Jetzt ist wieder etwas mehr Zeit und ich mache mal da weiter wo ich aufgehört habe. Unsere asiatischen Mitleser heiße ich wieder willkommen. Im Artikel 29 von Helmut ist ein Buch zum 30 britischen Korps erwähnt. Hat das jemand, bzw enthält das noch mehr Infos zum Thema? Bei meiner Suche zu den CAMERONIANS in MD gab es auch noch etwas „Beifang im Netz“ den ich nicht verschweigen will. Die von Helmut schon erwähnten Sherwood Rangers Yeomanry (SRY) hielten sich Anfang Mai mit ihrem HQ in Gnarrenburg, nord-östlich von Bremen auf. Sie unterstanden zu dieser Zeit der 8.Panzerbrigade als Panzerreserve des XXX. Korps. Die gesamte 8. Panzerbrigade verlegte am 22. Mai 1945 in den Raum Hannover. Die SRY nahmen in Ronnenberg bei Hannover Quartier. Einen Tag später besucht der Kommandeur der 8. Panzerbrigade um 14.30 Uhr Brennpunkte seines neuen Abschnitts. Hier gab es zahlreiche Vorfälle mit sowjetischen und polnischen Flüchtlingen. In der Hauptsache Diebstahl von Kleidung und Lebensmitteln, Diebstahl von Fahrrädern und versuchte Vergewaltigung. Am 24.Mai 1945 kommt es erneut zu Umgruppierungen. Die SRY unterstehen nun der 52. (Tiefland-) Infanteriedivision, die am gleichen Tag noch in Oschersleben eintrifft um im dortigen Hauptquartier der US-Armee das Kommando der 102. Infanteriedivision des 13. Korps bis zum 27. Mai 45 zu entlasten. Das passiert zeitgleich wie auch die CAMERONIANS nach MD verlegen. Wen wundert es, denn die CAMERONIANS als Teil der 156. Infanterie Brigade unterstehen nun gemeinsam der 52. (Tiefland-) Infanteriedivision. Am 6. Juni 1945 verließen die SRY Ronnenberg um nach Langenweddingen zu verlegen. Im Tagebuch der SRY ist für den 11. Juni 1945 folgendes erwähnt: "Major Ringrose hat neues Gebiet für RHQ ausfindig gemacht, Besuch des Kommandeurs 8. Armd Bde für Mittwoch angekündigt. Der Oberst nahm um 09.00 Uhr an der Konferenz in 156 Bde teil. auf die Frage der DPs. Regiment von hoher Stelle mitgeteilt, daß die Einnahme des Gebietes MAGDEBURG durch die Russen nicht zu leugnen sei.« Ob tatsächlich die DPs (Flüchtlinge) zu solchen Konferenzen eingeladen wurden und hier auch Fragen stellen konnten weiß ich nicht vielleicht ist die Formulierung auch der Übersetzung geschuldet. Laut Tagebuch der SRY verlegen am 15.6.1945 das Regiments HQ und die Stabskompanie morgens nach Groß Germersleben (hierzu später mehr) und die C Kompanie verlegte zur A Kompanie nach Klein Wanzleben. Die Aufgaben des Regiments wurden an das 10. Surrey-Regiment übergeben. Hier taucht plötzlich eine Einheit in unserer Region auf zu der ich hier in China leider nichts finden konnte. Aber da in meiner Quelle das Tagebuch zitiert wird müssen wir davon ausgehen das es so war.
