Der Streifen wurde 1941 in Hohenwarthe gefilmt, durch Karton-Meier. Zu sehen ist Heldengedenktag im Ort am Kriegerdenkmal, Szenen aus dem Ort, Serbische Fremdarbeiter bei den Bauern, Flakbeobachter am unfertigen Kanal, Elbeschiffe, Ortsbauernfühter Wartenberg auf dem Hühnerschreck, Ortspolizist Golze, und Sperrballon Hohenwarthe auf Sportplatz Schule.
Magado danke Seppel
[ Editiert von Administrator MAGADO-2 am 27.04.13 13:57 ]
Als zum Kriegsende, am 15.April 1945, bei Lostau noch drei blutjunge Flakhelfer starben
Helmut Menzel
Thomas Rauwald berichtete über deren Schicksal in der Burger Rundschau- Volksstimme- vom 20. 2. 2009.
Dort, wo linkerhand der Wald am Külzauer Weg endet und flaches Heideland den Blick über das sanft hügelige Land frei gibt, führt seit eh und je ein ausgefahrener Weg parallel am Waldrand entlang. Schon im April 1945 marschierten hier die deutschen Soldaten, Sturmartilleristen der Burger Sturmgeschützschule, entlang, um aus den Waldunterständen des Külzauer Forstes in die Stellungen am Hochhang des Weinberges an der Elbe zu gelangen. Entlang der Elblinie und auf den Elbdeichen hatte man Verteidigungsstellungen gegen die Amerikaner, die sich bereits auf dem Westufer befanden, ausgehoben. Nach wenigen Schritten wird eine mit niedrigen Büschen umfriedete Grabstätte sichtbar. Drei Holzkreuze und Namenstafeln belegen: Hier sind blutjunge Männer noch kurz vor Ende des mörderischen Zweiten Weltkrieges ums Leben gekommen.
Gerhard Siegel war am 7. August 1927, Alwin Becker am 15. Mai und Reinhard Breuer am 5. Juni 1927 geboren worden. Alle drei starben am 15. April 1945. Nicht einmal 18 Jahre alt wurden sie. Nachdem sich zu DDR-Zeiten mehr Gerüchte und Vermutungen als gesicherte Tatsachen um den Tod der drei jungen Männer rankten, hatte die politische Wende auch die Möglichkeit weiterer Nachforschungen und Aufhellungen ermöglicht.
Die Lostauerin Marlis Getzlaff- jahrelang stand sie dem Heimatverein vor- hatte zu ihrer „aktiven“ Zeit einiges zusammengetragen und erfahren. Die Lostauer hatten sich zu ihrer Schande, gestand sie ein, auch gar nicht so intensiv um diese Gräber gekümmert. Eine Frau Rauber machte allerdings immer wieder darauf aufmerksam. Die Gräber sind aber immer gepflegt worden, obwohl keiner so richtig wusste, durch wen. Nach dem Krieg hätten die Kindergartenkinder die Gräber in Ordnung gehalten, erinnerte sich Marlies Getzlaff an ihre Kindergartenzeit nach dem Kriege. Damals hatten über den Holzkreuzen noch deutsche Stahlhelme gehangen. Später hatte eine Frau Golze aus Möser, die mit Lostau familiär verwurzelt war, die Pflege übernommen. Als sie dazu nicht mehr in der Lage war, hatte sich der Heimatverein der Soldatengräber angenommen. Im Jahre 2000 sind durch den Heimatverein die drei Holzkreuze erneuert worden und auf Vereinsdrängen hatte schließlich die Gemeinde eine kleine Zauneinfassung gesetzt. Derzeit kümmert sich auch die Gemeinde um die Pflege und das Schneiden der Hecke und im November gedachte man der Toten mit einer stillen Kranzniederlegung.
Doch richtig Licht um die bisher nebulöse Geschichte hatte ein Mann erbracht, der sich in den 1990er Jahren im Landgasthof nach der Grabstelle erkundigte. Leider war sein Name nicht festgehalten worden: Dieser Mann, praktisch ein Augenzeuge, war nur durch Zufall dem Schicksal seiner drei Kameraden entkommen. Wie die drei Toten war auch er in den letzten Kriegswochen als Flakhelfer eingezogen und von Süddeutschland in die schwere Flakbatterie Lostau verlegt worden. Auf dem Weinberg hatte es seit etwa 1940/41 eine große Flakstellung gegeben, die die Berliner Autobahn, das Schiffshebewerk mit dem Abstiegkanal und das Magdeburger Industriegelände Rothensee mit der BRABAG, sichern sollte. In unmittelbarer Nähe der Gräber bei Lostau befand sich eine Suchscheinwerfer- stellung, die von vier Flakhelfern bedient wurde. An jenem verhängnisvollen 15. April 1945 hatte dem unbekannten Mann die Tatsache das Leben gerettet, das er sich mit einem Auftrag auf dem Weg nach Körbelitz gemacht hatte. So entkam er dem tödlichen Artillerieangriff der Amerikaner, der in der Mittagszeit auf Lostau niederging. Siehe hierzu die neuesten Informationen zur Beschießung Lostaus und des Weinbergabschnittes durch die Amerikaner, aus den Unterlagen des 120. US Infanterie-Regiments, in dieser Dokumentation. Als der unbekannte Flakhelfer zurückkehrte, waren seine drei Kameraden tot. Einer von ihnen war sogar in seine Plane gehüllt, hatte der Mann berichtet. Die Opfer sind dann an Ort und Stelle bestattet worden. Einfache Holzkreuze und ihre Stahlhelme waren der einzige Grabschmuck.
Doch nicht nur die drei Männer der Flak hatte dieser Tag das Leben gekostet. In ihrer Küche starb durch einen Granatsplitter, der durch das Fenster einschlug, Frau Lauenroth von der damaligen Bäckerei in der heutigen Möserstraße. Deren Tochter wohnt heute über dem Landgasthof. Sie berichtete dem Autor Helmut Menzel weitere Einzelheiten des Geschehens, die ebenfalls in die Dokumentation Eingang fanden.
Mit dem Fall der drei gefallenen Flakhelfer hatten allerdings weder bei Lostau abgestürzte alliierte Flieger, die auch zuerst vor Ort bestattet, dann aber in ihre Heimat umgebettet worden waren, zu tun, noch jene Kriegsopfer, die auf dem alten Friedhof des Ortes beigesetzt worden sind. Unter ihnen befinden sich offenbar auch Italiener, denn ein jüngerer Grabstein mit goldener Inschrift in italienischer Sprache mahnt im Auftrag der Republik Italien zum steten Gedenken an ihre hier ruhenden Staatsange- hörigen. Nach Ansicht des Kreisverbandes des Volksbundes Deutscher Kriegsgräberfürsorge Magdeburg handelt es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um italienische Militärinternierte, die nach Auflösung und Entwaffnung der italienischen Armee im Herbst 1943 in großer Zahl nach Deutschland verbracht worden waren und hier als Hilfskräfte (Zwangsarbeiter) in Industrie und Landwirtschaft eingesetzt waren. Die in Lostau ruhenden Toten können an Krankheiten oder an Schwäche verstorben, bei Betriebsunfällen oder bei Luftangriffen getötet worden sein, wie viele deutsche Zivilisten auch.
