Bericht vom Oberleutnant Schweitzer über die Kämpfe der 13. Panzerdivision in Budapest und den Ausbruch am 11. 2. 1945. Abschrift Moeller-Althaus Schweitzer Ernst, Oblt. A. Feldlazarett 2/342, den 26. 2. 1945 Pz.Art.Rgt. 13 Bericht über die Kämpfe der 13. Panzer-Division in Budapest und meinen Ausbruch am 11. 2. 1945 Die Entwicklung der Kämpfe in Budapest ist bis zum 29. 12. 44 im Kriegstagebuch Nr. 11 der 13. Panzer-Division, das durch Flugzeug geborgen wurde, niedergelegt. In diesen Tagen trug die 13. Pz.Div. die Hauptlast des Kampfes um die Stadt im Schwerpunkt und zwar im Abschnitt zwischen Rákospalota – Ostrand und südostwärts Kőbánya (Huramajor92). Durch Gefangenenaussagen war die Zuführung von 2 weiteren Schütz.Divn. und einer Artl.Div. in diesen Schwerpunkt bestätigt. Die Artl.Div. hatte 88 schwere Rohre, davon 64 15 cm und 24 noch grösseren Kalibers. Am 30. 12. 44 erzielte der Feind in Rákosszentmihály einen tiefen Einbruch. Der von der gepanzerten Gruppe geführte Gegenangriff scheiterte in den ersten Nachmittagsstunden an massierter Pak- und Gr.W.-Abwehr. Der erneute, vom Ia an Ort und Stelle angesetzte Angriff liess die gepanzerte Gruppe hart ostwärts der Bahn in den Westteil von Rákosszentmihály eindringen. In den Abendstunden blieb der Angriff vor einem Panzergraben erneut liegen. Durch feindl. Panzer und Pak entstanden in dem Ort erhebliche Ausfälle (etwa 4–5 Panzer und 8 SPW). Am 1. 1. 45 in den frühen Morgenstunden griff der Feind mit 12 Panzern und starker Infanterie (mindestens 2 Rgtr.) im Abschnitt des Pz.Gr.Rgt. 66 und der Pz.A.A. 13 an. Er drang bis in den Friedhof ostwärts Kőbánya ein und wurde hart westlich des Friedhofes aufgefangen. Der Gegenangriff der gep. Gruppe blieb im starken Feindfeuer liegen. Obstlt. Jung, Kdr. Pz.Gr.Rgt. „Feldherrnhalle”, fiel bei der Erkundung durch Kopfschuss. Es bestand die Absicht, durch Verlängung des linken Flügels der 22. SS Kav.Div. das Pz.Gr.Rgt. 66 herauszulösen und als Schwerpunkt-Reserve freizumachen. Infolge gleichzeitiger Angriffe im Abschnitt der 22. SS Kav.Div. und am rechten Flügel der 13. Pz.Div. konnte die Herauslösung nicht durchgeführt werden. Nur mit Mühe gelang es, zeitweise, überhaupt Anschluss zum rechten Nachbar zu gewinnen. In den ersten Tagen des Januars waren die letzten Inf.-Einheiten der ungarischen Divisionen restlos aufgerieben und die Abschnitte mussten durch deutsche Kräfte übernommen werden. Die Anspannung aller verfügbaren Kräfte machte einschneidende Befehle zur Freimachung von Soldaten notwendig. So musste mit Gruppen-Befehl vom 28. 12. 44 die Auskämmung sämtlicher Trosse bis auf das zur Versorgung unumgänglich notwendige Mass befohlen werden. In der Nacht vom 1./2. 1. 1945 wurde die Herausziehung von 50% aller Kraftfahrer unter Abstellung der Kfz. zum inf. Einsatz befohlen. Die Stäbe wurden bis auf das unbedingt notwendige Personal ebenfalls ausgekämmt, die schweren Batterien der Artillerie aufgelöst. Die ungarischen Soldaten wurden in die deutschen Verbänden mit eingegliedert und vermischt. Auf diese Weise gelang es bei den hohen Ausfällen die Mindestgrabenstärke beizubehalten. Die Verluste der 13. Pz.Div. betrugen vom 25. 12. 44 – 1. 1. 45 24 Offiziere u. 638 Uffze. Und Mannschaften an Gefallenen, Verwundeten und Vermissten, vom 25. 