Aus Anlass seines 30. Geburtstages verlieh Wilhelm II., Deutscher Kaiser und König von Preußen, am 27. Januar 1889 die Namen der als Helden gefeierten preußischen Feldherren an verschiedene Regimenter. Da Magdeburg als Standort namenstragender Regimenter und als Dienstort namensgebender Helden auftaucht, habe ich versucht eine Zusammenstellung aller Namensträger zu machen. Sollte Interesse bestehen, würde ich auch zu dem einen oder anderen Namensgeber noch ein paar biografische Daten zusammentragen. Ich werde auf Zuruf reagieren und möglichst schnell arbeiten. Kann aber nicht versprechen, dass mehr dabei herauskommt, als in der WIKIPEDIA öffentlich gemacht ist. Vorab aber schon mal der „Spruch“ eines Namensgebers. Generalleutnant Encke war ein sehr fleißiger Arbeiter und hatte als Rezept für die Ergebnisse dieses Fleißes eine Begründung: „Der Tag hat 24 Stunden, und kommt man damit nicht aus, so kann man auch noch die Nacht zu Hilfe nehmen.“ Hat jemand eine frühere Quelle für diesen Spruch?
Nun die Auflistung der Namensträger, denen am 27. Januar 1889 Namensrechte verliehen wurden (abweichende Termine benannt).
1. 4. Brandenburgisches Infanterie-Regiment Nr. 24 (Großherzog Friedrich Franz II. von Mecklenburg-Schwerin) (Namensverleihung bereits am 17. April 1883) 2. 5. Husaren-Regiment (Blüchersche Husaren) (Namensgebung bereits am 12. Dezember 1842 durch König Friedrich Wilhelm aus Anlass des 100. Geburtstages von Feldmarschall Fürst Blücher von Wahlstatt am 16. Dezember 1842) 3. 8. brandenburgisches Infanterie-Regiment Nr. 64 (Prinz Friedrich Carl von Preußen) (Namensverleihung bereits am 20. September 1866 durch König Wilhelm von Preußen) – am 20. Juni 1885 umbenannt in Infanterie-Regiment Prinz Friedrich Carl von Preußen (8. brandenburgisches) Nr. 64; erneut umbenannt am 15. November 1891 in Infanterie-Regiment General-Feldmarschall Prinz Friedrich Carl von Preußen (8. brandenburgisches) Nr. 64 4. Brandenburgisches Husaren-Regiment (Zietensche Husaren) Nr. 3 (Namensgebung schon am 3. November 1860 durch König Wilhelm) 5. Dragoner-Regiment Freiherr von Derfflinger (Neumärkisches) Nr. 3 6. Dragoner-Regiment von Arnim (2. Brandenburgisches) Nr. 12 7. Dragoner-Regiment von Bredow (1. Schlesisches) Nr. 4 8. Dragoner-Regiment von Manteuffel (Rheinisches) Nr. 5 9. Dragoner-Regiment von Wedel (Pommersches) Nr. 11 10. Feld-Artillerie-Regiment Prinz Albrecht von Preußen (Ostpreußisches) Nr. 1 11. Feldartillerie-Regiment v. Clausewitz (Oberschlesisches) Nr. 21 12. Feldartillerie-Regiment von Holtzendorff (1. Rheinisches) Nr. 8 13. Feldartillerie-Regiment von Peucker (Schlesisches) Nr. 6 14. Feld-Artillerie-Regiment von Podbielski (Niederschlesisches) Nr. 5) 15. Feldartillerie-Regiment von Scharnhorst (1. Hannoversches) Nr. 10 16. Füsilier-Regiment Fürst Karl Anton von Hohenzollern (Hohenzollernsches) Nr. 40 17. Füsilier-Regiment General-Feldmarschall Graf Moltke (Schlesisches) Nr. 38 18. Füsilier-Regiment Graf Roon (Ostpreußisches) Nr. 33 19. Füsilier-Regiment Prinz