeitweilig so erhellt, daß die Fahrzeuge hin und wieder in Fliegerdeckung halten. Für den Rest der Nacht wird in der aufgegebenen Flakfeuerstellung bei dem Kirchdorf Siethen, westlich Ludwigsfelde, untergezogen. Einzeln und in Scharen zurückflutende Soldaten aus Richtung Luckenwalde lassen im Morgengrauen des 21. April erkennen, daß die aus der Lausitz vorstoßenden sowjetischen Panzerspitze aus der Linie Jüterbog – Zossen nach Norden, auf Berlin, angreifen werden. Wie zu erfahren ist, soll der Teltowkanal HKL werden. Alle Teile der PzVernErsBrig. „HJ“ setzen den Motmarsch über Babelsberg nach Potsdam fort, wo im Gebäude der Reichsführerschule I unweit der Havelseen nahe der Glienicker Brücke Quartier bezogen wird. *
* (hier ist eine Randnotiz handgeschrieben ….hier ?? mehr Armee)
Zur Überraschung aller Beteiligten wird festgestellt, daß Potsdam in die äußere Verteidigungszone von Groß – Berlin nicht eingezogen ist. Hier entsteht zunächst eine als Armeeabteilung „Spree“ gedachte Korpsgruppe unter Führung des bisherigen Kommandanten von Groß – Berlin, Generalleutnant Reymann. Nach einer Besprechung Ohlendorfs in der Reichsjugendführung bringt er am 23. April den Einsatzbefehl mit. Axmann beabsichtigt, die 1. PzVernBrig. „HJ“ im Rückwärtigen Heeresgebiet außerhalb des sich abzeichnenden Einschließungringes um Berlin zu verwenden, er selbst bleibt zunächst in seinem Stabsquartier am Kaiserdamm/Adolf – Hitler – Platz in Charlottenburg. Die 1. PzVernBrig. „HJ“, in die alle kampfkräftigen Teile der Ersatzbrigade eingegliedert werden sollen, wird im Raum Fehrbellin vermutet. Sofort setzt sich die Mot. Kolonne in Bewegung und erreicht über Nauen Läsikow im Kreis Ruppin, von wo aus der gegenwärtige Verfügungs – oder Einsatzraum der „Brigade Axmann“ erkundet wird. Am 25. April trifft die Ersatzbrigade im Raum westlich Gransee – wo die Armeeabteilung Steiner steht – in Banzendorf ein. Der Gefechtsstand der 1. PzVernBrig. „HJ“ befindet sich in Vielitz, nördlich Herzberg i. d. Mark. *
* (hier ist eine Randnotiz handgeschrieben……verblieben und 25.4. 3 Uhr?)
Am 27. april wird die 1. PzVernBrig. „HJ“ auf Weisung des OKW dem Oberkommando der 12. Armee (General Wenck) unterstellt und erhält Marschbefehl zur Verwendung beim XXXXI. PzK (Generalleutnant Holste). Auf Befehl des AOK 12 wird ein Verbindungsoffizier (Hauptgefolgschaftsführer Voigt) entsandt mit dem Auftrag, sich zunächst beim Kampfkommandanten Neuruppin, im Stabsquartier des Generalinspektion der Panzertruppen, zu melden. Währenddessen tritt die Brigade den Marsch an. - Über Einsatz ab 28. April (bis 30.?) – im Havelländischen Luch, wahrscheinlich bei Senzke (?) – ergeht noch Mitteilung. – Der VerbOffz. der 1. PzVernBrig. „HJ“ beim AOK 12 nimmt befehlsmäßig an den Lagebesprechungen beim Kampfkommandanten Neuruppin teil. Dort geht ein Befehl ein, das von Friedrich d. Großen kultivierten Rhinluch zu überfluten, um feindliches Vordringen nach Norden zu erschweren, es werden Erwägungen angestellt, daß Feind nicht vom Süden sondern über Rheinsberg zu erwarten ist. Da der Kampfkommandant über eigene Kräfte nicht verfügt, nördlich Neuruppin – bei Alt – Ruppin – eine Flankensicherung für das XXXXI. PzK bzw. die 12. Armee gegen Norden aufzubauen, bietet der VerbOffz der Brigade „Hitlerjugend“ das der 1. PzVernBrig. „HJ“ zugeführte HJ – PzJagdBtl. „Mecklenburg“ an, wozu er die Zustimmung des Ia der Brigade und die Genehmigung des Ia des AOK 12 erhält. Das HJ – Bataillon ruht in der Friedrich – Franz – Kaserne und erhält am 29. April den Einsatzbefehl für einen Sicherungseinsatz, nachdem der VerbOffz. bereits die HJ des örtlichen Bannes 24 alarmiert hat, um mit Freiwilligen Späher auszusenden und eine vorläufige Sicherung aufzustellen. Außerdem wird die auf dem Marsch von Bernau befindliche RAD – Abt 1/91 neben dem HJ – PzJagdBtl. „Mecklenburg“ eingesetzt. Am 30. April um 19.30 Uhr schließen sowjetische Angriffsspitzen gegen die neue HKL auf. Im letzten möglichen Zeitpunkt erscheint die 3. Marine – InfDiv. Die den Befehl in Neuruppin übernimmt und mit ihren Marineschützen die Hitlerjungen und Arbeitsmänner ablöst. Der Feuerkampf wird im frühen Morgen des 1. Mai fortgesetzt. Die Nachrichtenverbindung mit dem AOK 12 wird abgebrochen, der VerbOffz. begibt sich zum BrigGefSt. Schönhauser Damm.
Horst Voigt Hannover, den 30.07.1979
Betr.: WE ----- Besonders die Großverbände des Heeres waren wegen der Vielfalt ihrer Truppen an der frühzeitigen Bereitstellung des so dringend benötigten Einsatzes an der Unterstützung der Hitler – Jugend bei der Wehrertüchtigung interessiert. Das Panzerkorps „Großdeutschland“ (GD) war auf eine baldige Auswahl des Rekruteneinsatzes für die besonderen Aufgaben der GD – Verbände aus. Die Panzergrenadier - Ersatzbrigade „Großdeutschland“ mit ihren Genesenden – und Ausbildungseinheiten bei Cottbus und Guben richtete in Zusammenarbeit mit der Reichsjugendführung das HJ – Wehrertüchtigungslager „Großdeutschland“ in Gorleben im Wendland (Niedersachsen) ein und stellte versehrte Angehörige mit Leutnant Kalb als Lagerführer und Portepee – Unteroffiziere als seine Gehilfen und Ausbilder (HJ –Führer) zur Verfügung. Der freundliche Kontakt zwischen GD und HJ ergab sich u. a. aus der Tatsache, daß Baldur v. Schirach dem Offizierskorps der PzGrenDiv. GD angehörte. In den aus Arbeitsdienstbaracken bestehendem Lager Gorleben wurde die Vorausbildung im November 1944 aufgenommen. Im Januar 1945 wurde es nach Buxtehude in massive Gebäude verlegt. Die Ausbilder der 16 – 17jährigen Freiwilligen fand in 8 Wochen dauernden Kursen statt. Sie wurden jugendgemäß im Rahmen von Spiel und Sport durchgeführt, wobei Kleinkaliberschießen, Geländespiel mit kleinen taktischen Aufgaben, Ordnungsübungen und Leichtathletik im Vordergrund standen. Die Verpflegung war auch im letzten Kriegsjahr ausgezeichnet. Am Abschluß der Kurse wurden diejenigen Jungen für die Übernahme durch die PzGrenErsBrig. „GD“ in Cottbus ausgewählt. Die sich freiwillig zum Wehrdienst bei den GD – Verbänden meldeten. Im April 1945 wurde das WE – Lager „GD“ in die HJ – Volkssturmkompanie „Großdeutschland“ umgegliedert und in Wesermünde stationiert. Sie wurde noch vor der Kapitulation aufgelöst mit der Entlassung der Jungen in ihre Heimatorte oder Entlassungsorte ihrer Wahl (+).
+) Helmuth Sparter: Die Geschichte des Panzerkorps „Großdeutschland“. III. Band, Duisbueg – Ruhrort 1958.
Hans Voigt (vervollständigt am 18.09. 1979)
Kriegsgliederung der Heeresgruppe Weichsel vom 12.4.1945 ============================================ AOK 9 --------- V. SS – GebK: ----------------- DivKdo z. b. V. 391; 32. SS – PzGrenDiv. “30. Januar”; DivKdo Raegener (m.DivGr. 433 und 463. InfDiv.) Festung Farnkfurt a. d. Oder +)
+) HJ – VstuRgt „Frankfurt/Oder“ (Bannführer Kiesgen) i, Fest Frankf. a. d. O.
XI. SS – AK: --------------- 712. InfDiv; 169. InfDiv; 303. InfDiv „Döberitz“; 20. PzGrenDiv.; 9. FschDiv. „Kurmark“.
VertBer, Swinemünde: --------------------------- 3. MarInfDiv; See _Kdt Swinemünde; AusbDiv. 402.
Armeereserve PzAOK 3: ----------------------------- III. Germ. SS – PzK (m. 11. SS – Freiw. PzGrendiv. „Nordland“ (i. Auffrischung); 23. SS – Freiw. PzGrenDiv. „Nederland“ (i. Auffrischung); 28. SS –Freiw. GrenDiv. „Wallonie“; 29. SS – Freiw. Grendiv, „Langensack“.
HGr – Reserve: PzVbd „Ostsee“: ------------------ DivKdo 227; Kdo d. 20. LeFDiv; 541. SicDiv. (i. Abtransport); ErsDiv. 156 (i. Aufstellung).
Dem ObKdo HGr. Weichsel direkt unterstellt: ------------------------------------------------------ PzJgdDiv „Weichsel m. PzJgdBrig. R (der Russ. Befreiungsarmee); PzJgdBrig. F, Marine – PzJgdBrig.
Anschließende Armee an der Neiße- Front in Anlehnung an 9. Armee ================================================== PzAOK 4 (HGr. Mitte) hier nur linkes Flügelkorps: -------------------------- V. AK: --------- 344. InfDiv. (2. SS -) StuBrig Dirlewamnger d. 36. ------? 214. InfDiv; 275. InfDiv; DivGr. der 35 SS – PolGrenDiv.
Anmerkung: -------------- Umgliederung bis 16. 4.1945 nicht berücksichtigt. Quelle: Schematische Kriegsgliederung; WFSt/OKW.
Horst Voigt Hannover, den 29.06.1979
Lage Potsdam – Berlin aus der Sicht der 12. Armee: ===================================== „Am 28. April hatten die Spitzengruppen des XX. AK bereits Ferch südlich Potsdam erreicht … Ein Funkspruch des AOK 12 erreichte am Mittag des 28. April die Verteidiger von Potsdam. Er lautet: „XX. Armeekorps hat Ferch erreicht. Mit allen Mitteln Verbindung aufnehmen und zur 12. Armee durchstoßen.“ Generalleutnant Reymann handelte sofort. Er ließ seien 20 000 Mann zum Aufbruch formieren. Es gelang, mit den inzwischen in den Lehniner Forst eingedrungenen Verbänden der InfDiv. „Ferdinand von Schill“ und der InfDiv. „Ulrich von Hutten“ Verbindung aufzunehmen … General Wenck erteilte Generalleutnant Reymann am Nachmittag die Weisung, über die Seenenge Alt Geltow durchzubrechen … Aus seinem Hauptquartier in Pritzerbe funkte General Wenck an das OKW den vollständigen Ausbruch der Besatzung von Potsdam und seine Erfolge bei Neelitz und Ferch … Während die Sowjets bereits in den Außenbezirken der Reichshauptstadt kämpften, nehmen die Funker des OKW den Spruch auf: Die Nachrichtenoffiziere gaben diese Meldung weiter. Wie ein Lauffeuer breitete sich die Kunde aus und erreichte auch den Führerbunker. Auch die 9. Armee erfuhr von den Erfolgen der 12. Armee. Durch die ständige Funkverbindung beider Armeen untereinander war General Wenck auch über die verzweifelte Lage im Kessel bei der 9. Armee unterrichtet. Er wußte, daß die Kräfte der 9. Armee erlahmten. General Busse wurde – selbst wenn ihm der Ausbruch gelang – nicht mehr im Stande sein, kampfkräftige Truppen für die Befreiung von Berlin zur Verfügung zu stellen.
?9.4.: ------ … Gerade dieser verzweifelte Zustand im Kessel trieben General Wenck und den Generalstab der 12. Armee dazu, nun auch noch das letzte zu versuchen. In Berlin aber machten Gerüchte die Runde: „Wenck steht schon vor Potsdam!“ Diese Meldung riß alle Menschen noch einmal aus der Lethargie und Furcht empor. Vielleicht konnte sich das Blatt doch noch einmal wenden? Wenig später schaltete der Ordonnanzoffizier im Gefechtsstand der 12. Armee den Radioapparat ein. „Herr General“, meldet er, „der Wehrmachtsbericht!“ General Wenck und seine Stabsoffiziere hörten zu. Was sie dann aber vernahmen, erschien ihnen ungeheuerlich, denn so tönte es aus dem Gerät heraus: „ ….. Die vom Westen eingesetzten Divisionen werfen den Feind in erbitterten Ringen auf breiter Front zurück und haben Fersch erreicht.“ Betroffen blicken sich die Offiziere an. dann konnte der Armeeoberbefehlshaber nicht mehr lange an sich halten. „Wenn man so leichtfertig unser Ziel in die Welt hinausposaunt“, brach es aus ihm heraus, „dann kommen wir morgen keinen Schritt mehr weiter. Der Russe wird jetzt alle seine Kräfte gegen uns werfen.“ General Wenck hatte kurz vorher bereits erneut Verbindung mit der 9. Armee aufgenommen … Am Abend des 29. April wurde die Lage auf beiden Flanken der 12. Armee bedrohlich … Brandenburg, westlich Berlin, wurde von sowjetischen Truppen von Süden und Osten eingeschlossen. Damit war die gesamte Nordflanke der 12. Armee offen … Die Armee sah nunmehr nur noch zwei Aufgaben: 1. Die 9. Armee aufzunehmen … 2. Geordnetes Zurückkämpfen an die Elbe, wenn möglich noch unter Anschluß an den nördlichen Widerstandsraum bei Havelberg. Erschwert wurde diese Aufgabe durch den amerikanischen Vorstoß vom 29. April bis 2. Mai aus dem Brückenkopf Barby – Zerbst nördlich der Elbe auf Wittenberg, der das XXXXVIII. PzK. Aus den Angeln zu heben drohte. Die Kämpfe hielten am 29. April an. Die Armee verteidigte nun nach drei Seiten und hielt sich. Alle Divisionen standen im gefecht. Am Nachmittag des 29. April ließ General Wenck folgenden Funkspruch an das OKW nach Fürstenberg senden: „Die Armee und insbesondere das XX. AK, welches zeitweilig die Verbindung mit der Besatzung von Potsdam hatte, und diese auch hatte aufnehmen können, ist auf der gesamten Front so in die Abwehr gedrängt worden, daß der angriff auf Berlin nicht mehr möglich ist, zumal auch mit Unterstützung durch die Kampfkraft der 9.Armee nicht mehr gerechnet werden kann“. Dieser Funkspruch erreichte zwar das OKE, wurde jedoch nicht nach Berlin weitergegeben. Das OKW sah sich nämlich gezwungen, am frühen Nachmittag des 29. April aus seinem Waldlager bei Fürstenberg weiter nach Norden auszuweichen. Es fuhr los und erreichte am Abend dieses Tages das Gut Dobbin und bezog Quartier. Dort traf auch am späten Abend gegen 23.00 Uhr Hitlers letzter Funkspruch ein. Dieser Funkspruch lautete: „An den Chef des Wehrmachtführungsstabes, Generaloberst Jodl. 1. Wo Spitze Wenck? 2. Wann tritt er an? 3. Wo 9. Armee? 4. Wo Gruppe Holste? 5. Wann tritt er an?
gez. Hitler.“
Trotz aller Kürze in der Diktion dieses Spruchs läßt sich immer noch Hoffnung daraus nehmen, wenn man zwischen den Zeilen zu lesen verstand … Achtzehn Stunden später war Hilter tot. (30. April 1945, H. V.) „General Wenck ließ am Morgen des 30. April einen Funkspruch an die 9. Armee tasten: 12. Armee liegt im harten Abwehrkampf. Durchbruch ist zu beschleunigen. Wir warten auf euch!“ … Es war im ersten Morgengrauen des 1. mai 1945, als die Leuchtzeichen in den Morgenhimmel aufstiegen … Am anderen Ende der Ausbruchstreifens sahen die Männer der InfDiv. „Scharnhorst“ die Leuchtkugeln. Ein Bataillon sprang aus den Stellungen auf und rannte den Kameraden der 9. Armee entgegen … Und auf einmal waren sie wieder vereint. Was niemand zu hoffen gewagt hatte, war Wirklichkeit geworden. Deutsche Soldaten zweier Armeen lagen einander in den Armen … Dreißigtausend Menschen, darunter mindestens 5000 Flüchtlinge, waren hinter den Linien der 12. Armee in Sicherheit …“ Noch den ganzen Tag über wurden zwischen Treuenbrietzen und Beelitz die letzten Versprengten aufgenommen. 48 Stunden bereits hielt die Armee mit ihrem XX. AK, von allen Seiten angegriffen, aus … In der Frühe des 2. Mai durchstießen sowjetisache Truppen (es waren polnische ! H. V.) bei Havelberg die Front des dort verteidigenden XXXXI. PzK …+)“.
