Gehört zu den Kindersoldaten: Einsatz und Verwendung von Fahrradbeweglichen Panzerjagdverbänden Bild entfernt (keine Rechte) Bild entfernt (keine Rechte) Bild entfernt (keine Rechte) Bild entfernt (keine Rechte)
Heute war dieser Zeitungsartikel nun auch in der Haldenslebener Ausgabe der V., wurde mir berichtet. Jemand aus Calvörde hatte deshalb bei mir angerufen.
Magado-2 Wenn nicht anders ausgewiesen, dann Sammlung/Eigentum Magado Bilder/Beiträge dürfen "Nichtgewerblich" genutzt werden.
Fehlt nur noch VS MD, aber das dauert wohl noch, bis die verantwortlichen Redakteure ihre Ignoranz aufgeben. Schade, denn diese oder andere Ausarbeitungen von Magado sind es wert, der Magdeburger Leserschaft ebenfalls zur Verfügung zu stellen MfG Wirbelwind
Frau Hönicke aus Burg, Telefoninterview Januar 2017 Helmut Menzel
1938 wurden die Häuser gebaut in denen die Offiziere vom Flugplatz Burg wohnten, war in der Breitscheid-Straße.
Kriegsende Als ich mit meiner Mutter und Bruder mit einem Handwagen beim heutigen Burger Küchenmöbelwerk, damals Holzstecke, wollten wir Feuerholz holen und da standen wir in der Promenade in einer riesigen Schlange an. Plötzlich hieß s, da oben kommen die Russen! Die kamen oben in der heutigen August-Bebel-Straße rein, mit Panzern. Blitz schnell löste sich die Schlange auf und alle rannten nach Hause. Die Russen kamen aus Richtung Alte Kaserne… An der Ihlebrücke war eine Panzerspeere aus Holzstämmen. Die durften wir später als Feuerholz wegholen.
Frau Meinke, damals Familie Festewig, erinnert sich. Telfoninterview, Jahrgang 1930
Januar 2017, Helmut Menzel
Frau Meinke, damals Festewig, wohnte vor 1945 in der Deichstraße. Ich ging damals in die Burger Mittelschule und bei Fliegeralarm fiel die Schule aus und wir liefen schnellstens nach Hause bei Voralarm. Wir suchten dann immer einen Luftschutzkeller in der Zerbster Straße auf. Das war ein alter Bierkeller in der Nähe von Seifen-Haase an der Brüderstraße. Ich erinnere mich an den großen Luftangriff auf den Burger Flugplatz im April 1945. Die Mittelschule wurde dann während des Krieges aufgelöst und in ein Hilfslazarett umgewandelt. Für unseren Schulunterricht wanderten wir zu anderen Schulen in Burg um irgendwie Unterricht zu erhalten. Als die Russen nach Burg kamen, war ich zu Hause, keine Schule… In Burg war noch etwas Wehrmacht, oben am Kanal. Auch in unserer Straße waren Soldaten. Wir und andere in der Nachbarschaft hatten im Keller noch Wein. Das gaben wir denen. Dafür bekommen wir von den Lastkähnen vom Kanal, Hausschuhe, die dort beladen waren. Kurz vor meinem Geburtstag im Mai 1945 kamen die Russen, mit Panjewagen. Die standen in unserer Straße (Deichstasse 2). In der Deichstraße befand sich eine Panzersperre. Die Russen in unserer Straße klopften an die Haustüren und suchten zur Einquartierung große Zimmer. Auch im Saal des Konzerthauses quartierten sie sich ein. Sonst wurden wir nicht belästigt. Von Bekannten aus Krüssau weis ich, daß die Russen in Krüssau dolle hausten…bei den Großbauern und die Landarbeiter mussten dort in die Scheunen ziehen.