Heinrich von Preußen (Brandenburgisches) Nr. 35 20. Füsilier-Regiment von Gersdorff (Hessisches) Nr. 80 21. Füsilier-Regiment von Steinmetz (Westfälisches) Nr. 37 22. Fußartillerie-Regiment Encke (Magdeburgisches) Nr. 4 23. Fußartillerie-Regiment v. Dieskau (Schlesisches) Nr. 6 24. Fußartillerie-Regiment v. Hindersin (Pommersches) Nr. 2 25. Fußartillerie-Regiment v. Lingner (Ostpreußisches) Nr. 1 26. Grenadier-Regiment Graf Kleist von Nollendorf (1. Westpreußisches) Nr. 6 27. Husaren-Regiment Graf Götzen (2. Schlesisches) Nr. 6 28. Husaren-Regiment Landgraf Friedrich II. von Hessen Homburg (2. Hessisches) Nr. 14 29. Husaren-Regiment von Schill (1. Schlesisches) Nr. 4 30. Infanterie-Regiment Freiherr Hiller von Gärtringen (4. posensches) Nr. 59 31. Infanterie-Regiment Freiherr von Sparr (3. Westfälisches) Nr. 16 32. Infanterie-Regiment Fürst Leopold von Anhalt-Dessau (1. Magdeburgisches) Nr. 26 33. Infanterie-Regiment Graf Barfuß (4. Westfälisches) Nr. 17 34. Infanterie-Regiment Graf Bülow von Dennewitz (6. westfälisches) Nr. 55 35. Infanterie-Regiment Graf Dönhoff (7. ostpreußisches) Nr. 44 36. Infanterie-Regiment Graf Kirchbach (1. niederschlesisches) Nr. 46 37. Infanterie-Regiment Graf Schwerin (3. Pommersches) Nr. 14 38. Infanterie-Regiment Graf Tauentzien von Wittenberg (3. Brandenburgisches) Nr. 20 39. Infanterie-Regiment Graf Werder 4. Rheinisches Nr. 30 40. Infanterie-Regiment Herwarth von Bittenfeld (1. Westfälisches) Nr. 13 41. Infanterie-Regiment Herzog Ferdinand von Braunschweig (8. westfälisches) Nr. 57 42. Infanterie-Regiment Herzog Friedrich Wilhelm von Braunschweig (ostfriesisches) Nr. 78 43. Infanterie-Regiment Herzog Karl von Mecklenburg-Strelitz (6. ostpreußisches) Nr. 43 44. Infanterie-Regiment Herzog von Holstein (holsteinsches) Nr. 85 45. Infanterie-Regiment Keith (1. Oberschlesisches) Nr. 22 46. Infanterie-Regiment Markgraf Karl (7. brandenburgisches) Nr. 60 47. Infanterie-Regiment Prinz Friedrich der Niederlande (2. Westfälisches) Nr. 15 48. Infanterie-Regiment Prinz Louis Ferdinand von Preußen (2. Magdeburgisches) Nr. 27 49. Infanterie-Regiment Prinz Moritz von Anhalt-Dessau (5. pommersches) Nr. 42 50. Infanterie-Regiment v. Alvensleben (6. Brandenburgisches) Nr. 52 51. Infanterie-Regiment v. d. Goltz (7. Pommersches) Nr. 54 52. Infanterie-Regiment v. Manstein (schleswigsches) Nr. 84 53. Infanterie-Regiment v. Voigts-Rhetz (3. hannoversches) Nr. 79 54. Infanterie-Regiment Vogel von Falckenstein (7. westfälisches) Nr. 56 55. Infanterie-Regiment von Borcke (4. Pommersches) Nr. 21 56. Infanterie-Regiment von Boyen (5. Ostpreußisches) Nr. 41 57. Infanterie-Regiment von Courbière (2. Posensches Nr.19 58. Infanterie-Regiment von der Marwitz (8. Pommersches) Nr. 61 59. Infanterie-Regiment von Göben (2. Rhein.) Nr. 28 60. Infanterie-Regiment von Grolman (1. Posensches) Nr. 18 61. Infanterie-Regiment von Horn (3. Rheinisches) Nr. 29 62. Infanterie-Regiment von Lützow (1. Rheinisches) Nr. 25 63. Infanterie-Regiment von Stülpnagel (5. brandenburgisches) Nr. 48 64. Infanterie-Regiment von Winterfeldt (2. Oberschlesisches) Nr. 23 65. Infanterie-Regiment von Wittich (3. Hessisches) Nr. 83 66. Jäger-Bataillon Graf Yorck v. Wartenburg (ostpreußisches) Nr. 1 67. Jäger-Bataillon v. Neumann (1. Schlesisches) Nr. 5 68. Kolbergsches Grenadier-Regiment Graf Gneisenau (2. Pommersches) Nr. 9 69. Kürassier-Regiment Graf Geßler (Rheinisches) Nr. 8 70. Kürassier-Regiment Herzog Friedrich Eugen von Württemberg (Westpreußisches) Nr. 5 71. Kürassier-Regiment von Driesen (Westfälisches) Nr. 4 72. Kürassier-Regiment von Seydlitz (Magdeburgisches) Nr. 7 (Zietensche Husaren) Nr. 3 73. Ostpreußisches Kürassier-Regiment Nr. 3 Graf Wrangel (Namensgebung am 15. August 1866 durch König Wilhelm) 74. Pionier-Bataillon Fürst Radziwill (Ostpreußisches) Nr. 1 75. Pionier-Bataillon v. Rauch (Brandenburgisches) Nr. 3 76. Ulanen-Regiment Graf zu Dohna (Ostpreußisches) Nr. 8 77. Ulanen-Regiment Hennigs von Treffenfeld (Altmärkisches) Nr. 16 (Namensverleihung am 27. Januar 1890) 78. Ulanen-Regiment Prinz August von Württemberg (Posensches) Nr. 10 79. Ulanen-Regiment von Katzler (Schlesisches) Nr. 2 80. Ulanen-Regiment von Schmidt (1. Pommersches) Nr. 4
Zur Namensgebung preußischer (und anderer) Regimenter ist zu bemerken, dass ursprünglich die Regimenter nach den Namen ihrer Inhaber benannt wurden. Waren sie erfolgreich, konnte nach dem Ausscheiden des Namensgebers der Name von dem Truppenverband weiterbenutzt werden, der dann die Verpflichtung hatte, diesen Namen in Ehren zu halten. Später kam die Sitte in Gebrauch, Ehren-Chefs der Regimenter einzusetzen. Das konnten, wie Königin Luise, auch Frauen sein. Insbesondere waren solche Posten als Ehrung gedacht und sie verfolgten bei der Verleihung an ausländische Adelsvertreter den Zweck der dynastischen Bindung. Ob solche Ehren-Regiments-Chefs ihre Einheit jemals gesehen haben, war zweitrangig. Die Namensverleihung von 1889 war ausschließlich als Ehrung der Namensgeber und ihrer preußischen Grundlagen gedacht, wenn auch die Truppe diesen Namen in Ehren halten sollte – zum Nutzen des regierenden Deutschen Kaisers und Königs von Preußen. Damit das möglichst auch funktionierte, war die Auswahl der Truppenteile selbstverständlich auf deren Leistungsfähigkeit ausgerichtet, die man an den Leistungen der Vergangenheit abzulesen versuchte. Diese Zusammenhänge werden aus den Ordres an die Regimenter deutlich. Für die vier Magdeburger Regimenter lasse ich deshalb hier den Wortlaut zur Namensverleihung folgen:
Ich will das Andenken an den Fürsten Leopold von Anhalt-Dessau, welcher Sein Leben dem Ruhme der Preußischen Waffen gewidmet und Sich als Feldherr wie als Bildner und Erzieher der Armee gleich hervorragende Verdienste erworben hat, dadurch ehren und für alle Zeiten lebendig erhalten, daß Ich dem 1. Magdeburgischen Infanterie-Regiment Nr. 26 den Namen Infanterie-Regiment Fürst Leopold von Anhalt-Dessau (1. Magdeburgisches) Nr. 26 verleihe. Ich habe das älteste, auf allen Schlachtfeldern bewährte Magdeburgische Infanterie-Regiment dieser besonderen Auszeichnung in dem zuversichtlichen Vertrauen gewürdigt, daß es die hohen, ihm durch diese Namengebung überkommenen Pflichten stets voll erfüllen wird. Berlin, den 27. Januar 1889. gez. W i l h e l m R. An das 1. Magdeburgische Infanterie-Regiment Nr. 26
