Meines erachtens gibt es keine Gesamtdarstellung zum Werwolf. Überall nur Stückwerk. Die Deutschen hatten wohl in der Endphase selber keinen Überblick, wo sich überall diese Gruppen nach dem Inkrafttreten bildeten. Und selbst wenn, sind sie als Dokumente sicher noch in letzter Minute vernichtet worden, wie so manches Kriegstagebuch etc. Die Amerikaner berichten auch bei den Kämpfen im Harz von Werwölfen, die kurzerhand erschossen wurden, siehe die Literatur zu der Harzoperation aus deutscher und amerikanischer Sicht. Magado
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Wunderbare Zeitdokumente die Magado hier eingestellt hat. Sie zeigen deutlich wie die US Army gezielt nach Dingen und Personen suchen ließ. Ob es sich tatsächlich um Mitglieder der Werwolftruppe handelt sei mal dahingestellt. Dieser sagenumwobenen Partisaneneinheit, die sich außerhalb des Kombattantenstatus bewegte alles anzudichten wäre glaube ich etwas vermessen. Es hat sicherlich Sabotageakte gegeben die durch Mitglieder dieser Einheit begangen wurden aber es reichte oftmals aus in dieser unruhigen Zeit in der das Schießen zum Alltag gehörte eine Pistole zur „Eigensicherung“ mit sich zu führen um in die Schublade Werwolf zu fallen. Die Folgen waren oft schrecklich. Andererseits, wie konnte man in dieser Zeit die Guten von den Bösen unterscheiden? Präzedenzfälle wurden geschaffen die sich sehr schnell rumsprachen und den Respekt vor Kontrollen ansteigen ließen. Als dann im Juli die Rote Armee beidseits der Elbe das Kommando übernahm stand das Wort „Werwolf“ auf manch einem Urteil. Auch wenn das mal nicht so war. Aber die Quote war erfüllt. Ein Thema über das man stundenlang debattieren könnte ohne es auch nur ansatzweise zu klären. Fakt ist es hat die Organisation gegeben, sie haben Einsätze durchgeführt und sie bewegten sich außerhalb der militärischen Legalität fielen somit auch nicht unter die Genfer Konvention. spusu
Na, ja Magado. Wenn Du die Geschichte in Treseburg damit meinst, fühlten sich wohl die Amerikaner mehr an ihrer Ehre gekitzelt bzw. waren wütend darüber, was ein paar Halbwüchsige so alles bewirken können. Ähnliches wurde aus dem Harzvorland berichtet, wo Hitlerjungen den vorrückenden Amerikanern schwer zu schaffen machten und nach Gefangennahme einfach erschossen wurden. Gibt es denn irgendwelche Hinweise, ob es Aktionen des Werwolfes in oder um Magdeburg zur Zeit der amerikanischen besatzung gegeben hat? Mir ist schon bewußt, dass von den Allierten vieles als Aktionen des Werwolfes deklariert wurde, um ohne Gerichtsprozeß die Aufgegriffenen erschiessen zu können. MfG Wirbelwind
Ich bezweifele das es sich um Werwolfaktionen handelt. Werwolfaktionen fanden klassisch im Hinterland statt. Ich denke eher das man hier Kinder in HJ Uniform gesteckt hat dazu ihnen noch zwei Panzerfäuste und einen Beutekarabiner in die Hand drückten und nun mal los "Der Führer zählt auf euch". So angeknipst rannten die los Deutschland zu retten. Gott sei Dank gab es aber immer auch beherzte Menschen die solchem Treiben mit ein paar Ohrfeigen ein Ende setzten und die "Helden" heim schickten ehe sie auf richtiges Militär trafen. spusu
Hallo Spusu, vielleicht hätte ich mich noch deutlicher ausdrücken sollen. Selbstverständlich waren dies keine Werwolfaktionen! Den Amerikanern und auch Russen passte die Angst vor Werwolfaktionen in den Kram. So konnten aufgegriffene Hj-Jungs bei Bedarf ohne Rücksicht auf ihren tatsächlichen Status als Partisanen deklariert einfach erschossen werden und kein Hahn krähte danach. MfG Wirbelwind
Mein Freund Fr-Wh. Schulz aus Stappenbeck bei Salzwedel stellte sein Manuskript zur Verfügung
Tangermünde, 12. April 1945 Die 1000 jährige Stadt an der Elbe war zum Ende des Zweiten Weltkrieges für einige Tage in die Geschichte dieses furchtbaren Krieges direkt eingebunden. Bisher war die Stadt mit ihrer mittelalterlichen Kulisse vom Krieg verschont geblieben, obwohl sie fast täglich von den alliierten Bomberströmen überflogen wurde, und auf dem Bahnhof eine Flakbatterie ihren Standort hatte. Tangermünde war keine Garnisonsstadt, es gab aber ein Ausbildungslager der Fallschirmjäger. Am 12. April wurde die Stadt Kampfgebiet und bis zum Kriegsende und danach Zufluchtsort für Soldaten und Zivilisten, die auf der Flucht waren. Die 1933 erbaute und am 12. April 1945 gesprengte Elbbrücke wurde für Tausende zum Fluchtweg vor den Sowjets, und sie war Ziel der amerikanischen Verbände auf ihrem Vormarsch zur Reichshauptstadt Berlin, so meinten es zumindest die Frontkommandeure, nicht wissend, dass Eisenhower Stalin bereits Ende März signalisiert hatte, Berlin sei nicht das Angriffsziel der Westalliierten, sondern Süddeutschland und der Alpenraum. Die in der Nazipropaganda rumgeisternde „Alpenfestung“ wurde von Eisenhower ernst genommen. Zudem war Berlin für ihn nur ein Prestigeobjekt, für den er seine Soldaten nicht opfern wollte. Bis 1933 gab es bei Tangermünde nur eine Fährverbindung. Mit dem ständig zunehmenden Verkehr, auch auf den Straßen, wurde eine durchgehende Straßenverbindung von Ost nach West immer erforderlicher. Die Planungen für die Tangermünder Elbbrücke reichen bis in die Weimarer-Republik zurück. Nach der Inflation begannen erste Planungen zum Ersatz der Fährverbindung. Ein Gedanke war, die 1926 durch den Neubau freigewordene alte Eisenbahnbrücke bei Hämerten zu nutzen, indem man die erforderlichen Straßenanbindungen schaffen wollte. Dieser Gedanke wurde verworfen und der Neubau einer Brücke bei Tangermünde angestrebt. Der Kreistag in Stendal beschloss am 30. November 1926, dass die Elbbrücke bei Tangermünde zu bauen sei. Die Verhandlungen und Planungen mit den Reichs- und Landesbehörden begannen. Schließlich war es der Entwurf des Reichsbahnrates Dr. Ing. Weiß aus Stendal, der verwirklicht wurde. 1931 beginnen die Arbeiten an dem neuen Brückenbauwerk. Die Aufträge wurden am 19. Mai 1931 an eine Arbeitsgemeinschaft vergeben. Am 20. Juni begann man mit dem Setzen der Spundpfähle für die Brückenpfeiler und Wiederlager. Ende Oktober sind alle Pfähle gesetzt und die Wiederlager der Strombrücke montiert. Im Frühjahr 1932 begann man mit der Montage der stählernen Brückenkonstruktion und im Spätsommer 1933 ist die neue Brücke komplett fertiggestellt, inklusive der Straßenanbindungen und eines 1,75 Kilometer langen Deiches. Die gesamtkosten beliefen sich auf fünf Millionen RM. Die Einweihung am 10. September 1933 wird in die 1000-Jahr-Feier eingebunden und von den inzwischen an die Macht gelangten Nazis für ihre Zwecke propagandistisch missbraucht. Um 10.30 Uhr erfolgt die Übergabe der 850 Meter langen Brücke mit einem Aufmarsch von Partei und SA. Die Elbbrücke war ursprünglich als Eisenbahn-Straßenbrücke konzipiert. Aber erst Ende 1944 wurden Schienen über die Brücke verlegt und Anbindungen an die Strecken Stendal – Tangermünde und Havelberg – Genthin geschaffen. Dadurch war eine Umfahrung der Eisenbahnbrücke bei Hämerten möglich, falls diese ausfallen sollte. Allerdings sind auf dieser Strecke nie öffentliche Züge gefahren, sie wurde nur von einigen Militärtransporten genutzt. Die letzten Züge, die die Brücke passieren waren die Flack-Batterien von den Bahnhöfen Demker und Tangermünde.
Anmerkung: In Stendal auf dem Vorbahnhof, in Demker auf dem Bahnhof, in Tangermünde auf dem Elbgleis und dem Anschlussgleis für die Fabriken vom Bahnhof und in Hämerten auf dem Bahnhof waren vier auf Plattenwagen montierte schwere Flakbatterien mit jeweils 6 Geschützen aufgestellt. Das Funkmessgerät stand in der Nähe der Verladerampe auf dem Bahnhof in Tangermünde. Mit der Feuerleitung durch dieses Gerät konnten die Batterien auch bei Nacht und Bewölkung die Bomber bekämpfen. Vier weitere Eisenbahn-Flakgeschütze standen in Höhe der Beelitzer Tannen bei Arneburg.
Am 12. April 1945 versinkt der große Brückenbogen in der Elbe. Die Vorlandbrücke bleibt erhalten und wird wie die Stromfeiler bei der Instandsetzung 1959-50 unter Verwendung einer 1938 für den Mittellandkanal vorgesehenen Brücke und Teilen einer Pionierbrücke der Wehrmacht genutzt. Vormarsch Richtung Osten Mit dem Zusammenbruch der Westfront war der Weg nach Berlin für die amerikanischen Verbände frei. Ohne auf nennenswerten Widerstand zu stoßen, marschierten die Panzer-Divisionen des XIII. und XIX. Armee-Korps Richtung Elbe, gefolgt von den Infanterie-Divisionen. In hohem Tempo und mit Tagesleistungen von bis zu 100 km rollten die 2. und die 5. Panzer-Division zur Elbe. Die 2. Panzer-Division unter dem Kommando von Generalmajor White rückte aus dem Raum Wolfenbüttel mit ihren drei Kampfkommandos über Helmstedt, Schöningen und Oschersleben Richtung Magdeburg – Schönebeck vor. Am Abend des 11. April erreicht das Kampfkommando A die Stadtgrenze bei Ottersleben, schwenket dann nach Süden und errichtet am 12. April einen Brückenkopf bei Westerhüsen, der allerdings durch Einheiten der Division „Scharnhorst“ mit Unterstützung von Sturmgeschützen der Sturmgeschützschule Burg bis zum Abend des 14. April aufgerieben wird. Erfolgreicher ist die 83. Infanterie-Division, sie erreicht die Elbe am 12. April bei Barby und bereitet umgehend den Brückenschlag vor. Bis zum Nachmittag des 13. April ist ein Brückenkopf gebildet, am Abend steht die erste Brücke. Nachdem Panzer und Artillerie übergesetzt sind, kann der Brückenkopf gehalten werden. Die Brücke spielt eine wichtige Rolle bei der Evakuierung deutscher Verwundeter aus den Lazaretten in Beelitz und Belzig, sowie bei dem Geheimunternehmen „Aktion Violet“. Dabei handelt es sich um den Abtransport alliierter Kriegsgefangener vom 2. bis zum 4. Mai 1945 aus dem STALG XI-A in Altengrabow. Am 10. April bekommt das XIII. Armee-Korps als Sektor den Raum mit der nördlichen Begrenzung Celle – Wittingen – Salzwedel – Wittenberge und der südlichen Begrenzung Peine – Abbes Büttel – Kaltendorf – Gardelegen – Stendal zugewiesen. Für das Kampfkommando B wird als grobe Vormarschrichtung Roddens – Uetze – Seehausen vorgegeben und für das Kampfkommando A Gifhorn – Ehra – Fahrenhorst – Steimke – Cheinitz – Thüritz – Packebusch – Stapel – Meseberg – Elbe Fluss. Die 5. Panzer-Division (Generalmajor Lunsford E. Oliver) marschiert mit ihren drei Kampfkommandos aus dem Raum Gifhorn - Peine kommend in die Altmark ein. Das Vorauskommando des Kampfkommandos A unter Brigadegeneral Eugene A. Regnier erreicht am Abend des 10. April die Altmark bei Jahrstedt. Das Gro des Kampfkommandos folgt von Peine in einem Gewaltmarsch und erreicht am 11. April Bismark. Der Gefechtsstand zieht in Poritz unter.
Anmerkung: Die 5. Panzer-Division wurde am 10. Oktober 1941 aktiviert und im Februar 1944 nach Großbritannien verlegt. Dort erfolgte die weitere Ausbildung des Personals und Ausrüstung mit weiterem Material. Die Anlandung der Division erfolgte am 24. Juli 1944 im Abschnitt Utah Beach in der Normandie. Ab dem 2. August stand die Division im Kampf. Ihr Vormarsch führte über Le Mans – Falais – Argentan – Paris – zur belgischen Grenze, welche am 2. September erreicht wurde. Am 4. September wurde die Maas bei Charleville-Me’zires überquert und die Stadt Luxemburg am 10. September befreit. Eine Aufklärungsgruppe der Division überquerte am 11. September als erste alliierte Soldaten die deutsche Grenze. Am 14. September begann der Angriff auf die Siegfried-Linie bei Wallendorf, wodurch die Deutschen zum Rückzug auf Aachen gezwungen wurden. Nach dem Scheitern der Ardennen-Offensive säuberte die Division den Hürtgenwald und drängte die Deutschen bis an die Ruhr zurück. Am 25. Februar 1945 erfolgte der Übergang über die Roer und die Division war maßgeblich am Angriff des XIII. Korps zum Rain beteiligt, welcher am 30. März überschritten wurde. Im Anschluss daran marschierte in die Division in hohem Tempo über Münster – Bad Oeynhausen – Pattensen – Peine – Gifhorn / Meine – Ehra – Rohrberg / Klötze – zur Elbe, welche am 12. April bei Wittenberge, Werben und Tangermünde erreicht wurde. Von dieser Division sind im Kampf 570 Mann gefallen, 140 sind im Lazarett gestorben und 2442 wurden verwundet. Am 11. Oktober 1945 wurde die Division nach Rückführung in die USA deaktiviert.