Quelle: Thomas Rauwald, „Drei junge Flakhelfer starben zum Kriegsende bei Lostau…“, Burger Rundschau, Volksstimme, 20.Febr. 2009
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Artillerieduelle im Raum Lostau, Hohenwarthe und Glindenberg, in Otto Meiers Erinnerung
aufgeschrieben von Helmut Menzel
Auch Otto Meier aus Lostau hat noch klare Erinnerungen an die Artillerieduelle zwischen amerikanischen und deutschen Truppen. „Als die amerikanischen Truppen Mitte April 1945 das Westufer der Elbe erreicht hatten, schossen diese mit ihrer Artillerie zu uns herüber. Rings um Hohenwarthe und Lostau schossen auch unsere Artilleristen auf die Stellungen der Amerikaner bei Glindenberg, Barleben und an der Reichsautobahn. Auch von der Flakbatterie auf dem Weinberg schossen noch verbliebene 88er Flakgeschütze. Bei Hohenwarthe standen sogar noch 10,5 cm Flakgeschütze in Erdkampfstellung. Neben den Hohenwarther Stellungen wurde vor allem die Weinbergstellung von der amerikanischen Artillerie noch schwer getroffen. Da sind noch am 15. April, so kurz vor Kriegsende, siebzehnjährige Luftwaffenhelfer gefallen. Ihre Gräber befinden sich an einer Waldkante hinter der Lungenheilstätte. Auf den Holzkreuzen hingen noch Jahre lang ihre Stahlhelme. Wie bereits gesagt, wurde noch in den letzten Kriegstagen noch viel hin und her geschossen. Die Amerikaner sollen auf einem der hohen Schornsteine der MIKRAMAG (Mitteldeutsche Kraftwerks AG) einen Artilleriebeobachter, der von dort aus nach Lostau und zum Weinberg hin Beobachtungen machte, versteckt haben. Einer der Schornsteine hatte im oberen Bereich ein Einschussloch, durch welches dieser Beobachter, gut getarnt, mit optischem Gerät eine gute Sicht hatte. Unsere Flak auf dem Weinberg versuchte diesen Schornstein zu zerstören. Doch das gelang nicht, weil die amerikanische Artillerie unsere 88er auf dem Weinberg zum schweigen brachte. Auch vom Heideberg oder Mühlberg aus, wo Wehrmachtsartillerie Aufstellung genommen hatte, wurde zur MIKRAMAG geschossen. Als die Amerikaner diese Artilleriestellung geortet hatten, schossen sie dann auch nach Lostau herüber. Das muss wohl auch am 15. oder am 16. April gewesen sein. In der Nähe unseres Hofes Ahornallee 8 befand sich eine Bäckerei. Die Bäckersfrau wurde von einem Granatsplitter getroffen und starb. In unserer unmittelbaren Umgebung, in der Ahornallee und in der Möserstraße, brannten einige Häuser und Höfe.“
Quelle: Zeitzeugengespräch Otto Meier, Ahornweg 8, Lostau, 16. 9.2009, aufgenommen von Helmut Menzel.
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Diese Chronik existiert nur als Maschinenschrift im Privatbesitz. Sie entstand auf der Grundlage von Handaufzeichnungen aus dem Besitz von Marianne Fehse, nach 1995
Hohenwarthe bekam ab 1927 eine Autobusverbindung mit der Großstadt Magdeburg und etwas später auch mit der Kreisstadt Burg. Das Radio hielt auch 1927 in dem Ort Einzug. Neue Hoffnung keimte auf, als 1928 mit dem Bau des Mittelland¬kanals auf der rechten Elbuferseite begonnen wurde. Für Nicht¬fachleute baute man, zum Erstaunen mitten auf dem freien Feld, hohe Pfeiler und eine eiserne Straßenbrücke. Fakt war, es war der Baubeginn des Schiffshebewerkes Rothensee, der jedoch nochmals zum Erliegen kam. Erst nach der Machtübernahme der National¬sozialisten, Ende Januar 1933, begann wiederum ein wirtschaftlicher Aufschwung. Nun ging es auch in Hohenwarthe wieder aufwärts. Neue Vereine wurden gegründet. 1933 die Frauenschaft, Sturm Abteilung -SA-und Hitler Jugend (HJ), 1934 die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP). Die Arbeitslosigkeit war zu Ende. Um eine bessere Elbüberquerung von West nach Ost zu erhalten, begann man im Jahre 1935 mit dem Bau der 1172 Meter langen Elb¬autobahnbrücke. Im selben Jahr wurde auf dem 75,6m.hohen Weinberg ein Leuchtturm installiert. Rund um Hohenwarthe herrschte eine rege Bautätigkeit. So waren in den Jahren von 1935 bis 1937 ca. 900 Arbeitnehmer, Ingenieure, Angestellte, Handwerker und Arbeiter, an der Autobahn, Autobahnbrücke und am Mittellandkanal beschäftigt. Sie wohnten zum Teil in Privatquartieren. Die überwiegende Zahl jedoch in einem Baracken¬lager am Krähenberg. Das führte natürlich auch zu Spannungen zwischen den Einheimischen und den Fremdarbeitern. Vor allem bei örtlichen Feierlichkeiten und Tanzabenden. So wurde bei einer Saalschlägerei, im Gasthaus "Deutsches Haus" ein junger Hohenwarther Familienvater, im alter von 30 Jahren, durch einen Messerstich tödlich verletzt. Kurz danach bekam der Ort eine Polizeistation. Sie war auch dringend notwendig geworden. Am 10. Januar 1937 wird die Autobahn feierlich dem Verkehr übergeben. Die Jugend hielt an den althergebrachten Bräuchen fest. Noch konnten sie, nach Schulschluss, an ihren Spielgewohn¬heiten festhalten, das Spielen auf der Straße oder dem Sandweg. So unter anderem Ballspiele, Hinkeln, Murmeln, Seilhüpfen, Kreiseln, Reifenrollen, Suchenspiele u.a.m. Viele der Einwohner verwenden die plattdeutsche Mundart, sowohl in der Familie, am Arbeitsplatz oder in der Gastwirtschaft. Fremden gegenüber benutzte man die hochdeutsche Sprache. So gab es zum Beispiel bestimmte plattdeutsche Vokabeln und Wörter: Brotende = Kanten, Brotschnitte = Stulle, Topf = Pott, Bein = Been, Gras = Jras, Häuser = Hüser, Gans = Jans, Pißmiere = Ameise. "Eene jutjebratende Jans is eene jute Jabe Jottes" Abends nach getaner Arbeit, saßen die älteren Dorfbewohner auf einer Bank vor ihrem Hause und unterhielten sich mit den Nachbarn. Zu Ostern gab es noch das Eiertrudeln vom Krähenberg. Zum Vorabend des 1. Mai holte man mit einer Musikkapelle den Maibaum aus dem Wald, der dann am nachfolgenden Tag, in einem feierlichen Rahmen, geschmückt mit Girlandenringen, aufgerichtet wurde. Eine weitere Tradition war das Rosenbinden, vor der Schulentlassung. Aus Kreppapier wurden abends gemeinsam Rosen gebunden. Über jeder Tür ist dann am Tag vor der Konfirmation eine Girlande aufgehängt worden. Nach der Konfirmation gingen dann alle noch einmal zu den Eltern der Schulentlassenen, sagten Dank und verabschiedeten sich. Danach begann für fast alle die Lehrzeit. Im Frühjahr 1937 begann die Hohenwarther Jugend, nach Feierabend und an den Wochenenden, mit dem Bau ihres Sportplatzes und des Schießstandes. Der Sportplatz wurde noch im selben Jahr fertig gestellt. Der sportliche Aufschwung weitete sich aus. Vier Fußballmannschaften nahmen an den Punktspielen auf Kreisebene teil.Schüler, Jugend, 2. und 1. Mannschaft. Aber auch die Turner, Radrenner und Radballer waren mit Begeisterung dabei. Wenn auch geschickt die politische Agitation mit integriert wurde, so war sie für die aktiven Sportler nur sekundär. Schüler und Jugendliche spürten zwar, dass eine neue Bewegung auf der Tagesordnung stand. Aber Sinn und Zweck dieser politischen Bewagung ist den meisten damals fremd geblieben. Der Sport und das Spielen war primär. Im Sommer konnten die Kinder noch in der Elbe baden. Man sagte nicht: "Kommst du mit zum baden?" Es hieß: "Ick joh turn boden, kommst de met?" Im Winter machte das Schlittenfahren vom Krähenberg oder Schlittschuhlaufen auf den Kuhlen sehr viel Spaß. Die Schulausbildung bestand aus einem Volksschulabschluss. Seit Jahrzehnten gab es nur zwei Schulklassen. Von der 1. bis zur 4. in einem Schulraum und von der 5. bis zur 8. in einem anderen Schulgebäude. Es gehörte schon eine intensive Konzentration dazu, z.B. wenn der Lehrer den Lehrstoff für das 5. und 6. Schuljahr durchnahm und man selbst der 7. oder 8. Klasse angehörte.