Ich will das Andenken an den Prinzen Louis Ferdinand von Preußen dadurch ehren, und für alle Zeiten in Meiner Armee lebendig erhalten, daß Ich dem 2. Magdeburgischen Infanterie-Regiment Nr. 27 den Namen Infanterie-Regiment Prinz Louis Ferdinand von Preußen (2. Magdeburgisches) Nr. 27 verleihe. Ich habe das Regiment für die hohe Auszeichnung ausgewählt, sich nach diesem heldenmütigen Gliede Meiner Familie nennen zu dürfen, weil es sich bei allen Gelegenheiten durch Tapferkeit und Treue besonders hervorgethan hat. Das Regiment wird Meine Erwartung zu erfüllen wissen, diesem Fürsten, welcher Sein Leben für den Ruhm der Preußischer Waffen geopfert hat, in Hingebung an König und Vaterland nachzueifern.
Berlin, den 27. Januar 1889 gez. W i l h e l m R. An das 2. Magdeburgische Infanterie-Regiment Nr. 27
Ich will das Andenken an den General der Kavallerie von Seydlitz, dem unvergleichlichen Führer der Reiterei Meines in Gott ruhenden Ahnherrn, des großen Königs Friedrich II. Majestät, dadurch ehren, daß Ich dem Magdeburgischen Kürassier-Regiment Nr. 7, welches mit einer seiner Stammschwadronen Bruchstücke des alten Seydlitzschen Regiments zu Pferde überkommen hat, den Namen Kürassier-Regiment von Seydlitz (Magdeburgisches) Nr. 7 verleihe. Ich weiß, daß dieses Regiment, welches sich durch seinen Ritt bei Vionville-Mars la Tour einen über die Grenzen des Vaterlandes hinausreichenden Namen erkämpft hat, neben der ihm zu Teil gewordenen besonderen Ehre auch der hohen Pflichten sich bewußt ist, welche ihm als Träger des Namens Seydlitz auferlegt sind.
Berlin, den 27. Januar 1889. gez. W i l h e l m R.
Ich will das Andenken des um die Entwicklung und Förderung der Artillerie hochverdienten Generalleutnants Encke dadurch ehren und in Meiner Armee lebendig erhalten, daß ich dem Magdeburgischen Fußartillerie-Regiment Nr. 4 den Namen Fußartillerie-Regiment Encke (Magdeburgisches) Nr. 4 verleihe. Ich weiß, daß das Regiment, welches bei allen Gelegenheiten mit besonderer Auszeichnung gefochten hat, sich dieses Beweises Meiner Gnade zum Antriebe dienen lassen wird, die unerschütterliche Pflichttreue auch in Zukunft in allen Verhältnissen zu bewähren.
Berlin, den 27. Januar 1889. gez. W i l h e l m R.
An das Magdeburgische Fußartillerie-Regiment Nr. 4
Sehr schöne Zusammenstellung Hugo! Vielleicht kannst du mal die Regimenter und Bataillone ergänzen, die ihre Namen zu verschiedenen anderen Zeitpunkten erhielten und oftmals wechselten. Beispiel: 1. Infanterie-Regiment/1.Ostpreußische Grenadier-Regiment Nr.1/Kaiser-Grenadier-Regiment Nr.1/ Grenadier-Regiment König Friedrich III. (1. Ostpreußisches) Nr.1 / Grenadier-Regiment Kronprinz (1.Ostpreußisches) Nr.1 usw., usf.
