Ein Artikel der Volksstimme ist wiedermal der Grund für ein Thema hier im Forum. Es geht um den Legenden umwobenen "Stasibunker" in Heyrothsberge. Das klingt erstmal gut, kann aber die Erwartungen nicht erfüllen. Ich hab mir mal die Mühe gemacht und habe mal ein bisschen gesucht und siehe da Nix Stasi !! Aber eigentlich viel interessanter. Wenn man dem "Sperrgebiet" Glauben schenken darf handelt es sich in Heyrothsberge bei dem Objekt um die so genannte BEL, die Bezirkseinsatzleitung des Bezirkes Magdeburg. Im Ernstfall wären also die Entscheidungsträger des Bezirkes hier hinab gestiegen um von hier aus Dinge zu entscheiden die wir uns nicht vorstellen wollen.
Bei diesem Schutzraum handelt es sich um einen Bunkertypenbau DLP 09 wie er massenweise in ostdeutscher Erde versenkt wurde. Er bestand im Grunde genommen aus zwei Bunkern LP 09 die variabel zusammen gebaut wurden. LP-09 Der typische Bunker-Typenbau war der sogenannte „Leistungspunkt 09“, abgekürzt LP 09; ein monolithischer und hermetisierbarer Bunker mit den Abmessungen 15 m x 10 m. Die Nutzfläche betrug etwa 140 qm. Der Rest der Fläche wurde gebraucht für die technische Einrichtung (Schleusenbereich, Netzersatzanlage, Toiletten, Belüftungsanlage). Gebaut wurde er vor allem in den 1960er Jahren als Ausweichführungsstelle für Kreiseinsatzeinleitungen, für Kreisämter der Volkspolizei oder für Großbetriebe und Massenorganisationen.
DLP-09 (Doppel-LP-09) Dieses Schutzbauwerk bestand aus zwei Bauwerken vom Typ LP-09 in verschiedenen Bauweisen – gespiegelt mit gemeinsamen Zugangsbauwerk oder separat angelegt mit Verbindungsgang. Wie der LP-09 war es ein monolithischer und hermetisierbarer Bunker, jedoch mit den Abmessungen 30 m x 10 m und einer Nutzfläche von ca. 280 qm.
Gebaut wurde dieser Typ in den 1960er Jahren Ausweichführungsstelle für Bezirkseinsatzleitungen, für Bezirksdienststellen der Volkspolizei oder für Großbetriebe. Q:LostplaceWunderland
Für die Bevölkerung die in dem Wäldchen spazieren ging wurde das Objekt als "wasserwirtschaftliches Betriebsgelände" inzeniert.
Geschichte des Bunkers (nach Sachsenschiene) Leitungspunkt für den Luftschutz-Operativstab des Bezirks Magdeburg, geschützter Arbeitsraum für Partei- und Staatsorgane des Bezirks Magdeburg [2] in Rechtsträgerschaft des MdI ab September 1963 Sicherstellung durch BDVP Magdeburg Ausweichführungsstelle der BEL Magdeburg 01.01.1973 Übergabe von MdI an MfNV Ausweichführungsstelle der BEL Magdeburg und des WBK Magdeburg Sicherstellung durch Stabskompanie WBK Magdeburg und KGH nach 1990 Musikkneipe [1]
Wie man hier sehr schön sieht änderten sich ab und an die Zuständigkeiten. Schluß endlich war die NVA für den Unterhalt zuständig.
Bezirkseinsatzleitung (BEL) BEL waren wie die Kreiseinsatzleitungen Teil der regionalen Kommandostruktur des Nationalen Verteidigungsrates (NVR). Ursprüngliche Absicht war die Einrichtung von Koordinierungs- und Befehlsorganen für den inneren Notstand in allen Bezirken, gründend auf den unmittelbaren Erfahrungen des 17. Juni 1953. Tatsächlich entwickelten sich die BEL zu einem Planungsgremium für den Mobilmachungs- und Kriegsfall. Nicht nur die direkte Steuerung der bewaffneten Organe, sondern besonders die staatliche, wirtschaftliche, infrastrukturelle und gesellschaftliche Vorbereitung des Landes auf eine solche Situation stand im Mittelpunkt der BEL-Tätigkeit seit den 60er Jahren. 1957 begann der systematische Aufbau der BEL. Mitglied der BEL waren der1. Bezirkssekretär der SED als Vorsitzender; der Vorsitzende des Rat des Bezirkes; der Leiter der Abteilung für Sicherheitsfragen in den SED-Bezirksleitungen.Als BEL Sekretär; der Chef der Bezirksbehörde der VP; der Leiter der Bezirksverwaltung (BV) des MfS; der Chef des Wehrbezirkskommandos der NVA sowie von 1966 bis 1968 der Vorsitzende des Bezirkswirtschaftsrates. Zunächst oblag den Chefs der Bezirksdirektionen der Volkspolizei die Stabsarbeit der BEL. Mit deren zunehmend militärischer Ausrichtung übernahmen 1965 die Chefs der NVA-Wehrbezirkskommandos diese Aufgabe. Interne Angelegenheiten des MfS waren nicht Gegenstand der BEL-Beratungen. Weil dort die gemeinsame Koordinierung aller Sicherheitsorgane abgestimmt wurde, erhielten aber auch die Leiter der BV Aufträge zur Umsetzung von BEL-Beschlüssen. Die Aufgaben der BEL wurden in Direktiven und Statuten festgelegt. Mit Befehl 16/89 des NVR-Vorsitzenden Egon Krenz vom 29.11.1989 stellten die BEL ihre Tätigkeit ein. Armin Wagner
Der Vollstädigkeit wegen hier noch ein Plan von einem DDR Bunkertypenbau LP-09. In Heyrothsberge ist aber nun ein DLP-09 verbuddelt was nichts anderes heißt das das Ding ein Doppelter LP-09 ist. Wie genau die beiden Bauwerke mit einander verknispelt sind und ob es dann auch tatsächlich alles doppelt gab ließ sich nicht feststellen.