Horst Vahldieck, W.-Külz-Str. 21, Burg,
Interview durch Helmut Menzel, 27.2.2017
Horst Vahldieck, Jahrgang 1932, geboren in Burg, in der Oberstraße beim Bäcker Krieg in der Nähe. Vater war Elektriker bei Mundlos, die während des Krieges Pumpen für Flugzeuge bauten. Da er 1888 geboren war, ist er zum Volkssturmmann in Burg gewesen, der ja zum Glück nicht mehr zum Kriegsende zum Einsatz kam, weil der Volksstürmführer dies zu verhindern wusste. Außer Panzerspeeren und Übungen an der Pz.-Faust gab es hier in Burg nichts. Von der Oberstraße sind wir dann in die Neue Siedlung in die Scharnhorststraße, ganz am Ende der Siedlung gezogen. Hinter unserem Grundstück war Acker und freier Blick zum Fliegerhorst. Hier war auch die Fliegersiedlung des Flugplatzes. Am 10.4.1945 stand ich 13 Jahre alt mit einem gleichaltrigen Kumpel auf der Straße in der Siedlung und sahen wie die amerikanischen Bomber angeflogen kamen in größerer Höhe. Die waren nur als größere silberne Punkte zu shen, Staffel für Staffel im Anflug Das vibierende Brummen war bereits vorher zu hören und wurde zunehmend lauter bis wir sie sahen. Und dann sahen wir, wie die Bomben aus den Flugzeugen herauspurzelten und Richtung Flugplatz herunterkamen. Die Bomber kamen aus Richtung Nordwesten, über Burg schwenkten sie plötzlich nach Südosten direkt auf den Flugplatz zu. Erst dachten wir, sie würden, wie so oft nach Berlin weiterfliegen. Diesmal war es aber anders. Kurz nachdem die ersten Bomben herunter kamen, hörten wir schon die ersten Detonationen und die Erde begann zu beben. Das ganze spielte sich ja nur 1 ½ km entfernt ab. Dann war der Flugplatz in Rauchwolken gehüllt. Jetzt holten unsere Mütter uns von der Straße in die in den Gärten angelegten Bunker aus Holz und Erde (Splitterschutz). Die Siedlungshäuser warn ja nicht unterkellert. Dieser Bomberangriff dauerte nur etwa ¼ Stunde. Dann sind wir wieder aus den Erdbunkern heraus gekrochen um zu schauen, was los war. Der gesamte Fliegerhorst war in Rauch und Dreckwolken gehüllt. Später gingen wir zum Flugplatz und sahen 4 Hangars und die ausgebrannten Werkhallen. Der Platz selber war auch mit Bombentrichtern übersät. Die Rollbahnen darauf aus Beton, waren aber nur wenig beschädigt. Die Unterkünfte/Kasernen wurden nicht getroffen, weil die zwischen den Waldungen standen (nach dem Krieg sprengten die Russen die restlichen Rollbahnen und die Betonbrocken wurden auf eine Halde geworfen, von wo sich die Einwohner, auch aus unserer Siedlung diese wegholten um Einfriedungsmauern für die Grundstücke oder Ställe zu bauen). Die Kaserne ist heute die Clauswitz-Kaserne. Nach dem Krieg wurde sie wieder Instand gesetzt –Flüchtlingsunterkünfte – (Waldfrieden) bis 1947 etwa, dann zog die KVP dort ein. Nach diesem Luftangriff standen noch viele Flugzeuge auf Abstellflächen herum und in den Waldungen. Die standen da, zwar beschädigt, noch bis 1946 herum, bis sie nach und nach verschrottet wurden (He 111, Ju 88). Wir Bengels kletterten da in ihnen noch herum. Der Krieg war ja noch nicht zu Ende. So erlebten wir mehrere Jagdflieger-Angriffe im Tiefflug. Die beschossen alles was sich im Areal bewegte. Auch unsere Siedlung wurde mehrmals