Hallo Spaen! Danke für die Kenntnisnahme und Beurteilung. Der Wunsch nach weiterer Ergänzung ist verständlich. Aber für mich (zum Glück) war Kaisers Geburtstag 1889 eine Aktion, während andere Namensgebungen auf Einzelereignisse zurückgeführt werden müssen. Da ist die Suche schon sehr problematisch. So hat Prinz Friedrich Karl von Preußen als Chef des AOK III. in den 60er Jahren des 19. Jahrhunderts die Anfertigung von Regimentsgeschichten "zur Belehrung und Erbauung" der Soldaten befohlen. Bereits damals haben die Regimenter auf fehlende oder mangelhafte Quellen verwiesen. Die seit damals vergangenen Jahre haben die Situation sicher nicht verbessert. Für eine echte und wirksame Suche ist der Zugang zu Archiven, mindestens gut bestückten Bibliotheken, unbedingt erforderlich. Anschließend muss man sich durch alles Einschlägige Seite für Seite durchwuseln - immer in der Hoffnung, dass etwas Verwertbares auftaucht. Hat man so etwas nicht vor Ort, wird die Sache nicht nur langwierig, sondern auch noch extrem teuer. Zum Glück wird ja ständig digitalisiert und man kann im Internet immer mehr finden. Eine zielgerichtete Suche ist wegen der für die einzelnen Quellen unbekannten Verschlagwortung trotzdem ein schwieriges Unterfangen. Ich würde dennoch Deinen Vorschlag aufgreifen und z. B. für das älteste preußische Regiment (1. Infanterie-Regiment) einmal den Versuch wagen. Bitte gib mir dazu noch ein paar Hinweise, denn auf verschiedene Namen für dieses Regiment bin ich noch nicht gestoßen. Meinst Du die Namen der Regiments-Chefs (die Regiments-Kommandeure waren wohl eher selten Namensgeber)? Gruß Hugo
Ich will hier einmal zum Besten geben, was ich über preußische Regimentsnamen allgemein und zum 1. Ostpreußischen Grenadier-Regiment Nr. 1 Kronprinz speziell an Informationen zusammengetragen habe.
Namen der preußischen Regimenter
1. Allgemein Sämtliche Regimenter führten bis zur Beendigung des Siebenjährigen Krieges nur die Namen ihres Chefs, sodann bis 1808 neben diesem die Stammnummer. Nunmehr erhalten die alten Regimenter neben der Stammnummer den Provinzialnamen. Die neun Regimenter erhielten bis 1816 den Provinzialnamen. Dieser wurde bis 1823 geführt. Einzelne Regimenter haben daneben bis 1809 bzw. 1810 noch den Namen ihres Chefs. Von 1823-1860 werden die Regimenter nach ihrer laufenden Nummer bezeichnet, 1860 erhielten sie wiederum neben dieser, die bis 1861 in Klammern geführten Provinzialnamen. 1867 wurden die 1866 neu gebildeten Regimenter diese Namensgebung angepasst. Nur einzelne Regimenter führen zur Auszeichnung den Namen ihres lebenden oder ehemaligen Chefs, wenige einen solchen, der sich an ein historisches, das Regiment in höchstem Maße ehrendes, Ereignis knüpft.