Nach dem Ende eines jeweiligen Schulunterrichts gab es für die Jugend der dreißiger Jahre, eine abwechslungsreiche Beschäftigung. Einige Kinder von Arbeiterfamilien verdienten sich gern ein Taschengeld beim Bauern. Hierzu gab es stets Gelegenheit. Im Frühjahr wurden Rüben verzogen. Im Sommer wurde Getreide gebündelt. Eine besondere Freude machte nach getaner Arbeit, die schweißbedeckten Pferde in der Elbe zu waschen. Desweiteren half man im Herbst bei der Kartoffel- oder Rübenernte. Für jede Nachmittagsbeschäftigung von 13 bis 18 Uhr zahlte der Bauer den helfenden Kindern 0,50 RM. Wenn um 18- Uhr die Kirchenglocke läutete war für die Feldarbeiter Feierabend. Durch die Vollbeschäftigung in Stadt und Land wuchs auch der Fremdenverkehr. Von der Dampferanlegestelle Strombrücke fuhren tagtäglich die Personenschiffe nach Hohenwarthe und teilweise bis nach Niegripp. Auguste, Cäcilie, Saxonia, Marggraf, Sachsen-Anhalt brachten die Magdeburger Gäste nach Hohenwarthe. Es war die Blütezeit für die sieben Hohenwarther Gasthäuser.
Mit Blick auf die Elbe liegt die Gaststätte von Friedrich Bätges "Elbschlösschen“ mit .einer hübschen Veranda und einem Kaffeegarten. Hinzu kommt ein großer Saal, in der manch eine fröhliche Veranstaltung stattgefunden hat. Keine hundert Meter entfernt liegt Köppes gnoßes Gastihaus, das "Landhaus". Es war der größte Hohenwarther Saal. Bis zu 400 Personen fanden hier Platz. Hinzu kam der hübsche Kaffeegarten mit weiteren 300 Plätzen. Direkt an den Elbberg gebaut liegt die kleine Gaststätte von Frederichs, "Das Fährhaus". Auf der Veranda konnte man sein Kaffeegedeck genießen und die Schiffe, Kähne und Boote auf der Elbe anschauen. Die Frederichs waren auch Eigentümer der Elbfähre. Als die Autobahnbrücke noch nicht fertig war, mussten alle Personen und Pferdegespanne über die Elbe gefahren werden. Preis Pro Person für hin und zurück 0,10 RM. Für Pferdegespann 0,50 RM. Gingen die Ausflügler zur Ortsmitte, fanden sie Öhlschlägers Gasthaus "Deutsches Haus". Eine wirklich gute gästefreundliche Bewirtung fand man dort vor. Im Sommer konnte man in dem gut angelegten Kaffegarten seine Getränke- und Esswünsche vortragen. Ca 50 Meter entfernt, auf der anderen Straßenseite, lag Dedens Gasthaus "Grüner Baum" hier konnte man nicht nur im Kaffeegarten sein Nachmittagsgedeck einnehmen, sondern auch gleichzeitig ein deftiges Fleisch-oder Wurstartiges Menü. Denn der Gastwirt war gleichzeitig auch Schlachter und Hausschlachter. Nach Einnahme einer kräftigen Mahlzeit, konnte man in geselliger Runde sich auf der im Garten liegenden Kegelbahn die Pfunde wieder abschwitzen. Geht man die Dorfstraße in Richtung Möser weiter, kommt man an Spechts Kaffeerestaurant „Waldesruh“ vorbei, und hat sich der Gast dann entschlossen, weiter bis nach Möser zu laufen, so konnte er im Juli, rund zwei Kilometer weit, knackige Süßkirschen von den Bäumen pflücken. Er durfte sich nur nicht erwischen lassen. Von der Dampferanlegestelle führte ein Weg, in ca. 20 Meter Höhe, immer an der Elbe entlang, zu Königs "Waldschänke". Mitten im Wald und vom Kaffeegarten mit Blick auf die Elbe, konnte man genießerisch seinen Kaffee Schlürfen und Kuchen essen. Gleich nebenan haben sich einige Magdeburger Bürger ein Wochen¬endhäuschen errichtet. Ein wirklich idyllisches Plätzchen dort. Auch für die Ortsansässigen war es stets ein erholsamer Spaziergang. Hinzu kam der gut angelegte Spielplatz. Mit einem Satz, es konnte sich in Hohenwarthe wohlfühlen, jeder Gast!
Unser Ort hatte in den dreißiger Jahren rund 900 Einwohner. Die überwiegende Zahl der erwachsenen Männer waren Handwerker und Arbeiter. Die meisten von denen mussten mit dem Fahrrad nach Magdeburg oder Burg zur Arbeit fahren - Arbeitszeit 8-10 Stunden. Beschäftigung fanden sie im Hafen, auf der Werft, in den Fabriken, wie Zinkhütte, Brabag, im Handel, in den Krankenhäusern Lostau undBurg, bei der Knäcke, Maschinenfabrik, sowie in der Forst u.a.m. Aber auch einige Selbständige hatte unser Ort. 2 Stellmacher, 1 Tischlerei, 1 Drechsler, 1 Elektriker, 1 Gärtner, 1 Hufschmied, 2 Frisöre, 1 Gemüsehändler, 2 Kolonialwarenhändler, 1 KfZ- und Fahrrad-Reparatur Werkstatt, 1 Tankstelle, 1 MiIchverkauf, 1 Kohlenhändler, 3 Bäckereien, 3 Schlachtereien, 2 Hausschlachter,1 Schuhmacher, 2Müller, Wer Kleidung oder Schuhe, sowie Möbel und andere größere Gegenstände kaufen wollte, musste schon nach Magdeburg oder Burg fahren. Es gab aber auch kleine Handlungsreisende, die ihre Ware von Haus zu Haus anboten. Sogar Ratenzahlung war bei denen möglich. Wer im Sommer Getränke kaufen wollte, hatte einmal in der Woche die Möglichkeit. süßlich braunes Bier zu kaufen. Der Bierhändler auf der Straße rief:: "Pup Orsch knall, der Liter 0,23 RM !" In Erinnerung blieb dem Schreiber, dass wir noch 14 selbständige klein- und mittelgroße Bauernhöfe hatten, die von der jeweiligen Familien selbst bewirtschaft wurden. Dort, wo die(Frauen gleichfalls einer Beschäftigung nachgingen, waren die Kleinkinder in einem Kindergarten untergebracht. Die Schulkinder im Alter von 6 bis 10 Jahren gehörten der sogenannten Kükengruppe an. Betreut wurden sie von Frauen. Zwischen 2 bis 4 mal traf man sich im Monat. Die gemeinsamen Spiele waren: Sackhüpfen, Eierlaufen, sowie Singen und Geschichten erzählen. Wer das Alter überschritten hatte, wurde in die nächste Altersstufe von 10 bis 14 Jahren übernommen. Die Mädels in den sogenannten BDM - Bund deutscher Mädels (Jungmädels), die Jungens in das Jungvolk der HJ. Auch hier waren die Treffzeiten unterschiedlich. Ballspiele, Leichtathletik, sowie Wettkämpfe standen im Vordergrund. Hinzu kam jedoch schon ein leichter politischer Unterricht zum tragen, ohne gleich die eventuellen Folgen zu erkennen.