beschossen. Auch mein Vater wurde beschossen, als er nachmittags von der Arbeit kam, auf dem Feldweg. Er konnte sich nur in den Straßengraben retten. Meistens flogen die mehrmals an, direkt über dem Flugplatz um erneut Zivilisten anzugreifen. Im April 1945 war ich mit meinem Vater auf unserem angrenzenden Acker um Kartoffeln zusetzen. Da kamen sie wieder an und wir retteten uns in den Graben. Als im April 1945, wird der 16.4. gewesen sein, griffen amerikanische Jagdflieger den Flugplatz im Tiefflug an. Die leichte Vierling-Flak schoss auf sie vom Rand des Flugplatzes. Das waren Flak-Helfer. Die Flieger beschossen auch die Flakstellungen und dabei starben einig Flakhelfer. Wir hatten das aus allernächster Nähe beobachtet, aus einem Bombentrichter in der Nähe. Dann sind wir abgehauen… Ein viermotoriger Bomber wurde mal abgeschossen und kam bei Sperrfelds (Geschäft) an der Grabower Chaussee runter, hinter Ober Gütter. Das war kurz vor der Kurve (Ende 1944). Wir hatten öfter von der Siedlung aus Luftkämpfe beobachteten können und sahen hin und wieder, wie die Besatzungsmitglieder heraussprangen und mit Fallschirmen herunter kamen. Die Trümmer des abgestürzten Bombers langen von Ende 1944 noch lange Zeit im Wald verstreut. Ich erinnere mich auch daran, wie man Ende April noch Verteidigungsgräben mit MG-Nestern über den Acker bis zur Siedlung errichtete. Der Volkssturm musste das ausführen. Soldaten halfen. Die waren dann auch in der Siedlung und am Rande der Siedlung lagerte man Panzerfäuste und Munitionskisten, aufgestapelt. Die wurden später von den Russen weggebracht. Noch bevor die Russen kamen waren die deutschen Soldaten vom Fliegerhorst, aus den Verteidigungsstellungen verschwunden. Ich kann mich auch noch daran erinnern , als die Russen kamen. Da standen die russischen Panzer rechts und links an der Grabower Landstraße in Reihen bis zur Siedlung. Zuvor waren sie in Grabow eingerückt (4.5. und dann zogen sie bis Burg vor). Auch auf dem Feldweg zur Neuen Kaserne hin standen Sowjetpanzer. Es dauerte nicht lange, da kamen schon die ersten Sowjetsoldaten in die Häuser um sie zu durchsuchen, nach deutschen Soldaten und erste Wertsachen wurden mitgenommen. Tage später nahmen die Plünderungen zu und auch die ersten Vergewaltigungen gab es. Die Panzer wurden dann in der Neuen Kaserne untergebracht und von den Russen besetzt. Die Panzer fuhren auch von der Grabower Chaussee auf dem Feldweg hinter der Kaserne zur Zerbster Chaussee. Eine Panzersperre stand an der Zerbster Chaussee gleich hinter der Kreuzung Grabower Chaussee und eine in der Grabower Chaussee in der Nähe/Höhe Kleinbahngleis, Ortseingang Burg, wo heute die Autobahn steht. Als die Amis schon an der Elbe standen, schossen die bis Burg herüber mit Artillerie. Dabei wurde auch die Stärkefabrik hier in der Nähe getroffen. Ich konnte direkt beobachten wie die Fabrik kaputt geschossen wurde und der Schornstein einstürzte. In die oben erwähnte Verteidigungsanlage (Graben zwischen Siedlung und Flugplatz) waren auch die leichten Flak-Geschütze des Flugplatzes eingebaut gewesen. Später haben wir Bengels die Leuchtspurmunition aus den Flakstellungen geholt und wir spielten damit