Im Kampfabschlussbericht der 5. Panzer-Division steht: --- Das Kampfkommando A hatte am 11. April bei Tagesanbruch Peine eingenommen und gesäubert, es sicherte die Brücken über den Weser-Elbe-Kanal östlich der Stadt. Erkundungseinheiten wurde nordwärts von Peine ausgesandt, um in der Gegend von Gifhorn Fühlung mit dem Kampfkommando R aufzunehmen. Nachdem dieser Kontakt um 10.30 Uhr aufgenommen werden konnte, raste das Kampfkommando A los und unternahm gegen leichten Widerstand einen Vorstoß von 70 Meilen. Die von Kampfkommando A benutzte Route lag nördlich von Meine nach Ehra, dann östlich bei Barwedel nach Bergfeld – Ahnebeck – Böckwitz – Germenau – Kusey – Klötze – Kakerbeck – Neuendorf nach Poritz, den letztgenannten Ort um 22.00 Uhr erreichend. Dort wurden die Einheiten gesammelt und Nachtlager bezogen. Feindlicher Widerstand war über den Tag nur gering, Straßensperren oder einige wenige verstreute Panzer boten sich als Hauptbedrohung dem Kampfkommando A. Der Divisionsgefechtsstand und das 22. Panzerpionier-Bataillon, sowie das Kampfkommando B (abzüglich des 15. Panzergrenadier-Bataillons, welches zurückgelassen war, die Brücken bei Hameln zu bewachen) zogen weiter nach Lessien und gingen dort für die Nacht ins Biwak. Um 20.00 Uhr wurde die B-Kompanie des 85. Panzeraufklärungs-Bataillons von seiner Unterstellung an das Kampfkommando B entbunden und nach Klötze zur Sicherung befohlen. Um 20.40 Uhr kam vom XIII. Korps der Befehl an die Division, den Angriff am 12. April ostwärts fortzusetzen, um die Brücken über die Elbe in der Korpszone zu erobern und zu sichern. Falls die Brücken zerstört vorgefunden werden, sollen Erkundungen über geeignete Brücken-Baustellen eingeholt werden. Die Division hat sich entsprechend dem Korpsbefehl für den weiteren Vormarsch vorzubereiten. Aufklärung für den weiteren Vormarsch hat durch das 22. Panzerpionier-Bataillon und das 85. Panzeraufklärungs-Bataillon zu erfolgen. Dem Divisionstrain wurde für den 13. April der Abmarsch in die Gegend von Ehra befohlen. ----
Die Hauptkampfeinheiten des Kampfkommandos A, bestanden aus dem 46. Panzergrenadier-Bataillon (Major William H. Burton), dem 34. Panzer-Bataillon (Oberstleutnant Richard H. Jones), dem 47. (Oberstleutnant John B. Rosenzweig) und 71. Panzerfeldartillerie-Bataillon (Oberstleutnant Israel B. Washburn) und dem 557. Feldartillerie-Bataillon (Korpsartillerie). Hinzu kamen jeweils eine Kompanie vom 387. Panzerflak-Bataillon (Oberstleutnant Elmer I. Kennewig), vom 22. Panzerpionier-Bataillon (Oberstleutnant Fred E. Ressegieu), vom 628. Panzerjagd-Bataillon (Oberstleutnant William J. Gallagher), 85. Panzeraufklärungs-Bataillon (Major George C. Benjamin), 75. Sanitätsbataillon (Major Raymond J. Winkler), ein Zug von der 145. Nachrichtenkompanie (Hauptmann Glenn B. Welde) und Fahrzeuge der 3907. (Hauptmann Charles H. Dudlfy) und 3912. (Hauptmann Joseph L. Ziolkowski) Transportkompanie. Nach Sichtung der amerikanischen Unterlagen, muss man einschätzen, dass die Planungen für diesen Vorstoß wegen der kurzen Zeit, die zur Verfügung stand, ungenügend waren. Den Kampfkommandos waren die Elbbrücken zwar als Ziel genannt, sie wussten aber anfänglich nicht, welche sie im Einzelnen als Ziel hatten. Besonders gravierend waren die Auswirkungen in Tangermünde. Tangermünde lag an der Korpsgrenze zwischen dem XIII. und XIX. Armee-Korps und war ursprünglich dem 117. Infanterie-Regiment der 30. Infanterie-Division vom XIX. Armee-Korps zugewiesen. Erst am 12. April bekommt die 5. Panzer-Division die Stadt als Zielort übertragen. Das 117. Infanterie-Regiment marschiert am 13. April aus dem Raum Calvörde noch mit Ziel Tangermünde los und bekommt erst gegen 11.30 Uhr den Befehl nach Süden in Richtung Tangerhütte – Rogätz einzuschwenken. Der Schwenk erfolgt bei Hüselitz, dort trifft das Regiment auf Vorposten des Kampfkommandos A. Bei taktisch klugem Vorgehen und unter Ausnutzung des Überraschungsmoments hätte in Tangermünde die Chance bestanden, die Brücke zu nehmen. Aber wenden wir uns dem tatsächlichen Geschehen zu.
Lehrer Prange aus Neuendorf am Damm: ---- Am 10. April hörten wir, dass die Panzer der Amerikaner in Klötze seien. Am 11. April um ½ 8 Uhr (19.30 Uhr) Rollten die ersten Panzer durch unser Dorf. In Neuendorf setzte sich zum Glück keiner zur Wehr. Unser Dorf blieb ohne Schaden, ohne Zerstörung. Es folgten Panzer und Wagen bis 1 Uhr. Um ½ 1 Uhr wurde bei mir geklopft. Als ich die Tür öffnete, stand ein Amerikaner mit einem Gewehr im Anschlag vor mir. 10 Amerikaner folgten. Wir hatten alle Schränke und Kasten aufgelassen. Das Geld der Gemeindekasse trug ich bei mir. „Schlafen!“ gab mir der Führer zu verstehen. Alle Betten, auch die von unseren Evakuierten belegten sie. Wir mussten die Nacht im Keller zubringen. Am Morgen kochten sich die Amerikaner Kaffee, nahmen unser Geschirr aus dem Schrank. Aßen und tranken in der Küche, benutzten nicht einmal unsere Stube dazu. Um 9.00 Uhr verließen sie unser Haus, ohne uns ein Ei, Butter oder Brot genommen zu haben. Auch die Wäsche und Kleidung in den Schränken blieb unberührt. ---- (1)
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Am 11. April hat die Angriffsspitze des Kampfkommandos A Bismark erreicht. Dort wird eine größere Zahl Gefangene auf dem Saal von Pflogs Hotel eingesperrt. Die Bewachung erfolgte durch befreite französische Kriegsgefangene. Am 13. April war der Saal dermaßen überfüllt, dass die Gefangenen kaum noch sitzen konnten. Am 15. April begannen die Amerikaner mit dem Abtransport in die berüchtigten Rheinwiesen-Lager. In den Funksprüchen der Kampfkommandos an die Division wird immer wieder angefragt, wo Gefangenenlager eingerichtet sind und wie mit den Gefangenen zu verfahren sei. Weil man nur wenige Soldaten zur Bewachung zurücklassen will, greift man vor allem auf französische Kriegsgefangene zurück, bewaffnet diese und lässt sie die deutschen Gefangenen bis zum Abtransport bewachen. Ein weiteres Problem sind die vielen Kriegsgefangenen und Zwangsarbeiter, die auf die Straßen strömen, um die amerikanischen Soldaten zu begrüßen und dadurch den Vormarsch teilweise erheblich behindern. Am Morgen des 12. April besteigen die Panzermänner ihre Fahrzeuge und die endlose Kolonne des Kampfkommandos A setzt sich erneut in Bewegung. In Kläden biegen die Panzer rechts ab und umgehen in einem weiten Bogen Stendal über Vinzelberg – Lüderitz – Bellingen – Grobleben, um dann Tangermünde taktisch völlig unklug, da sich die einzunehmende Brücke im Norden der Stadt befindet, von Südwesten her zu erreichen.
In der Geschichte der 5. Panzer-Division im 2. Weltkrieg ist der Vormarsch nachfolgend beschrieben: ---- Am frühen Morgen des 12. April strebten Panzerlaute und Panzergrenadiere in Richtung Elbe. Leutnant Charles H. Taggerts leichter Panzerzug von der D-Kompanie des 34. Panzer-Bataillons fegte über Seitenwege und säuberte sie von Deutschen, die vor der dröhnenden Kolonne flohen. Leutnant Glen O. Garbers Jagdpanzerzug vom 628. Panzerjagd-Bataillon errichtete Straßensperren an Kreuzungen und schwenkte die langen 90 mm-Geschützrohre hoffnungsvoll auf die Flanken, in Erwartung, dass eine herumirrende deutsche Kolonne in Sicht kam. Die dröhnende Panzerkolonne fuhr weiter in Richtung Tangermünde. Den Männern musste nicht gesagt werden, dass an diesem Tag die Elbbrücke von Tangermünde eine der wichtigsten Brücken der Welt war. Sie wussten, wenn die Brücke unbeschädigt genommen werden kann, dann würde die 5. Panzer-Division, ohne Befehle oder strategische Pläne abzuwarten, direkt nach Berlin rollen. ----
Im Kampfabschlussbericht steht: Am 12. April wurde der Plan vom Vortag geändert. Der Grund dafür war, dass in der Zone des XIII. Korps nur eine Brücke über die Elbe, im Sektor des Kampfkommandos R bei Wittenberge existiert. Unter diesem Gesichtspunkt wurde beschlossen, dass das Kampfkommando A südlich in die Zone des XIX. Korps geschickt wird, mit dem Auftrag die Brücke bei Tangermünde an der Korps-Grenze einzunehmen und zu sichern. Das Kampfkommando A griff weiter zum Osten und Süden durch Brüchau – Winkelstedt – Wernstedt – Calbe – Karritz – Bismark – Kläden – Vinzelberg – Lüderitz bis zu den Außenbezirken von Tangermünde an. Das Kampfkommando erreichte diesen Punkt um 12.25 Uhr und von verschiedenen Quellen gingen Berichte ein, dass die Brücke noch intakt ist. Es wurde auch gemeldet, dass in der Stadt selbst starke Maßnahmen zur Verteidigung durchgeführt wurden, um den Fluchtweg für die noch westlich der Elbe befindlichen feindlichen Einheiten offen zu halten. Sogar als das Kampfkommando A der Stadt näher kam und während des anschließenden Gefechts um die Stadt und die Brücke, flohen noch Ströme von feindlichen Kolonnen über die Brücke. Vom Kampfkommando wurden alle Anstrengungen unternommen, um die Brücke unbeschadet zu nehmen, aber ohne Erfolg. -----
Im Kriegstagebuch der 5. Panzerdivision ist über das Kampfkommando A (CCA) vermerkt (Auszüge): Meldung Nr. Datum u. Uhrzeit Vorgänge – Mitteilungen – Befehle 67 11.04. 22.10 Uhr Von CCA: Plane Vorstoß auf Tangermünder Brücke morgens. Wünsche meine Streitkräfte komplett. Bitte schickt Ablösung an Punkt 34 und A/85. Verluste sehr gering, Treibstoff angekommen. 11 12.04. 02.40 Uhr Von CCA: 46. bei 585582 (Bismark), CCA A-Kompanien unvollständig sowie 47. bei 550585 (Döllnitz), 71. bei 565585 (vor Bismark), 557. bei 512559 (Neuendorf) zusammen mit Abteilung Jagdpanzer. Ein Zug der A-Kompanie in 472570 (Kalbe). 26 09.15 Uhr Von CCA: Führende Einheit bei 660519 (Kläden-Badingen) um 09.05 Uhr 32 10.07 Uhr Von CCA: Führende Einheit bei 685450 (Wittenmoor) um 10.00 Uhr. 34 10.35 Uhr Von CCA: Führende Einheit bei 717432 (Windberge) um 10.30 Uhr. 37 10.50 Uhr Von CCA: Wir müssen für die sichere Durchführung unseres Auftrages Luftunterstützung haben. Haben Flugzeugangriff bei 724432 (Lüderitz). 38 11.13 Uhr Von CCA: Führende Einheit bei 730415 (Gr. Schwarzlosen) um 10.50 Uhr. 41 11.28 Uhr Von CCA: Führende Einheit bei 782428 (Bellingen) um 11.20 Uhr.
Anmerkung: In Bellingen treffen die Amerikaner in der Nähe der Kirche auf eine Gruppe deutscher Soldaten, die von Tangermünde her aufklären sollten. Es kommt zu einem Feuerwechsel, bei dem drei deutsche Soldaten dieses Vorhaben mit dem Leben bezahlen. (3)
45 13.02 Uhr Von CCA: Führende Einheit bei 825443 (Grobleben) um 11.55 Uhr. 51 14.19 Uhr Von CCA: Führende Einheit bei 872462 (Neustadt Tangermünde) um 14.15 Uhr. 52 14.30 Uhr Von CCA: Stadt hartnäckig verteidigt durch 300 Mann Offiziersanwärter verstärkt durch Garnison. Stadt brennt. Feuer frei für die aufräumende Infanterie. 53 14.35 Uhr Von CCA: Brücke scheint intakt. Burschen wollen Brückenkopf halten. Fordere eine Abteilung zur Verstärkung und unverzügliche Luftunterstützung. 55 15.30 Uhr An CCA: Infanterie-Abteilung jetzt nicht verfügbar. Falls und wenn Sie die Brücke einnehmen und sichern, werde ich Sie mit Kampfkommando B verstärken. 59 16.36 Uhr Von CCA: Brücke um 15.50 Uhr gesprengt. Stoße zur Eisenbahnbrücke 8952 (Eisenbahnbrücke Hämerten) vor. 60 12.04. 16.45 Uhr Von CCA: Kommandeur des 46. (46. Panzergrenadier-Bataillon, Major William H. Burton) mit Stadtkommandanten bei 8847 (Ausgang Tangermünde an der Straße nach Stendal) Verhandlungen zur Kapitulation. Wir bereiten entsprechend Anweisung um 16.36 Uhr Vorstoß zum nächsten Objekt vor. 64 18.15 Uhr Von CCA: Tangermünde kapituliert um 17.45 Uhr. Kleinere Gruppen werden durch deutschen Kommandanten informiert. Kommandeur 34. Panzer-Bataillon (Oberst Richard H. Jones) führt und bearbeitet Verhandlungen. 71 19.23 Uhr Von CCA: Andere Brücke um 18.30 Uhr gesprengt. 82 20.42 Uhr Von CCA. Gefechtsstand im Gebiet 862458 (Siedlung vor der Neustadt) eingerichtet.