2. 1. Ostpreußisches Grenadier-Regiment Nr. 1 Kronprinz Für dieses Regiment ist als Stiftungsjahr das Jahr 1619 festgesetzt. Nachweise gibt es nur ab dem Jahr 1656. Nach der geläufigen Legende soll das Regiment aus der 1619 gestifteten Leibgarde des Kurfürsten Georg Wilhelm hervorgegangen sein: Das Regiment Nr. 1 führte noch bis 1713 die Bezeichnung Garde, wurde aber dann seiner bevorzugten Stellung verlustig und auf den Etat eines Feldregiments gesetzt. In Hohenfriedberg zeichnete es sich bei hohen Verlusten aus; ebenso wie bei Prag und Torgau. 1806 beendete es seine ruhmreiche Geschichte bei Ratkau (Lübeck), als es seine Waffen strecken musste. Die Annahme, dass das 1. Ostpreußische Grenadier-Regiment Nr. 1 Kronprinz den ununterbrochenen Zusammenhang seines Bestehens auf das Regiment Trott zurückführen könne (danach: Stiftungsjahr 1619) ist nicht belegbar, denn sowohl Trott (seit 1656: Goltz), als auch Schwerin (nachweisbar als Vorgänger von „Kronprinz“) haben als selbständige Truppenteile nebeneinander bestanden. Belastbar sind folgende Tatsachen: 1653 erhielt Oberstleutnant Schwerin eine Schwadron (größere Infanterie-Abteilung mit 4 Kompanien) aus Abgaben des Trottschen Regiments und anderer Truppenkörper (?) als Garnison für Colberg. Von dieser Garnison haben im Laufe der Zeit Abgaben zur Formation neuer Truppenteile stattgefunden. So auch 1656, als Oberstleutnant Schwerin ein neues Regiment aufstellte: das spätere 1. Ostpreußische Grenadier-Regiment Nr. 1 Kronprinz. Am 29. August 1675 stieß das Flemmingsche, 1672 aus ihm hervorgegangene Regiment wieder zu ihm. 1735 wurde es durch 2 Grenadier-Kompanien, 1788 durch 3 Kompanien des Garnisons-Regiments v. Bose Nr. 1 und 1808 durch das Füsilier-Bataillon v. Bergen Nr. 11 verstärkt. Gleichzeitig durch eine Garnisons-Kompanie. 1813 errichtete es ein 3. Musketier-Bataillon und gemeinschaftlich mit dem 2. Ostpreußischen Infanterie-Regiment 4 Ostpreußische Reserve- und 3 Litauische Reserve-Füsilier-Bataillone. Bis 1808 wurde das Regiment nach dem Regiments-Chef benannt (mit Stammnummer 2 bzw. 1). • 1656 Regiment von Schwerin • 1. Juni 1668 Regiment von Döhnhoff (Friedrich Graf) • 3. März 1696 Regiment von Döhnhoff (Otto Magnus Graf) • 27. Dezember 1717 Regiment v. Röder • 30. Oktober 1743 Regiment v. Schlichting • 12. Juni 1750 Regiment v. Kanitz [ab 1757 Regiment v. Kanitz (Nr.2)] • 24. November 1768 Regiment v. Stutterheim • 22. September 1783 Regiment v. Anhalt • 8. Dezember 1786 Regiment v. Henkel • 9. Februar 1793 Regiment v. Brünneck • 19. August 1805 Regiment v. Rüchel
Darauf erhielt es folgende Namen: • 7. September 1808 Erstes Ostpreußisches Infanterie-Regiment [seit dem 1. Januar 1808 war dem Regiment das Füsilier-Bataillon v. Bergen (Nr. 11) eingegliedert] • 21. Oktober 1813 Erstes Ostpreußisches Infanterie-Regiment Prinz Karl von Mecklenburg-Strelitz • 5. November 1816 1. Infanterie-Regiment (1. Ostpreußisches) • 10. März 1823 Erstes Infanterie-Regiment • 1860 Ostpreußisches Grenadier-Regiment Nr. 1 • 1864 Ostpreußisches Grenadier-Regiment Nr. 1 Kronprinz
