Ich hatte gestern ein Gespräch mit einem ZZ der in den 1970er Jahren beim PZ-Reg 1, seiner Zeit noch in Burg, gedient hat. Er berichtete das der TÜP Körbelitz zu dieser Zeit sowohl von NVA (Burg) als auch von der Roten Armee genutzt wurde. Man teilte sich offensichtlich das "Zielgebiet", was nach sienen Aussagen zu manch unvorhersehbaren Situationen führte. Nicht ganz ohne Risiko. Von solch einer "Doppelnutzung" hörte ich das erste mal.
Zitat von Spurensucher MD im Beitrag #62Ich hatte gestern ein Gespräch mit einem ZZ der in den 1970er Jahren beim PZ-Reg 1, seiner Zeit noch in Burg, gedient hat. Er berichtete das der TÜP Körbelitz zu dieser Zeit sowohl von NVA (Burg) als auch von der Roten Armee genutzt wurde. Man teilte sich offensichtlich das "Zielgebiet", was nach sienen Aussagen zu manch unvorhersehbaren Situationen führte. Nicht ganz ohne Risiko. Von solch einer "Doppelnutzung" hörte ich das erste mal.
Irgendwo im großen Forum sprachen wir schon darüber. Klingt plausibel.
Unsere Heimatzeitung veröffentlichte dieser Tage das hier:
Q: Volksstimme
KÖRBELITZ BEI MAGDEBURG
Alter Schießplatz noch gesperrt
In naher Zukunft wird die 300 Jahre lang militärisch genutzte Fläche bei Körbelitz für Radfahrer und Spaziergänger zugänglich sein. Von Manuela Langner25.12.2023, 06:00
Unterwegs auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz taucht die große Geschosswand auf. Hier ist der Wald schon jetzt sehr naturnah. Stehendes Totholz bieten einen hohen ökologischen Nutzen. Foto: M. Langner
Körbelitz. - Das Ziel ist klar: Die Wegeschranken, die Erholungssuchende heute noch vom Schießplatz Körbelitz fernhalten, werden eines Tages fallen. Wald und Offenland werden in einem weit stärkeren Maße zugänglich sein, als das heute der Fall ist. Darüber informierte der Bundesforstbetrieb Nördliches Sachsen-Anhalt, der für die Liegenschaft zuständig ist, seitdem sie 2015 in das Nationale Naturerbe aufgenommen wurde. Nach aktuellem Stand besteht für knapp 42 Prozent der Fläche (etwa 290 Hektar) weiterhin ein Kampfmittelverdacht, während das für rund 400 Hektar inzwischen ausgeschlossen werden kann. Das hat zur Folge, dass die Schilder, die vor einem Betreten der Fläche warnen, versetzt werden können.
Brandschutzkonzept Bis Spaziergänger und Radfahrer das Wegenetz nutzen können, wird noch einige Zeit vergehen. Aktuell wird am Brandschutzkonzept gearbeitet, informierte Andy Günther, Leiter des Funktionsbereiches Liegenschaften des Bundesforstbetriebs Nördliches Sachsen-Anhalt. Dazu hatten nicht zuletzt die Brände in Brandenburg wie beispielsweise auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz Jüterbog veranlasst. Mit Feuerwehrleuten hat es schon eine Befahrung gegeben. Dabei wurde festgestellt, dass sich noch nicht alle Wege von großen Löschfahrzeugen befahren lassen. Irgendwann reicht der Kurvenradius nicht mehr aus. Auch ihre fachliche Einschätzung zur Situation vor Ort gaben die Feuerwehrleute ab. Hier ist es Aufgabe des Bundesforsts, einen tragbaren Kompromiss zu finden: So viel Totholz zu entfernen, wie es die Feuerwehr anregte, vereinbart sich nicht mit den Zielen eines Nationalen Naturerbes. An den Brandschutzstreifen wird das Totholz definitiv entfernt. Ansonsten ist Totholz aber ein wichtiger Baustein beim Waldumbau. Es speichert Feuchtigkeit und bietet vielseitigen Lebensraum. Das Brandschutzkonzept, das vor allem den Schutz der umliegenden Ortschaften wie Körbelitz und Wörmlitz zur Aufgabe hat, soll im nächsten Jahr fertiggestellt werden. Feststeht, dass die Wege so ertüchtigt werden, dass sie nicht nur Löschfahrzeuge, sondern auch Krankenwagen gut befahren können. Wird der ehemalige Schießplatz geöffnet, muss Hilfe gewährleistet sein, sollte ein Radfahrer oder Spaziergänger sie benötigen.
Sitzbänke und Wegweiser Darüber hinaus möchte der Bundesforstbetrieb die umliegenden Gemeinden und Vereine für eine Zusammenarbeit gewinnen. Vor mehr als 300 Jahren begann die militärische Nutzung des Geländes, an die Bedürfnisse von Erholungssuchenden musste dabei nie gedacht werden. Sitzbänke sollen aufgestellt und eine Beschilderung erarbeitet werden. Im Moment bietet allein das preußische Gestell, also die Bepflanzung in Quadraten, etwas Orientierung. „Besucherdruck“, wie die Mitarbeiter des Bundesforstbetriebs die Situation umschreiben, ist schon jetzt vorhanden. Spuren von Reitern lassen sich regelmäßig finden. Anders verhält es sich mit den Motocrossern, die ihre offizielle Strecke direkt an der Grenze des Schießplatzes haben. Ihre Reifenspuren findet sich auf dem Areal nicht.
