Hallo Magado2, so unbekannt kann die Chronik Ummendorf von R. Vogel 1933-1946 nun doch nicht gewesen sein. Bekam heute gegen 12:58 Uhr die zweite Mail in der eine Mitarbeiterin des Bördemuseum Ummendorf mich darüber informierte das es eine Chronik (eigene Erlebnisberichte von R. Vogel gibt). Zu allen anderen Ereignisse bat man mich genauere Dateils zu nennen damit man die dementsprechenden Dokumente bereitstellen könnte. Gruß Teddy
Heute kam folgende E-Mail: Sehr geehrter Herr Schulze,
sicher ist Ihnen bei Ihren Recherchen Material über das Schicksal des polnischen Zwangsarbeiters Josef Smuda, geb. 9.3.1915, ermordet 21.1.1943 in Ummendorf, begegnet (z.B. in: Sie leben in uns fort. Herausgegeben von der SED Kreisleitung Wanzleben 1975). Zum 70. Todestag J. Smudas wurde 2013 eine 36 Seiten umfassende Broschüre - auf Initiative des Ummendorfer Bürgerforums und des Gemeinderates Ummendorf - herausgegeben, die Informationen und Unterlagen beinhalten. Von S. 10-14 gibt es den Abschnitt "Ummendorfer Zeitzeugen berichten", mit drei Kurzschilderungen. Die Broschüre ist über die Gemeinde in Ummendorf, bei Herrn Bürgermeister Reinhard Falke erhältlich. Sollten Sie diese bereits haben, um so besser. Weitere Erinnerungsprotokolle im Archiv des Börde-Museums stammen aus unterschiedlichen Orten der Region, befassen sich jedoch (nach erster Schnellsichtung von 3 Archivboxen) mit anderen Ereignissen und Zeitstellungen. Ihr Betrachtungszeitraum wird nur mit einigen wenigen Schilderungen, dann allerdings allgemeinen Charakters wiedergegeben.
Die 36 Seiten umfassende Broschüre zum 70. Todestag von Josef Smuda (auch in Schreibweise Zmuda in den Archivunterlagen anzutreffen) hat unser Pfarrer i.R. Gunther Hirschligau zusammengestellt. Das Material dazu stammt aus dem Börde-Museum und von Privatpersonen. Das Heft kostet nur 3 Euro. Schreiben Sie mir bitte gleich Ihre Adresse, dann erhalten Sie die Broschüre auf unkompliziertem Wege von mir privat geschenkt, da wir die Publikation nicht im Museum zum Verkauf haben. Ansonsten wird der Vorgang zu langwierig. Wenn das Gedenkbuch Landkreis Börde 1933 - 1945 fertig ist, gäbe es Interesse für die Museumsbibliothek.
Bezugmehmend auf meine Anfrage über den Einsatz von französische Kriegsgefangene und polnische,ukrainische Zwangsarbeiter/Fremdarbeiter in Ummendorf und Umgebung bekam ich soeben folgende Mail: Sehr geehrter Herr Schulze,
meines Wissens gibt es das, wonach Sie suchen, nicht eben mal kompakt. Ich werde noch mal sondieren, kann allerdings nichts versprechen.
bekam soeben folgende Mail: Sehr geehrter Herr Schulze,
auch bei meinem gestrigen Termin im wohlgeordneten und in einer Listung verzeichneten Bestand des Gemeindearchivs in Ummendorf konnten keine für Ihr Thema relevanten Unterlagen gefunden werden. Selbst die in meiner Freizeit durchgesehene Literatur erbrachte nicht die gewünschten Informationen. Im Archiv des Börde-Museums ist etliches Material zu Wanderarbeitern und Sachsengängern vorhanden, leider nichts zu Ihrem Projekt. Einige Kopien zu J. Smuda werden Sie, je nach Streiksituation bei der Post, noch erreichen. Mehr ergab die Recherche leider nicht. Gibt es nicht ggf. auf den Meldeämtern der Gemeinden Unterlagen?