Frau Anneliese Neuling berichtet: --- Ich wurde 1943 zur Arbeit in die Silva-Metallwerke, eine Munitionsfabrik bei Genthin verpflichtet. Ich habe dort als Schreibkraft in einem Büro gearbeitet und hatte dort auch mit den Frauen aus dem KZ-Lager zutun. Weil ich eine Ausbildung als Rotkreuzhelferin absolviert hatte, wurde ich neben meiner Arbeit für den Dienst als Sanitäts-Schwester eingesetzt. Wenn ich dienstfrei oder Urlaub hatte, bin ich zu meinen Eltern nach Salzwedel gefahren. Mein Vater hat bei der Post im Fernmeldedienst gearbeitet. Am 12. April 1945 wurden in Genthin die Panzersperren geschlossen und im Werk machten sich die ersten Auflösungserscheinungen bemerkbar. Ich bin mit dem Zug um 5.30 Uhr vom Bahnhof Genthin-Wald, Betriebsbahnhof, nach Jerichow gefahren. Von dort bin ich zu Fuß zur Brücke Tangermünde gelaufen. Züge sind in diese Richtung nicht mehr gefahren. Gegen 10 oder 11 Uhr bin ich an der Brücke angekommen. Auf der Brücke war in beide Richtungen starker Verkehr. Fahrzeuge, Zivilisten und Soldaten waren in beide Richtungen unterwegs. An der Brücke wurde ich von einem jungen Leutnant angesprochen, der mich um das rote Tuch gebeten hat, welches ich mir umgebunden hatte. Ich wollte wissen, warum er das Tuch haben wolle. Er sagte, „Die Brücke wird zur Sprengung vorbereitet und er sei der verantwortliche Offizier. Das Tuch wolle er sich umbinden, damit jeder erkennen kann, dass er der Verantwortliche sei.“ Die Vorbereitungen zur Sprengung schienen schon begonnen zu haben. Von einem LKW wurden Kisten abgeladen und unter die Brücke gebracht. Nachdem ich ihm das Tuch gegeben hatte, sagte ich ihm, ich müsse noch nach Salzwedel. Dann kam ein LKW mit Nachrichtenhelferinnen aus Rathenow, die nach Gardelegen wollten. Diesen LKW hat er angehalten und den Fahrer gebeten, er möge mich mitnehmen. Er hat mich noch auf den LKW geholfen. Wir sind dann an Stendal vorbeigefahren und wurden plötzlich vor Vinzelberg beschossen. Ich hatte mich schon gewundert, warum unsere Luftwaffe immer mit einem kleinen Flugzeug herumkurvt. Erst später habe ich erfahren, dass es ein amerikanisches war. Der Fahrer hat gestoppt und uns aufgefordert, wir sollten den LKW verlassen und in den Wald flüchten. Die Nachrichtenhelferinnen wollten zurück nach Stendal. Ich hatte ihnen zuvor angeboten, ihre Uniformen auszuziehen und sich aus meinem Koffer Zivilsachen anzuziehen. Sie lehnten aber ab. Ich bin dann zu Fuß weiter nach Vinzelberg. Die Nachrichtenhelferinnen und der Fahrer sind in Richtung Stendal gegangen. Die Straßen waren voller amerikanischer Fahrzeuge, Panzer, Schützenpanzer, LKWs und immer wieder Rotkreuz-Fahrzeuge. Ein Amerikaner hat mich dann angehalten und meinen Koffer durchsucht. Er hat meine ganzen Kleider auf die Erde geschmissen. Ich habe die Sachen dann alle wieder eingepackt. Das war meine erste Begegnung mit einem Schwarzen. In Vinzelberg habe ich auf einem Bauernhof gegessen. Die Tochter des Bauern war ebenfalls in Genthin in den Silva-Metallwerken gewesen, sie war aber schon zuvor entlassen worden. Bei dem Bauern habe ich auch meinen Koffer gelassen und bin dann zu Fuß weiter nach Bismark. Den Koffer hat mein Vater nach dem Krieg abgeholt. Vor Bismark habe ich dann eine Polin getroffen, die gut Deutsch gesprochen hat. Sie hat mich vor ein Betreten der Stadt gewarnt. Die Amerikaner seien durch Bismark durch und die Stadt sei fest in der Hand von bewaffneten Polen und zudem sei bereits Sperrstunde für alle Deutschen. Sie hat mich bis zum Friseur Busse in Bismark begleitet. Man bedenke, eine Frau, die solch Unrecht erfahren hat, hilft einer Deutschen. Bei Busses habe ich dann die Nacht verbracht. Herr Busse hat noch in Salzwedel angerufen und bescheid gegeben, dass ich auf dem Weg bin. Am nächsten Tag bin ich dann auf Feld- und Waldwegen weiter. Unterwegs habe ich noch versprengte deutsche Soldaten getroffen. In Liesten habe ich die Nacht bei Fritz Tiedge verbracht. Von Liesten hat man dann in Mahlsdorf bei Tante Fettköther Bescheid gegeben, das ich dort angekommen bin. Ein junger Mann hat mich am nächsten Tag mit einem Fahrrad abgeholt und ich habe bei der Tante noch gefrühstückt, bevor ich nach Salzwedel weitergegangen bin. In Krienau fuhren schon die amerikanischen Panzer und LKWs nach Salzwedel. Als ich dort am Nachmittag des 14. April über den Wiesenweg angekommen bin, stand in der Neutorstraße an der Comenius-Schule bereits ein amerikanischer Panzer. Ich kam aber unbehelligt in unserer Wohnung im Nordbockhorn an. (2)
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Anmerkung: Die Silva Metallwerke Genthin GmbH, Werk Liesewald, war eine Tochter der Polte OHG Magdeburg und der Silva Metallwerke GmbH Magdeburg. Aufgabe des Betriebes war die Herstellung von Infanterie- und Bordwaffen-Munition für Flugzeuge und leichte Flak-Geschütze. Mit dem Bau wurde im Frühjahr 1935 begonnen. Warum man den Standort im Liesewald, heute Genthin-Wald, gewählt hat, ist nicht bekannt. Neben den sechs Wohnhäusern und der Verwaltung entstand ein gut getarnter Rüstungsbetrieb mit Wasserver- und Entsorgung, Straßen und Bahnanschluss. Auf Luftbildern war die Produktionsstätte nicht zu erkennen. Die Produktion lief im Spätherbst 1935 an und wurde ständig erweitert. 1938 arbeiteten im Werk bereits rund 600 Frauen aus über 40 Orten des Kreises Jerichow. Zum Kriegsende befanden sich auf dem Gelände über 90 Gebäude unterschiedlicher Bestimmung und Größe. Die Silva Metallwerke GmbH beanspruchte nach ihrer Fertigstellung eine Fläche von rund 162 Hektar. Nach Kriegsbeginn wurde das 3-Schicht-System eingeführt und die Wochenarbeitszeit von 48 auf 60 Stunden erhöht. Die Zahl der Beschäftigten stieg bis zum Kriegsende auf etwa 4000 an. Während des Krieges wurden immer mehr Zwangsarbeiter, vor allem Frauen eingesetzt. Im März 1944 sind für das Silva-Werk neben zahlreichen deutschen Arbeitern 418 KZ-Häftlinge, 206 Polen, 127 Kroaten, 46 Tschechen, 40 Ukrainer, 3 Belgier 214 Franzosen (davon 112 Kriegsgefangene) beim Gewerbeaufsichtsamt gemeldet. Die Unterbringung erfolgte in zwei Barackenlager. Im Juni 1943 wurde mit der Errichtung eines KZ-Außenlagers begonnen. In dem Lager waren bis zu 600 Frauen aus dem KZ Ravensbrück untergebracht. Sie mussten die schwersten und gesundheitsschädlichsten Arbeiten verrichten. Nach dem Krieg wurden die Anlagen demontiert und die Gebäude und Bunker, bis auf die Wohnhäuser und die Verwaltung abgerissen.
Die amerikanische Darstellung Die Amerikaner erreichen Tangermünde aus Richtung Grobleben. Um zur Brücke zu gelangen, müssen sich die Panzergrenadiere mit Panzerunterstützung durch die engen Straßen der Stadt kämpfen. Sie treffen auf Angehörige eines Panzerjagd-Verbands aus Potsdam, Soldaten der Kampfgruppe Tangermünde, die der „Heldenklau“ eingesammelt hatte und einige SS-Männer. Der Panzerjagd-Verband wurde zwischen dem 1. und 9. April aus Angehörigen von Infanterie-Ersatz-Bataillonen und Offiziersschulen in Potsdam aufgestellt. Das Alter der Soldaten lag zwischen 19 und 23 Jahre. Der Verband bestand aus 6 Kompanien, verließ am 9. oder 10. April Potsdam und kam am 11. April in Schönhausen an. Der Stab und die 5. Kompanie bezogen im Wald bei Melkow Stellung. Die Angehörigen des Panzerjagd-Verbands sollten, ausgerüstet mit Fahrrädern und Panzerfäusten, die amerikanischen Panzerfahrzeuge im Hinterland angreifen. Zur Selbstverteidigung waren die Soldaten mit Selbstladewehren ausgerüstet. Mindestens eine Kompanie wurde zur Aufklärung über die Elbe geschickt. Diese Soldaten trafen in Tangermünde auf die anrückenden Amerikaner und lieferten sich teils heftige Nahkämpfe mit diesen. Eigentlich hatten die amerikanischen Kampfkommandos den Befehl Widerstandsnester und größere Städte mit Garnisonen vorerst zu umgehen. In Tangermünde verzettelten sie sich in der Neustadt in sinnlose und verlustreiche Straßenkämpfe. Die Kampfeinheiten waren am Nachmittag so ineinander verbissen, dass es nach der Sprengung der Brücke schwierig war, einen geordneten Rückzug einzuleiten. Zudem wurden die amerikanischen Verbände im Umfeld der Stadt von einigen deutschen Flugzeugen attackiert und vom Ostufer mit Flak und Artillerie beschossen. Tangermünde hatte an diesem 12. April großes Glück, dass der Stadt nicht das gleiche Schicksal wie Sandau oder Eilenburg an der Mulde wiederfahren ist. Der Kampfkommandant von Eilenburg wollte nicht kapitulieren und die Stadt musste von der 69. Infanterie-Division erobert werden. Nach tagelangem Artilleriebeschuss war die Altstadt ein Trümmerhaufen, 90 % der Gebäude waren zerstört. Der Kampfkommandant und sein Stab setzten sich auf die Ostseite der Mulde ab. In Sandau hatte die Bevölkerung nach der Kapitulationsaufforderung der Amerikaner weiß geflaggt und der Stadtkommandant, ein älterer Reserveoffizier war zur Übergabe bereit. Als jedoch der Bürgermeister Otto Sander und ein junger Leutnant Beck die sofortige Beseitigung der weißen Fahnen anordneten, begannen die Amerikaner mit der Beschießung. Durch Beschießung wurde Sandau zu 80 % zerstört, etwa 30 Zivilisten verloren ihr Leben, darunter ein Feuerwehrmann, der am 13. April bei Löscharbeiten getötet wurde. Minna und Alfred Kretzer erinnern sich: Während der Beschießung vom 13. bis 25. April 1945 mussten wir aus unseren Häusern flüchten. Auf einer Koppel in der Nähe der Stadt haben wir unter freiem Himmel kampiert. Andere sind in den nahen Stadtwald geflüchtet. Uns liefen die Tränen über das Gesicht, wenn wir sahen, wie unsere schöne Stadt täglich mehr in Schutt und Asche gelegt wurde. Der damalige Bürgermeister und SA-Mann Otto Sander hat sich mitschuldig gemacht an der Zerstörung. Wir hatten schon weiße Fahnen gesetzt, da kam Sander angerannt und brüllte uns an: „ Runter mit den weißen Fetzen, sonst werde ich euch erschießen!
Drei Punkte sind zu nennen, die ausschlaggebend dafür waren, dass in Tangermünde die alte Bausubstanz erhalten geblieben ist. 1. Die angeforderte Luftunterstützung für die kämpfende Truppe konnte am 12. und 13. April für die an der Elbe stehenden amerikanischen Verbände nicht geleistet werden. Die zugewiesenen Jagdbomber waren nicht in der Lage, die schnell nach Osten vorgestoßenen Panzerverbände zu erreichen. 2. In Tangermünde befanden sich etwa 500 alliierte Kriegsgefangen (Amerikaner, Briten und Kanadier), die durch die Kämpfe nicht gefährdet werden durften. Da die Amerikaner früh Kenntnis über deren Anwesenheit bekamen, setzten sie ihre Artillerie zur Unterstützung der Panzer und Panzergrenadiere in der ersten Phase der Kämpfe nur zum Beschuss der über die Brücke fliehenden Soldaten ein. Nach dem die Brücke gesprengt war, wurde der Angriff abgebrochen und man hat verhandelt, um die 200 noch in der Stadt befindlichen Kriegsgefangenen nicht zu gefährden. 300 Gefangene konnten schon während der Kämpfe befreit werden. Oberstes Prinzip der amerikanischen Truppenführung war, das Leben ihrer Soldaten nicht unnötig zu gefährden. 3. Tangermünde lag in der Zone des XIX. Armee-Korps und wurde nach dem Abbruch der Kämpfe in der Stadt von der 5. Panzer-Division nicht besetzt. Das Kampfkommando A wendete sich am 13. April nach Stendal und Richtung Arneburg – Sandau.
Anmerkung: Die amerikanischen Jagdbomber zur Unterstützung des XIII. und XIX. Armee-Korps bezogen gerade an diesen beiden Tagen neue vorgeschobene Flugplätze, die erst hergerichtet werden mussten. Ihre Einsatzflughäfen lagen alle weit westlich des Rheins, teilweise sogar in Südostengland. Die neu zu beziehenden Plätze in Münster, Paderborn, Gütersloh und Braunschweig waren gründlich zerstört worden. Dadurch waren sie für zwei Tage nicht in der Lage, die schnell nach Osten vorgestoßenen Verbände in der Altmark und südlich von Magdeburg zu unterstützen. Ab dem 14. April waren sie für diese Verbände, ausgerüstet mit Zusatztanks, wieder verfügbar. Mit ihrer Unterstützung konnten die Amerikaner den Brückenkopf Barby halten und ausbauen.