Ob dann im Ernstfall tasächlich die gesamte Bezirkseinsatzleitung hier in Heyrothsberge unter der Erde gehockt hätten wage ich mal zu bezweifeln da ja zB. Bezirksverwaltung des MfS eine eigene Ausweichführungsstelle hatte. Gleiches gilt für die Bezirksbehörde der VP. Über Gründe läst sich trefflich spekulieren. Ob man sich von Zivilisten im Ernstfall nicht über die Schulter schauen lassen wollte oder ob man aber Mißtrauen hegte konnte ich nicht erfahren. Fakt ist aber das auch das "Bunkerbauprogramm" in der DDR heftig bespart wurde. Vielleicht baute man dann aus eigenen Mitteln seine "Festung".
Aber schau dir mal die Leute an die in der BEL das sagen haben sollten. Quasi die gesamte Führungselite des Bezirkes, so wie sie jedes Jahr am 1.Mai auf der Tribüne standen(Magdeburger Würdenträger mal ausgenommen denn die sollten sich ja wo anders verschanzen) und dennoch kocht jeder sein eigenes Süppchen. Gott sei Dank kam es nie zu einer Bewährungsprobe.
So wie es für die Bezirkseinsatezleitung des Bezirkes Magdeburg in Heyrothsberge einen verbunkerten Ort gab an dem man hätte versucht etwas zu retten was wahrscheinlich nicht mehr zu retten war gab es für alle Kreise des Bezirkrs Magdeburg die so genannte Kreiseinsatzleitung. Hier sollten nach offizieller Lesart, die selben Entscheidungsträger nur eine Ebene tiefer, die Katastrophe abwenden. Für den Kreis Magdeburg, also die Stadt Magdeburg. Hierbei wurde, anders als bei der BEL in Heyrothsberge, auf eine bestehende Bunkeranlage zurückgegriffen. Sie befindet sich im Handelshafen. Laut Sachsenschiene wurde sie in den 1940er gebaut und diente im 2. Weltkrieg als Luftschutzkeller, möglicherweise ein ertüchtigter Gebäudekeller. 1962 wurde diese Anlage dann zum Leitungspunkt für den Luftschutz-Operativstab der Stadt Magdeburg ausgebat, später zur Ausweichführungsstelle der KEL Magdeburg. Am 1.1.1973 übernahm das Ministerium für Nationale Verteidigung vom Ministerum des Inneren die Anlage. Später wieder Ausweichführungsstelle der KEL und des Wehrkreiskommados unter Sicherstellung durch die Stabskompanie des WKK. Größe und Umfang des heute noch existierenden Objekts ist nichts bekannt. Forumsmitglied Militaria hatte seiner Zeit Kontakt zum heutigen Eigentümer aber irgendwie kam es zu keinem dokumentierten Treffen. Bildquelle GE
Ein Artikel in der Voschti über das Fort XII im Stadtpark, erinnerte mich wieder daran, das es ja in der Nachwendezeit einige Gerüchte über die Nutzung des Objektes vor 1989 gab. Schnell wird das Objekt mit dem MfS in Verbindung gebracht. Der Nachwendebetreiber weiß von vielen Telefonen und einem Kartentisch zu berichten. Spekulationen von einen Sammelpunkt für den Fall einer Mobilmachung bis hin zu einem Internierungslager für Regimegegner machten die Runde. Schlußendlich wußte Niemand nix Genaues, wie man so schön sagt. Vielleicht können wir ja etwas Licht ins Dunkel bringen.