Mit freundlichen Grüßen
Sabine Vogel
Wissenschaftliche Mitarbeiterin Börde-Museum Burg Ummendorf
Hallo Magado2, ich hatte heute um 12:20 Uhr ein sehr interassantes Telefonat geführt mit dem Zeitzeugen Herrn Wilfried Duwald. Dieser Zeitzeuge ist mir der Geschichte Ummendorf 1933-1946 sehr eng verbunden. Er sendet mir demnächst auf dem Postwege seine Erlebnisse und Begebenheiten eines französsischen Kriegsgefangenen zu. Auch über die in Ummendorf lebenden Ostarbeiterinnen (überwiegend aus Polen) hat er was zu berichten. Du solltest dich vieleicht wenn es deine Zeit erlaubt in Verbindung setzen (039409/934492) Gruß Teddy
Heute bekam ich per Post aus dem Bördemusum Burg Ummendorf die gewünschten Unterlagen. In der Chronik von Ummendorf, welche von Magado 2 hier im Forum veröffentlicht welche von Herrn Reinhold Vogel stammt, habe ich einen Zeitungsartikel vom Juli 1945 dessen Ereignisse nicht in der Chronik erwähnt werden. setze diese heute ins Forum.
Vor 20 Jahren in Ummendorf Der Zug der vierhundert Stürmisch hatte eine neue Zeit begonnen. Die Menschen fassten wieder Mut und Hoffnung. Viele folgten bereits den Aktivisten der ersten Stunde, griffen zu, wo immer es nötig war, legten Hand an mit beim Aufbau eines neuen Lebens. Besonders spürbar war dies, seit die Rote Armee am 1. Juli 1945 bei uns eingezogen war. Aber zugleich warfen die Verbrechen des vergangenen Systems noch täglich ihre Schatten auf das Leben im Dorf. Ich will erzählen, wie das aussah Eines Tages wälzte sich ein Strom von nahezu 40.000 Menschen vom Westen her in Richtung Osten durch Ummendorf. Sklavenarbeiter Hitlers aus den Werken und den Lagern Salzgitter und Watenstedt hatten zu Fuß den Weg nach Hause, nach Polen, Russland und in die Ukraine angetreten. Befreit drängten sie nun ihrer Heimat entgegen. Diesem Strom von Menschen nach Osten stand seit Mitte des Monats Juli ein anderer Strom von Menschen gegenüber, der vorerst planlos den Weg in das Innere Deutschlands suchte. Es waren Deutsche, die ihr Heimrecht in Polen und in der Tschechoslowakei verloren hatten, die ausgewiesen wurden und nun auf der Suche nach einer neuen Heimat waren. Erst Mitte des Monats August fanden diese wilde Wanderungen ein Ende. Danach kamen die Transporte organisiert und wurden hier in mehr oder weniger gut vorbereiteten Qur-tieren untergebracht. Übermenschliches ist in den Wochen und Monaten dieses Sommers 1945 von den Funktionären der Arbeiterparteien und der neuen Verwaltung geleistet worden. Aus dem Holz, das die Nazis für Panzersperren geholt hatten, wurden Betten für die Umsiedler gebaut. Alle Säle waren als Massenquartiere ein-gerichtet. Auf dem Burghof wurde eine Entlausungsstation eingerichtet, eine der notwendigsten Einrichtungen jenes Sommers, da überall Ungeziefer und Seuchen drohten. Eine der größten sozialen Leistungen des Jahres 1945 in Ummendorf war die Einrichtung einer Verpflegungs-station für die Umsiedler. Einige Zahlen mögen für sich sprechen: In der Zeit vom 24. Juli bis 1. August (also in neun Tagen) wurden an 4.086 Durchziehende je eine warme Mahlzeit und an weitere 3.432 Personen je eine Tagesverpflegung ausgegeben. Den Rekord hielt der 30. Juli. An