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Im Kampfabschlussbericht der 5. Panzerdivision für den 12. April steht weiter: ---- Ein starkes Gefecht fand für mehrere Stunden statt und um 15.50 wurde die Brücke gesprengt. Danach begannen Bevollmächtigte der Stadt Kapitulationsverhandlungen aufzunehmen und um 17.45 Uhr ging Kampfkommando A in die Stadt hinein. Als die Brücke in Tangermünde zerstört worden war, sandte Kampfkommando A unverzüglich eine Streitmacht zum Norden mit dem Auftrag, die Eisenbahnbrücke nördlich von Hämerten einzunehmen. Diese Streitmacht meldete um 19.23 Uhr, dass die Brücke vor ihrer Ankunft gesprengt worden ist. Danach bereitete das Kampfkommando A ihre Zone zur Absicherung durch Straßensperren auf den Ausfallstraßen von Stendal zum Süden und Osten vor. Das 34. Panzer-Bataillon sperrte die Hauptstraße nördlich von Hämerten, das 46. Panzergrenadier-Bataillon sperrte die Straße bei Miltern. Der Gefechtsstand des Kampfkommando A wurde knapp westlich von Tangermünde aufgeschlagen, die Divisions-Artillerie bei Elversdorf und die B-Kompanie des 85. Panzeraufklärungs-Bataillons schützte die südliche flanke des Kampfkommandos von Demker bis Bölsdorf. –
Von amerikanischer Seite werden die Kämpfe so beschrieben: --- Die C-Kompanie vom 34. Panzer-Bataillon mit dem Zug von Leutnant Robert E. Nicodemus an der Spitze rollte um die Mittagszeit nach Tangermünde hinein und feuerte während des Fahrens. Die Stadt wurde von mehreren Kampfgruppen mit etwa 800 Mann mit hunderten von Panzerfäusten verteidigt. Diese Kräfte wurden von schwerer Flak unterstützt, die vom jenseitigen Ufer des Flusses herüber feuerte. Eine der Kampfgruppen stammte aus Potsdam und bestand aus Offiziersanwärtern. Ihr Auftrag war, im amerikanischen Hinterland zu operieren und unsere Nachschublinien zu unterbrechen. In die Enge getrieben, waren sie fanatische Kämpfer. Die Panzer fuhren durch die ersten vier Panzersperren, ohne das ein Schuss auf sie abgefeuert wurde. Plötzlich begannen die Deutschen mit allem, was sie hatten zu feuern. Panzerfaustgeschosse regneten auf unsere Panzer, einige trafen, andere explodierten an den Häuserwänden und auf den Straßen. Deutsche Handgranaten klatschten gegen die Panzertürme. Feldwebel Charles H. Householder, C-Kompanie vom 34. Panzer-Bataillon befand sich im Spitzenpanzer, dahinter fuhr der Panzer von Feldwebel Leonard B. Haymaker. Da die Deutschen mit Panzerfäusten auf sie schossen, begannen die beiden Feldwebel mit ihren Panzerschützen die Gebäude zusammenzuschießen. Ihre Maschinengewehre durchsiebten die Fenster und Türen. Feldwebel Householder stand in seiner Turmluke und feuerte mit der Maschinenpistole, während sein Ladeschütze das Maschinengewehr und das 76 mm-Geschütz bediente. Derart ungeschützt, wurde Householder von der Kugel eines Scharfschützen tödlich getroffen und sein Panzer erhielt einen Panzerfausttreffer, wodurch er außer Gefecht gesetzt wurde. Haymaker rückte sofort nach und setzte sich an die Spitze. Auch sein Panzer wurde von einer Panzerfaust getroffen und stand sofort in Flammen. Der Feldwebel sprang ab, bemerkte aber dann, dass seine Besatzung unter dem schweren feuer nicht aussteigen konnte. Kurze Feuerstöße aus seiner Maschinenpistole abgebend, lief er in Richtung Feind und deckte dadurch den Rückzug seiner Panzerbesatzung, weil die Deutschen das Feuer auf ihn konzentrierten. Während seine Besatzung entkommen konnte, fiel Feldwebel Haymaker. Sanitäter rannten zu den abgeschossenen Panzern, sobald diese getroffen waren. John A. Dunleavy verließ den schützenden Hauseingang und rannte die Straße entlang zum abgeschossenen Panzer von Householder. Er zog einen verwundeten Panzermann hinter den Panzer in Deckung und versorgte ihn mit Erster Hilfe. Dann packte er sich den Verwundeten auf den Rücken und lief auf der Straße zurück. Als er eine Kreuzung überquerte, wurde Dunleavy durch einen Gewehrschuss schwer verwundet. Noch ein zweites Mal wurde der Sanitäter verwundet, als er mühsam den Panzermann in sichere Deckung schleppte. Sanitätsgefreiter Robert G. Milliman lief auch zu Householders Panzer, zerrte zwei verwundete Panzerlaute aus der Turmluke und schleppte einen in ein Gebäude. Wegen des zweiten Mannes kehrte er zurück. Als er ihn in Sicherheit tragen wollte, wurde er von einer gewehrkugel tödlich getroffen. Inzwischen stieß der Panzer von Leutnant Nicodemus nach vorn. An einer Kreuzung war die Querstraße voller deutscher Infanteristen mit Gewehren und Panzerfäusten. Sofort schwenkte der Turm in diese Richtung und Gefreiter Luther A. Parham feuerte mit dem im Panzer befindlichen Maschinengewehr auf sie und tötete oder verwundete viele „Krauts“ (Bezeichnung für Deutsche). Dadurch wurde dieser Abschnitt wesentlich vom feindlichen Druck entlastet. Die C-Kompanie des 46. Panzergrenadier-Bataillons war abgestiegen und hatte damit begonnen, Haus für Haus zu durchsuchen. Dabei bewegte sie sich langsam in Richtung Brücke. An einer Straßenkreuzung wurde der zweite Zug durch Gewehr- und Panzerfaustfeuer aus einem etwas entferntem Haus aufgehalten. Der Zugführer, Leutnant Edgar D. Swihart arbeitete sich bis zu dem 150 Yards entfernten Haus vor. Hauptfeldwebel Raymond J. Caplette deckte ihn dabei von der anderen Straßenseite. Von Hauseingang zu Hauseingang springend gelang es beiden bis auf 50 Yards an das Haus heranzukommen. Caplette feuerte vier Bazoka-Geschossen (amerikanische Panzerabwehrwaffe, ähnlich der Panzerfaust) in das Haus und Leutnant Swithart überwand die verbliebene Strecke, Stürmte in das Haus und tötete einen Panzerfaustschützen und zwei Infanteristen. Während die C-Kompanien des 34. Panzer-Bataillons und des 46. Panzergrenadier-Bataillons ihre Kämpfe von Haus zu Haus fortsetzten, griffen die verbündeten A-Kompanien die Stadt von Nordwesten her an. Voraus zwei Züge Pantergrenadiere, unterstützt von Panzer. Panzerfaustgeschosse explodierten ringsum und an den Panzern und die deutschen Schützen feuerten heftig auf unsere Panzergrenadiere. Aber kein Feuer konnte den Vormarsch aufhalten. Die A-Kompanien drückten in die Stadt und waren bereits fast bis ins Stadtzentrum vorgedrungen, als zwei deutsche Offiziere gefangen wurden. Diese meldeten Hauptmann Devault, dass die Garnison die Kapitulation wünscht. Die Verhandlungen wurden zwischen Oberstleutnant Burton und dem deutschen Kommandeur aufgenommen, wobei Hauptmann Georgi den Dolmetscher machte. Es wurde ein Übereinkommen getroffen, dass sich die Garnison um 17.45 Uhr ergeben sollte. Alles Feuer verstummte, nur vereinzelt waren noch ein Paar Gewehrschüsse von fanatischen SS-Leuten zu vernehmen. „Als der deutsche Offizier in die Stadt zurück ging, sagte er allen Zivilpersonen, denen er begegnete, dass nun alles vorüber sei. Die Leute jubelten und weinten vor Freude!“ berichtete Hauptmann Georgi. Ein Angriff auf die Stadt war außerordentlich problematisch und schwierig, weil 500 amerikanische Kriegsgefangene in der Stadt festgehalten wurden. Sie waren in zwei Gruppen aufgeteilt. Eine Gruppe von 300 Mann konnte während des Vorstoßes in das Zentrum durch die A- und C-Kompanien befreit werden. Aber weitere 200 Mann befanden sich an einem unbekannten Ort noch in der Stadt unter Bewachung von SS-Leuten. Die SS hatte sich genau in dem Stadtteil verschanzt, wo die Amerikaner festgehalten wurden. (3)
Über die Kapitulationsverhandlungen berichtet Oberstleutnant Burton: --- Die Verhandlungen gestalteten sich schwierig. Der deutsche Oberst, Kommandeur der Stadt Tangermünde, wollte kapitulieren. Er ging zu seinen Untergebenen, von denen die meisten ebenfalls die Kapitulation wünschten. Aber einige SS-Männer sagten nein, sie wollten die Stadt weiter verteidigen. Der Bürgermeister versuchte sie zu überreden, aber sie lehnten jede Kapitulation ab. Als dann der deutsche Oberst als Kommandant darauf bestand, dass seinem Befehl zur Kapitulation Folge zu leisten sei und er sich abwendete, um fortzugehen, das schoss ihn ein SS-Offizier nieder. Der Oberst fiel zu Boden, kroch in einen Graben, schleppte sich darin vorwärts und konnte so entkommen. Leutnant Ellis R. Mc Kay und die beiden Feldwebel Woodrow Wilkinson und Harry Cannon liefen zu ihm und brachten ihn in Sicherheit. (4) Die Männer wünschten nun nichts weiter, als die Stadt dem Erdboden gleichzumachen. Denn während der laufenden Verhandlungen waren zwei Panzerleute erschossen worden. Jedoch die amerikanischen Gefangenen waren letztendlich der entscheidende Faktor, die Unterhandlungen weiterzuführen. Ein weiteres Mal wurde mit der SS Kontakt aufgenommen und um 21.00 Uhr wurde wieder das Feuer eingestellt. Oberstleutnant Burton, Major Fuller, Hauptmann Georgi und Leutnant Anesty bildeten das Unterhandlungsteam für die Amerikaner. „Der SS-Hauptmann war arrogant“, meinte Hauptmann Georgi. „Er sagte, er lehne jede Kapitulation der Stadt ab, weil er ja die 200 Amerikaner in der Hand habe und weil er genau wisse, dass wir aus Furcht, die gefangenen Amerikaner könnten dabei getötet werden, nicht angreifen würden.“ Ich erinnerte ihn daran, dass die Stadt voller Zivilisten sei und dass er sich nicht in der Position befindet, irgendetwas auszuhandeln. Oberstleutnant Burton gab ihm deutlich zu verstehen, dass er Zeit bekäme, die amerikanischen Gefangenen bis 22.30 Uhr wohlbehalten zu den amerikanischen Linien zu lassen. Sollte nur ein Gefangener Schaden nehmen, wäre es um ihn und seine Männer geschehen. Im Gegenzug würden wir allen Zivilisten erlauben, die Stadt bis 23.00 Uhr zu verlassen. Danach würde die Stadt niedergemacht. Nach einigem Zögern und weiteren Drohungen, wurde der Abmachung zugestimmt. Genau um 22.30 Uhr wurden die Amerikaner an die Frontlinie des Kampfkommandos gebracht und waren frei. Zivilisten strömten aus der Stadt auf die außenliegenden Hügel, aber die SS wollte kämpfen. Um 23.15 Uhr begann das Kampfkommando mit der systematischen Zerstörung der Stadt durch seine großen Geschütze. Alle Geschütze und Werfer waren auf die Stadt gerichtet. Die Panzerkompanien mit ihren 34 Panzern wurden außerhalb der Stadt in Linie aufgestellt. Werfer und Sturmgeschütze wurden in Stellung gebracht. Die Jagdpanzer mit ihren 90 mm-Geschützen kamen nach vorn. Drei Artillerie-Bataillone, das 47. und das 71. Bataillon mit ihren 105 mm-Panzerhaubitzen, sowie das 557. Bataillon mit 155 mm-Geschützen auf Selbstfahrlafette, erhielten Feuererlaubnis. Die Zerstörung begann nach Plan. Fast eine Stunde lang bebte die Erde, als das konzentrierte Geschützfeuer die Stadt niederlegte. Häuser stürzten ein und Straßen wurden angehoben. Um 24.00 Uhr war die Stadt tot. Mit grimmiger Genugtuung dachten die Kanoniere an die noch in der Stadt befindlichen SS-Männer. Alle übrigen waren geflohen. ---- (3)
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In den Kampfabschlussberichten des 46. Panzergrenadier-Bataillons und des 34. Panzer-Bataillons vom April 1945 wird der Kampf um Tangermünde folgendermaßen beschrieben. 46. Panzergrenadier-Bataillon: --- Unser Befehl für den 12. April 1945 lautete, die Autobrücke über die Elbe bei Tangermünde zu erobern, und falls diese bereits gesprengt wäre, nach Norden weiterzumarschieren und die Eisenbahnbrücke bei 893529 zu erobern. Der Einsatz sollte beim ersten Tageslicht beginnen und zwar mit folgender Marschfolge: gemischte C- Kompanien, Stab und Stabskompanie des 46. Panzergrenadier-Bataillons, 71. Panzer-Feldartillerie-Bataillon, Stab Kampfkommando A, 557. Feldartillerie-Bataillon, gemischte A-Kompanien, 47. Panzer-Feldartillerie-Bataillon, 34. Panzer-Bataillon, Trains und A-Kompanie des 85. Panzeraufklärungs-Bataillons. Der Angriff begann um 08.00 Uhr, wobei wir ostwärts in Richtung Kläden und dann südwärts durch Badingen und Deetz vorrückten und dabei kaum auf Gegenwehr stießen. Eine feindliche Fahrbereitschaft wurde bei 688448 (Wittenmoor – Windberge) überrannt und das Personal gefangen genommen. Zur Fahrbereitschaft gehörten etwa 120 Personenkraftwagen verschiedener Typen. Ein Zug, der von Stendal kommend in südliche Richtung fuhr, wurde aus einer Entfernung von ca. 1,8 km unter Panzerbeschuss genommen, wobei mehrere Treffer beobachtet wurden. Als unsere Spitze den Bahnübergang bei 797432 (Demker) erreichte, wurde ein weiterer Zug, der sich ca. 2,3 km südlich des Bahnüberganges befand, unter Beschuss genommen und beschädigt. Um 12.25 Uhr marschierte die Spitze von Südwesten her in die Stadt Tangermünde ein. Zunächst war alles ruhig, doch als eine Sirene in der Stadt losheulte, was offensichtlich ein vereinbartes Signal für den Angriff war, reagierte der Feind durchaus äußert heftig. Es kam zu sehr starkem Beschuss durch Bazokas (Panzerfäuste) und Handfeuerwaffen; ein Jagdpanzer und zwei M4-Panzer wurden zerstört. Zu diesem Zeitpunkt war offensichtlich, dass der Feind beabsichtigte, diese Stadt zu verteidigen. Aus einem erbeuteten Stadtplan wurde ersichtlich, dass die Straße, auf der die C-Kompanien vorrückten, so gut wie in eine Sackgasse führte. Um die Brücke zu