Und wer das 14. Lebensjahr überschritten hatte, für den bestand die Möglichkeit direkt in die HJ übernommen zu werden. Jedoch ist in dieser Altersgruppe die politische Willensbildung intensiver ausgeübt worden. Zu dem Leistungssport, wie Fußball, Langstrecken¬lauf, Geländelauf, gehörte nun auch eine vormilitärische Ausbildung, Schießen und Nachtlauf dazu. Ein Großteil dieser Jugentlichen waren bereits in der Lehre. Daher erfolgten diese Zusammenkünfte entweder abends oder sonntags-vormittags. Leider war für diese heranwachsende männliche Jugend mit der Lehrzeit auch die schöne Jugendfreizeit zu Ende. Es war das Ende der dreißiger Jahre erreicht. Viele von denen mussten nun den Arbeitsanzug mit dem Soldatenrock tauschen, ohne zu wissen, in welche katastrophale Lage sie hineingeraten, traten einige mit Freuden ihren Militärdienst an. Anlass zu solch einer positiven Einstellung, war mit Sicherheit die langjährig versteckte politische Ausbildung, sowohl in der Schule, als auch in der Lehre und während der sportlichen Veranstaltungen. Es konnte sich keiner dagegen wehren. Wer das tat, wurde für Jahre aus dem Verkehr gezogen. Viele der Schul-Abschlussjahrgänge 1941/42 konnten ihre Lehrzeit nicht mehr beenden. Als 16/17Jährige mussten sie noch in dem wohl schrecklichsten Krieg aller Zeiten, ihren Dienst verrichten. Und so rückte die Katastrophe immer näher. Noch am 16. Januar 1945 bombardierten Alliierte Flugzeuge die Stadt Magdeburg. Sie wurde dem Erdboden fast gleichgemacht. Tausende unschuldiger Menschen haben ihr Leben lassen müssen. Die Front rückte immer näher. Im April 1945 sprengen deutsche Wehrmachts¬angehörige die Autobahnbrücke, in der Hoffnung, somit den herannahenden Feind aufhalten zu können. Das Gegenteil war aber der Fall. Tausende Männer, Frauen und Kinder, die sich vor den russischen Soldaten in Sicherheit bringen wollten, war der Fluchtweg nun versperrt. Auf der Westseite der Elbe haben die Alliierten ihr Endziel erreicht. Aufgrund des Jaltaer Abkommens überqueren sie die Elbe nicht. In der Annahme in Golzes Mühle sei ein Beobachtungsstand eingerichtet, schossen sie die Mühle in Brand. Beim Artilleriebeschuss flüchteten Ortsan¬sässige mit den Treckern in Richtung Wald und Pietzpuhl. Tiefflieger nahmen die auf Anhängern Sitzenden aufs Korn und erschossen drei junge, Hohenwarther. Anfang Mai haben sich auch die russischen Streit¬kräfte an die Elbe herangekämpft. Das tausendjährige Reich hat nun aufgehört zu existieren.
Sechzig junge Männer aus Hohenwarthe haben ihr Leben für einen wahnsinnigen, unnötigen Krieg lassen müssen. An dessen unmittel¬baren Folgen noch weitere fünf junge Männer und ein 23jähriges Mädel ums Leben kam. Was war geschehen? Die daheim gebliebenen Jugendlichen mussten, auf Anordnung der sowjetischen Kommandantur die Flakstellungen auf dem Weinberg zuschaufeln. Ohne sich der Folgen bewusst zu sein, warf ein Junge eine gefundene 8,8cm Granate mit in die Grube. Beim Aufprall explodierte sie. Vier Mädels wurden leicht verletzt. Jedoch das 23jährige Mädel so schwer, dass es an den Folgen noch in der Nacht, im Burger Krankenhaus starb.(Andere Aussage: Lostauer Krankenhaus). Leider traten nicht alle sowjetischen Besatzer wie anständige Sieger auf. Dieses haben einige Mädels und Frauen zu spüren bekommen. Nacht für Nacht mussten sie sich vor den so genannten Befreiern verstecken. Wer entdeckt wurde, wurde vergewaltigt. Auch Plünderungen waren an der Tagesordnung. Zum Schrecken der Ortansässigen betei¬ligten sich auch einige Hohenwarther daran. Aus jeder Wohnung wurde das Radio konfisziert. Ein Großteil der Jugend und Männer im Alter von 16 bis 60 Jahre brachte man nach Belzig ins Internierungslager (NKWD). Die Unterbringung und Verpflegung soll katastrophal gewesen sein. Viele mussten bis zu einem halben Jahr dort bleiben. Dort wo früher die Elbfähre den Fluss überquerte, bauten die Alliierten eine Behelfsbrücke. Damit stellten sie die Verbindung zu den drei alliierten Besatzungsmächten nach Berlin her. Aufgrund des Jaltaer Abkommens, überquerten am 1. Juli 1945, die sowjetischen Soldaten die Elbe und bezogen kurz vor Helmstedt die neue Grenze.
(Einige Korrekturen machte Helmut Menzel)
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Die Autobahnbrücke Hohenwarthe im Wandel der Zeit Nach einer Information aus dem Internet 1939 hatte Hohenwarthe 1056 Einwohner. Bedingt durch den 2. Weltkrieg wurden 1942 die Arbeiten am Mittellandkanal eingestellt. Die Elbüberführung und das Kanalbett nördlich von Hohenwarthe sowie das bereits halb fertig gestellte Doppelschiffshebewerk blieben unvollendet zurück. Die Elbe-Autobahnbrücke Hohenwarthe ist mit 1170 m das längste Brückenbauwerk der Autobahn 2. Sie überspannt nördlich von Magdeburg bei Hohenwarthe bei Stromkilometer 338,60 die Elbe und das eingedeichte Vorland. Der Brückenzug wurde erstmals zwischen 1935 und 1936 als Abschnitt der Reichsautobahn Berlin-Hannover errichtet und am 10. Januar 1937 dem Verkehr übergeben. Im Rahmen des sechsstreifigen Ausbaus der Bundesautobahn 2 (Verkehrsprojekt Deutsche Einheit Nr. 11) wurde die alte Brücke zwischen den Jahren 1994 und 1997 durch einen Neubau ersetzt. Alte Brückenkonstruktion Das erste Bauwerk hatte für jede Richtungsfahrbahn einen Überbau mit zwei Fahrstreifen, aber ohne Standspur. Der Brückenzug war in Längsrichtung zweigeteilt in eine 832 m lange massive Vorlandbrücke und eine 327 m lange stählerne Strombrücke. Zwischen beiden Abschnitten war ein breiter Trennpfeiler angeordnet. Die Flutbrücken bestanden aus einer Reihe von Durchlaufträgern, die durch Dehnfugen getrennt waren und Feldweiten von 33,5 m aufwiesen. In Querrichtung besaßen sie einen 22,5 m breiten Stahlbetonplattenbalkenquerschnitt mit vier Stegen. Über der Elbe war eine dreifeldrige Fachwerkbrücke mit obenliegender Fahrbahn bei einer maximalen Stützweite von 140,7 m vorhanden. In der Untergurtebene eines Überbaus war ein öffentlicher Gehweg angeordnet. Der Zugang erfolgte über Treppenhäuser in den Trennpfeilern. Am 15. April 1945 sprengte die deutsche Wehrmacht die Strombrücke der Autobahn. Noch 1945 entstand eine hölzerne Behelfsbrücke. Diese wurde 1952 durch einen einstreifig befahrbaren Überbau der Richtungsfahrbahn Berlin−Hannover mit einer maximalen Stützweite von 128 m auf den alten Pfeilern ersetzt und die Behelfsbrücke wurde abgetragen. Zwischen 1967 und 1969 wurde auch der zweite Überbauabschnitt der Richtungsfahrbahn Hannover−Berlin wiederhergestellt. Nach einer Instandsetzung des älteren Überbaus war schließlich das Bauwerk im Jahr 1980 in beiden Fahrtrichtungen zweistreifig befahrbar. Neubau 1994- 1997 Der Neubau, wiederum eine zweigeteilte Konstruktion, wurde 1994 begonnen. Er ersetzte den alten Brückenzug durch zwei getrennte breitere Überbauten, die im lichten Abstand von 5,0 m angeordnet sind. Als Mindestdurchfahrtshöhe auf der Elbe war beim höchsten schiffbaren Wasserstand 6,5 m einzuhalten. Die Bauwerke sind mit einer Breite von 19,25 m für je drei Fahrstreifen und einen Standstreifen ausgelegt. Der nördliche Überbau der Strombrücke ist mit 21,75 m um 2,5 m breiter als der südliche, da er zusätzlich noch einen Fuß- und Radweg hat. Von der alten Brücke wurden sowohl die Überbauten als auch die Widerlager abgebrochen. Das Bauwerk war im Jahr 1997 fertig gestellt, die Baukosten betrugen ungefähr 107 Millionen DM.