+) Franz Kurowski: Armee Wenck – Die 12. Armee zwischen Elbe und Oder 1945, Neckargemünd 1967. - Weiteres sihe Bericht über Ntl. Zoch der 1. PzVernBrig. „HJ“
Magado-2 Wenn nicht anders ausgewiesen, dann Sammlung/Eigentum Magado Bilder/Beiträge dürfen "Nichtgewerblich" genutzt werden.
Anmerkung zur Lage Berlin, Ausbruch der Division „Spandau“ ----------------------------------------------------------------------------- Das Gelingen des Ausbruchs der Division „Spandau“ aus Berlin war auf den, dem Divisionskommandeur nicht bekannten Umstand zurückzuführen, daß sich bei den Sowjets Umgruppierungen mit Weitgestreckten Truppenbewegungen vollzogen. Die 1. Ukrainische Front, die aus der Lausitz Berlin angegriffen hatte, hatte am 1. Mai 1945 Befehl erhalten, mit allen Kräften sich südlich der Linie Lübben – Wittenberg bzw. nördlich Dresden im Zuge der sowjetischen „Prager Operation“ zum Angriff gegen die noch in Böhmen und Mähren haltende Heeresgruppe Mitte, deren Oberbefehlshaber GFM Schörner zum Oberbefehlshaber des Heeres ernannt worden war(+) bereitzustellen.
+) Wolf Keilig: Das Deutsche Heer 1939 – 1945, Bd. II, , Bad Nauheim 1956
So fanden die HJ – Kampfgruppen des Oberst Günther Marreck die dichten märkischen Wälder und das Gelände bis zur Lutherstadt Wittenberg, wo sie das von US – amerikanischen Truppen besetzte Gebiet erreichten, fast feindfrei vor, als sie hinter dem Rücken der gegen die 12. Armee kämpfenden sowjetischen Truppen sich durchschlugen (++).
++) P. D. Korkodinov: Die Prager Operation, in: „Die wichtigsten Operationen des Großen Vaterländischen Krieges 1941 – 1945“, Sammelband unter Redaktion von Oberst Dr. P. A. Shilin 1956/58 Moskau und Berlin ( - Ost).
Auf diesem Wege erreichten auch Oberbannführer Heinz Lorenz, Vertreter des Reichspressechefs im Führerbunker, mit einem Exemplar des Führertestaments zusammen mit Stabsoffizieren aus dem Führerhauptquartier den Westen (+++), wie auch getrennt von dieser Major i. G. Frhr. v. Freytagh – Loringhoven Rittmeister Boldt (++++).
+++) Heinz Lorenz: Mündliche Mitteilung an H. Voigt im Internierungslager Eselheide 1946/47. ++++) Gerhard Boldt: Die letzten Tage der Reichskanzlei, Hamburg – Stuttgart 1947.
Horst Voigt Hannover, den 06.08.1979
Betr.: Armeeabteilung Steiner – PzGrenErsBtl. 5 Marin und Neukloster ------- Aus Gerhard Lubs „I? 5“ – aus der Geschichte eines Pommerschen Regiment 1920 – 1945, Bochum 1965.
Der Einsatz von Ausbildungseinheiten daselbst ab Seite 862.
-----genannters Ersatzbataillon gab zwei Kampfkompanien ab. Diese Männer, zum größten Teil Genesene, also erfahrene Soldaten, wurden unter schwierigen Bedingungen in den Raum Gransee – Wittstock – Friesack transportiert und griffen dann als Angehörige des III. SS – Korps befehlsgemäß an. Sie erlitten dabei das Schicksal aller noch einsatzwilligen Verbände, wurden zusammengeschossen, zurückgedrängt, in planlosen Märschen ermüdet, unzureichend oder gar nicht mehr versorgt. Nach vergeblichen Versuchen , zwischen der mecklenburgischen Seen noch einmal Widerstand zu leisten, setzten sich die letzten Männer unserer beiden Kompanien über Ludwiglust in Richtung Elbe ab, lieferten den russischen Angriffsspitzen dicht vor erreichen des Zieles noch einen Überraschungsgefecht und lösten sich dann schließlich aus eigenem Entschluß auf. Die ---- Situation ließ nur noch das entkommen einzelner aussichtsreich erscheinen, für geschlossene Einheiten hatten die Amerikaner ihre Kriegsbrücke bereits gesperrt …“
Betr.: HJ – Volkssturmeinsatz in Wismar ----- „… angesichts noch kämpfender Hitlerjungen im Verteidigungsbereich W i s m a r suchte das PzGrenErsBtl. 5 Schutz unter den Kanonen britischer Panzer. Wenige Minuten später sind auch die sowjetischen Vorhuten zur Stelle.“ Die HJ hatte den in Schutz des britisch besetzten Gebietes hereinströmenden Truppenteilen der Wehrmacht usw. Feuerschutz gegeben.
Horst Voigt Hannover, den 29.06.1979
Lage Berlin aus sowjetischer Sicht: ========================= „Die Vernichtung der in Berlin und in den Wäldern südostwärts der Hauptstadt eingeschlossenen faschistischen Gruppierungen durch die 1. Belorussische (= Weißruthenische) und die 1. Ukrainische Front verlief unter verschiedenartigen Bedingungen. Die Berliner Gruppierung, die etwa 200 000 Mann, 3000 Geschütze und Granatwerfer, 250 Panzer und Sturmgeschütze zählte, verteidigte sich in einer Stadt, die in einen befestigten Raum umgewandelt worden war. Die Truppen wurden im Grunde genommen von Hitler selbst geführt, obgleich General der Artillerie Weidling zum Kommandanten ernannt worden war … Der Gegner wurde in Berlin unter erbitterten Straßenkämpfen vernichtet. Schon am 26. April begann die Aufspaltung der Berliner Gruppierung in einzelne Teile. Die Truppen der 1. (Weißruthischen) Front stießen von Norden, Osten und Westen zum Stadtzentrum vor. Von Süden und Südwesten drangen Truppen der 1. Ukrainischen Front immer tiefer in die Stadt ein. Am 27. April wurde schon im Zentrum Berlins gekämpft. Der Gegner war auf einen engen Streifen, der von Osten nach Westen 15km und von Norden nach Süden 2 – 5km betrug, zusammengedrängt worden. Am anderen tag war die Berliner Gruppierung in drei isolierte Teile aufgespalten, und das deutsch – faschistische Oberkommando konnte praktisch seine Truppen nicht mehr führen. Auf Befehl Hitlers wurden S – und U – Bahnschächte, in denen Tausende von Frauen, Kindern, verwundeten deutschen Soldaten und Offiziere Schutz gesucht hatten, überschwemmt. Zu dieser zeit war der Sturm auf Potsdam noch nicht beendet ….. wurde der Widerstand gebrochen und Potsdam am 28. April eingenommen. In diesen Tagen wurde in den Straßen Berlins Tag und Nacht gekämpft. Am Nachmittag des 30. April nahmen die sowjetischen Truppen das Reichstagsgebäude ein. Über seiner Kuppel hissten die … Sergeanten Michail Jegorow und Meliton Kantarija das rote Siegesbanner. … Das sowjetische Kommando forderte von der Führung der Berliner Besatzung die bedingungslose Kapitulation. Diese Forderung lehnten die Faschisten ab. Darauf erfolgte am 1. mai um 18.30 Uhr ein mächtiger Feuerüberfall der gesamten vorhandenen Artillerie auf die noch von den deutsch – faschistischen Truppen gehaltenen Bezirke. Erst danach begannen die faschistischen Truppen, sich in Gefangenschaft zu begeben. Am anderen Tag ergab sich der Stabschef des Berliner Verteidigungsraumes. Am 2. mai um 15.00 Uhr stellten due deutsch – faschistischen Truppen den Widerstand ein“ (+).
+) W. G. Posnjak, Generalleutnant: Die Berliner Operation, in: „Die wichtigsten Operationen des Großen Vaterländischen Krieges 1941 – 1945“, Sammelband unter Redaktion von Oberst Dr. P. A. Shilin 1956/58, Moskau und Berlin (-Ost).
„Während der Endetappe der Berliner Operation begann die letzte schlacht des Großen Vaterländischen Krieges in Europa – die Prager Operation. Sie endete erst nach der bedingungslosen Kapitulation Deutschlands … Auf dem Gebiet Böhmens befanden sich … die Flugplätze von dnen aus die Hauptkräfte der Luftwaffe an der Schlacht um Berlin teilnahmen … Am 1. Mai befahl das Hauptquartier des Oberkommandos dem Oberbefehlshaber der 1. (Weißruthenischen) Front, Marschall … Shukow, spätestens am 2. Mai den Raum Berlin und nördlich der Linie Lübben – Wittenberg eingesetzten teile der 1. Ukrainischen Front abzulösen. Dem Oberbefehlshaber der 1. Ukrainischen Front, Marschall … Konew, wurde befohlen, diese Truppen nördlich Dresden zu konzentrieren und von hier aus Prag anzugreifen. … Das Oberkommando hielt es für äußerst wichtig, die Truppen der 1. und 2. Ukrainischen Front schnell umzugruppieren und zügig in Richtung Prag anzugreifen. Zu Beginn der Operation gestaltete sich die Lage für die 1. Ukrainische Fron schwierig. Ein Teil des rechten Flügels kämpfte noch am 1. und 2. Mai in Berlin. Der andere Teil hatte die Kampfhandlungen südlich und südwestlich der deutschen Hauptstadt gerade beendet. Diese Kräfte konnten am schnellsten in den Raum nördlichen Dresdens verlegt werden. … Die 1. Ukrainische Front begann sofort nach Erhalt der Direktive des Hauptquartiers, ihre Kräfte umzugruppieren. Bis zu den Ausgangsräumen nordwestlich Dresden mußten die Schützenverbände der Front 70 – 130km und die Panzerverbände 100 – 150km zurücklegen. Die Entfernung nach Görlitz war noch größer und betrug etwa 200km. Um die Konzentrierung der für die Operation vorgesehenen Truppen zu beschleunigen, wurde entschieden, die Schützenverbände zu jeder Tageszeit zu verlegen, die Panzerverbände sollten jedoch wegen der Tarnung nur nachts marschieren … Die 1. Ukrainische Front brauchte zur Vorbereitung des Stoßes nach Prag nur die Kräfte umzugruppieren, die nach den Kämpfen in Berlin und Umgebung frei geworden waren … Das sowjetische Oberkommando traf vorausschauend bereits in der Endetappe der berliner Operation eine reihe von Maßnahmen, um die Prager Operation vorzubereiten. Am 1. mai wurde die Direktive erlassen, Die Hauptkräfte der 1. Ukrainischen front umzugruppieren … Der Erfolg der Prager Operation hing stark davon ab, wie schnell sie vorbereitet und durchgeführt wurde. Große operative Beweglichkeit war bei der Entschlussfassung der Umgruppierung und während der Offensive notwendig. Unsere Truppen erfüllten ihre Aufgaben meisterhaft. Die starke Gruppierung der 1. Ukrainischen Front, die den Stoß auf Berlin aus südlicher Richtung führte, wurde in den Raum Dresden verlegt …“ (++).
++) P. D. Korkodinow, Generalmajor a. D.: Die Prager Operation, in: „Die wichtigsten Operationen des Großen Vaterländischen Krieges 1941 – 1945“, ebenda.
Anhang 71
VERZICHT AUF DEN ANGRIFF DER GRUPPE STEINER, UM WESTLICH ORANIENBURG ANZUGLEICHEN
23.4.45 21.00 Uhr.
An Pz. AOK 3
1. Pz. AOK 3 stellt sofort Angriff bei Gruppe Steiner ein. Brückenkopf Eberswalde ist in der Nacht vom 23./24.4. zu räumen, die Front hinter Finow – Kanal zurückzunehmen. Hierbei sind 25. Pz.Gren.Div. und SS – Regt. „Solar“ freizumachen. 2. Die hierdurch freigewordenen Kräfte und Masse 3. Matine – Div. sind unverzüglich im Raum nprdwestlich Oranienburg so zu versammeln, daß mit ihnen zum frühmöglichen Zeitpunkt in die tiefe Flanke des nach Westen über die Havel durchbrochenen Feindes angegriffen werden kann. Von 12. Armee wird Gen.Kdo. XXXXI. Pz.Korps mit einer schwächeren Kräftegruppe in den Raum von Nauen zugeführt. Eintreffen mit ersten Teilen voraussichtlich Nacht 23./24.4. 3. Um ein weiteres Feindvorgehen nach westen zu verzögern, kommt es für 3. Pz. Armme darauf an, ohne die Versammlung der Angriffskräfte abzuwarten, eine mot. Vorausabt. Gegen den feind vorzuwerfen. Die Angriffsgruppe ist durch Pz. AOK 3 mit ausreichender beweglicher Flakartillerie zu verstärken. 4. Pz. AOK 3 meldet baldmöglichst Kampfführung gem. vorstehender Weisung mit Kräftegliederung im Einzelnen und Zeitplan.
Für das Oberkommando der H.Gr. Weichsel Der Oberbefehlshaber gez.: Noinrici Generaloberst Ia Nr. 6039/45 geh. Kdos.
Anmerkung des Verfassers: --------------------------------- Der Finow- Kanal verläuft dicht südlich Hohenzollernkanals und parallel zu diesem.
Aus Studie Heim HGr. Weichsel Anhang, gleichlaufend mit Original aus B.A. Tieke
Anhang 70
DER NEUE AUFTRAG DER H:GR. WICHSEL AN DIE GRUPPE STEINER
1.) AOK 9 2.) Pz. AOK 3 3.) Kdz. Vert. Ber. Berlin 4.) III. SS. PZ. Korps
1. III. SS. Pz. Korps übernimmt sofort als Gruppe Steiner den Abschnitt Spandau (einschließlich) – Oranienburg – Finowfurt (auschließlich) Gef. Stand Luckenwalde . Die Gruppe verbleibt Pz. AOK 3 unterstellte Trennungslinie …
2. Auftrag: a. Sperren in allgemeiner Linie Spandau – Oranienburg (hier Schwerpunkt) – Hohenzollerkanal bis Finowfurt. b. Angriff mit einer unverzüglich zu versammelnden Angriffsgruppe aus dem Raum um Zerpenschleuse nach Süden, um nach Westen vorstoßenden Feind in die tiefe Flanke zu stoßen, seine Angriffsspitzen abzuschneiden und zu vernichten und in beweglicher Kampfführung vor allem den feindlichen Panzergruppen mit allen Mitteln Abbruch zu tun. Angriffsbeginn zum frühestmöglichen Zeitpunkt. 3. Hierzu werden ab sofort unterstellt: a. Stab Pz. Jagd. Brig. Weichsel mit Marine – Pz. Jagd. Brigade (Zuführung mit mot. Transportraum durch Pz. Jagd. Div. Weichsel) b. Die im Abschnitt Oranienburg – Finowfurt eingesetzten Sperrkräfte und Ausbildungs Einheiten des Pz. AOK 3 c. Gruppe Müller: Pz. Jagd. Brigade Krampnitz, Pi. Sp. Btl. 968, Fost.M.G.Btl. 116 (Zuführung nach Spandau durch OKH) d. 3. Marine – Div. (Zuführung durch Pz. AOK 2 nach Zehdenick. Erste Teile bereits eingetroffen Als Spitzenverband SS.- Brig.) e. VI./Volks – Art. Korps 410 (12 Stück 21cm Wurfmörser) 4. …………………………….. Oberkommando der H. Gr. Weichsel Der Chef d, Gen.St. Ia Nr. 5778/45 geh. gez. Eismann Oberst i. G. Anmerkung des Verfassers: --------------------------------- Finowfurt an der Autobahn westlich Eberswalde. Zerpenschleuse am am Hohenzollernkanal in der Mitte zwischen Eberswalde und Oranienburg. Von Tieke
Magado-2 Wenn nicht anders ausgewiesen, dann Sammlung/Eigentum Magado Bilder/Beiträge dürfen "Nichtgewerblich" genutzt werden.
