Hier die Schnellabschrift durch Reimund Schulze (Teddy) Tippfehler bitte übersehen ist noch nicht korrigiert.
Heinz Melcher, Möser, 1973
Absturz Pietzpuhl
War als Feuerwehrmann mit am Einsatzort beim Absturz eines russischen Düsenjägers 1973, neben der Straße in Richtung Pietzpuhl. Melcher war damals bei der Freiwilligen Feuerwehr Möser. Plötzlich ging die Feuersirene und auch die Meldung ein. Ich lief sofort los und dann ging’s mit dem Einsatzfahrzeug – Löschzug Richtung Pietzpuhl. Wir durften aber nur weiträumig absperren. Die Burger Feuerwehr traf ebenfalls ein. Die sollten den Brandherd des explodierten Flugzeuges mit Schaufeln und Sand löschen. Der Pilot konnte mit dem Schleudersitz noch aussteigen und war am Fallschirm bei Möser auf dem Acker runtergekommen, aber tot. Die Russen haben den auf einem LKW weggebracht. Der Absturz erfolgte, wo die Straße hinter der Autobahn nach Pietzpuhl abbiegt auf dem Acker, wo heute der Sendemast auf dem Kapaunenberg steht.
Ulrich Schleinig, Burg, Blumenthaler Straße 13
MIG-Absturz Parchauer See 1962/63
Hat gerade am Parchauer See geangelt, als die Maschine abstürzte: Knall und schwarze Rauchfahne. Heute noch das Einschlagsloch erkennbar –zugewachsen und mit Wasser gefüllt. Es kam an dem Tag, als ich am Parchauer See angelte. Eine MIG (21) längs des Parchauer See’s geflogen, sehr tief, mit einer schwarzen Rauchfahne hinter sich… Die flog höchstens 200m hoch und dann knallte es schon…Nächsten Tag wollte ich wieder am See angeln, aber da kam ich nicht mehr an den See, alles abgesperrt. Die Bergung war von den Russen im vollem Gange. Die Einschlagstelle ist heute noch zu sehen, ca. 20m westlich des See’s, nicht am Elbdeich! Das muß 1962/63 gewesen sein, denn ich bin erst im Herbst 1961 nach Burg gezogen. Somit kann der Absturz den ich sag, nicht im April 1961 gewesen sein. In dem Bereich hatten die Russen am See so etwas wie ein Sommerlager gemacht. Da stand eine Weide, an der sie eine Schaukel (mit Stricken) befestigt hatten…Die hing noch Jahre lang dort. Von der Schaukel aus sprangen sie immer ins Wasser des See’s.
Edelgard Rach, Pietzpuhl (Jg. 40) Sreglitzer Weg 26.5.1973
Hat den Absturz bei Schermen (zwischen Schermen und Pietzpuhl) ganz nah beobachtet, ist auch noch ziemlich direkt an die Maschine herangekommen, bevor die russischen Soldaten zum Absperren kamen. Rein zufällig waren in der Nähe russische LKW’s. Es soll sich um eine Fahrschule gehandelt haben, die hier unterwegs gewesen waren. Frau Rach war gerade mit dem Fahrrad im Mai 1973 von Schermen nach Pietzpuhl unterwegs, weil sie ihren 8jährigen Sohn in Schermen von der Schule abgeholt hatte. Plötzlich hörte sie Flugzeuglärm eines Düsenjägers. Der flog sehr tief aus Richtung Süden. Er kam immer näher. Dann, plötzlich Stille, Die Maschine stürzte Kopf über ab. Dann erfolgte ein mächtiger Knall und auf dem Acker zwischen dem kleinen Wäldchen, wo heute der Sendemast ( Kapauenberg) Richtung Pietzpuhl steht, stieg ein gewaltiger Feuerball auf. Frau Rach stellte ihr Fahrrad ab und ihr Sohn musste da warten. Sie rannte zur Absturzstelle, noch bevor die Russen der Fahrschule dort eintrafen. Als die dort auch eintrafen riegelten die erst einmal im Umkreis die Absturzstelle ab. Bald darauf trafen weitere Kräfte ein. Auch die Freiwillige Feuerwehr von Schermen…und Polizei.
Klaus Wegmann, Parchau, Gr. Seestr. 19.4.1961
Stand als Kind am Parchauer See, als ein Flugzeug bei einem Manöver über Kopf abstürzte. Russische Soldaten, die gerade am Wehr lagen, eilten sofort zum Absturzort. Ich stand am anderen Ende der Brücke, die den Parchauer See teilt, am Wehrende, am Seedamm, wo mal eine Kneipe war. Die Russen, die an der Elbe eine Übung durchführten, kamen gerade von Kehnert über die Elbe und bildeten am Ostufer eine Schützenkette. Kurz vor dem Parchauer See blieben die Soldaten stehen. In dem Augenblick kam eine MIG (21) aus Richtung Burg im Tiefflug und zog in Höhe Parchau fast senkrecht hoch. Dabei drehte sie sich plötzlich mehrmals um die eigene Achse und stürzte danach senkrecht mit dem Bug nach unten, wie ein Stein. Sie bohrte sich am Elbdeich elbseitig in den Boden (wenige Meter von der Deichkrone weg). Noch lange, nachdem alles beräumt war, hatte man noch die Brandstelle gesehen, wo die Maschine im Deich steckte und explodiert war. Der Pilot hatte sich nicht mit dem Schleudersitz retten können. Der kam bei dem Unglück ums Leben. Die MIG war etwa in einer Höhe von 100-200m umgekippt und abgestürzt. Da reichte offebsichtlich die Zeit zur Auslösung des Schleudersitzes nicht aus. Ein Fallschirm hatte ich nirgends in der Luft gesehen. Ich war damals 11 Jahre alt und wenn an der Elbe Manöver waren, sind wir Kinder da natürlich hin gegangen. Das war auch damals so, So wurde ich Zeuge dieses Absturzes. Die Absturzstelle selbst befand sich am Elbdeich, dort wo die Brücke, die den Parchauer See in Mittel und Dorfteil teilt, auf den Elbdeich stößt. Von dort wenige Meter nach Süd, Elbseitig. Die russischen Soldaten vom Manöver rannten sofort dort hin. Im nu war das gesamte Areal abgesperrt und Bergungsversuche setzten ein. Schließlich rückten Hubschrauber an und landeten dort. Noch am nächsten Tag standen dort russische LKW’s und Autokran und verluden die Wrackteile…
Marlies Fahlbusch, Burg Mai 1973
Absturz Schermen-Pitzpuhl (wo der Sendemast ist –Kapauenberg-)
Hat vom Autobahnparkplatz zwischen Burg und Madol aus einen Düsenjägerabsturz bei Schermen/Pietzpuhl beobachtet, könnte Mai 1973 gewesen sein. Damals berichtete auch die Tageschau des Westfernsehens, allerdings ohne Bilder, kurz über den Absturz, weil zur Bergung etc. sogar kurzzeitig die Transitautobahn gesperrt wurde. Wir waren mit unserem Berliner-Roller gerade auf dem Parkplatz. Plötzlich rauschte und krachte es. Ich war gerade in die Büsche gegangen, da damals auf dem Parkplatz noch keine Toiletten standen. Da erschrak ich. Und dann sagen wir etwas abseits auf dem Acker eine Rauchsäule aufsteigen. Wir wollten mit unserem Roller dahin. Dazu mussten wir auf dem Weg der von Schermen aus unter der Autobahn durchführt, durch den schmalen Tunnel fahren. Auf der anderen Seite Richtung Pietzpuhl war auf dem Acker die Unglücksstelle. Der Jäger steckte mit der Spitze im Acker und brannte. Ehe wir uns versehen konnten, waren schon russische LKW’s da und ein Hubschrauber. Auf der Straße standen russische Soldaten mit Kaölaschnikow’s. Und dann kam die Feuerwehr aus Burg und Schermen oder Möser. Aber die konnten nicht an die Stelle vorgelassen worden. Nur Absicherung. Die Russen luden Teile des Flugzeuges auf ihre LKW’s. Auch ein Burger Krankenwagen stand abseits an der Straße…
Manfred Bendorff, Pietzpuhl, Mai 1973
Absturz zwischen Schermen und Pietzpuhl beobachtet, wenige Tage später hat er vor Ort noch kleine Splitter gefunden und aufgesammelt. Der Jäger schlug auf dem Kapauenberg auf, wo heute der Funkmast und die Wasserbehälter stehen. Das Getreidefeld brannte.