herum. Es kam zu Unfällen dabei. Einer verlor einen Arm, da war eingewisser Rohde uns ein Höhnicke und Meier kamen dabei ums Leben. Das war eine Gruppe von 6 oder 7 Jungs. HJ-Einsatz. Deutsch Flüchtlinge wurden in Burger Häuser, auf Dachböden einquartiert. Wir von der HJ mussten dabei helfen, die Sachen hoch zuschleppen. Das waren die Häuser in der Niegripper Chaussee/Überfunder. HJ-Ich und die Jungs unserer Siedlung war im Fähnlein 4. Burg hatte 4 Fähnlein… Bernhard Konkulewski war unser Fähnleinführer (Gymniasiast). Das war der älteste Sohn vom Kohlenhandel –Konkulewski. Und Krüger (später Dr. Krüger), die waren Fähnleinführer in Burg. Mit denen waren wir zusammen, in dem Jungvolk-Sommerlagern/Wehrertüchtigung in Altengrabow-Rosenkrug. Das war immer in den Schulferien. Hans Schnelle aus der Siedlung war damals unser Jungzug-Führer. NKWD-Verhaftungen Unter anderem wurde Hans Schnelle aus unserer Siedlung als Werwolf denunziert und von den Russen abgeholt und verhört, einige Tage eingesperrt, aber wieder entlassen. Thema Zwangsarbeiter/Fremdarbeiter in Burg Am Rande des Burger Flugplatzes gab es eine Barackensiedlung für Zwangsarbeiter, Höhe Gütter. Vorher war da der RAD drin. Die Zwangsarbeiter hatten noch bis zuletzt auf dem Flugplatz gearbeitet, als man die Landbahnerweiterung baute. Eine Lorenbahn brachte aus den nahen Sandgruben den Sand heran… In Burger Betrieben waren Fremdarbeiter auch an Maschinen eingesetzt und auf Bauernhöfen im Bereich Burg. Auf den Gütern Pietzpuhl und Grabow waren besonders viele Zwangsarbeiter in der Landwirtschaft beschäftigt. Der Aufseher kam da öfters zu Pferd angeritten und trieb diese Zwangsarbeiter auf den Äckern zur Eile an.
Frau Schuh aus Burg, Jahrgang 1934 wohnte in der Siedlung Grabower Chausse
Telefoninterview Februar 2017, Helmut Menzel
Wir wohnten damals ganz in der Nähe des Flugplatzes und ich konnte sehen, wie im April 1945 am Tage die Rauchzeichen über dem Flugplatz nieder gingen und dann kamen auch schon die Bomber und warfen Bomben ab. Tage später beschossen amerikanische Jagdflugzeuge auf alles was sich bewegte oder unterwegs war. An dem Tag, als der Burger Flugplatz bombardiert wurde und Fliegeralarm gegeben wurde, sind wir auch in unseren Keller gerannt. Seit längerer Zeit hatten wir unsere Betten bereits im Keller und wohnten mehr unten als oben. Einen Tag, bevor die Russen nach Burg kamen, hieß es, „Die Russen kommen!“ Die marschierten bereits Richtung Burg. An der Zerbster Chaussee z.B. hingen viele weiße Tücher aus den Fenstern zur Straße hin. Morgens, am nächsten Tag, als wir aufstanden, da waren dann die Russen bereits in Burg und hielten in den Straßen mit ihren Panjewagen… Das beobachteten wir durch die Fensterladenritzen. Nach Tagen hieß es, dass eine junge Frau in der Nachbarschaft von Russen vergewaltigt wurde. Eine Panzersperre war auf der Zerbster Chaussee bei der Kleinbahn. Ich erinnere mich auch noch, dass ein amerikanisches Flugzeug bei Ober Gütter abstürzte bei der Stärkefabrik, zwischen Grabower Landstraße und Ihle.
Abschrift Teddy
Magado-2 Wenn nicht anders ausgewiesen, dann Sammlung/Eigentum Magado Bilder/Beiträge dürfen "Nichtgewerblich" genutzt werden.