ich habe angenommen du hast die besagten fehlenden Informationen zu den Namensgebungen der Regimenter parat. Ich wollte mir eigentlich die Recherchen in den einzelnen Regimentsgeschichten ersparen. Die Erwähnung des 1. Regiments erfolgte nur zufällig weil es im Schrank vorne steht und war nur als Beispiel gedacht. Trotzdem vielen Dank für die ausführlichen Infos. Ausführliche Angaben zu diesem Regiment vor WK I findest du hier: v.d. Oelsnitz: Geschichte des Königlich Preußischen Ersten Infanterie-Regiments von seiner Gründung 1619 bis zur Gegenwart, Berlin 1855; 960 Seiten Gallandi: Geschichte des Königlich Preußischen Ersten Ostpreußischen Grenadier-Regiments Nr.1 Kronprinz, 1855-1869, Berlin 1869; 381 Seiten Gallandi: Geschichte des Grenadier-Regiments Kronprinz (1.Ostpreußisches) Nr.1 , 1869-1882, Berlin 1883; 588 Seiten Gallandi: Geschichte des Grenadier-Regiments Kronprinz (1.Ostpreußisches) Nr.1, 1882-1900, Berlin 1901; 195 Seiten
Regimentsnummern: Bereits seit Mitte des 18. Jahrhunderts wurden die Regimenter in den Stammlisten mit Nummern bezeichnet. Allerdings , wie du richtig anführst, wurden diese im Dienstbetrieb nicht gebraucht. Sie wurden nach dem Namen des Chefs bezeichnet. Die Ordre zum Gebrauch der Nummern stammt , glaube ich, von 1805, 1806 oder 1807. Habe es vergessen! Bei Interesse müsste ich nachschlagen.
danke für Deine Hinweise. Die meisten meiner Informationen stammen aus der Regimentsgeschichte von v. d. Oelsnitz - trotzdem danke für die Literaturhinweise. Ich selbst habe eine ganze Reihe von Informationen über die preußischen Regimenter und ihre Geschichte. Teilweise allerdings fragmentarisch und zu Ingenieurtruppen (Artillerie, Pioniere und Festungsbau) so gut wie nichts. Ist halt nicht mein Arbeitsgebiet. Ich werde immer mal angeregt, mich mit Details zu bechäftigen (letztens war es Hirschfeld) und stoße dabei auf ein paar interessante Informationen, die ich im Forum zur Verfügung stelle. Sie sind ebenso wieder als Anregung für die "Spezialisten" gedacht, um weitere Mosaiksteine einzufügen. Wenn es also Fragen zu preußischen Regimentern gibt, bin ich gerne bereit auch noch mal meine Quellen zu befragen. Systematisch an einem bestimmten Themenkomplex arbeite ich z. Z. nicht. Bin mit Fragen beschäftigt, die nicht in den Rahmen des Forums passen.
Zu den Regiments-Chefs oder Inhabern von Regimentern ist eine Übersicht wohl kaum vollständig zu erhalten, beigefügter Scan zeigt einmal, wie weit verstreut solche Ehren-Positionen verliehen werden konnten. Es ist eine Übersicht vom Deutschen Kaiser und König von Preußen Wilhelm Zwo.
Weil nicht nur Regimenter einen Namen hatten, sondern auch alle Angehörigen der preußischen Armee, will ich eine Ergänzung anderer Art an dieser Stelle unterbringen. Zum Namen von Soldaten - damit sind natürlich keine "Mann"-schaften gemeint - gehören selbstverständlich auch Dienstgradbezeichnungen. Und als Deutschland etwas zählte in der Welt, wollte man für deutsche Offiziere selbstverständlich auch deutsche Dienstgrade. Das hat der Kaiser rechtzeitig vor der Jahrhundertwende noch mitgekriegt und per 1. Januar 1899 folgendes festgelegt:
Bild entfernt (keine Rechte) Die etc.-Zeichen unter der Dienstalter-Zeile bedeuten, dass auch weitere Bezeichnungen anzupassen waren, wie z. B. Anciennetäten-Liste zu Dienstalter-Liste.
(die Information ist natürlich auch für die zeitliche Einordnung der Dienstgradbezeichnungen in anderem Zusammenhang von Interesse)