Gerhard Schmitz, Gommern
Absturz Zeddenick, Nedlitz, Büden 1979
Absturz zwischen Landhaus Zeddenick und Nedlitz (Büden) und Fallschirmsprung des Piloten beobachtet. Ich war mit dem Fahrrad unterwegs und bemerkte wie ein Düsenjäger (MIG 21) aus südlicher Richtung immer tiefer herankam und hinter dem Trockenwerk Ziepel runter kam. Sie war zuvor über mich hinweg geflogen und ich hab dann einen Fallschirm aufgehen sehen.
Gerhard Schwarz, Burg 1979
Über Absturz Büden
Als Unfallsachverständiger beim VP-Kreisamt zum Absturzunglück bei Büden.
Erster Sicherungsring wurde von den Russen gebildet. Zweiter Sicherungsring 200m weiter bildeten NVA und die Volkspolizei bildete den äußeren Sicherungsring an den Straßen. Ich musste sofort los mit meinem B 1000. Dort bildete ich mit dem Fahrzeug sowas wie einen Stützpunkt. Absturzstelle zwischen Büden und der B 246 – südlich Büden auf dem Acker. Besatzung war mit dem Fallschirm abgesprungen, 2 Mann und 2 Schleudersitze am Fallschirm. War eine zweisitzige Maschine (Düsenjäger). Wir hatten von unserer Sicherungsposition aber nur den Fallschirm gesehen, also brannte die Maschine aus. Die Besatzung blieb am Leben.
Günter Ebert, Büden, Walterdorferstraße 23,
Büden – Zeddenick
laut Tagebuch (ca. 16.00Uhr) 22.11.1979!
Hat ein komisches Geräusch in der Luft vernommen, wie ein Aufheulen und sah die Piloten bei Büden noch mit dem Fallschirm runterkommen. Kann sich genau erinnern, weil gerade Besuch aus Westdeutschland zu Gast war, den sie gerade zum Auto bringen wollten. Wie waren die ersten an der Straße bei Büden, aber als die Fahrzeuge und Rettungsfahrzeuge kamen mit Blaulicht, hat man uns weggejagt. Die kamen von Burg über Ziepel gefahren und von Magdeburg. Der Sohn unseres Besuches aus dem Westen ist 1970 geboren und der war zu dieser Zeit 9 Jahre alt. Der Pilot ist in der Nähe der Absturzstelle mit dem Fallschirm runter gekommen. Das Flugzeug war eine MIG. Das Datum des Absturzes steht im Tagebuch meiner Tochter. Die Polizei hatte weiträumig abgeriegelt, da kam man auch mit dem Fahrrad nicht hin. Ca. eine Woche dauerten die Aufräumungsarbeiten und die Absperrung.
Hubert Groß aus Büden, 1979!
Absturz Büden, Nedlitz, Zeddenick
Hat gerade Mittags auf seinen Hof als Schlosser gearbeitet, als er die Maschine neben der alten Feldscheune zwischen Nedlitz und Landhaus Zeddenick abstürzen sah. Beide Piloten hatten mit Fallschirm überlebt. Es waren eigentlich zwei Jäger, die zweite Maschine hatte die erste (abstürzende) noch bei Absturz begleitet. Muß eine Flugübung gewesen sein. Die kam wieder zurück…Ich hörte auf dem Hof den lauten Knall. Ich hatte zuvor gesehen, wie der eine Jäger abgeschmiert ist und dachte „die stürzt ab!“ So war’s dann auch. Das muß 1976 gewesen sein, als kurz bevor ich geheiratet habe. Wir sahen zwei Fallschirme herunter kommen. Die Flieger müssen von Zerbst gekommen sein. Wir sind dann dort hin, aber da hatten die Russen schon alles abgesperrt. Die Bergung der Flugzeugteile dauerte etwa drei Tage. Es wurde alles restlos abgesammelt und dann war der Einschlag nicht mehr zu sehen, wie umgepflügt war der Acker…
Magado-2 Wenn nicht anders ausgewiesen, dann Sammlung/Eigentum Magado Bilder/Beiträge dürfen "Nichtgewerblich" genutzt werden.
Gestern Abend eine Sternstunde der Recherche... Man glaubt es kaum, dass sich die Ereignisse in so kurzer Zeit aufklären lassen. An dieser Stelle noch einmal Dank an alle die zu dieser schnellen Aufklärung beitrugen!!!!
Bericht (Auszug) vom 35. IAP Flugplatz Zerbst zum Absturz 22.11.79 bei Büden Zeddenick, von C B. P. Rytschilo, 2000 Übersetzung Christian Pappenberg
Mit den einfachen meteorologischen Bedingungen war es auf dem Territorium der DDR immer sehr schwierig (darum konnten die meisten Piloten hier auch relativ schnell ihre Klasse verbessern) und in den wenigen Stunden mit gutem Wetter musste alle eingeflogen werden, was sich nach Reparaturen, Überprüfungen und Nachrüstungen angesammelt hatte. Zugelassen für die Überprüfung des SOUA war im Geschwader zu der Zeit nur Major Chilkjewitsch, Pilot 1. Klasse. Er war ein guter Pilot, in die Luftstreitkräfte kam er aus einem Fliegerclub und dort nimmt man, wie bekannt, keine Versager. Er musste eilig noch einen Instrukteur ausbilden und dann, zusammen mit diesem, die Piloten, die die Kampfmaschinen einfliegen sollten. Die Wahl fiel auf den Steuermann des Geschwaders Oberstleutnant Bokal. Ein Scharfschütze, cirka 40 Jahre. Er war einer von wenigen, dem Gesundheit und Erfahrung gestatteten den manöverreichen Luftkampf in geringen Höhen zu führen. Es sei bemerkt, dass er nach so einer Übung in einem Zustand aus der Kabine kletterte, wo man seine Fliegerkombi praktisch auswringen konnte. Da beide Piloten schon lange zu den Besten im Geschwader zählten war es wie so oft, dass Vorschriften nicht mehr so aufmerksam gelesen wurden, und die Bedeutung und Aufgabe einiger Instrumente und Schalter schon nicht mehr interessierten. Das Programm zu Vorbereitung von Bokal umfasste 3 Flüge bei einfachen Wetterbedingungen. Am 22. November 1979, die Schicht wurde als Tagflug bewertet obwohl es schon etwas dunkel wurde, verschwanden Chilkjewitsch und Bokal auf dem Doppelsitzer Nr. 53 mit donnerndem Triebwerk im feuchten Dunst, nach wenigen Minuten tauchten sie über der Bahn aus ihm wieder auf und meldeten voller Überzeugung fürs Protokoll: „Sicht beim Landeanflug 3 km!“ und verschwanden in die Zone. Nach einer halben Stunde rollte ihre MiG-23UB auf den Abstellplatz, die Piloten liefen ins Personalgebäude, tranken ihren Tee und rollten wieder zum Start. Diesmal schon in tiefer Dämmerung. Nach einiger Zeit verlor die Flugleitung die Maschine vom Schirm, die wachsame deutsche Polizei meldete kurz darauf, dass im Gebiet um Magdeburg auf einem Feld ein Flugzeug brennt und die Piloten daneben rumlaufen. Na, wenn sie noch laufen ist erstmal alles gut. Als die Mi-8 sie in das heimatliche Geschwader zurück brachte hatten ihre, von den Druckstellen der Sauerstoffmasken gezeichneten Gesichter den Ausdruck: „Oh Gott oh Gott, was habe ich da nur angerichtet?“ Sie katapultierten sich aus dem trudelnden Flugzeug bei 100m. Sofort gab es die Version eines Ausfalls der Technik, diese hielt sich bis zum nächsten Morgen. Der Politstellvertreter des Geschwaders, der schon lange davon träumte einmal mit dem Ingenieurtechnischen Personal abzurechnen, beharrte erstmal auf seiner Meinung, dass die Maschine nicht richtig betankt war… Morgens, im schwachen Licht der Wintersonne, im leichten Dunst erkannte man die Ziegeldächer des Städtchens, das Feld war dicht mit den smaragdgrünen Schösslingen der Wintersaat bedeckt. Das Bild wurde nur von den Resten verbrannten Metalls auf einem kleinen Hügel gestört. Das Flugzeug lag, wie so oft nach dem Trudeln, platt auf der Erde (man musste nichts ausgraben) und war fast vollständig verbrannt, die Datenschreiber waren aber gut erhalten. Für die Aufklärung der Havarie kam eine Kommission der Hauptverwaltung für Flugsicherheit unter der Leitung von I. I. Pstygo. So sah Zerbst, dank Bokal und Chilkjewitsch, sogar einen Marschall.