12. 44 – 17. 1. 45 53 Offiziere und etwa 1200 Uffze. und Mannschaften an Gefallenen, Verwundeten und Vermissten. Der Feind setzte seine konzentrischen Angriffe gegen den Ostteil des Brückenkopfes mit Schwerpunkt linker und rechter Flügel der Div. fort und zwang zur kampflosen Aufgabe von Rákospalota, da Teile des Bahngeländes des West-Bahnhofes bereits verloren gegangen waren. Schliesslich musste nachts Kispest geräumt werden, da die Kampfkraft der 22. SS Kav.Div. nach den ersten harten Abwehrkämpfen infolge hoher Ausfälle an Führern stark absank und schliesslich ganz herausgelöst werden musste. Die feindl. Angriffe wurden in den Schwerpunkten von Panzern, Flamm-Panzern und Spezial-Pionieren unterstützt. In der Nacht vom 17./18. 1. 45 wurde der Ost-Brückenkopf geräumt, da auf dem engen Raum und bei der starken Gefährdung der letzten beiden Brücken eine Zuführung der Truppe und des Materials bei weiterem Halten gefährdet war. Die Brücken wurden am 18. 1. 45 07.00 Uhr gesprengt. Damit hatte der Kampf um den Ostteil der Stadt seinen Abschluss gefunden. In den letzten Tagen wurde der Ostbrückenkopf ausschliesslich von der Gruppe Schmidhuber verteidigt. Die Truppe hat in diesen harten Kämpfen Unmenschliches geleistet. Die Verpflegung war bis dahin als noch ausreichend zu bezeichnen. Besonders unangenehm war für die Kampfführung die ununterbrochenen Fliegerangriffe, die am Tage jeden Verkehr in der Stadt unmöglich machten. Verschüttungen und Brände erforderten täglich neue, umfangreiche Aufräumungsarbeiten, um während der Nacht die Bewegungsfreiheit wieder zu erlangen. Die Nachrichtenverbindungen waren durch die Schaltungen des unterirdischen festen Ortsnetzes zum grössten Teil erhalten. Sehr häufig war jedoch eine Führung der Truppe durch die Kommandeure nur an Ort und Stelle möglich. Besonders verhängnisvoll wirkte sich die Unterstützung des Feindes durch die Zivilbevölkerung bei der Ausnutzung unterirdischer Gänge, Kellerverbindungen und Kanäle, aus. Dadurch gelang es dem Feind immer wieder hinter die eigene Hauptkampflinie zu gelangen und den Zusammenhang der Front stark zu gefährden. Die Stimmung der Truppe war vom ersten Tag an ernst und entschlossen. Die Hoffnung auf baldigen Entsatz steigerte Kampfkraft und Moral immer wieder aufs Neue. Schädlich wirkten sich hierbei ungarische Nachrichten-Quellen aus, die immer sehr optimistische Meldungen herausstellten und zu starker Enttäuschung führten. Die Versorgung der Verwundeten liess zwar manches zu wünschen übrig, war jedoch noch erträglich. Im Westen der Stadt sammelte die Div. ihre Verbände und ordnete sie zur Vorbereitung für neuen Einsatz. Am gleichen Tage wurde der Beginn des Durchbruches des SS Pz.Korps Gille bekannt, auf den sich nun alle Hoffnungen stützten. Durch Funkspruch der Armee wurde die Vorbereitung eines Angriffsunternehmens zur Inbesitznahme des Flugplatzes Budaörs befohlen. Hierzu stellten sich bis zum 20. 1. 