Gerhard Schwarz, Burg G. Schwarz Jahrgang 1935, war im April 1945 10 Jahre alt. Er erinnert sich an einen Luftangriff zwischen Grabow und Theeßen wo einige Bomben fielen. Er kann aber nicht genau sagen, ob das dem Flugplatz galt. Bei einem anderen Angriff fielen Bomben zwischen Flugplatz und Grabow, Polzuhn/Wolfshagen. Da wurde der Flugplatz kaum getroffen. Wolfhagen befindet sich ja am östlichen Zipfel des Flugplatzes. Der Angriff am 10.4.45 hatte den Flugplatz richtig erwischt. Flugzeughallen, Rollbahnen mit vielen Treffern und Bombentrichtern. Es war strahlender Sonnenschein am Tage. Burg liegt geographisch wie in einer Senke, oft dadurch im Dunst gelegen, deshalb von oben oft schlecht zu sehen. Das soll ein Grund sein, weshalb ein Luftangriff voll daneben ging. Wird Herbst 1944 gewesen sein (1.Angriff). Bei dem zweiten Angriff (10.4.45) war ich sozusagen dabei. Mit dem Nachbarsjungen, bei uns Breiter Weg 9, Hinterhof, sind wir aufs Pappdach gestiegen um den Luftangriff zu beobachten. Die Möbelfabrik „Stolberg“ nahm uns allerdings die komplette Sicht. Wir sahen die amerikanischen Maschinen am Himmel und wie die Bomber die Bomben ausklinkten. Die gingen dann aus unserer Sicht hinter dem Dach von FA Stolberg herunter und dann bebte die ganze erde bis zu uns spürbar. Ein Luftschutzwart entdeckte uns auf dem Hinterhausdach und holte uns runter, weil wir nicht im Luftschutzbunker waren. Bei dem letzten Angriff im April 45 (16.4.) waren es amerikanische Jagdflugzeuge, die auch Bomben warfen, auf den Flugplatz und dann ihre tiefen Runden über den Flugplatz drehten und auf alles schossen mit Bordwaffen, was sich bewegte. Auch de haben wir von unserem Haus aus sehen können.
Kriegsnede in Burg Herr Schwarz hat auch das Kriegsende in Burg erlebt, als die Russen kamen. Auf den Straßen Burgs waren etliche Panzerspeeren aufgebaut, aus Holzstämmen, zweireihig eingegraben, wie Kästen, und mit Kies, Steinen verfüllt, in der Mitte der Straße aber offen, sollten mit Baumstämmen geschlossen werden, was aber nicht geschah. Eine Panzerspeere war in der Zerbster Chaussee, dort durften wir uns auf einen Plattenwagen das Holz holen, die sollte abgebaut werden, Also bin ich mit meiner Mutter hingefahren, und wir rackerten so lange an den eingegrabenen Stämmen, bis wir den ersten herausziehen konnten. Die anderen gingen dann leichter raus, bis wir 4 oder 5 auf den Wagen geladen hatten. Als wir dann mit unserer Ladung nach Hause fuhren, sahen wir auf der Grabower Chaussee – Ortseingang Burg, an der Kreuzung Zerbster Straße, ein vierrädrigen russischen Schützenpanzerwagen ankam, mit zwei Mann Besatzung und ein russischen Offizier stieg aus und führte ein kurzes Gespräch mit einigen Burger Männern, die ich allerdings nicht kannte. Der Offizier versuchte mit wenigen Worten deutlich zu machen, wenn in Burg weiße Fahnen gehisst werden, dann wird bei der „Besetzung nicht geschossen.“ Der Schützenpanzerwagen drehte dann um und fuhr auf der Grabower Chaussee zurück. Das war am späten Nachmittag wohl 4.5.45. Am nächsten Tag wimmelte es in Burg breit`s von russischen Soldaten (5.5.45). Die sind dann über die Grabower Chaussee rein gekommen. Zu Hause, Breiter Weg 9, haben wir alles verbarrikadiert, so dass keiner so ohne weiteres reinkommen konnte. Die Panzerspeere Zerbster Straße befand sich zwischen Grabower Straße und Zerbster Tor, also ziemlich auf der Hälfte der Straße, wo die Kleinbahn sich befand. Im Breiten Weg gab es in einem tiefen Keller ein Weinlager wo sich die russischen Soldaten die Flaschen hoch holten und kräftig tranken. Da die aber kaum Alkohol gewöhnt waren, hatten sie dann auf den Straßen randalier. Wir hatten das Glück, dass wir in Burg das Knäke-Werk hatten. Jeder Haushalt durfte sich zwei große Kartons Knäkebrot holen, dunkles und helles. An der Elbe bei Parey ect. Holten sich die Burger Lebensmittel von den Elbkähnen. Als der Amerikaner bei Glindenberg an der Elbe war (13.4.45) setzte einige Tage später Artilleriebeschuss ein. An der heutigen Gerickestraße gab es einige Einschläge wo noch viele Jahre die Splitterwirkung an den Fassaden sichtbar waren. Auch die Dächer waren z. T. aufgerissen. Wir suchten unseren Hauskeller auf, denn sich oben in der Wohnung aufzuhalten, war zu gefährlich.