Die größte Überraschung für die Piloten war die Existenz des Magnetofons MC-61, das auf einem Metalldraht sowohl den Funkverkehr als auch die internen Gespräche der Besatzung aufzeichnete und zwar vom dem Moment an, wo die Bordspannung eingeschaltet wird. Diese Aufzeichnung übergab man dem Leiter der Kommission als er begann, sich ein Bild über den Hergang des Flugvorkommnisses zu machen (die Widergabe erfolgt hier gekürzt und ohne Rufnamen).
Erster Start, Überflug der Bahn zur Bestätigung de einfachen Wetterbedingungen: Bokal (aus der hinteren Kabine): Überfliegen das Nahfunkfeuer, Chil siehst du die Bahn? Chilkjewitsch (aus der vorderen Kabine): Na… Flugleiter: Melden sie die Sichtweite auf dem Landekurs! Chilkjewitsch: sicht 3 km! Flugleiter: Ich erlaube den Abflug in die Zone. Chilkjewitsch (intern zu Bokal): Sitzt da so ein alter Knochen… Bokal: Haha…
In der Zone, bei der Überprüfung des SOUA: Bokal: Achte auf den Winkel. Chilkjewitsch: 18, 19, 20, 21, 22 … Bokal: Hast Du verstanden? Chilkjewitsch: Aha Bokal: Nun los! Chilkjewitsch: Sie will nicht! Bokal: Gib’s ihr! Chilkjewitsch: 24 Grad, los zusammen! Bokal: Chil, wir hängen gleich! Chilkjewitsch (erleichtert!): Na also…
Weiter hörte man ihr befreites Aufatmen und stöhnen.
An dieser Stelle winkte der Marschall ab: „Ja, so mussten sie ja abstürzen!“ Weiter hörte er sich die Aufzeichnungen gar nicht an. Die vom 2. Flug endete dann, nach ähnlichen Manipulationen, mit dem kräftigen Ausruf Bokals: „Chil, raus hier!“ Das war das Signal zum Katapultieren.
Die zweite Überraschung für die Piloten (nach dem Magnetofon) war die Tatsache, dass SAOU das nahende Überziehen nur signalisiert, das Trudeln aber nicht verhindert, schon gar nicht aus ihm herausführt. So wurden dann beide für die fliegerische Arbeit gesperrt und als Flugleiter in andere Geschwader versetzt. Bokal war damit wohl sogar ganz zufrieden…
Magado-2 Wenn nicht anders ausgewiesen, dann Sammlung/Eigentum Magado Bilder/Beiträge dürfen "Nichtgewerblich" genutzt werden.
Und hier nun noch der Rest der ZZ zum Thema. Teddy hats abgetippt.
Heinrich Krüger aus Schermen, Schulstraße 4
Absturz Pitzpuhl Mai 1973
Interview vor Ort 1.8.2016
Ich befand mich zur Zeit des Absturzes ca. 200-300m entfernt und habe in der Nähe gerade Rüben gehackt. Wir hatten da ein Ackerstück von der LPG aus. Da bemerkte Ich einen sowjetischen Flieger der Kreise drehte und immer wieder versuchte die Maschine hoch zu ziehen, kam aber immer tiefer. Der Flieger durchbrach dabei mehrmals die Schallmauer. Deshalb knallte es immer. Dann kam er wieder runter und plötzlich war Ruhe und gleich darauf einen Knall und eine Rauchfahne stieg auf -rechts vom Kapauenberg in den „Maten“. Das gehörte noch zur Schermer Flur. Das war so geschätzt 600m von der Autobahn entfernt. Ich erschrak. Dann schwang ich mich auf mein Moped und fuhr zur Absturzstelle, um genaueres zu sehen vom Kapauenberg aus. Da sah ich auch schon die Kolonne der Fahrzeuge auf dem Wörmlitzer Weg anrücken, von der Sowjetarmee, die hier unterwegs war. Die waren beim Absturz gleich zur Stelle. Erst dann heulten die Sirenen in Burg und Schermen. Bald darauf kam die Burger Feuerwehr den Hohlweg hoch. Die wurden aber nicht mehr vorgelassen und mussten nach Möser abbiegen. Ca. eine halbe Stunde später kamen zwei sowjetische Hubschrauber, wohl von Zerbst. Mehrere Tage lang wurde von den Sowjetsoldaten alles vom Feld abgesammelt und das Loch gründlich verfüllt und glatt gemacht. Bei Möser soll der Pilot gefunden worden sein.
Klaus Friedrichs, Schermen, Breitestraße 17, Ortstermin 1.8.2016 17.00Uhr
Pietzpuhl, Mai 1973
Ich war 1973 am Fluhzeugabsturz zwischen Schermen und Pitzpuhl sehr nah dran, habe fast alles mitbekommen. Den Piloten hatte man zwischen Schermen und Möser gefunden, noch im Schleudersitz sitzend. Wir sind als Kinder mit den Fahrrädern ums Dorf gefahren. Da bemerkten wir wie ein sowjetischer Düsenjäger ziemlich tief und mehrmals im Kreis flog und immer tiefer kam. Wir dachten, der stürzt bestimmt ab und dann hat es schon geknallt…Zeitlich befand sich hier eine sowjetische LKW-Kolonne, wohl Fahrschule. Die üben hier schon Tage zuvor ständig. Das war auf der Straße Krähenberge bis Burg, durch die Waldschule. Das waren so 20-30 Autos in Kolonnenfahrt. Dann hörten wir auch schon die Sirenen, wir sind mit den Rädern durch den Hohlweg Richtung Pietzpuhl gefahren. Als wir uns dem Absturz näherten, waren bereits die Russen am Ort und sperrten alles ab. Die Feuerwehr kam von der anderen Seite über die Brücke (die damalige alte Brücke) kamen aber nicht mehr an die Aufschlagstelle am Kapauenberg heran. Dennoch wollte noch einer mit dem Motorrat durchfahren, der wurde gleich von einem Sowjetsoldaten mit der Maschinenpistole gestoppt. Daraufhin drehte der um. Die Feuerwehr von Burg konnte den entstandenen Brand des Kornfeldes nicht löschen. Das besorgten die Russen.