45 04.00 Uhr alle Teile der Gruppe Schmidhuber (13. Pz.Div., Pz.Gren.Div. „Feldherrnhalle”, Kampfgr. Kündiger u. Volks-Gren.Div. 978 [sic!]93) im Raum des Sas-Berges zum Angriff nach Süden bereit. Die Verbände blieben bis zum Scheitern des Durchbruchsversuches von Gille in der Bereitstellung und wurden dann mit Teilen (I./Pz.Gr.Rgt. 66, Pz.A.A. 13, I./Pz.Gr.Rgt. „F”) zur Bereinigung von Einbrüchen an die 8. SS Kav.Div. abgegeben. Der Feind nahm seine Angriffe gegen den Westteil des Brückenkopfes zeitlich zusammenfallend mit den Gegenangriffen gegen das SS Pz.Korps Gille wieder auf. Die sehr erheblichen Ausfälle zwangen schliesslich zum Einsatz auch der letzten Teile der Gruppe im Südabschnitt des Kessels. Bis dahin bestand immer noch Hoffnung, durch rechtzeitigen eigenen Ausbruch durch die im Süden sehr dünne feindl. Hauptkampflinie die Masse der Verwundeten und des Materials zu bergen. Ein starker feindl. Angriff drohte am 10. 2. 45 den Rest des Kessels zwischen Gellértberg und Burg aufzuspalten. Bei einer Teilung würde die Gruppe Schmidhuber den südlichen Kessel verantwortlich übernehmen. Das Korps befahl jedoch die Räumung des Südteils und die Vereinigung auf einem jetzt beängstigend eng gewordenen Raum. In dieser Lage konnte sich der Kommandierende General nicht der Notwendigkeit verschliessen, einen entscheidenden Entschluss zu fassen. Bei dem Vordringen deutscher Verbände durch das Pilis-Gebirge bis in den Raum von Pilisszentkereszt war bereits Anfang Januar der Ausbruch unter Mitnahme sämtlicher Verwundeter und sämtlichen mot. Materials, vorbereitet worden. Auf höchsten Befehl wurde an der Durchführung dieses Planes nicht festgehalten. Nach dem Scheitern der Offensive von Gille drängt sich den Kommandeuren wiederum der Gedanke um einen Ausbruch auf. Ein Funkspruch des Führers vom 27. 1. 45, nach dem Budapest zu halten war, bis die Stunde des Entsatzes gekommen sei, machte weiteres Abwarten notwendig. Am 2. 2. nahm der Div.Kdr. eine lange persönliche Rücksprache beim Kommandierenden General über die Notwendigkeit eines baldigen eigenen Ausbruches. Diese Besprechung blieb ergebnislos. Unter den oben geschilderten Umständen hat sich der Kom.Gen. am 11. 2. 45 entschlossen, den Ausbruch für 20.00 Uhr zu befehlen. Die Kommandeure wurden um 12.30 Uhr94 zum Div.Gef.Std. befohlen und erhalten mündlichen Befehl über den geplanten Ausbruch. Vorgesehen war: Angriff 20.00 Uhr, rechts 22. SS Kav.Div., links 8. SS Kav.Div. in 2 Wellen aus der derzeitigen Hauptkampflinie zwischen Margarethen-Insel und Blutwiese. Der Div.Stab sollte der 2. Welle folgen, anschliessend Trosse und Verwundete. 1. Angriffziel grosse Strassengabel am Westausgang der Stadt Richtung Budaörs95, dann nördlich Budaörs noch in der Nacht das Waldstück ostwärts Tinnye erreichen, dort nach kurzer Versammlung in den Morgenstunden Angriff auf die Orte Tinnye und südlich davon. Nach Einbruch der Dunkelheit sollte die Hauptkampflinie überschritten werden. Bei der ungenügenden Vorbereitung und bei der ungeordneten Einnahme der Bereitstellung in dem engen Raum war vom Plan kein 100%-iges Gelingen zu erwarten. Die zum Angriff Antretenden waren neu zusammengestellte Einheiten, die letzten leichten Batterien, die Reste des Trosses von Pz.Rgt. 4 und von der Pz.N.A. 13.96 Um 20.30 Uhr verliess der Div.Kdr. mit dem gesamten Div.Stab den Div.Gef.Std., nachdem sämtliche Kfz. und militärische Einrichtungen zerstört worden waren. Auf der Strassen stauen sich Kolonnen von Soldaten, dazwischen bespannte und mot. Fahrzuge, mit Verwundeten beladen. Mit Mühe gelang es bis 21.30 Uhr, die alte Hauptkampflinie zu erreichen. Der Ia orientiert sich zunächst über die Lage, die sich wie folgt darbot: Die erste Welle musste im ersten Angriffsschwung die feindl. Hauptkampflinie durchbrochen haben und sich weiter nach Westen durchgekämpft haben. Zu diesem Zeitpunkt waren durcheinander gewürfelte Verbände dabei, die alte HKL zu durchschreiten. Der Feind flankierte diese Bewegungen mit M.G.