diesem Tag wurden 718 Portionen warmes Essen und 620 Portionen Tagesverpflegung ausgegeben. Reinhold Vogel erzählte später oft davon, dass unter den Flüchtlingen eines Tages auch ein Baron von Üxüll war, der seine Besitzungen im Batikum verlassen hatte. Er war ein Nachkomme des einst auf der Burg Ummendorf ansässigen Geschlechts derer von Meyendorf. Reinhold Vogel wies den Baron auf diesen Umstand hin, darauf, dass hier nach 400 Jahren wieder den Fuß in eine der Stammburgen seiner Ahnen gesetzt und eine Nacht unter alten Dächern der fernen Vorfahren geschlafen hatte. Die Umstände unter denen das geschah, waren für den deutschen Baron wirklich nicht sehr erhebend. Sein Blick ging zum Burgturm empor, er mochte dabei an das baltische Schloß denken. Dann kommentierte er reinhold Vogels Eröffnungen lakonisch-resignierend, aber bemerkenswert nüchtern: „Hier wie dort – auf den Schlössern unserer Ahnen wehen heute rote Fahnen. Übrigens ist es ja wohl auch Ihr Wille und Ihr Werk Herr Bürgermeister?“ Darauf Vogels Antwort: „In der Tat, Herr Üxüll. Ich habe Anteil daran. Es ist die Konsequenz der Erfahrungen meines Lebens.“ Der Baron hielt sich darauf nicht lange auf. Er zog schnell westwärts weiter. „Leben Sieh wohl, Herr Bürgermeister, hier ist meines Bleibens nicht!“ Das waren seine letzten Worte. Vierhundert müde und hungrige Menschen kamen. Keiner von Ihnen war Baron gewesen, keiner hatte Schlösser besessen. Für sie war es gleich, in welcher der Besatzungszonen des Nachkriegsdeutschland sie eine neue Heimstatt fanden. Hauptsache, sie fanden überhaupt eine. Mit Taschen und Bündelchen und weinenden Kindern und mit über hundert kleinen und kleinsten Handwägelchen, auf denen sie ihre Habseligkeiten verstaut hatten, zogen sie hinter Bürgermeister Vogel her, einer ungewissen Zukunft entgegen. Unter diesen Menschen hatte der Geist der neuen Zeit bisher noch nicht Einkehr gehalten. Immerhin. Am Abend dieses Tages jedenfalls rollten sie nicht mehr über Schienenstöße. Sie hatten wieder ein dach über dem Kopf und waren von einer warmen Mahlzeit satt geworden. Zweihundert dieser neuen Bürger blieben in Ummendorf. Zweihundert gingen einige Tage später nach Hackenstedt, wo sie ihre neue Heimat fanden. Reinhold Vogel aber war an diesem Abend müde und zerschlagen wie nie zuvor in seinem Leben. In solchen Stunden begriff er aber auch immer deutlicher, wo die letzten Gründe lagen all das Schwere, das ihm und seinen Genossen zu tragen auferlegt war. Die Schwäche der Weimarer Republik, die Spaltung der Arbeiter-klasse, die Kapitulation der Führung der SPD vor Hitler, das alles rächte sich jetzt. Das alles musste er jetzt mitbezahlen. In diesen Stunden, am Kilometerstein 13,0, am Grab des Josef Zmuda, an der Spitze des Zuges der vierhundert Heimatsuchenden, da zog er seine lehren. Von hier an gehörte Vogel zu den entschiedenen Für-sprechern und Organisatoren der künftigen Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands. Nur sie war ihm Gewähr, dass sich die Not und der Schrecken von Faschismus, Krieg und Nachkrieg in Deutschland nicht noch einmal wiederholen können. Karl Schlimme Quelle.: Artikel im Börde Echo vom 15. 7.1965