Uwe Haase, Niegripp, Zur Vossenbreite 5
Absturz Pietzpuhl Mai 1973 und 1979 Büden
War gerade auf der Straße nach Pietzpuhl unterwegs, sah wie sich der Pilot mit Schleudersitz aus dem abstürzenden Düsenjäger rauskatapultierte und im Straßengraben bei Möser landete. Als Volkspolizist musste er auch den anderen Absturz 1979 abgesichern, von Burg aus hinbeordert. 1973, es muß ein Samstag gewesen sein, ich hatte frei, da kam per Funkwagen der Einsatzbefehl, sofort zum Dienst. Ich war damals bei der Polizei, seit 1967. Bei der Einweisung hieß es: „Flugzeug bei Pietzpuhl abgestürzt“. Das war etwa bei der Pflaumenallee, rechts, damals noch Kopfsteinpflaster…Richtung Kapauenberg auf der rechten Seite. Wir mussten damals noch durch Schermen fahren, unter der Autobahnbrücke durch. Da konnte man auch schon die Rauchwolke sehen, wo die Absturzstelle war. Wir kamen aber nicht so dicht heran, da wir weiträumig abzusperren hatten. An der F1 kurz vor Möser wurde der Pilot gefunden, bei der großen Eiche am Ortseingang. Der saß noch im Schleudersitz. Ob der Tod war oder nur verletzt, das weis ich nicht. Da kam kein Rettungswagen von Burg, sondern der wurde auf einen russischen LKW gelegt. Tage später hatten Burger Kripo oder Stasibeamte Schermer zum Hergang befragt. Abends in der Tagesschau wurde sogar darüber kurz berichtet, allerdings ohne Bilder. Es wurde nur eine schematische Landkarte mit der Autobahn gezeigt, mit Kennzeichnung des Absturzes einer russischen Militärmaschine. Wir hatten damals nur den Feldweg abgesichert, jeweils mit zwei Mann. Wir wurden mit einem Polizei -LKW dort hingefahren und später wieder eingesammelt, den Rest machen jetzt die Russen alleine. Später konnte man sehen, das alles restlos beseitigt war und auch das Loch wieder zugeschaufelt war.
Zu Büden: 1979, ich hatte bei der Polizei Spätschicht, es war November, kam der Alarm, raus fahren nach Büden-Landhaus Zeddenick. Es wurde bereits schumrig, also es muß am späten Nachmittag gewesen sein. Zwischen Landhaus Zeddenick und Nedlitz sei ein russisches Jagdflugzeug angestürzt. Es soll eine MIG gewesen sein. Unterwegs haben wir auch noch Klaus Lingner aus Wömlitz aufgeladen und sind zur Absturzstelle gefahren. Wir hatten die Kreuzung abzusichern Nedlitz, Büden, wo es nach Gommern geht. Bei der Absturzstelle waren bereits russische Kräfte dabei Teile zu bergen und den Brand zu löschen. Gegen 20.00/21.00Uhr waren so viele Russen vor Ort, ca. 500/600m von der B246 entfernt (damals F246). Zu dieser Zeit war bereits das Einschlagsloch wieder verfüllt.
Magado-2 Wenn nicht anders ausgewiesen, dann Sammlung/Eigentum Magado Bilder/Beiträge dürfen "Nichtgewerblich" genutzt werden.
Und hier nun der letzte Bericht , Interview von gestern.
Horst Deiß, Dalchau 4.8.2016
Absturz bei Möckern-Ladeburg nahe Hünengrab-Deponie
Er hat aus 100m Entfernung im Februar 1975, ein Samstag, einen russischen Jagdfliegerabsturz zwischen Möckern/Ladeburg/Dalchau beobachtet. Wir wollten zum Karneval nach Lindau fahren, von der Firma aus, mit dem B 1000 (Barkas). Wir wurden in Dalchau abgeholt. Der Fahrer, war der Kneiper Zörnig von Ladeburg. Auf der Herfahrt hatte er mitten im Grund einen brennenden Strohdim wahrgenommen. Davon erzählte er, als er uns abholte. Tatsächlich sagen wir auf der Fahrt dort, eine kerzengerade aufsteigende Rauchsäule, schwarzer Rauch. Es ging kein Wind usw. sehr eigenartig kam uns das vor. Das Wetter war herrlich, wunder schöner Sonnenuntergang… Als wir nun von Loburg nach Lindau unterwegs waren, kam uns schon ein Hubschrauber der Sowjets entgegen, mit Scheinwerfer an, es war auf einmal taghell ausgeleuchtet. Der flog in Richtung Rauchsäule. Wir hatten uns aber nichts weiter dabei gedacht. Als wir in der Nacht von Lindau abgeholt wurden. Der Fahrer sagte uns dann, daß es kein Strohdim war, was dort brannte, sondern ein Flugzeug. Am anderen Morgen ließ mich das aber keine Ruhe und sagte zum Bruder, da müssen wir mal hinfahren. Als wir uns dem Bereich näherten war plötzlich alles im Nebel, obwohl herrliches Wetter war. Schnell war uns klar, die Absturzstelle war weiträumig eingenebelt. Da wir aber die Feldwege kannten sind wir doch ziemlich dicht herangefahren. Von einem Graben aus ging’s zu Fuß weiter. Plötzlich, auf dem Acker war der Nebel weg, von oben die Sonne zu sehen und mitten auf dem Acker, ca. 100m vor uns steckte ein zerfetzter Düsenjäger in der Erde. Jede Menge Soldaten waren dabei Teile aufzusammeln und auch mit Autokran auf LKW zu laden. Das waren Russen. Ich kam sogar bis zu dem Schleudersitz, der auf dem Acker lag. Dann kam aus dem Nebel seitlich ein Soldat mit einem Fallschirm, zusammengerollt, unter dem Arm zu uns gelaufen. Nun wurden wir aber schnellstens weggejagd. Dawai-dawai….Ab ging’s nach Hause. Am Abend jedoch, sind wir noch einmal dorthin gefahren. Nun aber nicht über den Acker, sondern auf dem normalen Weg. Da war bereits alles beräumt, der Acker war dort sogar glatt geharkt. Wo war genau die Absturzstelle? (H. Menzel) Von Möckern aus geht ein Feldweg ab, durch den Grund. Dort befindet sich ein Hünengrab. 20m entfern des Hünengrabes war die Einschlagstelle. Das ist die Strecke von Möckern nach Ladeburg. Von Möckern biegt man links ab, gerade aus, in der Kurve scharf rechts geht’s zur Deponie Möckern. In der Kurve rechts war die Stelle
Magado-2 Wenn nicht anders ausgewiesen, dann Sammlung/Eigentum Magado Bilder/Beiträge dürfen "Nichtgewerblich" genutzt werden.
Hier mein Beitrag für die Burger Volksstimme. Mal sehen ob alles drin bleibt...
Als Sowjetdüsenjäger vom Himmel fielen Teil 1 Ein Beitrag von Helmut Menzel
Die Burger Volksstimme berichtete bereits am 28. Juli und am 2. August diesen Jahres über sowjetische Flugzeugabstürze in unserer unmittelbaren Region. Daraufhin meldeten sich zahlreiche Zeitzeugen zu Wort. All denen möchten wir unseren Dank aussprechen, denn sie trugen zur Aufklärung dieser Vorkommnisse bei. Unser Autor Helmut Menzel, der auch der Vorsitzende der Fachgruppe Militär- und Garnisonsgeschichte Magdeburg und Umgebung im Kultur und Heimatverein Magdeburg und Mitglied der Interessengruppe Militärgeschichte der Garnisonsstadt Burg im Heimatverein Burg und Umgebung ist, führte in Windeseile 14 Interviews mit den Zeitzeugen durch. So konnte er in kurzer Zeit ein anschauliches Bild der Ereignisse entwickeln. Die hier geschilderten Fälle sind aber nicht die einzige Vorkommnisse dieser Art. Außerdem gelang es ihm aus russischen Quellen Sachinformationen zu erhalten, die ihm Christian Pappenberg, ein Mitstreiter siner Fachgruppe, übersetzte.