-, Gr.W.- und Pak-Feuer, sodass ständige Verluste entstanden. An ein Durchkommen von Fahrzeugen war überhaupt nicht zu denken. Bei der ständigen Verengung des Kampfraumes war es bei den letzten Frontverkürzungen schon nicht mehr möglich, alle Verwundeten zu bergen. Die Div. liess am 6. 2. (?) am kleinen Gellértberg 71 Schwerverwundete zurück. Die Verwundeten wurden – soweit sie irgendwie betreut werden konnten, vom H.V.Pl. an die Trosse der Truppe abgegeben. Der Stand der Verwundeten war in den letzten Tagen 340 am H.V.Pl. und 1240 bei der Truppe. Von Ende Januar an wurden die Brotportionen stark gekürzt; es gab schliesslich nur noch 75 gr. pro Tag. Die Munitions-Versorgung war nicht so ernst wie die Verpflegungslage, jedoch bestand an einzelnen Kalibern grosser Mangel, vor allem für schwere Waffen. Die seelische Belastung der Truppe steigerte sich in den letzten Tagen enorm. Die Hoffnung auf Entsatz waren fast ganz geschwunden und die Möglichkeit eines erfolgreichen eigenen Ausbruches wurden täglich geringer. Die Truppe war von den Tag und Nacht anhaltenden ununterbrochenen Häuserkämpfen in den letzten Tagen apathisch.
Ausbruch aus dem Kessel Zusammen mit dem Ia, Oberstleutnant i.G. v.Ekesparre, durchlief ich die feindl. Feuersperren und kam etwa 1 ½ km vorwärts. In den Strassen waren immer noch viele Hunderte Soldaten, die versuchten, weiter Boden zu gewinnen. Mit solchen kämpfenden Einheiten kamen wir schliesslich bis kurz vor das Strassenkreuz von Budaörs97 (Strassengabel). Infolge starker Ausfälle an Toten und Verwundeten, die auf den Bürgersteigen und auf der Strasse lagen, waren die Soldaten zu einem Vorgehen nicht mehr zu bewegen. Der Feind sperrte die Strassen in direktem Beschuss mit Panzern, Pak und M.G. Es gelingt dem Ia und mir, die nächste Ecke zu erreichen und nach rechts auszuweichen. Mit einer Gruppe von etwa 15 Mann gingen wir durch Gärten und Gestrüpp, jeden russischen Posten nach Möglichkeit meidend, weiter in Richtung Nordnordwest. Wir erreichten schliesslich den Stadtausgang. Bei einer Schiesserei mit Posten waren die Männer zurückgeblieben. Bei uns fand sich noch Lt. Seifert vom Pz.Rgt. 4 ein. Bei Hellwerden versuchten wir uns an einem Waldrand zu orientieren, stiessen dabei auf eine von Hptm. Grossman geführte Gruppe von etwa 15 Mann, der wir uns anschlossen und im Schutze dichten Schneetreibens in die nächsten Berge und Wälder marschierten. Hier klärt sich die Wolkendecke auf und wir beschlossen, bis zum Abend zu warten, um dann an einer günstigen Stelle über die Wiener Strasse nach Norden das Pilis-Gebirge zu gewinnen. In den Mittagsstunden ging dicht unterhalb unseres Standortes auf einem Waldwege eine starke Marschkolonne nach Westen, bei der sich Teile aller im Kessel befindlichen Divisionen befanden. Wir schlossen uns dieser Marschkolonne an und kamen bis auf einen Höhenrücken