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Günther Brandts Erinnerungen an den Beschuss Hohenwarthes und die Behelfsbrücken
Aufgeschrieben, am 13.11.2010, von Helmut Menzel
„Von den Verwandten meiner Frau, den Königs, die die Waldschänke betrieben, erfuhr ich nach dem Kriege, wie sich der Beschuss Hohenwarthes durch die Amerikaner auswirkte. Auch die Waldschänke lag unter Artilleriefeuer. Dabei wurde der Opa von Ronald Krietsch vor dem Kanalbrücken-Widerlager von amerikanischen Scharfschützen erschossen. Er wurde in Hohenwarthe beerdigt. Der alte Krietsch war beim Volkssturm und hatte sich mit anderen Hohenwarthern im östlichen Widerlager in Sicherheit gebracht. Auch Hans König war damals mit dabei. Die Waldschänke selbst hatte bei dem Artilleriebeschuss keine nennenswerten Schäden erlitten. Granatsplitterschäden im Dachbereich konnten schnell repariert werden. Die Veranda am Hang und das Wohnhaus wurden schon während eines Bomberangriffs auf das Industriegelände Rothensee zerstört. Eine verirrte Luftmine war hier herunter gekommen.
Als sich die Wehrmacht auf unsere Seite vor den Amerikanern zurück zog, hatte sie auch die Autobahnbrücke gesprengt und die Fähre unbrauchbar gemacht. Als die Russen in Hohenwarthe waren, errichteten sie an der Fährstelle eine Pontonbrücke. Die wurde aber durch Hochwasser zerstört. Dann bauten die Amerikaner eine lange, hohe, aber schmale Holzbrücke.“
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Hohenwarthe, Teil der Hauptkampflinie an der Elbe, gegen die Amerikaner
Aus der Erinnerung von Gerhard Lenz, Kanalstr.3, Aufzeichnung von H. Menzel, 5.11.2010
„Als an der östlichen Elblinie die Verteidigungsstellungen durch OT-Männer und auch RAD-Soldaten errichtet wurden, mussten auch die Bauern Hohenwarthes Holz zum Stellungsbau und Bau von Straßensperren heran schaffen. Auf der Hohenwarther Hauptstraße wurde eine Straßensperre kurz vor der Nordstraße, bei Köppe und Säger und eine nördlich der Autobahn, aus gossen Baumstämmen, errichtet. Die Baumstämme wurden aus den Wäldern bei Pietzpuhl und Stegelitz herbei geholt. Otto Delenz besaß einen kleinen Traktor. Mit dem sind wir mit einer Holzladung über die Autobahnbrücke mitgefahren, als diese noch nicht gesprengt war. Drüben, auf Glindenberger Seite, am Deich, wurden die Stämme zum Bau einer Panzersperre gebraucht. Wir kippten die dicken Stämme nur ab und fuhren zurück, um eine neue Ladung zu holen. Als dann die Amerikaner da waren und das westliche Elbufer besetzten (13/14.4.45) und Hohenwarthe (ab 15.4.45) beschossen, wurden hier etliche Häuser und Höfe schwer beschädigt oder zerstört. Viele Dorfbewohner flüchteten. Wir hatten einen Onkel in Sandkehnert. Hastig wurde das Nötigste zusammen gepackt und los ging es. Der Ortsbauernführer Warthenberg hatte uns mit dem Pferdewagen bis Wörmlitz mitgenommen. In der Nacht kampierten wir in einer Scheune. Am nächsten Morgen hat uns dann einer seiner polnischen Fremdarbeiter, der einen Trecker fuhr, nach Sandkehnert, durch den Wald, über die Autobahn gefahren. Meine kleine Schwester war schwer krank. In Sandkehnert hatte sie kein Ton mehr von sich gegeben. Ihre Augen waren verkrampft geschlossen und ihre Atmung war kaum noch feststellbar. Muttern hat sie aber trotzdem mitgenommen. In Wörmlitz hatte sie die Arztschwester bereits abgeschrieben. Dennoch nahmen wir sie nach Sandkehnert mit. Im Wald wurden wir noch von Tieffliegern beschossen. Alle sprangen vom Wagen und verkrochen sich im Gestrüpp und Unterholz. Als der Spuk vorüber war ging es weiter. Mein Onkel in Sandkehnert war Schäfer. Er hat meine kleine halbtote Schwester mit Tee usw. wieder auf die Beine gebracht. Das erschien uns allen wie ein Wunder. Meine Oma blieb in Hohenwarthe und fütterte die Ziegen und Schweine. Noch war es in Hohenwarthe ruhig. Doch augenblicklich setzte der Artilleriebeschuss ein. Als dann wieder längere Zeit wieder Ruhe herrschte, holte uns der Pole wieder mit dem Trecker und Anhänger aus Sandkehnert nach Hohenwarthe zurück. Insgesamt waren wir mit drei Familien in Sandkehnert untergekommen. Amerikanische Tieffliegerangriffe gab es nun öfters. Als die Amerikaner in Glindenberg und am Kanal standen schoss unsere Flak auf dem Weinberg auf den Gegner, in Richtung Ebendorf, weil auch dort Ami-Geschütze gemeldet wurden, die Hohenwarthe beschossen. ( Natürlich waren auch östlich Barleben feindliche Artilleriestellungen und Granatwerfer bei Glindenberg). Das östliche Widerlager der unvollendeten Trogbrücke des Mittellandkanals wurden von den Hohenwarthern und den Bewohnern der Waldschänke bei Fliegeralarm als Luftschutzbunker genutzt. Auch jetzt, während des Beschusses bot es ausreichenden Schutz. Da wurde ein Herr Krietsch noch von einem amerikanischen Scharfschützen erschossen. Dieser Scharfschütze war auf dem westlichen Widerlager oder Vorlandpfeiler in Stellung gegangen und schoss auf alles, was sich östlich bewegte. Krietsch war mit einer Tochter des Besitzers der Waldschänke verheiratet. Neugierig, ob alles nun wieder ruhig sei, kam er aus dem Bunker, mit weißer Fahne. Kaum hatte er das freie erreich, da traf ihn ein Geschoss am Bein. Der zweite Schuss traf ihn tödlich. Die größeren Bengels aus Hohenwarthe, wie zB. Fritze Tröster, hatten sich mit allerhand Waffen ausgerüstet, die die Wehrmachssoldaten bereits weggeworfen hatten. Viele dieser Soldaten hatten sich bereits jetzt schwimmend zu den Amis abgesetzt, unten am Elbschlösschen bei der zerstörten Elbfähre. Bei uns im Haus waren vier deutsche Soldaten am Tage untergebracht. Wo in Hohenwarthe die Wehrmacht noch einquartiert war, weis ich heute nicht mehr. Als dann wieder Alarm gegeben wurde und der Ami wieder schoss, waren wir im großen Keller in Sicherheit. Dort schliefen wir auf den Matratzen die einfach auf den Kartoffeln ausgelegt wurden. Die Kellerfenster waren mit Brennholz zugestapelt. Die Soldaten oben glaubten, dass