Fall 1 und 2, 19. April 1961 und 1962/63:
Klaus Wegmann stand als Kind am 19. April 1961 am Parchauer See, als ein Flugzeug bei einem Manöver über Kopf abstürzte. Sowjetsoldaten, die gerade während einer Übung am Wehr lagen, eilten sofort zum Absturzort. "Ich stand gerade am anderen Ende der Brücke, die den Parchauer See teilt, am Seedamm. Die Soldaten, die an der Elbe eine Übung durchführten, kamen gerade von Kehnert über die Elbe und bildeten am Ostufer eine Schützenkette. Kurz vor dem Parchauer See blieben die Soldaten stehen. In diesem Augenblick kam eine MIG aus Richtung Burg im Tiefflug und zog in Höhe Parchau fast senkrecht in die Höhe. Dabei drehte sie sich plötzlich mehrmals um die eigene Achse und stürzte schließlich kopfüber wie ein Stein senkrecht ab. Sie bohrte sich elbseitig am Elbdeich, wenige Meter von der Deichkrone entfernt, mit der Spitze in den Boden. Noch lange, nachdem alles beräumt war, hatte man noch die Brandstelle sehen können. Der Pilot hatte sich nicht mehr mit dem Schleudersitz retten können. Der kam wohl bei dem Unglück ums Leben. Die MIG war etwa in einer Höhe von 100 bis 200 Metern abgekippt und abgestürzt. Einen Fallschirm hatte ich nirgends in der Luft festgestellt. Ich war damals 11 Jahre alt und wenn an der Elbe Manöver waren, sind wir Kinder da natürlich hin gegangen. Das war auch damals so. Die Absturzstelle selbst befand sich am Elbdeich, dort wo die Brücke, die den Parchauer See in Mittel- und Dorfteil teilt, und der Weg auf auf den Elbdeich stößt. Von dort lag der Einschlag nur wenige Meter südlich. Die sowjetischen Soldaten unterbrachen das Manöver sofort und rannten zur Unglücksstelle. Im nu war das gesamte Areal abgesperrt und Bergungsversuche setzten ein. Schließlich rückten Hubschrauber an und landeten dort. Noch am nächsten Tag standen dort russische LKW’s und eim Autokran um die Wrackteile zu verladen…" Am nächsten Tag war auch Heinz Jericho aus Burg Zeitzeuge. Er war mit einer Gruppe von Freunden mit dem Fahrrad unterwegs zum Parchauer See. "Ich wundere mich noch heute, das wir so nah an die Absturzstelle heran kamen und nicht gleich weggejagd wurden. Wir sahen von relativ kurzer Distanz noch Teile eines Düsenjägers im Deich stecken. Ein Sowjethubschrauber stand da und Soldaten beräumten die Unglückstelle mittels Autokran. LKWs standen am Deich, die gerade beladen wurden...." Aus sowjetischen Militärunterlagen, die Arkadii zur Verfügung stellte, geht volgendes hervor: Absturz einer MiG 21F-13N 74210306 aufgrund einer Selbstentriegelung des Kabinendaches. Dieser Düsenjäger war vom 120 Kilometer entfenten Militärflugplatz Falkenberg gekommen und war über Burg Richtung Parchau eingedreht.
1962 oder 1963 (der genaue Zeitpunkt ist nicht ganz klar) erlebte fast an gleicher Stelle Ulrich Schleinig aus Burg einen weiteren Absturz einer sowjetischen MiG (21). Er hatte gerade am Parchauer See geangelt, als ein sowjetischer Düsenjäger abstürzte: " Ein gewaltiger Knall erschreckte mich und eine schwarze Rauchwoke stieg auf. Die MiG (21) kam längs des Parchauer See’s geflogen, sehr tief in etwa 200 Metern Höhe, eine schwarze Rauchfahne hinter sich her ziehend... Am nächsten Tag wollte ich wieder am See angeln, aber da kam ich nicht mehr an den See heran. Alles war abgesperrt. Die Bergung war durch Sowjetsoldaten noch in vollem Gange. Noch heute ist das Einschlagsloch erkennbar – zugewachsen und mit Wasser gefüllt. Sie befindet sich etwa 20 Meter westlich des See’s, aber nicht am Elbdeich! Das muss also 1962 oder erst 1963 gewesen sein, denn ich bin erst im Herbst 1961 nach Burg gezogen."
Fall 3, 26. Mai 1973:
An diesem Tag war eine sowjetische Yak-28P vom 35. IAP (Jagdfliegergeschader 79877) des Militärflugplatzes Zerbst bei einem Übungsflug zwischen Pietzpuhl und Schermen abgestürzt. Dieser Unfall wurde in russiscen Untarlagen angegeben: Absturz längs der Autobahn Helmstedt - Berlin in der Nähe von Burg, etwa 18 Kilometer NO Magdeburg, Pilot tödlich vereunglückt.
Mehrere Zeitzeugen konnte sehr präziese Angaben machen: Edelgard Rach aus Pietzpuhl holte an diesem Tag mit dem Fahrad ihren achtjährigen Sohn in Schermen von der Schule ab. Sie hatte die Autobahnbrücke bereits überquert und war Richtung Pietzpuhl abgebogen. "Flugzeuglärm erschütterte plötzlich die Luft. Ein sowjetischer Düsenjäger, den roten Stern konnte ich erkennen, hatte sehr tief eine Runde gedreht und kam immer näher. Plötzlich war es still und ich sah die Maschine kopfüber abstürzen. Erst dann erschütterte ein lauter Knall die Friedlichkeit der Natur. Ein gewaltiger Feuerball stieg in der Nähe des Kapaunenberges auf. Erschrocken stellte ich das Fahrrad an der Straße ab und mein Sohn musste dort warten. Dann rannte ich in diese Richtung. Inzwischen erreichte auch eine große Kolonne sowjetischer Fahrzeuge, auch LKWs den Kapaunenberg. Es handelte sich offensichtlich, wie so oft, um eine Übungsfahrt (Fahrschule). Sofort begannen die Soldaten alles abzuriegeln..." Marlies Fahlbusch, aus Burg hat vom damaligen Autobahnparkplatz zwischen Burg und Madel aus diesen Absturz bei Schermen/Pietzpuhl beobachtet und meint sich erinnern zu könnte, das es im Mai 1973 geschah. "Damals berichtete sogar die Tageschau des Westfernsehens, allerdings ohne Bilder, kurz über den Absturz, der sich an der Transitautobahn ereignete. Wir waren mit unserem Berlin-Roller gerade auf dem Parkplatz. Da dieser Parkplatz damals keine Toiletten hatte, ging ich in die Büsche. Plötzlich rauschte und krachte es. Ich erschrak... Und dann sahen wir etwas abseits auf dem Acker auch schon eine Rauchsäule aufsteigen. Wir wollten mit unserem Roller dahin. Dazu mussten wir auf dem Weg, der von Schermen aus unter der Autobahn Richtung Pietzpuhl durch führt, fahren. Da sahen wir auf der Autobahn auf dem Acker die Unglücksstelle. Das Jagdflugzeug steckte mit der Spitze tief in der Erde und brannte. Nur wenige Minuten waren vergangen als bereits russische LKW’s eintrafen. Auch