südlich Solima [Solymár]. Der Feind bekämpfte die Marschkolonne von 14.00 Uhr an durch pausenlose Schlachtflieger- und Bomben-Angriffe. Es entstanden Ausfälle. Infanteristisch griff der Feind in die Flanke von der Wiener Strasse nach Süden an. Südlich des Höhenrückens schoss der Feind aus den Ortschaften und Flak-Stellungen mit M.G. und Gr.W. in das Waldstück. Die in einer tiefen Mulde von Solima [Solymár] nach Süden führende Strasse wurde bei Einbruch der Dunkelheit von der Spitze der Marschkolonne überschritten. Wir warteten ab, bis die Kolonne mit den Verwundeten unter Führung von Obstlt. Kucklick und Obstlt. Kämer aufgeschlossen hatte. Dann wurde Aufklärung angesetzt, um die Stärke des Feindes an der Strasse festzustellen. Mit den vorhandenen Inf.-Kräften war ein Durchbrechen der feindl. Sicherungslinie nicht möglich. Die Kolonne setzte sich daher unter der Gesamtführung des Ia (kämpfende Teile Rtmstr. Pabst) um 23.00 Uhr nach Norden in Marsch, um das Pilis-Gebirge zu erreichen. Auf diesem Marsch blieb Obstlt. Kucklick zurück. Am 13. 2. gegen 4.00 Uhr kamen wir in den ersten Wäldern bei den Bergen an. Es wurden einige Häuser erkundet, in die während des Tages unterzogen werden sollte. Bei Hellwerden wurden die Häuser belegt. Die übermüdete Truppe war damit bei einem überaschenden feindl. Angriff nicht abwehrbereit. Es entging den Beobachtungsposten, dass der Feind gegen Mittag von allen Seiten planmässig Kräfte heranzog, um die Gruppe einzuschliessen und zu vernichten. Um 11.30 Uhr etwa näherten sich einige Russen dem Haus, in dem wir untergebracht waren. Der Feind eröffnete mit M.Pi. das Feuer. Es kam zu einem ungleichen Gefecht, da der Feind auf der Höhe hart südlich des Hauses ausser Panzer und Sturmgeschützen schwere Waffen in Stellung hatte. Da ich selbst verwundet war, wich ich nach Osten aus. In dem schweren Feuer entstanden beträchtliche eigene Ausfälle. Ich erreichte durch eine Schlucht den nächsten Höhenzug nördlich des bisherigen Standortes, traf dort auf eine Gruppe deutscher Soldaten, die weiter nach Norden in den Wald zurückgingen. Dem Gefechtslärm nach zu urteilen hat der Feind die Masse der in den Häusern untergebrachten Leute in diesem Raum gefangengenommen oder vernichtet. An dem Hang an der Höhe etwa 2 km nordostwärts des bisherigen Standortes blieb uns der Feind dicht auf den Fersen und war z.T. bis auf 50 m hinter uns. Mit letzter Kraft überschritten wir den Kamm und versteckten uns in einem Gebüsch im nächsten Tal weiter nördlich. Hier warteten wir die Dunkelheit ab. Mit Beginn der Dunkelheit setzten wir den Marsch in nordnordöstlicher Richtung, bis zu den Knieen im Schnee watend, ohne Verpflegung, fort. Wir waren 16 Mann. Abends um 19.00 Uhr begegnen uns in der Nähe einer Ortschaft 2 Russen (vermutlich Offiziere), die wir erschossen. Um 20.00 Uhr wurden wir von mehreren Posten mit M.Pi. angeschossen. Ich änderte die Marschrichtung deswegen nicht und sah plötzlich nur noch 4 Mann hinter mir. Wir warteten eine Stunde, bis sich die Aufregung bei den Russen gelegt hatte und setzten unseren Marsch in der alten Richtung fort. Gegen Mitternacht kamen wir an dem Orts-Schild Pomáz vorbei. Vom Ortsrand Pomáz an marschierten wir nach Nordwesten und warteten das Hellwerden ab (14. 