ihnen im Hause nichts passieren könne. Im Gartenweg Hohenwarthes schlug eine Granate ein, riss einen Krater und die Splitter flogen herum. Als unsere Soldaten nun doch noch schnell in den Keller wollten riss sie die Detonation im Hausflur nieder und warf sie auf die Fliesen. Man sah ihnen nun den Schrecken, der ihnen jetzt durch die Glieder jagte, deutlich an. Sie hatten Glück, dass niemand verletzt wurde. Hinten im Wald, an der Bruchstraße (Waldkante Krähenberg), war eine größere Panzergruppe der Wehrmacht in Wartestellung abgestellt. Die Panzerrohre waren alle nach Norden gerichtet. Sie standen in den niedrigen Kuscheln nebeneinander in Reihe und getarnt. Unter den Panzern hatten die Soldaten Mulden ausgehoben und mit Stroh von den Bauern ausgelegt. Das waren für Tage die Schlafgelegenheiten. Auf der anderen Seite der Brückstraße, Nähe Erlenweg, war ein kleines Munitionslager eingerichtet. Dort waren die Munitionskisten ca. 2.5 m hoch gestapelt. Da schossen die Amis rein und alles explodierte in Kettenreaktionen. Hinterher war dort alles verwüstet, wie ein großer Kahlschlag. Zuletzt standen auf dem Weinberg nur noch drei 8,8 cm Flakgeschütze und ein Sturmgeschütz. Später haben wir die Munition, die hier herum lag aufgesammelt. Die Geschosse wurden von den Hülsen gebrochen und die Treibladungsstangen heraus geholt, um auf dem Sportplatz damit allerhand Unfug anzustellen. Die Gefahren waren uns damals nicht bewusst. Auf dem Krähenberg oben war zuletzt noch eine deutsche Artillerie-Batterie aufgestellt worden. Um Schussfeld nach Westen herzustellen, fällten die Artilleristen dort die Bäume in Richtung Elbe. Von dort aus wurden die Amerikaner bei Glindenberg, Barleben, Rothensee und beim Schiffshebewerk beschossen. (Dabei hat wohl auch der Trogbehälter des Hebewerkes einen Treffer bekommen). NS-Mitgleder versuchten in Zivil die Elbe zu überqueren um den nahenden Truppen der Roten Armee zu entgehen. Einer von ihnen, Wilhelm Neumann hatten die Amerikaner ergriffen und auf einen Jeep gebunden und fürchterlich verprügelt. Irgend wie muss er wieder frei gekommen sein. Später wohnte er bei Verwandten in Glindenberg. Den Ortsbauernführer Warthenberg haben die Amerikaner in die Kriegsgefangenschaft gebracht. Auch er kam später wieder zurück und wohnte bei Verwandten in Wörmlitz (nach seiner Enteignung). Noch bevor die Russen kamen und die Amis über die Elbe setzten, hatten Wehrmachtsangehörige mit einem kleinen Autokran fahruntüchtige PKWs im Dorf aus den Garagen geholt und zum Teil instand gesetzt. Die fahrfähigen PKWs wurden von Soldaten konfisziert und weggefahren. Wencks 12. Armee benötigte alles was fahrtüchtig war, um die Truppen nach einmal nach Osten zu werfen, um die russischen Vorstöße zu dämpfen und um so die Reste der eingeschlossenen 9. Armee mit tausenden Flüchtlingen aus dem Kessel zu befreien. Wohl am 4. Mai, einen Tag vor der Ankunft der Russen, sind die Amis mit Sturmbooten an der Fährstelle, neben der gesprengten Autobahnbrücke nach Hohenwarthe übergesetzt, um verwundete deutsche Soldaten ans Westufer zu holen.“
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Aufzeichnung des Zeitzeugenberichtes von Marianne Fehse, durch H. Menzel, 5.11.2010
„Die Amerikaner waren bereits in Glindenberg. Von Barleben und Glindenberg aus beschossen sie Hohenwarthe, weil sich hier zahlreiche Wehrmachtsangehörige befanden, um das Westufer zu sichern. Amerikanische MG-Stellungen befanden sich auf dem östlichen Widerlager der unvollendeten Kanalbrücke. Während des Bescusser durch Artillerie und Granatwerfer suchten ganze Familien Hohenwarthes in dem bunkerähnlichen Widerlager af der Ostseite der Elbe Schutz. Hier war man sicher aufgehoben. Schon während der ständigen Fliegeralarme nutzte man das Widerlager als Bunker. Ein gewisser Herr Krietsch, der diesen Schutzraum unvorsichtiger weise verließ, wurde von einem amerikanischen Scharfschützen getroffen und starb. Dieser Scharfschütze befand sich im westlichen Widerlager und hielt alles hier im Schach. In diesem Bunker war man zwar sicher, man saß aber wie in einer Falle, da die Ein- und Ausgänge vom Amerikaner eingesehen wurden. Als die Amerikaner Hohenwarthe mit Artillerie beschossen, richteten sie im Dorf große Schäden an. Dort, wo wir wohnten, war das Dach zerstört. In der Gaststätte Deutsches Haus war ein deutscher Soldat getötet worden. Den Anblick habe ich heute noch vor Augen. Der lag in der offenen Tür. Mehrere Höfe hatten schwere Treffer erhalten. Viele Hohenwarther flüchteten während des Beschusses nach Pietzpuhl. Eilig wurden Traktoren mit Hängern angespannt. So brachte man ganze Familien auf dem schnellsten Wege in Sicherheit. Nach dem Beschuss kehrten die Hohenwarter wieder zurück. Dabei wurden sie aber von amerikanischen Tieffliegern beschossen. Es gab wieder Tote auf dem Hänger. Dieser Zwischenfall ereignete sich, als das Gefährt den schützenden wald verlassen hatte und ein Stück auf der Autobahn fuhr. Ein Tiefflieger kreiste laufend über Hohenwarthe. (Das wird ein Artilleriebeobachter gewesen sein, von denen in den amerikanischen Berichten die Rede ist, H. Menzel.) Da es nur ein kleines leichtes Flugzeug war, hatten wir es erst gar nicht ernst genommen, bis der Pilot plötzlich auf uns schoss. Als die Amis über Hohenwarthe und Lostau herum flogen, bin ich mit meinem Onkel gerade mit dem Fahrad und Anhänger nach Gommern geradelt, um dort Zucker zu kaufen. Wir waren gerade an der scharfen Kurve (Wunderlings Ecke) in der Nähe des Krankenhaus Lostau auf dem Heimweg, als auch wir von einem Tiefflieger beschossen wurden. Als er auf uns zu flog warfen wir die Räder beiseite und landeten im Straßengraben. Die Geschosse verfehlten uns und rissen nur den Straßenbelag auf. Wir hatten noch einmal Glück gehabt.“
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Als die Russen in Hohenwarthe waren, wollten die Fremdarbeiter in ihre Heimat.