ein Hubschrauber landete am Unfallort. Auf der Straße standen russische Soldaten mit Kalaschnikow’s (Maschinenpistolen). Die Sirenen heulte in Burg und dann kam die Feuerwehr aus Burg und Schermen oder Möser. Diese Einsatzkräfte wurden aber nicht an die Absturzstelle vorgelassen. Die russischen Soldaten luden Teile des Flugzeugs auf ihre LKW’s und versuchten des brennende Getreide im Umkreis zu löschen. Auch ein Burger Krankenwagen stand abseits an der Straße…" Das Unglück hatte auch Manfred Bendorf beobachtet, der Tage später am Kapaunenberg noch kleine Splitterchen vom Flugzeug aufsammelte. Heinz Melcher aus Möser hingegen war als Feuerwehrmann dort hinbeordert worden. Er war damals bei der Freiwilligen Feuerwehr Möser. "Als die Feuersirene heulte lif ich sofort los. Wir fuhren mit dem Löschzug Richtung Pietzpuhl. Dort ließ man uns aber nicht an den Brandherd heran. So durften wir nur weiträumig absperren und tatenlos zuschauen... Auch die inzwischen eingetroffene Burger Feuerwehr blieb nur Zuschauer. Der Pilot konnte zwat noch mit dem Schleudersitz aussteigen, sich aber nicht mehr aus dem Sitz lösen. Der schlug in der Nähe Ortseingang Möser auf und verstarb dort. Er wurde auf einen sowjetischen LKW gelegt und abtransportiert." Der Schermener Heinrich Krüger war gerade beim Rüben hacken ganz in der Nähe. "Wir hatten dort damals ein Ackerstück von der LPG aus bewirtschaftet. Da bemerkte Ich einen sowjetischen Flieger der Kreise drehte und immer wieder versuchte die Maschine hoch zu ziehen. Der kam aber immer tiefer. Der Flieger durchbrach dabei mehrmals die Schallmauer. Deshalb knallte es immer. Dann kam er wieder runter und plötzlich war Ruhe. Gleich darauf gab es einen gewaltigen Knall und eine Rauchsäule stieg rechts vom Kapauenberg in den sogenannten Maten auf. Dieser Acker gehörte noch zur Schermener Flur. Das war geschätzt 600 Meter von der Autobahn entfernt, während ich mich auf meinem Acker nur etwa 200 bis 300 Meter entfernt befand. Ich erschrak. Dann schwang ich mich auf mein Moped und fuhr zur Absturzstelle, um genaueres zu sehen. Vom Kapauenberg aus sah ich auch schon eine Kolonne sowjetischer Fahrzeuge auf dem Wörmlitzer Weg anrücken, die hier wohl gerade unterwegs war. So konnten die beim Absturz auch gleich zur Stelle sein. Erst dann heulten die Sirenen in Burg und Schermen. Bald darauf kam die Burger Feuerwehr den Hohlweg hoch. Die wurden aber nicht mehr vorgelassen und mussten nach Möser abbiegen. Etwa eine halbe Stunde später kamen zwei sowjetische Hubschrauber, wohl von Zerbst her. Wenige Tage später war von durch Sowjetsoldaten alles vom Feld abgesammelt und das Loch gründlich verfüllt und glatt gemacht." Auch Heinrich Krüger wusste, dass der Pilot bei Möser gefunden wurde. Auch Klaus Friedrichs aus Schermen war 1973 sehr nahe am Absturzort am Kapaunenberg. "Den Piloten hatte man zwischen Schermen und Möser gefunden, noch im Schleudersitz sitzend. Wir sind als Kinder mit den Fahrrädern ums Dorf gefahren. Da bemerkten wir wie ein sowjetischer Düsenjäger ziemlich tief und mehrmals im Kreis flog und immer tiefer runter kam. Wir dachten, der stürzt bestimmt ab und dann hat es schon geknallt… Zeitgleich befand sich hier eine sowjetische LKW-Kolonne, wohl eine Fahrschule. Die übten hier schon Tage zuvor. Das war auf der Straße Krähenberge bis Burg, immer durch die Waldschule. Das waren so 20-30 Autos in Kolonnenfahrt. Dann hörten wir auch schon die Sirenen. Also rasch mit den Rädern durch den Hohlweg Richtung Pietzpuhl. Als wir uns dem Absturzort näherten, waren bereits die russischen Soldaten dort und sperrten alles ab. Die Feuerwehr kam von der anderen Seite über die Brücke (die damalige alte Brücke). Sie kam aber nicht mehr an die Aufschlagstelle am Kapauenberg heran. Dennoch wollte noch ein Motorradfahrer nach Pietzpuhl durchfahren. Der wurde gleich von einem Sowjetsoldaten mit der Maschinenpistole gestoppt. Daraufhin drehte der um und verließ den Abscnitt fluchtartig. Die Feuerwehr von Burg konnte den entstandenen Brand des Kornfeldes nicht löschen. Das besorgten aber die Soldaten."
Uwe Haase aus Niegripp war gerade auf der Straße nach Pietzpuhl unterwegs, sah wie sich der Pilot eines sowjetischen Düsenjägers mit Schleudersitz aus dem abstürzenden Flugzeug katapultierte und im Straßengraben bei Möser landete. "1973, es muss ein Samstag gewesen sein, ich hatte Dienstfrei, da kam per Funkwagen der Einsatzbefehl, sofort zum Dienst! Ich war seit 1976 bei der Volkspolizei. Bei der Einweisung hieß es: Flugzeug bei Pietzpuhl abgestürzt. Das war etwa bei der Pflaumenallee, rechts, damals noch eine Straße mit Kopfsteinpflaster… Richtung Kapauenberg auf der rechten Seite. Wir mussten damals noch durch Schermen fahren, unter der Autobahnbrücke durch. Hinter der Autobahn konnte man auch schon die Rauchwolke der Absturzstelle sehen. Wir kamen aber nicht so dicht heran. Unsere Aufgabe war die weiträumige Abzusperrung. Wir hatten damals nur den Feldweg abgesichert, jeweils mit zwei Mann. Wir wurden mit einem Polizei -LKW dort hin gefahren und später wieder eingesammelt, den Rest machen jetzt die Sowjets alleine. An der F1, kurz vor Möser, bei der großen Eiche am Ortseingang, wurde der Pilot gefunden. Der saß noch im Schleudersitz. Ob der Tod war oder nur verletzt, das weis ich nicht. Da kam kein Rettungswagen von Burg heran, Er wurde auf einen russischen LKW gelegt. Tage später hatten Burger Kripo- oder Stasibeamte Schermener Einwohner zum Hergang befragt. Abends in der Tagesschau wurde sogar darüber kurz berichtet. Es wurde nur eine schematische Landkarte mit der Autobahn und Kennzeichnung des Absturzes einer russischen Militärmaschine gezeigt. Tage später konnte man sehen, das alles restlos beseitigt und auch das Loch wieder zugeschaufelt war."
Im Teil 2 berichten wir von sowjetischen Jagdfliegerabstürzen Möckern-Ladeburg im Februar 1975 und über den Absturz zwischen Büden, Nedlitz und Zeddenick am 22. November 1979.