S t u d i e betreffs HJ ------------------------------ a) kombattanter Kriegseinsatz in und um Berlin b) End- und Übergangsphase
1. Westalliierte Absichten und Vorbereitungen für kombinierte Luftlandung/Panzervorstoß auf Berlin, April 1945
a) Das AOK 12 rechnete bei Befehlsübernahme an der Mittelelbe am 12. April 1945 mit US – amerikanischen Angriff (durch 9. Armee) auf Berlin entlang und beiderseits der Reichsautobahn. Damit würde man den Sowjets zuvorkommen. b) Als das US – amerikanische XIX. Korps (Genlt. Mclain) aus dem Raum Braunschweig am 12.04.1945 über die kutz vorher aufgegebene Riegelstellung der HJ – Akademie – Kampfgruppe Fallersleben – Königslutter entlang der Elm gegen die Elbe angriff, bereitete sich der Kommandeur der 2. PzDiv. „Hell on Wheels“. GenMaj. White, anhand eines detaillierten Angriffsplans des Obersten Johnson auf einen Panzervorstoß über die Elbe vor (1).
1) Franz Kurowski: Armee Wenck – Die 12. Armee zwischen Elbe und Oder 1945, Neckergermünd, 1967.
Zwei US- amerikanische Luftlandedivisionen und eine britische Fallschirmjägerbrigade standen zum Absprung bzw. zur Landung auf dem Berliner Flughafen Tempelhof bereit (2).
2) Otto Würschinger: Der Kampf an der Heeresstraße, unveröffentl. Manuskript, Vohenstrauß, 1979, zitiert James M. Garvin: On to Berlin – Battles of an Airborne Commander 1943 -1946, bei Viking Press, New York.
c) General Eisenhower stimmte aus politischen Gründen nicht zu.
2. Die HJ – Volkssturmverbände und HJ – Flugabwehrteileinheiten der Luftwaffe im Zusammenhang mit den Erwartungen und militärischen Ansichten zur Entsatz der Reichshauptstadt 1945.
Auf die Veröffentlichungen über die militärische Gliederung der Besatzung von Berlin unter dem Befehl des Kommandanten, General Weidling, wird hingewiesen. Hier wird nur auf den Einsatz der HJ – Formation sowohl beim Deutschen Volkssturm als auch bei der Luftwaffe eingegangen. Reichsjugendführer Axmann gab am 20. April 1945 – nach der Geburtstagsgratulationscour beim Führer und Reichskanzler – vor den in Berlin noch verbliebenen Mitarbeitern der Reichsjugendführung (RJF) einen Lagebericht. Der Reichsverteidigungskommissar von Berlin erteilte der Gebietsführung den Auftrag, mit freiwilligen HJ – Einheiten (III. Aufgebot des Deutschen Volkssturms) die Zugänge nach Berlin vom Westen her freizuhalten und strategisch – taktisch wichtige Objekte der Reichshauptstadt abzusichern. Im Rahmen dieses Auftrages, der auch den Dienstsitz des Jugendführers des Deutschen Reiches betraf, erhielt der Chef des Organisationsamtes der RJF, Hauptbannführer Würschinger, den Auftrag und die Vollmacht, den Dienstsitz und seine Umgebung in Verteidigungszustand zu versetzen, was mit dem Heereszeugamt Spandau erfolgte. Der Führer des Gebiets 3 (Berlin) stellte aus Freiwilligen seiner zehn Banne (Mindestalter 16 Jahre, volkssturmpflichtig) das HJ – Regiment „Berlin“ auf. Gebietsführer Hamann erlag während der Kämpfe im Lazarett des Führerbunkers der Reichskanzlei seinen schweren Verwundungen. Obwohl das weibliche Personal der RJF schon Anfang April vom Dienst entbunden, zu den Familien geschickt oder sogar aus Berlin abtransportiert war, wurden alle im Gesundheitsdienst ausgebildeten Berliner BDM - /JMB - Führerinnen aufgerufen, sich der Versorgung der Verwundeten anzunehmen, die von der zurückweichenden Oderfront nach Berlin hereinkamen. Sie sprangen für eine Sanitätsabteilung der Wehrmacht ein, die aus Berlin abgezogen worden war. „Sie erfüllten diesen schweren Dienst auch dann noch“, schreibt Otto Würschinger, „als der Russe Berlin beherrschte und – das sei auch hervorgehoben – unter seinem Schutz.“ Ein großer Teil der Mädelführerinnen hatte eine Schießausbildung zur Selbstverteidigung erhalten, zu Kampfhandlungen durften sie nicht herangezogen werden. Der Berliner BDM unterstützte die im Einsatz stehenden HJ – Einheiten freiwillig bei der Verpflegung, Versorgung und im Nachrichtenübermittlungswesen. Die Verantwortung für den Lazarett- und Versorgungsdienst oblag der Gebietsmädelführerin Hermann, die bei einem Inspektionsgang mit dem Gebietsführer durch russisches Raketensalvenfeuer mit verwundet wurde. Bei der Bergung von Verwundeten am Bahnhof Heerstraße wurde die Amtsreferentin für Gesundheitsdienst in der RJF, Gebietsmädelführerin Dr. med. Huhn tödlich verletzt (1).
1) Otto Würschinger: Der Kampf an der Heerstraße, unveröffentl. Manuskript. Vohenstrauß 1979
Reichsjugendführer Axmann gab als Oberkommandierender des HJ – Aufgebots des Deutschen Volkssturms am 23. April den Befehl an den in der Reichsführerschule I Potsdam mit seinen Alarmeinheiten und kommandierten Heeresoffizieren untergebrachten Stab der Panzervernichtungs – Ersatz- und Ausbildungs- Brigade „Hitlerjugend“ zur Verlegung und Eingliederung in den einzigen Volkssturm – Feldgroßverband, die 1. Panzervernichtungsbrigade „Hitlerjugend“ bei der Armeeabteilung Steiner im Raum ostwärts Fehrbelin, nördlich Oranienburg. Die Alarmeinheiten waren unter dem Kommandeur der PzVnE/ABrig „HJ“, Oberbannführer Ohlendorf, mit zwei Hauptleuten, etwa 12 Leutnanten und Oberfähnrichen und ca. 50 Hitlerjungen zur Sicherung der rechten Flanke der 9. Armee am 19./20. April an der Reichsautobahn in der Seenenge von Teupitz, Raum Königs Wusterhausen, eingesetzt gewesen und von Teilen der 20. PzGrenDiv. (+) abgelöst worden. Sie hatten ihre Unterkunft im nunmehr feindwärts der Sicherungslinie gelegenen Reichsausbildungslager I bei Klein –Köris räumen müssen. Die aus der Lausitz vorgestoßenen Panzerspitzen der sowjetischen 1. Ukrainischen Front hatten bei Baruth, unweit Zossen, verhalten. Axmann verlegte in der Nacht zum 26. April sein Stabsquartier in den Führerbunker der Reichskanzlei, nahm dort wie seit geraumer zeit an der „Führerlage“ teil und kommandierte die Verteidigung am Wilhelmplatz. Dort wurde ihm in Würdigung der Leistungen der Hitler – Jugend die höchste Stufe des von Adolf Hitler gestifteten Deutschen Ordens verliehen (++). Unabhängig vom HJ – Rgt „Berlin“ wurde mit Wehrertüchtigungslagern aus Brandenburg und anderen Gebieten besonders des deutschen Ostens sowie mit der Wehrmacht zurückgegangenen HJ – Einheiten in HJ – Kampfgruppen zusammengefasst. Im Zuge der Heerstraße, von der Harbigbrücke bis zum Reichssportplatz, wurden drei HJ – Kampfgruppen eingesetzt. Ihr Schwerpunkt lag an der Panzersperre auf der S – Bahnbrücke Heerstraße im Abschnitt entlang der S – Bahn von der Deutschlandhalle bis kurz vor dem Olympiastadion, wo als Kampfkommandant „RJF“ Hauptbannführer Würschinger die Verteidigung führte (2).
2) Otto Würschinger: ebenda.
Ein wichtiger Schwerpunkt der Verteidigung Berlins waren die Pichelsdorfer Brücken, die für den erwartenden Ersatzvorstoß der Angriffsgruppe „Oranienburg“ der Armeeabteilung Steiner, ab 27. April unter dem Kommandierenden General des Korps Holste (XXXXI. PzK) der 12. Armee, offengehalten werden >mußte. Dort führte der fronterfahrene, schon im I. Weltkrieg mit dem Eisernen Kreuz I. Klasse ausgezeichneten Obergebietsführer Dr. Schlünder, Hauptamtschef der RJF (+), den Befehl über die hier eingesetzte HJ – Kampfgruppe (++). Infolge Ausfalls des Kampfkommandanten an der Harbigbrücke durch Verwundung wurde die an der Heerstraße eingesetzte HJ – Kampfgruppe umgegliedert und von Hauptbannführer Würschinger und Hauptbannführer Bartsch kommandiert (3).
3) Otto Würschinger: ebenda.
Bemerkenswert ist, daß die als Offiziere fronterfahrenen HJ – HJ – Führer ihre Offiziersuniform mit Schulterstücken des HJ – Führerkorps trugen. Im Unterschied zu den Führern in der PzVnBrig. „HJ“ trugen sie im Verteidigungsbereich Großberlin jedoch auch die HJ- Armbinde. Seit 27. April wurde im Berliner Zentrum, dem Verteidigungsabschnitt Z („Zitadelle“), gekämpft. Sowjettruppen der 1. Weißrussischen Front (Armegeneral Sokolowski) waren von Norden, Osten und Westen eingedrungen, von Süden und Südwesten drangen Sowjettruppen der 1. Ukrinischen Front (Marschall Konew) immer tiefer in die Stadt hinein, zum Teil von kommunistischen Mitgliedern des sog. Nationalkomitees „Freies Deutschland“ durch die Gärten gelotst, die sich meist auch in den Häuserblocks der Weltstadt auskannten. Die Verteidiger waren auf einem engen, schlauchartigen Streifen zusammengedrängt, der im Zuge der Heerstraße von Osten nach Westen 15km Länge und von Norden nach Süden eine Breite zwischen 2 und 5km betrug. Am 28. April war die Besatzung Berlins in drei isolierte Teile aufgespalten. Tag und Nacht wurde gekämpft. In dieser Lage erfolgte die taktische Zusammenfassung der HJ – Kampfgruppen an der Heerstraße in der Division „Spandau“, mit derem Kommando der Ritterkreuzträger Oberbannführer Marreck, bisher Verbindungsoffizier der RFJ beim Befehlshaber des Ersatzheeres, mit dem militärischen Rang eines Oberst der Reserve beauftragt wurde. Oberst Marreck bezog seinen Gefechtsstand (Luftschutzbunker) der Reichsjugendführung. Am 27. April waren auch Umgruppierungen außerhalb Berlins erfolgt. Die an der Elbe stehende 12. Armee (General Wenck) wurde dem Oberkommando der Heeresgruppe Weichsel unterstellt (bisher beim OKW direkt). Die bisher der Armeeabteilung des SS – Obergruppenführers Steiner zugehörige Angriffsgruppe „Oranienburg“ trat unter den Befehl des Generalkommandos des XXXXI. PzK. (Genlt. Holste). An Stelle der Armeeabteilung Steiner wurde die Neugebildete 21. Armee (General v. Tippelskirch) eingeschoben, nachdem die bisherigen Stellungen der Heeresgruppe Weichsel an der Oder durch teile der sowjetischen 2. Weißruthenischen Front (Marschall Rokossowskij) an der von Marschall Shukow befehligten Berliner Operation in Pommern verloren gingen oder von der 3. Panzerarmee (General v. Manteuffel) aufgegeben werden mußte. Der Feind stieß dort nach Mecklenburg vor. Infolge dieser Lageentwicklung wurde die bei der Abteilung Steiner stehende 1. Panzervernichtungsbrigade „Hitlerjugend“ dem AOK 12 unterstellt und erhielt den Befehl, zur Verfügung der 12. Armee an die Elbe, westlich Rathenow, zu marschieren. Der Verbindungsoffizier der Brigade stellte beim Kampfkommandanten Neuruppin, im bisherigen Stabsquartier des Generalinspekteurs der Panzertruppen in der Panzerkaserne, die Verbindung zwischen den Ia – Generalstabsoffizieren (heute G 3) der Armee und Brigade sicher. Von ihm erfolgte der Einsatz des der Brigade zugehörigen HJ – PzJagdBtl. „Mecklenburg“ zur Sicherung der offenen linken Flanke des Korps Holste bei Alt – Ruppin bis zu dessen Ablösung durch die 3. Marine- Infdiv. am Abend des 30. April, während die Brigade noch auf dem Marsch durch den Raum Fehrbelin war. Geplant war der Entsatzangriff der 12. Armee mit Schwerpunkt bei ihrem XXXXI. PzK. nördlich der Havelseenbarrieren. Daraus verstand sich das Festhalten der HJ – Kampfgruppe Schlünder an den Pichelsdorfer Brücken in Berlin – Spandau. Der Vorschlag des Armeeoberbefehlshabers wurde aber vom OKW (GFM. Keitel) zugunsten eines Angriffs des XX. AK. (General Koehler) aus dem Südwesten von Berlin abgelehnt. Diese Entscheidung Keitels erfolgte zur Unterstützung der 9. Armee (General Busse), die im Kessel von Halbe, südostwärts Berlin, eingeschlossen war. Bei den Festungstruppen dieser Armee befand sich das HJ- Rgt. „Frankfurt/Oder“ unter Bannführer Kiesgen, dem sich BDM - / JMB – Führerinnen aus der Neumark als kombattante Kampfhelferinnen (+) angeschlossen hatten (außer Kampfhelferinnen auch in der Festung Breslau – soweit bekannt – eine Ausnahme von der Regel, daß deren Teilnahme an Kampfhandlungen grundsätzlich verboten war). Sie wollten nicht in die Hände der bolschewistischen Soldateska fallen. Mit dem Stoß des XX. Armeekorps sollte die 12. Armee der aus ihrem Einschließungsring ausbrechende 9. Armee entgegenkommen. Der Wehrmachtsführungsstab (Generaloberst Jodl) hoffte, daß die 9. Armee bei ihrer Befreiung imstande sein würde, im Eindrehen nach Norden am Entsatzangriff Wenck auf Berlin teilnehmen zu können. Entsprechende Gerüchte in Berlin nährten die Hoffnung auf Befreiung bis zuletzt. Trotz des erbarmungslosen Ringens in Berlin erhielten die Verteidiger Zustrom durch Einfliegen freiwilliger Leutnante, die aus der HJ hervorgingen, um sich in der Hoffnung auf eine Wende am Schicksalskampf der Reichshauptstadt zu beteiligen. Sie übernahmen die Führung von zusammenschmelzenden Einheiten bis zu kleinsten Kampfgemeinschaften. Es meldeten sich auch ergrauende Landser bei der HJ. So berichtet Otto Würschinger von einem Obergefreiten aus Schlesien, der nicht mehr zu seiner Einheit fand und sich beim Kampfkommandanten „RJF“ meldete. Er hatte schon die Panzernahkampfabzeichen für 20 Abschüsse. Er wollte aber jetzt bei der HJ bleiben, den „auf die sei noch Verlaß“, er sähe vor ihren Stellungen ein ergiebiges Wirkungsfeld und man möge ihm drei tapfere Jungen zuteilen. Die drei HJ – Panzerknacker, die den alten Obergefreiten zugeteilt wurden, waren bereits mit dem EK II. ausgezeichnet und stammten aus den Ostgauen, die bereits von den Sowjets besetzt waren. Dieser Spezialtrupp wurde als Panzervernichtungskommando immer wieder eingesetzt, wenn anrückende Feindpanzer gemeldet wurden, auf sein Konto kamen letztlich etwa 45 geknackte Panzer. Wiederholt wurde der trupp auch von Volkssturm- und Wehrmachtkommandanten nördlich gelegener abschnitte ausgebeten, auch weil sich sein Einsatz stabilisierend auf die Kampfmoral der eigenen Truppe auswirkte. Als sich die HJ zum Ausbruch aus Berlin aus ihrer Stellung im Kampfabschnitt „RJF“ löste, standen insgesamt etwa 140 Russenpanzer Typ T 34, zerstört vor den Kampfständen, davon zwei zwischen der durchstoßenen Panzersperre auf der S – Bahnbrücke Heerstraße. Allerdings stiegen auch die Verluste. Die Versorgung der verwundeten ohne Verbandszeug und bei überfüllten Verbandsplätzen und Lazaretten gestaltete sich immer schwieriger. Erschwerend kam hinzu, daß auf Führerbefehl hin alle U – Bahnschächte überflutet worden waren (++), in denen ein teil der Bevölkerung und der Verwundeten Zuflucht gefunden hatten, um den Sowjetstoßtrupps den weg ins Innere der Stadt zu versperren. Es waren alle reserven eingesetzt und die Grabenstärke der Kampfgruppen auf etwa 150 noch einsatzfähige Kämpfer zusammengeschmolzen. Unter den Verlusten, die zu beklagen waren, wurde der Heldentod des vormaligen Inspekteurs der Wehrertüchtigungslager Oberbannführer Bärenfänger, schmerzlich empfunden, der, schon früher mit dem Ritterkreuz mit Eichenlaub und Schwertern ausgezeichnet, bis zum Generalmajor aufgestiegen war und als Kommandant eines Verteidigungsabschnittes fiel. Nach einem Flug über die Ruinenfelder Berlins gegen Ende Mai vermerkte Harry P. Hopkins, Sonderberater des Präsidenten der USA, in seinem Tagebuch: „Das ist das zweite Karthago!“ (4).