„Ebenfalls am 15. Juni 1945 nahm der Oberst um 10.30 Uhr an der Divisionskonferenz in OSCHERSLEBEN teil. (welcher Oberst das war konnte ich nicht ermitteln da es am 10 Juni 1945 wieder eine Umgruppierung gab und die 52. (Tiefland-) Infanteriedivision von der 5. Infanteriedivision abgelöst wurde). Der Adjutant nahm an einer Routinekonferenz im MAGDEBURGER RATHAUS teil und entschied, dass deutsche Zivilisten im Falle einer russischen Machtübernahme nach Westen ziehen dürften, aber nicht zum Abzug ermutigt würden. Polen und westliche Staatsangehörige sollen nach Westen evakuiert werden." Offensichtlich bestand eine gewisse Angst bei den westlichen Alliierten das die Sowjets sich nicht an den vereinbarten Abzugsplan halten und eigenmächtig Tatsachen schaffen wollten. Das bestätigt auch ein Eintrag in das Tagebuch der SRY vom 18.Juni 1945 "Warnbefehl der 5. Division, im Falle einer Übernahme des Divisionsgebietes durch die Russen nach EINBECK zu verlegen." „Sgt. Weir, 31 Jahre alt, von der Aufklärungstruppe Sherwood Rangers, verlor sein Leben, als sein Dingo am Mittwoch, den 27. Juni 1945 in Oschersleben, außerhalb von Magdeburg, einen Lastwagen rammte und einen Bahndamm hinunterstürzte. Während Sergeant Weir sofort tot war, wurden L/Cpl.Bradley und Tpr.Crowhurst beide verletzt. Das Regiment war gerade nach Magdeburg verlegt worden, wo es zum ersten Mal auf seine russischen Verbündeten traf, die die andere Seite der Elbe kontrollierten, die durch die Stadt fließt. Sergeant Weir liegt heute auf dem Soldatenfriedhof Celle, nordöstlich von Hannover.“ Am 31. Juni 1945 begann die Operation Hammer. Dazu gab es um 14.30 Uhr eine Besprechung bei der 5. Infanteriedivision. Die B Kompanie (SRY) sollte bei der 15 Brigade verbleiben, der Rest des Regiments unterstand der 5. Infanteriedivision. Die Aufgabe bestand darin Kriegsgefangene von deren jetziger Position in ein neues Gebiet, 10km westlich der künftigen Demarkationslinie, zu eskortieren. Danach sollte das Regiment nach Einbeck verlegen. So der Plan. Am 1. Juli 1945 wurden deutsche Kriegsgefangene nach Westen in das Gebiet JERxHEIM (?)1691verlegt, eskortiert von C Kompanie, 12. Battalion King's Royal Rifle Corps (wieder eine Einheit die zum ersten mal in unserer Region auftaucht und zu der ich noch nichts finden konnte. Aber vertrauen wir mal dem Tagebuch) und Aufklärungstruppen. A- und C-Kompanie schirmten die Nord- und Südflanke der Marschlinie ab. Es traten keine Schwierigkeiten auf. Die Russen rückten vor, um die Linie östlich OSCHERSLEBEN zu stoppen. I.O. hat neue RHQ in SöLLINGEN übernommen. Kriegsgefangene die ihren Wohnsitz in den von den Sowjets besetzten Gebieten hatten wurden nicht nach Westen verlegt. Sie sollten im Raum HAMERSLEBEN konzentriert werden. Ob hier alles reibungslos über die Bühne ging wage ich mal zu bezweifeln. Wie die Konzentration erfolgen sollte und ob eine Übergabe an die Sowjets erfolgte ist nicht weiter erwähnt.
Danke Flieger aus Berlin. Wie schon angekündigt hab ich da noch was zu Groß Germersleben gefunden. Das, was der Major Ringrose da als Regiments HQ gefunden hatte, ist nicht geringeres als das Schloß in Groß Germersleben. Das im 16./17.Jahrhundert durch die Familie von Kotze erbaute schloßartige Gebäude wurde im Sommer 1945 von seinen Besitzern, der Familie von Byern noch bewohnt. Ein britischer Soldat des SRY der auf dem Gut seinen Dienst tat bestätigt das in einem Brief an seinen Onkel durch seine Ausführungen: "Die deutschen Kinder haben wirklich sehr nette Manieren. Es ist ein Vergnügen, die kleinen Mädchen einen Knicks machen zu sehen. Bitten Sie Ihre Mama, Ihnen einen Knicks zu zeigen…
…Ich lege Ihnen eine Visitenkarte bei; es ist eine echte Prinzessin, sehr lebendig, als ich sie das letzte Mal in einem...