2.) in dichtem Wald. Der Tag war nass und regnerisch. Wir setzten am Abend unseren Marsch fort, kamen durch tiefen Schnee, noch immer ohne Verpflegung, erschöpft an einem Haus vorbei, das wir leer fanden. Wir machten Feuer an und legten uns schlafen. Am 15. 2. 11.00 Uhr kamen 3 Zivilisten, ganz bestürzt über unsere Anwesenheit, zu uns und machten uns darauf aufmerksam, dass täglich 20-40 Russen das Haus in allen Räumen durchsuchten. Wir zogen uns an und versteckten uns sofort in etwa 200 m Entfernung im Walde. Beim Weggehen gaben uns die Zivilisten auf unsere Bitten etwa 10 Pfund rohe Kartoffeln. Um 16.00 uhr verliessen wir unser Versteck und gingen wiederum in das Haus zurück und bereiteten uns die Kartoffeln zu. Ich selbst muss Fieber gehabt haben; ich war kaum in der Lage, auf beiden Beinen zu stehen. Wir mussten die Gefahr, dass uns der Feind hier aufgriff, bewusst in Kauf nehmen. Am 16. 2. gingen wir um 6.00 Uhr weg, nachdem wir etwa noch je 100 gr. Brot bekommen und gegessen hatten. Auf einem Bergrücken verbrachten wir den Tag auf einem Hochstand. Mit Beginn der Dunkelheit setzten wir den Marsch fort und kamen um etwa 22.00 Uhr an eine verschlossene Hütte. Wir öffneten und blieben 24 Stunden dort. Mit knurrenden Magen setzten wir uns am 17. 2. um 22.30 Uhr weiter in Marsch. Durch starken Frost war die Schneedecke soweit gefroren, dass mann kaum noch einsank. Dadurch konnten wir eine beträchtliche Strecke zurücklegen. Nach Mitternacht kamen wir auf dem Gebirgskamm auf 3 erleuchtete Häuser, die ohne Bewachung stark feindbelegt waren. Wir umgingen diese Häuser durch eine tiefe Schlucht nordostwärts davon. Fast 2 Stunden brauchten wir, um über den Steilhang in mühsamem Aufstieg wieder den Kamm zu gewinnen. Beim Hellwerden hörten wir die ersten Granaten pfeifen und waren damit im russischen Hauptkampffeld angelegt. Wir beobachteten während des Tages aufmerksam die Feuerttigkeit und marschierten am Abend, den Schwerpunkt aussparend, weiter nach Nordwesten, bis wir in einem Wald aus allen Richtungen Inf.-Feuer hörten. Wir warteten den Untergang des Mondes ab, da die harte Schneedecke ein unbemerktes Bewegen nicht gestattete. Wiederum auf die dem Gehör nach dünnste Stelle marschierend, kamen wir durch eine tiefe Mulde an russischen Gr.W.-Stellungen vorbei. Nach wiederholtem Abwarten gelangten wir an den Vorderhang, ohne dass die uns zugedachten M.Pi.-Garben ihr Ziel erreichten. Hart südlich der Höhe 496 erreichten wir die offene Fläche und gingen im Schutz von Weingärten weiter nach Westen. Da wir aus dem Wald von [Höhe] 496 Feuer erhalten hatten, wussten wir nicht, ob wir die HKL bereits durchschritten hatten. In einer kleinen Bretterbude warteten wir einen weiteren Tag, immer ohne Verpflegung, um am 20. 2. früh nach Monduntergang den Marsch fortzusetzen. Nach kürzesten Entfernungen mussten wir immer wieder verschnaufen, da die Kräfte stark nachliessen. Beim Hellwerden sahen wir Esztergom vor uns liegen. Mit letzter Kraftanstrengung erreichten wir das erste Haus und hier aus waren wir bei der Deutschen Wehrmacht in guter Hand. gez. Schweitzer BA-MA RH 27-13/163.
von Zoltan zur Verfügung gestellt
Magado-2 Wenn nicht anders ausgewiesen, dann Sammlung/Eigentum Magado Bilder/Beiträge dürfen "Nichtgewerblich" genutzt werden.