Nachdem mich magado schon mehrfach gebeten hat einen Beitrag über die Fahrzeugmarkierungen der US Army im Krieg zu schreiben möchte ich hiermit dem nachkommen und diese Markierungen erläutern. Da der ganze Sachverhalt sehr komplex ist werde ich ihn nach und nach samt Beispielen darlegen. Beginnen möchte ich mit den Markierungen an Fahrzeugen wie Jeep oder Lkw, gepanzerte Fahrzeuge kommen später. Die hier gemachten Angaben beziehen sich auch nur auf die US Army, die US Air Force und US Navy hatten abweichende Markierungen.
Markierungen am Jeep können allgemein eingeteilt werden in:
-Markierungen an/auf der Stoßstange vorne und hinten
-Markierungen auf der Motorhaube sowie an deren Seiten
-Markierungen an den Fahrzeugseiten
-andere Markierungen
Festgelegt wurden die Standardmarkierungen durch die AR 850-5 (Army Regulation), die Einteilung der Fahrzeuge – dies führe ich später noch aus – durch die AR 850-10.
Beginnen wir mit anderen Markierungen: Der Reifenluftdruck wurde während des Krieges an der Innenseite des Scheibenrahmens, an den Kotflügeln oder an der Instrumententafel aufgemalt.
„T.P 35“ für „Tire Pressure“, also Reifendruck 35 PSI (im Internet sind Umrechner PSI in Bar zu finden, 35 wäre dann etwa 2,413 Bar) Und hier wären wir dann auch schon beim ersten Problem, viele restaurierte Fahrzeuge zeigen den Reifendruck aufgemalt mittig am unteren Rand auf jedem Radkasten, dies wurde aber erst nach dem Krieg so gemacht, es ist also für ein Weltkriegsfahrzeug eine falsche Beschriftung.
„Caution: Do Not Overfill – Allow for Expansion“, dieser Hinweis wurde manchmal unter oder neben dem Tankdeckel angebracht.
„Warning – Secure Hood in Raised Position Before Servicing Engine“, dieser Hinweis die Haube zu befestigen bzw. zu sichern fand sich verschiedentlich innen in der Motorhaube aufgemalt.
Das waren jetzt nur die gebräuchlichsten anderen Markierungen. Es gibt verschiedentlich noch andere, z. B. "Sling Point" etc. Bild entfernt (keine Rechte) Dieses Fahrzeug, ein Dodge, zeigt die Markierungen, über die wir hier sprechen. Die Markierung auf der Motorhaube zeigt das Nationalsymbol. Nach mehreren Farbänderungen ist der weiße Stern mit weißer kreisförmiger Umrandung der Standard im Jahr 1944/45. Dieser ist auf dem Fahrzeug im Bild deutlich sichtbar.
Die AR 850-5 zeigt im Anhang an Beispielen die Markierungen, bzw. wo und in welcher Größe diese angebracht werden sollten, für die verschiedenen Fahrzeugtypen. Beispielhaft hier nur ein Bild, sollten weitere gewünscht werden stelle ich die gerne ein: Bild entfernt (keine Rechte)
Bleiben wir bei der Motorhaube und wenden uns den Seiten zu. Hier findet sich die Registrierungsnummer. Diese Kennzeichnung wurde 1929 durch das Army Quartermaster Corps eingeführt. Zu Beginn des Krieges wurde diese Nummer in blauer Farbe aufgebracht, ab 1943 in Weiß, Geld oder Schwarz. Die Größe richtete sich nach der verfügbaren Fläche, sollte aber mindestens 3 Zoll (ca. 7,6 cm) betragen. Die erste bzw. die ersten beiden Zahlen geben den Fahrzeugtyp an, entsprechend der Einteilung in der AR 850-10. Diese sieht vor: Leichte Lkw - 2 Aufklärungsfahrzeuge sowohl der Fahrzeugtypen Lkw und Jeep - 20 Mittlere Lkw - 3 Lkw 2,5t bis 5t - 4 Lkw über 5t - 5 Panzer - 30 Kettenfahrzeuge und Halbkettenfahrzeuge, die keine Panzer sind - 40 Radpanzer und spezielle Führungsfahrzeuge - 60
ein Jeep trägt somit den Anfang "20", ein Sherman "30", ein M10 Panzerjäger die "40". Aufgebracht wurde das Werksseitig: Bild entfernt (keine Rechte) nach der Einteilung folgt der Rest der Registrierungsnummer, bis zum Fahrzeug 99999 fünfstellig, danach sechsstellig.