Aus Ruth Storchs Erinnerungen, aufgeschrieben am 9.11.2010 von H. Menzel
„Als die Russen in Hohenwarthe waren, wollten die Fremdarbeiter in ihre Heimat. Ich sehe noch den Wagen auf dem Schullehof stehen. Unsere Fremdarbeiter haben alles oben aus dem Fenster geworfen, auf dem Wagen geladen, um es mitzunehmen – Pelzmäntel, Wertsachen, Koffer und Kästen. Der Fremdarbeiter Fedja hegte solchen Hass, dass er noch Gestikulierungen machte und immer wieder rief: Germanski aufhängen! Schließlich sind diese Menschen nicht überall gut behandelt worden. So hatten sie auch schon einen Koffer meiner Mutter aufgeladen, den sie aber konsequent zurück forderte und auch bekam. Opa Schulle stand auf dem Hof, auf seinem Stock gestützt und musste alles mit ansehen. Fassungslos sagte er: Herr Jesus, nehmt uns doch nicht alles weg, lasst uns doch auch ein bisschen was! Das Lebensmittelgeschäft hatte alle möglichen Sachen, Zucker, Mehl, Süßstoff usw. in Blechbehältern im Garten vergraben, für schlechte Zeiten… Das hatte der Fremdarbeiter aus der Bäckerei beobachtet, weil er zur Bäckerei Klewitz immer gleich durch die Gärten lief. So haben die Fremdarbeiter bei ihrem Abzug diese Verstecke an die Russen verraten. Die Gärten wurden darauf hin mit Eisenstangen abgesucht, die sie systematisch in die weiche Erde bohrten. Als die Russen schon einige Zeit in Hohenwarthe waren, fluteten auch viele Fremdarbeiter aus dem Westen in ihre Heimat zurück. Sie kamen über die russische Pontonbrücke, unten an der Fährstelle und zogen durch Hohenwarthe, über Möser, nach Osten weiter.
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Gerhard Lenz erinnerte sich: Hohenwarthe nun russisch!
Aufzeichnung des Zeitzeugengesprächs zwischen Gerhard Lenz, Kanalstr. 3 in Hohenwarthe und H. Menzel, am 5.11.2010
„Die Russen waren im Anmarsch (5.4.1945). Erstaunlicherweise herrschte in Hohenwarthe eine spannungsgeladene Ruhe. Viele Fensterläden waren verschlossen. Gespannt schaute man durch die Ritzen auf die Straße. Da kamen sie auch schon ins Dorf. Die Bruchstraße, Kanalstraße und die Mörtelstraße waren voll von Panjewagen… Als die sowjetischen Soldaten nun in Hohenwarthe waren, erlebten wir zunächst Plünderungen und auch Vergewaltigungen. Zunächst nisteten sich diese Soldaten im Barackenlager an der Elbe und vor allem in den ehemaligen Wehrmachtserdbunkern und Unterständen in der Nähe des Sportplatzes ein. Diese Bunker lagen zwischen Bruchstraße und Sportplatz in dem Wäldchen. Dort hausten sie regelrecht. Im Dorf hatten Komunisten mit roten Armbinden eine so genannte Polizeitruppe und eine erste Ortsverwaltung gebildet. Es hatte den Anschein, dass sie es anfangs als ihre wichtigste Aufgabe ansahen, den Russen vergrabene Wertsachen der Bauern zu verraten. Nun wurden fast alle Gärten mit Eisenstangen sondiert. Und sie wurden fündig. Sogleich setzte in Hohenwarthe auch eine Denunziationswelle ein, die von der ersten Ortsverwaltung ausging. Schließlich kannten die sich im Dorf bestens aus. Es herrsche Willkür… Eines Tages mussten sich alle Männer in der Kommandantur melden. Sie wurden hier zu Marschkolonnen zusammen gestellt und unter scharfer Bewachung marschierten sie Richtung Osten, u. a. nach Belzig, ab. Die Frauen des Dorfes begleiteten die Kolonne weinend noch bis zur Autobahn. Der inzwischen als Bürgermeister eingesetzte Kommunist versuchte diese Frauen mit den Worten zu beruhigen: die kommen doch bald wieder… Doch es sollten Wochen und Monate vergehen… Nicht alle kamen zurück. Einige starben in den Lagern (NKWD) und auf Märschen durch Hunger und an Erschöpfung. Aber auch in und um Hohenwarthe ordneten die Sowjets Arbeits- und Aufräumeinsätze an. Ehemalige Verteidigungsstellungen mussten beseitigt werden. Auch den großen Panzergraben am Weinberg musste die Bevölkerung zuschaufeln. Dabei kam es zu einem schweren Unfall. Ein Junge hatte dort eine aufgesammelte Flakgranate während der Arbeiten in den Graben geworfen. Die Granate explodierte. Ein Mädel, welches hier schaufelte, erlag seinen Verletzungen und andere Arbeiter wurden schwer verletzt. Russische Pioniere errichteten nach ihrer Ankunft, am 5.Mai 1945, an der Fährstelle eine erste niedrige Behelfsbrücke (nach verschiedenen Aussagen eine Pontonbrücke).
Da die Amerikaner nun eine Verbindung nach Berlin herstellten, reichte die kleine Behelfsbrücke nicht mehr aus. So bauten die amerikanischen Pioniere eine neue, höhere und längere hölzerne Behelfsbrücke, neben der gesprengten Autobahnbrücke. Ich erinnere mich auch, dass einmal ein amerikanisches Militärfahrzeug (LKW), mit einer großen Anzahl Frauen darauf, über diese Brücke nach Berlin fuhr. Die Fahrer waren Schwarze. Hier mussten sie aber den russischen Kontrollposten passieren. Von diesem wurde der LKW erst durch gelassen, nach dem die Amis den Russen eine Kiste Schnapsflaschen übergeben hatten. Mit Alkohol waren damals viele Russen bestechlich.“
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„Die Russen sind da !“ Hohenwarther Erinnerungen von Marianne Fehse
Aufgeschrieben am 5. 11. 2010 von Helmut Menzel
„Die Russen kamen am 5. Mai 1945 vormittags nach Hohenwarhe. Aus vielen Fenstern hatten die Bewohner weiße Laken heraus gehängt. Das hieß kampflose Übergabe. Wir hatten das alles erst überhaupt nicht so schlimm erwartet. Erst in der Nacht wurde es klar, als wir aus den Häusern geholt und mit Gewehrkolben in den Rücken geschlagen wurden. Man trieb uns die Straße entlang. Meine ältere Schwester und ich schrieen vor Angst und Schmerz, aber niemand konnte uns helfen. Ich bekam einen Nervenzusammenbruch. Meine Mutter und meine Oma hatten sich noch schützend vor uns gestellt. Doch meiner Schwester half das nicht. Sie wurde von betrunkenen Russen vergewaltigt. Das war aber kein Einzelfall. In Hohenwarthe erging es vielen Frauen und Mädchen so. Sah so eine siegreiche Armee aus? Sie kamen nicht mit Panzern. Kleine Pferde zogen beladene Panjewagen. Soldaten mit schmutzigen Uniformen durchsuchten jetzt die Häuser. Selbst die Gärten wurden nach vergrabenen Sachen durchwühlt. Mit Eisenstangen durchbohrten sie die Erde und wurden fündig. An der Elbe, wo heute die neue Gaststätte steht, befand sich das RAD- Barackenlager. Dahatten sich die russischen Soldaten nun eingenistet. Dort hin verschleppten sie die jungen wehrlosen Mädchen. Die Russen brachten auch große Mengen Kühe und Pferde, die sie irgend wo konfisziert hatten, mit. In Hohenwarthe mussten alle Waffen, Uniformen und Radios abgegeben werden. Die Männer, alle die laufen konnten, mussten sich am 7. Mai in der Kommandantur melden. Es hieß, zum Arbeitseinsatz! Die sind aber gar nicht mehr nach Haus gekommen. Unter Bewachung marschierten sie in mehreren Kolonnen nach Osten, nach Belzig usw. (NKWD-Lager). Eine russische Kommandantur war bei Frau Funke in der Möserstraße 1 und eine zweite war bei Pröllwitzens eingerichtet worden, wo sich alle jungen Männer zu melden hatten. Hier wurden wir Mädels und Frauen auch von einem Frauenarzt untersucht… Eine dritte Kommandanturstelle befand sich an der Hauptstraße bei Dedens. Hier war eine Offiziersstele eingerichtet. Eine erste Ortsverwaltung Hohenwarthes setzte sich u.a. aus den Kommunisten Wisug, Bertram und Ferch zusammen.“