Geöffnet werden kann der Schießplatz erst, wenn alle Wege abgesucht und ertüchtigt sind. „Wege sind immens wichtig“, betonte Martin Vogt. Er ist als Betriebsbereichsleiter unter anderem für die Flächen des Nationalen Naturerbes zuständig. Die Flächen, auf denen weiterhin der Verdacht auf Kampfmittel besteht, werden mit entsprechenden Schildern kenntlich gemacht. Das genügt in Sachsen-Anhalt. Ein Schild gilt hier genauso viel wie ein Zaun. Keine komplette Beräumung Perspektivisch sei auch nicht davon auszugehen, dass die Flächen beräumt werden, informierte Andy Günther. Zwei Gründe sind dafür ausschlaggebend: Es gibt andere Flächen, deren Beräumung als wichtiger eingeschätzt wird, und die Kapazitäten an geeigneten Firmen sind einfach nicht vorhanden.
Neben dem Brandschutzkonzept und der geplanten Öffnung einer Teilfläche des ehemaligen Schießplatzes kümmert sich der Bundesforstbetrieb um den Waldumbau. Die ökologisch wertvollen Offengelände sollen erhalten bleiben, die Kiefernwälder in Laubmischwälder umgewandelt werden. Dabei wird bevorzugt auf Naturverjüngung gesetzt. Überall ist das jedoch nicht möglich. Martin Vogt stellte eine Fläche am Waldrand vor. Unter den hohen Kiefern wachsen nur kleine Kiefern nach. Hier zeigt sich, dass auch die Jagd eine wichtige Rolle spielt, damit neben den kleinen Kiefern auch Laubbäume eine Chance haben. Diese werden vorwiegend von Rehen verbissen.
Ich habe mal versucht einen kleinen unvollständigen Blick in die Geschichte des Übungsgeländes zusammen zustellen:
1713 begann die Militärische Nutzung des Geländes durch Magdeburger Truppen für das Gefechtsexerzieren.
Ende 18. Jahrhunderts Aufschüttung des „Schanzenbergs“
Von etwa 1770 an war die nordöstlich von Körbelitz gelegene Heide Aufmarschgebiet der jährlich Ende Mai für drei Tage stattfindenden Heeresschauen, den so genannten Revuen der preußischen Könige. Der König und seine hohen Offiziere nahmen in den Bauerngehöften des Ortes Quartier, während die zu den Revuen eingeladenen Gäste, darunter auch Offiziere aus Österreich, Russland und Frankreich im benachbarten Schloss Pietzpuhl untergebracht wurden.
1805 unmittelbar vor Ausbruch des 2. Napoleonischen Krieges fand die letzte der Jährlichen Inspektionsübungen (Heeresschau, Revuen) der preußischen Regimenter statt.
1930 Errichtung des Denkmals auf dem Schanzenberg
1936 wandelte die deutsche Wehrmacht das ehemalige preußische Militärübungsgelände in einen für die damalige Zeit modernen Schießplatz um. Dazu gehörte eine aus Stampfbeton errichtete 100 Meter lange und zehn Meter hohe Schießwand.
Bis 1945 war das Gelände Übungsplatz der Deutschen Wehrmacht. Hier wurden u.a. auch Beschussversuche mit großkalibrigen Waffen durchgeführt.
1945 Übernahme des Schießplatzes durch die sowjetische Armee
Ab 1956 Schießübungen der NVA mit Infanterie- und Panzerabwehrhandwaffen Mitbenutzung des südlichen Teils durch ein MotSchtzRgt der WGT (Kettenfahrschulausbildung und Schießen mit Infanterie- und Bordwaffen bis 76mm)
1993 bis 2007 Nutzung durch die Bundeswehr (Infanteriewaffen)
Verblüffend fand ich das sich das Gelände offenbar nicht nur NVA und Rote Armee teilten. Auch die Volkspolizei und die Kampfgruppen trainierten hier. Zu allem Überfluss fand ich bei meiner Suche auch Hinweise das hier sogar die GST geübt hat. Von dem heute privaten Bunker des MfS am Rande des Geländes will ich erst gar nicht anfangen. Was hatte also dieser Übungsplatz so besonderes das ihn alle benutzten? War es die Kugelfangmauer (10m x100m) oder der künstlich angelegte Schanzenberg von dem aus schon Könige das Treiben ihrer Soldaten verfolgte? Spannendes Gelände!!
Kleine Ergänzung zu den Revuen bei Körbelitz. Die erste Revue fand 1748 nordöstlich von Körbelitz im Heidegebiet statt. Weitere Revuen folgten zunächst (meistens) im 3-Jahres-Abstand.