Das angehängte S im ersten Bild möchte ich auch noch schnell erläutern, dies bedeutet "Suppressed" (gedämpft), in diese Fahrzeuge sollte ein Funkgerät eingebaut werden. Der Dodge sollte also als Funkgeräteträger dienen. "USA" sollte angebracht werden, es finden sich aber auch Fahrzeuge ohne "USA". Ein vorangestelltes "K" zeigt an dass dieses Fahrzeug vom US Signal Corps für spezielle Zwecke verwendet wird. Neben dem Buchstaben K ist noch der Buchstabe "W" als Vorsatz der Nummer zu finden, dies bedeutet War Department, der Buchstabe W wurde aber ab 1944 nicht mehr verwendet. Wenn also auf einem Bild die Nummer z. B. "W 2012345" lautet handelt es sich um ein frühes Aufklärungsfahrzeug.
WOW - eine tolle und hochinteressante Sache! Vielen Dank für die Mühe! Mich würden auch die Panzer...und eigentlich alle Fahrzeuge und deren Markierungsvorgaben interessieren. Sehr interessant wäre auch wie mit Markierungen umgegangen wurde, um die sich gegen Feindbeschuss besser zu tarnen (Auffälligkeit der weißen Markierungen). Bei den Bildern der M10 in MD sieht man ja das die Markierungen nur teilweise vorhanden waren (Stern nur auf der linken Seite usw.).
Ich bleibe hier weiter dran, da eine tolle Wissenskiste für den Modellbau!
Magado, zur kurzen Unterbrechung der Chronologie: Bild entfernt (keine Rechte) Bild entfernt (keine Rechte) Markierungen im Großen und Ganzen analog denen am Lkw/Jeeps, die AR 850-5 gilt für alle Fahrzeuge. Speziell zu den gepanzerten Fahrzeugen komme ich noch im weiteren Verlauf.
coporado, auch zu diesem Thema komme ich noch, Umänderungen an den Fahrzeugen, die nicht den Vorgaben entsprachen, etc.. Ich stelle hier mal ein Bild ein welches den Effekt eines weißen Sternes auf einem ansonsten dunkleren Fahrzeug zeigt - wenn man gegnerischer Richtschütze einer Pak ist: Bild entfernt (keine Rechte)
Das Nationalsymbol, der weiße Stern, findet sich 1944/45 auf der Motorhaube mit Umrandung, diese sowohl durchgehend als auch unterbrochen. Siehe hierzu Bild #1
Kommen wir nun zu den Markierungen an der Stoßstange vorne/hinten, der Rückseite von Fahrzeugen (ohne Stoßstange) oder gepanzerten Fahrzeugen. Hier mal zunächst einige Beispiele. Die Erläuterung werde ich im folgenden Beitrag geben. Der Vereinfachung halber (für mich, man möge mir das gestatten) stelle ich die Beispiele in englischer Sprache in, zu lesen von rechts nach links (Beispiel 1 in normaler Leseweise - 1. Infanteriedivision (1-X), Headquarter Company (HQ), 10. Fahrzeug (10)):
1—X—HQ—10 10th vehicle, Hq Co, 1st Inf Div.
1—X—1S—10 10th vehicle, 1st Sig Co, 1st Inf Div.
1—X—1R—10 10th vehicle, 1st Rcn Tr, 1st Inf Div.
1—16-I—A—10 10th vehicle, Co A, 16th Inf, 1st Inf Div.