Als Sowjetdüsenjäger vom Himmel fielen Teil 2 Ein Beitrag von Helmut Menzel
Fall 4, Februar 1975:
Horst Deiß aus Dalchau meldete sich zu Wort. Er hat aus 100 Meter Entfernung im Februar 1975, es war ein Samstag, einen russischen Jagdfliegerabsturz zwischen Möckern, Ladeburg und Dalchau beobachtet. "Wir wollten von der Firma aus, mit dem B 1000 (Barkas) zum Karneval nach Lindau fahren. Das war im Februar 1975. Wir wurden in Dalchau abgeholt. Der Fahrer, war der Kneiper Zörnig aus Ladeburg. Auf der Herfahrt hatte er mitten im Grund einen brennenden Strohdim wahrgenommen. Davon erzählte er als wir in den Barkas stiegen. Tatsächlich sahen wir auf der Fahrt nach Ladeburg eine kerzengerade aufsteigende Rauchsäule. Es war fetter schwarzer Rauch, für Stroh sehr ungewöhnlich. Das Wetter war herrlich, ein wunder schöner Sonnenuntergang… Als wir auf der Straße Loburg unterwegs waren, kam uns schon ein Hubschrauber der Sowjets entgegen. Seine Scheinwerfer leuchteten das Galände fast taghell ab. Der flog in Richtung Rauchsäule. Wir hatten uns aber nichts weiter dabei gedacht. Als wir in der Nacht von Ladeburg abgeholt wurden, sagte uns der Fahrer, daß es kein Strohdim war, was dort brannte, sondern ein Flugzeug. Am anderen Morgen ließ mich das aber keine Ruhe und sagte zu meinem Bruder, da müssen wir mal hinfahren. Als wir uns dem Bereich näherten war plötzlich alles im Nebel, obwohl herrlichtes Wetter herrschte. Schnell war uns klar, die Absturzstelle war weiträumig eingenebelt worden. Da wir aber die Feldwege kannten sind wir doch ziemlich dicht herangefahren. Von einem Graben aus ging’s zu Fuß weiter. Plötzlich war der Nebel auf dem Acker verschwunden. Die Sonne schien und mitten auf dem Acker, ca. 100 Meter vor uns, steckte ein zerfetzter Düsenjäger in der Erde. Jede Menge Soldaten waren dabei Teile aufzusammeln und auch mit dem Autokran auf LKWs zu laden. Das waren Russen. Ich kam sogar bis zu dem Schleudersitz, der auf dem Acker lag. Dann tauchte aus dem Nebel seitlich ein Soldat mit einem zusammengeknüllten Fallschirm unter dem Arm auf. Erst jetzt hatte man uns bemerkt und schnellstens weggejagd. Dawai-dawai…. Ab ging’s, nach Hause. Das Ganze ließ uns aber keine Ruhe und so fuhren wir am Abend noch einmal dort hin. Da war bereits alles beräumt. Der Acker war dort sogar glatt geharkt. Die Absturzstelle befand sich dort, wo von Möckern aus ein Feldweg durch den Grund verläuft. Dort befindet sich ein Hünengrab. 20m entfert vom Hünengrab war die Einschlagstelle. Das ist die Strecke von Möckern nach Ladeburg. Nicht weit entfernt befindet sich die Deponie." Um welchen Fluzeugtyp es sich bei diesem Unfall handelte ist zur Zeit noch unklar. Allerdings wird unbestätigt von einer MiG-23 gesprochen.
Fall 5, 22. November 1979:
Gerhard Schmitz aus Gommern beobachtete einen sowjetischen Flugzeugabsturz zwischen Landhaus Zeddenick und Nedlitz (Büden) und den Fallschirmabsprung der Piloten Ende 1979. "Ich war mit dem Fahrrad unterwegs und bemerkte wie ein Düsenjäger (MIG 23) aus südlicher Richtung immer tiefer herankam und hinter dem Trockenwerk Ziepel runter kam. Sie war zuvor über mich hinweg geflogen und ich hab dann einen Fallschirm aufgehen sehen." Gerhard Schwarz aus Burg, damals Unfallsachverständiger beim VP-Kreisamt, konnte sich auch noch genau an dasAbsturzunglück einer sowjetischen Düsenmaschine bei Büden erinnern. "Erster Sicherungsring wurde von den Sowjetsoldaten gebildet. Zweiter Sicherungsring, in etwa 200 Meter Entfernung bildeten NVA-Soldaten und die Volkspolizei bildete den äußeren Sicherungsring an den Straßen. Ich musste sofort mit meinem B 1000 (Barkas) losfahren. Dort bildete ich mit dem Fahrzeug soetwas wie einen Stützpunkt. Die Absturzstelle lag zwischen Büden und der B 246 – südlich und Nedlitz östlich auf dem Acker. Die Besatzung war mit dem Fallschirm abgesprungen, Zwei Mann und zwei Schleudersitze an Fallschirmen waren auf dem Acker gelandet. Das war also eine zweisitzige Maschine. Wir hatten von unserer Sicherungsposition aber nur den Fallschirm gesehen. Die Maschine brannte auf dem Acker aus. Die Besatzung blieb am Leben." Auch der Volkspolizist Uwe Haase ausNiegripp, der schon 1973 bei einem russischen Jägerabsturz bei Pietzpul Sicherungsaufgaben erfüllt hatte, war auch an jenem 22. November 1979 zur Sicherung dabei. "Ich hatte bei der Polizei gerade Spätschicht. Es war ein Nachmittag im November. Da kam der Alarm- rausfahren nach Büden-Landhaus Zeddenick. Es wurde bereits schumrig, also musste es am späten Nachmittag gewesen sein. Zwischen Landhaus Zeddenick und Nedlitz sei ein russisches Jagdflugzeug abgestürzt. Die cEinsatzleitung sprach davon, dass es eine MiG gewesen sei. Unterwegs haben wir auch noch Klaus Lingner aus Wömlitz aufgeladen bevor wir die Absturzstelle erreichten. Wir hatten die Kreuzung Nedlitz/Büden abzusichern, von wo es nach Gommern geht. Bei der Absturzstelle waren bereits russische Kräfte dabei, Teile zu bergen und den Brand zu löschen. Gegen 20.00/21.00Uhr wimmelte es nur so von Sowjetsoldaten. Der Aufschlagpunkt lag etwa 500/600 Meter von der B246 entfernt (damals F246). Zu dieser Zeit war bereits das Einschlagsloch wieder verfüllt. Unsere Sicherungskräfte zogen ab" Laut Tagebucheintrag der Familie Ebert aus Büden war es tatsächlich der 22. November 1979, gegen 16 Uhr, als sich das Unglück ereignete. Günter Ebert kann sich genau erinnern, weil gerade Besuch aus Westdeutschland bei ihm zu Gast war, den sie gerade ihrem Auto bringen wollten. "Wie waren die ersten an der Straße bei Büden, aber als die Fahrzeuge und Rettungsfahrzeuge kamen, mit Blaulicht, hat man uns weggejagt. Die kamen von Burg über Ziepel gefahren und von Magdeburg. Die Piloten sind in der Nähe der Absturzstelle mit dem Fallschirm runter gekommen. Das Flugzeug war eine MIG. Das Datum des Absturzes steht im Tagebuch meiner Tochter. Die Polizei hatte weiträumig abgeriegelt, da kam man auch mit dem Fahrrad nicht mehr hin." Hubert Groß aus Büden hatte gerade auf seinen Hof als Schlosser gearbeitet, als er die Maschine neben der alten Feldscheune zwischen Nedlitz und Landhaus Zeddenick abstürzen sah. Beide Piloten hatten mit Fallschirm überlebt. "Es waren eigentlich zwei Düsenjäger. Die zweite Maschine hatte die erste (abstürzende) noch bis zum Absturz begleitet. Es muss sich um eine Flugübung gehandelt haben. Die zweite kam wieder zurück… Ich hörte auf dem Hof plötzlich einen lauten Knall. Kurz zuvor hatte ich gesehen, wie der eine Jäger abgeschmiert ist und dachte: die stürzt bestimmt ab! So war es dann auch. Wir sahen vom Hof aus zwei Fallschirme herunter kommen. Die Flieger müssen von Zerbst gekommen sein. Uns packte die Neugier und wir machten uns auf den Weg dort hin. Aber da hatten die Russen schon alles abgesperrt. Die Bergung der Flugzeugteile dauerte wohl drei Tage. Es wurde alles restlos abgesammelt und dann war der Einschlag nicht mehr zu sehen. Wie umgepflügt war der Acker…"