erreichen, müsste man einige enge, verwinkelte Gassen passieren. In der Zwischenzeit stöberte die Stabskompanie des 46. Panzergrenadier-Bataillons auf einer Anhöhe entlang der Hauptstraße, die aus südwestlicher Richtung in die Stadt führte, etwa 100 Kriegsgefangene auf und nahm diese gefangen. Zu diesem Zeitpunkt entschied der Bataillonskommandeur, die gemischten A-Kompanien einzusetzen und von Nordwesten her in die Stadt einzumarschieren und zu versuchen, die noch intakte Brücke einzunehmen, wobei die C-Kompanien weiterhin den Teil der Stadt säubern sollten, den sie bereits besetzt hatten, und dann vorzustoßen, um sich mit den A-Kompanien zu vereinigen. Während der ganzen Zeit dieses Kampfgeschehens flogen zahlreiche feindliche Flugzeuge über unsere Kolonne, offensichtlich auf reinen Aufklärungsmissionen; drei wurden abgeschossen. Beim Vorrücken auf die Stadt aus nordwestlicher Richtung, gerieten die A-Kompanien zudem unter erheblichen Beschuss durch Bazokas und Handfeuerwaffen. Allerdings war dieser Teil der Stadt nicht so eng bebaut wie der südwestliche Teil, sodass die Panzer größere Bewegungsfreiheit hatten. Gerade als die Spitze der gemischten A-Kompanien einen Punkt knapp 150 Meter hinter den Gleisen bei 878473 erreichten, trat ein deutscher Offizier unter weißer Flagge vor. Er hatte von seinem befehlshabenden Offizier den Befehl erhalten, zwecks Verhandlung über die Kapitulation der Stadt mit uns Verbindung aufzunehmen. Als man erfuhr, dass es um rund 2000 feindliche Soldaten ging, wurde der Waffenstillstand befohlen. Lt. Colonel (Oberstleutnant) Burton und Captain (Hauptmann) Georgi, Bataillon S-2, wurden anschließend zu dem deutschen Kommandeur gebracht, dessen Gefechtsstand sich im Nordostteil der Stadt mit Blick auf die Elbe befand. Vom Gefechtsstand konnte man sehen, dass die Brücke bereits zerstört worden war. Der deutsche Kommandeur erhielt die Anweisung, seine Soldaten bis 17.45 Uhr am nordwestlichen Stadtzugang zu sammeln, der er bereitwillig zustimmte. Er entsandte unverzüglich einen Offizier, um die Soldaten in den verschiedenen Abschnitten der Stadt zu informieren. Nachdem dies erfolgt war, wurden der deutsche Kommandeur und sein Stab zum Sammelpunkt gebracht, entwaffnet und evakuiert. Obwohl die Waffenruhe galt und die Stadt bereits umstellt war, wurden die C-Kompanien noch immer von Soldaten in ihrem Abschnitt beschossen. Ungefähr zur selben Zeit kam der deutsche Offizier, der von seinem befehlshabenden Offizier entsandt worden war, um die Soldaten über die Kapitulation zu informieren, zurück und meldete, dass eine Gruppe aus 3 Offizieren und etwa 15 bis 20 Mann sich weigerte, diesen Befehl zu befolgen. Es konnte dann festgestellt werden, dass eben diese Gruppe es war, die die C-Kompanien weiter beschoss. Der deutsche Kommandeur, welcher sich bereits auf dem Weg zum Kriegsgefangenenlager befand, wurde abgefangen und über die Situation unterrichtet; er kehrte selbst in die Stadt zurück. Sein direkter Befehl, dass diese Gruppe sofort zu kapitulieren habe, wurde komplett ignoriert. Vielmehr wurde der deutsche Oberst, als er sich daran machte, das Gebiet zu verlassen, von eben dieser Gruppe Fanatiker beschossen und durch einen Streifschuss am Kopf verwundet. Um etwa 17.30 Uhr rückte ein gemischter Zug der A-Kompanien in die Stadt in Richtung Südosten zur Elbe vor. Es wurden mehrere Ruderboote voller Soldaten, die versuchten, ans Ostufer der Elbe zu entkommen, beschossen und zerstört. Nachdem der Zug den Fluss erreicht hatte, folgte er dem Ufer in Richtung Westen, bis er auf die C-Kompanien traf. Etwa 35 weitere Kriegsgefangene wurden entlang des Flusses gemacht. Damit verblieb nur noch die oben erwähnte kleine Gruppe Fanatiker, die es aufzulösen galt, und es wurden erneut zwei getrennte Unterredungen mit den für die Gruppe verantwortlichen Offizieren geführt. Dabei war der verantwortliche Bürgermeister anwesend, aber es gelang ihm nicht, die Gruppe davon abzuhalten, weiter zu kämpfen. Angesichts der Tatsache, dass die Gruppe nach wie vor rund 200 amerikanische Gefangene in unmittelbarer Nähe in ihrer Gewalt hatte, war es erneut notwendig zu verhandeln. Es wurde vereinbart, dass die Waffenruhe bis 23.00 Uhr verlängert wird, um die Zivilbevölkerung zu evakuieren. Die gefangenen Amerikaner sollten bis 22.30 Uhr freigelassen werden und zur Straßenkreuzung bei 870468 (Neustadt Tangermünde) gebracht werden. Nachdem die entsprechende Vereinbarung getroffen war, zogen sich alle unsere Soldaten in die Nähe von 8448 (Miltern) zurück, wo sie sich in Stellung brachten, um die Stadt unter Beschuss zu nehmen. Die Feindkräfte in der Stadt bestanden aus einem Bataillon mit 300 Offiziersanwärtern der Kampfgruppe Mahr und rund 500 weiteren Soldaten aus dem Alarm-Bataillon Gaheke, der Kampfgruppe Trappe, einer Jagdkommando-Einheit und unzähligen Versprengten, die sich in der Stadt gesammelt hatten, bevor wir einmarschierten. Insgesamt wurden 400 Kriegsgefangene in Tangermünde gezählt und 545 alliierte Kriegsgefangene befreit. (Die von den Amerikanern aufgeführten Truppenteile, benannt nach ihren Kommandeuren, konnten nicht zugeordnet werden.) Um 23.15 Uhr feuerten vier Artillerie-Bataillone, die Panzer der A- und C-Kompanien, das 34. Panzer-Bataillon mit den unterstellten Jagdpanzern sowie die Sturmgeschütze und Mörser der Stabskompanie des 46. Panzergrenadier-Bataillons ein 20-minütiges Sperrfeuer auf die Stadt ab. Stadt und Flussufer waren die ganze Nacht abgeriegelt. In der Zwischenzeit erreichten die B-Kompanien des 46. Panzergrenadier-Bataillons und des 34. Panzer-Bataillons, die den Auftrag erhalten hatten, die Eisenbahnbrücke ca. 4,8 km nördlich von Tangermünde einzunehmen, einen Punkt knapp 1 km südlich der Brücke und gerieten unter heftigen Beschuss durch Bazokas und Handfeuerwaffen. Die Infanteristen stiegen ab, rückten vor und erreichten, unterstützt durch die Panzer, einen Punkt knapp 100 Meter von der Brücke entfernt, bevor diese vom Feind gesprengt wurde. Die Kompanien schlugen den letzten Widerstand nieder und begaben sich dann für die Nacht nach Langensalzwedel. Die von den B-Kompanien angetroffenen Gegner gehörten dem 467. Ersatz-Bataillon und einem Pionier-Bataillon an; mehrere von ihnen wurden getötet und 38 gefangen genommen. Außerdem wurden 4 Lokomotiven und 38 geschlossene Güterwagen, die mit Panzerketten beladen waren, vernichtet. (Das Grenadier-Ersatz und Ausbildungs-Bataillon 467 war in Stendal stationiert und hat sich mit weiteren Kräften, u.a. Volksturm auf die Brücke Hämerten zurückgezogen, um dort einen Brückenkopf zu bilden.) Der Auftrag für den 13. April lautete, mit dem 46. Panzergrenadier-Bataillon im Westen (links) und dem 34. Panzer-Bataillon im Osten (rechts) nach Stendal vorzurücken. Die nordsüdlich durch die Stadt verlaufende Hauptstraße sollte die Grenze zwischen den beiden Bataillonen bilden. Den Informationen zu folge, die das Kampfkommando A mitgeteilt hatte, deutete alles darauf hin, dass die Stadt kapitulieren würde. Am südlichen Zugang sollten Abgesandte abgeholt werden. Der Einsatz begann am 13. April um 08.00 Uhr. Das Kommando teilte sich in zwei Kolonnen, wobei die gemischten A-Kompanien von Südosten und die gemischten C-Kompanien mit Stab und Stabskompanie des 46. Panzergrenadier-Bataillons von Südwesten auf die Stadt vorrückten. Die Stadt wurde um 10.00 Uhr erreicht und da sie für offen erklärt wurde, stießen wir auch auf keine Gegenwehr. Ein Strom unzähliger Kriegsgefangener, alles Versprengte, ergab sich uns. Insgesamt waren es 369, Krankenhausfälle nicht mitgerechnet. Folgende alliierte Kriegsgefangene wurden befreit: 314 Amerikaner, 175 Briten, 30 Franzosen, 412 Russen und 220 Angehörige anderer Nationen. Es wurden große Bestände an Ausrüstung erbeutet, darunter mehrere Lokomotiven und weiteres Eisenbahnmaterial. ----
34. Panzer-Bataillon: --- Am 12. April erhielt das Bataillon den Befehl, auf dem Marschweg des 46. Bataillons vorzurücken. Der Rest des Kampfkommandos befand sich unmittelbar westlich von Tangermünde. Gemische C-Kompanien mit Panzer-Abteilung an der Spitze rückte in ihrem Marschverband weiter auf direktem Weg in die Stadt vor, im Bemühen die Brücke über die Elbe zu erreichen, bevor es dem Feind gelingt, sie zu sprengen. Der Panzerjägerzug des Kampfkommandos A des 628. Jagdpanzer-Bataillons erhielt den Befehl, auf einer Straße westlich von Tangermünde bis zu einer Kreuzung mit der Straße in Richtung Stendal vorzurücken und diese in Richtung Nordwesten zu sperren. Die Karte erwies sich als fehlerhaft, da die Straße den Jagdpanzerzug wieder zurück zum Nordrand der Stadt führte, wo der Jagdpanzer an der Spitze durch Bazoka-Beschuss zerstört wurde. In der Zwischenzeit gerieten der an der Spitze befindliche gemischte Zug der C-Kompanien durch Handfeuerwaffen, Bazoka und Mörser unter heftigen Beschuss. Zahlreiche, mit Bazokas bewaffnete Gegner befanden sich überall in den Kellern und Häusern entlang der Straßen. Ein außer Gefecht gesetzter Panzer versperrte den geplanten Weg zur Brücke. Eine andere Abteilung fand eine weitere Straße, die zur Brücke führte, während die erste Abteilung weiterhin in die Gebäude entlang der Straße feuerte, auf der sie sich befand. Der Panzer an der Spitze der zweiten Abteilung wurde von mehreren Panzerfaustgranaten getroffen und versperrte infolgedessen die enge Straße. Die Infanteristen widmeten sich dann weiter der Aufgabe, die Häuser und Hinterhöfe vom Feind zu säubern, wo sie anhaltenden heftigen Beschuss durch Scharfschützen ausgesetzt waren. Mehrere Panzerkommandanten wurden in Ihren Panzertürmen von Geschossen aus Handfeuerwaffen getroffen. Eine erhebliche Zahl Infanteristen wurde durch explodierende Panzerfäuste getötet. Die Brücke wurde während dieses Gefechts gesprengt. Um etwa 16.30 Uhr kam ein deutscher Oberst heraus, um mit dem Kommandeur des 46. Bataillons über die Kapitulation zu verhandeln. Zwar wurde ein Befehl zum Waffenstillstand ausgegeben, aber die vielen SS-Männer schossen weiterhin aus dem Hinterhalt und versuchten unsere Panzer mit Panzerfaustgranaten zu treffen. Das Feuer wurde erwidert. Bis 19.00 Uhr wurden 150 Wehrmachtssoldaten als Kriegsgefangene genommen. Die SS-Männer wurden gewarnt, dass wir abziehen und die Stadt dem Erdboden gleich machen würden. Dann traf man eine Vereinbarung, dass 500 amerikanische Kriegsgefangene an uns übergeben werden sollen und wir im Gegenzug den Zivilisten gestatten, die Stadt zu verlassen. Das wurde ausgeführt und kurz vor Einbruch der Dunkelheit zogen sich unsere Einheiten an den westlichen Stadtrand zurück und begannen die Stadt mit den Panzerkanonen unter direkten Beschuss zu nehmen. Der Artilleriebeschuss wurde die ganze Nacht fortgesetzt. Dabei wurden schätzungsweise 150 Gegner getötet bzw. verwundet. Um 17.15 Uhr wurde das 34. Panzer-Bataillon mit dem Auftrag betraut, im Norden und Osten anzugreifen, um die Eisenbahnbrücke einzunehmen, und sofern noch intakt diese zu überqueren. Zur Unterstützung wurde das 71. Panzer-Feldartillerie-Bataillon unterstellt. Wir rückten mit den B-Kompanien an der Spitze zum Brückenbereich vor und fanden diese noch vor. Sie wurde aber gesprengt, während unsere Infanterie dabei war, die knapp 100 Meter davor ausgehobenen feindlichen Infanteriestellungen zu säubern. Bei diesem Angriff wurden 100 Gegner getötet und 28 gefangengenommen. 11 unserer Infanteristen und 2 Panzermänner wurden in diesem Gefecht verletzt, 1 Panzersoldat wurde getötet. Um 21.30 Uhr sammelten wir uns wieder in Langensalzwedel. Der Angriffsplan der B-Kompanien auf die Eisenbahnbrücke bestand darin, jeweils einen Zug auf beiden Seiten der Gleise einzusetzen und den Zug auf der Nordseite vom dritten Zug unterstützen zu lassen, da dort die Gefahr größer schien. Der Plan funktionierte gut. Die Panzer setzten ihre Feuerkraft maximal ein. Die Infanterie säuberte die zahlreichen ausgehobenen Feindstellungen, die der Sicherung des Zugangs zum Fluss dienten. Eine mutmaßliche feindliche Infanteriekompanie, die zur Verteidigung der Brücke bis zu deren Sprengung zurückgelassen worden war, wurde vernichtet. ----
Anmerkung: Die Amerikaner nennen in ihren Berichten oft übertriebene Zahlen getöteter Gegner. In den Berichten zum Gefecht um die Eisenbahnbrücke geben beide Bataillone unterschiedliche Zahlen an, nicht einmal die Anzahl der gemeldeten Gefangenen ist identisch. Die Verluste der Deutschen wurden übertrieben hoch angegeben, zumal geschätzt. Der Brückenkopf wurde am 12. April nicht beseitigt, er wurde personell vom Ostufer verstärkt und versorgt, und hat noch bis zum 21. April bestanden. Die bei härterem Widerstand immer wieder aufgeführten SS-Männer hat es in der Altmark nur selten gegeben, werden in den amerikanischen Berichten aber immer wieder als Gegner genannt.
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Deutsche Berichte Aus deutscher Sicht stellt sich das Geschehen nach Zeitzeugenberichten und den geheimen und Rundfunkmeldungen der Wehrmacht folgendermaßen da.