4) Harry P. Hopkins, zitiert bei Girbig: ….im Anflug auf die Reichshauptstadt, Stuttgart 1970.
Bei der Schilderung der letzten tage Berlins darf der Luftkurier nicht außer acht bleiben, war doch die Jugend dieser Stadt in besonderem Maße davon betroffen, wie selbstverständlich auch die Soldaten der Luftwaffe, des Heeres und der Waffen – SS, von deren Freiwilligen außer den Niederländern und Norwegern nicht zuletzt die Franzosen der Grenadierdivision „Charlemagne“, die bis zuletzt die Trümmer der Reichskanzlei verteidigten, vom deutschen Volk nicht vergessen zu werden! Werner Girbig schildert u. a. den Einsatz der HJ – Flugabwehrteileinheiten im Rahmen der Reichs – und Heimatluftverteidigung, in Berlin durch die 1. Flakdivision. Es waren geschlossene Klassen. Meist der Oberschulen, die zum Dienst als Luftwaffenhelfer zur Luftwaffe herangezogen wurden. Sie trugen zwar die graublaue Uniform der Flieger – HJ und wurden auch von HJ – Führern geführt (analog Jungvolk von DJ – Führern), aber sie unterstanden mit allen Pflichten und rechten von Soldaten den Kommandobehörden der Luftwaffe bzw. Kommandeuren und Batteriechefs der Flugabwehrtruppe. So wird das tragische Ende von Flakhelfern des Jungvolk- Fähnleins „Wikinger“ durch Volltreffer in der Batterie – Feuerstellung Düppel erwähnt. Seit Mitte 1944 wurden im Rahmen der Reichsluftverteidigung wie im ganzen reich auch in Berlin Frauen als Luftwaffenhelferinnen an Scheinwerfern, Horch – und Hilfsgeräten eingesetzt. Am Geschütz aber standen die jungen Luftwaffenhelfer, die man auch als „Flakhelfer“ bezeichnet hat, und mit nahendem Kriegsende nahm ihre Zahl zu. Girbig schreibt über Sie: „Überhaupt die Luftwaffenhelfer: Diese damals 15 – bis 17jährigen leisten in Berlin wirklich Unvorstellbares. Sie sind in allen Stellungen im Einsatz, von Düppel bis Buch. Ihre Ausbildung, oft nicht länger als vier Wochen dauernd, erfolgt direkt am Einsatzort, gewissermaßen am scharfen Objekt … Nicht nur in Berlin, sondern im ganzen Reich kommen sie zum Einsatz. Flakhelfer nennt man sie. Aber daß sie zusammen mit den „Alten“ in den Batterien den schweren Abwehrkampf führen und alles daransetzen, die Heimat zu verteidigen und daß eine nicht geringe Anzahl von Luftwaffenhelfern dafür ihr junges Leben hergeben mußten, sollte unvergessen bleiben. Flakhelfer sind es auch, die auf dem Bunker - Gustav- am Berliner Zoo die 12.8cm – Geschütze so lange bedienten, bis die russischen Stoßtrupps unter ihnen in die ersten Stockwerke eindringen (5)“.
Magado-2 Wenn nicht anders ausgewiesen, dann Sammlung/Eigentum Magado Bilder/Beiträge dürfen "Nichtgewerblich" genutzt werden.
5) Werner Girbig: … im Anflug auf die Reichshauptstadt, Stuttgart 1970.
So sei stellvertretend für alle, die in der HJ – Flugabwehrteileinheiten bei der Luftwaffe Großdeutschlands eingesetzt waren, der Hitlerjungen der Berliner 1. Flakdivision (General Sydow) gedacht. Auch nicht unerwähnt sollen die Hitlerjungen, Mädel des BDM, Jungmädel und Jungvolkpimpfe bleiben, die im Bevölkerungsschutz ais Luftschutzhelfer mitgeholfen haben. Besonders hervorgehoben seien die HJ – Feuerwehrtrupps bei den Feuerschutz – Polizeieinheiten und – Verbänden . Daß sie Auszeichnungen verdienen und auch zum größten Teil erhielten, ist selbstverständlich. Bei der Brandbekämpfung im Hause und bei der Bergung Verletzter auch in der Nachbarschaft engagierten sich auch die Pimpfe und Jungmädel, sie wollten nicht abseits stehen. Es waren dann die später vorgezeigten „Kinder“. Einige versuchten schon, sich möglichst unbemerkt in die Reihen der älteren Kameraden zu mogeln. Würschinger berichtet: „Ich entsinne mich noch deutlich, daß ich einen 14jährigen Kerl, der sich bei und eingereiht hatte, wiederholt in seinen Keller jagte. Schließlich führte ich ihn ab zu seiner Mutter, die ganz verzweifelt war, und machte dem Burschen klar, daß es auch ehrenhaft sei, die eigene Mutter zu schützen und ihr zu helfen . Da blieb er bei ihr (6).
6) Otto Würschinger: ebenda
Zweimal in diesen letzten Tagen der Reichshauptstadt wurde die HJ in Berlin im Wehrmachtsbericht erwähnt. Am 30. April gab das Oberkommando der Wehrmacht über den Voraufgegangenen Tag bekannt: „Das heroische Ringen im Zentrum der Reichshauptstadt hält mit unverminderter Heftigkeit an. In erbitterten Häuser – und Straßenkämpfen halten die Truppen aller Wehrmachtsteile, Hitler – Jugend und Volkssturm den Stadtkern. leuchtendes Sinnbild deutschen Heldentums,“ Über die dramatischen Tage vom 27. bis 29. April berichtet der 1. Ordonanzoffizier des Generalstabschefs des Heeres, Rittmeister Boldt (7):
7) Gerhard Boldt: Die letzten Tage der reichskanzlei (bearbeitet von Ernst A. Hepp), Hamburg – Stuttgart 1947.
„Abends (27.) hat der Kommandant von Berlin, Hitler vorgetragen zu dürfen. Bormann, Krebs und Burgdorf standen schweigend hinter Hitler, während Weidling ungefähr folgendes sagte: Die Armee Wenck ist, sowohl was die Menschen wie das Material betrifft, viel zu schwach, das neu erkämpfte gebiet südlich von Potsdam zu halten, geschweige denn bis ins Zentrum Berlins durchzubrechen. Im Augenblick sind die Besatzungskräfte der Stadt Berlin noch imstande, einen Erfolgversprechenden Ausbruch nach Südwesten durchzuführen, um Anschluß an die Armee Wenck zu gewinnen. - Mein Führer-, so fuhr Weidling fort, -ich verpflichte mich mit meiner Person dafür, daß Sie gesund und wohlbehalten aus Berlin herauskommen. Dadurch wrtde der Reichshauptstadt der vernichtende Endkampf erspart-. Auch als Axmann am folgenden Tage denselben Vorschlag machte und das Leben jedes einzelnen Hitlerjungen für ein sicheres geleit ihres Führers verpflichtete, weigerte sich dieser wiederum.“
Die 12. Armee hatte nach ihren Angriffserfolg bei Beelitz mit ihrem XX. AK. Ferch, südlich Potsdam, mit der InfDiv. „Ferdinand von Schill“ und eingegliederter Sturmgeschützbrigade, sowie der InfDiv. „Ulrich von Hutten“ gewonnen und stand südostwärts des Schwielowsees im Kampf. General Wenck funkte am Mittag des 28. April an die in Potsdam eingeschlossene Korpsgruppe Reymann, zur 12. Armee durchzustoßen. Generalleutnant Reymann raffte seine ca. 20 000 Mann Besatzung mit der 2. (RAD) InfDiv „Friedrich Ludwig Jahn“ z. b.V. und anderen Truppen zusammen, um über die Seenenge Alt Geltow durchzubrechen. Der Ausbruch gelang. Die Verbindung der eingeschlossenen Vorkorpsgruppe Reymann mit der 12. Armee ging aber wie ein Lauffeuer durch besatzung und Bevölkerung Berlins: „Wenck vor Potsdam!“ Die Räumung der friderzianischen Garnisonsstadt, die für die Hitler – Jugend von symbolischer Bedeutung war, wird in der sowjetischen Kriegsgeschichte als Erprobungssieg hingestellt. Die Meldung über den großdeutschen Rundfunk und Flugblätter in Berlin (in seinem Armeegebiet ließ der Oberbefehlshaber sie verbrennen) verrieten die Zielrichtung der 12. Armee, was wesentlich am Scheitern des Unternehmens beigetragen haben mag. Die Sowjets reagierten sofort. Sie konzentrierten starke Kräfte gegen die angriffsspitzen des XX. AK. rissen die Nordflanke durch ihren Vorstoß gegen Brandenburg auf und griffen mit überlegenen Kräften das Korps Holste an, während sie mit Gardetruppen sich der 9. Armee bei Baruth in den Weg legten. Die US – amerikanische 9. Armee zielte mit einem Panzervorstoß aus ihrem Elbbrückenkopf Barby über Zerbst auf Wittenberg, sie drohte das XXXXVIII. PzK (General Reichsfreiherr v. Edelsheim) aus den angeln zu heben. Damit stand die 12. Armee an drei Fronten in der Defensive. Mit ihrem XX. AK war es ihr nur noch möglich, der 9. Armee die Aufnahmestellung zwischen Treuenbrietzen und Beelitz offen zu halten. General Wenck trieb daher die 9. Armee über Funk zur Eile an. Am Abend des 28. April meldeten sich im Gefechtsstand des Kampfkommandanten „RJF“ Stabsoffiziere aus dem Führerhauptquartier, ausgestattet mit Passierschein für einen Kurierauftrag an die 12. armee. Hauptbannführer Würschinger leitete Oberstleutnant Weiß, Major i. G. Frhr. v. Freytagh – Loringhoven mit Rittmeister Boldt, zum Gefechtsstand der HJ – Kampfgruppe „Reichssportfeld“ weiter, über den sie die Pichelsdorfer Brücken erreichten, um dort die eigenen Stellungen zu passieren. Dort fand sich mit einem Sonderauftrag auch Oberst i. G. v. Below aus dem FHQ ein. Rittmeister Boldt berichtete über ihre Meldung im Gefechtsstand mit dem Hinzufügen: „Wir gingen hinaus, und der Führer der Kampfgruppe, Obergebietsführer Schlünder, fügte bitter hinzu: -Das Schlimmste für meine Jungen ist, wenn sie in den ruhigen Nächten das verzweifelte Schreien der Frauen und Mädchen hören-„“ (8).
8) Gerhard Boldt: ebenda.
Obwohl das Verhalten der sowjetisch fechtenden Truppe gegenüber der Bevölkerung unterschiedlich war, bezeichnet eine Begebenheit die Berliner Verhältnisse dieser tage. Aus dem Jugendwohnheim im Osten Berlins hatten sich, allen Gefahren trotzend, Mädchen durch die Kampflinien hindurch geschlichen, nachdem sie nach dem Überrollen durch feindliche Angriffstruppen von Bolschewisten vergewaltigt worden waren. Sie suchten im Dienstgebäude der RFJ Schutz, Hilfe und ärztliche Betreuung. „Sie wollten aber auch“, berichtet Otto Würschinger, „gegen ihre Peiniger mit der Waffe in der hand kämpfen. Ich untersagte dies, wies sie in die nächstgelegenen Keller als Unterschlupf und versprach, sie alle bei einem Ausbruch mitzunehmen“ (9).