1—F—HQ—10 10th vehicle, Hq Btry, Div Arty, 1st Inf Div.
Ganz großes Kino was du hier zeigst, wirklich toll! Das Bild mit dem abgeschossenen Sherman lässt schon stark darauf schließen, dass die weißen Markierungen gute Zielmarkierer für die gegnerischen PAK- Besatzungen waren. Der Stern "leuchtet" allerdings gar nicht so stark wie ich vermutet hätte, wird aber wohl am Dreck und Verschmutzung durch den Beschuss liegen. Was ich mich im Moment noch Frage wenn ich mir die lange Liste der Markierungen anschaue und das mit meinem Sherman vergleiche - fehlt hier bei mir noch etwas? Derzeit trägt der Sherman 7Δ 743 B-10 In deinen Angaben besteht die Markierung aus 5 Teilen, bei mir nur aus 4 Oder gibt es da Unterschiede zwischen Infanterie, Aufklärer, Pioniere, Panzer usw. ?
Ganz kurz ehe ich zur Arbeit gehe. Wenn du mit der fünften Markierung den Stern meinst, der wurde nicht immer aufgemalt. Die AR ist eine Regelung, deren Umsetzung nicht in jedem Fall punktgenau erfolgte. Für dein Fahrzeug passt das schon, aber die Unterstellung, in deinem Fall 7. Panzerdivision, wurde nicht immer aufgemalt: Bild entfernt (keine Rechte) Ort und Zeit unbekannt, gestelltes Foto, aufgemalt Einheit mit Dreieck der Panzertruppen sowie Kompanie und Fahrzeug in der Kompanie. Bild entfernt (keine Rechte) Kriegsberichterstatter, Heerlen/Niederlande, 1944, aufgemalt nur Einheit, Kompanie und Fahrzeug in der Kompanie
Coporado, noch kurz zu der gelben kreisförmigen Brückenklasse. Die wurde in Europa bei der US Army selten verwendet, im Pazifischen Raum eher. Die Briten und Kanadier haben diese Markierungen oft benutzt. Sie gibt die Gewichtsklasse des Fahrzeuges für Brücken an. An Fahrzeugen der US Army ist das erst nach Kriegsende wieder gebräuchlich, als auch die Umsetzung der Anordnungen strenger beobachtet wurde. M4 Sherman Tank "30" M5 Stuart "19" M18 Hellcat Tank Destroyer "18" M3 Half Track "10" Aufklärungsfahrzeuge "2"
Noch einige Bilder die das aufbringen der Markierung auf der Motorhaube zeigen, es gab zwei Varianten: gespritzt oder gemalt. Bild entfernt (keine Rechte) Bild entfernt (keine Rechte)
Und jetzt schließen wir an #9 an, hier die beiden Seiten aus der AR 850-5 Bild entfernt (keine Rechte) Bild entfernt (keine Rechte) Jetzt dürften auch die Beispiele besser verständlich sein. Der Unterschied römische Zahlen und arabische Zahlen ergibt sich aus dieser Einteilung, ebenso die Verwendung der spezielleren Markierungen im "1. Block", wie z. B. Stern für die Luftwaffe.
Zone of Communications bezeichnet auch heute noch auf dem Kriegsschauplatz den rückwärtigen Raum hinter der Front, ein Vergleich ist schwer zu definieren, man könnte sagen der Raum in dem die höheren Stäbe etc. sich befinden, in größerem Abstand zur Frontlinie. Zone of Interior ist definiert als der Raum der im Kriegsschauplatz nicht enthalten ist. Also z. B. die US Army in England nach dem 06. Juni 1944. Reception Center lässt sich mit Erholungsort definieren, wo sich abgekämpfte Truppen erholen können. Replacement Training Center sind die Ausbildungsstätten für den Nachersatz der kämpfenden Truppe. Firing Center sind die Ausbildungsstätten an denen im scharfen Schuss geübt wird, also z. B. derzeit Grafenwöhr mit Artillerie- und Panzerschießbahnen.