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Frau Fehse erinnerte sich an die ersten Behelfs- und Pontonbrücken Hohenwarthes
Aus dem Gespräch mit Marianne Fehse vom 5.1.2010 Von H. Menzel
„Die Amerikaner und Russen hatten kurz nach der Besetzung Hohenwarthes eine einfache Pontonbrücke im Bereich der Fährstelle errichtet. Über diese Brücke durften nur bestimmte Personen fahren oder laufen. Da ich beim Wasserstaßenamt arbeitete, besaß ich auch einen besonderen Dienstausweis. Mit diesem Ausweis durfte auch ich die Brücke passieren. Diese Pontonbrücke soll aber bald durch Hochwasser zerstört worden sein. Bald darauf errichteten die Amerikaner eine behelfsmäßige hölzerne Pionierbrücke nördlich neben der gesprengten Autobahnbrücke. Auf dieser fuhren dann die Alliierten nach Berlin. Auf östlicher Seite führte eine kurze Verbindungsstraße von der Brücke zur Autobahn. Gelegentlich stürzten von dieser langen und schmalen Brücke Militärfahrzeuge ab, weil sie zu schnell fuhren.“
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Lostau von Amerikanern beschossen und was davon bei Frau Lauenroth im Gedächtnis blieb
Aufzeichnung von Helmut Menzel
„Kurz bevor die Autobahnbrücke Lostau – Hohenwarthe gesprengt wurde, sind noch viele deutsche Soldaten und Zivilisten auf das Ostufer der Elbe vor den Amerikanern geflohen. Auch vom von unserer Seite sind bereits schon jetzt Menschen zu den Amerikanern noch rüber gekommen. Das waren wohl Zwangsarbeiter, die dort ihre Freiheit suchten. Dann krachte es und die Brücke war zerstört. Am 15. April 1945, etwa gegen 19.30 Uhr, erhielten wir hier in Lostau den ersten heftigen Artilleriebeschuss der Amerikaner. Wir hatten unsere Gaststätte bereits Ende 1944 schließen und ein Notkrankenhaus einrichten müssen. Im Saal waren Patienten untergebracht. Vorn, in der Gaststube, befanden sich Kinderbetten und hinten lag der Verbandsraum. An jenem 15. April hatten wir unsere eigenen Betten in den Keller gebracht, wo wir nun schlafen wollten. Ein möglicher Beschuss wurde von unseren Soldaten angekündigt, denn auf der anderen Elbseite war amerikanische Artillerie in Stellung gegangen. So haben wir uns am späten Nachmittag von den Schwestern, zu denen wir ein gutes Verhältnis hatten und von den Kinderpatienten verabschiedet und zogen in den Keller. Gerade als wir nach unten gingen, begann ein fürchterliches Artilleriefeuer auf Lostau und Umgebung. Im Keller konnten wir zwar das Donnern hören und die Detonationen spüren, wussten aber nicht, ob unsere Geschütze zurück schossen. Pausenlos knallten Abschüsse und Einschläge. Wir waren im Keller schließlich kopflos. Bereits nach wenigen Minuten wurden die ersten Verwundeten aus dem Dorf zum verbinden gebracht. Es gab in Lostau auch Tote, z.B. meine Schwiegermutter. Schwiegereltern hatten oben an der Ecke, Hermann–Göring-Str. Nr. 23 (heute Möserstraße), eine Bäckerei. Das war ein Eckhaus. Splitter von Artilleriegranaten durchschlugen die westseitigen Fenster, als sie in den Keller laufen wollte. Ein Splitter traf sie scher, der die Haustür durchschlug. Schwer verletzt wurde sie zu uns gebracht und notdürftig versorgt. Von hier sollte sie zum Krankenhaus (Lungenheilstätte) gebracht werden. Auf dem Weg dort hin verstarb sie. Die Kranken- schwester und ihr Mann, die sie dort hin tragen wollten, gerieten selber unter Beschuss. Dabei wurde auch die Krankenschwester tödlich getroffen. In unser Notlazarett sind etliche Lostauer zum verbinden gebracht worden. Ein Soldat ist hier gestorben und wurde auf dem Friedhof beigesetzt. Mehrere Häuser wurden in Lostau getroffen, wie beispielsweise oben die Bäckerei mit dem Stallgebäude, dann unten das Backsteinhaus des Dachdeckers am Friedhof, der ebenfalls verwundet wurde, und in unserem Stall vor der Scheune schlug eine Granate ein. Auch das Lostauer Krankenhaus wurde getroffen, aber nicht gezielt, sondern eher zufällig, denn auf dem Dach des Hauses I war ein großes rotes Kreuz aufgemalt, was der Artilleriebeobachter (kleines Flugzeug) gesehen haben musste. Auf dem Gelände des Krankenhauses waren jedenfalls auch Granateinschläge und Trichter zu sehen. Die mussten wir später noch zuschütten, als die Russen das Krankenhaus nach dem 5. / 6. Mai übernahmen. Wenn man von Hohenwarthe aus nach Lostau rein kommt, fährt man direkt auf ein Haus zu. Dort befand sich eine Scheune, die als Lager für Panzerfäuste eingerichtet war. Außerdem lagen dort auch noch mehrere deutsche Soldaten, die die Lage in Lostau gerade zu ihrem Stab funkten. Nur so konnten die Amerikaner mitbekommen haben, dass hier Munition lagerte. Durch gezielten Schuss wurde die Scheune in die Luft gesprengt. Das Detonieren der Munition und Panzerfäuste nahm kein Ende. Es entwickelte sich ein riesiges Feuer und die Scheune brannte in der Nacht restlos nieder. Was aus den Wehrmachtssoldaten in der Scheune wurde, weiß ich allerdings nicht. Das kann man sich aber vorstellen. Am Weinberg hatten auch Wehrmachtssoldaten Stellung bezogen. Die hatten später bei meinem Schwiegervater, als dieser die Backstube notdürftig wieder hergerichtet hatte, Kuchen bestellt. Nun buk er für die ganze Mannschaft Topfkuchen. Doch da bekamen sie plötzlich ihren Marschbefehl, da der Russe sich bereits auf Burg zu bewegte. Noch vor ihrem Abmarsch kamen die Soldaten in die Bäckerei und sagten: Bestellung zurück, wir müssen weg! Da hat mein Schwiegervater ihnen die fertigen Topfkuchen dann so mitgegeben.“
Quelle: Zeitzeugengespräch mit Frau Lauenroth, Landgasthof Möserstr. In Lostau, 22.4.2009, aufgezeichnet von Helmut Menzel.
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