Im vom Rundfunk gesendeten Wehrmachtsbericht lautet die Lage für den 12. April: --- Zwischen der Aller und dem Harz setzt der Feind seinen Angriff auf breiter Front fort. Während die Masse seiner Kräfte an dem Verteidigungsring um Braunschweig in schweren Kämpfen liegen blieb, stießen schwächere Abteilungen beiderseits der Stadt weiter nach Osten vor. Truppen des Heeres und der Flakartillerie der Luftwaffe fügten dem Gegner hohe Verluste zu und vernichteten allein im Raum Braunschweig über 100 Panzer. --- Wehrmachtsbericht vom 13. April: ---- Bei Wittenberge an der Elbe stehen Aufklärungskräfte im Kampf mit unserer Brückenkopfbesatzung auf dem Westufer. Weiter südlich drangen die Amerikaner gegen Magdeburg vor, erlitten jedoch bei wiederholten Angriffen auf die Stadt empfindliche Verluste. ---
Der geheime Tagesbericht der Deutschen Wehrmacht vom 12. April ist schon konkreter: --- Aus Winterfeld (12 km SSO Salzwedel) drang der Gegner mit 2 – 300 Panzern bis in den Raum hart S Wittenberge vor. Die Brücke in Wittenberge wurde gesprengt. Im Vorstoß über Klötze nach NO nahm der Feind Wohlenberg, über Bismark nach SO vorgehend drang er bis in den Raum hart W Stendal und Tangermünde vor. Eisenbahn- und Straßenbrücke wurden gesprengt. ----
Weder in den geheimen, noch in den offiziellen Berichten findet sich ein Hinweis auf die Kämpfe in und um Tangermünde. Goebbels erklärt im Rundfunk nach der Übergabe Stendals: ---- Stendal wird wegen feiger Übergabe als ehrlos erklärt. ---
Gegen 12.30 Uhr erscheint ein kleines Aufklärungsflugzeug über der Stadt, welches bis zum Bahnhof hin und her kreist. Zwischen 12.30 Uhr und 13. 00 Uhr kommen die ersten amerikanischen Panzer aus Richtung Grobleben in die damalige Straße der SA (August Bebel Str.). Zu dieser Zeit funktionieren die Telefonverbindungen noch. Eine Frau Backhaus, am Markt wohnend, hatte kurz zuvor in Grobleben bei Bekannten angerufen und erfahren, dass die Panzerspitze gerade durch das Dorf in Richtung Tangermünde fährt. Fast zeitgleich treffen die Jungen Soldaten des Panzerjagd-Verbands aus Potsdam in der Stadt ein. Ihr Kommandeur postierte seine Soldaten in der Luisenstraße und in der Stendaler Straße von der Tankstelle bis zur großen Kreuzung. Sie ließen vier Panzer in Richtung Stadt vorbei fahren um dann den letzten abzuschießen. Dieser Blieb auf der Kreuzung Straße der SA – Luisenstr. liegen. Ein weiterer Panzer wurde an der Ecke Hauptmann Loeper Str. – Stendaler Str. abgeschossen. Die nachfolgenden Panzer hatten die Abschüsse mitbekommen und hielten im Bereich der neuen Molkerei. Andere fuhren nun die Magdeburger Straße hoch und es kam in der Neustadt zu Kämpfen und Zerstörungen. Ein Panzer welcher durch das Neustädter Tor in die Altstadt eingedrungen war, wurde in Höhe der Nikolaistraße von einer Panzerfaust getroffen und brannte. Andere Panzer hatten die Stadt umfahren und tauchten in der Nähe des Bahnhofs auf. Am widersprüchlichsten sind die Angaben zur Brückensprengung. Sie reichen von 12.30 Uhr bis 15.30 Uhr.
Von deutscher Seite gibt es die Schilderung des Offiziersschülers Alois Hauck: ----- Im März 1945, ich war damals 18 Jahre alt, wurde ich von dem Reserve-Offiziers-Bewerber-Lehrgang in Budweis zur Kriegsschule Potsdam verlegt. Hier wurden wir zu Panzervernichtungstrupps zusammengestellt. Unsere Kompaniechefs waren junge Offiziere, Fahnenjunker unsere Zugführer. Ich wurde der 3. Kompanie, 6. Panzerjagdgruppe zugeteilt. Als Kompaniechef wurde Leutnant Bahlo kommandiert. Unsere Einheit wurde mit einem Transportzug der DR-Bahn von Potsdam nach Schönhausen/Elbe gefahren. Mit Fahrrädern fuhren wir am Morgen des 12. April nach Tangermünde. Wir sollten die Stadt befehlsgemäß durchqueren, dazu kam es jedoch nicht mehr. In der Hauptmann Loeper Straße (Lindenstraße) / Ecke Stendaler Straße stießen wir auf die amerikanischen Panzer. Ich befand mich in einer hinteren Gruppe unserer Einheit. Als wir die Feindberührung durch Beschuss bemerkten, bogen wir nach links in die Mittelstraße ein und stellten unsere Fahrräder hinter einer Scheune ab. Danach sprangen wir über die Mittelstraße in das Eckhaus Breite Straße 8. Am unteren Ende der Mittelstraße war eine Panzersperre, dahinter stand ein amerikanischer Panzer, der uns beim Überqueren der Straße unter Beschuss nahm. Dabei bekam ein Feldwebel von uns einen Bauchschuss, mein Kamerad aus Merzig einen Oberschenkeldurchschuss und Verletzungen an der Hand. Wir schleppten beide Verwundeten in den Keller von Frau Ida Dölle und feuerten auf den Panzer mit Panzerfäusten. Am Eingang des Neustädter Grabens wurde von unserer Einheit ein Panzer in Brand geschossen. Alles ging sehr hektisch zu, denn es war unsere Feuertaufe. Am Nachmittag kam ein amerikanischer Parlamentär und verhandelte mit uns über den Abtransport der Verwundeten. Mit einem amerikanischen Rotkreuzwagen wurden sie dann abtransportiert. Die Amerikaner boten die Kapitulation an, unser Kompaniechef lehnte jedoch ab. Danach zogen sich die Amerikaner zurück und nahmen die Stadt unter Feuer. Bei Dunkelheit hat sich der Rest unserer Einheit durch die feindlichen Linien geschlagen und war bis zum 16. April im Wald der Colbitz-Letzlinger Heide. Nach einem Gefecht mit den Amerikanern wurde unsere Einheit aufgelöst und mit dem Befehl sich nach Berlin durchzuschlagen entlassen. Mit drei Kameraden übernachtete ich auf den Heuboden eines abseits gelegenen Hofes, wo wir am 17. April, in der Frühe von Polen überrascht und von den Amerikanern gefangengenommen wurden. Erst 1948 kam ich mit inzwischen 21 Jahren aus französischer Kriegsgefangenschaft wieder in meine Heimat zurück. --- (5)
Frau Mansfeld schreibt in ihr Tagebuch: 11.04.: Abends um 18.00 Uhr durchlief unsere Stadt das Gerücht, dass sich Panzer näherten, und wer will, solle die Stadt verlassen. Wir blieben, denn unser Keller war gut. 12.04.: Ich stand bei Fleischer Nitschke, da begann eine unheimliche Knallerei. Ein Schuss ging in die Schaufensterscheibe. Dann heulten die Sirenen 5 Minuten lang – Feindalarm. Ich wollte zu meinem Kind, aber schon an der Ecke stand ich vor einem amerikanischen Panzer, und ich musste zurück in den Keller des Fleischers. Gegen 16.00 Uhr wurde es ruhiger, 16.30 Uhr lief ich nach Hause. Auf beiden Seiten der Straße stand Panzer an Panzer, ich lief frech hindurch und kam gut an. 5 Mann hatten die Wohnung durchsucht, mein Bruder, er sprach englisch, musste alles zeigen. Gegen Abend wurden die Keller durchsucht, die Frauen mussten raus und weinten, die Amis waren grob. Ich kam zuletzt aus dem Keller, da erhielt ich einen tritt und flog auf den Hof. Wir mussten wieder den Keller aufsuchen. Die Nacht wurde uns lang, es war starker Beschuss auf unsere Stadt. Gegen Morgen wurde es ruhiger. Es brannte an mehreren Stellen. 13.04.: Mittags hieß es: „Wenn der Widerstand nach 2 Stunden nicht aufhört, wird die Stadt in Schutt und Asche gelegt.“ Alles ist geflohen, auch wir zogen mit unserem Handwagen und dem Kinderwagen ab. Panzer rollten wieder an, es wurde geschossen. Tiefflieger kamen, wir krallten uns ins Gras, die Bomben fielen. Hinterher erfuhren wir, dass es Deutsche waren. Die Nacht blieben wir im Freien. Es war sehr kalt und unheimlich, an mehreren Stellen brannte es. 14.04.: Die Stadt hat sich ergeben. Nachts wurde geschossen, die Geschosse pfiffen über uns hinweg. 16.06. Die Besatzung kam, und wir hatten 3 Stunden Ausgang. (6)
Anmerkung: Ab dem 14. April gehört Tangermünde zum Besatzungsgebiet des 3. Bataillons vom 137. Infanterie-Regiments der 35. Infanterie-Division. Die 35. Infanterie-Division war am 13. April in einem Gewaltmarsch von Bochum und Herne in die Altmark verlegt worden. Am 17. April tritt erneut eine Änderung der Zuständigkeit ein. Das 1. Bataillon vom 406. Infanterie-Regiment von der 102. Infanterie-Division übernimmt Tangermünde. Am 27. April treten wiederum Änderungen ein, das 406. Infanterie-Regiment übernimmt den Bereich Altenzaun – Storkau, das 405. Storkau – Bölsdorf und das 407. Bölsdorf – Rogätz, alle Regimenter gehören zur 102. Infanterie-Division unter dem Kommando von Generalmajor Frank A. Keating. Die 35. Infanterie-Division wird als Besatzungstruppe nach Hannover verlegt.
Der katholische Pfarrer Gerhard Nöring berichtet: Mittwoch 11. April 1945: Es kam gegen Abend der Befehl, Tangermünde muss geräumt werden. Die Stadt sollte wegen der Brücke verteidigt werden. Jeder begann zu packen. Am anderen Tag wurde der Räumungsbefehl zurückgenommen. Trotzdem hörten wir von der weiteren Annäherung des Feindes, und so warteten wir auf das Zeichen – eine ¼ Stunde Fliegeralarm – das uns sein Kommen anzeigen sollte. Donnerstag 12. April 1945: Jetzt ertönte es wirklich. Alles, was um 12.15 Uhr auf der Straße war, beeilte sich, nach Hause zu kommen. Die Panzersperre wurde geschlossen und die Soldaten stellten sich dahinter mit ihren Panzerfäusten auf. Eine Viertelstunde später explodierten bereits die feindlichen Granaten über der Brücke und dem jenseitigen Zufahrtsweg. Schon peitschten Gewehrschüsse vor unserem Grundstück, Panzerfäuste krachten. Gegen 16.30 Uhr ließ der Kampflärm nach und ein Soldat verkündete uns, die deutschen Truppen hätten sich ergeben. Wir konnten nun wieder aus dem Keller heraus. Aber wie sah es aus. Man hatte schon nach den ersten Granatschüssen die schöne Elbbrücke gesprengt. Der gewaltige Luftdruck hatte die Kirchenfenster herausgerissen und das Dach war schwer beschädigt. Dann tauchten feindliche Soldaten auf. Amerikaner waren es, die auf Gummisolen lautlos durch die Straßen zogen und verstecke deutsche Soldaten suchten. Auch in unsere Kirche kamen sie, benahmen sich aber sehr anständig. Sie nahmen sogar beim Eintreten den Helm vom Kopf. Am nächsten Tag zogen ehemalige kriegsgefangene Russen und Ostarbeiter mit Gewehren durch die Stadt. Zu Übergriffen kam es nicht. Man sah auf der Straße Menschen mit Handwagen voll Kartons und Papiersäcken. Freudestrahlend verkündeten sie, bei Kohlenhändler Lauenroth (Lagerhaus) dürfte sich jeder Lebensmittel holen, ebenso seien die Wehrmachtsvorräte in der Schokoladenfabrik für die Bevölkerung freigegeben. Man ging jetzt auch in die ehemaligen Militärbaracken, in denen das Luftgaukommando untergebracht war. Dort holte man besonders aus den Offizierszimmern heraus, was nicht niet- und nagelfest war. Tangermünde war erobert, aber die Amerikaner kamen infolge der Brücke nicht weiter. Während dieser langen Wochen wussten die 5000 Polen nichts Besseres zu tun, als zu räubern und zu heiraten. Während nachts aus unserer Garage 2 Motorräder gestohlen wurden, ließen sich in jenen Tagen 66 Polenpaare trauen. Fast alle hatten sie an Papieren nur das Arbeitsbuch; der Eid musste den fehlenden Taufschein und das Aufgebot ersetzen. So manchen nicht passenden Trauring erblickte man bei der Trauung, wahrscheinlich war er gestohlen. --- (7)
Der Superintendent Johannes Goßlau schreibt: --- Am 12. April 1945 dauerten die Kampfhandlungen ca. 3 Stunden. Auf beiden Seiten waren ungefähr 30 Tote zu beklagen. Auf dem Pfarrhof allein detonierten an diesem Tage 15 Granaten, wovon 3 in die Kirche und 3 in das Pfarrhaus einschlugen. Vom 13. bis zum 16. April zogen sich die amerikanischen Kampftruppen in die benachbarten Dörfer zurück. Am 16. April kamen sie wieder und erließen den Befehl, dass die Stadt ab dem 18. April von der Bevölkerung vollständig zu räumen sei. Allein nach Miltern begaben sich 5000 Tangermünder. Man stelle sich die Wasch- und WC-Verhältnisse vor! Die Hilfsbereitschaft der Bauern war anerkennenswert. In der Nacht vom 19. zum 20. April schlug hier ein Volltreffer in eine menschenüberfüllte Scheune ein. Fünf Menschen waren auf der Stelle tot, neun Personen wurden verletzt. Am 26. April wurden in der ansonsten völlig menschenleeren Stadt mit der Erlaubnis des Kommandanten 8 Tote aus verschiedenen Häusern zusammengetragen und beerdigt. Am 28. April durften nach 10 Tagen Evakuierung die Tangermünder in ihre Stadt zurück. ---- (8)
Günter Koß aus Tangermünde schildert die Ereignisse folgendermaßen: --- Am 12. April 1945 war das baldige Kriegsende für unsere Stadt absehbar. Es wurde Panzeralarm gegeben. Eilig brachten wir zur Sicherheit alle notwendigen und wertvollen Sachen in den Keller. Es dauerte nicht lange, da waren auch schon die ersten Panzer am Bahnübergang an der Kirschallee zu sehen. Deutsche Soldaten hatten den Befehl, kurz vor dem Bahnübergang eine Stellung zu bauen. Die Panzerbesatzungen konnten diese Stellung sehr gut ins Visier nehmen. Eine Granate reichte aus, um die Verteidiger ins Jenseits zu befördern. Keiner der Soldaten überlebte. In der Zwischenzeit wurde eine Truppe älterer Männer zur Verteidigung zusammengestellt. Sie zogen in Richtung kleines Wäldchen und sollten dort die Verteidigung übernehmen. Bald kamen vom Bahnübergang einige Soldaten in unsere Richtung. Nach und nach ergaben sich die Männer und ließen sich widerstandslos gefangen nehmen. Bei uns am Haus hatte sich ein älterer Soldat postiert. Mein Vater bat ihn mit in den Keller zu kommen. Doch dieser lehnte es ab. Als wir im Keller saßen, schoss der Soldat mit der Panzerfaust in Richtung Bahnübergang. Die Amerikaner antworteten mit einer Granate, die ausgerechnet in das Dach unseres Hauses flog. Plötzlich hörten wir noch einen lauten Knall. Wir alle wussten, dass in diesem Moment unsere Brücke in die Luft flog. Die ganze Nacht vernahmen wir einen fürchterlichen Lärm durch die Schießerei. Tage später musste die ganze Stadt von den Zivilisten geräumt werden. Da wir am Stadtrand wohnten, waren wir mit die letzten, die Tangermünde verließen. Wir übernachteten im Milternschen Wald in Erdbunkern. Immer wieder kehrten wir zwischendurch nach Hause zurück, um unser Vieh zu versorgen. Als endlich Ruhe eintrat, kehrten wir wieder nach Tangermünde zurück. Alle Fensterscheiben unseres Hauses waren eingeschlagen und das Vieh lief im Freien herum. Nur unser Schwein hatte niemand entdeckt. Es hatte sich unter einen Haufen Heu absolut ruhig verhalten. (9)