... Ort namens Great Gemersleben sah. Sie ist jetzt alt, etwa 70, aber ihre Tochter, eine Gräfin, ist jung und spricht Englisch und sieht aus wie eine Prinzessin, es ist schade, dass sie Deutsche sind, denn sie sind so nette Leute und natürlich leben jetzt die Russen in ihrem Dorf." Erst mit der Übernahme durch die Übernahme durch die Sowjets verloren die von Byern ihr Hab und Gut wie alle „Großgrundbesitzer“ in der SBZ. Das Ganze gipfelte dann 1949 als Hans Wolfgang Henning von Byern (1924-2003) aus sowjetischer Kriegsgefangenschaft vermeintlich nach Hause kam und des Kreises verwiesen wurde. Heute stehen von dem Schloß nur noch die Grundmauern da es durch ungeklärte Brandstiftung 1999 ausbrannte. Die Familie kehrte jedoch nach Groß Germersleben zurück. Der selbe britische Soldat des SRY schrieb seinen Lieben nach Hause,(vermutlich) während seiner Zeit in Langenweddingen: Einmal bat er einen Bürgermeister um Hilfe beim Aufräumen, nachdem einige italienische Kriegsgefangene abgezogen waren, und er (der Bürgermeister) tauchte mit etwa 50 deutschen Hausfrauen auf, die den Ort in weniger als einem Morgen "aufräumten"... Gd. bot an, zu zahlen, und der Bürgermeister sagte: "Nein, es ist uns ein Vergnügen, sie haben sich alle freiwillig gemeldet... wir sind so froh, dass Sie hier sind und nicht die Russen..." Das große Erwachen kam dann im Juli! Diese beiden Monate im Frühsommer 1945 hatten es für viele in sich. Dachte man noch im Mai man hätte Glück gehabt und sei mit einem blauen Auge davon gekommen, wurden nun die alliierte Abkommen Realität. Angst und Schuldgefühle vor dem was nun kommt zwang viele noch zur Flucht. Zum einen wirkte hier noch die göbbelsche Propaganda nach zum anderen erlebte man nun am eigenen Leibe was Ilja Ehrenburg losgetreten hatte. Natürlich muß man auch sagen, daß vieles sehr viel gesitteter ablief als noch im Mai im Osten Magdeburgs und nicht jeder Rotarmist ein Messer zwischen den Zähnen hatte. Aber dennoch stand vielen eine harte Zeit bevor.
Ok, da Helmut so begeistert ist habe ich hier noch ein Buchtip:
"An Englishman at War" von James Holland
Die Kriegstagebücher von Stanley Christopherson Stanley Christophersons Tagebücher aus der Kriegszeit, die den gesamten Krieg umspannen und ihn vom Sommerlager in Yorkshire im August 1939 über Palästina, Tobruk, El Alamein, den D-Day und Nijmegen nach Berlin führten, sind eine erstaunliche Aufzeichnung. In dieser Zeit wurde Christopherson vom Juniorleutnant zum Kommandeur seines Regiments, der Sherwood Rangers Yeomanry. Es gibt kein anderes Kriegstagebuch, das mit diesem Umfang mithalten kann, das die Reichweite des Befehls innerhalb eines britischen Regiments demonstrieren kann oder das so viele der wichtigsten Gefechte der britischen Armee während des Zweiten Weltkriegs berührt. Ich hatte das große Privileg, diese Tagebücher bearbeiten zu dürfen, die in ihrer vollständigen Form etwa 300.000 Wörter umfassen. Ich habe Notizen und Kommentare hinzugefügt, um das Tagebuch zu kontextualisieren. Die Sherwood Rangers waren ein erstaunliches Regiment – sie haben mehr Kampfauszeichnungen als jede andere einzelne Einheit in der Geschichte der britischen Armee – und Christopherson stand im Mittelpunkt dieser außergewöhnlichen Errungenschaften.
Leider ist es bisher nicht übersetzt also nur in englischer Sprache erhältich aber das Buch gibt es auch im Kindl Format und wer in Besitz eines solchen Lesegerätes mit Übersetzungsfuntion ist der sollte uns am Ergebnis teilhaben lassen. Natürlich ist in diesm Buch die gesamte Kriegsteilnahme des Autors enthalten aber auch die Ereignisse in unserer Region sollen gut beschrieben sein. In jedem Fall soll es recht autentisch sein.
Hier nochmals die Frage ob jemand im Besitz des von Helmut ewähnten Buches zum 30.Kops The britsh Army in Germany ist?
Ich habe nur Notes on the Operations of 21 Army Group 6 June 1944 - 5 May 1945. Screibmascinenschrift 62 Seiten. Leider enthält das Dokument keine Angaben zu unserer Regin. Es endet am 5. Mai.
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Wenn es etwas Zeit hat, kann ich mich mal mit dem Buch beschäftigen (nicht Kindle). Bin aber erst nach dem 12.3. dazu in der Lage. Würde ggf. die entsprechenden Seiten übersetzen.