9) Otto Würschinger: ebenda
General Wenck meldete per Funkspruch die Erfolge seiner Armee bei Beelitz und Perch an den Wehrmachtsführungsstab unter Hinzufügung des Zustandes der 9. Armee – mit der er laufend Funkverbindung hatte – und daß mit deren Unterstützung, wenn sie gerettet werden würde, nicht mehr zu rechnen sei. Als der Funkspruch getastet wurde, war der WFStab beim Stellungswechsel aus seinem Waldlager bei Fürstenberg aufs Gut Dobbin. Wencks Meldung ging daher nach Berlin nicht weiter. Dort hatten in den Straßenkämpfen am Belle – Alliance – Platz die Männer des Freikorps „Adolf Hitler“ dem Sowjetsturm nicht standhalten können, der durch die Wilhelmstraße bis etwa eintausend Meter an den Führerbunker herangekommen war. Das Freikorps war von Reichsleiter Dr. Ley, dem Reichsorganisationsleiter der NSDAP, aus freiwilligen Nationalsozialisten aus allen Gauen, vornehmlich aus dem Korps der Politischen Leiter und anderen Gliederungen der Partei aufgestellt worden. Die für den Schutz der Reichskanzlei ausgesuchten Freiwilligen waren nach Berlin überflogen worden und hatten sich im Verteidigungsabschnitt Z in den Ring der Kämpfer eingereiht. Am 29. April früh um 4 Uhr unterzeichnete Adolf Hitler sein politisches und sein persönliches Testament. Es wurde veranlaßt, daß je ein Exemplar an Großadmiral Dönitz und an Generalfeldmarschall Schörner, sowie je ein drittes für die Öffentlichkeit bestimmt, nach Westen durch Kurier gebracht werden sollte. In seinem politischen Testament bestellt das Staatsoberhaupt den Oberbefehlshaber der Kriegsmarine Großadmiral Dönitz, zu seinem Nachfolger, enthebt Reichsmarschall Göring und Reichsführer – SS Himmler ihrer Ämter und stößt sie aus der NSDAP aus. Zuvor begründet er seinen Entschluß, in der Hauptstadt des reiches zu bleiben „und dort aus freien Stücken in dem Augenblick den Rod zu wählen, in dem ich glaube, daß der Sitz des Führers und Kanzlers nicht mehr gehalten werden kann. Ich sterbe mit freudigem Herzen angesichts der mir bewussten unermesslichen Taten und Leistungen unserer Soldaten an der Front, unserer Frauen zu Hause, der Leistungen unserer Bauern und Arbeiter und des in der Geschichte einmaligen Einsatzes unserer Jugend, die meinen Namen trägt.“ Um 23 Uhr gab der Oberste Befehlshaber einen – letzten – Funkspruch an den Chef des WFStabes auf, um Klarheit über die Lage zu gewinnen. Da der Wortlaut dieser Funksprüche in verschiedenen Veröffentlichungen unterschiedlich wiedergegeben wird, bedingt auch durch Rückübersetzungen aus dem Englischen, wird hier die Aufzeichnung aus dem Kriegstagebuch des OKW zugrunde gelegt. Danach heißt es: „Es ist mir sofort zu melden: 1. Wo sind die Spitzen –Wenck-? 2. Wann greifen sie weiter an? 3. Wo ist die 9. Armee? 4. Wohin bricht die 9. Armee durch? 5. Wo sind die Spitzen –Holste-?2 Zwei Stunden später, um 1 Uhr in der Nacht zum 30. April funkte GFM Keitel zurück: „1. Spitze Wenck liegt südlich Schwielow – See fest. 2. 12. Armee kann daher Angriff auf Berlin nicht fortsetzen. 3. 9. Armee mit Masse eingeschlossen. 4. Korps Holste in die Abwehr gedrängt.“ Außer diesem für den Menschen Adolf Hitler Lebensentscheidenden Funkspruch seines Chefs OKW gab Keitel Funksprüche an die Generale Wenck (12. armee) und Winter (Generalstabschef im Südraum) auf. Damit gab er dem Oberbefehlshaber der 12. Armee freie Hand und ließ über Winter den Oberbefehlshaber im Südraum, GFM Kesselring , orientieren, daß der Entsatzversuch für Berlin gescheitert sei. Truppen der sowjetischen 3. Stoßarmee waren am 30. April im Angriff bis zum ausgebrannten Gebäude des Reichstages vorgestoßen. Noch im Abwehrfeuer der deutschen Verteidiger hissten zwei als Regimentsaufklärer eingesetzte Sergeanten um 14 Uhr auf der Kuppel des Reichstagsgebäudes das rote „Siegesbanner“ – ein für die Kriegsgeschichte der Sowjetunion denkwürdiges Ereignis! Adolf Hitler hatte für sich den Freitod erwählt und erschoß sich um 15.30 Uhr. Großadmiral Dönitz erfuhr in seinem Plöner Hauptquartier um 18.35 Uhr per Funkspruch von seiner Bestimmung als Nachfolger des Staatsoberhauptes ohne zu erfahren, daß der Führer schon tot war. Der Spruch war vom Chef der Parteikanzlei, Reichsleiter Bormann aufgegeben worden, der sich als testamentarisch bestellter Reichs(Partei-) minister betrachtete. In diesen beiden Tagen versammelte sich die aus ihrem bisherigen Einsatzraum nördlich Oranienburg anmarschierte 1. Panzervernichtungsbrigade „Hitlerjugend“ in ihrem vom AOK 12 angewiesenen Verfügungsraum westlich Rathenow. Der von der Wehrmacht kommandierte Generalstabsoffizier (Ia) der Brigade dislozierte die HJ – Panzerjagdbataillone weiträumig, sodaß die Masse aller Kompanien mit ihren Panzervernichtungstrupps spätestens ab 1. mai abwehrbereit sein konnte. Der Kommandeur, Oberbannführer Kern, richtete den Brigadegefechtsstand in der Försterei Schönhauser Damm ein, ostnordostwärts des altmärkischen Ritterguts Schönhausen, in dem Bismarck vor 130 Jahren geboren worden war. Im Zuge der Abwehrkämpfe des Korps Holste, durch dessen Korpsgebiet die Brigade marschiert war, mußte das erwähnte mecklenburgische Bataillon der HJ – Brigade am linken Armeeflügel zur Flankensicherung eingesetzt werden und konnte nach Eintreffen der 3. Marine – Infanteriedivision, die mit der Angriffsgruppe „Oranienburg“ zurückgegangen war, nachgezogen werden. Dem Verbindungsoffizier in Neuruppin wurde befohlen, bis Mittag des 1. mai dort sich verfügbar zu halten, dann aber zum Brigadestab zurückzukehren. Auf Grund des Kampfgeschehens gelangte dieser aber, mit seiner Ordonnanz (Scharführer, Adolf – Hitler – Schüler), zu Fuß am späten Abend nue bis Schollene, wo sich der IV a – (heute G 4) Troß befand. Dort wurde ihm der Tod Adolf Hitlers bekannt. Das XXXXI. PzK hatte im Raum Rathenow – Brandenburg – Friesack unter einem Kommandostab des Oberst v. Kornatzki fast ausschließlich Gneisenauverbände des Ersatzheeres und Volkssturmbataillone, die in regimentsähnlichen Kampfgruppen zusammengefasst waren, im Gefecht stehen, die dem Feind im Schwerpunkt Rathenow zähen Widerstand leisteten. Truppen der 1. Weißruthenischen Front waren aber bei gleichzeitig schweren Fesslungskämpfen bei Brandenburg und Rathenow aus dem Raum Nauen nach Nordwesten durch das Havelländische Luch angetreten, hatten die dünne Hauptkampflinie überwalzt und waren am Abend des 1. Mai an Friesack beiderseits vorgestoßen, hatten dabei Phinow genommen. Dem Verbindungsoffizier erscheint es noch nachträglich als ein Wunder, daß er ahnungslos quer zur feindlichen Angriffsrichtung marschierend keine Feindberührung hatte. Die Angriffsrichtung verlief aber eindeutig in Flussrichtung der unteren Havel auf die Elbe nördlich Havelberg. Dort war der linke Armeeflügel vom Korps Holste unverhältnismäßig schwach besetzt. Zwischen Havelberg und Wittenberge standen nur die aus Luftwaffentruppenteile mit V-Waffenverband bestehende Division Meywr und die Infanteriedivision „Hamburg“ – dort Anschluß an die schwache 21. Armee in Mecklenburg. Zugeführt wurde eine Regiments- Kampfgruppe der 199. InfDiv. Aus Dänemark. Die als mechanisierte Armeereserve vorgesehene, Wiederaufgestellte (84.) PzGrenDiv „Schlageter“ z. b. V. (deren zum Teil aus dem RAD hervorgegangen war), war inzwischen vom OB Nordwest – zukünftig Oberbefehlshaber Nord (GFM Busch) – vereinnahmt und zur Unterstützung der 3. Panzerarmee eingesetzt worden. Das XX. Armeekorps hielt mit der InfDiv. „Scharnhorst“ weiterhin die Aufnahmestellung für die erwartete 9. Armee offen, während an seiner rechten Flanke die 3. (RAD) InfDiv. „Theodor Körner“ z. b. V. in schweren Abwehrkampf gegen sich laufend verstärkende Angriffe stand. Wenck ließ an Bisse funken, daß der Raum Jüterbog- Treuenbrietzen für einen Durchbruch zu dicht feindbesetzt war. Er empfahl Angriffsrichtung südlich Beelitz als im Morgengrauen des 1. mai – die ganze Nacht hindurch war Gefechtslärm immer näher herangekommen – am dämmernden Osthimmel die Leuchtzeichen der Armee Busse hochstiegen, sprang das nächstliegende Grenadierbataillon „Scharnhorst“ aus seinen Stellungen. Im Stürmen auf die nach beiden Seiten Auseinanderlaufenden Rotgardisten schießend, rannte es den Kameraden entgegen. Was von den abgezehrten Kämpfern hinter die schützenden Linien des XX. AK gelangte, war nicht einsatzfähig.
Magado-2 Wenn nicht anders ausgewiesen, dann Sammlung/Eigentum Magado Bilder/Beiträge dürfen "Nichtgewerblich" genutzt werden.
Dem Ritterkreuzträger Bannführer Kiesgen war er gelungen, mit der 9. Armee seinem HJ – Regiment mit dem BDM -/ JMB – Kampfhelferinnen aus Frankfurt/Oder zurückzuführen. Schmerzliche Verluste waren zu beklagen. Viele seiner tapferen jungen Mitkämpfer und Helferinnen wurden mit dem Orden des Eisernen Kreuzes ausgezeichnet. Weniger Fortune hatten die Restteile der 20. PzGrendiv. In ihrem isolierten Verteidigungsabschnitt am Wannsee. Dort waren auch die mit den Führertestament unterwegs seienden Kuriere eingetroffen, unter ihnen – SS – Standartenführer Zander und Major Johannmeyer (auf dem Wege zu Generalfeldmarschall Schörner bzw. Großadmiral Dönitz) – befand sich Oberbannführer Lorenz, der als Vertreter des Reichspressechefs im Führerbunker die feindlichen und neutralen Rundfunk- und Presse- Auslandsnachrichten zu bearbeiten und vorzutragen hatte. Nun war sein letzter Auftrag, die für die Archivaufbewahrung vorgesehenen dritten Führertestamentsexemplare nach Westen zu bringen. Von hier aus wollten sie mit ihren Booten in der Gegend von Gatow an land gehen, um sich dort durchzuschlagen (10).
10) Heinz Lorenz: Mündl. Bericht an Verf. i. British Concentration Camp Eselheide, 1946
Der Ausfall der Panzergrenadiere misslang unter starkem Feuer überlegener Feindkräfte im Einschließungsring. Dennoch gelang Einzelnen ein Entkommen, darunter außer den genannten Kurieren auch Baron Frevtagh und Boldt, die mit Weiß (der bei dem Ausbruchsversuch in Gefangenschaft geriet) per Boot von der HJ – Kampfgruppe Schlünder kommend hier mit Lorenz usw. zusammengetroffen waren. Die Nachricht vom Tod Adolf Hitlers ist Volk und Wehrmacht 31 Stunden vorenthalten gewesen. Großadmiral Dönitz erhielt erst spät die Gewissheit über die Vorgänge in der Reichskanzlei. In der Nacht zum 1. Mai hatte er eine für den Führer bestimmte, vorsichtig formulierte Treueerklärung gefunkt. Erst 10 Stunden später, um 11 Uhr – als die russischen Oberbefehlshaber an der Berliner Front längst davon wussten – erhielt er einen zweiten Funkspruch des Inhalts „Testament in Kraft“ und die Ankündigung des Erscheinens Bormanns bei ihm – er hatte auch den Spruch absetzen lassen. Auch aus diesem ging nicht hervor, ob Adolf Hitler am Leben war. Klarheit brachte erst der von den Reichsleiter Dr. Goebbels und Bormann gemeinsam abgezeichneten Funkspruch, der in Berlin ungeheuerlichen Dingen erreicht, die man – da ohne Wissen des neuen Staatsoberhauptes geschehen – als Hochverrat bezeichnet haben würde, wären sie nicht zum Scheitern verurteilt gewesen. Wessen Göring – dieser ganz unberechtigt – und Himmler bezichtigt worden waren, nämlich im angenommenen Reichsinteresse Verhandlungen mit den Kriegsgegnern aufnehmen zu wollen bzw. aufgenommen haben, unternahm nun Goebbels und Bormann selbst. Ohne Dönitz über den Tod Hitlers zu unterrichten schickten sie einen Unterhändler ins Hauptquartier der sowjetischen 8. Gardearmee. Sie beauftragten damit den mit der Wahrnehmung der Geschäfte des Heeres – Generalstabschef beauftragten General Krebs, der in der Nacht zum 1. Mai um 3.30 Uhr mit dem Stabschef des Kommandanten von Berlin Oberst d. G. v. Dufving über die feindlichen Linien ging und von Generaloberst Tschuikow empfangen wurde. Er unterbreitete den Vorschlag, die Kampfhandlungen einzustellen, um die Grundlage für eine „Friedensverhandlung zwischen Deutschland und der Sowjetunion“ zu schaffen (x). An den Gesprächen nahm auch Armeegeneral Solokowski teil, der die 1. Weißruthenische Front kommandierte. Die laufend unterrichtete Regierung der UdSSR lehnte den Vorschlag ab und stellte u. a. die Forderung der bedingungslosen Kapitulation. Oberst d. G. v. Dufving kehrte von General Krebs in den Führerbunker zurück und erteilte Zwischenmeldung, welche wahrscheinlich Bormann veranlaßt hatte, um 11 Uhr den zweiten Funkspruch an Dönitz aufzugeben ohne Farbe zu bekennen. Gewissheit über die russische Haltung erhielt er erst bei der Rückkehr des Generals Krebs nach 13 Uhr. Nachdem ein deutscher Generalstabschef den Feind eher informiert hatte über den Tod seines Obersten Befehlshabers, erhielt dessen Nachfolger erst nach dem Scheitern der geheimen Verhandlungen mit dem Feind eine Meldung über die wirkliche Lage in Berlin. Auf Dönitz’ Weisung erfuhren das deutsche Volk und die übrige Welt (außer den längst informierten Führern der Sowjetunion) über Reichssender Hamburg um 22.30 Uhr die Tatsachen. Aber die Umstände des Todes Adolf Hitlers waren dem Großadmiral noch immer nicht bekannt, als er zu diesem Zeitpunkt zum deutschen Volk und zu seinen Soldaten über den Rundfunk sprach und als nunmehriger Oberster Befehlshaber und Reichspräsident den Tagesbefehl an die Wehrmacht erließ (11).
11) Walter Lüdde – Neurath: Regierung Dönitz – die Letzten Tage des Dritten reiches, Göttingen 1953.
Aus dem Tagesbefehl geht hervor, daß der Kampf gegen den Bolschewismus solange fortgesetzt werde, bis die kämpfende Truppe und weitere Hunderttausende Familien des deutschen Ostraumes vor der Versklavung oder Vernichtung gerettet seien. Den größten Anteil an der Rettungsaktion deutscher Menschen und baltischen Familien trug die Kriegsmarine. Nachdem General Krebs im Führerbunker Meldung erstattet hatte, übermittelte Reichsminister Dr. Goebbels die Ablehnung der Forderung einer bedingungslosen Kapitulation schriftlich an Generaloberst Tschuikow durch einen Parlamentär, der um 18 Uhr die sowjetischen Linien überschritt (12).
12) Marlis G. Steinert: Die 23 Tage der Reichsregierung Dönitz, Düsseldorf – Wien 1967
Um 18.30 Uhr folgte ein mächtiger Feuerschlag auf die deutschen Stellungen aus allen vorhandenen Geschützen der sowjetischen Artillerie. Oberst Antonow erhielt Befehl zum Sturm auf die Reichskanzlei. Bevor sowjetische Stoßtrupps dort eindrangen, versuchte die Bunkerbesatzung den letzten Willen zu erfüllen, die Leichen des Ehepaars Hitler zu verbrennen. Auch die der aus dem Leben geschiedene Familie Goebbels wurde beigesetzt. Die Generale Krebs und Burgdorf hatten den Freitod gewählt. Im Chaos des sowjetischen Sturms auf die Reichskanzlei gelang einem großen Teil der Bunkerbesatzung der Ausbruch aus dem Inferno. Der armamputierte Reichsjugendführer Artur Axmann brach mit einer Führungsgruppe über die Weidendammer Brücke aus Berlin aus, von wo ihm die Flucht in den von Westalliierten besetzten Teil Deutschlands gelang. Er ist fest davon überzeugt – entgegen der Ansicht des verstorbenen früheren Präsidenten des Bundesnachrichtendienstes Generalleutnant d. P. a. D. Gehlen – unter den Toten an der Weidendammer Brücke die Leiche des gefallenen Reichsleiters Bormann erkannt zu haben. Mit dem bekannt werden des Todes Adolf Hitlers entband Oberst Marreck alle vereidigten Angehörigen der (HJ) InfDiv. „Spandau“ ihres Treueides. Der Ausbruch der Kampfgruppe wurde vorbereitet. Er sollte in der Nacht zum 2. Mai stattfinden. Die meisten Berliner wollten in der Bevölkerung untertauchen. Die anderen zusammengeschmolzenen Einheiten hatten Weisung, sich zu dritt zu formieren. Hauptbannführer Würschinger machte das den Mädeln aus dem Osten Berlins gemachte Versprechen wahr. Er gab Befehl, daß jeweils 2 Jungen ein Mädel mitzunehmen hatten. Es wurde Zivilkleidung unter der Uniform angezogen. So gedachte Oberst Marreck sich mit seiner Division durchzuschlagen. Kurz nach Mitternacht des 2. mai brach die unbesiegt gebliebene Hitler – Jugend aus. Der Sturm über die Charlottenburger Brücke gelang sofort, die Rotarmisten waren überrascht und vorläufig wie gelähmt. Bevor sie mit Einsatz von Artillerie durch Sperrfeuer auf die Brücke Gegenmaßnahmen ergriffen, war das Gros der Division bereits durch. Die Nachhut führte Hauptbannführer Würschinger. Bevor er sich in Marsch setzen konnte, hatte er sich ein Panzer Treck von Soldaten, Frauen mit Kinderwagen. Reisenden mit Koffern, dazwischen Militärfahrzeuge usw. dem Gros der Hitler – Jugend angeschlossen. Würschinger berichtet: „Es ging nicht rasch voran. Schon graute der Morgen und ich fürchtete ein Blutbad, das russische Tiefflieger anrichten würden. Es galt freies Feld zu gewinnen. Als gar der Treck zum Stehen kam, eilte ich mit meinen Leuten im Eilmarsch im Straßengraben nach vorn. Gegen 6 Uhr morgens erreichten wir die Spitze der stehenden Kolonne auf dem Platz vor der Charlottenburger Brücke. Auf ihr brannten zwei Tigerpanzer aus, lagen Tote und Verwundete. In den Häuserruinen rings um den Platz kauerten die erschöpften Soldaten, entschlusslos stand eine Gruppe von vier Offizieren, darunter zwei Majore, auf dem Platz. Ich machte die herren darauf aufmerksam, daß sie den Auftrag hätten durchzukämpfen und verantwortlich für das Massaker werden, wenn in Kürze Tiefflieger in die zusammen geferchte und Zusammengewürfelte Aufbruchskolonne feuern. Das machte keinen Eindruck. Ich ging nun, deutlich als HJ – Führer zu erkennen, zu den Soldaten und rief die HJ – Führer unter ihnen auf, den Kampf unter meinem Kommando wieder aufzunehmen, um die Brücke zu nehmen. Ich hatte Erfolg. Mit geballter Feuerkraft. Die der Russe nicht erwartete, stürmten wir mit drei gepanzerten Mannschaftstransportwagen über die Brücke und warfen die Russen aus den Häusern am Ufer zurück und machten die Bahn frei für die Nachstoßenden. Bis zum späten Nachmittag des 2. Mai kämpften wir uns den Weg durch die Spandauer Altstadt frei. Viele gelangten so in die Freiheit, ich geriet allerdings auf dem Falkenhagener Feld in Gefangenschaft, aus der ich dreimal floh, bis ich im Westen Zuflucht fand (12).