Abschrift Teddy
Magado-2 Wenn nicht anders ausgewiesen, dann Sammlung/Eigentum Magado Bilder/Beiträge dürfen "Nichtgewerblich" genutzt werden.
Die Rote Armee kam am 5.5.45 aus Grabow in Richtung Burg. Zuerst kamen T34, nicht sehr viel, aber dafür ein großer Tross mit Panjewagen mit je einem Pferd, Kühe und Solopferde angebunden hinterherlaufend. Die Panzer kamen Stadteinwärts durch die Grabower Landstraße und wurden sogar von Bürgern mit Blumensträuße beworfen/begrüßt. Die Panzer blieben ja nicht stehen und deshalb wurden die Blumensträuße auch nicht von den sowjetischen Soldaten aufgefangen… Kurz vor Burg hatte sich die Kolonne geteilt. Der Tross bestand nicht nur aus Panjewagen, sondern auch aus kleinen kastenartigen LKWs (Sis) auf den die Russen alles mögliche verstaut hatten. Die Sis-LKWs waren nicht grün, sondern grau gestrichen. Der eine Teil ging nach Burg und der andere Teil der Kolonne bog zum Flugplatz ab. Bei einem kleinen Wäldchen des Flugplatzes, wo während des Krieges die Flugzeuge gedeckt abgestellt wurden, legt die Rote Armee ein Lager an, eingezäunt. Dazu wurden Teile des Gehölzes abgeholzt. Die große Einzäunung hatte mehrere große Holztore. Da drinnen haben die Soldaten einige Tage übernachtet, in ihren geschlossenen Fahrzeugen, auf den Panjewagen und wohl auch vereinzelt in kleinen Zelten. Auch ihre Kühe und Pferde weideten dort, die sie mitgebrachten. Die Russen hatten ihre Verpflegung dabei. Dazu gehörten auch die mitgeführten Kühe und Pferde. Mehrmals wurden die Pferde und Kühe wie im Wilden Westen durch die Straßen getrieben, zur Tränke. So z.B. durch die damalige Scharnhorststraße bis zur Ihle (wo heute zum Flickschuhpark die Badeanstalt ist). Das geschah täglich hin und zurück. Später zogen sie in die neuen Kasernen, nach dem sie sie zuvor entkernt hatten, also alles ausgeräumt hatten, was ihre Vorgänger hinterlassen hatten. Das wurde vor der Kaserne auf der anderen Seite aufgekauft. Da die Burger Kinder neugierig waren und beim entrümpeln halfen, haben die Russen die Kinder in der Kaserne essen lassen. Das Essen war allgemein sehr fett, was wir nicht so richtig vertragen hatten. Das Flugplatzareal war aber nur kurzzeitig belegt (di4 Kasernenbauten des Flugplatzes). Hier war aber lange eine große Pferdeherde eingekoppelt. Straßensperren gab es etwa 7 in Burg. Eine war bei unserm Haus Kapellenstraße/Ende der Kapellenstraße nach Osten. Eine zweite in der Grabowerstraße (Bäcker Annicke?). Die waren aus Holzstämmen links und rechts, aber in der Mitte noch offen, verstärkt mit Metallplatten vom Walzwerk (ausgestanzte Metallplatten womit die Granathülsen hergestellt wurden). Der Flugplatz war ja am 10.4. 