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Ein in Tangermünde gestrandeter Berliner erinnert sich: Stendal Bahnhof 11. April 1945 ---- Um 2.30 Uhr gab der Bahnhofskommandant den Befehl, alles Militär habe den Bahnhof zu räumen und nach Tangermünde abzumarschieren. Bald danach warf er auch die Zivilisten hinaus und sagte, der Bahnhof Stendal sei vom deutschen Militär aufgegeben. Züge gingen in keiner Richtung mehr ab. Tangermünde 12. – 13. April 1945 So stand ich, durch Leistenbruchbeschwerden fast gehunfähig, mit meinem Gepäck auf der Straße und schleppte mich langsam der Tangermünder Chaussee zu. Auto auf Auto, Soldaten in geordneten und ungeordneten Trupps, LKW auf LKW des nach Osten zurückgehenden Heeres, aber keiner achtete in der Dunkelheit auf mein Winken, mich bis Tangermünde mitzunehmen. Endlich, nachdem ich mich wohl vier Kilometer weiter geschleppt hatte, nahm mich ein Pferdegespann mit drei Offizieren aus dem Stendaler Lazarett mit, die in grimmig verzweifelter Stimmung waren und über den völligen Mangel an Befehlen von oben klagten. Auflösung. – Der eine Oberleutnant öffnete mir von hinten den Rucksack und steckte mir Kunsthonig und Fleischkonserven hinein, die er bei der Auflösung eines Stendaler Magazins gerettet hatte. In Tangermünde, am nördlichen Ende, stieg ich mit herzlichem Dank aus schleppte mich durch die erwachende oder noch wache, zur Flucht bereite Stadt. Ein Weg, den ich in glücklichen Tagen mit meiner Frau so oft gemacht hatte. Was aber nun weiter? Vor dem Neustädter Tor setzte ich mich, nach der schrecklichen Nacht, am Ende meiner Kraft, auf die Stufen vor einer Haustür, in der Hoffnung auf einen Wagen in Richtung Weißewarte – Tangerhütte. Vergeblich, da erbarmte sich die in diesem Haus wohnende Oberschullehrerein Frl. Buschow meiner und lud mich ein, mich auf dem Sofa auszuruhen. Ich nahm an, konnte aber bei den Sorgen um meinen Sohn und meine Frau, um die Zukunft, nicht einschlafen. Nach zwei Stunden stand ich wieder auf und setzte mich wieder vor die Haustür. Meine Wirtin war einholen gegangen, in langen Schlangen stand man vor den Bäckerläden. Gerüchte vom Nahen der amerikanischen Panzerspitzen schwirrten umher, immer noch floh man mit Handwagen. Ich glaubte nicht an einen Angriff vor dem späten Abend, da die Offiziere mir das gesagt hatten. Da rasselte es plötzlich von der anderen, der Südseite, von Tangerhütte – Weiße warte heran. Alles stürzte in den Keller, ich selbst kam gerade im letzten Augenblick über die Straße in den uralten, spitzgewölbten Keller des ehemaligen Klosters. Wüstes Geschieße der meist jugendlichen Verteidiger, dann Flucht durch die Häuser dem Tanger zu. Zwölf Riesenpanzer machten an unserer Ecke (Stendaler – Magdeburger Str.) halt und schossen nach der anderen Elbseite und dem Brückenkopf mit ihren Geschützen. Auch der Neustädter – und der Schrotturm erhielten Treffer. Etwa 40 Personen, meist Frauen und Kinder saßen in unserem Keller, vom Mittag bis zum späten Abend. Ein junger Soldat hatte seine Panzerfaust in den Flur gestellt, als er durch das Haus floh. Das merkte ich, als ich aus der Kellertreppe lugte, ich beseitigte die große Gefahr für die Männer im Keller, die man vieleicht erschossen hätte, dadurch, dass ich die Panzerfaust durch das Haus in den Graben dahinter trug und Reisig darüber legte, wobei mir eine Mieterin tapfer half. Als das Schießen (Maschinengewehrschüsse waren durch das Obergeschoss gegangen) nachließ, versuchten wir den Keller zu verlassen, wurden aber zurückgescheucht. Die Amerikaner waren zum Teil in den gegenüberliegenden Häusern. Ein benachbartes Haus in der Stendaler Straße ging plötzlich in Flammen auf und brannte im Dachstuhl bald lichterloh. Die Amerikaner nahmen keine Notiz davon, hinderten uns aber nun nicht mehr, als wir über die Straße gingen, um im gefährdeten Haus meiner Wirtin Möbel und Wäsche zu retten. Ich half trotz meiner Beschwerden eifrig beim Tragen über die Straße, zwischen den amerikanischen Panzern hindurch, nach dem Hofe neben unserem Keller. Fast die ganze Nacht brannte das Haus nebst einigen anderen, der Funkenregen fiel auf die Dächer, die Feuerwehr kam nicht mehr. Ich saß, in meinen Wintermantel gewickelt auf dem Hof auf einem Sofa, es war wieder bitter kalt. Der Anblick des Feuers, der Funkenregen, als Dachstuhl und Obergeschoss in sich zusammenfielen, der beleuchtete Neustädter Torturm und den schlanken Schrotturm, ein schaurig, schönes Bild. Inzwischen waren, als es völlig Nacht war, die Panzer in Richtung Bölsdorf wieder abgerollt. Um 0.30 Uhr geschieht es, die erste in die Stadt hineingefeuerte Granate trifft das Dachgeschoss des an der Ecke Neue Straße – Töpferstraße gelegenen Haus. Weitere Geschosse finden ihr Ziel. Tangermünde flaggt weiß, was jetzt eine überflüssige Geste darstellt, das Militär war abgezogen. ---- (10)
Eine Fischbeckerin erinnert sich: Am 12. April 1945 strömten deutsche Soldaten nach Osten über die Brücke, auf der Dorfstraße dröhnte solch starker Motorenlärm, dass wir die Sprengung selbst nicht hören konnten. Es herrschte ein riesiger Verkehr. Ich hatte vormittags noch Brot aus Jerichow geholt und war mit vielen Soldaten ins Gespräch gekommen, die sich freuten, das Ostufer der Elbe erreicht zu haben. Mein Bruder wollte noch Geld von der Sparkasse in Tangermünde holen, kam aber nicht mehr über die Brücke. Amerikanisches MG-Feuer zwang uns nach seiner Rückkehr in den Keller. Zuweilen erschienen Aufklärungsflugzeuge. Mein Bruder war mit seinen 15 Jahren als Melder eingesetzt und musste täglich nach Schönhausen, um Meldungen über den Beschuss zu machen. Um die Zeit, da die Russen bei Rathenow standen, erschienen in Fischbeck weiße Fahnen an den Häusern. Der Bürgermeister Grassmann begab sich nach Tangermünde, im Dorf tauchten auch zwei amerikanische Soldaten auf. Doch dann kam der Bescheid, dass die Amerikaner an der Elbe zu bleiben hätten. ---- (11)
Das Geschehen außerhalb der Stadt Über das Geschehen außerhalb der Stadt gibt Hauptmann Henry P. Halsell, Luftabwehroffizier beim Kampfkommando A eine interessanten Bericht: Ich befand mich beim Gefechtsstand des Kampfkommandos A ungefähr eineinhalb Meilen außerhalb von Tangermünde. Wir waren von der Straße weg nach beiden Seiten auf die Felder gefahren. Mein Halbkettenfahrzeug befand sich links von der Straße am nächsten zur Stadt. Das 47. Panzerartillerie-Bataillon befand sich gegenüber von mir auf der anderen Straßenseite und das 71. Feldartillerie-Bataillon lag hinter mir. Das 557. Panzerartillerie-Bataillon mit seinen 155 mm-Geschützen auf Selbstfahrlafetten ging weiter hinten in Stellung. Das Wetter war ausgesprochen schön mit einer strahlenden Sonne. Die Artillerie feuerte alle 30 Sekunden und ich sah die Zeitzünder-Granaten über der Brücke zerplatzen und bei den Einschlägen in der Stadt, wie der rote Staub von Ziegelsteinen herabsank. Ein paar Artilleristen gruben sich Deckungslöcher, denn im Verlauf des Morgens hatten und zwei Tiefflieger in sehr niedriger Höhe angegriffen und außerdem waren einige Artilleriegranaten rechts von der Straße bei den näher an der Stadt liegenden Panzerpionieren eingeschlagen. Der Anblick der auf dem flachen Gelände abgestellten Fahrzeuge und Geschütze, erinnerte mich an unsere Wüstenmanöver. Ich sah in Richtung Stadt, deren Silhouette deutlich zu sehen war. Ich bemerkte, wie sich die Panzergrenadiere vom 46. Panzergrenadier-Bataillon links von der Straße vom Boden erhoben und vorgingen. Der Bataillonsstab rückte auf der Straße vor. Dann sah ich mehrere Leute über den Hügel kommen, um besser sehen zu können, ergriff ich meinen Feldstecher und beobachtete. Es ist schwierig zu berichten, was im Einzelnen passierte, denn wir hatten wenig Funkverkehr und waren über die Lage in der Stadt nicht informiert. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich General Regnier und Oberstleutnant Burton bereits in der Stadt. Die Leute, die über den Hügel kamen, waren deutsche Soldaten, die weiße Tücher schwenkten. Wie ich weiter beobachtete, scherten vier Mann vom 46. Panzergrenadier-Bataillon aus und liefen über das Weizenfeld auf die Deutschen zu. Als sie so über das Feld liefen, stiegen immer mehr Deutsche aus ihren Deckungslöchern und wollten sich ergeben. Nach etwa einer Stunde hatten sich ungefähr 120 Deutsche ergeben. Die Sturmgeschütze hatten ihre Stellungen am Fuß des Hügels und sie feuerten über ihre Köpfe hinweg. Vielleicht begünstigte das den Kapitulationswillen der Deutschen. Leider konnte ich nicht weiter beobachten, denn die deutsche Luftwaffe viel über uns her. Solches Geschehen hatte ich vorher noch nie gesehen oder erlebt. Die Tiefflieger waren nicht höher als 50 bis 100 Yards (1 Yards entspricht 0.91 Meter) über dem Erdboden. Sie kamen von Norden und auch von Süden. Später erfuhren wir, dass sie von nahegelegenen Flugplätzen aufgestiegen waren. Wenn ich mich richtig erinnere kam die erste Maschine von Norden. Alle Flak-Geschütze eröffneten das Feuer auf das angreifende Flugzeug und es schlug in der Nähe der Panzergrenadiere auf, wobei es beim Absturz einen seitlich neben der Straße stehenden Telefonmast durchtrennte. Kurz darauf erschienen drei weitere aus der gleichen Richtung. Von diesen holten wir zwei herunter. Die eine Maschine, die entkommen konnte, flog in südöstlicher Richtung so niedrig, dass sie gewissermaßen über die Bäume kletterte. Ein Halbkettenfahrzeug des 387. Panzerflak-Bataillons kam über die Straße auf meine Seite herüber, um besseres Schussfeld zu bekommen. Neben mir stand ein Offizier der Artilleriebeobachter von dem fliegenden Personal der 5. Panzer-Division.
Anmerkung: Jede amerikanische Division verfügte über mehrere kleine einmotorige Flugzeuge zur Aufklärung, Artilleriebeobachtung und als Kurierflugzeug. Die Piloten waren dem jeweiligen Einheitskommandeur unterstellt, für dessen Einheit sie eingesetzt waren. Die 5. Panzer-Division verfügte über 6 solcher Flugzeuge.
Der war außer sich vor Aufregung. Als Pilot hatte er 16 Einsätze geflogen und dabei niemals ein deutsches Flugzeug gesehen. Nun hatte er an diesem Tag bereits sechs gesehen. Über sein Funkgerät hörte er fremden Funkverkehr mit und vernahm. Dass Jagdbomber für die 2. Panzer-Division irgendwo in der Nähe von Braunschweig im Einsatz waren, doch wir konnten für uns keine Luftunterstützung bekommen. Der Pilot sagte zu mir: „Ich bin zwar kein guter Flieger, aber wenn ich meine alte Thunderbolt hier hätte, dann währe ich innerhalb von 10 Minuten hier!“ Wieder kamen Tiefflieger und wurden abgeschossen. Ein Düsenjäger erschien. Alle unsere Abwehrgeschütze eröffneten das Feuer, aber der Pilot zog über uns hinweg und war verschwunden bevor man mit dem Augenlied zwinkern konnte. Spät am Nachmittag gaben die Deutschen dann Ruhe, sie waren vorsichtiger geworden. Anstatt die Artillerie-Bataillone mit ihrer gewaltigen Flakunterstützung anzugreifen, flogen sie an der Elbe so niedrig, dass wir sie nicht beschießen konnten. Am späten Nachmittag kam ein Pilot von Süden. Er flog einen großen zweimotorigen Bomber ungefähr 60 Fuß (1 Fuß entspricht etwa 35 cm) über dem Erdboden. Unsere Flak erwischte ihn aber sehr schnell, denn er flog langsam. Die linke Tragfläche berührte den Boden und das Flugzeug krachte in einem Feuerball des explodierenden Benzins auf den Boden. Dieses Flammenmehr erstreckte sich über eine große Fläche. Es war ein schaurig-schöner Anblick, aber auch betrüblich, denn zwei Mann in einem Halbkettenfahrzeug des 387. Panzerflak-Bataillons verbrannten in diesem Feuermehr. ---- (12)
Im Kriegstagebuch der 5. Panzer-Division sind vom Kampfkommando A folgende Meldungen verzeichnet: Meldung Nr. Datum u. Uhrzeit Vorgänge – Mitteilungen – Befehle 5 12.04. 22.30 Uhr Von CCA: Müssen 300 bis 500 britische und amerikanische Kriegsgefangene abtransportieren, aufgegriffen in der Gegend 8847 (Tangermünde). Plane Transport in Orte der Matschroute „A“. Ungefähr 800 bis 1000 deutsche Kriegsgefangene sind zu evakuieren. 6 23.00 Uhr Von CCA: Habe formelle Kapitulation von Stendal, werden am Vormittag Überprüfung vornehmen. Stadt Tangermünde widersetzt sich mit Jäger-Kommandos. Flak und Panzerabwehr-Geschütze auf Ostufer. 5 Flugzeuge abgeschossen. 500 amerikanische Kriegsgefangene befreit, weitere 1500 US und Briten vermutet. Tangermünde gesamt 724 deutsche Kriegsgefangene. Fordere dringend Hilfe, da Gefangene entlang der Strecke und hier zurückgelassen. Wo ist Kriegsgefangenenlager. 8 23.25 Uhr Von CCA: Wir haben formelle Kapitulation vom Bürgermeister. Werden morgen einmarschieren. Zerstören nun Sektor 8746 (Tangermünde Neustadt), wo sich geschätzt 150 Mann feindliche Infanterie befinden, die sich nicht ergeben haben. 26 13.04. 09.30 Uhr An CCA und CCR: sämtliche beladenen Brückenbau-Fahrzeuge an 22. Panzerpionier-Bataillon bei Packebusch Y 548690 zurückführen. 33 10.35 Uhr Von CCA: Gefechtsstand abgebrochen bei 862458 (Siedlung vor der Neustadt) Operiert von unterwegs. 34 10.45 Uhr Von CCA: Stadt wurde bearbeitet. Widerhole nicht vollständig gesäubert. 41 11.40 Uhr: Vorderste Einheit bei 772543 (Flugplatz Borstel) um 11.30 Uhr. Stendal übergeben.