Magado-2 Wenn nicht anders ausgewiesen, dann Sammlung/Eigentum Magado Bilder/Beiträge dürfen "Nichtgewerblich" genutzt werden.
12) Marlis G. Steinert: Die 23 Tage der Reichsregierung Dönitz, Düsseldorf – Wien 1967
General Weidling sah sich angesichts dieser Lage zur Kapitulation der noch vorhandenen Besatzung Berlins gezwungen. Um 5 Uhr morgens hatte er den Landwehrkanal überschritten und forderte die noch kämpfenden deutschen Soldaten auf, die Waffen zu strecken. Vereinbarte Waffenruhe war 15 Uhr. Aber es war nicht möglich, alle auf sich selbst gestellten Widerstandsnester rechtzeitig zu erreichen. Daher zogen sich die Schießereien noch über Stunden hinaus, bevor aus den Trümmern der Reichshauptstadt eine Art Friedhofsruhe sich ausbreitete, um dann zu neuem Leben zu erwachen. Grund zum Siegesrausch hatten nur die Eroberer. Bevor in der Nacht zum 30. April im WFStab das Abzeichnen eines Erfolges für den Ausbruch der 9. Armee erkennbar werden konnte, erließ er, wie aus dem von Major i. G. Schultz – Naumann geführten Kriegstagebuch des OKW erkennbar ist, den Auftrag an das AOK 12.. mit XX. AK und XXXXVIII. PzK nach Norden ggf. durchzubrechen um sich mit dem XXXI. PzK nördlich des Havelländischen Hauptkanals zu vereinigen. Aus dem durch Ordonnanzoffizieren allen Kommandeuren an der Nordfront überbrachten Befehl geht hervor, daß die Gesamtlage erfordere, die Front unter Ausnutzung des mecklenburgischen Seengebietes „unter allen Umständen“ zum Stehen zu bringen, „nur so kann die 12. Armee aus dem Raum Potsdam – Belzig – Brandenburg gerettet werden (13).
13) Percy Ernst Schramm: Kriegstagebuch des Oberkommandos der Wehrmacht (Wehrmachtsführungsstab) Bd. IV, zitiert Kriegstagebuchführer Major i. G. Joachim Schultz (- Naumann), Frankfurt a. M. 1961.
Im KTB des OKW heißt es ergänzend hierzu:
„Generalfeldmarschall Keitel appelliert persönlich und eindringlichst an das Gewissen und an das Ehrgefühl aller Kommandeure, in dieser Lage ihre kameradschaftliche Pflicht zu erfüllen.“ Wie aber der Feind an der linken offenen Flanke des XXXXI. PzK (Genlt. Holste) am Abend des 30. April bei Neuruppin erschienen war (siehe Flankensicherungseinsatz des HJ – PzJagdBtl. „Mecklenbur5g§ daselbst), drangen weiter nördlich die Angriffsspitzen der sowjetischen 2. Weißruthischen Front mit 40 Panzern fast zur selben Zeit in Malchin ein und stießen bei Demmin nach Westen durch. Auf dem in Nord und Süd gespaltenen deutschen Kriegsschauplatz zeigte sich in diesen Tagen – besonders in Mecklenburg – der einmalige oder seltene Vorgang einer „Disziplin der Auflösung innerhalb der Truppe“, der die Militärhistoriker wahrscheinlich noch beschäftigen wird. Die Truppe war über die Ereignisse der letzten Zeit ungenügend unterrichtet. Anläßlich des Todes Adolf Hitlers stellte sich bei ihr die Frage nach der Gültigkeit des Fahneneides. Nur wenigen war bekannt, daß der Adolf Hitler geleistete Eid auf Karl Dönitz als Staatsoberhaupt übergangen war. Mancherorts fanden neue Vereidigungen statt, woanders war man der Meinung, nun, da der Eidnehmer tot sei, bestehe die geschworene Treueverpflichtung nicht mehr fort. Es gab Fälle, wo man daraus die Konsequenz zog, die Waffe niederzulegen und nach hause zu gehen, um den kommenden schweren Zeiten bei der Familie zu sein. Bei den Fronttruppen waren diese durchweg noch fest in der Hand der Kommandeure, die auf Bataillons-, Regiments- und Divisionsebenen führten. Ansonsten häuften sich die Auflösungsetscheinungen und aus dem Willen, alles zu tun, um nicht noch in sowjetische Gefangenschaft zu geraten, und zu Weigerung, den Kampf in einer befohlenen Stellung weiterzuführen. Besonders in Mecklenburg häuften sich Fälle des geschlossenen Abmarsches nach westen, um sich in den Schutz des Gewahrsams der Westalliierten zu begeben. Diszipliniert schlossen sich Angehörige von sich auflösenden Truppenteile freiwillig fest geführten Verbänden an, deren anerkannte Führer die Absicht erkennen ließen, ihre Truppe das Los sowjetischer Gefangenschaft zu ersparen. Nur aus diesem Grunde waren sie auch bereit, so notwendig, zu kämpfen. Es handelte sich um eine Art disziplinierter Freikorps. Der Obersten Führung bereitete die sich ihrer Kontrolle entgleitenden Truppenbewegung Sorgen im Interesse der Gesamtlage. Für General Wenck kam es nach der Rettung der 9. Armee nur noch darauf an, sich geordnet an die Elbe zurückzukämpfen und dabei nach Möglichkeit Anschluß nach Norden über die Havel zu gewinnen, das die Südflanke der 12. armee deckende XXXXVIII. PzK (General Reichsfreiherr v. Edelsheim) hatte Befehl, nach Aufnahme der 9. Armee durch das Korpsgebiet des Xx. AK hindurchzuziehen in eine Linie südwestlich Brandenburg zurückzugehen und dabei hinter dem XX. AK bei Genthin den Plauer Kanal nach Norden zu überqueren. Die einleitende Bewegung begann das Korps Edelsheim bereits am 30. April, als das Horps Köhler noch darum kämpfte, die Aufnahmestellung für die 9.armee zu halten. Etwa 25 ooo Kämpfer der 9.armee, dazu etwa 5000 mitgeführte Flüchtlinge, die alle dringend der Ruhe bedurften, ließ general wenck auf Schienen und Straßen zurücktransportieren. Die nicht als Kampfteile südostwärts Brandenburg eingesetzten Reste der aus Potsdam befreiten Korpstruppe Reymann rollten am 1. mai mit Lkw-Marsch über Genthin – Havelberg nach Norden, in das Rückwärtige Korpsgebiet des Korps Holste. Es ist anzunehmen, daß bei ihrer Meldung im Armeehauptquartier in Klein – Wulkow Oberbannführer Kern und sein Ia (G 3) über die neue Lage unterrichtet wurden und Befehl erhielten, sich umgehend den Marschbewegungen zum Aufschließen der 12. Armee an die Heeresgruppe Weichsel nach Norden anzuschließen. Kaum in den angewiesenen Ortsunterkünften angekommen, begaben sich die Bataillone wieder auf den Marsch, der Brigadegefechtsstand Schönhauser Damm wurde in den Morgenstunden des 2. mai geräumt. Als bald darauf der Verbindungsoffizier aus Schollene kommend bei der Försterei eintraf, war das Quaerier des Brigadestabes leer, die Forstleute gaben die Auskunft, der Stab sei „nach Mecklenburg“ abgefahren. Inzwischen spitzte sich die Lage des Korps Holste zu, noch dazu der Kommandierende General hoch zu Roß mit Frau und Tochter das XXXXI. PzK sich selbst überließ (+) (14). 14) Günther W. Gellermann: Fernmündl. Hinweis an Verf. 1979.
Die Verantwortung lag auf den Schultern des Chefs des Stabes. Aus der gewonnenen Stellung der sowjetischen 1. Weißruthischen Front (Armeegeneral Sokolowski) bei Rhinow (Westhavelland) trat in der Frühe des 2. Mai die polnische 1. Armee (Armeegeneral Poplawskij) entlang der unteren Havel nach Nordwesten zum Angriff auf den Elbabschnitt der Prignitz an. dabei stießen die Polen (sie unterstanden politisch dem kommunistischen Lubliner Komitee) in die Marschbewegung der 12. Armee auf der Reichsstraße 107, Teilstrecke Havelberg – Pritzwalk, hinein. Mit dem Gros ihrer Truppen geriet die 1. PzvernBrig. „HJ“ in den Strudel des Kampfgeschehens. Das GenKdo des XXXXI. PzK wurde in den Raum südostwärts Wittenberge abgedrängt und fiel für die weitere Befehlsführung bei der 12. Armee aus. Am Stadtrand Havelbergs, nördlich der Havelmündung, stand das sächsische IV. Bataillon der Brigade unter dem befehl des Stammführers Zoch in der neuen Hauptkampflinie. Ein Offiziersspähtrupp des Bataillons fand gegen Mittag die rechts, im Anschluß bis an die Havel eingesetzte Regiments- Kampfgruppe der Luftwaffe nicht mehr in ihrer Stellung vor. Eine Krise entstand, als ein links an das HJ – Bataillons, im Anschluß bis an die Elbe eingesetztes Grenadierregiment (+) Fluchtartig seine Stellung verließ. In der Stadt war Panik, weil feindliche Kavallerie mit Panzern durch die Straßen geprescht war. Die mit Panzerfaust abgeschossenen Panzer brannten und die von ihren Pferden getrennten Kavalleristen schossen aus Fenstern, Kellereingängen und von Dachluken. In der Stadt war ein Chaos durch herrenlose, zum größten Teil noch mit Pferden im Geschirr zu Doppelreihen aufgefahrene Flüchtlingstrecks. Flüchtlinge und Einwohner hatten sich in den Luftschutzräumen und Kellern versteckt. In dieser Lage traf der den Brigadestab suchende Verbindungsoffizier ein und fand den Gefechtsstand des Batls. Zoch. Es konnte zunächst verhindert werden, daß Pioniere die Sprengsätze an der Havelbrücke zündeten. Sodann wurde vom Kampfkommandanten der Befehl erwirkt, daß das Hitlerjugendbataillon aus seiner Stellung zurückging, um im Umkreis nördlich der Havelbrücke einen Brückenkopf zu bilden. Das IV. Batl. der 1. PzvernBrig. „HJ“ verteidigte den Brückenkopf Havelberg bei Verlust einer Kompanie bis vor Morgengrauen des 3. Mai. Nach einer nächtlichen heftigen Auseinandersetzung in einem Infanterie – Regimentsgefechtsstand bei Sandau gelang es dem Verbindungsoffizier der HJ – Brigade – im vollen Einvernehmen mit dem Kampfkommandanten (Major, Ritterkreuzträger) – den Regimentskommandeur (Oberst) zu veranlassen, das HJ – Bataillon im Brückenkopf abzulösen. Wie aus Veröffentlichungen bekannt wurde, hatte die InfDiv. „Ulrich von Hutten“ (GenLtn. Engel) ihr 1. GrenRgt. im Mot- Marsch nach Havelberg geworfen (+++). Mit der tapferen Verteidigung des Brückenkopfs Havelberg durch sächsische HJ war die Gefahr gebannt, daß die polnische 1. Armee entlang dem Ostufer der Elbe nach Süden angreifen würde, um die gesamte Elbelinie aufzurollen. Damit wäre die von General Wenck nunmehr vorgesehene Übergabe seiner Truppen an die US – amerikanische 9. Armee (General Simpson) vereitelt worden. Dem Abwehrerfolg der HJ ist es zu verdanken, daß der polnische Angriff unterblieb und sich die Front bei Havelberg durch Aufbau eines Sicherungsschleiers aus Resttruppen des XXXXI. PzK stabilisierte. Die Befehlsführung ging auf das GenKdo des XXXIX. PzK (Genltn. Arndt) über. Die aus dem kampf gezogenen Kompanien des Btls. Zoch erhielten unerwartet verstärkung durch das ahnungslos heranmarschierende preußische HJ – PzJagdBtl. „Königsberg“, das sich sofort dem Stammführer Zoch unterstellte. Die HJ – Kampfgruppe Zoch führte Aufklärungsunternehmen bei Schönfeld und Klietz durch, dann marschierte sie in die vom GenKdo XXXIX. Pzk angewiesene Ortsunterkunft Hohengöhren, 4km nördlich Schönhausen, unterwegs ein Ersatzansinnen eines Generalstabsoffiziers zurückweisend. Verbleib und Schicksal der 1. PzvernBrig. „HJ“ in der Prignitz war und blieb unbekannt. In einer Besprechung aller Offiziere beider Bataillone wurde beschlossen, sie aufzulösen und als HJ – Bataillon Zoch mit vier voll aufgefüllten Kompanien neu aufzustellen. Gerüchte über die angebliche Weigerung der Amerikaner, die befürchten ließen, daß sie außer den Flüchtlingen aus dem Deutschen Osten auch die ostpreußischen Jungen nicht annehmen würden, führten zu der Vorsichtsmaßnahme, alle Kompanien gleichmäßig landsmannschaftlich zu vermischen. Im Verhältnis 1:1 (Sachse : Preuße) war jeder Ostpreuße gehalten, die Heimatadresse seines sächsischen Nebenmannes als seine Entlassungsadresse auswendig zu lernen. Leipzig und ein großer teil Westsachsens waren zu der zeit amerikanisch besetzt, der Teilungsplan der Siegermächte war in der Truppe und Bevölkerung noch nicht bekannt. Dank einer Vermittlung der Kommandooberbehörde ergab sich ein Zusammentreffen des Bannführers Kiesgen mit Stammführer Zoch. Aus dem übereinstimmenden Lagebeurteilung kam es zur Unterstellung des Neuaufgestellten HJ- Bataillons Zoch unter Bannführer Kiesgen als Kommandeur des nach ihm benannten HJ – Regiments dem – daran sei erinnert – auch Kampfhelferinnen des BDM angehörten. Anläßlich ihrer gemeinsamen Meldung beim Kommandierenden General des XXXIX. Panzerkorps als dessen Reserve das verstärkte HJ – Rgt. angehörte, lehnten sie gemeinsam einen neuen militärischen Einsatz ihrer Hitlerjungen ab. Generalleutnant Arndt hatte dafür Verständnis. Von ihm erfuhren sie von der Aufnahme von Waffenstillstandsverhandlungen mit dem Ziel der Truppenübergabe an die Amerikaner im Einvernehmen mit Großadmiral. General Wenck hatte dazu den General Reichsfreiherr von Edelsheim beauftragt. Kommandierender General des XXXXVIII. PzK war seitdem (3. Mai) Generalleutnant Hagemann. Das HJ – Rgt. Kiesgen – mit HJ – Batl. Zoch – erhielt Befehl, sich für die Übergabe an die US – amerikanische 9. Armee bei Tangermünde am 6. Mai morgens zusammen mit Ersatztruppenteilen des Panzerkorps „Feldherrenhalle“ am Elbufer von Fischbeck bereitzustellen. Die HJ sollte zu den ersten Verbänden gehören, die General Wenck in Sicherheit wissen sollte. Der inzwischen geglückte Ausbruch der (HJ) InfDiv. (+) „Spandau“ war durch Glücksumstände unwahrscheinlicher Art begünstigt. Zum einen befanden sich die sowjetischen Fronttruppen im Siegesrausch – das wußte Oberst Marreck. Zum anderen hatte das Oberkommando der Sowjetischen Streitkräfte am 1. Mai zum Aufmarsch für die „Prager Operation“ Umgruppierungen ihrer Angriffstruppen um Berlin befohlen, die sofort einsetzende Truppenbewegung der in den Hauptkampflinien nicht gebundenen Großverbände zur Folge hatte – davon konnte Marreck nichts wissen! Boldt schildert in seinem Fluchtbericht Beobachtungen dieser Truppenbewegungen. Diese galten der Versammlung der 1. Ukrainischen Front nördlich Dresden für die Bereitstellung zum konzentrischen Angriff mehrerer Fronten die noch in Böhmen und Mähren haltende Heeresgruppe Mitte. Von dort hatte Generalfeldmarschall Schörner – laut Führertestament war er zum Oberbefehlshaber des Heeres ernannt – Berlin aus der Luft versorgt. Marschall Konew hatte Befehl, für die von Marschall Dschuraschwili genannt Stalin persönlich geleitete Operation die Armeen der 1. Ukrainischen Front, die bisher an der Berliner Operation beteiligt waren, sofort über die Linie Wittenberg – Lübben (nördliche Grenze) in Marsch zu setzen. Mit der Übernahme des von Konew freigegebenen Gebiets durch andere Armeen seines Befehlsbereichs konnte sich Marschall Shukow bis 4. Mai Zeit lassen. Das Gelingen des sowjetischen Einfalls in die Tschechei hing nach Ansicht des Sowjetischen Oberkommandos von der Schnelligkeit der Umgruppierung ab (15).