Bericht (Auszug) vom 35. IAP (Jagdfliegergeschader 79877) Flugplatz Zerbst zum Absturz 22.11.79 bei Büden-Zeddenick, von C B. P. Rytschilo, 2000. Die Übersetzung erstellte Christian Pappenberg. Mit den einfachen meteorologischen Bedingungen war es auf dem Territorium der DDR immer sehr schwierig und in den wenigen Stunden mit gutem Wetter musste alles eingeflogen werden, was sich nach Reparaturen, Überprüfungen und Nachrüstungen angesammelt hatte. Zugelassen für die Überprüfung des SOUA war im Geschwader zu der Zeit nur Major Chilkjewitsch, Pilot 1. Klasse. Er war ein guter Pilot. Zu den Luftstreitkräften kam er aus einem Fliegerclub und dort nimmt man, wie bekannt, keine Versager. Er musste eilig noch einen Instrukteur ausbilden und dann, zusammen mit diesem, die Piloten, die die Kampfmaschinen einfliegen sollten. Die Wahl fiel Oberstleutnant Bokal. Ein Scharfschütze, etwa 40 Jahre alt. Er war einer von wenigen, dem es Gesundheit und Erfahrung gestatteten den manöverreichen Luftkampf in geringen Höhen zu führen. Es sei bemerkt, dass er nach so einer Übung in einem Zustand aus der Kabine kletterte, wo man seine Fliegerkombi praktisch auswringen konnte. Da beide Piloten schon lange zu den Besten im Geschwader zählten war es wie so oft, dass Vorschriften nicht mehr so aufmerksam gelesen wurden, und die Bedeutung und Aufgabe einiger Instrumente und Schalter schon nicht mehr interessierten. Das Programm zu Vorbereitung von Bokal umfasste 3 Flüge bei einfachen Wetterbedingungen. Am 22. November 1979, die Schicht wurde als Tagflug bewertet obwohl es schon etwas dunkel wurde, verschwanden Chilkjewitsch und Bokal auf dem Doppelsitzer Nr. 53 mit donnerndem Triebwerk im feuchten Dunst, nach wenigen Minuten tauchten sie über der Bahn aus ihm wieder auf und meldeten voller Überzeugung fürs Protokoll: „Sicht beim Landeanflug 3 km!“ und verschwanden in die Zone. Nach einer halben Stunde rollte ihre MiG-23UB auf den Abstellplatz, die Piloten liefen ins Personalgebäude, tranken ihren Tee und rollten wieder zum Start. Diesmal schon in tiefer Dämmerung. Nach einiger Zeit verlor die Flugleitung die Maschine vom Schirm, die wachsame deutsche Polizei meldete kurz darauf, dass im Gebiet um Magdeburg auf einem Feld ein Flugzeug brennt und die Piloten daneben rumlaufen. Na, wenn sie noch laufen ist erstmal alles gut. Als die Mi-8 sie in das heimatliche Geschwader zurück brachte hatten ihre, von den Druckstellen der Sauerstoffmasken gezeichneten Gesichter den Ausdruck: „Oh Gott oh Gott, was habe ich da nur angerichtet?“ Sie katapultierten sich aus dem trudelnden Flugzeug bei 100 Metern. Sofort gab es die Version eines Ausfalls der Technik, diese hielt sich bis zum nächsten Morgen. Der Politstellvertreter des Geschwaders, der schon lange davon träumte einmal mit dem Ingenieurtechnischen Personal abzurechnen, beharrte erstmal auf seiner Meinung, dass die Maschine nicht richtig betankt war… Morgens, im schwachen Licht der Wintersonne, im leichten Dunst erkannte man die Ziegeldächer des Ortes, das Feld war dicht mit den smaragdgrünen Schösslingen der Wintersaat bedeckt. Das Bild wurde nur von den Resten verbrannten Metalls auf einem kleinen Hügel gestört. Das Flugzeug lag, wie so oft nach dem Trudeln, platt auf der Erde (man musste nichts ausgraben) und war fast vollständig verbrannt, die Datenschreiber waren aber gut erhalten. Für die Aufklärung der Havarie kam eine Kommission der Hauptverwaltung für Flugsicherheit unter der Leitung von I. I. Pstygo. So sah Zerbst, dank Bokal und Chilkjewitsch, sogar einen Marschall. Die größte Überraschung für die Piloten war die Existenz des Magnetofons MC-61, das auf einem Metalldraht sowohl den Funkverkehr als auch die internen Gespräche der Besatzung aufzeichnete und zwar vom dem Moment an, wo die Bordspannung eingeschaltet wird. Diese Aufzeichnung übergab man dem Leiter der Kommission als er begann, sich ein Bild über den Hergang des Flugvorkommnisses zu machen (die Widergabe erfolgt hier gekürzt und ohne Rufnamen).
Erster Start, Überflug der Bahn zur Bestätigung die einfachen Wetterbedingungen: Bokal (aus der hinteren Kabine): Überfliegen das Nahfunkfeuer, Chil siehst du die Bahn? Chilkjewitsch (aus der vorderen Kabine): Ja… Flugleiter: Melden sie die Sichtweite auf dem Landekurs! Chilkjewitsch: Sicht 3 km! Flugleiter: Ich erlaube den Abflug in die Zone. Chilkjewitsch (intern zu Bokal): Sitzt da so ein alter Knochen… Bokal: Haha…
In der Zone, bei der Überprüfung des SOUA: Bokal: Achte auf den Winkel. Chilkjewitsch: 18, 19, 20, 21, 22 … Bokal: Hast Du verstanden? Chilkjewitsch: Aha Bokal: Nun los! Chilkjewitsch: Sie will nicht! Bokal: Gib’s ihr! Chilkjewitsch: 24 Grad, los zusammen! Bokal: Chil, wir hängen gleich! Chilkjewitsch (erleichtert!): Na also…
Weiter hörte man ihr befreites Aufatmen und stöhnen.
An dieser Stelle winkte der Marschall beim abhören ab: „Ja, so mussten sie ja abstürzen!“ Weiter hörte er sich die Aufzeichnungen gar nicht mehr an. Die vom 2. Flug endete dann, nach ähnlichen Manipulationen, mit dem kräftigen Ausruf Bokals: „Chil, raus hier!“ Das war das Signal zum Katapultieren. Die zweite Überraschung für die Piloten (nach dem Magnetofon) war die Tatsache, dass SAOU das nahende Überziehen nur signalisiert, das Trudeln aber nicht verhindert, schon gar nicht aus ihm herausführt. So wurden dann beide für die fliegerische Arbeit gesperrt und als Flugleiter in andere Geschwader versetzt. Bokal war damit wohl sogar ganz zufrieden…
Eine Übersicht der Fliegerkräfte des Militärflugplatzes Zerbst
Charakteristisch war die Belegung mit dem 35. Jagdfligergeschwader. Innerhalb der 16. Luftarmee gehörte das Geschwader zur 126. Jagdfliegerdivision (Divisionsstab ebenfalls in Zerbst), weiterhin zur Division gehörten das 73. Garde Jagdfliegergeschwader in Köthen, 833. Jagdfliegergeschwader in Jüterbog.
Fliegertypen auf dem Militärflugplatz Zerbst:
Zu Beginn - MiG-15, danach bis etwa 1963 auch MiG-17 ca. 1955 bis 1964 Yak-25M bis 1969 MiG-19, parallel wohl auch 1965 bis 1969 MiG-21 1965 bis 1975 Yak-28P und Yak-28PM (siehe Absturz 26. 5.1973 Pietzpuhl) ab 1975 MiG-23 (siehe Absturz am 22.11.1979 bei Nedliz, F-246) Yak-Jagdflugzeuge gab es sonst fast nur auf den Flugplätzen in der SU. Zerbst war einer der ersten Plätze der GSSD mit MiG-19, aber nur kurzzeitig, dann wieder Yak's und auch die MiG-23, als einer der ersten Plätze in der GSSD.
Quelle: - Lutz Freund "Sowjetische Fliegerkräfte, Deutschland 1945 - 1994" und "Rote Plätze". - Kersten/Löffler/Parchmann/Stoof "Garnisonen der NVA u. GSTD--Standort Zerbst" 2010.
Magado-2 Wenn nicht anders ausgewiesen, dann Sammlung/Eigentum Magado Bilder/Beiträge dürfen "Nichtgewerblich" genutzt werden.
Am 23. und 30.9.16 wird der Beitrag in 2 jeweiligen ganzen Burger Volksstimmeseiten in der Elbe-Fläming-Roubrik veröffentlicht. Hatte gestern von der Redaktion die Nachricht erhalten.
Magado-2 Wenn nicht anders ausgewiesen, dann Sammlung/Eigentum Magado Bilder/Beiträge dürfen "Nichtgewerblich" genutzt werden.