Ab 15.6.2018 bei mir erhältlich A5 Querformat Softcover
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Mit zwei Kronzeugenberichten....
Vorwort
Der verheerende 2. Weltkrieg neigte sich auch für Magdeburg seinem Ende zu. Die amerikanischen Einheiten der 2nd Armored Division und der 30th Infantry Division hatten unsere Elbestadt, die zuvor noch zur Festung erklärt wurde, am 17. April 1945 nach hartnäckigen Kämpfen in den Außenbezirken erstürmt. Vom 15. bis 17. April setzten sich noch zahlreiche kampffähige Wehrmachtsgruppen und SS-Trupps über die einzig verbliebene Elbbrücke auf das Ostufer ab. Hier versuchte die Kampfgruppe Adolf Raegener (Kampfkommandant Magdeburgs) infanteristisch und mit wenigen verbliebenen Artilleriewaffen die Elblinie zu halten. Zu diesem Zeitpunkt ahnte aber niemand, dass die Amerikaner an der Elbe stehen blieben und nicht mehr bis Berlin marschierten. Am 16. April 1945 hatte die Berlinoffensive der Sowjetstreitkräfte an der Oder-Neißefront begonnen. Die Sowjettruppen der 1. Belorussischen Front waren am 17./18.April noch weit entfernt von Berlin und der Elbe. Aber wenige Tage später sank der deutsche Widerstand gegenüber einer massenhaften Übermacht sowjetischer Armeen dramatisch mit höchsten Verlusten. Täglich trafen in Magdeburg-Ost Verwundetentransporte aus Richtung Osten in den Lazaretten ein, die ohnehin bereits Wochen vorher mit Verwundeten aus westlichen Rückzugskampfgebieten gefüllt waren. Die medizinische Versorgung der Schwerstverwundeten konnte kaum noch gewährleistet werden. Welche dramatischen Zustände im Standortlazarett am Margarethenhof am Herrenkrug herrschten, schildern nur wenige Berichte. Nur selten gelingt es neue Dokumente aufzufinden, die über die persönlichen Einstellungen und Handlungsweisen amerikanischer Soldaten während der Besatzungszeit Auskunft geben. Für Magdeburg konnten solche Dokumente ausfindig gemacht werden, die nun in Kopie dem Kulturhistorischen Museum übergeben wurden. Dazu gehört der Bericht von Joseph Puma von der D-Kompanie der 82. Aufklärer der 2. US- Panzerdivision und der besonders anschauliche Bericht des Sergeanten Melcom A. Moore, von der K-Kompanie des 117. Infanterie-Regiments, der 30. US Infanterie- Division, welches als Besatzungsmacht bis Ende Mai 1945 fungierte. Außerdem wurden dem Autor die After Action Reports der US-Einheiten und das Unit Journal 117th Infantry, 13 Apr – 29 Apr 1945, aus den USA zur Auswertung übergeben. Sergeant Melcom A. Moore schildert neben vielen anderen Episoden und Einstellungseinblicken, wie der deutsche Generalleutnant Kurt Dittmar einen Rettungsversuch schwerstverwundeter Wehrmachtsoldaten aus dem Standortlazarett zu den Amerikanern unternahm, scheiterte und dann in amerikanische Gefangenschaft ging. Aus dem Unit Journal 117th Infantry, 13 Apr – 29 Apr 1945 erhalten wir erstmals Kenntnis über die Dramatik eines Rettungsversuches durch den Lazarettarzt für etwa 300 Schwerstverwundete zu den Amerikanern, der aber ebenfalls scheiterte. Der einzige Kronzeugenbericht des damals schwerstverwundeten Gerhard Grabowski schildert die Zustände im Standortlazarett am Margarethenhof, als am 5. Mai 1945 Truppen der 370. Schützendivision der 69. russischen Armee Magdeburg-Ost erreichten und das Lazarett übernahmen. Schwesternpersonal, Sanitäter und Verwundete waren der Willkür sowjetischer Soldaten und GPU-Kommissaren ausgesetzt. Zwei große Massengräber auf dem Gelände des Standortlazaretts künden von den schrecklichen Ereignissen und der Hilflosigkeit der Schwerstverwundeten, von denen etwa 300 dem Tode geweiht waren. Es darf allerdings dafür auch nicht unerwähnt bleiben, das es nach dem Überfall auf die Sowjetunion 1941 deutsche SS, Mordkommandos und auch Wehrmachtangehörige waren, die bestialische Massenmorde an der sowjetischen Zivilbevölkerung und Kriegsgefangenen begangen. Kein Wunder, das sich Sowjetoffiziere, Soldaten und vor allem GPU-Kommissare nun im Siegesrausch über Hitlerdeutschland, angestachelt durch Ilja Ehrenburgs Aufrufe, "keinen Deutschen zu schonen", zu Wilkürhandlungen gegenüber kriegsgefangenen oder verwundeten Wehrmachtsoldaten und Zivilisten hinreißen ließen. Diese Dokumentation schildert zum Abschluss auch zwei Exhumierungsaktionen der einstigen Massengräber zum Westfriedhof. Der Autor möchte mit dieser Veröffentlichung an das damalige Geschehen im Standortlazarett erinnern und einer weiteren Verklärung der Gesamtsituation entgegenwirken, denn als dieses Thema vor einigen Jahren in einer Ausstellung in Magdeburg dargestellt werden sollte, wurde es mit dem Kommentar abgelehnt: „zu emotional!“ Gibt es denn überhaupt zu den Ereignissen des Kriegsendes in und um Magdeburg Erlebnisdarstellungen ohne Emotionen?
Helmut Menzel
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Ohne Emotionen wird nie eine gut gemachte Ausstellung abgehen. Diesen muss sich gestellt werden. Sonst überläßt man unter Umständen den falschen Leuten die Oberhoheit über die Bewertung der damaligen Ereignisse.