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Das weitere Geschehen am 13. April 1945 Im Kampfabschlussbericht der 5. Panzer-Division steht zum 13. April über das Kampfkommando A: ----- CCA säuberte sein Gebiet und marschierte von Tangermünde nach Stendal, der letztgenannte Ort hatte in der Nacht vom 12. zum 13. April kapituliert. Einige sehr erbitterte Gefechte wurden noch bis früh am 13. April rund um Tangermünde geführt. Feindliche Truppen, die in die Falle des Kampfkommandos geraten waren, leisteten hartnäckigen Widerstand. Feuer von Flak und Panzerabwehr-Geschütze unterstützten diese Versprengten vom Ostufer der Elbe. Die feindliche Luftwaffe war vom 12. zum 13. April über dem Sektor sehr aktiv. Kampfkommando A wurde mehrmals angegriffen und 6 feindliche Flugzeuge wurden abgeschossen. Gegen den späten Nachmittag wurde das Gebiet gegenüber den Stellungen des Kampfkommandos A, jenseits des Flusses, mit Artillerie-Feuer belegt. ----
Tangermünde ist für das CCA nicht mehr relevant, da im Sektor des XIX. Armeekorps liegend. Das Kampfkommando wendet sich nach Stendal und Arneburg. Stendal wird kampflos besetzt, in Arneburg kommt es zu Gefechten mit deutschen Soldaten und den Eisenbahn-Flakgeschützen. Die Fähre hatte den Verkehr schon am 12. April eingestellt und war versenkt worden. Am 13. April waren der Bürgermeister Walter Müller und weitere Bürger zum Kommandeur der Flakbatterie gegangen und hatten diesen gebeten, zum Schutz der Bürger auf Widerstand zu verzichten. Diese Bitte wurde abgelehnt. Daraufhin ordnete der Bürgermeister gegen 16.00 Uhr an: „Die Stadt flaggt weiß“. Kaum war das geschehen, erschienen in Arneburg Soldaten der Flakbatterie und befahlen. „Alle weißen Fahnen sind sofort zu entfernen, wer sich weigert wird erschossen!“ Die Amerikaner hatten die Kapitulation Arneburgs schon akzeptiert und schickten gegen 19.00 Uhr eine Einheit in die Stadt. Die amerikanischen Soldaten trafen unerwartet auf erbitterten Widerstand und wurden von den Flakgeschützen beschossen. Man kam zu der Einschätzung, dass der Ort nicht ohne den Einsatz schwerer Waffen eingenommen werden kann. In gewohnter Weise, wurde Arneburg durch Artillerie sturmreif geschossen, um eigene Verluste zu vermeiden. Die deutschen Geschützbedienungen setzen sich gegen 23.00 Uhr über die Elbe ab. Einzelne Gefechte halten noch bis in die Morgenstunden an. Inzwischen hat die amerikanische Artillerie ganze Arbeit geleistet. 13 Zivilisten kommen um, 22 Häuser brennen ab und 30 werden teils stark beschädigt. Am nächsten Tag, dem 14. April rücken gegen 10.00 Uhr die ersten Amerikaner in Arneburg ein, diesmal fast kampflos, und durchsuchen die Häuser nach deutschen Soldaten. Ein damals 11 jähriger Arneburger erinnert sich: --- Als wir aus dem Keller harauskamen, standen schon zahlreiche amerikanische Soldaten mit ihren Jeeps auf der Straße. Zu uns Kindern waren sie von Anfang an freundlich, verteilten Schokolade und Kaugummi und später auch Essen aus einer Feldküche. ---
Kampfabschlussbericht des 34. Panzer-Bataillons für April 1945: --- Am 13. April um 09.00 Uhr erhielt der Bataillonskommandeur vom kommandierenden General des Kampfkommandos A den Befehl, durch Stendal zu marschieren und die Gegend nördlich und östlich in Richtung Elbe (südlich der Rasterlinie 69) zu säubern. Die Einheit rückte um 10.00 Uhr mit den gemischten B-Kompanien an der Spitze aus. Stendal kapitulierte ohne Widerstand zu leisten. Zur Feindberührung kam es, als unsere Marschkolonne nach Arneburg vorrückte. Unsere Einheiten gerieten bei 8657 (Hassel - Sanne) unter heftigen Artilleriebeschuss. Es gab erbitterten Widerstand in Form von Direktbeschuss durch Panzerabwehrgeschütze, Artillerie, Mörser und Handfeuerwaffen. Um 18.00 Uhr kam ein deutscher Offizier heraus, um über die Kapitulation von Arneburg zu verhandeln. Man ließ ihm 30 Minuten, um Verbindung mit seinen Männern aufzunehmen. Siebzig Kriegsgefangene ergaben sich. Als die B-Kompanien jedoch in die Stadt vorrückten, wurden sie von Artillerie, Bazokas und Handfeuerwaffen unter Beschuss genommen. Außerdem flogen 16 feindliche Flugzeuge über unsere Kolonne. Die uns beschossen und Antipersonenminen abwarfen. 2 Flugzeuge wurden von unseren Schützen abgeschossen. Unser Plan für diesen Angriff bestand darin, die Stadt im Zentrum von Süden aus mit einem Panzer und zwei Infanteriezügen anzugreifen. Auf der Bahnlinie nördlich von Arneburg standen vier 122 mm-Eisenbahngeschütze, von denen zwei ein freies Schussfeld auf unsere Einheiten hatten. Ein Panzer wurde durch eine Panzergranate zerstört, die von einem der Eisenbahngeschütze abgefeuert wurde. Unsere Artillerie schaltete diese Geschütze kurze Zeit später teilweise aus. Die B-Kompanien zogen dann, da es allmählich dunkel wurde, aus der Stadt ab, wobei die Panzer der Infanterie Deckung gaben. Die Einheiten sammelten sich wieder und bereiteten sich darauf vor, Arneburg am Morgen einzunehmen. Die ganze Nacht über wurde die Stadt unter Artilleriebeschuss genommen. Als dann die B-Kompanien am 14. April um 08.00 Uhr ausrückten, wurde der Angriffsplan vom Vortag angewendet. Die Stadt stand aufgrund des dem Angriff vorausgegangenen Granatfeuers bereits gehörig in Flammen. In der Stadt leisteten verstreute Infanteristen leichten Widerstand. Zivilisten berichteten, dass SS-Soldaten unsere Soldaten Befehlswidrig die Nacht zuvor, nachdem die Kapitulation von Arneburg angenommen worden war, beschossen hatten. Panzer der B-Kompanie griffen einige Ziele am anderen Flussufer an und zerstörten mehrere Schiffe auf dem Fluss. Der Beschuss durch Heckenschützen hielt weiter an und die Säuberung der Stadt war erst um 13.00 Uhr abgeschlossen. Die vier Eisenbahngeschütze wurden verlassen vorgefunden. Zwei wurden durch unseren Panzerbeschuss zerstört. Die beiden anderen wurden von den Sprengtrupps des 1. Zuges der A-Kompanie des 22. Panzer-Pionier-Bataillons zerstört. Die Mission wurde anschließend, ohne dass wir auf Widerstand trafen, in Richtung Schwechten fortgesetzt, wo wir uns für die Nacht sammelten. ----
Im Kampfabschlussbericht der 5. Panzer-Division steht zu Arneburg: --- Nachdem CCA am Nachmittag des 13. April die Kapitulation von Arneburg angenommen hatte, versuchte es eine Einheit in den Ort zu schicken. Aber diese Einheit traf auf heftigen Widerstand von mit Panzerfäusten bewaffneten Infanteristen. Diese wurden von der Luftwaffe und Artillerie unterstützt. Es wurde eingeschätzt, dass der Ort nicht ohne schwere Verluste genommen werden kann. Die Einheit hatte einige Panzer und mehrere Soldaten verloren. Die Truppe wurde zur Reorganisation zurückgezogen. Danach wurde mit ausgezeichnetem Ergebnis, konzentriertes Artilleriefeuer auf den Ort gelegt. Bei dem nächsten Angriff am 14. April wurde die Stadt um 10.00 Uhr gesäubert. Neben zahlreichen Flakgeschützen wurden 4 Eisenbahngeschütze in der Stadt zerstört. CCA meldete, dass die Stadt offenbar zeitweise einen hohen Feindlichen Stab beherbergt hatte. (In Arneburg wurde ein Kommandozug gefunden.) Die Einheit, welche diese Stadt eingenommen hatte, setzte den Vormarsch nördlich fort und hatte um 17.05 Uhr Altenzaun erreicht und gesäubert. Andere Kräfte des CCA durchkämmten Straßen und Dörfer in ihrem Sektor, sie säuberten eine Linie Erxleben – Stendal ostwärts bis zum Fluss. An der Straßenkreuzung 2 km östlich von Staffelde wurde eine Vorpostenstellung eingerichtet. Bei Staffelde waren Feindliche Überfall-Gruppen eine ständige Bedrohung. Um 24.00 Uhr wurde dort der Divisionsvorposten angegriffen und gezwungen, sich zurückzuziehen. Der Gefechtsstand des CCA verblieb in Stendal. ----
Anmerkung: Vor der Eisenbahnbrücke Hämerten hat sich bis zum 21. April ein deutscher Brückenkopf gehalten. Teile des 467. Inf. Ers. u. Ausb. Bataillon und des 11. Kraftfahrer Ers. u. Ausb. Bataillon hatten sich von Stendal auf Hämerten zurückgezogen. Verstärkt wurden sie von Angehörigen des 66. und 67. Volksturm-Bataillons aus Wolfsburg, Volksturm-Männern aus dem Kreis Osterburg und einigen SS-Männern vom SS-Fernmelde Ausb. Bataillon „Stendal“. Hämerten wird am 15. April von den deutschen Soldaten geräumt. In der Nacht vom 15. zum 16. April besetzen Soldaten vom 405. Infanterie-Regiment der 102. US-Infanterie-Division das Dorf und riegeln den Brückenkopf ab. In der Nacht vom 20. auf den 21. April säubern nach intensiver Artillerievorbereitung vier Kompanien (C, D, G und H) vom 405. Infanterie-Regiment den Brückenkopf. In einem kurzen aber heftigen Überraschungsangriff wurden 60 Deutsche getötet und 125 gefangen genommen, darunter eine Krankenschwester. Die meisten Gefangenen waren verwundet.
Im Tageslage-Bericht N. 170 vom 20. zum 21. April der 102. US-ID ist vermerkt: --- Um 03.30 Uhr wurde der Feind, Der das kleine Widerstandnest östlich von Stendal verteidigte, von unserem Angriff komplett überrascht. Dennoch leistete er mit kleinkalibrigen Waffen hartnäckigen Widerstand. Unterstützt wurde er durch einige Schuss 88 mm Artillerie. Der Feind befand sich in gut ausgebauten Stellungen und die meisten Gegner trugen Schwimmwesten, die ihnen offensichtlich das Durchschwimmen des Flusses erleichtern sollten. Die Stärke vor der Liquidierung betrug ungefähr 190 Mann. 15 Mann wurden in den letzten Tagen durch Mörser-Feuer getötet und mehrere verwundet. Die Fernmeldeverbindung zum Ostufer wurde auch durch Mörser-Feuer in der Nacht zum 21. April unterbrochen. Hauptmann Mohr (oder Moar), Befehlshaber des 467. Ausbildungs-Bataillons, scheint das Kommando über das Gebiet Schönhausen gehabt zu haben, inklusive des Brückenkopfes. Leutnant Günter Lidschulte (Kriegsgefangener), kürzlich von einem Lazarett entlassen, übernahm das unmittelbare Kommando im Brückenkopf am 13. April. Die Aufgabe des Brückenkopfes war, die umliegenden Gebiete und Truppenstärke und Verteilung der amerikanischen Einheiten auszukundschaften. Sie hatten Befehl, sich unter keinen Umständen zurückzuziehen oder zu ergeben. ----
Mit diesem letzten Unternehmen waren alle deutschen Widerstandsnester im Bereich der Altmark an der Elbe beseitigt.
F. – W. Schulz
29410 Salzwedel / OT Stappenbeck August 2014
Anmerkung: 1 Sammlung O. Wernicke 2 Mitteilunge von Frau Neuling 15.08.208 3 „Paths of Armor“ Geschichte der 5. Panzerdivision im 2. Weltkrieg 4 Bericht von Oberstleutnant Burton in „Pats of Armor“ 5 Kriegsende in Tangermünde, Bericht Alois Hauck 6 Kriegsende in Tangermünde, Zeitzeugen berichten 7 Chronik der Katholischen Kirche von Tangermünde, Pfarrer Gerhard Nöring wirkte von 1942 – 1972. 8 Aufgeschrieben vom Superintendenten der St. Stephanskirche, Johannes Goßlau 9 Tangermünder Stadt-Anzeiger April 2005 10 und 11 Die Tangermünder Elbbrücke – Erinnerungen, Nachdenken und Aufgabenstellung gleichermaßen. Projektwoche des Schuljahres 1992 – 93 der Heinrich Brunsberg Sekundarschule. 12 Bericht von Henry P. Halsel in der Veteranenzeitschrift „Viktory Division“
Quellen: Kriegsende in Tangermünde Zeitzeugen berichten Wienecke Verlag 1995 Hühnerdorfer Str. 101 – 102, 39590 Tangermünde/Elbe
“Pats of Armor“ Geschichte der 5. Panzer-Division im 2. Weltkrieg The Battery Press, Nashville - Tennessee 1955
White The 102. Infantery-Division Through – Germany The Battery Press Nashville - Tennessee 1952
Archiv Schwerdtfeger Kampfabschluss-Bericht der 5. Panzer-Division für den Monat April 1945 Tageslage-Bericht Nr. 255 und 256 der 5. Panzer-Division Kriegstagebuch, G-3 Journal der 5. Panter-Division vom April 1945 Kampfabschluss-Bericht des 34. Panzer-Bataillons für April 1945 Kampfabschluss-Bericht des 46. Panzergrenadier-Bataillons für April 1945 Tageslage-Bericht Nr. 170 der 102. Infanterie-Division
Die Tangermünder Elbbrücke – Erinnerung, Nachdenken und Aufgabenstellung gleichermaßen Eine Arbeit im Rahmen einer Projektwoche von Schülern des Schuljahres 1992 – 93 der Heinrich Brunsberg Sekundarschule Tangermünde
Tangermünder Stadtanzeiger April – Mai 2005 Zeitgeschichte Was vor 60 Jahren an der Elbe geschah, Zeitzeugen erinnern sich
Zur Geschichte der Silva Metallwerke Genthin Bismark Gymnasium Genthin 2001 Janett Kühne
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Das ist doch wieder nach meinem Geschmack, kurz und knackig, klasse. Danke an deinen Kumpel. Hatte ich gar nicht so auf dem Schirm das Tangermünde schon am 12.04. amerikanischen Besuch hatte. Aber es lohnt wie man sieht mal über den Tellerrand zu schauen. spusu