15) P. D. Korkodinow: Die Prager Operation, in „Die wichtigste Operation des Großen Vaterländischen Krieges 1941 – 1945“, Sammelband unter Redaktion von Dr. P. A. Shilin, Moskau und Berlin (- Ost) 1956/1958.
Beflügelnd wirkte sich die Anwesenheit der US – amerikanischen 3. Armee (General Patton) im Westen Böhmens, im Raum Pilsen, aus und Moskau befürchtete, daß Patton eher in Prag sein könnte als die Russen. In der Tat lag das nicht in der Absicht Washingtons. So lösten sich die sowjetischen Truppenmassierungen südlich und südwestlich Berlin auf. Stattdessen waren weite Strecken der dichten märkischen Wälder und am Flämimg, in denen sich Marrecks bunt Zusammengewürfelten Truppen in kleinen Marscheinheiten und Marschgemeinschaften durch das Gelände mogelten, feindfrei oder nur gering besetzt. Dabei kreuzten sich den Ausbruchsweg der 9. Armee, an dem teilweise noch die unbestatteten Leichen gefallener deutscher Soldaten und Zivilisten lagen – ein Anblick, der erschauern ließ und nicht vergessen wird. Im Raum der Lutherstadt Wittenberg erreichte Oberst Marreck mit seinen Marschgruppen amerikanisch besetztes Gebiet. Wer hatte einen Pfifferling darum gegeben, daß der Ausbruch aus Berlin überhaupt gelingen würde? Was im einzelnen auf diesem Wege in den westen sich ereignet hat, wird sich nicht mehr nachzeichnen lassen. Es bleibt der Stolz, daß es verantwortungsfreudigen Jugendführer gelungen ist – trotz schmerzlicher Opfer – so viele junge Menschen der Veränderung entrissen zu haben! Als hohes (Lied)? Leid der Kameradschaft in der HJ gilt das Beispiel hingebungsfreudiger Pflege an der Berliner Gebietsführerin Hermann, die anlässlich eines Kontrollgangs durch die Stellungen der HJ – Rgts. „Berlin“ an der Seite des tödlich getroffenen Gebietsführers schwer verwundet worden war. Sie konnte sich dem Ausbruch der HJ – Kameraden nicht anschließen, aber dank der kameradschaftlichen Hilfe gelang es ihr, die spätere Flucht in die Britische Zone im Rollstuhl. Dem HJ – Rgt. Kiegen mit unterstelltem HJ – Btl. Koch waren im Armeegebiet des generals Wenck seit Ankunft im letzten Unterkunftsbereich beim XXXIX. Panzerkorps nur wenige Ruhetage gegeben. Als beim Bataillon des Stammführers Zoch in Hohengöhren die Jungen Kompanieweise in Scheunen zusammengezogen wurden, um ihnen die Lage des am Boden liegenden Vaterlandes, was jetzt zu tun und in Zukunft zu erwarten sei. Zu erklären, herrschte zunächst fast atemlose Stille der Betroffenheit und Trauer. Dann hörte man es spontan aus jungen Kehlen singen: „Nur der Freiheit gehört unser Leben!“ Ein Problem besonderer Art berührte das HJ – Rgt. Kiesgen bezüglich der Kameradinnen, die den blutigen Kampfweg durch Not und Tod an der Seite der sie beschützenden Jungen von der Oder bis an die Elbe mitgegangen waren. Punkt 2 der Waffenstillstandsbedingungen, die der Verhandlungskommission der 12. Armee in Stendal auferlegt wurden, verbot den Übergang von Zivilpersonen über die Elbe. das betraf die Zehntausende von Flüchtlingen, die da schon aus Ostpreußen und Niederschlesien ins Armeegebiet geströmt waren. Ohne Angabe von Gründen wurde ein Akt der Menschlichkeit vom amerikanischen Verhandlungsführer General Moore – offensichtlich auf höhere Weisung abgelehnt. Der deutschen Kommission blieb nichts anderes übrig, als schließlich diese Bedingungen unter Protest anzunehmen. Da nicht sicher war, wie sich die Amerikaner zum vorläufigen Kombattantenstatus als Kampfhelferinnen (+) gegenüber den BDM – Führerinnen verhalten würden, konnte diese negativ betroffen werden. Es ergab sich Möglichkeiten des geheimen Übersetzens, was für die sportlichen Mädchen keine besondere Schwierigkeit darstellte, oder – um Tricks waren die Jungen nie verlegen – der „Verkleidung“ als Soldat, den man. Mit hochgestecktem Kopfhaar unter der Soldatenmütze, inmitten der Kolonne ,mitmarschieren ließ. Denn schon am 5. Mai spielten sich Tragödien an der Elbe ab, als die GIs die Flüchtlinge zurückwiesen und sich auch vor Gewaltanwendungen nicht scheuten. Die Empörung unter den Soldaten, die sie bisher vor sowjetischem Zugriff bewahrt hatten, war allgemein. General Wenck wandte sich an den Übergangsstellen persönlich und direkt an seine Soldaten: mündlich forderte er sie auf, alles zu versuchen, um die Flüchtlinge über die Elbe zu bringen. Da half Gott! Gegen ihren Willen ermöglichten die Sowjets den deutschen Flüchtlingen das Übersetzen. In den ersten Morgenstunden des 6. mai schossen sie mit schwerer Artillerie auf die vorgesehene Übergangsstelle bei Tangermünde und trafen dabei die vorderen Elbstellungen der Amerikaner. Das US – amerikanische Armeekommando zog daraufhin seine Truppen von der Elbe zurück. Deutsche Pioniere trafen darauf ohne Befehl in Aktion. Mit dichtbesetzten Sturmbooten, Schlauchbooten und Motorbarkassen brachten sie unermüdlich Zivilisten auf das westliche Elbufer. Auf Kähnen, Flößen und Ruderbooten folgten die Flüchtlinge nach. Schon schossen sowjetischen Artilleristen deutschen Flüchtlingen den weg nach Westen frei. Die Zahl der Zivilpersonen, die auf diese weise „in den westen“ gelangt sind. geht in die Zehntausende (16).
16) Franz Kurowski: Armee Wenck – Die 12. Armee zwischen Elbe und Oder 1945, Neckargemünd 1967.
Junge Arbeitsmänner der 3. /RAD) InfDiv. „Theodor Körner“ z. b. V. (Genlt. Frankewitz) – fast nur 2 Jahre älter als die jüngeren „Brüder“ der 1. Pzvern.Brig. „HJ“ bzw. des HJ- Rgt Kiesgen (und vor vier Jahren noch im Deutschen Jungvolk) – bezogen am 6. Mai die Stellungen zur Sicherung des Elbübergangs bei Tangermünde (17).
17) Walter Schelm/Hans Mehrle: Geschichte der ehem. 215. Infanterie – Division, Stuttgart ohne Datum, Abschnitt „Division –Theodor Körner- bei Berlin“.
Er bestand nur aus einem behelfsmäßigen Steg auf der zum großen Teil im Strom liegenden gesprengten Brücke. Die Formation des HJ – Regiments Kiesgen waren am Vormittag in militärischer Ordnung neben den „Feldherrenhalle“ – Ersatztruppenteilen auf der Wiese unter den Elbdeichen von Fischbeck angetreten. Rechtzeitig befand sich der bisherige Verbindungsoffizier der HJ – Brigade (Hauptgefolgschaftsführer Voigt) nach einer Fronterkundungsfahrt ein. Zu den Truppenteilen, die im Laufe der folgenden Stunden eintrafen, gehörten auch die Reste der tapferen PzGrenDiv. „Kurmark“, die sich anlässlich des Ausbruchs der 9. Armee, Ruhm erwarb. Erst in den Nachmittagstunden war der Notsteg passierbar (18).
18) Helmut Spaeter: das Ende an der Elbe für die PzGrenDiv. „Kurmark“, in: „Die Geschichte des Panzerkorps –Großdeutschland“ -, III. Bd., Duisburg – Ruhrort 1958.
An seinem Aufgang standen Generale des Heeres und der Waffen – SS. Einzeln und in Reihe gingen nun die Kämpfer der 9. und 12. Armee an ihnen vorbei. Alte und junge Frontkämpfer schauten erhobenen Haupts frei ihren Generalen in die Augen. Jeder gewechselte Blick wurde als Ausdruck gegenseitigen Dankes empfunden. Ein unvergessliches Erlebnis! Und wahrscheinlich unverständlich nur für den, der nicht dabei war. Jenseits des Stegs folgte die ehrenvolle Niederlegung der Waffen. Angesichts Hasserfüllter „Neuamerikaner“ und ausländischer Pressereporter wurde in gewohnter Weise in Marschordnung angetreten. Helle schneidige Kommandos wurden exakt ausgeführt. Die stumm an den Straßen stehenden Landeseinwohner sahen auf, als die HJ heranmarschierte – ohne Trommeln, Fanfaren und Fahnen. Hin und wieder gab es Anerkennungsäußerungen („Endlich wieder Soldaten“). Die Jungen ließen sich dergleichen Zurufe nicht zweimal sagen In Aufwallung stolzen Trotzes zeigten sich sie eine Marschdisziplin, die selbst die schlaksigen, nach Armbanduhren Ausschau haltenden Bewachungsmannschaften beeindruckte. Das Beispiel der HJ wirkte sich positiv auf die Haltung anderer Marschblöcke aus. Es war Nacht, als im dröhnenden Gleichschritt durch Stendal marschiert wurde. Man sah Lichter aus Fenstern, die nicht mehr verdunkelt waren! Für die Jüngsten in der Marschkolonne eindrucksvoll. Sie waren erst ins Jungvolk eingetreten, als der Krieg bereits ausgebrochen war. der Marsch in die Gefangenschaft der „Entwaffneten Deutschen“ – eine von den Amerikanern zugestandene Bezeichnung zur Unterscheidung von den deutschen Soldaten, die sie vorher selbst gefangengenommen hatten – endete vorläufig auf dem Flugplatz, der in einen großen Sammelplatz verwandelt worden war. Von dort ging es am 7. mai im Eisenbahntransport ins riesige Gefangenenlager Calbe a. d. Milde. Trotz Warnungen der Gefahr nicht achtend, daß in den Dörfern freigelassene Kriegsgefangene und Fremdarbeiter die wehrlose Bevölkerung terrorisierten und aus der Gefangenschaft geflohene deutsche Soldaten totschlugen, sprang Peter Kiesgen vom fahrenden Güterzug ab und verschwand in den Wäldern der Altmark.
Magado-2 Wenn nicht anders ausgewiesen, dann Sammlung/Eigentum Magado Bilder/Beiträge dürfen "Nichtgewerblich" genutzt werden.
3. HJ im Übergang von der Diktatur zur Demokratie 1945/46
Mit dem Fall Berlins und dem geordneten Rückzugskampf der 12. mit dem Rest der 9. Armee auf die Elbe mit ca. 100 000 Kombattanten war der Krieg noch nicht zu Ende. Die Kriegsgeschichte wird sich damit zu befassen haben, warum die Amerikaner vorübergehend die Übernahme unterbrachen und nach der Kapitulation Soldaten der 12. Armee, insbesondere die tapferen Sturmgeschützmänner der InfDiv. „Ferdinand von Schill“ an die Sowjets auslieferten – ein Bruch der Waffenstillstandsvereinbarungen. Seit 2. Mai ruhten in Italien die Waffen. Obwohl es wie im Ersten auch im Zweiten Weltkrieg den Italienern nicht gelang, Tirol zu erobern, hissten sie unter Westalliierten Schutz am 3. Mai am Brennerpaß ihre Trikolore. Gegenüber den Westalliierten trat am 5. Mai auf deutschem Boden Waffenruhe für den Nord – und Südraum ein. Die deutschen Atlantikstützpunkte in Frankreich und die wichtigsten griechischen Inseln waren noch in deutscher Hand. Am 27. Aprill hatte sich unter dem Protektorat der Sowjetunion in Wien die separatistische Provisorische Staatsregierung Renner gebildet, während fie Heeresgruppe Süd in Österreich unter Generaloberst Dr. v. Rendulic, ein Österreicher, in schweren Abwehrkämpfen stand. Einige Divisionen entließen die Soldaten aus dem Wehrdienst, die in Österreich beheimatet waren, um sie ihren Familien zurückzugeben (1).
1) Hartwig Pohlman: Geschichte der 96 Infanterie – Division, Bad Nauheim 1959
Die 12. SS – Panzerdivision „Hitlerjugend“ stand bei der 6. SS – Panzerarmee (SS – Oberstgruppenführer Dietrich) in der Ostmark im letzten Kampfeinsatz. Schwere Kämpfe führte die Heeresgruppe E des Oberbefehlshabers Südost (Generaloberst Löhr) in Istrien, Kroatien, Slowenien und teilweise in den ostmärkischen Reichsgauen Steiermark und Kärnten. In Böhmen – Mähren hatten die Sowjets, wie auf Seite 14 erwähnt, im Zuge ihrer Prager Operation die Großoffensive gegen die Heeresgruppe Mitte ergriffen, die – in ihren Reihen die Russische Befreiungsarmee des Generals Wlassow – zusammengedrängt sich auch noch des von außen geschürten tschechischen Aufstandes zu erwehren hatte. In der Danziger Bucht führte die Ostpreußenarmee einen Verzweiflungskampf und in Kurland verteidigte sieh eine Heeresgruppe, während sich im hohen Norden die 20. Gebirgsarmee entlang der Eismeerstraße in Norwegen nach Süden zurückkämpfte. Zum Schutz der Nordmark und Dänemark stießen angloamerikanische Truppen nach Mecklenburg vor, auf deren Linien sie die verbliebenen beiden Armeen der Heeresgruppe Weichsel in aufgelöster Ordnung zurückkämpften. Nach dem 7. Mai sprach der Leiter der Geschäftsführenden Reichsregierung, Reichsminister Graf Schwerin v. Krosigk, in einer Rundfunkrede von der bevorstehenden Einstellung der Feindseligkeiten am 8. Mai. Inmitten der roten Sturmflut im Osten behauptete sich in der Landeshauptstadt Schlesiens mit den Festungstruppen das HJ – Tegiment „Bresslau“ unter Gebietsführer Hirsch. Im erschütternden Abschlußbericht der OKW aus dem Hauptquartier des Großadmirals vom 9. Mai heißt es u. a.:
Die Verteidiger von Breslau, die zwei Monate lang allen sowjetischen Angriffen trotzten, sind nach heroischen Widerstand im letzten Augenblick der feindlichen Übermacht erlegen.“
Für die Hitler – Jugend von Bedeutung war der Befehl des Großadmirals an SS – Obergruppenführer Prützmann vom 5. Mai, alle W e r w o l f – Kommandoaktionen einzustellen. Das betraf den Einsatz der HJ – Freiwilligen beim Werwolf – West und Werwolf – Ost (2). 2) Marlis G. Steinert: Die 23 Tage der Regierung Dönitz, Düsseldoer – Wien 1967
Obergebietsführer Dr. Helmut Stellrecht wurde in das Zivilkabinett des Großadmirals berufen, das von Staatssekretär Wegener, vormals Gauleiter und Oberster Reichsverteidigungskommissar beim Oberbefehlshaber Nordwest bzw. Nord (GFM Busch), geleitet wurde. Stellrecht bearbeitete u. a. die Analysen zur außenpolitischen Lage und zur besonders wichtigen Frage der Ost – oder Westorientierung (3).
3) Marlis G. Steinert: ebenda
In einer zweiten Ansprache als Reichspräsident sprach Großadmiral Karl Dönitz am 8. Mai über den Reichssender Flensburg zum deutschen Volk. Darin führte er u. a. aus:
Die Einheit von Staat und Partei besteht nicht mehr. Die Partei ist vom Schauplatz ihrer Wirksamkeit abgetreten“ (4).