45 bereits zerstört und hatte keine Funktion mehr. Somit wurde der Flugplatz und auch die Flugplatzflak (leichte) zur Verteidigung eingesetzt. Die letzten einsatzfähigen Flieger/Jäger etc. sind lange vor dem Anrücken der Roten Armee noch gestartet und nach Norden geflogen. Das personal z.B. vom Kampfgeschwader 200, was nun noch vorhanden war, sollte nun die Verteidigungslinie errichten, von Siedlung Ost Grabower Chaussee bis Zerbster Chaussee im Halbkreis?! Mit Schützenlöchern, Schützengräben mit MG-Nestern und leichter Flak vom Flugplatz. Die Verteidigungslinie ging entlang der Siedlung bis fast zur Berliner Chaussee weiter. Die ehemaligen Offiziere haben bis dahin in der Scharnhorsterstraße gewohnt bei Waltritz. Hier in der Straße haben Kinderreiche keine Einquartierung erhalten, sonst wohnten Piloten bei den Leuten in der Straße (Kampfgeschwader 200, vorher Me 109 Piloten). Zum Bau der Anlage mussten die Piloten und Bodenpersonal vorher antreten, dann Anmarsch, Kinder hinterher. Als man der angetretenen Truppe eines Tages bekannt gab, dass Hitler in Berlin kämpfend gefallen ist, wurde das vom Kommandeur noch mit blumigen Worten getan. Danach war an der Verteidigungslinie relativ Ruhe und Ratlosigkeit. Am nächsten Tag wollten die Kinder aus der Umgebung wieder schauen was die Soldaten machen. Als sie hinkamen, stellten sie fest, das die Geschütze noch da standen, aber kein einziger Soldat mehr da war, alles war verlassen. Die Alten hatten ja schon Tage vorher immer wieder gesagt, das die Soldaten sich endlich fortscheren sollten, denn wenn der Russe kommt, dann wird hier alles kaputt gehen. Die Geschütze hatten die Soldaten vorher noch unbrauchbar gemacht.
Die Amis standen an der Elbe und hatten mit Artillerie bis Burg beschossen und die Kartoffelverarbeitungsfabrik und die Alte Kaserne beschossen und getroffen.
Als der Russe vor Burg ankam haben wir noch die sog. Stalinorgeln erleben können. Die schossen aus Richtung Grabow nach Burg - Rogätz bzw. darüber weg? über die Verteidigungslinie. Wir, die Kinder, haben die Raketen sogar traubenweise fliegen sehen. Die hatten einen ganz eigenartigen, singenden, jaulenden Klang. Da diese Raketenwerfer keine so große Reichweite hatten, können sie also auch nicht weiter als Grabow entfernt gewesen sein.
Als die Amis und Russen sich in Burg trafen. In der Kapellenstraße gingen sie spazieren. In der Pestalozzischule waren auch Kriegsgefangene Ungarn. Die wurden freigelassen. Die Amis waren in der Schule, bei Paschke, in der Kapellenstraße. Die sind Arm in Arm die Straße hoch und unter gegangen. Was die da gemacht haben, konnten wir Kinder nicht erfahren. Die Amis haben Schokolade verteilt, das haben wir ausgenutzt. Die waren in einer runden flachen Blechdose. Am anderen Morgen waren die Amis wieder weg.
Magado-2 Wenn nicht anders ausgewiesen, dann Sammlung/Eigentum Magado Bilder/Beiträge dürfen "Nichtgewerblich" genutzt werden.