Hallo Spurensucher. Zunächst zum Ursprung: Fritz Sauckel war Generalbevollmächtigter für den Arbeitseinsatz (GBA). Damit hatte er eine Funktion, die in der Hitlerhierarchie über den Reichsleitern zu verorten ist. Er war in seiner Funktion dem Beauftragten für den Vierjahresplan, Hermann Göring, direkt unterstellt. Seine Gauleiterfunktion in Thüringen blieb davon unberührt. Da Gauleiter die einzigen Politischen Leiter waren, die über einen Stellvertreter verfügten, hat wahrscheinlich dieser Stellvertreter Sauckels eine Menge Arbeit abbekommen. Da das Arbeitskräfteproblem ständig und dringen war, hatte Sauckel aus ganz Europa Zwangsarbeiter zu organisieren, das waren bis Ende November 1942 bereits über 3,4 Millionen. Die Wehrmacht lieferte mit Kriegsgefangenen einen erklecklichen Anteil bei. Neben den Fremdarbeitern hatte Sauckel aber auch die deutschen Arbeitskräfte bei der Stange zu halten resp. erst einmal dahin zu bringen. Es ging beispielsweise auch um die Aktivierung der Frauen.
Der Bericht auf den ich Bezug nehme ist der erste (und wohl auch letzte), der zu dem angesprochenen Problem im Kreis der Reichs- und Gauleitertagung am 6. und 7. Februar 1943 (kurz nach Stalingrad) gehalten wurde. Dabei wurden sie über die beabsichtigten und durchgeführten Methoden der Sklavenbeschaffung und deren Einsatzes deutlich und umfassend informiert. Die 4 Millionen deutschen Hungerleider waren eine Zahl, die das Statistische Reichsamt zur Verfügung gestellt hatte - sie bezogen sich auf das Großdeutsche Reich. Mit Thüringen hatte das alles nur so viel zu tun, als dieser Gau Bestandteil dieses Reiches war. Im Übrigen ist die Rüstungsindustrie Thüringens nicht von schlechten Eltern. Jede Menge Waffenfabriken (Sömmerda, Erfurt, Suhl, Zella-Mehlis usw.), Carl-Zeiss-Jena, Zellwolle-AG Schwarza - vieles unter der Wilhelm-Gustloff-Stiftung zusammengefasst, dazu KZ Buchenwald, Mittelbau Dora usw. usw. Landwirtschaft war da nicht an erster Stelle. Doch weiter. Der Sauckel-Bericht vom 1. Dezember 1942 ist von mir ins Thema "Zwangsarbeit 1939-1945 LK JL (Jerichow I und II) eingestellt und dort auf Seite 5 #72 zu finden (Der Text beginnt bereits auf #69). Dort sind dann die Original-Seitenzahlen zu finden, wo auf Seiten 605 f. die von mir angesprochene Passage zu finden ist.
Nur kurz zu den vorstehenden Bemerungen von Spurensucher.
Ich habe bewusst drei Themen des Forums miteinander verquickt. Ich will damit zeigen, dass unsere Themen nicht isoliert nebeneinander stehen und erst in diesem Zusammenhang werden wir dem Anspruch gerecht, Militärgeschichte zu behandeln, denn was in Deutschland schriftlich dazu vorliegt ist sehr, sehr wenig. Erst in den letzten 40 Jahren hat sich das etwas geändert - die davor entstandenen Papierberge behandelten im Wesentlichen ausschließlich die Kriegsgeschichte. Die Verzahnung von Kriegsgeschichte, Sozialgeschichte, Wirtschafts- und Wissenschaftsgeschichte bis hin zur Kirchen- und Bildungsgeschichte und damit über Generationen-, Geschlechter-, Klassen-(oder Schichten-), auch Ländergrenzen hinweg spielen in ihren Wechselbeziehungen in die Militärgeschichte hinein. Wenn jeder die Augen offenhält, können sich die verschiedenen Interessengebiete der Forenteilnehmer durchaus befruchten und gegenseitig helfen. Beispiele haben wir ja im Forum zur Genüge. Und letzten Endes hat MAGADO mit seinen Büchern den deutlichen Beweis erbracht, dass solche Zusammenhänge erst das Salz an der Suppe ausmachen, weil es um die Abbildung des tatsächlichen Lebens geht. Die Aneinanderreihung einzelner Episoden oder die Sammlung von Ereignissen können für eine Chronik gut sein, für Geschichte reicht es nicht.
Übrigens war mein Hinweis auf MAGADOS Beitrag zum Thema "Militärdenkmäler ..." ausschließlich auf seinen Eintrag von heute gemünzt (Buchausschnitt). Wer das Thema eröffnet hat, ist mir dabei natürlich bekannt gewesen.