4) Walter Lüdde – Neurath: Regierung Dönitz – die letzten Tage des Dritten Reiches, Göttingen 1953.
Damit fielen die Bindungen der Hitler – Jugend an die NSDAP, als deren Gliederung sie entstanden war. Seit Errichtung der Obersten Reichsbehörde Jugendführer des Deutschen Reiches, spätestens mit dem Gesetz vom 1. Dezember 1936 über die Staatsjugenddienstpflicht, war die HJ als Staatsjugenddienst staatlich. Insofern sie finanziell aus dem Haushalt des Reichsschatzministers der NSDFAP erhalten wurde, erfüllte dieser hoheitliche Aufgaben im Auftrag des Deutschen Reiches aufgrund der gesetzlichen „Einheit von Partei und Staat“. Damit der Staatsjugenddienst (mit Sicherheit unter einem anderen Namen) hätte fortgesetzt werden können, hätte es des eigenen Haushalts in einem eigenen Ministerium oder einem anderen bedurft. Diese Frage war in der kurzen Zeit der Wirksamkeit der Geschäftsführenden Reichsregierung nicht relevant. Immerhin bewirkte die Rede Döniz’ in den von den Siegermächten noch nicht besetzten Teilen des Reichsgebietes, soweit dort das öffentliche Leben noch in normalen Bahnen verlief, stellenweise Selbstauflösungen der NSDAP. Marlies G Steinert berichtet (5),
5) Marlis G. Steinert: ebenda
daß es zu „Bilderstürmerei“ und Verbrennungen von Parteischriften durch die Hitler – Jugend gekommen ist. Baldur v. Schrach, der sich nach dem Fall Wiens, dessen Reichsstatthalter und Reichsverteidigungskommissar er war, aufgrund eines Führerbefehls wieder als Heeres – Offizier zur Truppe begeben hatte und bei der 6. SS – Panzerarmee war – siehe auf Seite 17 den Hinweis auf die 12. SS – PzDiv. „HJ“ – stellte sich nach der Gesamtkapitulation der Wehrmacht in Tirol dem US – amerikanischen Ortskommandanten in Schwaz, um als Beauftragter für die Inspektion der HJ die Verantwortung für die Hitler – Jugend vor dem Internationalen Militärtribunal in Nürnberg zu übernehmen (6).
6) Werner Maser: Nürnberg – Tribunal der Sieger, zitiert Fritz Wiehofer, auch bei Herbert Taege: … über die Zeiten fort – Das Gesicht einer Jugend im Aufgang und Untergang, Lindhorst 1978.
Magado-2 Wenn nicht anders ausgewiesen, dann Sammlung/Eigentum Magado Bilder/Beiträge dürfen "Nichtgewerblich" genutzt werden.
Die Anklage „Vorbereitung der Jugend zum Angriffskrieg“ wurde mangels Beweisen fallengelassen (7).
7) Otto Würschinger: Idee und Gestalt der Hitler – Jugend, Manuskript, Vohenstrauß 1979.
Schirach ist 1974 gestorben, der Nürnberger Prozeß und die 21 Jahre Einkerkerung in Berlin – Spandau haben ihn gebrochen. In seinem leidenschaftlich gehaltenen Schlusswort kämpfte er vor dem IMT für die Schuldlosigkeitserklärung der deutschen Jugend. Diese Rede ist bis heute heftig umstritten und löst in der ehemaligen HJ – Führerschaft leidenschaftlich geführte Diskussionen aus. Allein dieser sensible Mann setzte alles – auch sein auf Familientradition beruhende Ansehen – auf eine Karte: Rehabilitierung der deutschen Jugend vor der Geschichte. Dieses reine wollen findet die Zustimmung aller ehemaligen Jugendführer und Jugendfährerinnen. Was Baldur v. Schirach in Nürnberg erreicht hat, war die Amnestierung der HJ – Jahrgänge ab 1919 im Rahmen der Entnazifizierungsgesetze. Die HJ im US – amerikanischen Kriegsgefangenenlage Calbe a. d. (Milbe)? Milde wuchs zu einer verschworenen Gemeinschaft zusammen. Das Lagerleben war ihr Metier. Die Verpflegung – 2 Mann teilten sich die Tagesration eines Gis. – erschien geradezu üppig. Für die HJ – Führer im Lager ergaben sich Probleme, bei den Jungen die Anpassung an andere Verhältnisse zu erwirken. Zum Beispiel gab es die Schwierigkeit, anstelle des bisher üblichen Deutschen Grußes (erhobener ausgestreckter Arm bis in Augenhöhe) die Form des militärischen Grußes den Jungen beizubringen. Auch der Großadmiral drang darauf – was für RAD und Waffen – SS besonders galt – im Umgang mit den Siegermächten und untereinander den international üblichen militärischen Gruß durch Anlegen der rechten Hand an die Kopfbedeckung anzuwenden. Es dauerte seine Zeit, bis bei den Morgenappellen der jeweilige Unterführer vom Dienst die militärische Grußform annahm. Das Auftreten der HJ im Lager war vorbildlich auch für alle anwesenden Soldaten. Dabei ist zu berücksichtigen, daß entgegen sonstiger Geflogenheiten die Offiziere bei der Truppe belassen worden waren. Die Disziplin war allgemein gut. Aufweichungen zeigten sich gelegentlich, wo ältere Landser die frisch auftretenden Unterführer der HJ – Formationen anzupöbeln versuchten. Sie wurden schnell in ihre Schranken verwiesen. Die Stimmung der Jungen litt anfangs unter dem Eindruck der ihnen ungeheuer erscheinenden materiellen Überlegenheit der US – Army, wie sich in der ersten Lagernacht zeigte, als lange motorisierte Kolonnen mit aufgeblendeten Scheinwerfern – auch das ein ungewohnter Anblick – vorbeifuhren. Der Nachricht über die Gesamtkapitulation der Wehrmacht folgte tiefe Niedergeschlagenheit, auch flossen Tränen. Doch bald fassten sie wieder neuen Mut, als man wie am Kapitulationstage am 11. und 12. Mai wieder in frohen Runden beisammen und Zukunftspläne Schmiedete. Am 16. Mai - so ist unter dem Codenamen „Wandervogel“ vermerkt – fand das erste Gespräch über die künftige Jugendarbeit im neuen Deutschland statt. Man machte sich aber von der Einstellung der westlichen Siegermächte völlig falsche Vorstellungen. Diese taten dann auch alles, was zur Ernüchterung beitrug, bis zur Enttäuschung. Wann wird es der Geschichtsschreibung möglich sein, unvoreingenommen festzustellen, daß die Westmächte eine große Chance versäumten?! Als der bisherige Verbindungsoffizier der HJ – Brigade wegen einer alten Verwundung sich ins Lazarett begeben mußte und sich von seinen gleichaltrigen und jüngeren verabschiedete, war es beim Händeschütteln nicht nur der beißende Rauch von Lagerfeuern, der das Wasser in die Augen trieb. Im Kriegsgefangenenlazarett Gardelegen – Barackenlager, vormals für Fallschirmjäger- Ersatztruppenteile – waren die Jugendlichen (junge Wehrmachtsangehörige und Arbeitsdienstler) zu einem besonderen Block zusammengefaßt; bald wurden sie erste und bevorzugte Zielgruppen für „reeducation“. Die Westmächte entließen die Jugendlichen in der regel alsbald aus der Gefangenschaft, anders die Sowjets, wie ein Bericht zeigt (8).
8) Wolfgang Strauß: Mitteilung an O. Würschinger, zitiert in „Idee und Gestalt der Hitler – Jugend, Manuskript Vohenstrauß 1979
Am 23. Mai wurden der Großadmiral, die Geschäftsführende Reichsregierung und das Oberkommando der Wehrmacht durch die in unwürdiger Form durchgeführten Verhaftung an der Ausübung der Regierungsgewalt behindert. An deren Stelle trat ein Alliierte Kontrollkommission in Berlin, bestehend aus den Vier Mächten – das von den Deutschen geschlagene Frankreich gesellte sich hinzu. Diese Übernahm für Deutschland die Regierungsgeschäfte. In der Deklaration vom 5. Juni 1945 erklärten die Besatzungsmächte völkerrechtswidrig Deutschland „innerhalb seiner Grenzen, wie sie am 31. Dezember 1937 bestanden“ als staatliche Einheit. Ob die Deutschen diese, die internationale Anerkennung Großdeutschlands ignorierende Erklärung für rechtens halten, ist eine andere Sache. Aber die Deklaration ist die Rechtsgrundlage, auf der das Wiedervereinigungsgebot des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland beruht. Die dann folgende Entwicklung fällt historisch in die Verantwortung der Siegermächte. Daß die Verhaftung der von den Siegermächten anerkannten Staatsoberhaupts und seiner Regierung ein Völkerrechtsbruch war, ist nicht zu bestreiten. Erste Maßnahmen gegen Angehörige der HJ kündigten sich in den Kapitulationsbedingungen an den Wehrmachtsoberbefehlshaber Norwegen an, in denen die Verhaftung a l l e r Angehörigen der HJ verlangt wurde. General Böhme bezeichnet diese Zumutung und andere Forderungen als unehrenhaft und schloß sein Fernschreiben den Großadmiral mit dem Ausruf „Wehe den Besiegten!“ (9).
9) Marlis G. Steinert: ebenda.
Das OKW leitete den Ptotest an general Eisenhower eiter. Am 4. Juni wurde von der Alliierten Kontrollkommission die Weisung erteilt, alle Führerkorpsangehörige vom Führer eines Bannes an aufwärt unter „Automatischen Arrest“ zu stellen. Sie wurden in den von den Besatzungsmächten eingerichteten Konzentrationslagern (Concentration Camp) interniert. Die Maßnahme erfolgte im Zusammenhang mit der auf Seite 18 erwähnten Anklageerhebung vor dem IMT in Nürnberg. Nun war es aber schwierig, diesr Exponenten der HJ habhaft zu werden. Sofern sie nicht bereits in Kriegsgefangenenlagern waren, hatten sie es aufgrund von Beobachtungen vorgezogen, vorübergehend unterzutauchen, unter falschem Namen zu leben oder für unbestimmte Zeit zu emigrieren. Die Emigration erfolgte meist nach Südamerika. Dankbar wird die Hilfe anerkannt, die Tiroler Bergbauern den Flüchtlingen über die Alpen gewährten, sowie die Hilfe, die in Rom Bischof Hudal geleistet hat. Der Misserfolg dieser Aktion führte allerdings dazu, alles zu verhaften, was irgend einen Rang in der Hitlerjugend, im Deutschen Jungvolk, im Bund Deutsche Madel oder im Jungmädelbund gehabt hat, selbst solche, die seit 1938/39 der Ableistung ihrer Arbeitsdienst – und Wehrdienstpflicht genügten und dann am Kriege teilgenommen hatten. Vom Jungzugführer an aufwärts sind sie teilweise mehrere Tage oder Wochen festgenommen worden. Es gehörte schließlich in der ehemaligen Jugendführerschaft zum guten Ton verhaftet gewesen zu sein und wer auf sich hielt, bekannte sich stolz in Internierung gesessen zu haben. Man erzählte sich einen Witz, wonach bei einer Besatzungsdienststelle schluchzend ein 15jähriges Mädchen erschienen sei mit den Worten: „Alle sind sie verhaftet, nur ich nicht!“ Bei den länger Internierten ging es soweit, rückschauend die Internierung als „die hohe Schule der Nation“ zu betrachten. In der Tat bedeutete diese Zeit der Besinnung für spätere Träger der politischen Entwicklung viel. Ob Kriegsgefangener oder Zivilinternierter: Es verdient hervorgehoben zu werden, daß die HJ – Generation den Hauptanteil am Wiederaufbau getragen hat, und daß aus den Reihen der Führerschaft demokratisch führende Persönlichkeiten des freiheitlichen Rechtsstaates hervorgegangen sind, ja an der Spitze stehen. Einer von ihnen wurde Bundespräsident, ein anderer Bundeskanzler. Als Minister, Generale, Staatssekretäre und Beamte, Parlamentarier, Gewerkschaftsführer, Unternehmer, Industriemanager und Technokraten. Ärzte, Wissenschaftler, Künstler, Verbandsvorstände u. a. m., vor allem als Staatsbürger in allen Berufen haben sie sich nach dem Kriege aufs neue bewährt. Artur Axmann war nach seiner gelungenen Flucht aus Berlin in einer westlichen Besatzungszone untergetaucht. Bald nahm die im Untergrund lebenden Kameraden Verbindung zueinander auf. Es ist selbstverständlich, daß ihnen das Schicksal Deutschlands besonders am Herzen lag. Dieser Kreis hat sich eindeutig für eine Zusammenarbeit mit „dem Westen“ entschieden. Der kalte Krieg hatte begonnen. Es gab Überlegungen, welchen Dienst man dem eigenen Vaterland an der Seite der Westmächte leisten könnte. Konkrete Vorstellungen in der Jugend – und Verteidigungsfragen nahmen Gestalt an. Angeregt wurden die Aktivitäten aufgrund bestimmter Verhaltensweisen besonders der Briten. Feldmarschall Montgomery erließ im September 1945 einen Aufruf zur Gründung freier Jugendorganisationen. So entstand der Entwurf zur Gründung eines Niederdeutschen Pfadfinderbundes, der den Roy – Scout – Büro in London angegliedert werden sollte. Militärexpertenkontakte galten der Fühlungsmaßnahme mit dem britischen Generalstab über den noch in Hamburg abwickelnden Wehrmachtsstab Nord (OB General Cramer, ChefGenStab Oberst i. g. v. Oertzen) mit der Absicht, die Aufstellung einer freiwilligen deutschen Legion im Verbund mit britischen Streitkräften anzubieten, entsprechend dem historischen Vorbild der englisch – hannoverschen Kgl. Deutschen Legion. In diese Entwicklung schlug das amerikanische Geheimdienstunternehmen unter dem Codenamen „action nursery“ im Dezember/Januar 1945/46, dem sich zögernd der britische Geheimdienst im Januar/Februar 1946 anschloß. In den berüchtigten Hauptvernehmungslager Oberursel (USA) und Bad Nenndorf (GB) fanden sich neben Axmann u. a. die Obergebietsführer Lohel und Dr. Schlünder, Gebietsführer Budäus, die Hauptbannführer Fasold, Gause und Klaucke ein, von militärischer Seite Major i. G. Beck – Broichsitter (vormals 1. Generalstabsoffizier des Panzerkorps „Großdeutschland“), von den Jüngeren u. a. der vormalige Verbindungsoffizier der 1. PzVernBrig. „HJ“ beim AOK 12 (Absolvent der Akademie für Jugendführung). Der gegen sie erhobene Vorwurf „Vorbereitung zum Hochverrat“ zerfiel in nichts. Man hatte Widerstandsaktionen a la Werwolf erwartet und mußte feststellen, potentielle Bundesgenossen verprellt zu haben. Als Ergebnis dieses Erlebnisses ist der geborene Gedanke der „Bruderschaft“ zu verzeichnen. Erfolgreicher war mit ähnlichen Bestrebungen den Kreis um Generalmajor Gehlen, der noch seinen über den militärischen Zusammenbruch hinübergeretteten Ic (G 2) Apparat „Fremde Heere Ost“ verfügte. Neben gleichen Erkenntnissen hatte er die selben Vorbehalte. „Wir können und wollen nicht mit den bisherigen Gegnern, gewissermaßen auf Söldnerbasis zusammenarbeiten“ schreibt Gehlen (10).
10) Reinhard Gehlen: Der Dienst, München – Zürich 1973.
Bevor Gehlen mit dem CIC handelseinig wurde und die „Organisation Gehlen“ – der „Dienst“, heutiger Bundesnachrichtendienst – aufbaute, ließ er sich in der gemeinsamen Kriegsgefangenenunterkunft in Wiesbaden die lange vorbereitete Kooperation mit dem Nachrichtendienst der USA vom Staatsoberhaupt, Großadmiral Dönitz genehmigen (11),
11) ?. H.: General Gehlen, Europäische Wehrkunde 7/1979, München.
so daß er die Zustimmung aller Patrioten fand. Über diesen Zwischenakt deutscher Nachkriegsgeschichte eine Dokumentation zu erstellen, erscheint von allgemeinem Interesse. Zu untersuchen wäre in dem Zusammenhang die Lage der Jugend in allen Besatzungszonen, die Jugendpolitik der einzelnen Besatzungsmächte und später, der Bundesregierung.
Magado-2 Wenn nicht anders ausgewiesen, dann Sammlung/Eigentum Magado Bilder/Beiträge dürfen "Nichtgewerblich" genutzt werden.